Frauke Nahrgang Das Schulhof-Geheimnis

Transkript

1 Frauke Nahrgang Das Schulhof-Geheimnis

2 Heinrich Ellermann Verlag DIE AUTORIN Frauke Nahrgang ist Grundschullehrerin, Autorin und ein leidenschaftlicher Fußballfan. Als ihre eigenen Kinder klein waren, hat sie ihnen immer gern vorgelesen und schließlich eigene Geschichten für sie erfunden. Inzwischen sind ihre Kinder groß und sie selbst ist mittlerweile eine erfolgreiche Autorin zahlreicher Kinderbücher.

3 Frauke Nahrgang Mit Illustrationen von Manfred Tophoven

4 cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Profibulk von Sappi liefert IGEPA 1. Auflage Erstmals als cbj Taschenbuch April 2009 Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform 2005 cbj, München Alle Rechte vorbehalten Umschlagbild und Innenillustrationen: Manfred Tophoven Umschlaggestaltung: Basic-Book-Design, Karl Müller-Bussdorf MI Herstellung: ReD Satz: Lorenz & Zeller, Inning a. A. Druck: Těšínská tiskárna, a.s.,český Těšín ISBN Printed in the Czech Republic

5 Gesucht: Ein aufregendes Erlebnis! ANETTE So ein blödes Thema. Aber der Aufsatz muss bis morgen fertig sein. Und deshalb hocke ich in meinem Zimmer und starre Löcher in die Luft. Als Ela kommt, sieht die Luft aus wie ein Schweizer Käse. Aber geschrieben habe ich noch kein Wort. Ela, die Glückliche, ist schon fertig. Sie hat beim Sechzigsten ihres Opas die Sahne geschlagen und dabei Zucker und Salz verwechselt. Vielleicht ist das kein super aufregendes Erlebnis. Aber als Aufsatz ist es prima. Und vor allem: Es hat zwei Seiten ergeben.

6 Ela hilft mir beim Nachdenken. Das kann sie sowieso besser als ich. Aber diesmal bringt es nichts. Wir grübeln eine halbe Ewigkeit. Vergeblich! Kein aufregendes Erlebnis weit und breit.»lass uns mal sehen, was draußen abgeht«, schlägt Ela vor.»vielleicht wimmelt es da nur so von aufregenden Erlebnissen.«Gute Idee! Eine kleine Luftveränderung kann nicht schaden. Vom vielen Nachdenken knirscht mir schon das Gehirn. 6

7 Zuerst machen wir einen Rundgang durch unsere Siedlung. Tote Hose überall! Also weiter. In der Bergstraße ist Sperrmülltag. Sperrmüll ist manchmal aufregend. Wenn man zwischen dem ganzen Gerümpel mal was richtig Tolles findet. Aber heute stehen da nur wacklige Stühle, ein Tisch mit abgebrochenem Bein, eine kaputte Lampe und noch mehr nutzloser Kram. 7

8 Vor dem Haus, in dem Cora wohnt, steht ein blaues Sofa ohne Armlehne. Das sieht schon ziemlich vergammelt aus, aber wir sind nicht wählerisch und lassen uns draufplumpsen. Das Sofa antwortet mit einer Staubwolke. Wir husten eine Weile und dann schlage ich vor:»wollen wir mal bei Cora klingeln?«

9 Cora geht in unsere Klasse und ist eigentlich ganz nett. Trotzdem schüttelt Ela energisch den Kopf.»Bloß nicht! Oder willst du deine Zeit etwa mit Rebekka verplempern?«das will ich natürlich nicht. Niemand will das. Außer Cora. Rebekka ist eine Turbo-Angeberin. Eine Klugscheißerin. Eine richtige Ziege. Aber das scheint Cora nicht zu stören. Die beiden sind unzertrennlich. Und wenn Cora zu Hause ist, dann ist Rebekka auch da. Wir ruhen noch einen Moment aus, dann rappeln wir uns auf und suchen weiter nach einem aufregenden Erlebnis.

10 Am Steiner Platz kommt uns ein Radfahrer entgegen. Daniel. Der geht auch in unsere Klasse. Außerdem wohnt er ganz in unserer Nähe. Im Wohnblock gegenüber. Von unserem Küchenfenster aus kann man seine Haustür beobachten. Besser gesagt: Man könnte seine Haustür beobachten, wenn man dazu Lust hätte. Aber wer hat das schon? Daniel ist ein Langweiler mit schlechten Manieren. Doch seine Nachbarn kann man sich leider nicht aussuchen.»mann, was für ein cooles Rad!«, ruft Ela begeistert. Sie rennt Daniel entgegen. Der rast voll auf sie zu. Erst im allerletzten Moment springt er ab. Fast hätte er Ela über den Haufen gefahren. Ein rücksichtsloser Typ. Anstatt sich zu entschuldigen, meckert er noch rum.»blöde Kuh! Kannst du nicht aufpassen?«als ob Ela an dem Fast-Unfall Schuld wäre.

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12 »Lass den doch«, sage ich und will Ela weiterziehen. Aber die will unbedingt das Rad anschauen. Das ist allerdings wirklich toll: kirschrot, mit Tachometer. Die Gangschaltung hat einundzwanzig Gänge, wenn ich mich nicht täusche. Das Rad sieht teuer aus. Irgendwie passt es nicht richtig zu Daniel.»Ist das dein Rad?«, fragt Ela. Daniel verdreht die Augen und wird ganz pampig.»natürlich ist das mein Rad. Wem soll es denn sonst gehören?«dabei hat Ela doch nur mal gefragt. 12

13 Ich komme ihr zu Hilfe.»Na ja, weil wir es eben noch nie bei dir gesehen haben, deshalb.na und?«daniel wird jetzt richtig laut.»mein Vater hat es mir gerade erst geschenkt. Überhaupt, was geht euch das an?«ela überhört seine Unverschämtheiten.»Dürfen wir auf dem Heimweg mal fahren?«, fragt sie.»ich fahre nicht heim. Ich habe nämlich noch was vor. Ohne euch.«er wendet und braust davon, als ob er auf der Flucht wäre.»klar wollte der heim«, sagt Ela ärgerlich.»der will uns nur nicht fahren lassen.«

14 Wir gehen nach Hause. Zu Fuß. Was bleibt uns anderes übrig?»so ein Rad«, schwärmt Ela unterwegs.»mensch, wenn ich so ein Rad hätte!«ich habe andere Sorgen. Ich weiß immer noch nicht, was ich in meinem Aufsatz schreiben könnte. Dabei mag es unser Lehrer nicht besonders, wenn wir ohne Hausaufgaben kommen. Aber was soll ich denn machen, wenn mir nie was Aufregendes passiert? Das einzige aufregende Erlebnis werde ich morgen haben. Nämlich dann, wenn Herr Schneider meinen Aufsatz sehen will. DANIEL Das Rad fährt astrein. Bremsen, Gangschaltung, alles perfekt. Unglaublich, was die Leute wegwerfen. Dass man so ein tolles Rad beim Sperrmüll finden kann! Aber genau da hat es gestanden. Beim Sperrmüll in der Bergstraße. 14

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16 Normalerweise gehe ich dort gar nicht lang. Aber heute hat Mama mich zu Frau Weber geschickt. Der sollte ich einen Versandhauskatalog zurückbringen. Dazu hatte ich natürlich keine Lust. Aber Mama ließ sich von meinem Gemecker nicht erweichen. Jetzt bin ich ihr richtig dankbar dafür. Aber das sage ich ihr natürlich nicht. Sonst spannt sie mich nur noch mehr ein. Seit meine kleine Schwester auf der Welt ist, schüttet sie mich zu mit Arbeit und ich komme kaum noch zum Verschnaufen. 16

17 Ich habe also den Katalog abgegeben. Auf dem Rückweg bin ich durch die Bergstraße gelaufen. Das ist ein Umweg. Aber wenn ich zu schnell nach Hause komme, hat Mama gleich wieder einen neuen Auftrag für mich. In der Bergstraße stand das Gerümpel meterhoch rechts und links am Straßenrand. Lauter alter Plunder, habe ich gedacht. Doch dann habe ich das Rad entdeckt. Neben einem blauen Schrottsofa. Ein Traum von einem Fahrrad! Ein bisschen dreckig vielleicht. Aber 17

18 deshalb wirft man es doch nicht gleich weg. Ich habe einmal mit dem Ärmel drüberpoliert, schon hat es wieder geglänzt. Merkwürdigerweise war das Fahrrad abgeschlossen. Verrückt eigentlich. Jemand will sein Rad wegwerfen und schließt es extra noch ab. Aber wer so ein Rad wegwirft, ist sowieso verrückt. Egal, das Schloss war kein Hindernis. Ruckzuck habe ich es geknackt. Mit Schlössern kenne ich mich aus. Außerdem war dieses hier ein ganz billiges, ein Witz von einem Fahrradschloss. Hat gar nicht zu dem Rad gepasst. Für mich war das natürlich gut. Ein Handgriff, schon konnte ich losfahren. Jetzt brauche ich dringend ein besseres Schloss. Leider bin ich gerade mal wieder pleite. Vielleicht wünsche ich mir eins zum Geburtstag. Das Rad ist einfach toll. Aber ehe ich die beiden Schwatzbacken getroffen habe, war es irgendwie noch toller. Was heißt überhaupt getroffen? Diese Ela ist mir direkt ins Rad 18

19 gelaufen. Und wenn die Bremsen nicht Spitze wären, hätten wir beide jetzt alle Knochen gebrochen. Ela und Anette gehen in meine Klasse. Leider. Sie wohnen auch noch ganz in meiner Nähe. Anette sogar genau gegenüber. Zum Glück rasen sie jeden Morgen total früh los, diese Streberinnen. Sonst müsste ich mich schon auf dem Schulweg über sie ärgern. Die beiden sind echt eine Zumutung, aber jetzt spionieren sie

20 mir auch noch nach. Wer hat ihnen wohl den Tipp gegeben, wo ich bin? Vielleicht Mama. Komischerweise findet sie die beiden nett. Sie ist eben überhaupt kein Menschenkenner. Wie sie versucht haben, mich über das Rad auszuquetschen! Warum habe ich nur gesagt, das Rad ist ein Geschenk von meinem Vater? Ich hätte doch ruhig erzählen können, wie es wirklich war. Vom Sperrmüll darf man sich holen, was man will: Sofas, Lampen und auch Fahrräder, wenn welche da stehen. Aber die Mädchen haben mich mit ihrer Fragerei ganz durcheinander gebracht. Hoffentlich habe ich mit meiner Lüge keinen Fehler gemacht. Eigentlich wollte ich das Rad in unseren Keller stellen. Da gehört es doch auch hin. Schließlich gehört es jetzt mir. Aber plötzlich habe ich so ein komisches Gefühl im Bauch. Ich glaube, ich lasse das Rad erst mal für eine Weile verschwinden. So lange, bis mein Bauch wieder Ruhe gibt. 20

21 Hier ist was faul ANETTE Auf dem Hof nimmt Daniels Mutter Wäsche ab. Als sie uns entdeckt, winkt sie mit einem Handtuch.»He!«, ruft sie.»habt ihr Daniel gesehen? Der sollte nur kurz was erledigen. Aber er ist immer noch nicht da. Dabei muss er noch einkaufen.«wir laufen hin und Ela gibt Auskunft:»Daniel ist mit seinem neuen Rad unterwegs.«21

22 Daniels Mutter schüttelt den Kopf.»Das kann nicht sein. Er hat überhaupt kein neues Rad.«Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.»aber..., aber eben...«ela knufft mich. Da klappe ich den Mund schnell wieder zu. Daniels Mutter hat nichts gemerkt.»er wünscht sich ein neues Rad«, erklärt sie.»ganz dringend sogar. Vielleicht bekommt er eins zum Geburtstag.«Ihre Miene verfinstert sich. 22

23 Wütend pfeffert sie ein Betttuch in den Korb.»Aber wenn er so weitermacht, der Rumtreiber, kann er das vergessen. Falls ihr ihn seht, könnt ihr ihm das ausrichten!machen wir!«, verspricht Ela und zieht mich mit. Als wir weit genug weg sind, reckt sie ihre Nase in die Luft und schnuppert.»riechst du auch, was ich rieche?«, fragt sie. Inzwischen ist bei mir der Groschen gefallen. Das dauert immer etwas länger als bei Ela. 23

24 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Frauke Nahrgang Das Schulhof-Geheimnis Taschenbuch, Broschur, 96 Seiten, 15,5 x 21,0 cm ISBN: cbj Erscheinungstermin: März 2009 Der Fahrradklau geht um Ein Fahrrad wurde gestohlen, mitten auf dem Schulhof. Während alle noch rätseln, wer der Täter sein könnte, haben sich Anette und Ela bereits an seine Fersen geheftet.