Welche Untersuchungen gibt es zur Beurteilung der Atmung?

Transkript

1 Welche Untersuchungen gibt es zur Beurteilung der Atmung? Es gibt verschiedene Untersuchungen, um festzustellen, ob eine Krankheit mit den Lungen zusammenhängt. Jeder Test dient einem anderen Zweck. Manchmal ist nur ein Test erforderlich, bisweilen müssen aber mehrere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Quelle des Übels zu finden. Mit diesen Untersuchungen wird gemessen, wieviel Luft ein- und ausgeatmet wird, in welchem Maße die Lungen in der Lage sind, Sauerstoff in die Blutbahn zu befördern, oder es wird untersucht, ob Störungen in der Lunge bestehen, die man auf Röntgenbildern sehen kann. Bei den meisten Tests muß über ein Mundstück geatmet werden. Eine Abnahme von Blutproben mit einer Kanüle ist dabei meist nicht nötig. Oft werden die Tests bei derselben Untersuchung zwei- bis dreimal wiederholt, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Am häufigsten treten bei diesen Untersuchungen Benommenheit, Schwindelgefühl oder Müdigkeit infolge der Atemmanöver auf. Vor manchen dieser Tests dürfen bestimmte Medikamente nicht eingenommen werden oder es darf nicht geraucht werden. Falls man weiß, daß solche Tests geplant sind, sollte man sich vergewissern, ob dabei bestimmte Anweisungen zu befolgen sind. Was versteht man unter einem Lungenfunktionstest? Lungenfunktionstests sind Atemtests, mit denen man bestimmen kann, wie die Lungen einer bestimmten Person im Vergleich zu Menschen mit normaler Lungenfunktion arbeiten. Die Testergebnisse sind unterschiedlich und hängen von Alter, Geschlecht und Körpergröße ab. Zu diesen Tests zählen die Spirometrie, Diffusionsuntersuchungen sowie die Körperplethysmographie, die entweder alle zusammen als Komponenten einer vollständigen Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden oder als Einzeluntersuchung, um detaillierte Informationen über eine bestimmte Atemfunktion zu erhalten. Was versteht man unter Spirometrie? Die Spirometrie wird bei Menschen mit Verdacht auf Atemstörungen am häufigsten verordnet. Dieser Test wird gewöhnlich durchgeführt, um festzustellen, ob eine Person an COPD leidet. Mit den Ergebnissen alleine sind die Atemstörungen zwar nicht gänzlich erklärbar, sie dienen jedoch zusammen mit der Vorgeschichte von Atembeschwerden sowie anderen Testergebnissen als Grundlage für die Diagnosestellung. Bei diesem Test muß man in ein Rohr atmen, das an ein Gerät angeschlossen ist. Dieses Gerät mißt zum einen die Luftmenge, die man ein- und ausatmet, zum anderen, ob die Luft ungehindert ein- und ausströmt. Bei dieser Untersuchung muß eine Reihe von Atemmanövern durchgeführt werden. Dazu 1

2 gehört in der Regel, normal zu atmen, danach so viel Luft wie möglich auszuatmen, anschließend so viel wie möglich einzuatmen und schließlich die Luft so stark und schnell wie möglich auszustoßen. Muß man vor dem Test besondere Anweisungen befolgen? Man sollte vor dem Test auf inhalierbare Bronchodilatatoren wie Albuterol/Salbutamol oder Metoproteronol/Terbutalin verzichten und, soweit möglich, für eine bestimmte Zeit keine anderen Medikamente einnehmen. Durch diese Medikamente können die Testergebnisse verfälscht werden, so daß der Test unter Umständen wiederholt werden muß. Vor dem Test sollte man sich stets erkundigen, ob besondere Anweisungen zu befolgen sind. Was sind Diffusionstests? Mit Diffusionstests (abgekürzt DL,CO oder TL,CO) kann man messen, ob die Lungen die Luft ungehindert aufnehmen und den in der Luft enthaltenen Sauerstoff in die Blutbahn befördern. Der Test mißt demnach, wie leicht Gase in der Luft in die Lungen gelangen und in die Alveolen sowie danach in die Blutbahnen eintreten, welche diese Luftsäckchen umgeben. Für Diffusionstests sind genaue Messungen erforderlich. Geatmet wird dabei über ein Mundstück, das an eine Maschine angeschlossen ist. Zunächst werden die Lungen durch Ausatmen entleert. Danach wird mit einem tiefen Atemzug ein Gasgemisch eingeatmet, und die Luft wird 10 Sekunden lang angehalten. Anschließend wird ausgeatmet. Muß man vor dem Test besondere Anweisungen befolgen? Wenn der Betreffende raucht oder zu Hause oder am Arbeitsplatz Rauch ausgesetzt ist, ist es wichtig, nicht zu rauchen und/oder sich 4 Stunden vor diesem Test keiner Rauchexposition auszusetzen. Was sind plethysmographische (Lungenvolumen-) Untersuchungen? Plethysmographie ist ein Test, mit dem zum einen gemessen wird, wieviel Luft pro Atemzug ausgeatmet wird, zum andern, wieviel Luft sich nach vollständiger Ausatmung noch in den Lungen befindet. So sehr man sich dabei aber auch anstrengt, es verbleibt immer etwas Luft in den Lungen. Bei einer COPD ist die Menge an Restluft in den Lungen größer als normal. Die Messung der Restluftmenge in den Lungen gibt dem Arzt Auskunft über die Schwere der COPD und dient als Orientierung für die Behandlung. Während dieser Untersuchung sitzt man in einem großen, durchsichtigen Kasten. Es wird bei normalem Atmen durch ein Mundstück geatmet. Anschließend wird tief eingeatmet und danach so viel Luft wie möglich ausgeatmet. Vor oder nach dem tiefen Atmen wird kurz und flach weitergeatmet. 2

3 Muß man vor dem Test besondere Anweisungen befolgen? Wird mit Sauerstoff beatmet, wird diese Beatmung in der Regel unterbrochen, allerdings wird die Sauerstoffkonzentration während des Tests kontrolliert. Was versteht man unter einer Röntgenaufnahme des Thorax? Unter einer Röntgenaufnahme des Thorax versteht man die bildliche Darstellung der Lungen. Röntgenaufnahmen des Thorax (auch Thoraxbild genannt) sind Standarduntersuchungen zur Beurteilung einer COPD. Bei Röntgenaufnahmen des Thorax werden aber nicht nur die Lungen dargestellt, sondern auch das Herz und verschiedene große Blutgefäße im Brustraum. Röntgenaufnahmen des Thorax sind sinnvoll bei Verdacht auf Pneumonie oder Lungentumoren. Röntgenaufnahmen des Thorax können aber bei leichteren Formen einer Lungenkrankheit oder sehr kleinen Tumoren auch unauffällig sein, daher ist dies keine zuverlässige Untersuchungsmethode. Für Patienten, die kurze Zeit stehen können, sind Röntgenaufnahmen des Thorax keine belastende Untersuchung. Das Strahlenrisiko bei Röntgenaufnahmen des Thorax ist gering. Die Strahlendosis, der man bei einer Röntgenaufnahme des Thorax ausgesetzt ist, entspricht etwa einem Tag Aufenthalt in der Sonne. Kann man mit Röntgenaufnahmen des Thorax eine COPD diagnostizieren? Nein, Röntgenaufnahmen des Thorax können dem Arzt Anhaltspunkte dafür liefern, daß eine COPD vorliegt, die Diagnose einer COPD ist damit aber nicht möglich. Was versteht man unter einem Computertomogramm (CT) der Lunge? Computertomogramme (CT) sind Spezialaufnahmen der Lungen. Während bei Röntgenaufnahmen des Thorax ein oder zwei Großaufnahmen der Lungen angefertigt werden, bestehen Computertomogramme aus vielen kleinen Bildern. Mit Computertomogrammen kann man feststellen, ob Luftsäckchen erweitert sind, wie dies häufig beim Emphysem der Fall ist. Mit Computertomogrammen lassen sich auch kleine Tumoren entdecken, die man auf Röntgenaufnahmen des Thorax nicht sieht. Im Gegensatz zu Röntgenaufnahmen des Thorax werden Computertomogramme nicht routinemäßig angeordnet, da die Zusatzdetails, die diese Untersuchungsform im Vergleich zu Röntgenaufnahmen des Thorax liefert, nur gelegentlich benötigt werden. Bei einer Computertomographie ist der Patient darüber hinaus einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als bei Röntgenaufnahmen des Thorax, außerdem ist diese Untersuchungsmethode teurer. 3

4 Bei einer Computertomographie des Thorax liegt der Patient auf einem Tisch, während sich ein großer Zylinder über den Brustkorb bewegt. Der Kopf befindet sich außerhalb des Geräts, bei manchen Geräten befindet sich der Körper vom Hals bis zu den Beinen innerhalb des Geräts. Während der Untersuchung, die 5 20 Minuten dauert, werden viele Einzelaufnahmen (20 30 Bilder, sogenannte Schnitte ) angefertigt. In manchen Fällen wird ein Iodfarbstoff in eine Armvene gespritzt. Mit Hilfe des Farbstoffs kann der Radiologe die Lungen besser beurteilen als bei Aufnahmen ohne Farbstoff. Der Arzt entscheidet, welche der beiden Untersuchungsmethoden angewendet werden soll. Personen, die allergisch auf Iod (oder Schalentiere) reagieren oder nierenkrank sind, sollten dies mit dem behandelnden Arzt oder Radiologen besprechen, bevor diese Untersuchung durchgeführt wird. Derzeit werden ambulant Ganzkörper -Szintigramme angeboten, allerdings müssen diese vom Patienten selbst bezahlt werden. Bevor solche Szintigramme ambulant verfügbar waren, wurden sie nur bei Personen mit Verdacht auf krankhafte Veränderungen und nur an Körperstellen durchgeführt, die gefährdet schienen. Nie zuvor waren sie an so vielen gesunden Menschen durchgeführt worden. Es werden daher auch viele harmlose Veränderungen entdeckt, etwa kleine Narben, die nicht behandelt werden müssen. In den meisten Fällen ist es mit einem Szintigramm nicht möglich, zu entscheiden, ob es sich um einen harmlosen Befund handelt. Es ist bislang unklar, ob sich in Anbetracht der wenigen schweren krankhaften Veränderungen, die dabei entdeckt werden, die Risiken einer zusätzlichen Strahlenbelastung sowie die Belastungen durch Zusatzuntersuchungen (z.b. Biopsien), die sich aus diesen CT-Befunden ergeben, lohnen. Was versteht man unter einem Belastungstest? Belastungstests werden im Labor durchgeführt, entweder auf dem Laufband oder auf dem Fahrrad. Während des Belastungstests atmet man normalerweise durch ein Mundstück, das mit einem Gerät verbunden ist. Mit diesem Gerät wird gemessen, wie anstrengend (Energieaufwand) es für den einzelnen Patienten ist, den Belastungstest durchzuführen. Während des Tests wird die Geschwindigkeit immer mehr gesteigert und der Widerstand stetig erhöht. Auf dem Fahrrad bedeutet dies, daß der Tretwiderstand größer wird. Auf dem Laufbahn wird der Winkel des Laufbands steiler, man hat also das Gefühl, bergauf zu laufen. Das Ausmaß der Belastung hängt von der körperlichen Fitness der jeweiligen Testperson ab. Um das gesundheitliche Problem richtig zu verstehen, ist es wichtig, daß die Belastung möglichst hoch ist. Oft wird der Patient auch an einen Herz- und Sauerstoffmonitor angeschlossen. Die Sauerstoffkonzentrationen werden während des gesamten Tests über eine Sonde kontrolliert, die in einer Arterie liegt (arterieller Zugang). Mit dem Herzmonitor wird die Leistung des Herzens während starker körperlicher Anstrengung gemessen. Belastungstests dienen zur Kräftigung von Herz und Lungen. Nachwirkungen des Tests sind somit Atemlosigkeit und Müdigkeit. Menschen mit COPD, die sich diesem Test unterziehen, gehen während des Tests aus Angst vor Atemlosigkeit nicht an ihre Leistungsgrenze. Dabei ist dies der perfekte Zeitpunkt, unter sicheren, überwachten Bedingungen so stark wie möglich zu trainieren. 4

5 Was versteht man unter arteriellen Blutgasen (ABGs)? Mit arteriellen Blutgasen (ABGs) kann man Verschiedenes im Blut beurteilen. ABGs sind die genaueste und direkteste Methode zur Beurteilung, wie gut oder schlecht die Lungen in der Lage sind, Sauerstoff in die Blutbahn zu befördern und Kohlendioxid auszuscheiden. Im Gegensatz zu vielen Blutuntersuchungen, bei denen eine Nadel in eine Vene eingestochen wird, muß sie bei der Blutgasanalyse in eine Arterie eingeführt werden. Das Einführen einer Nadel in eine Arterie kann schmerzhafter sein als das Einbringen in eine Vene, weil die Arterien gewöhnlich zwischen Muskeln liegen. Damit die Nadelpunktion nicht so weh tut, wird der Bezirk, wo die Nadel in die Haut eingestochen werden soll, betäubt (anästhesiert). Was versteht man unter Oximetrie? Die Oximetrie ist eine indirekte Messung des Sauerstoffgehalts im Blut. Dabei wird entweder ein kleiner Streifen um den Finger gewickelt oder ein Clip am Ohrläppchen befestigt. Der Test ist weder schmerzhaft noch gefährlich, da der Sauerstoffgehalt mittels Lichtstrahlen gemessen wird. Mit dem Oximeter-Test kann man messen, wieviel Sauerstoff (Sauerstoffsättigung, abgekürzt SaO 2 ) sich in den roten Blutkörperchen befindet. Leider sind die Oximeter-Geräte mitunter unzuverlässig. Die abgelesenen Werte können ungenau sein je nach Hautfarbe, bei Störungen des Blutbilds, bei unzureichenden Kreislaufverhältnissen oder bei nicht ordnungsgemäßer Wartung des Geräts. Zur Beantwortung der Frage, wieviel Sauerstoff sich im Blut befindet und ob zusätzlicher Sauerstoff verabreicht werden soll, ist daher die arterielle Blutgasanalyse (ABG) als Test vorzuziehen. 5