Informationsveranstaltung für Schulleitungen vom 23. September 2016 in Chur Begrüssung von Martin Jäger, Regierungsrat

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1 Informationsveranstaltung für Schulleitungen vom 23. September 2016 in Chur Begrüssung von Martin Jäger, Regierungsrat Geschätzte Schulleitungen der Regelschulen und Privatschulen Stimate direzioni scolastiche Stimadas direcziuns da la scola Geschätzte Geschäftsleitungen und Pädagogische Leitungen der Sonderschulen Es freut mich, Sie alle heute an der ersten Informationsveranstaltung zum Lehrplan 21 Graubünden begrüssen zu dürfen. Sie werden in Ihren Funktionen in den kommenden sechs Jahren eine bedeutende Rolle spielen, denn Sie werden die Umsetzung des Lehrplans 21 in Ihrer Schule steuern und koordinieren. Die heutige Veranstaltung ist der Start dieser sechsjährigen Phase, ein Meilenstein also, etwas Historisches. Heute erhalten wir einen Überblick über das, was wir mein Departement, das Amt für Volksschule und Sport, die PH Graubünden und Sie in den kommenden sechs Jahren als Verbundaufgabe umsetzen werden. Warum braucht es überhaupt einen neuen Lehrplan? Eine Gesellschaft ist permanenten Veränderungen unterworfen, und diese sind nicht langsamer geworden. Deshalb werden Lehrpläne als bildungspolitisch legitimierter Auftrag der Gesellschaft an die Volksschule regelmässig überarbeitet. Zum ersten Mal nun und auch dies ist historisch taten dies 21 Kantone gemeinsam. Damit erfüllt der Lehrplan 21 Art. 62 der Bundesverfassung.

2 Welche Vorteile bringt nun dieses interkantonale Projekt? Es sind vier wesentliche Punkte: 1. Die Abstimmung der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen 2. Die Koordination gemeinsamer Lehrmittel 3. Die Abminderung von Nachteilen für Familien mit schulpflichtigen Kindern bei Wohnortswechsel 4. Die Erleichterung der Ausbildung an interkantonalen, weiterführenden Schulen Was bedeutet der Lehrplan 21 für unseren Kanton? Der Kanton Graubünden hat den Lehrplan 21 während der gesamten Entwicklung durch die D-EDK immer aktiv mitgestaltet und wir konnten unsere Standpunkte insbesondere im Bereich Sprachen einbringen. Und dass der ursprünglich vorgesehene Name "Deutschschweizer Lehrplan" durch den heute so bekannt gewordenen Begriff "Lehrplan 21" ersetzt worden ist, entspricht dem Antrag des dreisprachigen Kanton Graubünden. Geschätzte Anwesende Bezüglich der konkreten Umsetzung hatte ich dem Bündner Arbeitsteam die folgenden drei Grundsätze vorgegeben: 1. Am Schulgesetz ändern wir nichts. Das neue Gesetz soll nicht schon jetzt eine erste Revision erfahren. 2. Der Lehrplan 21 wird für den Kanton GR so weit wie möglich und sinnvoll integral übernommen. 3. Auch die Lektionentafeln sollen sich so weit wie möglich an den Empfehlungen der D-EDK orientieren. 2

3 Ergänzt wurde der Lehrplan deshalb primär durch kantonsspezifische Beispiele als zusätzliche Orientierung für die Lehrpersonen. Unsere Abweichungen in den Lektionentafeln sind begründet in den sprachspezifischen Besonderheiten unseres Kantons Graubünden/Grischun/Grigioni. Wichtig ist trotzdem: Die kantonale Hoheit bleibt bestehen - Wir haben weiterhin einen Kindergarten. - Die Sekundarstufe I ist unterteilt in Sekundarschule und Realschule. - An den Grundsätzen des bisherigen Zeugnisses wird festgehalten. - Wir entscheiden, wann und wie wir den Lehrplan einführen und umsetzen. Was haben nun eigentlich unsere Schülerinnen und Schüler vom neuen Lehrplan? Dazu möchte ich ebenfalls vier Punkte erwähnen: 1. Er sorgt für einen Innovationsschub bei der Erarbeitung neuer Lehrmittel. 2. Der Lehrplan 21 bietet z.b. mit dem Fach "Medien und Informatik" auch auf der Primarstufe den Aufbau von Kompetenzen in einem Thema, dem die Kinder und Jugendlichen ja schon lange ausgesetzt sind. 3. In Natur, Mensch, Gesellschaft wurden Themen von der Sekundarstufe I in die Primarstufe vorverlegt, weil sich herausstellte, dass Kinder bereits in frühen Jahren in den MINT-Fächern grosse Interessen zeigen und sich altersentsprechend damit auseinandersetzen. 4. Wirklich zentral scheint mir auch die Verstärkung der beruflichen Orientierung. Obwohl wir heute in unserem Kanton viele, zu viele 3

4 offene Lehrstellen haben, ist die Berufsentscheidung, die Lehrstellensuche für viele Oberstufenschülerinnen und -schüler schon wegen der immer grösseren Berufsvielfalt nicht einfacher geworden. Geschätzte Anwesende Zwei wichtige Meilensteine stehen schon hinter uns: - Am 15. März dieses Jahres hat die Regierung den neuen Lehrplan inklusive Lektionentafeln definitiv beschlossen, nachdem der romanische Teil vorgezogen schon im November 2015 entschieden wurde. - Im Juni wurde dann durch den Grossen Rat ein Verpflichtungskredit von 4.5 Mio. Franken für die Umsetzung des neuen Lehrplans gesprochen. Um diese Summe das habe ich inzwischen mit Genugtuung zur Kenntnis genommen werden wir von anderen Kantonen echt benieden. Bezüglich Fahrplan sind wir allerdings bei weitem nicht die ersten! Einige Kantone haben bereits mit der Einführung ihres kantonalen Lehrplans im Unterricht begonnen. Nun startet, heute startet auch der Kanton Graubünden mit der ersten Info-Veranstaltung. Also: Jetzt kommen Sie zum Zug, denn nur mit Ihrer Unterstützung wird es uns gelingen, den Lehrplan 21 GR vor Ort gut umzusetzen. Und nun bin auch ich gespannt auf den heutigen Tag. Ich bin sicher, dass Sie mit vielen Fragen hierher gekommen sind. Die Informationen, die Sie heute erhalten, werden allerdings sicher noch nicht alle 4

5 beantwortet. Die späteren Veranstaltungen werden Schritt für Schritt die Einführungsarbeiten begleiten. Ich komme zum Schluss: Die sprichwörtliche Bündner Gemeindeautonomie kommt natürlich auch in diesem Projekt zum Tragen. Diese Haltung entspricht dabei durchaus auch der des Lehrplans 21, der zwischen Basel und Brusio durchaus Differenzen zu lässt. Wir werden Sie dabei unterstützen, den Lehrplan 21 abgestützt auf die Bedürfnisse Ihrer Gemeinde, Ihrer Schulträgerschaft erfolgreich umzusetzen. Chur, mein EKUD wird Ihnen also nicht bis ins Detail vorschreiben, was Sie tun müssen. Ein Lehrplan ist und bleibt wie bisher ein Kompass, keine Bibel. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Interesse und vor allem für Ihre Arbeit, die in der nächsten Zeit auf Sie - wie auf uns - zukommt. Herzlichen Dank / Grazia fitg / Grazie mille. 5