L.R. Baggs Session Acoustic DI & Headway EDB-2

Transkript

1 spitze L.R. Baggs Session Acoustic DI & Headway EDB-2 Ähnlich und doch verschieden sind die beiden Acoustic-Preamps/DI-Boxen von L.R. Baggs und Headway. Am Ende eint die beiden Sound-Spezialisten aber vor allem der Anspruch, einen perfekten Akustikgitarren-Sound auf und die Live-Performance ohne Feedback-Probleme und Störgeräusche über die Bühne zu bringen. Von Michael Nötges Ja, es handelt sich bei den beiden Produkten schon auch irgendwie um DI-Boxen für akustische Instrumente. Den EDB-2 oder die Session Acoustic DI auf diesen Nebenschauplatz zu reduzieren, wäre grob fahrlässig. Die Symmetrierung des Ausgangssignals, um Störgeräusche und Einstreuungen im Live-Betrieb zu vermeiden, ist bei den Klangverbesserern bloß Obligation. Denn bevor es über den DI- Ausgang zum Amp oder die PA geht, putzen sie das Signal erst mal ordentlich heraus und entzerren es wenn nötig nach allen Regeln der Kunst. Wobei, so viel sei jetzt schon verraten, der EDB-2 als tüchtiges Arbeitspferd großen Wert auf präzises Sound-Shaping durch wirkungsvolles Filtern und Flexibilität durch zwei Eingangskanäle setzt. Die Session Acoustic DI dagegen, um bei dem Bild zu bleiben, mehr der edle Araberhengst ist und dem Signal mit Leckerbissen wie EQ- Kompressor und Saturator zu Leibe rückt. Power Tool Der EDB-2 von Headway ist eine kompakte Black-Box im Din A6 Format. Rutschfeste Gummifüße prädestinieren die Spezial-DI-Box für den Bühnenboden. Ein Gewinde im Gehäuseboden ermöglicht ebenso die Montage auf einem Stativ, um sich zur Bedienung während des Auftritts nicht hinknien zu müssen. Grundsätzlich lässt sich auch eine Gurt-Halterung montieren. Für meinen Geschmack ist diese Option jedoch eher etwas für die deutlich kleinere und leichtere EDM-1 (siehe Kasten). Wegen der zahlreichen, aber dafür kleinen Einstellmöglichkeiten würde ich mir den EDB-2 komfortabel auf ein Stativ montieren, um während der Performance immer direkten Zugriff auf alle Parameter zu haben. 1 grand gtrs

2 Die Stromversorgung wird entweder über zwei 9-Volt-Blocks oder einen mitgelieferten Netzadapter gewährleistet. Für Alkali-Batterien ist eine Betriebsdauer von 25 bis 50 Stunden angegeben, die sich bei der Verwendung von Lithium-Stromspeichern auf 75 bis 150 Stunden erweitert. Die Länge hängt von der individuellen Nutzung des EDB-2, sprich vor allem davon ab, ob beide Eingänge genutzt werden und ob die jeweilige Phantomspeisung benötigt wird. Phantomspeisung? Genau, Für den Ch.1-Eingang lässt sich nämlich eine Stromversorgung von 9-Volt aktivieren, um solche Pickup-Systeme zu betreiben, die auf externen Saft angewiesen sind. Je nach System ist es möglich, die Polarität (Tip, Ring) mit einem Schiebeschalter zu wechseln. Der EDB-2 verfügt noch über einen zweiten Eingang (Ch.2). Für diesen kann, wenn ein Kondensator-Mikrofon an dem XLR-Eingang angeschlossen ist, ebenfalls eine Phantomspannung angeschaltet werden. Allerdings liefert der EDB-2 nur 18 Volt. Ob die Versorgung für das jeweilige Mikrofon reicht, muss individuell in den Herstellerangaben des Schallwandlers nachgeschaut werden. Beim dpa 4099, das als hochwertiges Clip-Mikrofon gerne für akustische Instrumente verwendet wird, liegt beispielsweise die benötigte Phantomspeisung zwischen fünf und 50 Volt also kein Problem. Da das nicht bei allen Lösungen so zutrifft, ist ein Datenblatt-Check im Vorfeld ratsam. Übrigens ist die Impedanz der beiden Eingänge mit einem dreistufigen Switch umschaltbar, je nachdem, ob ein aktiver (low/active: 1MΩ), ein Piezo bzw. magnetischer Tonabnehmer (Hi: 5 MΩ) oder passive sehr hochohmige Pickups (+Hi: 20 MΩ) verwendet werden. Warum eigentlich zwei Kanäle? Wer mit seinem einfachen Tonabnehmer in Sachen Sound zurechtkommt, braucht den zweiten Eingang nicht. Aus eigener Erfahrung empfehle ich, für einen natürlichen Akustikgitarrensound einen Pickup (Piezo, magnetischer Tonabnehmer oder Soundboard-Pickup) mit einem Mikrofonsignal zu mischen. Selbst wenn das Mikrofon mit einem HPF aller Bässe beraubt ist, um Feedback-Probleme bei hohen Lautstärken zu vermeiden, reichen die oberen Mitten und Höhen aus, dem manchmal etwas flachen und künstlichen Tonabnehmer-Signal zur nötigen Authentizität zu verhelfen. Durch das Hinzumischen kommt meist etwas mehr Plastizität und vor allem Natürlichkeit ins Spiel, die beim Live-Sound oft die Spreu vom Weizen trennt. Wer den Klang einer reinen Abnahme über Piezo-Tonabnehmer kennt, weiß, wovon die Rede ist. Deswegen sind die beiden Kanäle eine wirklich gute Sache, besonders, weil der EDB- 2 noch einen Stereo-Eingang anbietet, der ein gesplittetes Signal auch über ein einziges Kabel aufnehmen kann. Verwendet man also beispielsweise zweikanalige Pickup-Systeme wie das Dual Source von L.R. Baggs, lassen sich Gitarre und EDB-2 mit einem einzigen Stereo-Kabel verbinden, wobei auf Ch.1 dann das Piezo-, auf Ch.2 das Mikrofonsignal anliegt. Beide können jetzt separat bearbeitet, im Verhältnis angepasst und schließlich als gemischtes Mono-Signal ausgegeben werden. Was geht? Apropos bearbeitet: Zunächst hat der EDB-2 einen Notch Filter, um feedbackverursachende Hersteller: Headway Modell: EDB-2 Herkunftsland: Korea (designed in UK) Bauart: Multifunktions Preamp (5-Band-EQ, Notch Filter) und DI-Box mit Blend/Mix-Funktion (2 Kanäle) Regler: Notch Filter (Güte/Q und Frequenz), EQ (Bass, Low-Mid, High-Mid, Presence, Treble), Gain (Channel 1, Channel 2), Master-Volume Switches/Buttons: Groundlift (Lift, Earth), Power (Off, Standby, On), Notch Filter (Channel-Auswahl, In/Out), Master (Live, Mute), EQ (Ch.1, Ch.2, Ch.1 & Ch.2), Phasenumkehrung (Ch.1, Ch.2), Frequenz-Range/HPF (Violin: 192 Hz, Guitar: 85 Hz, Bass: 41 Hz), XLR (18 Volt Phantomspeisung, Phantom Off, XLR Off), Eingangsimpedanz Ch.1 und Ch.2 getrennt (Active: 1 MΩ, Hi: 5 MΩ, +Hi: 20 MΩ), Phantomspeisung (9 Volt) für TRS-Input 1 (Ring, Tip, Off) Anschlüsse: Eingang Ch.1 (6,35-mm-Klinke), Stereo-Eingang (6,35-mm- Klinke, Tip: Ch.1, Ring: Ch.1), Mikrofoneingang Ch.2 (XLR, 18 Volt Phantom speisung), ipod-eingang (3,5-mm-Klinke, post EQ), symmetrischer Mix-Ausgang (XLR, keine Phantomspeisung des EDB-2 möglich), Mono-Mix-Ausgang (6,35-mm-Klinke), 18-Volt-Netzteilanschluss Anzeigen: Low Battery, Power, Notch Filter, Mute, XLR (Phantomspannung), zusätzlicher Line-Out fürs Monitoring, Notch Filter mit einstellbarer Güte und Frequenzauswahl Stromversorgung: 2 x 9-Volt-Block, Netzteil Besonderheiten: Stereoeingang, +Hi-Impedance (20 MΩ), Frequenz- Range-Switch (Guitar, Bass, Violin), 9-Volt-Phantomspannung (Ch.1), 18-Volt Phantomspannung Ch.2, Stativgewinde im Gehäuse, Gurtbefestigungsvorrichtung Gewicht: 550 g Maße: 138 x 93 x 38 cm Preis: 311 Euro Vertrieb: Pro Arte Acoustics Kirchheim grand gtrs 2

3 Das kleine Besteck Headway EDM-1 Wirklich etwas für den Gitarrengurt ist der kleine Bruder der EDB-2. Der EDM-1 setzt auf einen 3-Band-EQ und Antifeedback-Regler (HPF-Filter), um das anliegende akustische Signal zu entzerren. Im Gegensatz zum EDB-2 gibt es nur einen Eingang mit 9-Volt-Phantomspannung und einen DI-Out als 6,35-mm-Klinkenbuchse, welche per Adapter auf XLR-Format gebracht werden kann. Betrieben wird der kompakte DI-Preamp mit einem 9-Volt- Block oder per Netzteil. Ground-Lift- und Impedanz-Wahl-Switch für den Anschluss von aktiven und passiven Pickup-Systemen sind genauso mit von der Partie wie der Live/Mute-Schalter samt zweier Status-LEDs. Ich habe die kleine Box bei einem Auftritt an eine klassische Gitarre mit Mikrofon/Preamp-System von Cromacord Rumba angeschlossen. Das Ergebnis war ein störgeräuschfreies transparentes Signal. Außerdem das war meine Hauptintention ließen sich tieffrequente Rückkopplungen durch den Anti-Feedback-Regler gut in den Griff bekommen und das Klangbild mit dem 3-Band-EQ gut optimieren. An dieser Stelle war der EDB-1 eine sehr kompakte und unkomplizierte Lösung, die ich jedem empfehlen kann, der ohne viel Schnickschnack eine wirkungsvolle Filtersektion samt DI-Box für sein akustisches Instrument sucht. Hersteller: Headway Modell: EDM-1 Herkunftsland: Korea (designed in UK) Bauart: Multifunktions Preamp (3-Band-EQ, Anti Feedback-Filter), und DI-Box Regler: Anti Feedback (HPF-Range Hz), EQ (Bass, Mid, Treble), Master-Volume Switches/Buttons: Groundlift (Lift, Earth), Master (Live, Mute), Eingangsimpedanz (Active: 1 MΩ, Hi: 5 MΩ, +Hi: 20 MΩ), Phantomspeisung (9 Volt) für TRS-Input 1 (Ring, Tip, Off) Anschlüsse: Eingang Ch.1 (6,35-mm-Klinke), symmetrischer Ausgang (6,35-mm-Klinke mit XLR-Adapter) Anzeigen: Low Battery, Power, Notch Filter, Mute, XLR (Phantomspannung), zusätzlicher Line-Out furs Monitoring, Notch Filter mit einstellbarer Güte und Frequenzauswahl Stromversorgung: 9-Volt-Block, Netzteil Besonderheiten: +Hi-Impedance (20 MΩ), Anti Feedback HPF, 9-Volt-Phantomspannung (Ch.1), Stativgewinde im Gehäuse, Gurtbefestigungsvorrichtung Gewicht: 300 g Maße: 110 x 66 x 30 cm Preis: 187 Euro Vertrieb: Pro Arte Acoustics Kirchheim Resonanzen herauszufiltern. Einstellbar sind die Güte (Q), also die Breite (Sharp bis Wide) des Glockenfilters und dessen Centerfrequenz (50 Hz bis 6 khz). Auf beide Kanäle anwendbar, muss allerdings festgelegt werden, für welches Signal der Notch Filter verwendet wird (Auswahl-Button). Um die Auswirkung des Filters auf den Sound zu testen, lässt sich das Filter mit einem Schiebeschalter an- und ausschalten. Eine LED informiert über den Betriebsstatus. Darüber hinaus hat der EDB-2 einen 5-Band- EQ an Bord, der wieder wahlweise auf einen der beiden Kanäle oder auf beide gleichermaßen angewendet (EQ-Switch) werden kann. Die einzelnen Bänder sind mit unterschiedlichen Filtercharakteristika ausgestattet: Im Bass wirkt der Entzerrer mit ±12 Dezibel bei 120 Hertz, wenn die Range-Settings (dreistufiger Switch) auf Guitar (Roll-Off bei 70 Hertz) oder Violin (Roll-Off bei 200 Hertz) eingestellt sind. Für die Bass -Settings (Roll-Off bei 40 Hertz) wirkt das Bass-Filter mit ±16 db bei 45 Hertz. Die Centerfrequenz des unteren Mittenbands liegt bei 590 Hertz und die Amplitudenänderung beschränkt sich auf ±13 db beim gleichen Regelweg des Potis. Dadurch sind etwas feinere Einstellungen möglich. Noch präziser bei geringerer Amplitudenveränderung geht es bei den oberen Mitten (Centerfrequenz: 880 Hetz, ±12 Dezibel) und im Präsenz-Bereich (Centerfrequenz: 2,8 Kilohertz) zu. Der Presence-Regler beeinflusst die Amplitude mit nur sieben Dezibel in beide Richtungen, wodurch zusätzlich zu den übrigen Bändern eine dezente Anhebung oder Absenkung möglich ist. Die Auflösung des Regelverhaltens ist im Vergleich zu den anderen Bändern sehr fein. Für die Höhen die überlappenden Bänder beeinflussen sich natürlich immer gegenseitig steht ein letzter Filter mit ±13 Dezibel bei 10 Kilohertz zur Verfügung. Headway-Praxis Den EDB-2 teste ich zum einen mit einem magnetischen Tonabnehmer, dem ein Soundboard- Pickup hinzugemischt ist, im One-Channel- Betrieb. Anschließend auch mit dem gesplitteten Signal des Dual Source von L.R. Baggs, welches via Stereo-Kabel an den dafür vorge- sehenen Eingang angeschlossen ist. Der DI-Out ist an eine HK Audio Lucas Nano600 angeschlossen. Zur Info: Im Live-Betrieb kann über den separaten Mono-Mix-Ausgang ein Monitor angeschlossen werden, außerdem gibt es noch einen sogenannten ipod-in, um MP3-Player oder andere Abspielgeräte anzuschließen. Das Signal umgeht so die Gain- und Filtersektion und liegt direkt am Master-Regler an. Zunächst: Störgeräusche sind bei beiden Szenarien passé. Außerdem liefert der EDB-2 einen neutralen, sehr transparenten Grundsound. Mit dem Notch-Filter bekomme ich störende Resonanzen entzerrt, um den Klang insgesamt aufgeräumter und konkreter klingen zu lassen. Dafür stelle ich den Q-Regler auf sharp und sweepe durch die Frequenzen, bis ich den Übeltäter ausgemacht habe. Wenn die schmale Güte nicht reicht was bei stei- 3 grand gtrs

4 Anzeige gender Lautstärke gerne der Fall ist hilft eine etwas breitere Einstellung, das sich anbahnende Feedback zu unterdrücken. Mit dem 5- Band-EQ lässt sich sehr gut arbeiten, obwohl die Regler nicht gerade riesig sind und etwas Fingerspitzengfühl benötigen. Um den Klang per Filterung optimal anzupassen, braucht es meines Erachtens nicht mehr. Besonders elegant finde ich die Lösung mit den beiden Signalen des Dual Source Pickups. Der Piezo-Tonabnehmer liegt dann auf Kanal 1 und das Mikrofonsignal auf Kanal 2. Den Notch-Filter nehme ich für das Mikrofon, suche die kritische Frequenz und ziehe zur Sicherheit die Güte etwas in die Breite. Den EQ stelle ich auf beide Kanäle ein, um alles anzupassen. Dafür drehe ich das Mic-Signal zunächst komplett heraus, optimiere den Klang des Piezo und drehe danach langsam den Gain-Regler von Kanal 1 auf, bis sich der natürliche Klang optimal mit dem Piezo-Sound verbindet. Klingt einfach? Ist es auch und das Ergebnis kann sich hören lassen. Der EDB-2 färbt das Signal dabei im Grunde nicht ein, sondern führt ein präzises Soundshaping durch, um am Ende ein transparentes Klangbild zu erhalten. Sound Machine Die L.R. Baggs Session Acoustic DI ist aus etwas anderem Holz geschnitzt als der EDB- 2. Sie hat einen Ein- und zwei Ausgänge (DI und Line-Out). Das war s. Die Stromversorgung wird über einen 9-Volt-Block, einen separates Netzteil oder die Stromversorgung des Pedal-Boards gewährleistet. Aber und das hat sie dem EDB-2 voraus es funktioniert genauso, die Session Acoustic DI per Phantomspeisung über den DI-Ausgang zu betreiben. Das geht natürlich nur, wenn das angeschlossene Gerät über dieses Feature verfügt, was wohl bei nahezu allen Mixern der Fall sein wird. Das braune Metallgehäuse hat außerdem einen robusten Footswitch, um das Signal jederzeit per pedes muten können. Eine LED informiert über den Betriebszustand. Fühlt sich der EDB-2 also eher auf einem Stativ in greifbarer Höhe wohl, ist die Session Acoustic DI der klassische Bodentreter. Die Bedienmöglichkeiten sind nicht so weitreichend wie die des EDB-2, doch mit einem vierstufigen HPF (40, 80, 120 und 200 Hertz), der wie der Ground-Lift-Switch an der Seite des Geräts betätigt wird, können zunächst die groben Voreinstellungen für die Klangeinstellung vorgenommen werden. Den Feinschliff gibt es für den direkten Zugriff auf der Oberseite. Sehr erfreulich ist zunächst die optische Eingangspegelüberwachung durch eine kleine mehrfarbige Anzeige neben dem Gain-Regler. Damit lässt sich sehr komfortabel die richtige Verstärkung einstellen, ohne den Eingang zu übersteuern. Mit dem Volume-Regler kann die Ausgangslautstärke bestimmt werden. Die Potis laufen angenehm zäh, sind gut zu packen und lassen präzise Änderungen in der Verstärkung zu. Auch die Session Acoustic DI hat einen Notch Filter, der jedoch anders als beim EDB-2 mit einer fixen Güte ausgestattet ist. Auf Linksanschlag rastet der Regler auf der Off-Position ein und der Entzerrer ist ausgeschaltet. Treten unliebsame Resonanzfrequenzen oder Feedbacks auf, ist es möglich, mithilfe des Reglers die Frequenz anfahren (bis maximal 360 Hertz) und automatisch zu entschärfen. Eine Besonderheit der Session Acoustic DI ist der Saturator. Auf den Sound von Akustikgitarren abgestimmt, lassen sich dem Klang harmonische Obertöne hinzufügen, die in der Regel mehr Fundament, Plastizität und Griffigkeit in den Sound bringen und so könnte man sagen den Sound organischer und lebendiger erscheinen lassen. Außerdem gibt es noch einen 3-Band-Kompressor, der den Sound abhängig von den jeweils festgelegten Frequenzbereichen komprimiert. Der Kompressor ist so konzipiert, dass er auf die Dynamik des Spielens reagiert. Je heftiger beim Strumming angeschlagen wird, desto heftiger ist das Regelverhalten des Kompressors. Wie intensiv insgesamt komprimiert wird, hängt von der Stellung des Comp-EQ-Reglers ab (Linksanschlag: off, Rechtsanschlag: max.). Die Funktionen haben den Vorteil, auf sehr intuitive musikalische Weise bedient werden zu können, detailliertes Filtern wie beim EDB-2 ist dagegen eher nicht möglich. Wer auf den Batteriebetrieb setzt, kann sich übrigens mit dem batt-button den Status des Stromspeichers anzeigen lassen. Das kleine VU-Display zeigt dann den Stand der Dinge an. Außerdem lässt sich noch die Phase des Signals drehen, was gerade bei Akustikgitarren-Sounds ein wichtiges Feature ist, denn meistens klingt das Signal in einer Phasenlage besser und ist vor allem weniger anfällig für Feedback. Deshalb lohnt sich immer der kurze A/B-Vergleich mittels des Phase-Buttons. L.R. Baggs-Praxis Das ist ja mal eine interessante Daisy-Chain und der Sound ist so satt und beefy, fach-

5 simpelt der Live-Techniker nach dem Auftritt auf der Fête de la Musique im Kölner Rheinauhafen. Ich würde mich etwas anders ausdrücken, kann ihm jedoch voll und ganz zustimmen. Obwohl die Session Acoustic DI nicht alleine dafür verantwortlich zeichnet, spielt sie an diesem Nachmittag eine wichtige Rolle. Ihr zu verdanken ist meiner Meinung nach das Wort beefy im zitierten Statement. Denn ich habe kurzerhand vor dem Auftritt die Standard-DI abgestöpselt und durch die Session Acoustic DI ersetzt. Nicht nur, dass ich durch den Einsatz des Notch Filters dem Techniker beim Soundcheck schon etwas unter die Arme greifen konnte, mit dem Saturator bekommt das Endsignal einfach einen sehr griffigen, plastischen Sound. Dabei geht es im Grunde um etwas mehr Lebendigkeit, die durch die hinzugefügten harmonischen Obertöne entsteht. Außerdem, das ist gerade bei perkussiven Spielweisen und großen dynamischen Unterschieden interessant, hilft der 3-Band-Kompressor, das Signal aufzuräumen und selbst leise Passagen im Mix nicht absaufen zu lassen. Übrigens ist das Einpegeln des Preamps mit der VU-Anzeige kinderleicht und lampenfiebersicher und auch auf der Bühne hat sich erwiesen, dass sich der A/B-Vergleich mit dem Phase-Schalter immer lohnt. Vor dem Gig habe ich die DI in ruhiger Umgebung unter die Lupe genommen. Angeschlossen habe ich nicht das ganze Live- Equipment, sondern nur das eine Pickup- System meiner Lakewood, das aus dem verbauten magnetischen Tonabnehmer (unter dem Griffbrett) und einem Soundboard-PU besteht, um die Body-Percussions hörbar zu machen. Eigentlich nutze ich diese Tonabnehmer-Kombination live nur als Ergänzung zum L.R. Baggs Dual Source Tonabnehmer (Piezo und Mikrofon), doch ich wollte ihr noch mal eine Chance geben beziehungsweise schauen, was mit der Session Acoustic DI machbar ist. Zu Recht, wie sich rausstellt, denn eigentlich fehlte mir beim magnetischen Tonabnehmer immer etwas die Natürlichkeit. Der Sound war recht flach und etwas steril. Jetzt ist es nicht so zaubern kann sie schließlich nicht, dass die Session Acoustic DI den Grundsound komplett verändert, sie macht ihn allerdings ein wenig schöner. So einfach ist das zu beschreiben. Hersteller: L.R. Baggs Modell: Session Acoustic DI Herkunftsland: USA Bauart: Acoustic DI/Multifunktions Preamp (Notch Filter, Saturator, Comp-EQ), und DI-Box Regler: Notch Filter (off bis 360 Hz), Saturate (off bis max.), Comp-EQ (off bis max.), Gain, Volume Switches/Buttons: Phasenumkehrung, Batterie-Check, HPS (40, 80, 120, 200 Hz), Ground Lift, Foot-Switch (Mute-Funktion) Anschlüsse: Eingang (6,35-mm-Klinke), symmetrischer DI-Ausgang (XLR, Phantomspeisung der Session DI möglich), Line-Ausgang (6,35-mm-Klinke) Anzeigen: Battery Check, VU Meter, Phantomspeisung Stromversorgung: 9-Volt-Block, Netzteil, Phantomspeisung Besonderheiten: Saturator, EQ-Compressor, VU-Meter Gewicht: 680 g Maße: 158 x 101 x 44 cm Preis: 463 Euro Vertrieb: Musik & Technik Durch den Einsatz des Saturators bekommt der Klang die Dimension, welche mir bislang immer fehlte erstaunlich, aber wahr. Außerdem kontrolliert der 3-Band-Kompressor sehr souverän die Schläge auf die Gitarrendecke, welche über den Soundboard-PU übertragen werden, und liefert am Ende ein transparentes und sehr direktes Klangbild, das ich so nicht erwartet habe. Fazit Sowohl die Session Acoustic DI von L.R. Baggs als auch der EDB-2 von Headway sind empfehlenswerte Bühnen-Tools für Akustikgitarre, die weit mehr bieten als schnöde Signal-Symmetrierung. Während die Session Acoustic DI als wirkungsvoller Klangveredler (Saturator und 3-Band-Kompressor) mit intuitivem Bedienkonzept punkten kann, überzeugt der EDB-2 als vielseitiger wie wirkungsvoller Allrounder mit üppiger Ausstattung in Sachen Anschlüsse und Filterung (5-Band-EQ, Notch Filter mit regelbarer Güte), der sich problemlos genauso für die Belange anderer akustischer Instrumente wie z. B. Kontra- oder Akustikbässe einstellen lässt. 5 grand gtrs