Workshop»Kreativ Komposition«
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- Tomas Kästner
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1 UNTERRICHTSMATERIAL ELBPHILHARMONIE INSTRUMENTENWELT Workshop»Kreativ Komposition«FÜR KLASSEN 5 6 1
2 Allgemeiner Hinweis zum Material Die folgenden Übungen und Spiele haben das Ziel, die Schülerinnen und Schüler auf den Kurs in der Elbphilharmonie einzustimmen. Das Material beinhaltet dazu verschiedene Anregungen für die Vorbereitung sowie weiterführende Ideen, die auch nach dem Besuch wieder aufgenommen werden können. Der Text ist nicht als ein durchgeplanter Unterrichtsverlauf zu verstehen; Lehrerinnen und Lehrer sollen vielmehr eigenverantwortlich entscheiden, welche Übungen für die jeweilige Lerngruppe geeignet sind. Das Unterrichtsmaterial wendet sich auch an Lehrkräfte, die Musik fachfremd unterrichten. Die verschiedenen Spielideen wurden von den Verfassern in der Praxis erprobt, so dass hier neben der Beschreibung auch wertvolle Erfahrungswerte vorgestellt werden. Im Folgenden werden Übungen zu einer überwiegend musikpraktischen Vorund Nachbereitung des Kompositionsworkshops aufgezeigt. Die Anregungen sind als konkrete Arbeitsaufträge formuliert und lehnen sich inhaltlich und methodisch an den Workshop an. Als Orientierungshilfe sind den Übungen problemorientierte Leitfragen vorangestellt, die für die kreative Gestaltung eigener Kompositionen wesentlich sind. Kurzbeschreibung des Workshops Bei ihrem Besuch des Kompositionsworkshops lernen Schülerinnen und Schüler nicht nur das Gebäude der Elbphilharmonie kennen, sie schlüpfen auch in die Rolle von Komponistinnen und Komponisten. Alles was klingt, steht als Instrumentarium zur Verfügung: klassische Instrumente, der eigene Körper, die Stimme, Alltagsgegenstände und Naturmaterialien. Ausgehend von gemeinsamen Klangexperimenten und Improvisationsmodellen, entwickeln die Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen unter Anleitung eigene Musikstücke und bringen diese zum Abschluss gegenseitig zu Gehör. Die Musikstücke können aufgezeichnet und den Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden. Der Workshop unterstützt die Kinder und Jugendlichen nicht nur beim Entdecken des eigenen kreativen Potentials, sondern auch bei der Entwicklung eines ästhetischen Urteilsvermögens. Ganz nebenbei lernen sie eine Menge über Musik und werden spielerisch an zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen herangeführt. Der Workshop dauert 210 Minuten inkl. Pause und Hausführung und wird in den Elbphilharmonie Kaistudios durchgeführt. Der Zugang zum Kaistudio-Foyer mit Aufenthaltsmöglichkeit ist eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn möglich. Impressum Herausgeber: HamburgMusik ggmbh in Kooperation mit Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter, Jochen Margedant Redaktion: Jonas Dietrich, Theodor Huß, Benjamin Holzapfel Autorin: Sophia Bös Gestaltung und Satz: breeder typo alatur, musialczyk, reitemeyer 2
3 1 MÖGLICHKEITEN DER VOR- UND NACHBEREITUNG DES KOMPOSITIONSWORKSHOPS 1»WAS NEHME ICH WAHR?«Ziel Ohren öffnen und Klänge wahrnehmen, Interaktion mit Mitschülerinnen und Mitschülern Aufgabe 1: Sei ganz still! Schließe für zwei Minuten deine Augen und werde ganz still. Welche Geräusche nimmst Du wahr? Öffne nun deine Augen wieder und tausche dich mit einem Partner / einer Partnerin aus. Habt ihr Gleiches / Verschiedenes gehört? Schließe erneut deine Augen. Versuche nun genau hinzuhorchen, welche der Geräusche, die du wahrnimmst (un)angenehm / hoch tief / laut leise / durcheinander klar / nah fern / kurz lang / sind. Diese Übung kann durch spezifizierte Höraufträge bereits den Blick auf Gegensatzpaare und musikalische Parameter lenken. Aufgabe 2: Papier hören* Schließe deine Augen. Ich erzeuge gleich drei verschiedene Geräusche, nur mit Papier. Öffne deine Augen. Welche Geräusche hast du gehört? (kurz lang / laut leise / hoch tief / ) Wie wurden sie erzeugt? (Knüllen, Reißen, Wedeln, Rascheln, Pusten ) Aufgabe 3: Den gleichen Ton finden * Arbeitet in Vierergruppen zusammen. Jede Gruppe erhält vier gleiche Melodieinstrumente (für jeden Schüler ein(e) Xylophon, Keyboard, Glockenspiel, Gitarre, Metallophon, Blockflöte o. Ä.). Nun spielt eine / r von euch einen Ton auf dem Instrument, ohne dass die anderen dieses sehen können. Schafft ihr es alle, den gleichen Ton zu finden, ohne dabei zu sprechen? Wechselt euch ab. Diese Übung bietet die Möglichkeit mit den Schülerinnen und Schülern zu überlegen, inwiefern die Tonhöhe, Lautstärke, Tondauer oder auch die Wahl des Instruments das Hören erleichtern oder erschweren. Die Schwierigkeit kann erhöht werden, indem die Kinder zum Komponieren kurzer Tonfolgen und Melodien aufgefordert werden. Aufgabe 4: Wo bist du? * Wir alle sind nun Bäume in einem Klangwald. Verteilt euch im Raum. Jede / r von euch erhält nun ein Instrument oder einen Gegenstand, mit dem ein Geräusch erzeugt werden kann. Schüler 1, stelle einmal den Klang deines Instruments vor. Schüler 2, stelle auch du dein Instrument vor. S1 muss nun mit verbundenen Augen S2 im Klangwald finden. Nachdem du mit deinem Instrument gefragt hast, wo S2 ist,»antwortet«dieser mit seinem Instrument. So bewegt sich S1 langsam durch den Wald (Frage Antwort). Um nicht blind gegen andere Bäume zu laufen, müssen diese sich kurz durch ihr Instrument bemerkbar machen. Wenn S1 vor S2 steht, erklingt der ganze Wald. Komplexer wird es, wenn verschiedene Kinder gleichzeitig unterschiedliche Papiergeräusche erzeugen (differenzierteres Hören). 3
4 Dieses Spiel lässt sich auch ohne Musikinstrumente, nur auf Alltagsgegenständen spielen. Im Anschluss kann die Lerngruppe über verschiedene Fragen reflektieren: Wie lange hat die Suche gedauert? Was beschleunigt und was verkürzt die Suche? Was hat bei der Orientierung im Raum geholfen? Was ist wichtig, wenn nur mithilfe von Klängen / Geräuschen miteinander kommuniziert wird? Komplexer wird es dann, wenn man den gesamten Wald als ständige Geräuschkulisse erklingen lässt. * Die Übungen 2 bis 4 sind dem Buch»Musikspiele 99 Spiele rund um den Musikunterricht«(Grohé / Junge / Müller) entnommen (S ). 2»WIE KANN ICH KLANG ERZEUGEN UND GESTALTEN?«Ziel (unkonventionelle) Auseinandersetzung mit Klangerzeugern, Möglichkeiten der Klangerzeugung entdecken Aufgabe 5: Wir komponieren mit Papier! Jede / r von euch erhält unterschiedliche Papiersorten (Backpapier, Zeitung, Zeitschrift, Butterbrotpapier, Pappe, Karton ). Probiere zunächst für dich alleine aus, wie viele verschiedene Geräusche du erzeugen kannst. Womit / wodurch wird es besonders laut leise / hoch tief / kurz lang /? Entscheide dich für zwei unterschiedliche Klänge. Findet euch zu zweit zusammen und präsentiert euch gegenseitig eure Klänge. Baut eure Papierklänge zu einer kurzen Papierkomposition zusammen. Eure Komposition muss einen klaren Anfang und ein klares Ende haben. Sucht euch nun zwei weitere MitschülerInnen. Spielt euch eure Kompositionen gegenseitig vor und baut sie zu einem gemeinsamen Stück zusammen (klarer Anfang, klares Ende). Gebt eurer Komposition einen Titel. Als Vorbereitung eignet sich hierzu Übung 2 (Papier hören). Die Aufgabenstellung kann auch auf anderes Material (Federtasche, Mobiliar, Küchenutensilien, ) sowie vorhandene Musikinstrumente übertragen werden. Die Kompositionsaufgaben können beliebig erweitert werden: Mindestdauer, Gleichzeitigkeit, Einstimmigkeit, Form, etc. 4
5 Aufgabe 6: Musikmaschinen (Evelein, 2007, S ) Bildet zu viert eine Maschine, die ihr mit unterschiedlichen Klängen / Geräuschen imitiert. Spielt eure Klänge sowohl nacheinander als auch durcheinander. Überlegt, wie die Maschine startet und wie ihr sie wieder abstellt. Verändert den Klang eurer Maschine, indem ihr an Lautstärke, Tonhöhe etc. schraubt. Es kann mit Instrumenten, mit Alltagsgegenständen oder auch mit der Stimme gearbeitet werden. 3»WIE KANN ICH MEINE KOMPOSITION FESTHALTEN?«Ziel Möglichkeiten der Notation erproben, eigene Kompositionen für andere visualisieren Die Arbeit mit grafischer Notation bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich mit den musikalischen Parametern Dynamik, Tonhöhe, Tondauer, Tempo, Artikulation auseinanderzusetzen und eigene musikalische Ideen zu notieren. Die folgende Abbildung enthält einige Beispielskizzen für grafische Notation: Im Anschluss an die Präsentationen der Musikmaschinen bietet es sich an, über Wirkung der Klänge, Stimmung der Maschine sowie weitere Gestaltungsmöglichkeiten (»Wie könnt ihr eure Maschine erweitern? Wie klingt sie, wenn sie defekt ist?«) zu sprechen. In Zusammenhang mit den Aufgaben 5 und 6 kann die Lerngruppe mithilfe der Lehrkraft über folgende grundsätzliche Fragen reflektieren. Als Methode kann dafür z. B. die Place-Mat-Methode verwendet werden (Brüning / Saum, S. 25) IST DAS ÜBERHAUPT MUSIK? WAS IST MUSIK FÜR MICH UND FÜR ANDERE? WIE ARBEITET EIN KOMPONIST? WAS IST EINE KOMPOSITION? 5
6 Aufgabe 7: Punkt, Dreieck, Strich Musik! (Evelein, 2007, S ) Arbeitet zu zweit. Jedes Paar erhält einen Stapel an Karten, auf denen Symbole abgebildet sind. Legt alle Karten vor euch auf den Tisch. Ich spiele euch nun auf dem Klavier etwas vor. Überlegt gemeinsam, welche der Karten zu der Musik passt. Begründet eure Entscheidung. Spielt euch nun gegenseitig eine Karte mit einem Instrument / Klangerzeuger eurer Wahl vor. Findet euer Partner die richtige Karte und kann dies begründen? Legt vier eurer Karten in einer selbst gewählten Reihenfolge auf den Tisch. Probiert nun gemeinsam verschiedene Möglichkeiten aus, diese Reihenfolge zum Klingen zu bringen. Passen die Karten gut zusammen? Müsst ihr noch etwas ändern, damit es euch besser gefällt? Spielt euer Ergebnis einem anderen Paar vor. Können die beiden eure Karten in der richtigen Reihenfolge erraten? Helft euch gegenseitig eure Stücke noch zu verbessern, damit im Anschluss die gesamte Klasse eure Karten erraten kann. Sollte die Arbeit mit grafischer Notation der Lerngruppe unbekannt sein, ist es sinnvoll, im Vorfeld ein bis zwei grafische Notationskarten und mögliche Umsetzungen gemeinsam zu besprechen. Aufgabe 8: Komponieren, dann notieren! (Evelein, 2007, S ) Schreibt euch gegenseitig zwei Notationskarten. Tauscht sie aus und spielt sie euch gegenseitig vor. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden? Erfindet zu zweit ein kurzes Musikstück (ca. 20 Sekunden). Teilt euer Stück in einzelne Teile auf und schreibt diese als grafische Notation auf verschiedene Karten. Tauscht dann eure Karten mit einem anderen Paar und übt deren Komposition. Spielt euch gegenseitig eure Ergebnisse vor. Klingt das Stück so, wie ihr es euch als Komponisten vorgestellt habt? Müsst ihr an eurer Notation noch etwas verändern, damit es genauso gespielt wird, wie ihr es euch vorstellt? Hier kann sowohl mit unkonventionellen Klangerzeugern als auch mit Instrumenten gearbeitet werden. Der Einsatz der Stimme ist ebenfalls denkbar. Die Übungen lassen sich auch auf andere visuelle Impulse (Notationsformen im weitesten Sinne) übertragen: z. B. Bilder, Fotos, Emotionswörter, etc. So können beispielsweise Fotos oder Comicstreifen anstelle grafischer Notationskarten in eine Reihenfolge und zum Klingen gebracht werden. Hier sollte die Wahl der Karte durch die ratenden Mitschüler begründet werden, indem sie auf musikanalytische Merkmale wie Melodie, Rhythmus, Zusammenklänge, Lautstärke, Tempo, Artikulation etc. eingehen. 6
7 2 GESTALTUNGSAUFGABEN IM ANSCHLUSS AN DEN WORKSHOP Die aufgeführten Übungen eignen sich auch für eine vertiefende Auseinandersetzung mit Kreativkompositionen im Anschluss an den Workshop. Das Gebäude der Elbphilharmonie und die Umgebung können außerdem als Inspiration außermusikalischer Ideen für Kompositionsaufgaben genutzt werden. Im Folgenden werden zwei Arbeitsaufträge skizziert, die sich methodisch an das Vorgehen im Workshop anlehnen. Was möchtet ihr musikalisch darstellen? Welche(n) Klangerzeuger benötigt ihr dafür (Ideen und erste Planung)? Klingen die Einzelteile deines Panoramas laut / leise, hoch / tief, dunkel / hell, gemeinsam / einzeln, schnell / langsam, etc.? (Parameter) Was fällt besonders auf in deinem Panorama? (Spannungsbogen) Wie könnt ihr die Einzelteile miteinander verbinden, sodass daraus ein Panoramabild (360 ) entsteht (Form)? 1»WIE KANN ICH MEINE UMWELT UND MICH MUSIKALISCH ZUM AUSDRUCK BRINGEN?«Ziel eine außermusikalische Idee (hier: Elbphilharmonie) zum Klingen bringen, musikalische Parameter bewusst einsetzen und reflektieren, musikalische Formen schaffen Aufgabe 1: Plaza-Panorama Schließe die Augen und stelle dir vor, du stehst noch einmal auf der Plaza. Was kannst du alles sehen? Wie ist das Wetter? Weht ein kühler Wind? Bewegen sich die Kräne im Hafen? Erkennst Du den Michel? Liegt wohlmöglich ein Kreuzfahrtschiff vor Anker? Öffne deine Augen wieder. Tausche dich zunächst mit einem Partner aus. Welche Unterschiede / Gemeinsamkeiten stellt ihr fest? Suche dir nun einen neuen Partner und verständige dich mit diesem auf mindestens fünf Eindrücke für eine Vertonung. Eure Aufgabe ist es nun, das, was ihr sehen konntet, für die anderen hörbar zu machen. In Abhängigkeit von der Lerngruppe kann diese komplexe Gestaltungsaufgabe auch kleinschrittig bearbeitet werden oder sich auf ein bis zwei Parameter beschränken. Denkbar ist außerdem, die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Hausführung zu bitten, mindestens fünf Perspektiven von der Plaza aus zu fotografieren, die ihnen besonders auffallen. So könnten im Anschluss die Fotos als Impulsgeber für die Kompositionsaufgabe dienen. Aufgabe 2: Ankunft im Hamburger Hafen Ihr seid zu viert mit einem kleinen Segelboot unterwegs. Eines Tages treibt euch der Wind in die Richtung des Hamburger Hafens. Schon von weitem seht ihr ein imposantes ja, was ist das überhaupt? Wind und Wellen tragen euch näher und näher an dieses Gebäude heran. Denkt euch in eurer Gruppe nun eine Komposition aus, die eure Eindrücke der Elbphilharmonie, wie ihr sie von eurem Boot aus seht, zum Klingen bringt. 7
8 LITERATUR Überlegt gemeinsam: Was fällt euch am Gebäude auf? Wie kann man dies in Musik umsetzen? Wie verändert sich euer Eindruck und demnach eure Musik je näher ihr der Elbphilharmonie kommt? Wie endet eure Segeltour und somit euer Stück? Verlasst ihr das Boot am Kaispeicher? Brüning, Ludger / Saum, Tobias: Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung. NDS-Verlag, Essen 2007 Detterbeck, Markus / Schmidt-Oberländer, Gero: MusiX 1. Schülerband. Das Kursbuch Musik 1. Klasse 5 / 6. Innsbruck / Esslingen, S Evelein, Frits: Musik unterrichten mit kooperative Lernmethoden. Mühlheim an der Ruhr, S , S Grohé, Micaela / Junge, Wolfgang / Müller, Karin: Musikspiele. 99 Spiele rund um den Musikunterricht. Innsbruck / Esslingen, S Notiert eure Ideen so, dass ihr euch auch in der nächsten Musikstunde daran erinnern und weiter komponieren könnt. Roszak, Stefan: Elementares Komponieren. Ein kompositionsdidaktisches Modell zum Erfinden experimenteller Musik. In: Zeitschrift ästhetische Bildung. Jahrgang 6, Heft zaeb.net/index.php/zaeb/article/download/86/83 8
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