6-10 GESUNDHEIT LERNEN SACH INFORMATION LERNZENTRALE GEHIRN LERNTYPEN

Transkript

1 SACH INFORMATION Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir, lautet ein Sprichwort, das zwar gut gemeint ist, die Motivation zu lernen aber kaum steigert. Was verstehen wir unter Lernen eigentlich? An Begriffsdefinitionen mangelt es nicht, ob prozess- oder ergebnisorientiert. Reduzieren wir sie auf einige Schlagwörter, so spielen Erwerb,Verarbeitung, Speicherung und Wiedergabe von Wissen und Fähigkeiten sowie Verhaltensänderungen aufgrund von Erfahrungen eine entscheidende Rolle. LERNZENTRALE GEHIRN Unser Gehirn besteht aus mehreren Teilen, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben. Der älteste Teil ist das Stammhirn, auch Reptilienhirn genannt. Es ist für grundlegende biologische Funktionen wie Atmung oder auch Fluchtreaktionen zuständig. Das limbische System, auch als emotionales System oder Säugetierhirn bekannt, ist wesentlich jünger. Emotionen, aber auch überlebenswichtige Funktionen wie Hunger und Durst, sind hier verankert. Das limbische System ist aber auch für Lernprozesse wichtig. Der jüngste Teil unseres Gehirns ist das Großhirn, auch Denkhirn genannt. Es stellt die äußere Hülle unseres Gehirns dar. Im Großhirn werden unter anderem Erinnerungen, Ziele und Hoffnungen festgehalten. Es ist in zwei Bereiche, die linke und die rechte Gehirnhälfte, untergliedert. Ihnen werden unterschiedliche Aufgaben zugeschrieben. Die linke Gehirnhälfte ist unter anderem verantwortlich für Sprache, Lesen, Logik, Analysen, Schlussfolgerungen und lineares Denken. Die rechte Gehirnhälfte ist für Kreativität, Spontanität, Gefühl, Synthese, Überblick und ganzheitliches Denken zuständig. Lernen ist immer ein aktiver Prozess, bei dem auch Emotionen eine große Rolle spielen. Lernen ist ohne Emotionen gar nicht möglich. Computerunterstütztes Lernen ist auch in der Volksschule keine Seltenheit mehr. Für das Lesen ist unsere linke Gehirnhälfte zuständig. Bitte Ruhe! Laute Geräusche stören beim Lernen. LERNTYPEN Über unsere Sinnesorgane nehmen wir Informationen auf, die anschließend ans Gehirn weitergeleitet werden. Welche Sinnesorgane wir bevorzugen, hängt vor allem von unseren frühen kindlichen Erfahrungen ab. Entsprechend der unterschiedlichen Vorlieben gibt es verschiedene Lerntypen. Zum Beispiel den auditiven Lerntyp, der durch Zuhören lernt, den visuellen Lerntyp, den Texte, Bilder und Grafiken am meisten ansprechen und den haptischen Lerntyp, der am besten lernt, wenn er selber etwas tun kann, wie beispielsweise neue Vokabel aufzu- ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5

2 SACH INFORMATION schreiben. Kein Mensch ist ausschließlich einem Lerntyp zuordenbar, Kombinationsformen sind die Regel. Für den Unterricht ist somit Vielfalt in der Vermittlung gefragt. Werden möglichst viele Sinne angesprochen, wird das Lernen sowohl für jeden Einzelnen als auch in einer Gruppe mit verschiedenen Lerntypen erleichtert. ZUSAMMENFASSUNG: Lernen ist ein Prozess, der eine aktive Beteiligung des Lernenden erfordert. Der richtige Weg beim Lernen heißt Vielfalt, trotz unterschiedlicher Lerntypen. Je unterschiedlicher die Art und Weise ist, wie wir lernen, desto größer ist die Erinnerungsleistung. INFO SERVICE: Fortbildungsseminare zu den Themen Lernmethoden, Lernschwierigkeiten etc. bietet in Niederösterreich zum Beispiel das Pädagogische Institut des Bundes für Niederösterreich, siehe oder siehe Schule Service. Ein angenehmer Arbeitsplatz und Hilfe bei Bedarf unterstützen das Kind beim Lernen. WAS FÖRDERT DAS? Eigener Arbeitsplatz: Ein fixer Arbeitsplatz in der Schule sowie zu Hause erleichtert die Konzentration auf das Lernen. Am Platz sollte nur das liegen, was benötigt wird. Leise Hintergrundmusik kann förderlich sein, Lärm ist auf jeden Fall störend. Realistische Ziele: Individuelle Ziele motivieren beim Lernen, wenn sie für die Person erreichbar sind und weder über- noch unterfordern. Ziele sollten positiv und möglichst konkret formuliert werden. Vielfältige Wege: Die Tatsache, dass jedem Menschen seinem Lerntyp entsprechend bestimmte Lernzugänge besonders liegen, sollte nicht dazu verleiten, weniger bevorzugte Wege auszusparen. Werden möglichst viele Sinnesorgane angesprochen, ist die Erinnerungsleistung am größten. Eigene Motivation: Sind wir aus eigenem Interesse motiviert etwas zu lernen, gelingt es am besten. Die Schule kann dazu Rahmenbedingungen schaffen, die förderlich sind. Erfolgserlebnisse sind nicht nur eine angenehme Belohnung für bereits Vollbrachtes, sie ermuntern auch, sich neuen Aufgaben zu stellen. 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Lernen lernen ist ein wesentliches Ziel des Unterrichts. In der Schule sollen Kinder erfahren können, wie sie sich Wissen aneignen können und welche Strategien ihre Merkfähigkeit unterstützen. Wesentliche Bereiche hierbei sind Motivation, Konzentration, Zeitmanagement, lerntypengerechtes Lernen, Wiederholungslernen und die Organisation von Lernsequenzen. Im Unterricht können das Lernverhalten der Kinder thematisiert und Verbesserungsstrategien entwickelt werden. Diese sollen sich auch auf den Bereich der Hausübungen erstrecken, da Schwierigkeiten mit der Hausübung meist durch verbesserte Selbstorganisation gelöst werden können. LERNZIELE: Etablieren eines zielgerichteten Umgangs mit Hausübungen. Kennenlernen sinnvoller Strategien beim Erledigen von Hausaufgaben. Erproben unterschiedlicher Lerntechniken. Erlernen einfacher Entspannungs- und Konzentrationsübungen. Interesse und Freude am Lesen zu fördern, ist ein wesentlicher Aspekt des Unterrichts. HAUSÜBUNGEN WANN, WO, WIE? ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: Tabelle zur Dokumentation der Hausübungen, Arbeitsblatt. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Vorbereitung: Während einer Schulwoche sollen die Kinder (ev. mit Hilfe der Eltern oder der Nachmittagsbetreuung) Aufzeichnungen über die Hausübungen führen. Die Lehrkräfte stellen dazu eine Tabelle bereit, die folgende Angaben beinhaltet: Beginnzeit, benötigte Zeit, leicht war, schwierig war, Besonderes. Anhand der Tabellen berichten die Kinder von ihrem Hausübungsverhalten. Die folgenden Punkte werden diskutiert. Das Arbeitsblatt kann hierbei als Diskussionsgrundlage verwendet werden. Wann? gleich nach dem Mittagessen, nach einer Spielzeit, am Abend usw. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Zeitpunkte werden verglichen. Wo? Die Kinder beschreiben ihren Arbeitsplatz. Wie? Diskutiert wird die Reihenfolge der Aufgaben: Beginnst du mit den Aufgaben, die dir schwierig erscheinen oder mit den einfacheren? Machst du zwischen einzelnen Aufgaben Pause? Lässt du Der Arbeitsplatz sollte so gewählt sein, dass er nicht im Schatten liegt. Lernen im Freien bringt Abwechslung in den Schulalltag und kann als Konzentrationstraining eingesetzt werden. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5

4 DIDAKTISCHE UMSETZUNG dir bei der Aufgabe helfen? Gibt es irgendetwas oder irgendjemanden, der dich bei den Hausaufgaben stört? Wesentlich ist, dass die Lehrkraft im Zuge dieser Einheit mit den Kindern vereinbart, wie reagiert werden soll, wenn eine Aufgabe nicht gelöst werden kann. Sollen die Kinder die Hilfe von Erwachsenen in Anspruch nehmen oder wird beispielsweise ein Symbol ausgemacht, das der Lehrkraft mitteilt, dass diese Aufgabe Probleme bereitet hat. Zur Festigung wird das Arbeitsblatt ausgefüllt. Motivation ist der Schlüssel zu allen Lernprozessen es kann nie zu viel Lob geben! Ein Glas Leitungswasser gibt Schwung für weitere Lernaktivitäten. INFO SERVICE: Näheres zum Thema Konzentration finden Sie im Ordner Gesundheit, Kapitel Vorsorge Konzentration. LERNTRAINING ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: drei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: Sachtext. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Zur Vorbereitung einen Sachtext auswählen, der zum Wochenthema passt. Dieser sollte anspruchsvoll sein, damit die Kinder die Sinnhaftigkeit der Lerntechniken erfassen können. Anhand des Textes werden die einzelnen Strategien vorgestellt und erprobt. Mögliche Übungsformen: Gegenseitiges Vorlesen des Textes Unterstreichen der wichtigen Stichwörter Stichwörter auf Plakaten/Zetteln festhalten Stichwörter als Zeichnungen/Symbole darstellen Eselsbrücken entwerfen z. B. bei Aufzählungen ein Wort aus den Anfangsbuchstaben bilden Textteile in Reime verwandeln Vorlese- bzw. Erzählspaziergang mit einem/einer PartnerIn Fragen zum Text entwerfen Gestalten eines Mind-Maps zum Text Textteile durch typische Bewegungen darstellen Entspannungsübungen einbauen siehe Arbeitsblatt. Abschließend wird reflektiert, welche Übungen die Kinder als hilfreich erachtet haben. 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

5 ARBEITSBLATT TIPPS RUND UM DIE HAUSÜBUNG Ergänze die richtigen Texte auf dem Hausübungsheft! Belohne dich zwischen den Aufgaben mit kurzen Pausen! Höre dein Lieblingslied, trinke ein Glas Wasser etc.! Ablenkung Pausen Schwierigkeiten Materialien Ein Beispiel gelingt dir nicht? Erledige zuerst die anderen Aufgaben, dann probiere es nochmals! Freizeit Alles, was ablenken könnte, wird vom Tisch entfernt! Richte die benötigten Materialien griffbereit her! Licht Lernberg Der Lichteinfall sollte so sein, dass deine Schreibhand keinen Schatten auf das Papier wirft! Du musst immer daran denken, was du nach der Hausübung machen willst? Überlege, was es sein soll, schreibe deine Entscheidung auf einen Zettel und lege ihn in dein Federpennal. Und jetzt geht s los deine Belohnung wartet auf dich! Lege alle Bücher und Hefte, die du brauchst, auf eine Seite des Tisches. Wenn du die Aufgaben erledigt hast, wandern sie auf die andere Seite des Tisches dein Lernberg schrumpft. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.5

6 ARBEITSBLATT ENTSPANNUNGSKARTEI Probiere die folgenden Entspannungsübungen aus! Verwende jene, die dir gut tun, wenn du beim Lernen Erholung brauchst. Du wirst sehen, dass du nach einer Entspannungsübung wieder fit für weitere Arbeiten bist. Augen zu! Zwicke die Augen zusammen, halte sie ein paar Sekunden geschlossen und dann öffne sie wieder. Wiederhole diese Übung 5-mal! Hamsterbacken! Blase deine Backen auf und schiebe die Luft in deinem Mund von rechts nach links. Wiederhole diese Übung 6-mal! Luftballon! Lege deine Hände auf deinen Bauch. Nun atme durch die Nase in deinen Bauch hinein. Deine Bauchdecke wölbt sich wie ein Luftballon. Beim Ausatmen senkt sich deine Bauchdecke wieder. Wiederhole die Übung einige Male! Daumenmassage! Verschränke deine Hände hinter dem Nacken. Nun massiere mit deinen Daumen die Nackenmuskeln 1 2 Minuten lang! Schön warm! Reibe deine Handflächen so lange gegeneinander, bis sie warm sind. Dann lege sie auf beide Augen, lass sie etwa 2 Minuten liegen. Nun entferne die Hände langsam, damit sich die Augen wieder an das Licht gewöhnen! Küsschen! Schließe deinen Mund und spitze deine Lippen. Halte diese Position einige Sekunden, dann entspanne wieder langsam. Wiederhole diese Übung 6-mal! Bienchen! Atme durch die Nase ein. Beim Ausatmen summe so lange, wie du Atem hast. Dann atme erneut ein und wiederhole die Übung! Nasenstift! Stell dir vor, deine Nase wäre ein Bleistift. Schreibe ein Wort mit deiner Nase von links nach rechts in die Luft.Von rechts nach links zeichne Kreise, Dreiecke oder Schlaufen. Dann kannst du das nächste Wort schreiben! 6.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH