NHS England NHS Scotland NHS Wales Health and Social Care in Northern Ireland (HSC Nordirland)

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1 Marktübersicht Dentaltechnik in Großbritannien - Informationen für deutsche Zahntechniker - 1. Das Gesundheitssystem Das britische Gesundheitssystem besteht größtenteils aus dem National Health Service (NHS) (deutsch: Nationaler Gesundheitsdienst), der 1948 mit dem Ziel gegründet wurde, allen Bürgern Großbritanniens medizinische Versorgung unabhängig ihres Einkommens zuteil werden zu lassen. Finanziert wird er durch Steuergelder (sog. Beveridge-Modell ). Der NHS besteht aus vier eigenständigen Organisationen: NHS England NHS Scotland NHS Wales Health and Social Care in Northern Ireland (HSC Nordirland) Jeder Bürger Großbritanniens wird durch Geburt automatisch Mitglied im NHS. NHS-Leistungen sind für die Mitglieder grundsätzlich kostenlos. Bei bestimmten zahnmedizinischen Leistungen sind Zuzahlungen mit einer maximalen Höhe von 190 Brit. Pfund vom Patienten zu leisten. Durch die Explosion der Ausgaben im Gesundheitswesen werden die Leistungen des NHS jedoch immer schlechter, Patienten warten manchmal Wochen oder Monate auf OP-Termine. Dementsprechend nehmen immer mehr Patienten privatärztliche Leistungen in Anspruch. Die Anzahl der Personen mit einer privaten Krankenverscherung liegt derzeit bei etwa 6 Mio., Tendenz steigend. Etwa 64% der privaten Gesundheitsausgaben werden durch private Krankenversicherungen abgedeckt, etwa 20% werden durch die Patienten privat finanziert. Diese Entwicklung wirkt sich sehr deutlich auf den Dentalmarkt aus. 2. Der Dentalmarkt In Großbritannien müssen alle im Dentalbereich tätigen Personen beim General Dental Council (GDC) registriert sein. Dies sind Zahnärzte, Zahntechniker, Zahnhygieniker, Zahnarzthelfer, Kieferorthopäden sowie Zahnheilkundige ( dental therapists ). Das GDC reglementiert die Berufe im Dentalbereich durch Registrierung, Festsetzung von Standards, Qualitätssicherung der Ausbildung, Gewährleistung von Weiterbildung und ist zuständig für den Schutz der Patienten. Beim GDC sind derzeit Zahntechniker und Zahnärzte registriert. 90% aller Zahnärzte kombinieren NHS-Leistungen und privatärztliche Leistungen. Vor allem in den dünn besiedelten Counties gibt es einen Zahnärztemangel, so dass dort mittlerweile auch Zahnärzte mit mobilen Praxen die Versorgung der Patienten sicherstellen. Der hohe Mangel an Zahnärzten hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass vermehrt ausländische Zahnärzte angeworben wurden. Mittlerweile kommen 30% der in Großbritannien registrierten Zahnärzte aus anderen Ländern (25% EU, 5% Drittländer). 1

2 Der größte Branchenverband britischer Zahnärzte ist die BDA (British Dental Association) mit derzeit Mitgliedern. Es gibt weitere kleine Verbände für spezialisierte Zahnärzte, die kosmetische Leistungen oder Implantologie anbieten. Der Branchenverband der zahntechnischen Labore (Dental Laboratories Associaton, DLA) hat 1000 Mitgliedslabore, welche nach dessen Aussage 80% aller Dentallabore in Großbritannien ausmachen. Der Verband der Zahntechniker in Großbritannien, Dental Technologist Association (DTA), schätzt die Zahl der Labore insgesamt auf etwa Schätzungsweise liegt die absolute Zahl tatsächlich bei etwa 1000 Laboren landesweit. Eine genaue Zahl lässt sich schwerlich festmachen, da es keine Pflichtmitgliedschaften für Labore gibt; nur der einzelne Techniker muss beim GDC registriert sein. Die Registrierung beim GDC ist für Zahntechniker erst seit dem 1. August 2008 verpflichtend. Zuvor konnte man auch mit dem Nachweis über 7 Jahre Praxiserfahrung innerhalb der letzten 10 Jahre als Zahntechniker arbeiten. Durch die Registrierungspflicht hat sich der Markt für zahntechnische Labore bereinigt, da vor dem 1. August 2008 noch etwa Labore in Großbritannien registriert waren. Um in Großbritannien als Zahntechniker arbeiten zu können, benötigt man ein BTEC National Diploma in Dental Technology um sich Registered Dental Technician RDT nennen zu dürfen. Die zahntechnische Ausbildung dauert 3 Jahre und findet verschult an Colleges statt. Zu den besonders renommierten gehören das Leeds Dental Institute ( und die Birmingham School of Dentistry ( In Großbritannien wird außerdem zwischen den Berufsbezeichnungen dental technician und clinical dental technician unterschieden. Der clinical dental technician hat eine Zusatzqualifikation, die ihm die direkte Arbeit am Patienten im Zusammenhang mit herausnehmbarem Zahnersatz erlaubt (Anpassungen, Modellieren von Gebissen etc.). Zahntechniker müssen 150 Weiterbildungsstunden innerhalb von 5 Jahren nachweisen. Kontrolliert wird dieses sogenannte Continuing professional development (CPD) -Programm von der GDC. 3. Registrierungspflichten für deutsche Zahntechniker Zahntechniker, die von Deutschland aus an einen britischen Zahnarzt liefern wollen, müssen sich nicht beim GDC registrieren. In manchen Fällen kann die Registrierung jedoch einen Wettbewerbsvorteil ausmachen, da sie für den britischen Zahnarzt in jedem Fall ein Qualitätsmerkmal darstellt. Manche Zahnärzte wollen auch nur mit GDC-registrierten Laboren (bzw. den dort tätigen Mitarbeitern) zusammenarbeiten, insbesondere seit der verpflichtenden Registrierung 2008 (s. Punkt 2). Bei einer Laborgründung in Großbritannien ist die Registrierung der dort arbeitenden Techniker zwingend erforderlich. Um sich als deutscher Zahntechniker beim GDC registrieren zu lassen, muss man die Anerkennung der in Deutschland erworbenen Qualifikation beantragen. 2

3 Unter age.aspx findet man ein Formblatt ( Proforma ), das man dem GDC zusendet. Dieser prüft dann, welche Unterlagen zur Anerkennung man zugesendet bekommt. Nach Erhalt vom GDC füllt man diese aus und sendet sie zusammen mit folgenden Unterlagen zurück: Beglaubigte Kopie des Personalausweises Beglaubigte Kopie des Meister- oder Gesellenbriefes Dokumente, aus denen die Inhalte der jeweiligen Prüfung hervorgehen Bei der Zahntechniker-Innung Düsseldorf liegt eine Beschreibung des Berufsbildes des deutschen Zahntechnikers in englischer Sprache vor und kann dort von Innungsmitgliedern abgerufen werden ( Für die Registrierung sollte genügend Zeit eingeplant werden, sie kann bis zu 3 Monate dauern. Größere Schwierigkeiten bei der Anerkennung der deutschen Meisterqualifikation sind jedoch nicht bekannt. Bei Anpassungsarbeiten am Patienten in Großbritannien, zu denen ein deutscher Zahntechniker wenn auch nur kurzfristig - hinzugeholt wird, ist eine Registrierung ebenfalls erforderlich! 4. Rechnungsstellung/Umsatzsteuer Leistungen und Produkte innerhalb des Gesundheitssystems sind in Großbritannien von der Umsatzsteuer ausgenommen. Bei Lieferungen und Leistungen innerhalb Großbritanniens wird dem entsprechend keine Umsatzsteuer berechnet. Bei Lieferung eines in Deutschland ansässigen Labors an einen britischen Zahnarzt wird die Rechnung mit 7% deutscher Umsatzsteuer ausgestellt. Hat der Zahnarzt jedoch in Großbritannien eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (VAT registration number), mit der er die Unternehmereigenschaft belegen kann (z.b. wenn er ein angeschlossenes Praxislabor besitzt), kann eine steuerfreie innergemeinschaftliche Lieferung vorgenommen werden. Normalerweise haben Zahnärzte in Großbritannien jedoch keine USt.-Identifikationsnummer. Sie gehören wie in Deutschland zu den freien Berufen (keine Unternehmer im steuerlichen Sinn). Informationen zur Rechnungsstellung können einem Merkblatt der deutsch-britischen Handelskammer entnommen werden, das zum Download unter bereitsteht. 3

4 5. Marktbearbeitung Aufgrund der Preisstruktur sind für deutsche Zahntechniker nur Leistungen im privatärztlichen Bereich von Interesse. Zahnärzte, die ausschließlich für den NHS arbeiten, sind als Kunden wenig von Bedeutung. Die Kundensuche in Großbritannien wird durch den erheblich unterschiedlichen Wissenstand erschwert. Britische Zahnärzte kennen z.b. die in Deutschland weit verbreitete Teleskopund Geschiebetechnik häufig nicht (Technik bestehend aus fest sitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz). Der optische Vorteil bei dieser Technik liegt darin, dass auf sichtbare Klammern verzichtet werden kann. Medizinisch bietet sie den Vorteil, dass auch Patienten, die keine Implantate vertragen, auf ein künstliches Gebiss verzichten können. Um diese Technik zu etablieren, muss Überzeugungsarbeit geleistet werden. Der Kontakt zu in Großbritannien niedergelassenen deutschen Zahnärzten kann dabei ein Türöffner sein. Aber auch andere dentaltechnische Produkte aus Deutschland haben in Großbritannien durchaus gute Chancen. Der Trend geht vor allem zu ästhetischen Lösungen, wie z.b. Veneers oder Bleaching/Whitening. Implantate sind ebenfalls sehr beliebt. Die Kosten dafür sind höher als in Deutschland. Ein Implantat kostet im Schnitt ab Brit. Pfund. Britische Zahnärzte können für private Leistungen außerdem die Preise frei gestalten. Um für Patienten die Preise kalkulierbarer zu machen, gibt es ein Versicherungsmodell in Großbritannien, bei dem die Versicherung mit dem Zahnarzt und dem Patienten Verträge abschließt (z.b. Denplan ). Patienten, die eine solche Versicherung abschließen, können dann aus den darin angeschlossenen Zahnärzten wählen und zahlen einen monatlichen Beitrag, der sich nach den gewünschten Leistungen richtet. Gute Möglichkeiten Kontakte zu britischen Zahnärzten herzustellen bieten Messen und Kongresse. Vor allem Kongresse werden von Zahnärzten regelmäßig zur Weiterbildung genutzt. Hier eine Auflistung der wichtigsten Veranstaltungen: BDTA (British Dental Trade Association) Dental Showcase, NEC Birmingham ( Die größte Messe für Dentaltechnik, die jährlich im Wechsel in Birmingham und London stattfindet. Etwa 300 Aussteller. BDA British Dental Conference & Exhibition, , Manchester ( Der größte Kongress der Zahnärztevereinigung British Dental Association (BDA) findet jährlich im Wechsel zwischen größeren Städten wie Manchester, Liverpool, Glasgow statt. Er beinhaltet neben einem Seminarteil auch einen Ausstellungsteil. Der Kongress wird von Zahnärzten und ihrem Personal zur Fortbildung genutzt. The Dentistry Show, , NEC Birmingham ( Konferenz mit Ausstellungsteil. Beides richtet sich an Zahnärzte und das Praxisteam und wird vor allem zur Weiterbildung genutzt. Ästhetische Zahnmedizin und privatzahnärztliche Leistungen bilden hier Schwerpunkte. 4

5 6. Fachzeitschriften Es gibt in Großbritannien eine Reihe von Fachzeitschriften rund um das Thema Dentaltechnik/Dentalmedizin. Der Verlag FMA ist mit 50% Marktanteil der führende Herausgeber zahnmedizinischer Fachzeitschriften wie Dentistry, Private Dentistry oder Aesthetic Dentistry Today (Informationen unter Weitere bekannte Zeitschriften sind The Dentist: Dental Update: Dental Tribune: Dental Practice & The Dental Technician: Die bekannten Zeitschriften sind auch jeweils auf den unter Punkt 5 genannten Messen mit einem Stand vertreten. 7. Adressen, Verbände General Dental Council (GDC) (Behörde aller Beschäftigten im Dentalbereich) British Dental Association (BDA) (Zahnärztevereinigung) Dental Technologists Association (DTA) (Vereinigung der Zahntechniker) British Dental Hygienists Association (Vereinigung der Zahnhygieniker) British Orthodontic Society (BOS), (Gesellschaft der Kieferorthopäden) Association of Dental Administrators and Managers (ADAM), (Vereinigung für Praxismanagement) British Dental Trade Association (BDTA), (Verband der britischen Dentalindustrie) Weiterführende Informationen, vor allem zu den Themen Eigentumsvorbehalt, Produkthaftung und Vertragsrecht, können dem ZIH-Ländermerkblatt Großbritannien, Mai 2010, erschienen bei der Landesgewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH) e.v. entnommen werden ( Dieses Merkblatt erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient lediglich als Orientierungshilfe. Eine Haftung für den Inhalt kann nicht übernommen werden. Stand: Oktober