Pastor Volker Dieterich-Domröse Thema: Wie kommen wir an den Tisch Jesu? (Lk 26,17-29)
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- Werner Weiß
- vor 7 Jahren
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1 Tischabendmahl Gründonnerstag 2011 Markuskirchengemeinde Stade Gemeindehaus Uhr Pastor Volker Dieterich-Domröse Thema: Wie kommen wir an den Tisch Jesu? (Lk 26,17-29) Ablauf: Andacht zum Eingang Klavier-Vorspiel Begrüßung und Einstimmung 1.Lied: 225 (3) Komm, sag es allen weiter Gebet Tischrede zum Thema Wie kommen wir an den Tisch Jesu? (2 kurze Musiken) 2. Lied: 229 (3) Kommt mit Gaben und Lobgesang Mahlfeier: Einsetzung I: (Präfation, Vater-Unser, Einsetzungsworte) Austeilung: Brot Gemeinsames Essen Einsetzung II: Austeilung: Dankgebet Schlussandacht: 3. Lied: Wenn das Brot, das wir teilen (Leipzig 60) Abkündigungen 4.Lied: 266 (5) Der Tag, mein Gott ist nun vergangen Segensgebet EG 852 Segen Klavier-Nachspiel Mit Bildern vom Abendmahl: Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Markusgemeinde und Kalender aus Leine-Solling Tischrede zum Thema: Wie kommen wir an dentisch Jesu? Liebe Schwestern und Brüder! Celine und Sarah, zwei dicke Freundinnen im Kindergarten spielen immer zusammen. Rebecca kommt neu in den Kindergarten und freundet sich mit Celine an. Rebecca fragt Celine: magst du Sarah? Und Celine antwortet: ist meine beste Freundin. Aber neulich hat sie ihrer Mutter einen Euro weggenommen. Finde ich blöd. Viele andere Kinder hören das auch. Am nächsten Tag geht es im Kindergarten rum. Sarah ist eine Diebin. Wer hat gepetzt? Alle habe das weiter erzählt. Und ein paar Kinder fragen sich: Bin ich das gewesen?
2 Frau Rietentiet, die Schwester aus dem Pflegedienst, spricht bei der Teamsitzung mit ihren Kolleginnen. Sie hat bei ihrem letzten Besuch von der alten Frau Sprenger gehört, dass die Enkelin Clara von Onkel Gerd angefasst worden ist. Clara ist total verstört. Sonst ist sie so quirlig. Den anderen Schwestern hatte Frau Sprenger das auch schon erzählt. Aber keine hat sich getraut, mit diesem Wissen zum Jugendamt zu gehen. Frau Sprenger fühlt sich von den Schwestern verraten. Und jede fragt sich: Bin ichs gewesen, die hätte einschreiten müssen? Max arbeitet in der Schlosserei in der Behindertenwerkstatt. Er und Sabine sind ein Paar. Schon lange. Sie arbeitet in der Wäscherei. Andere Kollegen sagen zu Max: die Sabine, die taugt nichts. Die schmeißt sich an jeden ran. Dieses dumme Gerede kriegen auch andere Mitarbeiter aus der Schlosserei mit, und die Betreuer auch. Aber keiner ergreift Partei für Sabine. Sabine wird ganz mutlos und zieht sich auch von Max zurück. Der denkt bestimmt auch schlecht von mir. So geht die Liebe der beiden in die Brüche. Sie fühlt sich verraten. Und die anderen denken: Habe ich die beiden verraten. War ichs? 80ster Geburtstag an der Wolga. Der Kalender an der Wand zeigt den 24. Juni Familie Pass sitzt beim Essen. Es wird schwäbisch gesprochen. Der 80jährige Vater redet von seinen Sorgen wegen des deutschen Überfalls auf Russland vor ein paar Tagen. Da fängt Heinrich, der Schwiegersohn an zu schimpfen und brüllt: Stalin ist doch viel schlimmer als Hitler. Ist doch gut so. Seine Frau sagt: Psst! Sei still! Rede doch nicht so laut! Man könnte dich hören und dann Ein paar Tage später wird Heinrich von der Polizei abgeholt. Jemand hat ihn verraten. Viele aus der Familie haben weiter erzählt, dass Heinrich sich so aufgeregt hatte. Aber wer hat ihn verraten? Einige fragen sich: War ichs? Gründonnerstag: Es ist Abend. Bald beginnt die Nacht. Jesus sitzt mit seinen Freunden am Tisch. Sie essen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln, ihn zu fragen: Herr, bin ich's? Heute feiern wir das Abendmahl, das Jesus am Gründonnerstag erfunden hat. Es ist die Nacht, da Jesus verraten ward. So heißt es in den Einsetzungsworten die wir bei jedem Abendmahl hören. Musik Jesus isst zusammen mit seinen Freunden. Einer von ihnen wird das Unfassbare tun und ihn verraten. Jesus weiß das, er ahnt das. Aber er schließt den Verräter nicht aus der Gemeinschaft des Essens aus. Liebe Schwestern und Brüder, Essen ist Leben gemeinsames Leben. Wie wichtig für Jesus die Tischgemeinschaft mit seinen Freunden war, zeigt der letzte Abend seines Lebens. Er sitzt zum letzten Mal mit seinen Jüngern an einem Tisch, der Verräter Judas ist nicht ausgeschlossen, sondern dabei. Und weil Jesus weiß, was auf ihn zukommt, ist dieses Essen ein besonderes Essen.
3 Er verbindet das Essen und Trinken mit seinem Geschick. Das Brechen des Brotes und das Trinken des Weines aus einem Kelch bekommen eine neue Bedeutung. Lukas hat aufgeschrieben: (Mt 26, ) Aber am ersten Tage der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passa feiern mit meinen Jüngern. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln, ihn zu fragen: Herr, bin ich's? Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es. Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes,1 das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Diese Szene ist oft gemalt worden. Die berühmteste Darstellung stammt von Leonardo da Vinci. Sein Bild Das letzte Abendmahl hängt auch in unserer Kirche drüben: in der Taufkapelle, neben dem Taufbecken. Bild zeigen: Leonardo Den Augenblick höchster Erregung hat Leonardo gemalt: Gerade hat Jesus angekündigt, dass ihn einer der Jünger verraten wird: Einige sind aufgesprungen und reden laut und heftig. Andere diskutieren, wieder andere haben ihren Platz verlassen und fragen Jesus: Bin ich es etwa? Du meinst doch wohl nicht mich? Nur Jesus ist ruhig. Er scheint ganz versunken zu sein, gar nicht mehr richtig da. Denkt er an das, was ihm bevor steht? Überlegt er, wie er die Jünger, die er verlassen muss, trösten kann und stärken? Wir wissen es nicht. Mit diesem Bild haben wir uns schon oft auf Konfirmandenfreizeiten beschäftigt. Wir haben die Konfirmanden gebeten, das Bild anzuschauen und dann nachzustellen. Bild zeigen vom Konfi-Seminar in der Wingst In diesem Bild können wir uns wieder finden. An diesem Tisch haben wir Platz. Auch wir gehören ja durch die Taufe zu Jesus Christus, und wir sind wie die Jünger: mal überzeugt, dann wieder schwankend und voller Zweifel. Auch wir verraten Jesus oft
4 genug, verleugnen ihn, verlassen ihn wie seine Jünger. Er stößt sie aber nicht hinaus. Sagt nicht: Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben Er wird auch uns nicht verstoßen von seinem Tisch. Das konnten die Konfirmanden verstehen und erleben, als wir damals noch in der Wingst zum Thema Abendmahl das Bild nachgestellt haben. Auch wenn es seltsam aussieht und erst zum Lachen reizt, es war mehr als ein Spiel. Ein wenig ist es der Versuch, eben auch an Jesu Tisch zu kommen. Bei ihm unseren Platz zu finden. Gibt es einen Weg an Jesu Tisch? Zum Beispiel für Petrus? Petrus hatte Jesus vor seiner Kreuzigung auch verraten. Jesus? Den kenne ich nicht! hatte er dreimal geantwortet, als man ihn fragte: Warst du nicht auch immer mit dem zusammen, den wir jetzt verhaftet haben. - Und Jesus, der Auferstandene, begegnet Petrus wieder und fragt ihn: Hast du mich lieb? Petrus antwortet Ja Herr, das weißt du doch. Und Jesus vergibt ihm und gibt ihm einen neuen Auftrag. Jesus lebt. Gott ihm neues Leben geschenkt, ein Leben, in dem er anders ist als früher aber doch derselbe.darum haben die Freunde nun keine Angst mehr. Sie, die ihn doch alle verlassen hatten nach seiner Verhaftung. Sie wissen: Der Tod hat Jesus nicht festhalten und besiegen können. Jesus lebt. Das erzählen sie den anderen Jüngern. Das ändert eben alles. Dass Jessu nicht im Tod verschwunden ist, sondern lebt, das macht Gemeinschaft mit ihm möglich. Das macht es möglich, mit ihm am Tisch zu sitzen - anders als die Jünger beim letzten Abendmahl aber es ist dieselbe Gemeinschaft. Musik (Hannoversche Allgemeine Zeitung) Northeim. Jetzt ist er da und ab sofort an vielen Orten im Landkreis Northeim erhältlich: der Kalender des Kirchenkreises Leine-Solling mit dem Titel mehr als essen und trinken, um den es schon im Vorfeld viele Diskussionen gab. Vorlage für die monatlichen Motive ist das berühmte Da-Vinci- Gemälde Das letzte Abendmahl, das von zwölf verschiedenen Personengruppen aus dem Kirchenkreis nachgestellt worden war. Superintendent Heinz Behrends erklärt: Das Bild von da Vinci ist kein Altar- oder Heiligenbild, das der Anbetung dienen soll. Es hängt an der Wand des Speisesaals der Dominikaner-Kapelle in Mailand. Da Vinci stellt den Moment dar, in dem Jesus gerade vor dem Mahl angekündigt hat: Einer von euch wird mich verraten. Eine Situation mit großer Dynamik für jede Gruppe. Die Darsteller, egal ob Motorradfahrer, Feuerwehrleute oder Landwirte, denken sich auf den Kalenderfotos in diese Situation hinein und verstehen die Geschichte besser. Mir gefällt der Kalender supergut. Ein paar Bilder habe ich daraus mitgebracht. Kinder aus einem Kindergarten stellen das Leonardo-Bild nach: Vielleicht sind auch Celine und Rebecca dabei: die Freundinnen. Und Sarah, von der alle erzählen: sie ist eine Diebin. Irgendein Kind hatte gepetzt. Alle haben das weiter erzählt. Und Jesus verzeiht den Petzen und sagt zu den
5 Kindern: Kommt her zu mir! Vertragt euch wieder. Ich bin für jedes Kind da. Auch für Sarah und Celine und Rebecca und die anderen. (Bild Schwestern) Pflegerinnen aus der St. Sixti Schwesternstation in Northeim. Irgendwo darunter könnte Frau Rietentiet sitzen, die mit ihren Kolleginnen jetzt weiß, dass sie alle die kleine Clara und ihre hilfesuchende Oma verraten haben. Und sie empfangen von Jesus Brot und Wein so können sie ihre Schuldgefühle herunter schlucken und anschließend beraten, wie sie gemeinsam der Familie helfen können. Die Harz-Weser-Werkstätten. Max, der Schlosser und Sabine, die Wäscherin sind wieder ein Paar. Schon lange. Sabine weiß jetzt, dass Jesus nicht schlecht von ihr denkt. Dass er für sie da sein will und sie mit Brot und Wein stärken will. Sie kann den Verrat der anderen verzeihen und auch die Lästerer haben am Tisch Jesu gemerkt, dass die die Liebe schützen sollen und können. (Landwirte) Das ist nicht 1941 sondern heute. Aber auch die Familie Pass an der Wolga, deren Schwiegersohn verraten und deportiert wurde, das waren ja Landwirte. Heinrich ist nicht mehr da. Alle hoffen, dass er die schlimme Arbeit in Sibirien überstehen wird. Aber vertrauen darauf, dass Jesus auch ihm beisteht. Und sie feiern das Abendmahl zusammen als Zeichen der Versöhnung. Auch der Verrat ist bei Jesus aufgehoben. Verrat kann das Leben nicht endgültig zerstören. Sie können als Familie weiter leben und kämpfen und durchhalten. Bild: Lukas als Jesus Das ist Lukas. Ein Konfirmand in der Position von Jesus, der alle einlädt. Wir lassen uns einladen. So kommen wir also alle an Jesu Tisch. Als Gäste des auferstandenen Jesus. Nicht des Jesus, der vor langer Zeit lebte. Wir müssen nicht künstlich den Abstand überbrücken, sondern er überbrückt ihn ja für uns, weil Jesus nicht an Raum und Zeit gebunden ist. So ist Jesus der unsichtbare Gastgeber bei jedem Abendmahl, das gefeiert wird. Auch heute bei uns. Nicht zu sehen und doch da, so sicher wie wir das Brot kauen, den Saft Trinken. Und an seinem Tisch ist für jeden Platz, keine Schuld, die nicht vergeben werden könnte, kein Zweifel, der von ihm trennt. Platz für Euch und Platz für uns. Ein Ausblick und ein Vorgeschmack des himmlischen Festmahles am Ende der Zeiten. In Gottes neuer Welt. Wenn wir alle mit Jesus feiern und keiner fehlen wird auch kein Verräter. Auch nicht Judas!
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