Eingangsspiel der Orgel: Bach: Toccata

Transkript

1 - 1 - Oster-Gottesdienst 2014 Matthäuskirche, 20. April 2014, Uhr Text: damit Gott alles in allem sei (1. Kor 15,19-28) Beat Hänni, Pfarrer Matthäuskantorei unter Leitung von Stephen Smith Eingangsspiel der Orgel: Bach: Toccata Lesung: Mk 16,1-8 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2Und sehr früh am ersten Tag der Woche kommen sie zum Grab, eben als die Sonne aufging. 3Und sie sagten zueinander: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? 4Doch wie sie hinschauen, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist. Er war sehr gross. 5Und sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem langen, weissen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. 6Er aber sagt zu ihnen: Erschreckt nicht! Jesus sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Das ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt haben. 7Doch geht, sagt seinen Jüngern und dem Petrus, dass er euch vorausgeht nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8Da gingen sie hinaus und flohen weg vom Grab, denn sie waren starr vor Angst und Entsetzen. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich. Chor: Harris: Der schöne Ostertag (siehe RG 486) Predigt zu 1. Kor 15,19-28 ( damit Gott alles in allem sei ) Können wir wie in diesem Lied so über den Tod hinaus auf Jesus hoffen? Es ist, als ginge bei aller Osterfreude, das Erschrecken der Frauen in Jerusalem über das leere Grab Jesu durch die Christenheit weiter.

2 - 2 - Paulus schrieb den Christen in Korinth: Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, dann sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen. 20Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden, als Erstling derer, die entschlafen sind. 21Da nämlich durch einen Menschen der Tod kam, kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus auch alle zum Leben erweckt werden. 23Jeder aber an dem ihm gebührenden Platz: als Erstling Christus, dann die, die zu Christus gehören, wenn er kommt. 24Dann ist das Ende da, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergibt, wenn er alle Herrschaft, alle Gewalt und Macht zunichte gemacht hat. 25Denn er soll herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füsse gelegt hat. 26Als letzter Feind wird der Tod vernichtet. 27Denn alles hat er ihm unterworfen, unter die Füsse gelegt. Wenn es aber heisst: Alles ist ihm unterworfen, so ist klar: mit Ausnahme dessen, der ihm alles unterworfen hat. 28Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. Amen Das leere Grab, das die Frauen am Ostermorgen entdeckten, sprengt jeden Rahmen: es ist verunsichernd, erfreulich und erschütternd zugleich: wenn der, der Gott am nächsten ist, umkommt. Was ist das für eine Welt? Was ist das für ein Gott? - Wenn einer für alle aus dem Tod erweckt wird: Was ist das für ein Gott? Was gibt das für eine neue Welt? Da ist es verständlich, wenn wir uns bei aller Osterfreude bis heute damit irgendwie schwer tun: Jedes darf sich und muss sich da ein Bild machen; jedes ist da herausgefordert. Die einen sagen sich: Es kommt nicht so sehr darauf an, ob Jesus damals in Jerusalem auferstanden war oder nicht; wichtig sei, dass er in uns auferstehe, und wir gegen das Böse aufstehen; heute und jetzt. Marie-Luise Kaschnitz betont das in ihrem Gedicht: Manchmal stehen wir auf Stehen wir zur Auferstehung auf Mitten am Tage Mit unserem lebendigen Haar Mit unserer atmenden Haut. Sie will, dass wir jetzt der Auferstehung entsprechend handeln und leben. Dass wir jetzt den Leidenden helfen. Sie dürfen nicht vertröstet werden auf eine jenseitige Hilfe und Rettung. Andere sagen: Wie es mit Jesus im Tod weiterging, weiss ich nicht. Aber er war zu seinen Lebzeiten ein guter Mensch; er ist mir ein Vorbild; ich richte mich in meinem Leben nach ihm. Das ist wie bei den Christen in Korinth: Sie hofften auf Jesu Hilfe für ihr Leben; aber angesichts des Todes wagen sie nicht, etwas von ihm zu erwarten. Das ist nachvollziehbar. Aber es macht Jesus kleiner als er ist. Und: das lässt die Mörder für alle Zeiten über ihre Opfer triumphieren! Wieder anders die alte Frau, die mir sagte: Wenn ich in den Wald gehe, umarme ich gerne einen Baum. Dann spüre ich Kraft; dann spüre ich Gott; dann ist er ganz bei mir. Das hat mir Eindruck gemacht: Gott in einem Baum; Gott alles in allem? - Nimmt sie

3 - 3 - Paulus ernst: Gott wird alles in allem sein? - Vielleicht. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Paulus weiss: noch ist Gott - trotz Ostern - nicht alles in allem. Noch hat der Tod Macht. Noch gibt es vieles, das Gott widerspricht; noch gibt es Leiden: viel zu viel Leiden in der Welt! So ist Gott noch nicht alles in allem. Er ist es erst am Ende; am Ziel. Auch wer jetzt schon Gott in allem sieht, verkleinert Christus, verkleinert Gott. Er überlässt dem Tod das letzte Wort. Gott aber steht über dem Tod und bringt den Tod zu Ende! Gott ist von allem Anfang an der, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist ins Leben ruft (Röm 4,17). Es gibt in geschichtlicher Hinsicht wichtige Gründe, die es vernünftig erscheinen lassen, dass das Grab Jesu am Ostermorgen leer war: Wäre es nicht leer gewesen, hätte sich das in Jerusalem sofort herumgesprochen. Zudem kommt, dass der Auferstandene an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Menschen begegnet ist; auch solchen, die - wie Paulus - ihm feindlich gesinnt waren. Das kann man mit Visionen nicht plausibel erklären. Es ist dort wirklich etwas Welt-veränderndes geschehen! Eine Katechetin hat ihren Schülern von der Kreuzigung und der Aufer-stehung Jesu Christi erzählt. Dann schmunzelte eine Schülerin und sagte: Das ist aber schlau von Gott: Alle meinten nach der Kreuzigung, mit Jesu sei es jetzt fertig. Aber dann hat Gott ihn dem Tod wieder weg genommen. Gott hat den Tod überlistet! Kurt Marti nimmt die ganze Auferstehung in den Blick die Auferstehung damals, heute und im Jenseits - und sagt: es kommt eine auferstehung die anders ganz anders wird als wir dachten es kommt eine auferstehung die ist der aufstand gottes gegen die herren und gegen den herrn aller herren: den tod. Dann wird es den Tod nicht mehr geben. Dann wird es keine Herrschaft der Starken über die Schwachen mehr geben; kein Drunter und kein Drüber. Dann wird Gott alles in allem sein! Und es wird endlich Gleichberechtigung, Freiheit und Frieden geben! Das wünschen wir uns... Aber gleichzeitig erschreckt es: eine Welt ohne Tod? Kann es das geben? Wie sehr haben wir uns an den Tod gewöhnt. Keine Tagesschau ohne die Botschaft: Schaut, wie der Tod heute wieder regiert hat! - Doch Paulus hält daran fest: Als letzter Feind wird der Tod vernichtet. Denn alles hat Christus Gott unterworfen! das verändert: die Welt, die Menschen und sogar Gott selbst: so dass er endlich wieder ganz ist: alles in allem. Die ganze Auferstehung, die gestern, heute und morgen gilt, schafft Hoffnung; Hoffnung schon jetzt für die Leidenden; denn sie kommt aus grösster Tiefe: aus dem Leiden und dem Tod Jesu Christi.

4 - 4 - Und wenn in der Auferstehung Christi der Tod des Todes anbricht, dann ist es heute schon sinnvoll, gegen den Tod aufzustehen und auf oberflächliche Vertröstungen zu verzichten. Wenn in der Auferstehung Christi der Tod besiegt ist, dann gibt Hoffnung auch im Tod: ein Neu-Werden sogar im Tod. Das tröstet. Das ist echter Trost! Immer wieder fragen Christen: Und was wird mit den Menschen anderer Religionen sein? Mit denen, die Christus nicht kennen? Gibt es Hoffnung auch für sie? - Ja natürlich! Und zwar nict, weil das Christentum eine bessere Religion wäre als andere; sondern: wenn Gott alles in allem sein wird, kann niemand fehlen! Dann gibt es keine Verworfenen mehr; alle werden verändert, so dass Gott in ihnen wohnen kann und sie ein klares Zeugnis für ihn sind. Die Welt wird ganz anders sein: Überbevölkerung wird kein Problem mehr sein! Bis dann ist der Gekreuzigte im Regiment, der selber Opfer brutalster Gewalt geworden ist. In ihm haben alle Opfer des Lebens einen treuen Fürsprecher: Sie sind nicht mehr allein! Darum sagt Dorothee Sölle: Am Ende der Suche und der Frage nach Gott steht keine Antwort sondern eine Umarmung. Eine Umarmung eben doch; am Ende! Auf diese Umarmung warten wir; erschrocken über das rahmenbrechende Neue; aber voller Hoffnung. Und wir hüten uns, etwas vorschnell vorwegzunehmen: Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. - Eine erlöste Schöpfung: tod-los und herrschafts-frei. Amen Lied: 857 «Dass Jesus siegt» Fürbitte Gott, wir danken dir, dass du der Gott des Lebens bist gegen allen Tod. Wir danken dir, dass du in Jesus Christus und seiner Auferstehung dem Tod die Macht genommen hast und ein für allemal einstehst für das Leben. So bitten wir dich für alle, die noch unter der Macht des Todes leiden: für die Kranken und für die Sterbenden; für die Alten, Einsamen und Verzweifelten. Sende ihnen deine Boten des Friedens, damit sie Hilfe finden und gestärkt werden.

5 - 5 - Wir bitten dich für alle, die gegen die Macht des Todes ankämpfen: für Ärztinnen und Ärzte, Schwestern und Pfleger, für die Wissenschaftlerinnen und Politiker, für die Menschen in den sozialen Berufen, dass sie imstande sind, zu helfen durch Heilung von Krankheit, durch Arbeit für den Frieden. Lass sie Mut machen und Hoffnung schenken. Gott, wir bitten Dich für die Menschen in der Ukraine und im Süden des Sudan, dass sie mit den alten Wunden und neuen Sehnsüchten verantwortungsvoll umgehen und sich nicht von aussen bestimmen lassen. Hilf ihnen, Wege des Friedens zu finden. Gott, wir bitten für uns selbst: Schenke uns von deiner Schöpferkraft so viel, so reichlich, dass wir aufstehen können jetzt und tragen, was uns das Leben aufgibt. MUSIK Terra tremuit (Offertorium für Ostern) (J. B. Hilber) ( Die Erde bebte und wurde still, als Gott sich zum Gericht erhob. Halleluja Psalm 76, 9b 10a) ABENDMAHL Schlusslied: 482: Jesus lebt * Segen Freut euch im Herrn allezeit; nochmals: Freut euch! Seid freundlich zu allen Menschen. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts; und was ihr nötig habt, erbittet in Dankbarkeit von Gott! Der Friede Gottes, der allen Verstand überragt, wird eure Herzen und Gedanken bewahren in Christus Jesus. Amen Ausgangsspiel der Orgel