Ein Blitz hat die alte Buche am

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1 sicher fällen Manchmal müssen auch die ganz großen Bäume fallen. Anton Wilhelm hat uns gezeigt, worauf Sie beim Fällen von Starkholz unbedingt achten sollten. Ein Blitz hat die alte Buche am Rand des tiefen Grabens getroffen. Bevor der Baum zu faulen beginnt, wird er besser gefällt. Anton Wilhelm vom Forstwirtschaftlichen Bildungszentrum in Arnsberg zeigt uns, wie man den großen Stamm fachgerecht zu Fall bringt. 1. Den Baum richtig ansprechen Wie immer, wenn es darum geht, einen Baum sicher zu Fällen: Sprechen Sie den Stamm richtig an! Bei starkem Holz müssen Sie einige Dinge besonders beachten: Wie ist die Gewichtsverteilung des Baumes? Liegt der Schwerpunkt außerhalb des Stammfußes (Vor-, Seitenoder Rückhänger)? Ohne eine Rückewinde lassen sich große Bäume kaum in die entgegengesetzte Richtung fällen. Wie sieht die Krone aus? Wichtig sind hier vor allem Starkäste. Fällt der Baum mit seiner Krone auf einen starken Ast, kann der gesamte Stamm aufspalten. Das gleiche gilt für Gräben oder Wälle: Durch die große Wucht Fällen Sie den Baum auf starke Seitenäste, kann der komplette Stamm aufreißen. der schweren Krone kann der Stamm auch hier beschädigt werden. Zwiesel am besten so fällen, dass sie gemeinsam auftreffen und sich die Last gleichmäßig verteilt. Totholz: Je älter der Baum, desto mehr Totholz hängt in der Krone, besonders bei Eichen. Vor allem, wenn Sie den Baum umkeilen, kommt es zu Schwingungen. Auch große Äste können dann senkrecht herunterfallen. Je weniger Erschütterungen Sie in den Baum bringen, desto sicherer arbeiten Sie. Reißt der Stamm auf? Bei Wertholz ist das Aufreißen des Stamms besonders ärgerlich. Verdächtige Rillen im Stamm, starke Vorhänger oder auch Zwillen weisen auf die Spaltgefahr hin. Eventuell sichern Sie den Stamm mit einem speziellen Spanngurt bzw. Drahtseil ( Stammpresse ). Ein normaler Schwerlastspanngurt reicht nicht aus. Passende Spezialwerkzeuge gibt es erst ab 150 aufwärts. Temperatur: Mit der Kälte steigt die Gefahr, dass der Baum beim Auftreffen splittert. Also möglichst nicht bei Minus-temperaturen fällen. Bei Frost werden auch die anderen Bäume mehr Geizen Sie nicht mit der Schnittlänge der Motorsäge. Rechts daneben: Hydraulischer Keil und spezieller Fällheber. Wenn die Schienenlänge der Säge nicht reicht, können Sie auch mit einem Herzschnitt von der Fallkerbseite aus arbeiten. 21

2 Die richtige Ansprache des Baums ist vor allem bei Starkholz sehr wichtig. Fotos: Ralf Heil in Mitleidenschaft gezogen: Die Äste können sich kaum bewegen, sie brechen ab oder Ihr Baum hängt sich auf. Ist der Baum faul? Wenn Sie nicht sicher sind, machen Sie von der Fallkerbseite aus einen waagerechten Stechschnitt in den Stamm. Wie sehen die Späne aus? Braune Sägespäne weisen auf Fäule hin. Eventuell müssen Sie dann den Fallkerb höher ansetzen oder auch die Bruchleisten anders auslegen. Auch sollten Sie bei einem faulen Baum auf keinen Fall die Wurzelanläufe beischneiden. Sie geben dem Stamm oft den letzten Halt. Totholz ist besonders gefährlich. Weil robustes Holz für die Bruchleiste fehlt und meist das Kronengewicht fehlt, kann der Stamm unkontrolliert fallen oder sich auf dem Stammfuß drehen. Wie sieht es mit möglichen Fremdkörpern aus? Dabei geht es nicht nur um Bombensplitter. Gerade starke Bäume am Rand oder an Weiden können Reste von Stacheldraht oder Nägel enthalten. Alte Weidepfähle eventuell höher schneiden. Übrigens: Fremdkörper in der Eiche erkennen Sie schnell an der bläulichen Farbe im Holz auch wenn das Metallteil etwas entfernter vom Schnitt sitzt. Nach der Baumansprache sollten Sie realistisch sein: Sind Sie erfahren genug, den Baumriesen sicher zu fällen? Oder ist es vielleicht sinnvoller, doch einem Profi die Arbeit zu überlassen? Die viel zeitaufwendigere Aufarbeitung können Sie ja wieder selbst erledigen. Brauchen Sie vielleicht doch eine Rückewinde, um den Baum in die geplante Richtung zu bringen? Je höher Sie das Windenseil anbringen, desto besser. Also unbedingt prüfen, ob Sie das Seil hoch genug mit einer Leiter oder einem Arbeitskorb anbringen können. Profis schießen sogar mittlerweile mit einer Schleuder ein dünnes Seil über einen hohen Kronenast und ziehen damit ein Kunststoff-Rückeseil (z. B. Dyneema) nach. 2. Die richtige Säge Ist Ihre Säge stark genug und vor allem: Reicht die Schwertlänge? Die Schiene der Säge sollte möglichst so lang wie der halbe Stammdurchmesser sein. Bei 22

3 Der Fallkerb sollte etwa 1/3 des Stammdurchmessers tief sein. Er muss besonders sorgfältig angelegt werden. gesundem Holz können Sie etwas Schnittlänge gewinnen, indem Sie die Wurzelanläufe beischneiden. Dabei erst von oben sägen und dann den waagerechten Schnitt führen. Achten Sie darauf, dass Sie beim waagerechten Schnitt nicht zu weit in den Stamm sägen. Falls die Schienenlänge immer noch nicht ganz reicht, können Sie sich mit einem Herzschnitt helfen. Dazu sollten Sie einen großen Fallkerb anlegen, der mindestens 60 geöffnet ist. So können Sie die Säge beim Herzschnitt tief in den Fallkerb schieben. Zum Herzschnitt die Säge mittig im Fallkerb auf Höhe des späteren Fällschnitts einstechen. Jetzt die Säge mit dem Krallenanschlag fächerförmig hin und her bewegen. So durchtrennen Sie das Kernholz in der Stammmitte, ohne die Bruchleiste zu sehr zu schwächen. 3. Der Fallkerb gibt die Richtung vor Wie üblich sollten Sie den Fallkerb besonders sorgfältig anlegen (siehe Zeichnung). Die Fallkerbsehne, also die Spitze des Kerbs, wo sich Dach und Sohle treffen, muss im rechten Winkel zur Fallrichtung stehen. Führen Sie zuerst den waagerechten Schnitt. Bei starken Bäumen sollte der Fallkerb etwa ¹ ³ des Stammdurchmessers tief sein. Jetzt sägen Sie das Fallkerbdach aus. Beginnen Sie von oben und achten Sie darauf, dass sich die Schnitte genau treffen. Um besser zu peilen, können Sie in das Ende des waagerechten Schnitts kurze Stöckchen stecken. So sehen Sie besser, wo der waagerechte Schnitt aufhört. Der Öffnungswinkel des Fallkerbs sollte mindestens 45 sein. Sie können das Fallkerbdach ruhig auch etwas steiler anlegen, das schafft Platz für den Herzschnitt. Ist der Winkel zu gering, trifft das Fallkerbdach zu früh auf die Prüfen Sie die Fallrichtung. Wie sieht der Kronenraum aus, werden andere Bäume mitgenommen? Übersicht 1: Die Dicke der Bruchleiste beeinflusst die Fallrichtung Sohle, es reißen Fasern heraus oder der Stamm spaltet sogar auf. Jetzt kontrollieren Sie die Fallrichtung noch einmal. Falls es der Platz zulässt, hocken Sie sich vor den Fallkerb, strecken beide Arme nach hinten und berühren mit den Fingern jeweils die Fallkerbsehne. So bildet sich ein gleichschenkliges Dreieck. Wenn Sie jetzt gerade nach vorne sehen, blicken Sie genau in die Fällrichtung. Wenn die Fallkerbsehne nicht ordentlich ausgearbeitet ist, eventuell nacharbeiten. Keinesfalls dürfen Sie den Fallkerb unterschneiden, denn das geht auf Kosten der Sicherheit: Die Bruchleiste kann nicht als Kippscharnier arbeiten, sie bricht frühzeitig aus. j Strategie bei Seitenhängern: Der Baum zieht beim Fallen in die Richtung, wo die Bruchleiste etwas dicker ist. Zeichnungen: Thiemeyer 23

4 F O R S T M AG A Z I N Das Stützband hält den Fällschnitt auch ohne Keil offen. Vorsicht beim Einstechen der Säge Rückschlaggefahr! Vorsicht beim Keilen: Es können sich schwere Totäste aus der Krone lösen. Sanfter und einfacher geht es mit hydraulischen Fällhilfen. Hier ein hydraulischer Keil, den man einfach im Fällschnitt ansetzt. 4. Mit Bruchleiste und Stützband Planen Sie jetzt den Fällschnitt. Ganz wichtig ist die Bruchleiste, die den Stamm beim Fallen wie ein Scharnier führt. Die Bruchleiste sollte etwa 1/10 des Stammdurchmessers betragen. Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, zeichnen Sie die passende Stärke der Leiste einfach an beiden Seiten an. Das ist immer besser, als den Baum versehentlich totzuschneiden also komplett abzusägen. Trennen Sie auch die Bruchleiste durch, kann der Baum jetzt in jede Richtung fallen, es droht höchste Gefahr! Liegt der Schwerpunkt des Baumes seitlich versetzt, können Sie mit einer unterschiedlich starken Bruchleiste gegensteuern. Der Baum zieht in die Richtung, wo die Bruchleiste dicker ist. Der Fällschnitt liegt höher als die Fallkerbsohle. So ergibt sich eine Bruchstufe. Der Höhenunterschied liegt wieder bei etwa 1/10 des Stammdurchmessers. Der Höhenunterschied sorgt dafür, dass die Fasern der Bruchleiste knicken und nicht aus dem Stamm reißen. Wenn Sie sich die Sache leichter machen wollen. arbeiten Sie mit einem Stützband. Dabei bleibt genau gegenüber vom Fallkerb ein Steg stehen, der den Baum stützt und den Schnitt offen hält. Die Dicke des Stützbandes richtet sich nach dem Stammdurch- Übersicht 2: Die Idealmaße für den professionellen Fällschnitt Bei starkem Holz kann der Fallkerb tiefer (1/3 des Durchmessers) und mit steilerem Dach (60 ) angelegt werden. Das spart Kraft beim Keilen. 1/10 Bruchstufe Fällrichtung Fallkerbsehne ca Fallkerbmaul Fallkerbsohle Fallkerbdach 1/101/5 1/3 Ø Bruchleiste Tortenförmiger Ausschnitt für einen Fällheber. Der Einsatz ist anspruchsvoller. 24

5 Zum Schluss trennen Sie das Stützband durch. Achten Sie auf eine freie Rückweiche. messer und ist etwas Erfahrungssache. Beim Stechschnitt zuerst mit der unteren Schienenspitze ansetzen und dann in dieser Führungsnut in den Stamm einstechen. Achten Sie darauf, dass Sie die Bruchleiste beim Fällschnitt nicht annagen. 5. Pumpen statt keilen Das Stützband hält den Schnitt offen. Bevor Sie es durchtrennen, müssen Sie die Keile ansetzen. Gerade bei sehr starkem Holz ist es Knochenarbeit, den Baum umzukeilen. Deshalb gibt es im Handel hydraulische Fällhilfen fürs Starkholz. Vorteil: Der Baum wird gleichmäßig und ohne Ruck zu Fall gebracht. Das ist ein deutliches Plus, wenn Gefahr durch herabfallende Totäste droht. Den hydraulischen Fällkeil setzt man wie einen herkömmlichen Keil an. Mit zwei Federstahlblättern krallt sich das Gerät im Schnitt fest. Befeuert durch eine Handpumpe drückt ein Hydraulikzylinder den Keil in den Schnitt. Vorteil ist der einfache Einsatz und die hohe Spreizkraft von bis zu 27 t. Nachteil eindeutig der Preis: Das Gerät kostet im Forstfachversand knapp Andere Fällhilfen basieren meist auf starken hydraulischen Wagenhebern und heben bis zu 30 t. Sie sind zwar etwas günstiger (rund 500 ), dafür ist ihr Einsatz aber deutlich aufwendiger. Denn Sie müssen für den Fällheber eine Art Tortenstück aus dem Stamm sägen. Die untere Fläche sollte dabei etwas in Richtung Stamm geneigt sein. Es bleibt in jedem Fall ein höherer Stock zurück. Sie können das Tortenstück vorher aussägen, oder auch, wenn etwa die Hälfte des Fällschnitts fertig ist. Die Druckplatte setzt von unten unter dem Fällschnitt an. Die Höhe des Ausschnitts sollte möglichst genau passen, damit Sie keine Hubhöhe verschenken. Außerdem wichtig: Die Druckplatte muss möglichst komplett im Stammbereich liegen. Beim Hochpumpen des Hebers müssen Sie zusätzlich einen Keil als Sicherung in den Spalt schieben. 6. Zum Schluss: Stützband sicher durchtrennen Sitzen die Keile, durchtrennen Sie schließlich das Stützband. Vorher den Warnruf: Achtung Baum fällt!! nicht vergessen. Haben Sie alle Vorkehrungen getroffen, dass sich keiner im Gefahrenbereich aufhält? Nutzen Sie für Ihre Sicherheit die Rückweiche, die Sie vorher sorgfältig frei geschnitten haben. Ganz wichtig: Schauen Sie nach oben, wenn der Baum fällt. Hängt sich der Stamm auf? Werden Äste in Ihre Richtung geschleudert? Einen Tipp hat uns Anton Wilhelm noch zum Schluss mitgegeben: Falls Ihnen doch ein Fehler unterläuft und der Baum unkontrolliert fällt: Laufen Sie nie vor dem fallenden Baum weg! Denn dann wächst die Gefahr, dass Sie die breite Krone erwischt. Auch wenn Sie dazu Nerven brauchen: Laufen Sie besser in Richtung des Baumes und schlagen Sie dann einen Haken, wenn Sie die Fallrichtung bestimmen können. G. Höner 25