Rückenerkrankungen beim Pferd

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1 CVE Pferd Continuing Veterinary Education Rückenerkrankungen beim Pferd Rückenkrankheiten bei Pferden sind keine Seltenheit. Zwar kommen sowohl Haut- als auch Muskelerkrankungen im Rückenbereich vor, am häufigsten werden aber knöcherne Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule mit Rückenerkrankungen in Verbindung gebracht. Der ATF-anerkannte Fortbildungsbeitrag widmet sich daher dem Krankheitskomplex Kissing Spines. Ergänzt wird er durch einen Beitrag über die Betrachtung dieses Problems aus osteopathischer Sicht. Akupunktur bei chronischen Rückenerkrankungen des Pferdes ist ein zusätzliches Thema in diesem Heft. Autorin des ATF-anerkannten Fortbildungsbeitrages PD Dr. Bettina Wollanke Jahrgang 1968, Studium der Veterinärmedizin in Hannover; FTÄ für Pferde und Pferdechirurgie, mit Zusatzbezeichnung Augenheilkunde seit 2000, zwei Jahre später zusätzlich Anerkennung der Teilgebietsbezeichnung Chirurgie und Innere Medizin des Pferdes. Seit 2004 ist sie FTÄ für Chirurgie. Bettina Wollanke habilitierte 2002 und hat seit 2004 eine Stelle als Oberassistentin an der Klinik für Pferde der LMU inne. CVE (4):1 28 Veterinär Verlag 2011 Rückenlinie einer etwa 25-jährigen Reitponystute nach intensivem Zuchteinsatz.

2 Kissing Spines und Kissing Spines Syndrom Einleitung Rückenkrankheiten bei Pferden sind keine Seltenheit. Zwar kommen sowohl Haut- als auch Muskelerkrankungen im Rückenbereich vor, am häufigsten werden aber knöcherne Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule mit Rückenerkrankungen in Verbindung gebracht. Schwere Traumata können zu Wirbelfrakturen führen und mit entsprechenden Ausfallserscheinungen einhergehen. Außerdem kommen angeborene Krankheiten wie z. B. Kyphose, Lordose und Skoliose vor, die je nach Ausprägung zu mehr oder weniger starker Beeinträchtigung der Pferde führen können. In den meisten Fällen geht es bei Rückenerkrankungen jedoch um Röntgenveränderungen im Bereich der Dornfortsätze der Brustwirbelsäule, meisten in Form sogenannter Kissing Spines. Seltener spielen auch Veränderungen der Wirbelkörper oder der kleinen Wirbelgelenke eine Rolle. Typischerweise werden Rückenuntersuchungen bei Pferden im Zusammenhang mit Kaufuntersuchungen oder bei Verdacht auf eine Rückenerkrankung (z. B. bei Rittigkeitsproblemen) in Auftrag gegeben. Durch die technischen Fortschritte in der Röntgen- und Ultraschalltechnik sowie mittels Szintigraphie können Rückenerkrankungen immer besser diagnostiziert werden. Die klinische Bedeutung von Kissing Spines oder weiteren Röntgenveränderungen im Bereich der Dornfortsätze ist jedoch oft umstritten. Da manche Pferde tatsächlich trotz deutlicher Röntgenveränderungen im Sinne von Kissing Spines keine Schwierigkeiten unter dem Sattel erkennen lassen, andere hingegen schon bei geringgradigen Veränderungen eine Empfindlichkeit zeigen, kommt der klinischen Untersuchung des Rückens eine entscheidende Bedeutung zu. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass das Pferd bei der Untersuchung nicht unter Medikamentenwirkung steht. Auch kann je nach reiterlicher Kompetenz ein Pferd unter einem Reiter eine gute Rückenmuskulatur und keine klinischen Symptome aufweisen und bei einem schwächeren Reiter Anzeichen einer Rückenerkrankung zeigen. Schließlich muss berücksichtigt werden, dass besonders Hinterhandlahmheiten zu einer Verspannung der Rückenmuskulatur führen können und dann auch den Verdacht auf eine Rückenerkrankung nahe legen. Wenn Röntgenveränderungen ohne klinische Symptome vorliegen, wird von Kissing Spines gesprochen, bei gleichzeitigem Vorliegen einer klinischen Symptomatik vom Kissing Spines Syndrom. 2 CVE

3 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde Anatomie und Physiologie Für die Diagnose und Therapie von Rückenerkrankungen sind grundlegende anatomische Kenntnisse eine unabdingbare Voraussetzung. Die Wirbelkörper bestehen aus dem Corpus mit dem Foramen vertebrale, dem Processus spinosus, den Processus transversus und den kleinen Processus articularis cranialis und caudalis. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die beim Pferd durchgehend fibrösen Zwischenwirbelscheiben. Im Bereich der Brustwirbel ist eine relativ gute Rotation um die Achse und eine gute Lateroflexion möglich, jedoch nur eine geringe Dorsalventral-Flexion. Im Bereich der Lendenwirbelsäule ist hingegen nur eine geringe Beweglichkeit zwischen den Wirbeln vorhanden. Zwischen den Wirbeln gibt es kurze Bänder, die jeweils zwei hintereinander liegende Wirbel verbinden (Ligg. flava, Ligg. interspinalia und Ligg. intertransversaria) und längere, die mehrere Wirbel miteinander verbinden (Lig. supraspinale, Lig. longitudinale ventrale und Lig. longitudinale dorsale). Die wesentliche Muskulatur besteht aus dem dorsalen und ventralen Anteil des M. longissimus dorsi, der die Stabilität des Rückens während der Bewegung gewährleistet. Das knöcherne Skelett, Bänder, Sehnen und Muskulatur bilden zusammen eine Bogensehnenbrücke. Bei Anspannung der Bauchdeckenmuskulatur wölbt sich der Rücken nach dorsal, bei Kontraktion der dorsalen Wirbelsäulenmuskulatur erfolgt eine Absenkung und Spannung der Wirbelsäule. Anspannung der Bauchmuskulatur bewirkt eine Rückenaufwölbung Signalement und Anamnese Zur Einschätzung von Befunden ist das Alter der Pferde sehr wesentlich. Auch die frühere und aktuelle Nutzungsart sowie der aktuelle Leistungsstatus sind von Bedeutung, um z. B. die Ausprägung der Muskulatur und Röntgenbefunde adäquat zu bewerten. Schließlich sind die Befunde relevant, die der Besitzer oder Reiter berichtet, in welcher Situation sich welche Probleme zeigen, seit wann die Probleme bestehen und ob sie im Laufe der Zeit zugenommen haben oder nicht. Auch vorausgegangene Behandlungen können von Bedeutung sein. Klinische Untersuchung Zur klinischen Untersuchung gehört zunächst die Adspektion, die der Untersucher am besten von einer erhöhten Position vornimmt, um den Rücken tatsächlich überblicken zu können. Es wird auf Asymmetrien und Ausprägung der Rückenmuskulatur geachtet. Bei einem Pferd, das regelmäßig geritten wird und das dennoch eine schlechte Rückenmuskulatur hat, könnte z. B. eine Rückenerkrankung vorliegen C VE 3

4 Abb. 1: Die Untersuchung in einer erhöhten Position ermöglicht einen optimalen Überblick über den Rücken. Danach erfolgt die Palpation. Es sollte geprüft werden, ob das Pferd bei Druckpalpation jeweils ausweicht und den Rücken nach oben/unten/ rechts/links bewegt oder ob die Beweglichkeit eingeschränkt ist. Letzteres könnte auf eine Schmerzhaftigkeit hinweisen. Es ist ratsam, das Pferd für die Untersuchung in einen Stand zu stellen. Dann kann der Untersucher etwas erhöht neben dem Stand stehen, um die Provokationstests durchzuführen. Schließlich sollte das Pferd in der Bewegung untersucht werden, um ggf. andere orthopädische Probleme (z. B. Lahmheiten) zu erkennen, die eine Rückenerkrankung vortäuschen können. Abhängig vom Vorbericht sollte das Pferd zudem beim Satteln, Aufsitzen des Reiters und bei der Arbeit beobachtet werden, um ein Bild der klinischen Symptome zu bekommen und Hinweise auf eine Schmerzhaftigkeit des Rückens oder eine andere Problematik zu gewinnen. Röntgenuntersuchung Die Röntgenuntersuchung des Rückens kann bei Verdacht auf eine Rückenerkrankung und im Rahmen des erweiterten Standards der Röntgenuntersuchung bei Kaufuntersuchungen durchgeführt werden. Wenn sich bei der klinischen Untersuchung der Verdacht auf eine Rückenerkrankung ergibt, sollte die Röntgenuntersuchung des Rückens grundsätzlich in Erwägung gezogen werden. Bei sehr kleinen und schlecht bemuskelten Pferden kann die Röntgenuntersuchung in der Außenpraxis bzw. mit tragfähigen Röntgenstrahlern durchgeführt werden. Normalerweise ist jedoch eine stationäre Röntgeneinrichtung für eine qualitativ hochwertige Bildgebung unerlässlich. Bei der Röntgenuntersuchung des Pferderückens ist die Darstellung der Wirbelkörper selbst und die der Wirbelgelenke limitiert. Daher ist mit Rönt- 4 CVE

5 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde genuntersuchung des Rückens in der Regel die Darstellung der Dornfortsätze gemeint. Da bei der Röntgenuntersuchung des Pferderückens immer relativ hohe Expositionswerte eingestellt werden, sollte die Kassette oder Detektorplatte entweder in einem Stativ untergebracht oder an der Wand fixiert werden, damit niemals ein Helfer im Zentralstrahl stehen muss. Für die Darstellung der Rückenwirbelsäule werden oft drei Röntgenaufnahmen gefertigt. Da sich mit Abstand die meisten Befunde im kaudalen Bereich der Sattellage darstellen, ist zur orientierenden Untersuchung oft eine Aufnahme, die auf diesen Bereich zentriert ist, ausreichend. Aus Gründen des angewandten Strahlenschutzes sollte dies berücksichtigt werden. Bei Bedarf können immer noch ergänzende Aufnahmen erstellt werden, die jedoch oft keinen Informationsgewinn bringen. Beispiele für relevante oder häufig vorkommende Röntgenbefunde an den Dornfortsätzen der Rückenwirbelsäule sind in Abb (siehe Folgeseiten) dargestellt und erläutert. Manche Kaufuntersuchungen sind dadurch beeinflusst, dass der Tierarzt sich dem Verkäufer verpflichtet fühlt oder diesen als Kunden nicht verlieren möchte. Wenn die Röntgenuntersuchung im Rahmen der Kaufuntersuchung in Auftrag gegeben wird und wenn sich dann Röntgenveränderungen an den Dornfortsätzen zeigen, wird oft darauf verwiesen, dass derartige Veränderungen keine klinische Bedeutung hätten, weil Pferde mit vergleichbaren Befunden erfolgreich im Sport eingesetzt würden. Nicht jedes Pferd mit Röntgenveränderungen im Dornfortsatzbereich zeigt klinische Symptome. Jedoch kann daraus nicht geschlossen werden, dass Röntgenveränderungen stets keine klinische Relevanz hätten. Auch wenn einzelne Pferde sportlich nutzbar sind, können andere Pferde mit vergleichbaren Befunden durchaus klinische Symptome aufweisen. Zumindest muss bei Kenntnis von Röntgenveränderungen darauf hingewiesen werden, dass in Abhängigkeit von deren Schweregrad ein erhöhtes Risiko dafür besteht, dass sich diese Befunde zukünftig klinisch bemerkbar machen oder ein betroffenes Pferd sogar unbrauchbar werden kann. Um hier eine Hilfestellung bei der Interpretation der Röntgenaufnahmen im Rahmen von Kaufuntersuchungen zu bekommen, ist die Zuhilfenahme des Röntgenleitfadens 2007 ( de/fachliches/praxis/roentgen/roelf_07.htm) für die Befundung ratsam. Auf diese Weise können sich Tierärzte auf den Röntgenleitfaden beziehen und müssen sich später nicht für individuell abweichende Befundungen der Röntgenbilder und Bewertung der klinischen Bedeutung der erhobenen Befunde rechtfertigen, sofern die Röntgenbildinterpretation sorgfältig durchgeführt wurde. Das Risiko, in diesem Zusammenhang später in gerichtliche Auseinandersetzungen verwickelt zu werden, wird bei Verwendung des Röntgenleitfadens erheblich reduziert. Nicht jedes Pferd mit Röntgenbefunden zeigt klinische Symptome C VE 5

6 Abb. 2: Röntgenaufnahme von Dornfortsätzen im Bereich der Brustwirbelsäule. An einer Stelle (etwa in der Mitte zwischen den beiden Bleimarkierungen) ist der Abstand der Dornfortsätze kleiner als 8 mm (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse II). Abb. 3: Engstände zwischen Wirbeln im kaudalen Bereich der Brustwirbelsäule. Obwohl sich die Dornfortsätze auf dem Röntgenbild scheinbar nicht berühren (Knorpelüberzug, unbelasteter Rücken), sind Knochenreaktionen (Sklerosierungssäume) erkennbar (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse II III). Abb. 4: Sich berührende Dornfortsätze mit deutlichen Knochenreaktionen im Bereich der kaudalen Brustwirbelsäule (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse III IV). 6 CVE

7 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde Abb. 5: Isolierte Verschattungen an den Dornfortsatzenden (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse II III). Abb. 6: Knochenreaktionen und Zubildungen an der kranialen und kaudalen Kontur der Dornfortsätze (Zubildungen = Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse II-III; hier z. T. jedoch auch Knochenabbau = Ziffer 5.2.8, Röntgenklasse III IV, insgesamt demnach Klasse III IV). Abb. 7: Sich berührende Dornfortsätze mit Sklerosierungssaum und zystoidem Defekt (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse III IV) C VE 7

8 Abb. 8: Hakenbildungen an den Dornfortsatzenden (Ziffer im Röntgenleitfaden, Röntgenklasse II). Abb. 9: Serienfraktur der Widerristdornfortsätze nach Trauma. Abb. 10: Spondylarthrose: Gelegentlicher Zufallsbefund bei der Röntgenuntersuchung der Lunge. 8 CVE

9 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde Weitere Untersuchungsoptionen Grundsätzlich kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, die jedoch weniger Aussagekraft besitzt als die klinische und die Röntgenuntersuchung. Bei Verdacht auf eine Schmerzhaftigkeit in einem umschriebenen Bereich kann eine Lokalanästhesie durchgeführt werden, um zu prüfen, ob sich klinischen Symptome unter der Anästhesie bessern. Einfacher und weniger invasiv ist die diagnostische Schmerzmittelgabe per os, die helfen kann, zwischen einer Schmerzhaftigkeit und daraus resultierenden klinischen Symptomen und einer Widersetzlichkeit des Pferdes aus anderen Gründen zu differenzieren. Eine genaue Lokalisation der Schmerzen bei Besserung unter der Therapie ist dabei jedoch nicht möglich. Schließlich bietet die Szintigraphie häufig noch eine gute Option, um im Zweifelsfall die Relevanz von Röntgenveränderungen zu prüfen oder röntgenologisch nicht darstellbare knöcherne Reaktionen mit einer vermehrten Anreicherung des Radiopharmakons nachzuweisen. Wenn bei Vorliegen eindeutiger klinischer Symptome korrespondierende Röntgenveränderungen nachweisbar sind, ist die Diagnose unkompliziert zu stellen. Problematisch kann es vor allem im Zusammenhang mit Kaufuntersuchungen sein. Selbst wenn eine sorgfältige klinische Untersuchung durchgeführt wird, kann eine Schmerzhaftigkeit nicht in jedem Fall nachgewiesen werden (z. B. Medikamentenwirkung zum Zeitpunkt der Untersuchung, keine Blutprobe sichergestellt). Diagnostische Schmerzmittelgabe differenziert zwischen Schmerzhaftigkeit und Widersetzlichkeit Therapie Hier ist zunächst eine gymnastizierende Bewegung des Pferdes zum Aufbau der Rückenmukulatur gegenebenfalls zu Beginn ohne reiterliche Belastung hervorzuheben. Wenn diese Arbeit konsequent durchgeführt wird, kann die Schmerzhaftigkeit des Rückens oft erheblich reduziert werden und das Pferd möglicherweise auch wieder für eine reiterliche Nutzung aufgebaut werden. Auch jede andere Therapie sollte immer mit entsprechender Bewegung des Pferdes zum Aufbau der Rückenmuskulatur kombiniert werden. Besonders bei knöchernen Reaktionen können Injektionen von Corticosteroiden an die betroffenen Lokalisationen eine Linderung bewirken. Ebenso kann die Gabe nichtsteroidaler Antiphlogistika zeitweise helfen, die klinischen Symptome zu mildern. Bei osteoarthritischen Veränderungen mit Knochenabbau wurde der Einsatz von Tiludronat beschrieben. Weitere Therapiemöglichkeiten bestehen z. B. in Infrarot-Strahlen, Schockwellen- und Mesotherapie, aber auch alternativen Verfahren wie Akupunktur. Schließlich ist auch eine Resektion von Dornfortsätzen möglich. Die Indikation hierfür ist jedoch sehr limitiert, da es sich um eine sehr invasive und schmerzhafte Operation handelt und der Erfolg fraglich ist C VE 9

10 10 Fragen zu Kissing Spines 1. Rückenerkrankungen bei Pferden a. spielen keine Rolle b. sind fast immer auf einen Satteldruck zurückzuführen c. sind der Grund dafür, dass bei jeder Kaufuntersuchung auch der Rücken geröntgt werden muss d. werden oft auf Röntgenveränderungen im Sinne von Kissing Spines zurück geführt 2. Die Röntgenuntersuchung des Rückens a. ist unproblematisch auch mit einem tragbaren Röntgengerät in der Außenpraxis möglich b. kann unproblematisch die großen Wirbelgelenke darstellen c. bedeutet oft im Wesentlichen die röntgenologische Darstellung der Dornfortsätze d. ist mit stationären Röntgenanlagen problemlos im gesamten Bereich der Brust-, Lendenund Kreuzwirbel möglich und aussagekräftig 3. Röntgenveränderungen im Sinne von Kissing Spines a. können, aber müssen nicht in jedem Fall zu einer Unrittigkeit führen b. sind immer ein sicheres Ausschlusskriterium dafür, dass ein Pferd noch reitbar ist c. spielen auch bei erheblichen Röntgenveränderungen im Hinblick auf die weitere Nutzbarkeit eines Reitpferdes keine Rolle d. machen sich unter Belastung immer in gleichem Ausmaß bemerkbar, völlig unabhängig davon, welcher Reiter auf dem Pferd sitzt 4. Röntgenveränderungen an den Dornfortsätzen finden sich am häufigsten a. im Widerristbereich b. im Bereich der vorderen bis mittleren Sattellage c. im Bereich der kaudalen Sattellage d. im Bereich der Lendenwirbelsäule 5. Bei der Röntgenuntersuchung des Rückens a. ist es unerlässlich, dass ein Helfer die Kassette hält, damit diese in der gewünschten schrägen Position auf dem Pferderücken aufgelegt werden kann b. soll die Röntgenkassette entweder in einem Stativ oder alternativ zur Not auch mit Klebeband an der Wand fixiert werden, damit niemand im Zentralstrahl stehen muss c. muss jedem klar sein, dass diese im Sinne des Strahlenschutzes grundsätzlich völlig unbedenklich ist d. darf die tierbetreuende Person aus Gründen des Strahlenschutzes das Pferd unter keinen Umständen selbst festhalten 6. Die Rückenwirbel a. ermöglichen im Bereich der Brustwirbelsäule eine relativ gute Lateroflexion und Rotation um die Achse b. ermöglichen im Bereich der Brustwirbel eine besonders gute Dorso- und Ventroflexion c. sind grundsätzlich kaum gegeneinander beweglich d. sind im Lendenbereich besser gegeneinander beweglich als weiter vorne 10 CVE

11 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde 10 Fragen zu Kissing Spines 7. Die Entstehung von Röntgenveränderungen im Sinne von Kissing Spines a. wird entscheidend durch die reiterliche Nutzung beeinflusst b. ist grundsätzlich schon bei sehr jungen Pferden immer nachweisbar c. wird mit zunehmendem Alter der Pferde auch unabhängig von deren Nutzung wahrscheinlicher d. ist sicher unabhängig von einer genetischen Prädisposition 10. Bei der Behandlung des Kissing Spines Syndroms bei Pferden a. kommt einer gymnastizierenden Bewegung mit Aufbau der Rückenmuskulatur große Bedeutung zu b. ist eine medikamentöse Therapie nicht möglich c. ist grundsätzlich die Resektion eines oder mehrerer Dornfortsätze unerlässlich d. hat die Infusion von Tiludronat immer einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Therapieerfolg 8. Zur Diagnostik eines Kissing Spines Syndroms a. ist die Röntgenuntersuchung des Rückens alleine ausreichend b. ist die klinische Untersuchung alleine ausreichend, sofern sich bei der Palpation Rückenschmerzen zeigen c. gehört immer die Lokalanästhesie dazu d. gehört neben der klinischen und röntgenologischen Untersuchung eine Lahmheitsuntersuchung mit Vortraben und Beugeproben dazu, um z. B. eine Spaterkrankung als Auslöser von Rückenverspannungen auszuschließen 9. Die klinische Bedeutung von Röntgenveränderungen im Sinne von Kissing Spines a. kann mit einer Ultraschalluntersuchung eindeutig bewertet werden b. kann im Zweifelsfall gut mit einer Szintigraphie geprüft werden c. kann leicht mittels Thermographie geprüft werden d. kann immer nur unter reiterlicher Nutzung beurteilt werden ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde Gehen Sie zum Beantworten der Fragen online und sammeln Sie Fortbildungsstunden: Bitte beachten Sie, dass pro Frage nur eine Antwort richtig ist C VE 11

12 Impressum Literatur Herausgeber und Copyright Veterinär Verlag, Hindenburgstraße 71, Gnarrenburg Tel / Veterinär Verlag Geschäftsführung und Verlagsleitung: Dr. Manuela Tölle Anzeigen: Bärbel Lüers Druck: Müller Ditzen AG, Hoebelstraße 19, Bremerhaven Printed in Germany, Erscheinungsweise CVE Kleintier: 6 x/jahr, CVE Pferd: 4x/Jahr Papierausgabe: ISSN , gedruckt auf säurefreiem Papier, Elektronische Ausgabe: Die elektronische Version finden Sie unter Bezugspreise: Preis für Jahresabonnement inkl. Online-Lizenz: EUR 50, inkl. MwSt. und Versandkosten (im Ausland + EUR 7, Porto). Das Abonnement kann jederzeit zwei Monate vor Ende des Bezugszeitraumes gekündigt werden. Copyright und allgemeine Hinweise: Mit der Annahme eines Beitrags zur Veröffentlichung erwirbt der Verlag vom Autor alle Nutzungsrechte, insbesondere des Rechts der weiteren Vervielfältigung und Verbreitung zu gewerblichen Zwecken mit Hilfe fotomechanischer oder anderer Verfahren. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen sind anhand anderer Literaturstellen oder der Packungsbeilage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag übernimmt keine Gewähr. 1. Allen, A. K., S. Johns, S. S. Hymann et al. (2010): How to diagnose and treat back pain in the horse. AAEP Proceedings 56, Brunken G., N. De Besi u. D. Königsmann- Brunken (2006): Radiologische Untersuchungen an den Dornfortsätzen der Rückenwirbel. Prakt. Tierarzt 87: Coudry, V., D. Thibaud, B. Riccio et al. (2007): Efficacy of tiludronate in the treatment of horses with signs of pain associated with osteoarthritic lesions in the thoracolumbar vertebral column. Am. J. Vet. Res. 68: Erichsen, C., P. Eksell, K. R. Holm et al. (2004): Relationship between scintigraphic and radiographic evaluations of spinous processes in the thoracolumbar spine in riding horses without clinical signs of back problems. Equine Vet. J. 36(6): Fuglbjerg, V., J. V. Nielsen, P. D. Thomsen et al. (2010): Accuracy of ultrasound-guided injections of thoracolumbar articular process joints in horses: a cadaveric study. Equine Vet. J. 42(1): Geiger, C. (voraussichtlich 2012): Röntgenologische Reihenuntersuchungen am Rücken des Pferdes. Dissertation in Vorbereitung, LMU München, Tierärztliche Fakultät. 7. Girodroux, M., S. Dyson u. R. Murray (2009): Osteoarthritis of the thoracolumbar synovial intervertebral articulations: clinical and radiographic features in 77 horses with poor performance and back pain. Equine Vet. J. 41(2): Gomez Alvarez, C. B., J. J. L ami, D. Moffat et al. (2008): Effect of chiropractic manipulations on the kinematics of back and limbs in horses with clinically diagnosed back problems. Equine Vet. J. 40(2): Holmer, M. (2006): Röntgenbefunde an den Dornfortsätzen klinisch rückengesunder Warmblutpferde. Dissertation, LMU München, Tierärztliche Fakultät 10. Holmes, M. u. L. Jeffcott (2010): Equitation science, rider effects, saddle and back problems in horses: can technology provide the answer? Vet. J. 184(1): Jeffcott, L. B. u. G. Dalin (1980): Natural rigidity of horse s backbone. Equine Vet. J. 12: Johns, S., A. K. Allen u. L. A. Tyrell (2008): How to obtain digital radiographs of the thoracolumbar spine in the standing horse. AAEP Proceedings 54: Kalinowski, S. (2007): Der Einfluss von Infrarot- C-Strahlung auf Rückenbeschwerden bei Reitpferden nach Behandlung in einem Thermium. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover. 14. Kalinowski, S., K. Rohn, K. Kreling et al. (2008): Die Therapie von Pferden mit Rückenproblemen in einer Infrarot-Strahlungskabine. Pferdeheilkunde 24, Kreling, I. u. H. D. Lauk (1996): Die operative Behandlung des Kissing Spines-Syndroms beim Pferd - 50 Fälle. Teil 1: Diagnostische Methoden. Pferdeheilkunde 12, Lauk, H. D. u. I. Kreling (1998): B ehandlung des Kissing Spines-Syndroms beim Pferd 50 Fälle. Teil 2: Ergebnisse. Pferdeheilkunde 14, Mehan, L., S. Dyson u. R. Murray (2009): Radiographic and scintigraphic evaluation of spondylosis in the equine thoracolumbar spine: a retrospective study. Equine Vet. J. 41: Nowak, M. (1988): Die klinische, röntgenologische und szintigraphische Untersuchung bei den sogenannten Rückenproblemen des Pferdes. Pferdeheilkunde 4: Ranner, W., W. Schill u. H. Gerhards (1999): Die röntgenologische Untersuchung der Wirbelsäule bei Rückenproblemen am stehenden Pferd. Tierärztl. Prax. 27 (G), Ranner, W. u. H. Gerhards (2001): Diagnostik bei Verdacht auf Rückenerkrankungen beim Pferd. Pferdeheilkunde 17: Ranner W. u. H. Gerhards (2002): Vorkommen und Bedeutung von Rückenerkrankungen insbesondere des Kissing Spine-Syndroms bei Pferden in Süddeutschland. Pferdeheilkunde 18, CVE

13 ATF zertifizierte Fortbildung 1 Stunde 22. Ranner, W., H. Gerhards u. W. Klee (2002): Diagnostische Validität der Palpation bei Pferden mit Rückenproblemen, Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 114: Gerhards, H., B. Hertsch, W. Jahn u. E. Brunken (2007): Röntgenleitfaden 2007, 2. überarbeitete Fassung, service_texte.shtml 24. Van Weeren, P. R. (2004): Struktur und biomechanisches Konzept des Pferderückens. Pferdeheilkunde 20: Wissdorf, H., H. Gerhards u. B. Huskamp (2002): Kapitel 5: Rumpfwand. In H. Wissdorf et al. (Hrsg.): Praxisorientierte Anatomie und Propädeutik des Pferdes, 2. Aufl., S C VE 13

14 Kissing Spines aus osteopathischer Sicht Der Begriff Kissing Spines ist ein geschönter Ausdruck für einen hochgradig schmerzhaften Prozess, spätestens, wenn sich die Dornfortsätze berühren und die Nozizeptoren des Periosts aktiviert werden. Wie ist die Diagnose Kissing Spines aus osteopathischer Sicht zu beurteilen? Eine absolute Kontraindikation für ankylosierte Kissing Spines stellt die Manipulation dar. Daraus folgt aber nicht, dass ein Pferd mit Kissing Spines überhaupt nicht osteopathisch behandelt werden darf. Ganz im Gegenteil. Wie bei vielen anderen Behandlungen auch, kann man hier die Parallelen zur Humanmedizin ziehen: ein Patient mit einer Ankylosierung zweier Wirbelsegmente oder einer Arthrodese wird immer von seinem Arzt eine Verordnung für den Physio-/Osteotherapeuten erhalten. Ziel der physio- bzw. osteotherapeutischen Behandlung ist es, die größtmögliche physiologische Beweglichkeit der Gelenke wiederherzustellen und die muskulären Dysbalancen zu beseitigen, indem die Muskelverkürzungen gedehnt und mobilisiert werden sowie deren Antagonisten auftrainiert werden. Wie stellt sich diese Herangehensweise bei einem Pferd mit Kissing Spines dar? Behandlungsstrategisch sind neben der Flexionsmobilisation der gesamten Wirbelsäule (mit Ausnahme der ankylosierten Segmente) vor allen Dingen auch die Facettegelenke zu mobilisieren, vorzugsweise in einer Kombination aus Flexion, Seitneigung und Rotation. Dadurch wird das Foramen intervertebrale geöffnet und die segmentalen Nerven mit ihrer Duramanschette erhalten eine verbesserte Mobilität. Gleichzeitig ist die verspannte und verkürzte Rückenmuskulatur zu lockern und nicht zu kräftigen, wie es fälschlicherweise immer noch empfohlen wird. Über die faszialen Verbindungen ist die Glutealmuskulatur sowie die Ischiocrurale Muskulatur (M. biceps femoris, M. semitendinoseus und M. semimembranosus) in der Regel ebenfalls verspannt und verkürzt. Sie muss auf jeden Fall mit behandelt (gedehnt) werden, weil nur die Dehnfähigkeit der gesamten Muskelkette das Vorführen bzw. unter den Schwerpunkt Setzen des Hinterbeines zulässt. Je verspannter diese Muskelkette ist, desto mehr wird das Pferd die Hinterbeine nach hinten herausstellen. Für den Pferdeosteo-/-physiotherapeuten kann die Behandlung der Muskulatur eine körperlich herausfordernde Maßnahme sein, die, wenn mehrere Pferde mit ähnlich gelagerten Problemen an einem Tag vorgestellt werden, schnell an die eigenen körperlichen Grenzen führt. Hier hat sich der Einsatz des DIPO-Wave-Gerätes bewährt, der im Frequenzbereich der physiologischen Muskelschwingung arbeitet. Je nach Muskel- oder Sehnenbereich können unterschiedlich große Behandlungsköpfe aufgesteckt werden, die auch noch in 30 und 40 cm Entfernung vom Behandlungspunkt das Gewebe in Schwingung versetzen. Dieses System MRC (Matrix-Regulations-Concept) kommt ursprünglich aus dem russischen Kosmonauten-Training und ist die effizienteste Behandlung zur Muskellockerung, die ich in den 36 Jahren meiner Tätigkeit kennen gelernt habe. Das Gerät ist für Groß- und Kleintiere einsetzbar und ebenso für Menschen. Erst nachdem die verkürzte Rückenmuskulatur gelockert wurde, macht es Sinn, ihre Antagonisten die abgeschwächte Bauchmuskulatur wieder aufzutrainieren, damit sie von ventral das Aufwölben des Rückens unterstützen kann. Da die Bauchmuskulatur 14 CVE

15 DIPO- Wave Gerät im Einsatz relativ schwächer ist als die Rückenmuskulatur, kann sie niemals gegen deren Widerstand effektiv auftrainiert werden. Deshalb muss zunächst immer die Rückenmuskulatur dehnbar gemacht werden. Das Auftrainieren geschieht am effektivsten zunächst ohne Reitergewicht. Erst wenn die Grundkoordination von Rücken- und Bauchmuskulatur wiederhergestellt ist, ist es sinnvoll, das Pferd wieder zu reiten. Bedingung hierfür ist, dass der Sattel hundertprozentig passt, den Reiter dicht an den Widerrist setzt und auch die Reitweise dem noch instabilen Zustand des Pferdes angepasst wird sensibel und im Sinne des long deep round (und nicht low deep round), also mit langem Hals nach vorwärts abwärts und über den Rücken. Um die Bauchmuskulatur ohne Reitergewicht zu trainieren, aber gleichzeitig das Aufwölben des Rückens zu fördern, hat sich der Einsatz des DIPO-Trainers bewährt. Er wird über die Trense am Kopf des Pferdes angelegt und am Gurt eingeschnallt. Zwei seitlich am Hals verlaufende Lederriemchen werden oben am Tragegriff des Sattels eingehakt. Der mit einer halbmondförmigen Vorwölbung ventral am Hals anliegende Lederriegel ist der Impulsgeber, wenn das Pferd versucht, sich herauszuheben und dabei reflektorisch den Rücken wegdrückt. In dieser Situation übt er einen unangenehmen Druck auf die Luftröhre aus und das Pferd reagiert augenblicklich, indem es den Hals dehnt und wölbt und dabei über die Muskelinsertionen der vorderen Brustwirbelsäule diese auch mit aufwölbt. Diese Bewegungskette wirkt sich positiv bis zur Hinterhand aus, die durch die verbesserte Rückenreflexion vermehrt unter den Schwerpunkt treten kann. Den dargestellten Behandlungsaufbau haben wir in den vergangen Jahren oftmals durchgeführt und sehr gute Ergebnisse erzielt. Auch die Körperform des Pferdes verändert sich positiv. Pferde, die vor der Behandlung in der Mittelhand lang erschienen und als überbaut bezeichnet wurden, zeigten mit zunehmendem physiologischen Muskelaufbau eine geschlossenere Haltung und die scheinbare Überbauung verschwand mehr und mehr. Ein Pferd mit Kissing Spines kann sehr wohl rehabilitiert werden, so dass es auch im Sport eingesetzt werden kann. Es sollte aber weiter physiotherapeutisch betreut werden, und sowohl das Equipment als auch die Reitweise müssen dem Pferd unbedingt angepasst sein. Beatrix Schulte Wien, Dülmen, C VE 15

16 o Das DIPO Das DIPO mit Sitz in Dülmen (NRW) ist die erste und älteste Ausbildungsstätte für Pferdeosteopathie im deutschsprachigen Raum. Vor 15 Jahren begann die Zusammenarbeit mit belgischen und französischen Pferdeosteopathen. Wir verfolgen ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das alle einbezieht: Tierärzte, DIPO-Pferdeosteotherapeuten und DIPO-Pferdephysiotherapeuten, Akupunkteure, Hufschmiede, Sattler ebenso wie Reiter, Trainer und Besitzer. Wir verstehen uns insofern als Partner der Schulmedizin nicht als deren Konkurrent. Unser Ziel ist es, Pferd und Reiter in ihrer Mobilität und Bewegungsqualität zu fördern. Wir wollen beide gesund erhalten und in ihrer Leistung optimieren, falsche Belastungen ausgleichen und unnötige Schmerzen vermeiden. Die Pferdeosteopathie hat sich besonders bei allen Erkrankungen des Bewegungsapparates bewährt, aber auch bei chronischen Bewegungsstörungen der Muskulatur und des Bewegungsapparates wie: O bei andauernder Steifheit u. Widersetzlichkeit gegen die Reiterhilfen O bei unterschiedlichen Formen der Lahmheit O bei Pferden, die sich schlecht die Beine aufnehmen lassen O bei Problemen der Durchlässigkeit, Verwerfen, usw. O bei Bewegungsveränderungen nach dem Abfohlen O nach schweren Stürzen mit Ödemen und Hämatomen, die zu Gewebeverklebungen führen O bei einem Leistungstief O bei nicht erklärbaren Verweigerungen auch am Hindernis O bei Taktfehlern in den verschiedenen Gangarten O bei Schmerzanzeichen während oder nach der Arbeit O bei muskulären Verspannungen und Muskelverkürzungen sowie Sehnenproblemen O bei Satteldruck 16 CVE

17 DIPO- Weiterbildungen und Kurse Wir bieten folgende Weiterbildungen und Kurse in Dülmen (NRW) und Bopfingen (BaWü) an: Weiterbildung zum DIPO-Pferdeosteo-/physiotherapeuten Teilnehmer: ausschließlich Tierärzte, Ärzte und Physiotherapeuten Weiterbildung zum DIPO-Pferdephysiotherapeuten Teilnehmer: alle Interessenten mit Reitkenntnissen Weiterbildung zum zertifizierten Sattelexperten (DIPO) Teilnehmer: Sattler, Sattlermeister, Pferdewirtschaftsmeister, Pferdewissenschaftler, DIPO-Pferdephysiotherapeuten, DIPO-Pferdeosteotherapeuten, Tierärzte Aufbaulehrgang Manuelle Therapie bei Pferden Teilnehmer: DIPO-Pferdephysiotherapeuten Einzelne Wochenendseminare O Pferd-Sattel-Reiteranalysen O Pferdeosteotherapie und Sattelprobleme O Flexibles Taping bei Pferden O Anwenderseminare DIPO-Wave O Pferdephysiotherapie bei Pferden O Akupressur für Pferde O Stresspunktmassage für Pferde O Physikalische Therapie bei Pferden O Schüssler Salze und Bachblüten bei Pferden O Kranio-Sakrale-Therapie bei Pferden O Schnelle Hilfe für den Huf O Pferdepräparate im Tierspital Zürich O Longier- und Doppellongenlehrgänge Fördermöglichkeiten: Unsere Seminare und Weiterbildungen sind durch den Bildungsscheck des Landes NRW, durch das Programm IWiN des Landes Niedersachsen sowie über die Bildungsprämie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung förderbar. Teilnehmer aus Österreich können eine Förderung über das Bildungskonto des Landes Oberösterreich beantragen: Die detaillierten Kursausschreibungen sowie weitere Informationen über das DIPO und seine Arbeit finden Sie auf unserer Homepage Gerne stehen wir auch telefonisch für Fragen und Informationen unter zur Verfügung. Deutsches Institut für Pferdeosteopathie (DIPO) Beatrix Schulte Wien Hof Thier zum Berge Dülmen Tel Fax info@osteopathiezentrum.de Web C VE 17

18 Akupunktur bei chronischen Rückenerkrankungen des Pferdes Zusammenfassung Kontrollierte Laserakupunktur ist eine Weiterentwicklung der klassischen Akupunktur. Mit dieser modernen Therapieform lassen sich nicht nur akute, sondern vor allem auch chronische Rückenbeschwerden beim Pferd hervorragend mit Akupunktur behandeln. Die hohe Effizienz dieser Methode, der spontane Wirkungseintritt schon direkt nach der ersten Behandlung sowie eine sehr gute Dauerwirkung nach Abschluss der Therapie werden beschrieben. Der Vorteil der kontrollierten Laserakupunktur ist, dass neben der klassischen Akupunktur auch die moderne westlich geprägte und daher leicht verständliche Ohrakupunktur eingesetzt wird und über einen vegetativen Reflex (RAC) aktive Akupunkturpunkte exakt diagnostiziert werden können. Bei chronisch degenerativen und allergischen Krankheiten sowie stark traumatisiertem Gewebe ist noch die lokale Laserwirkung von besonderer Wichtigkeit. Die RAC-Diagnostik ermöglicht es, viele Faktoren einer Krankheitsentstehung aufzudecken und in die Therapie einzubeziehen. Diese ganzheitliche Sicht wird als besonders wichtig für Behandlung chronisch degenerativer Schmerzzustände aufgezeigt. Die wichtigsten Behandlungskonzepte zur Laserakupunktur von Rückenerkrankungen bei Pferden werden beschrieben und anhand von Patientenbespielen erläutert. Laserakupunktur bei Rückenbeschwerden des Pferdes: Symbiose aus High Tech und traditioneller Akupunktur Laserakupunktur ist eine Weiterentwicklung der klassischen Akupunktur und weit mehr als nur die Behandlung von Akupunkturpunkten mit mildem Laserlicht anstelle von Nadeln. Laserakupunktur ist eine Synthese zweier, jede für sich allein schon sehr effektiven Therapien: der Akupunktur und der LLLT (Low Level Laser Therapy), also lokaler Laserbehandlung erkrankter Gewebe. Die moderne kontrollierte Laserakupunktur ruht auf vier Pfeilern. Der erste ist die traditionelle Akupunktur, die ihre Basis in einer Jahrtausende alten Überlieferung und Erprobung hat. Die Vorstellung ist, dass bei jeder Erkrankung eines Organismus eine Störung des optimalen Energieflusses des Qi entsteht. Ein wesentlicher Aspekt des Qi ist das ATP. Die Folge des gestörten Energieflusses ist, dass das Gleichgewicht, im traditionellen Sinne zwischen Yin und Yang, im medizinischen Sinne zwischen parasympathischem und sympathischem Nervensystem, gestört ist und ein lokaler ATP- Mangel entsteht. Dies ist z. B. bei den fast universell beim Pferd vorkommenden Rückenbeschwerden der Fall. Blockaden der Wirbelsäule, oft durch kleine Auslöser entstanden, führen durch Nervenreizung zu einer Kontraktion der betreffenden Rückenmuskulatur und gleichzeitig auch der Blutgefäße im betroffenen Körpersegment, was zu erheblichen Durchblutungsstörungen führen kann. Außerdem wird durch diese Kontraktur der Muskulatur die entstandene Blockade verfestigt. Die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen und der Abtransport von Stoffwechselschlackten sind reduziert. Die Bereitstellung von ATP, was die Muskelzellen zu ihrer Relaxation benötigten, sistiert. Der Fluss des Qi ist gestört. Ein Teufelskreis aus Muskelverspannung und -übersäuerung, der beim Pferd bis hin zum Tying up oder zum Kreuzverschlag führen kann, hat seinen Anfang genommen. Ein Resultat bei chronischer Verlaufsform ist das Kissing Spines Syndrom. Jedes Wirbelsegment steht auch nicht nur in permanenter Wechselbeziehung mit den 18 CVE

19 zugehörigen Organen, so dass Störungen im Segment sehr häufig darüber hinaus auch Organfunktionen beeinflussen und zu deren Erkrankung führen. Das Gleiche gilt für den Zusammenhang von Wirbelsäule und der Innervation der Gliedmaßen, so dass Wirbelsäulenprobleme immer auch Funktionsstörungen der Muskulatur, des Bandapparates und der Gelenke nach sich ziehen und so wesentlich an der Entstehung von Lahmheiten beteiligt sind und somit immer bei deren Therapie mitberücksichtigt werden müssen. Ein zweiter Pfeiler der modernen Akupunktur ist die Ohrakupunktur. Ihr Erfinder, der französische Akupunkturarzt Dr. Paul Nogier, fand empirisch heraus, dass man über Reflexpunkte am Ohr einen gezielten regulativen Einfluss auf erkrankte Strukturen der Wirbelsäule und des gesamten Bewegungsapparates ausüben kann. In den letzten 23 Jahren habe ich, mehr oder weniger im Gleichschritt mit der Humanmedizin, fast alle diese Lokalisationen auch am Ohr des Pferdes bestimmen und zu übersichtlichen Ohrkarten zusammenfassen können. Alle diese Punkte kann man nach modernen medizinischen Gesichtspunkten zu therapeutischen Zwecken kombinieren, mit hervorragendem Erfolg. Wenn man die Ohrakupunktur mit der kontrollierten Akupunktur kombiniert, erschließt sich dem Untersucher mit dem Auffinden der aktiven Punkte eines Patienten sozusagen seine Krankengeschichte mit (fast) all ihren ursächlichen Zusammenhängen. Mit dem Auffinden aktiver Punkte am Ohr hat man neben der Diagnose aber auch gleichzeitig bereits wichtige therapeutische Punkte gefunden, da man über deren Reizung mit Laserlicht oder Nadel die vegetative Regulation wieder ins Gleichgewicht bringen, das heißt, den Qi-Fluss wieder in Gang setzen kann. Lokalisationen der Wirbelsäulenund Gelenkpunkte am Ohr (aus Kontrollierte Ohrakupunktur bei Hund und Pferd, Sonntag Verlag Stuttgart). Der dritte Pfeiler der kontrollierten Laserakupunktur ist die sogenannte RAC-Kontrolle. RAC bedeutet Reflex-Auriculo-Cardial und wurde ebenfalls von Dr. Nogier entdeckt. Er beobachtete, dass sich beim Stechen eines aktiven Akupunkturpunktes spontan eine deutliche Veränderung der Pulsqualität zeigte, deren Stärke direkt proportional zur Intensität der Wirkung ist. In den letzten 50 Jahren wurde aufgrund Nogiers Erfindung der RAC-Diagnostik ein wunderbares Diagnose- und Therapiesystem entwickelt, das uns sehr tiefe Einblicke in die Entstehung gerade chronischer Krankheiten ermöglicht C VE 19

20 Als letztes kommt die lokale Lasertherapie dazu. Laserakupunktur ist nicht nur die Stimulation des Akupunkturpunktes durch den Laserstrahl anstelle der Nadel, sondern vor allem die zusätzliche Nutzung der lokalen heilenden Wirkung des Laserlichts. Die Wirkung des Lasers beruht darauf, dass bei ausreichender Leistung (904 nm/90 W) das Laserlicht in den Mitochondrien absorbiert und zur ATP-Synthese genutzt wird. Speziell bei den Rückenerkrankungen stellt dadurch das Laserlicht ATP für die Relaxation der verkrampften Muskulatur bereit, was zusätzlich zum vegetativ wirkenden Akupunkturreiz zur Lösung der Blockaden und meistens auch spontanen Schmerzfreiheit führt. Ursachen von Rückenerkrankungen Als Ursache kommen vielerlei Dinge in Betracht, wie Stürze, Überschlagen, Wegrutschen der Hinterhand beim Longieren, Festhängen im Halfter, Festliegen, Entlastungshaltungen, bedingt durch chronische Erkrankungen der Gliedmaßen, schlecht angepasste Sättel, reiterliche Fehler sowie übermäßig starke Beanspruchung im Sport. Hinzu kommen Bewegungsmangel und vielleicht auch nicht zuletzt die Tatsache, dass die Wirbelsäule des Pferdes nicht ursprünglich dazu angelegt war, Lasten bzw. den Reiter zu tragen. Umfangreiche Untersuchungen, vor allem von Jeffcott, zeigen häufig Muskelund Bindegewebsschäden inklusive dem Tying Up, Zerrungen des Iliosacralgelenkes, Wirbelsäulendeformationen und Kissing Spines als Ursache von Rückenerkrankungen. Therapie Rückenschmerzen sind nicht nur die am häufigsten, sondern auch die am einfachsten mit Akupunktur zu behandelnden Erkrankungen. Bei den meisten Patienten reicht es aus, die in der klinischen Diagnostik durch Schmerzpalpalpation und Röntgendiagnostik erhobenen veränderten Bereiche lokal mit dem Laser für ca. 30 sec. zu behandeln und einige wenige Akupunkturpunkte hinzuzufügen. Solche Punkte sind z. B. Dü3 (Dünndarm 3, Meisterpunkt der Spasmolyse), Bl60 (Blase 60, Meisterpunkt gegen Rückenschmerzen) und Di4 (Dickdarm 4, Meisterpunkt gegen Schmerzen im Allgemeinen). Alle diese Punkte kann man entweder für ca. 30 sec mit dem Laser behandeln oder auch einfach mit geeigneten Akupunkturnadeln, die man für Minuten liegen lässt. Diese einfache Behandlung führt in den meisten Fällen schon zu einem sofortigen sichtbaren Behandlungserfolg. Je chronischer allerdings eine Erkrankung ist, umso mehr Erfahrung braucht man als Therapeut, um eine Therapie erfolgreich durchführen zu können. Die Pferde können in der Regel direkt nach der Laserakupunktur und auch während des gesamten Therapiezeitraums gearbeitet werden, viele von ihnen das erste Mal wieder nach langer krankheitsbedingter Arbeitspause. In den letzten gut 20 Jahren habe ich zwischen 1000 und 2000 Pferde mit chronischen Rückenproblemen mit Laserakupunktur behandelt. Über 500 dieser Patienten wurden in einer Studie Pulse Controlled Laser Acupuncture Concept (RAC-kontrollierte Akupunktur) PCLAC oder Kontrollierte Akupunktur ist ein ganzheitliches Therapiekonzept basierend auf der klassischen Akupunktur, ergänzt durch RAC/VAS-Kontrolle, moderne Ohrakupunktur und durch Lasertherapie werden 4 aufeinander aufbauende Kurse für Hunde- und Pferdeakupunktur angeboten: Startkurs und 22. Januar 2012 Dr. Uwe Petermann, Melle Tel.: / Fax: Infos über Kurse, Tagungshotel, Publikationen über PCLAC und Bücher zum Thema: 20 CVE

21 Mögliche Akupunkturpunkte bei Rückenerkrankungen (aus Kontrollierte Laserakupunktur bei Hund und Pferd, Sonntag Verlag Stuttgart). zusammengefasst. Danach ist eine durchschnittliche Behandlungszahl von 4,6 Behandlungen im wöchentlichen Abstand notwendig, um einen dauerhaften Therapieerfolg zu erzielen. Bei über 90 % der behandelten Pferde konnte eine sehr deutliche Besserung schon sofort nach der ersten Behandlung erreicht werden. Ich möchte an Hand einer akuten und einer chronischen Fallstudie die Therapie erläutern. 1. Fall: 11-jähriger westfälischer Rappwallach Ein 11-jähriger westfälischer Rappwallach, der wegen Unrittigkeit schon über mehrere Monate vorbehandelt und nicht mehr gearbeitet wurde, zeigte eine sehr starke Schmerzhaftigkeit im Bereich der rechten Sattellage. Neben einem deutlichen Wegdrücken des Rückens zeigte das Pferd bei der Schmerzpalpation ein intensives langgezogenes Stöhnen. Das Pferd war zweimal, nach röntgenologischer Diagnose Kissing Spines, mit interspinalen Injektionen vorbehandelt. Es fanden sich Blockaden zwischen dem 2. und 3. Halswirbel links, dem 13. und 14. Brustwirbel rechts und dem 4. und 5. Lendenwirbel links. Nach lokaler Behandlung der Schmerzpunkte sowie der Punkte Di4 und Bl60mit dem Laser war keine nennenswerte Schmerzreduktion erkennbar. Die RAC- Diagnostik zeigte, dass eine Zahnextraktionsnarbe im Bereich des linken oberen P3 in ursächlichem Zusammenhang mit der Rückenerkrankung stand. Direkt nach der Laserbehandlung der Narbe sowie 3E5 und GB41 (wichtige Akupunkturpunkte bei chronisch degenerativen Erkrankungen), war das Pferd absolut schmerzfrei. Selbst vermehrter Druck auf die vorher höchst schmerzhaften Stellen der benannten Rückenpartien konnte keine Reaktion des Tieres auslösen. Die Rückenmuskulatur war entspannt und weich. Nach vier weiteren Behandlungen war der Patient dauerhaft schmerzfrei und konnte bei der Arbeit wieder voll belastet werden. 2. Fall: 12-jährige Oldenburger Rappstute Das Pferd war beim Springen gestürzt und anschließend nicht wieder aufgestanden. Sofort in Anspruch genommene fachtierärztliche Hilfe konnte einer permanenten Verschlechterung des Zustandes nicht entgegenwirken. Die Röntgenuntersuchung eines auffällig geschwollenen, hochgradig schmerzhaften HWS-Bereiches hatte keinen Hinweis auf eine Fraktur ergeben. Zwei Stunden nach dem Ereignis wurde die Laserakupunkturbehandlung eingeleitet. Das Pferd wurde in somnolentem Zustand vorgefunden C VE 21

22 Der Puls war schwach und lag bei über 100/min. Der gesamte Körper war schweißnass und kalt. Eine leichte Berührung der geschwollenen Halspartie im Bereich C4-C5 erzeugte ein tiefes Stöhnen des Patienten. Zuerst wurden die Punkte He9 und Lg26 zur Kreislaufstabilisierung behandelt. Zur Schmerzreduktion wurde die Schwellung am Hals sowie der Punkt Di4 behandelt. Weniger als eine Minute später hob das Pferd den Kopf und war nach weiteren zwei Minuten aufgestanden. Während der weiteren lokalen Therapie des Halswirbels mit dem Laser trocknete das Pferd vollständig ab und der Kreislauf beruhigte sich wieder auf Normalwerte. Ein Druckschmerz konnte nicht mehr ausgelöst werden. Das Pferd litt aber noch an einer hochgradigen Ataxie, die aber im Laufe von vier Wochen ohne jegliche Medikation, ausschließlich mit Laserakupunktur, vollständig behoben werden konnte. Schlussfolgerungen Die dargestellten Fallbeispiele stellen eine mehr oder weniger zufällige Auswahl aus weit über tausend von mir mit Laserakupunktur behandelten Rückenpatienten dar. Diese Beispiele und die langjährige Erfahrung zeigen, dass die Laserakupunktur mit hervorragender Wirkung auch bei den chronischen Rückenerkrankungen der Pferde eingesetzt werden kann. Die optimale Behandlung ergibt sich aus der lokalen Laserbestrahlung in Kombination mit Akupunktur. Hier wurde eine sehr effektive Therapie aus einer Synthese der ältesten bekannten Medizin und modernster Technik geschaffen. Das therapeutische Potential dieser Behandlungsmethode ist wirklich außerordentlich und stellt eine wichtige Erweiterung der bisher üblichen medizinischen Therapiemöglichkeiten dar. Die Laserakupunktur ist keine Wundermedizin, aber eine hocheffektive Heilmethode. Es ist mir ein großes Anliegen, dieser Therapie zu einer besseren Akzeptanz und Verbreitung unter den Tierärzten zu verhelfen, zum Wohle unserer Patienten. Dr. Uwe Petermann Schmale Straße Melle 22 CVE

23 Rehabilitationseinrichtungen für Pferde REHAZENTRUM BAUMANN Fohlenhof Steinberg Die Rehabilitation, in der Humanmedizin seit langem fester Bestandteil der Therapie, hat nun auch in der Tiermedizin, hier besonders bei Pferden, einen hohen Stellenwert erreicht. Unter Rehabilitation verstehen wir heute die wichtige Phase, die der medizinischen Akutversorgung (z. B. Operationen aufgrund von Verletzungen oder Erkrankungen der Pferde) folgt. Ziel der Therapie in der Rehabilitation ist eine positive Förderung und Beschleunigung des Heilungsprozesses mit dem Ziel der Wiederherstellung des Normalzustandes. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es eines optimierten Therapiekonzeptes, das sich aus einer Kombination der mit Erfolg angebotenen Therapien zusammensetzt. Jeder kennt aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, ein Sportpferd nach einer Verletzung wieder im Schritt anzutrainieren. Oft genug führt ein Ausrutscher oder Sprung des vorwärts drängenden oder übermütigen Pferdes zu einem Rückschritt in der Rekonvaleszenz. All diese Gefahren werden in einem Rehabilitationszentrum, das mit qualifiziertem Personal arbeitet, deutlich minimiert. Ferner werden hier alle notwendigen Therapien in Kombination eingesetzt und durch fachtierärztliche Beratung optimiert. Das Therapiekonzept 1. Der Aquatrainer das Herzstück der Rehabilitation Das Wassertreten (Aquajogging) ist in den USA und in England schon seit Jahren ein fester Bestandteil des Aufbau- und Konditionstrainings von Pferden. Durch die Bewegung im Wasser werden eine optimale Durchblutung der Extremitäten, eine Förderung der Muskelarbeit und gleichzeitig eine Belastungsanpassung für Sehnen und Gelenke gewährleistet. Einen optimalen Einsatz des Aquajoggings in der Rehabilitation bietet der Aquatrainer. Durch die Möglichkeit, die Laufbandgeschwindigkeit und Wasser C VE 23

24 höhe den individuellen Bedürfnissen anzupassen, bietet der Aquatrainer die optimalen Voraussetzungen eines gezielten Therapieverlaufes. Unterstützend wirken hierbei die korrekten und korrigierbaren Bewegungsabläufe. Während des täglichen Trainings im Aquatrainer werden Kreislauf- und Belastungswerte genau überprüft, um den optimalen Trainingserfolg zu sichern. 2. Magnetfeldtherapie Mit großem Erfolg setzen wir seit längerer Zeit die Activomed Magnetfeldmassagetherapie in unserem Rehabilitationszentrum ein. Die spezielle Ausstattung gibt uns endlich die Möglichkeit der Ganzkörper- und Lokaltherapie. Besonders bewährt hat sich diese Therapie in der Rehabilitation nach Verletzungen des Bänder-, Sehnen- und Muskelapparates, auch Knochenfrakturen konnten erfolgreich therapiert werden. Ein großer Vorteil dieser Therapie liegt in der Kombinierbarkeit mit allen übrigen Therapien. Bei regelmäßigem Einsatz konnten wir eine deutliche Verkürzung der Rekonvaleszenzphase feststellen. 3. Wärme- und Kältetherapie Bei der Wärme- und Kältetherapie arbeitet unser Team mit den Kryo-Komp-Gamaschen, die sich hierfür besonders gut eignen. 4. Akupunktur und manuelle Therapie Die traditionelle chinesische Akupunktur hat in unserem Rehabilitationszentrum einen hohen Stellenwert und wird durch unsere Tierärzte vorgenommen. Gerade bei Rückenund Rittigkeitsproblemen ist diese Therapie äußerst erfolgversprechend. 5. Stoßwellentherapie Wir arbeiten mit der nicht-fokussierten oder auch extracorporalen Stoßwellentherapie, die auch in der Humanmedizin sehr erfolgreich eingesetzt wird. Hierbei wird in einem Handstück eine Schallwelle erzeugt, ähnlich der eines Flugzeuges, das die Schallmauer durchbricht. Diese Schallwelle wird dann in den Körper eingeleitet. Sie fühlt sich wie ein leichter Stromstoß an und erzeugt im Körper verschiedene Reaktionen. Zum einen wird eine deutliche Analgesie, sprich Schmerzlinderung, erreicht. Zum anderen werden Stoffwechselreaktionen ausgelöst, die sich sehr positiv auf die Heilung auswirken. Besonders der Band- und Sehnenapparat reagiert sehr gut auf die Therapie und stellt in unserer Rehaklinik und auch der Praxis das Mittel der Wahl dar. 6. Naturheilverfahren Wir haben uns auf den Einsatz der Homöopathie und Phytotherapie in der Rehabilitation spezialisiert. 7. Thermium Das Thermium mit seiner angenehmen Wärmestrahlung aus dem langwelligen Infrarotbereich ist bei vielen Problemen eine unterstützende Maßnahme für eine schnellere Regeneration. Die Wärme, die dem Pferd durch die Erwärmung der Körperoberfläche zugeführt wird, gelangt mit dem Blut- und Lymphstrom bis tief ins Körperinnere und ist dadurch in der Lage, den Stoffwechsel und die Durchblutung anzuregen. So können Sauerstoff, Nähr- und Abwehrstoffe schneller in die Körperregion, in der sie benötigt werden, transportiert werden. Ebenso wird der Abtransport von schmerz- und entzündungsauslösenden Stoffen beschleunigt. 24 CVE

25 Vor allem nach starker Belastung oder in der Regenerationsphase nach Verletzungen bietet das Thermium eine optimale Ergänzung zu anderen Therapieformen. Diese positiven Effekte bleiben aber nicht nur auf den Bewegungsapparat beschränkt, sondern können auch bei Atemwegs- oder Hautproblemen oder einfach zur Entspannung genutzt werden. 9. Weitere Serviceleistungen Neben den täglichen Therapiemaßnahmen gehören außerdem folgende Leistungen zum Therapiepaket: O Thermium O Solarium O täglich Magnetfeldmassagetherapie O einmal wöchentlich Akupunktur O Putzen und Pflege O Paddock- und Koppelgang O Longieren O Beritt (auf Wunsch zusätzlich möglich) Alle Pferde werden fachtierärztlich betreut. 10. Zusammenarbeit mit anderen Tierärzten und Kliniken Mit sehr vielen Pferdefachtierärzten und tierärztlichen Kliniken in Deutschland, Österreich und in der Schweiz besteht eine gute Zusammenarbeit. Wünschen auch Sie eine optimale Betreuung und Therapie Ihres Pferdes in der Rehabilitation, dann wenden Sie sich bitte an Ihren Tierarzt. 11. Wissenschaftliche Untersuchungen An der tierärztlichen Fakultät der Freien Universität Berlin wurde durch Frau Dr. Barbara Voss eine Doktorarbeit über die Effekte des Aquajoggings im Aquatrainer unseres Rehabilitationszentrums veröffentlicht. Unter Berücksichtigung von Herzfrequenz und Blutparameter wurde festgestellt, dass diese Trainingsmethode eine optimale Therapieform während der Rehabilitation darstellt. Trainings und Rehazentrum für Pferd Dr. Mathias Baumann REHAZENTRUM BAUMANN Fohlenhof Steinberg Reichertsheim (08072) (08072) drmbaumann@t-online.de C VE 25

26 Tierärztliche Klinik und Rehabilitationszentrum Dr. Dirk Fister Die Rehabilitation, in der Humanmedizin seit langem ein fester Bestandteil der Therapie, setzte sich in den letzten Jahren mehr und mehr auch in der Tiermedizin und dabei insbesondere bei Pferden sowie bei Hunden durch. Unter Rehabilitation versteht man eine positive Förderung und Beschleunigung des Heilungsprozesses nach durchstandener Krankheit bzw. Operation. Aquatrainer Das Training des Pferdes im Aquatrainer empfehlen wir bei folgenden Indikationen: O schonende Rehabilitation nach Operationen, O gezielter Körperaufbau nach Rückenoperationen, O Stärkung der Rückenmuskulatur bei z. B. Kissing spines, O spezielles Training der Schultermuskulatur bei einseitigen Nervenlähmungen, O Körperaufbau bei Ataktikern, O Aufbautraining nach konservativen sowie chirurgischen Sehnentherapien, O körperschonendes Aufbautraining junger Pferde, O Zusatzangebot für ein abwechslungsreiches und effektives Training von Sportpferden. Die Pferde, die bei uns im Aquatrainer trainiert werden, arbeiten unter ständiger Beobachtung und Kontrolle. Selbstverständlich geschieht dies bei uns alles auch unter Aufsicht eines Tierarztes, der ebenso den Therapie- wie auch den Trainingserfolg kontrolliert. Das Training kann sowohl während der stationären Aufnahme als auch bei ambulanten Besuchen durchgeführt werden. Orthopädische Chirurgie Die orthopädische Chirurgie umfasst operative Eingriffe am Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke). Hierfür sind beispielhaft zu nennen: Arthroskopie, Osteosynthese, Dornfortsatzteilresektion, Griffelbeinteilresektion, Hahnentritt-Op, Sehnensplitting. 26 CVE

27 Dornfortsatzteilresektion Die Berührung oder Überlappung zweier Dornfortsätze der Wirbelkörper ( Kissing Spines ) verursacht häufig Schmerzen, die zur Widersetzlichkeit beim Reiten führen. Führt die Anästhesie des betreffenden Rückenbereiches zu einer Verbesserung der Symptome, so kann eine teilweise Entfernung eines oder mehrerer Dornfortsätze eine dauerhafte Schmerzlosigkeit bewirken. Tierärztliche Klinik für Pferde Dr. med. vet. Dirk Fister Fachtierarzt für Pferde Kieler Straße Bilsen Telefon: Telefax: Mail: info@pferdezentrum-fister.de Online: Pferdepension und Reiterhof Hackenesch Deutschlands erste Wasserführanlage Führanlagen sind heutzutage auf nahezu jedem größeren Pferdebetrieb anzutreffen. Doch eine Führanlage, in der die Pferde durchs Wasser waten? Auf dem Reit- und Pensionsbetrieb Hackenesch in Münster-Hiltrup ist dieses möglich. Entgegen normalen Führanlagen ist die Wasser-Führanlage bei Hackeneschs nicht rund gebaut, sondern oval in den Maßen 10 x 20 m. Und sie ist nicht ebenerdig, sondern quasi tiefer gelegt. Über eine Rampe gelangen die Pferde in die Anlage hinein und auch wieder heraus. Platz biete die Anlage für gleichzeitig bis zu sechs Vierbeiner. Das Grundprinzip ähnelt im Aufbau ansonsten gängigen Führanlagen C VE 27

28 Wasserhöhe variabel, Hygiene ist Pflicht Seit dem 10. Mai 2011 sind wir nun dabei, unsere Pferde und auch für uns noch fremde Pferde in der Wasserführanlage aufzubauen. Unser Ziel ist es, die Pferde speziell in der Bein- und Rückentätigkeit zu mobilisieren und diese damit zu stärken. Die Erfahrungen, die wir sammeln konnten, sind folgende: Nach dem dritten Mal in der Anlage haben sich die Pferde an das Wasser und die Geschwindigkeit gewöhnt. Sie sind gleichzeitig gelassener und taktsicherer geworden. Da wir mit nur 55 cm Wassertiefe arbeiten, bemühen sich die Pferde, über das Wasser zu treten. Dadurch erkennt man deutliche Hankenbiegungen, die das Lockern der Muskulatur im Rücken fördern. Die Besitzer bzw. Reiter geben alle das Feedback, dass die Pferde nach dem Wassertraining gehfreudiger, gelassener und lockerer sind. Eines unserer eigenen Pferde hatte einen Fesselträgerschaden. Um diese Verletzung auszukurieren, riet uns der behandelnde Tierarzt, das Pferd vieer bis fünf Monate Schritt auf hartem Boden zu führen und zu kühlen. Daraufhin haben wir das Pferd jeden Tag mit Hilfe der Wasserführanlage bewegt (3 Mal hintereinander 10 Min. Schritt + 5 Min. Pause im Wasser ) und drei Wochen von einem Tierarzt kontrollieren lassen. Nach acht Wochen ist dieses Pferd wieder in vollem Training. Das Training konnte sofort voll beginnen, da das Pferd während seiner Auszeit keine Muskeln verloren, sondern eher vermehrt aufgebaut hatte. Pferde mit Einschuss wurden ebenfalls in der Wasserführanlage Wfa bewegt, mit dem Resultat, dass keine dicken Beine mehr auftraten. Auch mit Rehepferden haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich deutlich besser bewegen, wenn sie in der Wasserführanlage trainiert werden. Pferdepension & Reiterhof HACKENESCH Im Dahl Münster Tel info@hackenesch.de 28 CVE