Vier Kerzen: Freude, Güte, Vertrauen, Friede - Phil 4,4-7 (4. Advent; II.) (mit Streichholz u. 4 Kerzen, Oberstenfeld, )
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- Krista Pia Kolbe
- vor 7 Jahren
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1 - 1 - Vier Kerzen: Freude, Güte, Vertrauen, Friede - Phil 4,4-7 (4. Advent; II.) (mit Streichholz u. 4 Kerzen, Oberstenfeld, ) 4,4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 4,5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 4,6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 4,7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Liebe Gemeinde, vor Kurzem kam jemand sonntags Morgens zur Tür hinein, sah nur wenige Gottesdienstbesucher und meinte so vor sich hin: 'O, semmer heit wied'r onder ons...' Und wenn wir jetzt nur zu zwanzigst wären, oder nur zu fünft, - wir wären niemals 'unter uns'. Gott ist unter uns, deshalb können wir gar nicht unter uns sein. Weihnachten kommt immer näher. Darum hören wir heute auf diese eine Nachricht: Der Herr ist nahe. Gott ist unter uns. Wir dürfen leben in seiner Gegenwart. Und das wirkt sich ganz konkret in unserem Leben aus. Der Herr ist nahe - das ist wie mein Streichholz. Mit dem 'Der Herr ist nahe' zünde ich heute vier Kerzen an: 1. Die Freude hat einen Grund Ein Theologiestudent sitzt in der Prüfung. Bibelkunde. Der Professor fragt: 'Sagen Sie, was steht denn im Philipperbrief?' 'Freuet euch!' sagt der Prüfling. Schweigen. Der Prüfer hakt nach: 'Ist das alles, was drin steht?'
2 - 2 - '...in dem Herrn!' ergänzt der Kandidat. Wieder Schweigen. 'Darf's vielleicht auch ein bisschen mehr sein?' '...allewege!' 'Hören Sie, das ist mir zu wenig. Wissen Sie nicht noch mehr?' 'Und abermals sage ich: Freuet euch!'... Immer wieder geht es um die Freude in dem Brief. Die ist dem Paulus wichtig. Aber kann man sie einfach so befehlen? Lässt sich Freude verordnen wie man jemandem Bewegung verordnet? Nun, für viele ist Freude ein Gefühl und damit automatisch abhängig vom Stimmungsbarometer. Je nach dem, ob der Käsekuchen schön hoch gegangen ist, ob der Chef das Gesicht tief zieht, ob bei der Nachbarin Sturm war, oder ob der Schwiegersohn wieder schön Wetter gemacht hat, je nach dem habe ich gute Laune - oder nicht... Und - kennen Sie das? Wenn es mit der Freude was wird, dann schwingt gleich die Angst mit: Mir geht's so gut, wann kommt das böse Erwachen? Im Glück einer Beziehung nistet oft schon die Sorge vor dem Zerbrechen. Im Stolz über den Erfolg ist schon die Furcht enthalten vor dem nächsten Fehlschlag. Echte Freude braucht einen Grund außerhalb von uns selbst, der durch nichts gefährdet werden kann. Wo alles irgendwann vergeht, da kann die Freude nicht tief gehen. Das ist die Not in unserer vergänglichen Welt. Die einzige unverlierbare Basis für die Freude ist Jesus. Den kann uns niemand rauben. Was Jesus für mich getan hat, das kann mir niemand wieder wegnehmen. Jesus hat meine Vergangenheit bereinigt. Die Schuld ist vergeben. Jesus hat meine Zukunft geordnet: Mir ist ewiges Leben geschenkt. Jesus hat meine Gegenwart im Griff. Ich kann frei leben, ohne Angst,
3 ohne schlechtes Gewissen Der Herr ist nahe! Deshalb hat die Freude einen festen Grund. Und wenn die Freude so fest verankert ist, dann kann auch die Krankheit sie letztlich nicht fortwehen; dann kann auf Dauer auch der Tod sie nicht zum Kentern bringen; dann kann ich auch im Leid Freude erleben. ("In dir ist Freude in allem Leide") Nicht fröhlich sein, aber innerlich froh. Paulus hat diesen Brief an die Christen in Philippi aus dem Gefängnis geschrieben. Und er hat nicht gewusst, ob er wieder frei kommt; ob er überhaupt einen fairen Prozess kriegt. Aber die Freude, die war sein Hauptthema. Der Herr ist nahe! Die Freude hat einen Grund. 2. Die Güte hat ein Ziel 'Lindigkeit' hieß es in der alten Lutherbibel. 'Lind' heißt: weich, zart, nachgiebig, geschmeidig. So biegsam wie der Bast der Linde. Davon hat übrigens auch der Baum seinen Namen bekommen. Lindigkeit, das ist Milde, Nachgiebigkeit. Der Herr ist nahe! Und das soll sich auch in unserem Umgang miteinander auswirken. Die Güte, die Gott uns erweist, soll sich auch widerspiegeln in dem, wie wir uns untereinander verhalten. Andere sollen sehen können, dass Gott unter uns ist. Das hat die Güte zum Ziel. In Deutschland greift die Prozesswut immer weiter um sich. Regierungsbeschlüsse landen vor dem Verfassungsgericht, dessen Entscheidungen wiederum werden von der EU geprüft; Arbeitgeber und Arbeitnehmer lassen das Arbeitsgericht ihre Unstimmigkeiten klären; Nachbarn zerren sich gegenseitig vor den Richter. Männer und Frauen prozessieren gegeneinander, sogar Kinder gegen ihre
4 - 4 - Eltern. Und unsere Gerichte sind hoffnungslos überlastet. Jeder pocht auf sein Recht, das ihm zusteht. Wer von der Gnade Gottes lebt, der kann auch Milde walten lassen. Der Herr ist nahe! Wozu dann noch streiten? Wozu brauchst du Recht, wenn du doch Jesus hast? Da gab es zwei in Philippi, die haben sich ständig in die Haare gekriegt; zwei Frauen. Ursprünglich haben sie beide Paulus unterstützt, als er dort missioniert hat. Und jetzt beharken sie sich und ziehen einander durch den Dreck. Und Paulus knöpft sich die zwei namentlich vor. Weil nur zwei Leute, die streiten, eine ganze Gemeinde auseinander bringen können. Weil Uneinigkeit und Hintenrumgemotze eine Gemeinschaft komplett lahmlegen können. Evodia und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn (Phil 4,2). Und dann kommt gleich als nächstes: Freut euch lieber in dem Herrn, allewege. Lasst lieber eure Güte gelten untereinander, anstatt zu streiten... Der Herr ist nahe. Und andere sollen das spüren. Eure Güte lasst kund sein allen Menschen, sagt Paulus. Also auch den Gaunern, den Zuhältern, den Terroristen, den Triebtätern, den Scheinheiligen, den Mobbern? Das ist viel, sehr viel. Ich würde vorschlagen, wir nehmen uns noch nicht gleich alle Bösen dieser Welt vor, sondern wir versuchen es erstmal zuhause in der Familie oder bei einem Kollegen. Eure Lindigkeit lasst kund werden - euren Nachbarn z.b. Im Kleinen anfangen. So eine Kirchengemeinde ist da ein tolles Feld zum Üben. Die Güte hat ein Ziel. 3. Das Vertrauen die Sorge hat einen Meister
5 - 5 - Ich sag's mal ganz krass: Sorgen ist Sünde! Denn wer sich Sorgen macht, der misstraut Gott. Der hat Angst, er könnte bei Gott zu kurz kommen. Sorgen ist Unglauben! Meinen, ich müsste allein mit allem fertig werden, was vielleicht kommt. Sorgen ist dumm! Denn Sorgen helfen nichts; sie machen eher krank, sie zerstören von innen heraus. Und Sorgen ist gefährlich! Denn die Sorge wird schnell zum Tyrannen, und dann hat sie mich im Griff, und ich bin ihr Knecht. Der Herr ist nahe! Darum Sorgt euch um nichts! Jesus ist stärker als die Sorge. Er ist der größte Sorger! Ein Meister im Sorgen! Er sorgt für euch. Jemand hat erzählt, die Oma hatte immer Mehl und Nudeln in rauhen Mengen gelagert. Der Keller war voll mit Vorräten. Ich werde mich hüten, das zu kritisieren. Ich habe die Zeiten nicht mehr erlebt, in denen Eltern nicht wussten, ob und wie sie morgen ihre Kinder satt kriegen; oder in denen man nur mit Lebensmittelkarten überhaupt etwas kriegen konnte. Und wenn jemand heute, mehr als 60 Jahre später, immer noch Lebensmittel hortet, dann fürchte ich, sitzt diese Angst, es könnte mal nicht reichen, noch immer tief. Aber ich denke: Schade! Ohne solche Angst könnte dieser Mensch das Leben viel leichter nehmen. Ohne das Gefühl sich sorgen zu müssen, lebt man viel entspannter, befreiter. Was lerne ich daraus? Sorgen muss man bewusst abgeben. Sorgen fallen nicht von selber von einem ab. Deshalb empfehle ich ein tägliches Tischgebet: Danke, Gott, dass du mir mehr als genug zu essen gibst. Amen.
6 - 6 - Martin Luther hat gesagt: Gott gibt mir Brot und Wasser nicht darum, dass ich essen und trinken soll wie ein Pferd oder Esel, sondern dass ich aus solch einer leiblichen Gabe seine Güte erkenne und mich derselben auch in anderen Nöten trösten soll. (Brüllllmann, Luther-Zitate von A-Z, 1989, s. 53) Soll heißen: Ich soll mir beim Essen und Trinken bewusst machen, wie gut Gott mich versorgt, damit ich auch in anderen Angelegenheiten ihm vertrauen kann. Die Fähigkeit zu vertrauen, die kann ich hoffentlich als kleines Kind entwickeln. Aber im konkreten Einzelfall, da muss ich mich bewusst dazu entschließen. Gott, ich habe Angst vor der Diagnose, ich weiß nicht wie es weitergeht; aber ich gebe mich in deine Hand und will dir vertrauen. Amen. Ja, Vertrauen muss man immer wieder neu einüben. In allen Dingen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Sagt es Gott, und dann lasst es gut sein. Wie soll das werden, wenn die vielen Flüchtlinge kommen? Wird Deutschland jetzt auch zur Zielscheibe der Terroristen? Reicht die Rente noch in 20 Jahren? Sagt es doch Gott, aber dann lasst es auch seine Sorge sein. Liebe Gemeinde, nicht dass wir leichtfertig werden; nicht dass nicht politisch Handlungsbedarf besteht; nicht dass wir vergessen verantwortungsvoll vorzusorgen. Aber mal ehrlich: Die meisten Sorgen, die wir in uns tragen, sind Müll. Wir zermartern uns unnötig des Hirn; seelisch und körperlich zehrt es an den Kräften. Jesus ist da. Der Herr ist nahe! Die Sorge hat einen Meister. Darum vertraut und betet und dankt Gott.
7 4. Der Friede hat einen Anfang Diese 4. Kerze steht nicht für eine Aufforderung, sondern für Gottes Zusage: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Nach Coca-Cola, so habe ich mir sagen lassen, sei 'Frieden' das meist gebrauchte Wort auf unserem Globus. Friede ist die tiefste Sehnsucht in uns Menschen. In Einklang kommen mit meiner Welt, mit mir selber, mit Gott, mit meiner Zukunft. Ein Mensch kommt Ihnen im Flecken entgegen; aber er schaut weg und erwidert auch nicht Ihren Gruß. Kennen Sie das? Schmerzhaft spüren: Ich schaffe es nicht, den Weg zum Herzen meines Nachbarn zu finden. Aber Gott kann es. Der Friede, mit dem Gott uns beschenkt, übersteigt alle unsere menschlichen Möglichkeiten und Erwartungen und unser Verstehen. Ihnen bleibt, für diesen Menschen zu beten. Ihn im Stillen zu segnen, Gott um seinen Frieden zu bitten und zu hoffen, dass Gott Wege findet, wo Sie sie schon gar nicht mehr suchen mögen. Nein, Frieden lässt sich nicht verordnen und nicht verzwingen. Da muss ich mir auch kein schlechtes Gewissen machen lassen. Und trotzdem ist dieser Friede kein Traum und kein Trug. In Jesus ist er zu uns gekommen. Der Friede hat einen Anfang. Diese vier Kerzen, liebe Gemeinde, möchte ich heute bei ihnen anzünden: Die Freude hat einen Grund. Die Güte hat ein Ziel. Die Sorge hat einen Meister. Und der Friede hat einen Anfang. Warum? Der Herr ist nahe. Amen.
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