Hecken. 1
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- Gudrun Fleischer
- vor 7 Jahren
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1 Hecken I. Wozu dienen Hecken in der Agrarlandschaft? Hecken erfüllen vielfältige Funktionen in der Agrarlandschaft: Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und helfen die Artenvielfalt zu erhalten. Außerdem schützen sie vor Erosion, wirken regulierend auf den Wasserhaushalt und bereichern das Landschaftsbild. Hecken als Lebensraum für Pflanzen und Tiere Durch ihren Reichtum an Blüten und Früchten, ihre Vielfalt an Pflanzenarten sowie ihren mehrschichtigen Aufbau (Boden-, Kraut-, Strauch- und Baumschicht) bieten Hecken zahlreichen Tieren Lebensraum. Die Hecke ist ein wichtiges Refugium, von dem aus die Tiere benachbarte Felder besiedeln. Sie dient den Tieren: als Winterquartier (z.b. für Igel und Erdkröten) als Versteck (z.b. für Vögel und Feldhasen) als Nahrungsraum (z.b. Bienenweide im Frühjahr, Beeren im Herbst für Vögel) als Revier und zur Revierabgrenzung (z.b. als Sitz- und Singwarte für Vögel) Hecken als Erosionsschutzmaßnahme Insbesondere in Regionen mit sandigen Böden sind Hecken als Schutz vor Winderosion von großer Bedeutung. Bis zu einer Entfernung, die etwa der 15-fachen Höhe der Hecke entspricht, verringert sich die Windgeschwindigkeit über dem Acker. Um dem Wind möglichst viel Kraft zu nehmen, sollte die Heckenpflanzen eine ungleichmäßige Wuchshöhe haben, so dass keine glatte Oberkante entsteht. Die optimale Wirkung wird erzielt, wenn die Hecke nicht absolut winddicht ist, sondern noch 50% des Windes durchlässt. Quer zur Hangneigung angelegte Hecken vermindern auch die Wassererosion. Die Hecke sollte dazu möglichst in der Mitte des Hanges angelegt werden. Hecken und Pflanzenschutz Zu den typischen Bewohnern von Naturschutzhecken zählen viele Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Vögel. Die Goldammer z. B. nistet in Hecken und ernährt sich überwiegend von Insekten, die der Landwirtschaft schaden. Auch der Regenwurmbesatz ist im Einflussbereich von Hecken höher. Der Laubfall der Hecken führt zu einem erhöhten Magnesium- und Phosphatgehalt des Bodens und 1
2 verbessert so die Nährstoffversorgung. Bis zu einer Entfernung von 200m konnte eine ertragssteigernde Wirkung von Hecken auf den Kulturpflanzenbestand nachgewiesen werden. Allerdings finden auch Schadorganismen wie zum Beispiel Blattläuse in Hecken einen Lebensraum. Hecken schaffen zudem ein feuchteres Kleinklima, das vor allem bei Getreide zu einem erhöhten Pilzbefall führen kann. II. Wie lege ich eine Hecke an? Für die Anlage von Hecken sollten heimische Gehölze verwendet und die Gegebenheiten des Standortes beachtet werden. Dabei sollten Naturschutzinteressen und die Bedürfnisse des Landwirtes in Einklang gebracht werden. Die Auswahl kann sich an vorhandenen Naturschutzhecken der Umgebung orientieren. Heimische Gehölze bieten besonders vielen Arten Lebensraum, sind anspruchslos, widerstandsfähig und billig in der Anschaffung. In der mittleren Pflanzreihe können auch kleinwüchsige Baumarten wie zum Beispiel Obstbäume verwendet werden. Wann und wo lege ich eine Hecke an? Die beste Pflanzzeit für laubabwerfende Gehölze ist Oktober bis November oder März bis April. Die Hecke sollte nach Möglichkeit an die Geländestruktur und Schlagform angepasst werden. Eine Anlage quer zur Bewirtschaftungsrichtung ist arbeitstechnisch nicht empfehlenswert. Auf hinreichende Schlaggrößen und freie Zufahrtswege sollte geachtet werden. Um die Beschattung zu minimieren, ist die Anpflanzung von Hecken auf der Südseite von Wegen, Gräben und Bächen besonders günstig. Abb.: Zeichnung Pflanzbeispiel, LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. 2
3 Ein mehrreihige Hecke ist einer einreihigen Anlage vorzuziehen. Für eine mehrreihige Hecke sollte möglichst eine 8-10 m breite Fläche zur Verfügung stehen, damit sich seitlich der Hecke Krautstreifen etablieren können. Im ersten Jahr ist es notwendig, die jungen Gehölze in Trockenperioden zu bewässern und gegebenenfalls starken Gras- und Krautwuchs zu entfernen. In der Nähe von Kernobstanlagen und Baumschulen sollten nach Möglichkeit keine Dornensträucher und Obstbäume in den Hecken angepflanzt werden, da die Gefahr besteht, dass sie den Feuerbrand verbreiten. II. Was ist eine Benjeshecke? Hecken können als herkömmliche Heckenpflanzung oder auch als Benjeshecke angelegt werden. Für Benjeshecken wird bandartig Schnittgut von Bäumen und Sträuchern der Umgebung abgelegt. Der Schnittgut-Wall bietet ein günstiges Kleinklima, in dem sich zunächst Kräuter und später Sträucher von selbst ansiedeln. Um die Heckenbildung zu fördern, sollte vor der Aufschichtung des Walls etwa jeden Meter ein Strauch gepflanzt werden (Initialpflanzung). Das Prinzip einer Benjeshecke ist die bandartige Ablagerung von Baum- und Strauchschnittgut. Durch Selbstansaat siedeln sich in diesem Schnittgutwall erst Kraut- und später Gehölzpflanzen der Region an. Der Wall aus Schnittgut schafft ideale Standortbedingungen für die Jungpflanzen. Die Verdunstung ist im Schatten des Walls herabgesetzt und die Zersetzung des Schnittgutes liefert wertvolle Nährstoffe. Initial-Sträucher fördern die Entwicklung Um die Heckenbildung zu unterstützen, sollte vor der Aufschichtung des Walls etwa jeden Meter ein Strauch gepflanzt werden. Als Initial-Sträucher eignen sich besonders Pflanzen, die in der unmittelbaren Umgebung der Benjeshecke nicht vorkommen. Deren Samen werden also nicht durch Wind oder Vögel in die Hecke eingetragen. Anders als bei einer Heckenpflanzung werden die Initial-Sträucher in der Benjeshecke durch den Wall vor Wildverbiss geschützt. 3
4 Schnittgutwall mit System aufschichten Der Schnittgutwall sollte etwa einen Meter hoch und 3 m breit sein. Die Äste werden so geschichtet, dass die dicken Enden unten und die Zweigspitzen oben und außen liegen. Die Schichtung darf nicht zu dicht sein, da die Samen Licht zum Keimen brauchen. Entwicklung durch natürliche Sukzession Benjeshecken lassen der natürlichen Sukzession Zeit und Raum. Das Ergebnis ist eine besonders natürliche Hecke aus regionalen Pflanzen. Dafür dauert es lange, bis die Benjeshecke die ökologischen Funktionen einer Hecke voll erfüllt. Aber auch der Reisigwall ist bereits ein wertvolles Biotopelement. Die Anlage einer Benjeshecke ist sehr kostengünstig, da Heckenpflanzen nur in geringem Umfang erworben werden müssen. Außerdem bieten sie eine Möglichkeit, Schnittgut anderer Hecken sinnvoll zu verwenden. IV. Wie pflege ich eine Hecke richtig? Damit Hecken ihre ökologische Funktionsfähigkeit langfristig behalten, müssen sie gepflegt werden. Die Pflege ersetzt die ursprüngliche Nutzung der Hecke. So überaltert die Hecke nicht und ein gesunder, vielfältiger Pflanzenbestand wird gefördert. Alle Jahre wird die Hecke im Winterhalbjahr abschnittsweise "auf den Stock gesetzt". Sie haben weitere Fragen? Bei speziellen Fragen zur Anlage von Hecken wenden Sie sich an Ihre regionalen Gartenbauämter und Naturschutzbehörden oder an das Beratungsangebot der Landwirtschaftskammer und der Anbauverbände. 4
5 Quellen und weitere Informationen Übersicht über typische Gehölzarten einer Naturschutzhecke Adressen von ökologisch wirtschaftenden Baumschulen in ihrer Nähe, bei denen sie Pflanzgut für die Heckenanlage beziehen können, finden sie bei Eco-World unter dem Stichwort Baumschule Eco-World LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg. Landschaftspflege Merkblatt 1: Pflege von Hecken LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg. Landschaftspflege Merkblatt 2: Anlage von Hecken Content&filename=Landschaftspflege2.pdf NABU - Info: Hecken und heimische Gehölze. Thomas von Elsen, Götz Daniel (2000): Naturschutz praktisch. Ein Handbuch für den ökologischen Landbau. Bioland Verlags GmbH und Stiftung Ökologie & Landbau, ISBN
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