Religionssensible Erziehung -
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- Helmut Salzmann
- vor 6 Jahren
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1 Religionssensible Erziehung - eine passende Antwort auf die neue religiöse Situation und eine angemessene Aufgabe für (katholische) Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe Vortrag bei der Fachtagung des BVKE am 22./ im Haus St. Ulrich Augsburg
2 1. Eine Praxistheorie für Sozialberufe Erzieher/-innen sind keine Katecheten und keine Religionslehrer/-innen und sie lehnen, wie wir aus unseren Interviews immer wieder herausgehört haben sog. pastorale Professionsanforderungen ab. Gleichwohl sind sie offen für die pädagogische Aufgabe, die darin besteht: Kindern und Jugendliche christliche Werte zu vermitteln (Code); die Sinn- und Grenzfragen von Heranwachsenden und die darin enthaltenen potentiell auch religiösen Themen wahrzunehmen und pädagogisch aufzugreifen (Creed); ihr Bestreben nach eigentätiger und ;selbständiger Aneignung der kulturellen und auch religiös-symbolischen Umwelt zu unterstützen (Cult); ihrem Wunsch nach einer sicheren sozialen Einbettung die auch konfessioneller Art sein kann gerecht zu werden (Community).
3 2. Religionssensible Erziehung im Kontext der Religionspädagogik
4 Religionspädagogische Hermeneutiken (N. Boschki, 2008) Vermittlung Inhalts- und Traditionsorientierung Aneignung Erfahrungs- und Subjektorientierung Beziehung Kommunikations- und Beziehungsorientierung Religiöses Lehren und Lernen religiöse Erziehung und Bildung
5 2. Religionssensible Erziehung im Kontext der Religionspädagogik Menschheitliches Modell
6 3. RSE fängt nicht beim Nullpunkt an Erich Feifel (1973): Religiöse Erziehung ist als allgemein menschliche jeder konfessionell prägenden Erziehung prinzipiell vorgeordnet ist. Ohne die Erfahrung des Vertrauens im Gefolge von Fürsorge, Hilfe, Liebe werde ein Kind in seiner Möglichkeit, Transzendenz zu erfahren, erheblich beeinträchtigt! Jan Nieuwenhuis (1974): An Gott glauben kann ich nur über Menschen (...) Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, weil der Gott, an den ich glaube, keine andere Stimme hat als die von Menschen. Menschen machen ihn existent und lebendig. Und nur wenn ich auf sie höre, kann ich Gott verstehen. Karl August Adams (1978): Die Sinnfrage ist die originäre religiöse Frage. D. h.: Vermittlung von Sinnerfahrungen in der Ambivalenz des Alltags! - Religiöse Erfahrung ist nicht erst dort, wo ein Gebet gesprochen wird, oder wenn der Name Gott fällt, sondern bereits dort, wo ein Kinder sich angenommen fühlt, wo es vertrauen kann und wo es an die eigene Zukunft glauben kann.
7 3. RSE fängt nicht beim Nullpunkt an DiCV Münster e.v. (1985; 1995): Nur auf dem Boden zwischenmenschlicher Beziehungen kann eine personale Beziehung zu Gott wachsen. Denn der christliche Glaube ist nicht nur und zuerst eine Frage des Wissen, sondern vorrangig ein Akt des Vertrauens, des Loslassens, des sich Einlassens auf die Lebensangebote Gottes. Gerd Jungbluth (1997): Religiöses Lernen im Heim geschieht auf indirektem Weg (via indirecta). Denn wo Kinder und Jugendliche pädagogisch angeleitet Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen entwickeln können, dort wird indirekt der Nährboden für Glaubenserfahrungen bereitet.
8 Religionssensible Erziehung eine programmatische Neuorientierung 1. Weltanschauliche Pluralität als Normalität: Religiöse Erziehung muss heute auch den Angehörigen anderen Konfessionen und Religionen gerecht werden. Dies fordert die Einrichtungen in konfessioneller Trägerschaft in gleichem Maße heraus wie jene mit weltanschaulicher Neutralität. 2. Lebensfähigkeit als Ziel: (1.) die religiöse Kultur zu verstehen, (2.) sich im religiösen Pluralismus zu orientieren, (3.) in ethischen Konfliktsituationen zu bestehen (4.) bei der Bewältigung Krisensituationen des Lebens (Tod, Leid, Zufall) 3. Religiosität junger Menschen wahrnehmen: Im Zeichen der Pluralität gilt es, die Religiosität Jugendlicher in ihren individuellen Gestalten überhaupt erst wahrzunehmen und in ihrer biographischen Sinnhaftigkeit zu verstehen und zu würdigen, bevor man beginnt, mit ihren religionspädagogisch zu arbeiten.
9 Vertrauensvolle pädagogische Beziehungen: Die pädagogischen Grundakte des unbedingt Annehmens, Vertrauens, Verzeihens, Unterstützens und Hoffens sind religionsverdächtig. Denn Gott ist gerade auch dann gegenwärtig (...), wenn nichts als Liebe getan wird (DCE, 31c). Glaube und Religionen ins Spiel bringen: Diese Aufgabe darf nicht mit der eines Religionslehrers oder Katecheten verwechselt werden. Vielmehr geht es darum, religiöses Anregungsmaterial bereit zu stellen und Impulse zur Selbstaneignung von Religion zu geben. Religiöse Kundigkeit als Professionkompetenz: Eine Erzieherin/ein Erzieher sollte eine Fachkraft mit pädagogischem Sachverstand, mit Herzensbildung und mit Aufgeschlossenheit und Interesse für die religiöse Dimension des Lebens sein.
10 Grundsätze der RSE 1. Die Lebensgeschichte der Kinder und Jugendlichen, ihre Lebenswelt und ihr existentielles Ringen ihre Sehnsüchte und Hoffnungen, ihre Sorgen und Ängste wahrnehmen, wertschätzen, herausfordern und begleiten sowie die darin vorhandenen religiösen Spuren identifizieren und versprachlichen. 2. Die alltägliche pädagogische Arbeit als basale, indirekte Form religiöser Erziehung begreifen. Eine hohe fachliche Qualität und eine vertrauensvolle Nähe zu den Kindern und Jugendlichen sind in theologischer und religionspädagogischer Hinsicht höchst bedeutsam. (vgl. DC 31c). 3. Den Sozialraum Jugendhilfe-Einrichtung als Lernwelt anregend gestalten dies auch in religiöser Hinsicht: * hinsichtlich der Raumgestaltung * hinsichtlich der Beziehungsgestaltung * hinsichtlich der Regelgestaltung
11 Grund-Sätze der RSE 4. Besondere Anlässe im Lebensraum und deren Bildungspotential auch für religiöse Aneignungsprozesse nutzbar machen: * Biographische Stationen und Anlässe * Feste und besondere Ereignisse in der Einrichtung * Jahreszyklus mit den Festen * Öffentliche Ereignisse (Gesellschaft, Kirche, Kommune). 5. Die Einrichtung mit geeigneten sozialen, kulturellen und religiösen Institutionen des Umfeldes vernetzen und deren Ressourcen für die religiöse Erziehung/Bildung sowie für die soziale Einbettung junger Menschen nutzbar machen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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