Vibrationsbelastung des Hand-Arm-Systems durch handgeführte Maschinen in der Holzbearbeitung
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1 VDI-Berichte Nr. 2002, Vibrationsbelastung des Hand-Arm-Systems durch handgeführte Maschinen in der Holzbearbeitung Exposure of hand-arm-vibrations by hand-guided woodworking machines Dr. J. Wiegand, BGAG, Dresden; Dipl. Ing. U. Kaulbars, BGIA, Sankt Augustin; Dr. W. Kraus, Dipl. Chem. M. Seumel, Dipl. Chem. J. Mädler, Holz-BG, München Kurzfassung In der Holzbearbeitung wird eine Vielzahl von kleineren, meist handgehaltenen Maschinen eingesetzt. Mithilfe der Herstellerangaben zur bewerteten Schwingbeschleunigung konnte bisher eine Gefährdungsbeurteilung nur eingeschränkt durchgeführt werden. Diese beziehen sich oft nur auf die Richtung der stärksten Schwingbeschleunigung. Die Lärm-Vibrations- Arbeitsschutzverordnung [2] legt jedoch den Schwingungsgesamtwert aller drei Raumrichtungen entsprechend DIN EN ISO 5349 [3] zugrunde. Um eine detailliertere Gefährdungsbeurteilung in den Betrieben zu ermöglichen, wurden in Kooperation zwischen der Holz- Berufsgenossenschaft (Holz-BG), dem BGIA - Institut für Arbeitsschutz sowie dem BGAG - Institut Arbeit und Gesundheit, beides Einrichtungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Messungen an Arbeitsplätzen in den Mitgliedsbetrieben der Holz-BG sowie im Labor des BGAG an einer Vielzahl von Maschinen durchgeführt. Die Ergebnisse der Arbeitsplatzmessungen sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Maschinen, die hierbei besonders hohe Schwingungswerte aufwiesen, wurden anschließend in Labormessungen systematisch bezüglich verschiedener Einflussfaktoren untersucht. Die Ergebnisse dieser Messungen sind in Abschnitt 4 dargestellt. Die ermittelten Messwerte zeigen oftmals eine Übereinstimmung mit den Herstellerangaben. Bei einzelnen Maschinen und bei verschiedenen Einsatzbedingungen konnten jedoch auch Abweichungen beobachtet werden, die nun detailliertere Gefährdungsermittlungen in der Holzbearbeitung erlauben.
2 86 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Summary In the woodworking industry, various hand-guided machines are being used. According to 2002/44/EG (protecting workers from the risks arising from vibrations) [1] a work protection regulation for noise and vibration was published in Germany on the 6 th of March Concerning the hand-arm-vibrations the risks can be assessed by measuring the frequencyweighted acceleration value, determined on the three orthogonal axes of the room. The risks can also be assessed by using the manufacturer s information about vibration. Measurements at workplaces are very complex and often disturb the working process. That is why the manufacturer s information about vibration are of special interest. However, these data are often measured according to standards, which describe the emission of vibrations from the machine in only one, normally the strongest direction. Especially the risks belonging to neurological disturbances and vascular diseases can be estimated only in a limited way by this kind of procedure. For the enterprises in the woodworking industry, a detailed assessment of risks is not possible. The aim of the present investigation is to offer a way of how risk assessment can be done systematically at workplaces and in the laboratory. According DIN EN ISO 5349 [3], the daily exposure to hand-arm vibrations can be calculated by formula (1), where the knowledge of the exposure time and the vibration value is necessary. In a preliminary talk between the Institution for statutory accident insurance and prevention in the woodworking industry (Holz-BG), the BGIA - Institute for Occupational Safety and Health and the BGAG - Institute Work and Health, both institutions of the German Social Accident Insurance, machines were selected, which are known to have an obvious vibrational effect on the worker. Subsequently, these machines were being investigated in various research trials in member enterprises of the Holz-BG. It was tried to measure pneumatic and electrical machines from each type of machine in a comparable capability. Table 1 shows the most important results of these investigations. In the next step, further investigations in the laboratory were planned for these machines, which show the highest values of vibration. These machines are: - Random orbital sander - Hand-hold router - Reciprocating saw (jigsaw) - Reciprocating saw (sword saw)
3 VDI-Berichte Nr. 2002, Orbital sander - and additionally an electrical planer In chapter 4, the results of the laboratory measurements are illustrated. These measurements took into consideration the influence - of the person who used the machine - of new and used machines - of the tools which were used - of the settings of the machine, like the rpm - of the hardness of the wood The results show, in the majority of cases, a good accordance of the vibration values that are found in the manufacturer s information, independent from the person who used the machine. However, in some cases, especially in the cases of jigsaw and the orbital sander, the exposure to vibration depends very strongly on the conditions of use or shows a clear difference between the measured results and the manufacturer s information. The present investigation makes possible a detailed risk assessment for new and used handguided machines in the woodworking industry. 1. Einleitung Die EG-Richtlinie 2002/44/EG zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch Vibrationen [1] ist durch die Veröffentlichung einer entsprechenden Verordnung im Bundesgesetzblatt am 6. März 2007 in der Bundesrepublik Deutschland [2] umgesetzt worden. Eine Gefährdungsbeurteilung für Hand-Arm-Vibrationen kann demnach durch Messung der frequenzbewerteten Beschleunigung oder durch eine Schätzung anhand von Herstellerangaben durchgeführt werden [4]. Da Arbeitsplatzmessungen sehr aufwändig sind und meist die Arbeitsabläufe stören, kommt den Herstellerangaben eine besondere Bedeutung zu. Eine Vielzahl von Herstellerangaben bezieht sich jedoch noch auf Emissionsnormen, die die Schwingbeschleunigung nur einer, der stärksten Richtung wiedergeben und die Vektorsumme der frequenzbewerteten Beschleunigung unberücksichtigt lassen. Insbesondere eine Gefährdung hinsichtlich neurologischer Störungen sowie Gefäßschädigungen in der Hand durch Vibrationen kann daher aufgrund der Herstellerangaben nur eingeschränkt beurteilt werden [3]. Für die Unternehmen in der Holzbearbeitung ist damit eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung derzeit nur bedingt möglich. Die Untersuchung soll als Querschnittsstudie einen
4 88 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Überblick über die Gefährdungsschwerpunkte aufzeigen und Grundlagen für die Gefährdungsbeurteilung und Präventionsarbeit liefern. Mit den vorliegenden Ergebnissen kann unter Berücksichtigung der jeweiligen Expositionsdauer die Tages-Schwingungsbelastung der Mitarbeiter bestimmt werden. Die Tages-Schwingungsbelastung ergibt sich nach DIN EN ISO 5349 [3]: A (8) mit: A (8) a hvi n T i T 0 = 1 T 0 n i= 1 2 a hvi T i Tages-Schwingungsbelastung in m/s² Schwingungsgesamtwert der i-ten Teiltätigkeit Anzahl der einzelnen Schwingungseinwirkungen Dauer der i-ten Tätigkeit Bezugsdauer von 8 h 2. Durchführung der Messungen In Vorgesprächen mit der Holz-Berufsgenossenschaft wurden handgeführte Maschinen festgelegt, die eine weite Verbreitung haben und von denen erfahrungsgemäß eine deutliche Vibrationsbelastung ausgeht. Bei den anschließenden Arbeitsplatzmessungen in Mitgliedsbetrieben der Holz-BG wurde nach Möglichkeit, jeweils ein elektrisch sowie ein pneumatisch betriebener Maschinentyp vergleichbarer Leistungsfähigkeit untersucht. Die Maschinen, deren Ergebnisse eine besonders hohe Vibrationsbelastung ausweisen, wurden anschließend im Labor eingehender auf die Einflussparameter Einsatzbedingungen, Arbeitsvorgänge und Werkzeuge hin untersucht. (1)
5 VDI-Berichte Nr. 2002, Ergebnisse der Arbeitsplatzmessungen Zu Beginn der Untersuchung wurden handgeführte Maschinen für Arbeitsplatzmessungen (siehe Bild 1) festgelegt, deren Ergebnisse Tabelle 1 wiedergibt: Bild 1: Vibrationsmessung beim Schleifen einer Pkw-Dekorleiste mit einem pneumatischen Excenterschleifer in einem Mitgliedsbetrieb der Holz-BG
6 90 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Leistung (W)/ Drehzahl/ Arbeitsgang/ Arbeitsgerät Antriebsart Arbeitsdruck Hubzahl Material (bar) ( min -1 ) Excenterschleifer pneumatisch 6,2 bar 3.) PKW- Decorleiste schleifen, 6,0-8,0 bar 4.) Multiplex- Leimholz m. Lack Excenterschleifer elektrisch 340 W 1.) Schleifen einer Holzplatte, 300 W 2.) Eichenholz Excenterschleifer pneumatisch 6,3 bar 3.) Pressspanplatte schleifen, 7,1-7,5 bar 4.) Ahorn- Echtholzfurnier Exzenterschleifer elektrisch 310 W 1.) lackierte Holzplatte schleifen, Kunstharzlack Exzenterschleifer pneumatisch 6,2 bar 3.) lackierte Holzplatte schleifen, 8,0 bar 4.) Kunstharzlack Oberfräse elektrisch 1010 W 1.) Profilfräsen einer Holzplatte, Kiefernholz Oberfräse elektrisch 1850 W 1.) Nuten fräsen Pressspanplatte E1 bearbeiten Drehschrauber pneumatisch 3-6 bar 3.) 1600 Montage von Möbelrahmen 6,1 bar 4.) Flachkopfschr. Ø 7X 70 mm Akku- Bohrschrauber elektrisch 12 V, 2 Ah Montage von Unterschränken Flachkopfschr. Ø 7X 50 mm Schwingschleifer elektrisch 220 W 1.) Holzplatte schleifen 210 W 2.) Buchenholz Schwingschleifer pneumatisch 5,9 bar 3.) Holzbearbeitung, 6,0 bar 4.) Hartfaserleimholz Handbohrmaschine pneumatisch 6,0 bar 3.) Bohrungen herstellen, 6,7 bar 4.) Multiplex- Schichtleimholz Handfräsmaschine pneumatisch 6,2 bar 3.) Furnier abstechen, 7,5 bar 4.) Kunststofffurnier (Profil Nr.15) Handfräsmaschine elektrisch 705 W 1.) Nuten fräsen in verleimtes Fichtenholz Handbürst- elektrisch 1400 W 1.) 1850 Oberfläche strukturieren, strukturmaschine Fichtenholz Stichsäge elektrisch 650 W 1.) Formsägen, Pressspanplatte E1 sägen Hand-Kreissäge elektrisch 1100 W 1.) 5000 Holzplatte sägen, 1210 W 2.) Buchenholz Säbelsäge elektrisch 1000 W 1.) Holz sägen, Fichtenholz Tabelle 1: Zusammenstellung aller Vibrationsmesswerte, die im Rahmen der Arbeitsplatzmessungen ermittelt wurden unter Angabe der Einsatzbedingungen und des Arbeitsganges
7 VDI-Berichte Nr. 2002, gleitender Effektivwert der Herstellerangabe Einsatzwerkzeug Mess- bewerteten Beschleunigung ahw/ ahv (ms-2) punkt Unterarmrichtung Vektorsumme Korrektur nach [4] ahw (ms -2 ) ahv (ms -2 ) mit ohne Schleifteller, Hauptgriff 3,46 ±0,29 5,22 ±0,39 k.a. Ø 150mm, P 360 Seitengriff 6,65 ±0,75 7,57 ±0,84 Schleifteller, Hauptgriff 4,11 ±4,2 4,53 ±0,32 6,0 4,0 Ø 125 mm, P 100 Seitengriff 1,35 ±0,09 3,53 ±0,32 Schleifteller, Hauptgriff 2,39 ±0,12 10,74 ±0,34 3,8 < 2,0 Ø 150 mm, P 180 Schleifteller Titan 2, Hauptgriff 2,17 ±0,10 4,94 ±0,30 9,0 6,0 Ø 100 mm, P 320 Seitengriff 0,74 ±0,06 3,61 ±0,22 Schleifteller, Hauptgriff 1,46 ±0,24 4,56 ±0,89 3,8 2,0 Ø 77 mm, P 600 Profilfräser Hauptgriff 1,93 ±0,25 3,47 ±0,26 6,0 4,0 Ø 25 mm Seitengriff 1,52 ±0,59 3,24 ±0,60 Hartmetallfräser Hauptgriff links 2,83 ±1,05 4,37 ±0,86 8,4 5,6 * Ø 22 mm Hauptgriff rechts 6,49 ±2,32 10,01 ±1,46 Einsteckwerkzeug Hauptgriff 1,54 ±0,08 2,83 ±0,19 3,8 < 2,5 (Bit) Seitengriff 2,42 ±0,18 3,75 ±0,18 Einsteckwerkzeug Hauptgriff 1,06 ±0,16 1,66 ±0,21 3,8 < 2,5 (Bit) Schleifpapier, Hauptgriff 7,51 ±0,77 13,28 ±1,62 3,8 < 2,5 P 100 Schleifpapier, Hauptgriff oben 3,02 ±0,61 4,15 ±1,12 3,8 1,7 P 600 Hauptgriff unten 2,31 ±0,20 4,02 ±0,25 HSS- Bohrer Hauptgriff 2,35 ±0,48 3,5 ±1,04 3,8 1,0 Ø 8 mm Hartmetall-, Hauptgriff 3,93 ±0,74 4,31 ±0,67 3,8 < 2,5 Radiusfräser Ø 3mm Hartmetall-, Hauptgriff 1,8 ±0,20 2,37 ±0,32 - k.a. Scheibenfräser Strukturrolle Hauptgriff rechts 0,74 ±0,12 2,66 ±0,13 3,8 < 2,5 Hauptgriff links 0,91 ±0,03 2,77 ±0,15 HSS Hauptgriff 2,86 ±0,89 4,05 ±0,82 3,8 < 2,5 Holzsägeblatt Seitengriff 6,73 ±1,98 10,08 ±1,55 HM- Sägeblatt Hauptgriff 0,85 ± 0,05 1,90 ±0,11 3,8 < 2,5 Ø 167X 2X 20 mm Seitengriff 1,71 ±0,12 3,16 ±0,12 Holzsägeblatt Hauptgriff 7,41 ±0,77 9,76 ±0,47 9,5 4,7 * Seitengriff 3,76 ±1,15 8,81 ±0,86 1.) Nennleistung laut Herstellerangabe 2.) Aufnahmeleistung während der Messung 3.) Betriebsdruck laut Herstellerangabe 4.) Betriebsdruck während der Messung *.) Angabe eines vergleichbaren Gerätes
8 92 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Aus diesen Ergebnissen wurden für die anschließenden Labormessungen folgende Maschinen ausgewählt: - Excenterschleifer; elektrisch - Handoberfräse - Stichsäge; elektrisch - Säbelsäge - Schwingschleifer; elektrisch - sowie zusätzlich eine Handhobelmaschine 4. Ergebnisse der Laboruntersuchungen Bei den anschließenden Laboruntersuchungen sollten für die im vorhergehenden Abschnitt aufgeführten Maschinen zumindest teilweise folgende Einflussparameter variiert werden: - verschiedene Versuchspersonen - neue bzw. gebrauchte Maschinen - feine bzw. grobe Einsatzwerkzeuge - verschiedene Härten bzw. Stärken des Materials - Variation z. B. der Maschinendrehzahl / des Pendelhubs etc. Die Ergebnisse dieser Messungen werden nun zusammenfassend beschrieben: Excenterschleifer: Bild 2 gibt die Ergebnisse für die Excenterschleifer wieder. Hierbei handelte es sich um ein neuwertiges Gerät, das zweihändig zu bedienen ist. Darüber hinaus standen ein ebenfalls zweihändig, sowie ein einhändig zu bedienendes Altgerät (Bj. 2001) zur Verfügung. Die Leistungsaufnahme der Excenterschleifer (Gewicht ca. 3,5 kg) betrug ~750 Watt bzw. 200 Watt für das Einhandgerät (Gewicht ca. 2 kg). Für das Neugerät lag eine Herstellerangabe von 5 m/s² vor. Für die Altgeräte konnten Herstellerangaben von 7 m/s² für das Zweihandgerät sowie 9 m/s² für das Einhandgerät recherchiert werden.
9 VDI-Berichte Nr. 2002, Hand Excenterschleifer; Vorder- bzw. Seitengriff, 150er Schleifteller Betrieb Leerlauf x y z ahv x y z ahv Hand Excenterschleifer; Hinter- bzw. Hauptgriff, 150er Schleifteller Betrieb Leerlauf x y z ahv x y z ahv Neugerät; 180er Schleifpapier Altgerät; 80er Schleifpapier Neugerät; 180er Schleifpapier Altgerät; 80er Schleifpapier Koordinaten [Hand] Koordinaten [Hand] Bild 2: Vergleich der Vibrationsbelastung von Excenterschleifern - unterschiedlichen Alters - für beide Griffpositionen bei Bedienung durch verschiedene Personen sowie ein Excenterschleifer mit - verschiedenen Schleifpapieren Hand Excenterschleifer; 125er Schleifteller Betrieb Leerlauf x y z ahv x y z ahv 60er Koordinaten [Hand] Schleifpapier 180er Über alle Griffpositionen ergibt sich eine Spanne des Schwingungsgesamtwertes a hv von 4,5 bis 7,5 m/s². Es ist jeweils ein höherer Schwingungsgesamtwert am hinteren Griff zu beobachten. Ein signifikanter Einfluss des Schleifmittels kann dagegen nicht festgestellt werden. Die Messwerte sind scheinbar auch nicht personenabhängig, da die Streuung der Werte (im Balkendiagramm ist die Standardabweichung nur positiv aufgetragen) davon nicht beeinflusst wird. Tabelle 2 gibt die wichtigsten Einzelwerte wieder:
10 94 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Tabelle 2: Zusammenstellung der Vibrationskennwerte für die untersuchten Excenterschleifer mit Angabe der Benutzungsdauer bis zum Erreichen des Auslösewerts Excenterschleifer Vorder-/Seitengriff Haupt-/Hintergriff a hv [m/s²] a hw;z [m/s²] Leerlauf T 2.5 a hv [m/s²] a hw;z [m/s²] Leerlauf T Hand, neu 5,4 2,5 98% 103 min 4,2 2,2 75% 172 min 2-Hand, alt 5,9 4,3 41% 86 min 7,2 1,1 72% 59 min 1-Hand, alt 7,3 1,6 42% 56 min a hv Schwingungsgesamtwert / a hw,z Frequenzbewertete Beschleunigung in Unterarmrichtung Leerlauf Prozentualer Anteil des Leerlaufs am Schwingungsgesamtwert T 2,5 Expositionsdauer in Minuten bis zum Erreichen des Auslösewerts Der hohe Leerlaufanteil am Schwingungsgesamtwert a hv ist bei allen Maschinen auffällig und könnte eine Erklärung für den geringen Einfluss äußerer Rahmenbedingungen sein. Der Leerlaufanteil fällt bei den Altgeräten etwas niedriger aus. Handoberfräse: Zur Untersuchung der Vibrationsbelastung durch Handoberfräsen standen zwei Maschinen (Gewicht: ca. 3 kg neu /ca. 4 kg alt) zur Verfügung, die jeweils eine Nennleistung von ~1000 Watt aufwiesen. Sie wurden für die Bearbeitungsvorgänge mit identischen Werkzeugen bestückt. Bild 3 zeigt die Ergebnisse dieser Messungen. 6,0 Handoberfräsen, verschiedene Arbeitsgänge 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 Betrieb Leerlauf z y x ahv z y x ahv z y x ahv z y x ahv Kanten Nuten Kanten Nuten Neugerät Koordinaten [Hand] Altgerät Bild 3: Vibrationsmesswerte für zwei Handoberfräsen Die höheren Messwerte beim Nutfräsen mit der neuwertigen Oberfräse haben keine offensichtliche Ursache. Das Werkzeug, ein 10er-Nutfräser, scheidet als Ursache aus, da es zwi-
11 VDI-Berichte Nr. 2002, schen den Maschinen gewechselt wurde. Für das Neugerät lag eine Herstellerangabe von 5,5 m/s² vor. Das Nachfolgemodell des Altgeräts wird mit 5,6 m/s² angegeben. Stichsäge: Bei den Messungen zu den zwei vorliegenden Stichsägen wurde stets dieselbe leichte Schweifung (Schablone) von Buchenbrettern der Dicken 15 bzw. 25 mm abgesägt. Des Weiteren wurden die Sägeblätter mit einem Sägezahnabstand von 1,4 bzw. 4 mm variiert. Die Diagramme zeigen zunächst die Ergebnisse für die neuwertige Stichsäge im Vergleich der beiden Sägeblätter. Die Leistungsaufnahme war mit 720 Watt angegeben (Gew. 2 kg), der Gesamtschwingungswert a hv mit 6 m/s². Bei diesem Arbeitsvorgang konnte wie bei dem Excenterschleifer keine Abhängigkeit der Vibrationsmesswerte von der Bedienperson beobachtet werden. Stichsäge neu; Vordergriff; 1.4 mm Blatt; 25er Buche; leichte Schweifung, Pendelhub 3 7,0 6,0 ahw 5,0 ahw < 50 Hz Leerlauf 4mm Sägeblatt 4,0 3,0 Stichsäge neu; Hintergriff, 1.4 mm Blatt; 25er Buche; leichte Schweifung, Pendelhub 3 7,0 ahw 6,0 ahw < 50 Hz Leerlauf 5,0 4mm Sägeblatt 4,0 3,0 2,0 2,0 1,0 1,0 0,0 x y z ahv z ahv Koordinaten [Hand] 0,0 x y z ahv z ahv Koordinaten [Hand] Bild 4: Vibrationsmesswerte an den Griffen einer Stichsäge in Abhängigkeit des Sägezahnabstands sowie Darstellung des tieffrequenten Schwingungsanteils Das Altgerät (Gewicht ca. 2,5 kg) aus dem Jahr 1997 hatte eine etwas niedrigere Leistungsaufnahme mit 600 Watt. Aus der Variation von Brettstärke, Sägeblatt und Pendelhub ist klar erkennbar, dass die größten Schwingungswerte bei dem gröberen Blatt auftreten, ggf. noch verstärkt durch einen größeren Pendelhub.
12 96 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 Stichsäge alt; leichte Schweifung, Vordergriff ahw ahw < 50 Hz z ahv z ahv z ahv z ahv z ahv z ahv z ahv z ahv 1er Pendelhub 3er Pendelhub 1er Pendelhub 3er Pendelhub 1er Pendelhub 3er Pendelhub 1er Pendelhub 3er Pendelhub 15er Brett 25er Holz 15er Brett 25er Holz 1.4er Blatt 4er Blatt Einsatzbedingungen; Koordinaten [Hand] Bild 5: Vibrationsmesswerte für eine Stichsäge in Abhängigkeit des Sagezahnabstands, der Brettstärke und des Pendelhubs Insgesamt sind in Bild 5 Schwingungsgesamtwerte a hv zwischen 6 und 12 m/s² zu beobachten. Ein Nachfolgemodell des Altgerätes wird mit 9 m/s² vom Hersteller angegeben. Im Leerlauf war ein Schwingungsgesamtwert von a hv = 10 m/s² festzustellen. Bei den vorliegenden Stichsägen erreicht man bei einer Nutzung von minimal 20 bis maximal 90 Minuten den Auslösewert. Die Stichsägen weisen einen hohen Anteil im Frequenzbereich bis 50 Hz auf. Bezüglich tieffrequenter Schwingungen wird eine höhere Gefährdung bezüglich Gelenksarthrosen angenommen. Säbelsäge: Labormessungen für Säbelsägen stehen z. Z. noch aus. Die Ergebnisse der Arbeitsplatzmessungen (s. Tab. 2) für diesen Gerätetyp können jedoch als typisch für die Vibrationsbelastung beim Bearbeiten von Holz angesehen werden, da neuere Herstellerangaben diesen Maschinentyp materialunabhängig mit bis zu 20 m/s² ausweisen. Schwingschleifer: Frühere Labormessungen an diesem Maschinentyp zeigten Messwerte von ahv = 17,2 +/- 2,2 m/s² und stehen in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Arbeitsplatzmessungen.
13 VDI-Berichte Nr. 2002, Handhobel: Der Handhobel, neuwertig mit stark gebrauchtem Hobelmesser sowie bei maximalem Materialabtrag von 4mm, weist geringe Vibrationswerte auf und ist damit vergleichsweise unkritisch. Elektrischer Handhobel 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Betrieb Leerlauf x y z ahv Koordinaten [Hand] Bild 6: Vibrationsmessung an einem elektrischen Handhobel mit Ergebnissen Der Handhobel liegt mit einem Schwingungsgesamtwert a hv von 2,7 m/s² nur knapp über dem Auslösewert. Die Herstellerangabe von 2,5 m/s² kann damit als zutreffend angesehen werden. Bild 6 zeigt die Messergebnisse. Sie weisen einen relativ hohen Leerlaufanteil auf. 5. Zusammenfassung Die Beurteilung der Gefährdung für das Hand-Arm-System durch Vibrationen erfordert neben der Ermittlung der Expositionsdauer die Kenntnis des Schwingungsgesamtwertes a hv. Für viele handgehaltene Maschinen erfolgt die Angabe des Vibrationskennwertes aufgrund von Emissionsnormen jedoch nur für die Richtung der stärksten Schwingbeschleunigung. Eine Gefährdungsbeurteilung mittels entsprechender Abschätzverfahren unter Verwendung der Herstellerangabe nach DIN V [4] führt unter Berücksichtigung der Ermittlungsgenauigkeit in der Regel zu einer ausreichenden Abschätzung der Gefährdung durch Vibrationen. Zur Ermittlung von Gefährdungsschwerpunkten in der Holzbearbeitung wurden an einer Vielzahl von Maschinen in Mitgliedsbetrieben der Holz-Berufsgenossenschaft Messungen durchgeführt. Anschließend erfolgte für die Maschinentypen, die hierbei hohe Schwingungsgesamtwerte aufwiesen, eine systematische Untersuchung im Labor. Dabei wurden die Ma-
14 98 VDI-Berichte Nr. 2002, 2007 schinen von verschiedenen Personen bedient, unterschiedliche Einsatzwerkzeuge und Maschineneinstellungen gewählt. Zusammenfassend kann man sagen, dass die gefundenen Schwingungsgesamtwerte im Allgemeinen den Herstellerangeben entsprechen. Bei einzelnen Maschinen, insbesondere bei Stichsägen und Schwingschleifern, kann es jedoch zu erheblichen Abweichungen aufgrund der Einsatzbedingungen kommen. Mit den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung können im Bereich der Holzbearbeitung Präventionsschwerpunkte festgelegt werden. 6. Literatur [1] Richtlinie 2002/44/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Juni 2002 über Mindestvorschriften zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch physikalische Einwirkungen (Schwingungen) (16. Einzelrichtlinie im Sinne des Artikels 16 Absatz 1 der Richtlinie 89/391/EWG) [2] Lärm- und Vibrations-Arbeitschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV) vom 6. März BGBl. I (2007), S.261 [3] DIN EN ISO :2001. Europäisches Normungskomitee (2001): Mechanische Schwingungen - Messung und Bewertung der Einwirkung von Schwingungen auf das Hand-Arm-System des Menschen [4] DIN V 45694: Mechanische Schwingungen - Anleitung zur Beurteilung der Belastung durch Hand-Arm-Schwingungen aus Angaben zu den benutzten Maschinen einschließlich Angaben von den Maschinenherstellern (CEN/TR 15350:2006)
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