Mary Lindley war die praktisch Veranlagte in ihrer Familie. Die Lebensgeschichte ihrer Mutter war faszinierend und zugleich erschreckend.
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- Brit Lioba Meissner
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2 Mary Lindley war die praktisch Veranlagte in ihrer Familie. Die Lebensgeschichte ihrer Mutter war faszinierend und zugleich erschreckend. Zwei Ehemänner tot, einer davon Fortunes Vater. Ihr Halbbruder Charlie war ein königlicher Bastard, weil ihre Mutter und der verstorbene Prinz Henry ein Liebespaar gewesen waren, aber niemals hätten heiraten können, denn die englische Aristokratie betrachtete ihre Mutter als ein illegitimes Kind. In Indien aber war ihre Mutter eine Fürstenprinzessin gewesen, dank einer entführten Großmutter, die in einen königlichen Harem verschleppt worden war und dem indischen Herrscher ein Kind geboren hatte, bevor ihre Familie sie gerettet und zu ihrem schottischen Gemahl zurückgebracht hatte. Und India, ihre eigene Schwester, die mit einem jungen Mann hatte durchbrennen
3 wollen und stattdessen miterleben müssen, wie ihr Fluchtschiff von barbarischen Freibeutern gekapert worden war, war ebenfalls in einem Harem gelandet. Nach ihrer Rettung war sie, guter Hoffnung von dem Anführer der Berberpiraten, nach Hause zurückgekehrt. Ihr Stiefvater war außer sich gewesen vor Zorn und hatte sie in die Jagdhütte der Familie in den Bergen verbannt, wo sie ihr Kind bekommen hatte. Fortune hatte India begleitet. Gleich nach der Geburt hatte man ihr das Baby fortgenommen, und India war mit einem englischen Lord vermählt worden. Liebe? Da sei Gott vor! Ihr jedenfalls konnte ein solches Melodrama gestohlen bleiben! Die Liebe war eher unpraktisch. Was eine Frau brauchte, war ein akzeptabler Mann, mit dem sie in friedlichem Miteinander leben konnte. Er musste einigermaßen attraktiv sein
4 und sein eigenes Vermögen haben, denn sie würde ihres selbstverständlich nicht teilen, sondern für ihre Kinder verwalten! Sie würden ihre Kinder in vernünftigen Abständen bekommen. Zwei. Ein Junge, der den Besitz seines Vaters erben, und ein Mädchen, das Maguire s Ford bekommen sollte. Das war doch einleuchtend, oder? Sie hoffte nur, dass sie Irland mögen würde, und wenn nicht, so würde sie trotzdem bleiben. Ein Anwesen von mehr als 3000 Morgen Land war nicht zu verachten; dieses Hochzeitsgeschenk ihrer Mutter würde sie nicht nur reich, sondern sehr, sehr reich machen. Reichtum, hatte sie beobachtet, war schnöder Armut bei weitem vorzuziehen.»denkst du an William Devers?«, erkundigte sich ihre Mutter, die neben Fortune getreten war und den Blick auf die Fluten richtete.
5 »Ich vergesse ständig seinen Namen«, kicherte Fortune.»Mit dem Namen William verbinde ich einfach nichts, Mama.Du hast einen Cousin namens William«, bemerkte Jasmine.»Der jüngste Sohn meiner Tante Willow. Er ist in den heiligen Orden der anglikanischen Kirche eingetreten. Ich glaube nicht, dass du ihn kennen gelernt hast, Liebes. Ein netter Junge, soweit ich mich entsinne. Ein bisschen jünger als ich.«in Jasmines nachdenklichem Blick spiegelte sich ihre Kümmernis. Fortune war ihr Sorgenkind. Sie war sich nie sicher, was dieses Mädchen dachte.»wenn du diesen jungen Mann nicht magst, Liebes, so musst du ihn nicht heiraten«, erklärte sie ihrer Tochter wohl schon zum zwanzigsten Mal. Himmel! Sie wollte nicht, dass Rowans jüngste Tochter unglücklich würde. Die Sache mit India war schon schlimm genug
6 gewesen.»wenn er vorzeigbar ist, Mama, und nett, wird er mir bestimmt gut gefallen«, erwiderte Fortune und tätschelte ihrer Mutter beschwichtigend die Hand.»Ich bin nicht so abenteuerlustig wie du und India oder die anderen Frauen in unserer Familie. Ich möchte ein geregeltes und friedvolles Leben führen.«die Herzogin von Glenkirk lachte laut.»fortune, ich glaube nicht, dass die Frauen aus dieser Familie vorsätzlich das Abenteuer gesucht hätten. Es scheint sich einfach so ergeben zu haben.es hat sich so ergeben, weil ihr alle so impulsiv und unbedacht wart«, kritisierte Fortune.»Haha!«, prustete ihre Mutter.»Und du bist nicht impulsiv, meine kleine Amazone? Wie oft musste ich beispielsweise schon mit
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