Die Schule der Kardinäle
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- Theodor Lange
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1 Die Schule der Kardinäle Zum 100jährigen Jubiläum des Freiburger Salesianums: Das Konvikt der Schweizer Bischöfe zeigt seine geistigen Schätze und kulturellen Leistungen. Wie vielfältig und lebendig die katholische Kirche der Schweiz ist, beweist das 100jährige Jubiläum des Freiburger Theologenkonvikts Salesianum. Über zweitausend junge Akademiker haben dort in seiner Geschichte eine Heimat erhalten. Bedeutende Persönlichkeiten der römischen und schweizerischen katholischen Kirche sind aus seinen Reihen hervorgegangen. An dieser auch international beachteten Ausbildungsstätte, die von den Schweizer Bischöfen getragen wird, werden Studierende der Theologie für ihren künftigen Dienst als Priester oder Pastoralassistenten ausgebildet. Das seit dem Jahr 2000 eingeführte neue Bildungskonzept dient der geistlichen und der praktischen Ausbildung, der menschlichen Entfaltung und der wissenschaftlichen Bildung. Im Salesianum wird das heutige Miteinander der Berufungswege gelebt. Laientheologen und Priesterkandidaten erleben eine gemeinsame Ausbildung, die von einem Priester, Thomas Ruckstuhl, 39, und einer Pastoralassistentin, Hildegard Aepli, 44, geleitet wird. Dieses Führungsteam hat in den vergangenen sieben Jahren an dieser gesamtschweizerischen Bildungsinstitution einen bemerkenswerten Wandel ausgelöst. Im Auftrag der Bischöfe leiten beide das Konvikt, einen Ort des Zusammenlebens, wo heute rund neunzig Studierende aus 22 Nationen und den drei grossen Sprachregionen der Schweiz zuhause sind. Zu den Deutschschweizern, Romands und Ticinesi gesellen sich Ausländer aus allen Weltregionen, die heute zwanzig Prozent der Studenten ausmachen. Ein Drittel der Bewohner sind Frauen, die im Salesianum eine eigene Etage bewohnen. Bedeutend zugenommen hat die Zahl der Studenten aus Afrika, wo Vertreter aus Burundi, Kamerun, dem Kongo, Madagaskar und Tansania miteinander eine eigene Gruppe bilden. So leben nicht nur Menschen einer Suisse miniature, sondern auch die einer Africanie im Salesianum in Freiburg miteinander. Trotz der Unterschiede der Bewohnerschaft, oder auch gerade deswegen, wird der Geist des Zusammenlebens zwischen Schweizern und Ausländern, Theologen und Studenten anderer Fachrichtungen, wie zwischen Mann und Frau, intensiv gepflegt.
2 Begleitzentrum für Studierende Unter den Hausbewohnern sind knapp die Hälfte Theologen und Theologiestudierende. Sie stammen aus allen Bistümern der Schweiz, vorwiegend aber aus St. Gallen, Basel und Chur. Die Studenten der Chorherren vom Grossen St. Bernhard bringen mit ihrem Novizenmeister Jean Emonet einen Hauch von Ordensleben mit. Als Vorbild der geistlichen Ausbildung dient der Namensund Schutzpatron des Hauses, der Heilige Franz von Sales. Sein Wirken als Seelsorger und geistlicher Begleiter in Savoyen hat bis heute in der Schweiz und weltweit Überzeugungskraft, weil er Menschen auf der persönlichen Suche Orientierung im Alltag geben kann. Kardinäle und Bischöfe aus dem Salesianum Aus den ausländischen Gaststudenten, die in Freiburg im Salesianum studierten, gingen drei Kardinäle hervor: - Kardinal Basil Hume ( ). Der Benediktiner von Ampleforth/England lebte von im Salesianum. Er wurde 1976 Erzbischof von Westminster (London). Kardinal Basil Hume war eine Gestalt von ausserordentlich spirituellem Format. Er hat die katholische Kirche in England massgeblich geprägt. Berühmt geworden ist seine Selbstkennzeichnung Mit dem Kopf bin ich ein Progressiver, mit dem Herzen ein Konservativer. - Kardinal Andreas Deskur (*29. Februar 1924) stammt aus Polen und lebt heute in Rom. Er war ein Jugendfreund von Karol Wojtyla, den er während seiner Studienzeit in Krakau kennen lernte wurde er von Johannes Paul II. zum Kardinal kreiert. Kardinal Deskur erzählt humorvoll, dass er dem Salesianum viel für seine Berufung verdanke und drei Worte auf Schweizerdeutsch gelernt habe: Grüezi, En Guete und Di cheibe Usländer. - Kardinal Franciszek Macharski (*20. Mai 1927 in Krakau) war seit 1978 Erzbischof von Krakau. Er war Nachfolger des zum Papst gewählten Karol Wojtyla, der ihn selber zum Bischof weihte. Franciszek Macharski wohnte von im Salesianum und absolvierte ein Promotionsstudium in Pastoraltheologie. Von den derzeitigen Schweizer Bischöfen haben Markus Büchel (St. Gallen) und Norbert Brunner (Sitten) im Salesianum studiert. Bischof Amédée Grab OSB hat während zahlreicher Jahre als Generalsekretär der Bischofskonferenz im Salesianum gearbeitet.
3 Berufungswege und Spurensuche Die Erfahrungen zeigen, dass das Miteinander von LaientheologInnen und Priesterkandidaten in der geistlichen Ausbildung möglich ist. Es gibt viele gemeinsame Themen: Berufung, Gebet, Umgang mit der Bibel, Leben in, christliche Werte in unserer Zeit. Unabhängig vom spezifischen Berufungsweg sollen im Salesianum Glaubenserfahrungen ausgetauscht werden. Unter Wahrung des Respekts für die Erfahrungen der anderen, bleibt dies dennoch eine Gratwanderung. Es gibt viele Fragen theologischer und kirchenpolitischer Natur, die zu Spannungen führen können. Die Aufgabe der Studienbegleitung ist es, die wunden Punkte zur Sprache zu bringen. Ebenso wichtig ist es, spezifischen Fragen der Priesterkandidaten Raum zu geben. Das Salesianum sieht sich als Ort, wo Ideen Platz haben, die mehr Mut verlangen, als es der Alltag zulässt. Das Projekt Spurensuche ( richtet sich an Menschen von 18 bis 40 Jahren, die entscheidende Fragen der Lebensgestaltung angehen möchten. Wer von diesen das Salesianum besucht, wird für die persönliche Zukunft etwas gewonnen haben. Das 100-Jahr-Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit, dieses Projekt weiter voranzutreiben. Gegenwart und Geschichte Das Salesianum liegt hoch über der Stadt Freiburg in bester Lage. In unmittelbarer Nähe zur Universität Freiburg gelegen, bietet es einen idealen Wohnort für Studenten. Im Miteinander verschiedener Menschen unter einem Dach ist der christliche Geist der gemeinsame Anker. Der Grundstein des modernen Ausbildungszentrums für junge Menschen, die sich dem kirchlichen Dienst verschrieben haben, wurde gut zwanzig Jahre nach der Gründung der Universität Freiburg im Jahr 1906 gelegt. Nach der Eröffnung der theologischen Fakultät im Jahr 1890 bewohnten Professoren und Seminaristen gemeinsam das Albertinum, das aber bald zu klein wurde. Die Bischöfe befürworteten einen Neubau und die Stadt Freiburg stellte auf dem Galgenhügel Land zur Verfügung. Im Lauf der Geschichte haben über 2000 Theologen während ihrer Ausbildung im Salesianum gewohnt. Unter den Verantwortlichen ragen heraus der Gründerregens Jakob Krucker ( ), der prominente Prof. Josef Beck ( , ), der asketische Karl Boxler ( ) sowie der Katechet
4 Dr. August Berz ( ). Durch sorgfältige Führung verhalfen sie dem Haus zu Ansehen, während achtzig Jahren betreut von den Menzinger Schwestern. Das Salesianum war immer selbsttragend und lebte einzig von den Einnahmen aus den Beiträgen der Studierenden, ohne Unterstützung kirchlicher oder staatlicher Art. Erst die Schenkungen von Wohltätern ergaben sichere Einnahmen. Bauten konnten nur durch Bettelaktionen durchgeführt werden, so der Erweiterungsbau von 1932, der die Kapazität auf 120 Zimmer erhöhte. Schwierige Zeiten brachten die Kriegsjahre, als ausländische Studenten sogar zu den Waffen gerufen wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Theologiestudenten zurück, sodass bereits 1947 erstmals Studenten anderer Fakultäten in das Salesianum einzogen. Dieser für jene Zeit fortschrittliche Geist ist bis heute geblieben. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kamen vermehrt Laientheologen ins Haus. Zu den Theologen der Bistümer St. Gallen und Basel stiessen nun auch jene des Wallis und des Tessin. Jubiläumsfest Samstag, 28. April 2007, 10 Uhr, Kirche St. Pierre, Freiburg Festgottesdienst mit Bischof Bernard Genoud Festredner: Bundesrat Pascal Couchepin 13:15 Uhr: Festessen Uhr: Kaffee und Dessert mit Produktionen der Studenten Uhr: Vernissage zum Thema: Leben im Haus Uhr: Vesper in der Kapelle Das Jubiläumsbuch LEBEN im Haus Herausgeber: Thomas Ruckstuhl / Hildegard Aepli Autoren: Ehemalige und Studierende des Salesianums Paulusverlag, Freiburg
5 Weitere Auskünfte: Hildegard Aepli Convict Salesianum Av. du Moléson Fribourg Tel
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