Predigt an Lätare: Joh 6,51-58: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig

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1 1 Predigt an Lätare: Joh 6,51-58: Liebe Gemeinde, sie kennen wahrscheinlich die Geschichte, von der Speisung der 5000: Jesus vollbringt darin das Wunder 5000 Menschen mit nur 5 Gerstenbroten und 2 Fischen zu sättigen. Die Menschen staunten darüber nicht schlecht und eine große Anzahl von denen, die das erlebt haben folgten Jesus nach. Sie wollten noch mehr erleben und von Jesus noch mehr Zeichen sehen. Sie wollten ganz sichere Beweise dafür haben, dass Jesus auch wirklich der von Gott gesandte Messias ist. Und sie erinnern sich und erwarten dabei von Jesus ein Wunder, das ihre Vorfahren einst unter Mose erlebt haben beim Auszug aus Ägypten: Das ganze Volk Israel wurde in der Wüste gespeist mit dem Manna, dem Brot, das wie Tau vom Himmel gefallen ist. Jesus erinnert allerdings daran, dass dieses Manna nicht von Mose kam, sondern von seinem Vater vom Himmel gesandt wurde, so wie er gesandt wurde. Alle, die von diesem Brot gegessen haben, wurden immer wieder hungrig und sind in der Zwischenzeit gestorben. Er Jesus will den Menschen aber ein Brot geben, das sie ganz sättigt und das ihnen ewiges Leben schenkt. Jesus sagte den Menschen: Joh 6,51-58: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit die Menschen zum Leben gelangen können. Das löste unter seinen Zuhörern einen heftigen Streit aus. Wie kann dieser Mensch uns seinen Leib, sein Fleisch, zu essen geben? fragten sie. Jesus sagte zu ihnen: Wahrhaftig, ich versichere euch: Ihr habt keinen Anteil am Leben, wenn ihr das Fleisch des Menschensohns nicht esst und sein Blut nicht trinkt. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tag vom Tod erwecken. Denn mein Fleisch ist die wahre Nahrung, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt mit mir verbunden und ich mit ihm. Der Vater, von dem das Leben kommt, hat mich gesandt, und ich lebe durch ihn. Genauso wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Das also ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es ist etwas ganz anderes als das Brot, das eure Vorfahren gegessen haben. Sie sind gestorben, wer aber dieses Brot isst, wird ewig leben. Liebe Gemeinde,

2 2 der erfahrene Bibelleser wird bei diesen Worten sofort an den Kreuzestod Jesu und an das Abendmahl denken. Im Abendmahl werden uns diese Worte Jesu ja immer wieder durch Brot und Wein ins Gedächtnis gebracht. Aber wenn wir diesen Text einmal versuchen ganz unvoreingenommen und ohne Vorwissen zu lesen, dann wirkt er auch auf uns wohl ähnlich befremdlich, wie auf die Menschen damals, die Jesu Rede hörten. Und nicht umsonst ärgern sich viele über diese Worte Jesu und wenden sich von ihm ab. Diese Rede paßt doch eigentlich weder in unser heutiges, noch in damalige Denkmuster. Unsere Gedanken kleben an Wörtern. Wir hören das Wort essen, und schon ist in unseren Gedanken etwas Eßbares zur Stelle, das wir schmecken und kauen und schlucken können; aber selbst die blühendste Phantasie könnte uns keinen Appetit auf Menschenfleisch machen, und selbstverständlich wissen wir heute auch alle, daß Jesus Christus die Sache mit seinem Fleisch und Blut nur im übertragenen Sinn gemeint haben kann. Aber in der Zeit nach Jesu Tod und Auferstehung, als das Christentum noch neu und unbekannt war und die Christen vielfache Verfolgungen zu erdulden hatten, wurden solche Texte natürlich gerne zitiert um die Christen schlecht zu reden. Beim Umgang mit dem Gotteswort lohnt es sich aber genau hinzuschauen und nicht nur oberflächlich drüber zu lesen. Wer über diesen Text nur drüber liest, wird sich kopfschüttelnd abwenden, wer aber genauer hinschaut, dem schenkt Gott dieselbe Erkenntnis, die auch Petrus nach dieser Rede Jesu hatte: Herr, zu wem sonst sollten wir gehen? Deine Worte bringen das ewige Leben. Wir glauben und wissen, dass du der bist, in dem Gott uns begegnet. Schauen wir diese Worte Jesu also etwas genauer an: Jesus hat den Begriff essen gleich dreimal in seiner Rede gebraucht, und hat ihn nicht in ein Gleichnis aufgelöst, was er sonst ja häufiger machte. Regelrecht provokativ hat er gesagt: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Aber so wenig eine Speise, die nur den Magen füllt in uns bleibt und noch weniger wir in der Speise, so wenig denkt Jesus dabei natürlich ans reale Essen. Er denkt an eine Speise, die den ganzen Menschen erfüllt. Und er verwendet den Begriff essen und trinken, weil essen, trinken und leben zusammengehören, weil essen und trinken die Voraussetzungen sind, um zu überleben, nicht allein in dieser, sondern auch in der künftigen Welt. Nur brauchen wir für das Überleben in unserer künftigen Welt überirdisches Brot, und das ist Gottes Wort, das in Jesus Christus vom Himmel in unsere Welt gekommen ist und lebt. In der Sprache der Bibel heißt es: Das Wort

3 3 wurde in der Person Jesus Christus Fleisch und wohnte unter uns. Das Wort Gottes wurde in Jesus Christus wahrhaftiger Mensch aus Fleisch und Blut. Und so kann Jesus sagen: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Jesus will mit seiner frohmachenden Botschaft ganz aufgenommen werden in unsere Seele und in unseren Leib. Auch wenn wir an ihm und seinem Wort oftmals schwer zu kauen haben. Aber wenn wir es genau nehmen, so haben wir für das was Jesus hier beschreibt auch bei uns ganz menschliche Entsprechungen: Jeder, der es erleben darf, wie eine große Liebe entsteht, kennt das Gefühl, im Innersten des anderen sein, ja dem andern ganz nahe sein zu wollen, sich fast auflösen zu wollen in ihm. Es gibt dazu ein kleines Gedicht, die poetische Verarbeitung eines lateinischen Liebesbriefes, den ein Mädchen im 12. Jahrhundert schrieb: Du bist mein, ich bin dein, des sollst du gewißlich sein. Du bist verschlossen in meinem Herzen, Verloren ist das Schlüsselein: Du sollst immer drinnen sein. Jesus hat dies etwas härter, männlicher ausgedrückt. Aber gemeint hat er wohl dasselbe: eine innige Liebesbeziehung. Und dafür haben ja auch wir vergleichbare Worte: Wir sagen z.b., wir haben jemanden zum Fressen gern, oder ein Kind sei zum Anknabbern süß. Und dabei ist nichts von Kannibalismus in unseren Gedanken und Gefühlen, nur Liebe. Oder denken Sie an den Ausspruch: Ich haben dein Buch verschlungen! Da würde auch niemand zurückfragen: Hats geschmeckt? Nein, ich war so begeistert von diesem Buch, dass ich nicht mehr davon lassen konnte, ich habe es regelrecht in mich aufgesogen. So möchte Jesus uns lieben und von uns geliebt werden. Von uns ganz VERINNERLICHT werden: Aus reiner Liebe ist er zu uns in diese Welt gekommen und Mensch geworden aus Fleisch und Blut. Und aus reiner Liebe hat er Menschen geholfen an Seele und Leib. Und aus reiner Liebe hat er sein Leben, sein Fleisch und Blut für uns am Kreuz gegeben. Und wiederum aus reiner Liebe hat er uns nach seiner Rückkehr zum Vater seinen Heiligen Geist geschenkt, der uns ganz in seine Nähe rückt und uns mit der Kraft Gottes erfüllt. Immer und immer wieder bietet uns Gott seine Liebe an in seinem Wort kommt diese immer wieder zum Ausdruck. Nun kommt es nur noch darauf an, dass wir diese Liebe nicht nur mit unserem Verstand kennen, sondern sie mit Leib und Seele in unser Leben integrieren können. Christus ganz verinnerlichen, in uns aufnehmen und wirken lassen. Luther sagte dazu einmal: Es muss im Herzen stecken. Wir kommen zu

4 4 Christus nicht mit Händen und Füßen, sollen auch nicht über die Wolken klettern; wenn du sein Wort hörst und es dir gefällt und du dich dran hängst, da geht das Herz zu ihm, da isst du die rechte Speise, da ist der Glaube eine Gnade und Gabe Gottes... Dieser Glaube ist keine lästige Pflicht, niemand muss von sich aus glauben und nicht jeder kann das glauben, so sagt das schon Jesus. Aber wem der Heilige Geist die rechte Glaubenserkenntnis schenkt, der wird erkennen, welche unerschöpfliche und allezeit verfügbare Kraftquelle in dieser Speise Jesus Christus steckt. Wo ich Jesus Christus und sein Wort verinnerlicht habe, da wird mir immer wieder neu zugesagt: Ich liebe Dich, Du bist mir unendlich wertvoll, auch wenn Du Dich gerade selbst nicht so leiden kannst oder um dich herum alles Mögliche schiefgeht. Wo ich Jesus Christus verinnerlicht habe, da habe ich immer einen Gesprächspartner, dem ich mein Leid und meine Sorgen klagen kann und dem ich alles, auch das Schöne, anvertrauen kann und der mir durch sein Wort Rat und Weisung gibt in schwierigen Situationen. Wo ich Jesus Christus verinnerlicht habe, da weiß ich mich auch in Schmerz und Leid in seiner Hand geborgen. Wer Christus verinnerlicht hat und mit ihm lebt, dessen Leben erhält eine neue Hoffnung mit Perspektive Ewigkeit und einen neuen Sinn. Mit Jesus, könnte man auch sagen, bekommt das Leben einen völlig neuen Weg gewiesen, den Weg Gottes. Jesus Christus hat von sich selbst einmal gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, keiner kommt zum Vater denn durch mich. Zwar ist auch der neue Weg kein Paradies auf Erden oder ein Weg ohne Sorgen und Leid. Aber, wenn uns Gott auch nicht an allem Leiden vorbeiführt, so hilft er uns doch hindurch und er geht mit uns. Bei ihm dürfen wir immer wieder neu anfangen. Und nicht zuletzt sind wir, wenn wir Christus verinnerlicht haben nicht alleine auf dem Weg, sondern in einer Gemeinschaft mit vielen anderen Brüdern und Schwestern in Christus, die sich gegenseitig stärken und füreinander da sind, so wie auch Christus für uns da ist. Und so dürfen wir alle hoffen und vertrauen, dass sich an uns erfüllt, was Jesus Christus hier sagt: Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe, um des Vaters willen, so wird auch, der mich isst, leben um meinetwillen.... Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Selbst wenn wir das nur mühsam verstehen, wir können nichts weniger als erfülltes und sinnvolles Leben finden hier und in Gottes Ewigkeit, wenn wir sein Wort verschlingen und danach leben. Denn er allein ist der

5 5 Weg, die Wahrheit und das Leben das zum ewigen Leben führt! Amen Pfr. Gunter Bareis, Kirchbergstraße 18, Lauffen a.n.