Sinn und Unsinn von Hausaufgaben (Auswahl der gezeigten Folien)
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- Jakob Reuter
- vor 5 Jahren
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1 Fak. Erziehungswissenschaften/Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften/Professur für Sozialpädagogik Dr. Thomas Markert Sinn und Unsinn von Hausaufgaben (Auswahl der gezeigten Folien)
2 (Kohler 2013, S. 4) Dr. Thomas Markert Folie 2 Kritik an Hausaufgaben! Stillsitzen und Bewegungsmangel!! Einzelarbeit und damit soziale Isolierung!! Verstärkung sozialer Disparitäten!! Über- oder Unterforderung!! Strategien des Täuschens!! familiäre Konflikte! Hausaufgaben ein generationenübergreifendes Ritual der Beauftragung und Klage! zeitliche Belastung!
3 Dr. Thomas Markert Folie 3 Die Suche nach der Funktion von Hausaufgaben 1. Erwartung 2. Wirkung 3. Praxis: Hausaufgaben an Schulen mit Ganztagsangebot 4. Und nun?
4 1. Erwartung Dr. Thomas Markert Folie 4
5 1. Erwartung Dr. Thomas Markert Folie 5 Sächsische Grundschulordnung 17 (1) Hausaufgaben sind so vorzubereiten und zu stellen, dass die Schüler sie ohne außerschulische Hilfe in angemessener Zeit bewältigen können. Umfang und Schwierigkeitsgrad der Hausaufgaben sollen dem Entwicklungsstand des einzelnen Schülers angepasst werden. (2) Hausaufgaben werden im Unterricht besprochen und überprüft. (3) Ferien sind von Hausaufgaben freizuhalten. Auftraggeber Auftragnehmer Aufgabencharakter Kontrolle Zeitraum Funktion? Pflicht? Bewältigt? Eltern? Erzieherinnen?
6 Didaktische Erzieherische Übung Anwendung Kontrolle 1. Erwartung Selbstständigkeit Erziehung zur Aufgabe Pflichterfüllung Dr. Thomas Markert Folie 6 Funktionen von Hausaufgaben als Erwartung Ausdauer regelmäß. Stillarbeit Selbstdisziplin Zeitgewinn f. Bewältigung der Stofffülle Selbstkontrolle Individualisierung d. Lernprozesses Lernen-lernen sinnvolle Freizeitgestaltung freiwillige Leistung Bindeglied Schule- Elternhaus (Standop 2013)
7 2. Wirkung Dr. Thomas Markert Folie 7
8 2. Wirkung Dr. Thomas Markert Folie 8 Zusammenfassend machen die bisher referierten Studien deutlich, daß von einem systematischen und statistisch signifikanten positiven Zusammenhang zwischen einer kontinuierlichen Hausaufgabenpraxis einer Schülerpopulation, und deren im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Hausaufgabenpraxis... günstigeren Schulleistungen bzw. Schulleistungsentwicklung über einen längeren Zeitraum (gemessen in Zensuren) nicht ausgegangen werden kann. Auch für die These, dass mehr in Hausaufgaben investierte Zeit zu besseren Schulnoten führt, wie es amerikanische Untersuchungen [...] nahe legen [...], finden sich im deutschsprachigen Raum in dieser eindimensionalen Zuordnung von Ursache und Wirkung keine hinreichenden Untersuchungsergebnisse (Nilshon 1999, S. 30f.)
9 Dr. Thomas Markert Folie 9 3. Praxis: Hausaufgaben an Schulen mit Ganztagsangebot
10 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 10 Sächs. Schule mit Ganztagsangebot inhaltliche Angebotsstruktur (Gängler/Bloße/ Lehmann 2013, S. 130)
11 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 11 Elternwünsche wo würden Sie Ihr Kind nächstes Schuljahr anmelden? (Gängler/Bloße/Lehmann 2013, S. 110)
12 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 12 Lehrer: Welche Bereiche können außerschulische Koop-Partner übernehmen? (in %) (Gängler/Bloße/Lehmann 2013, S. 130)
13 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 13 GRUNDSCHULE ADLERSORT HERZLICH WILLKOMMEN! Hort Sonnenschein Hausaufgabenbetreuung Freizeitangebote offenes Angebot Schule mit nachmittäglichem Ganztagsangebot Hausaufgabenbetreuung Freizeitangebote Förderangebote gegen Honorar Frau Eisner und Lars Frau Itzke und Hans
14 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 14 GRUNDSCHULE ADLERSORT HAB: Frau Eisner (Leiterin HAB) und Lars Auszug aus Beobachtungsprotokoll: Beginn HAB, 2. Klasse, 7 Kinder Frau Eisner fordert alle Kinder auf, die Hausaufgaben-Hefte aufzuschlagen. Nun geht sie von Platz zu Platz und bespricht mit einigen Kindern die Aufgaben. Einzelne Kinder fangen aber auch selbständig an zu arbeiten. Hier stellt sie sich nur daneben und schaut kurz zu. Bei Lars angekommen stellt sie fest, dass er nicht weiß, welche Aufgaben er erledigen soll: Du hast gar nichts eingetragen. Ich weiß nicht, was du auf hast, sagt sie. Lars weiß es auch nicht. [...] Frau Eisner scheint ratlos und zugleich auch nicht richtig zuständig zu sein. Sie äußert, dass Lukas, der wie Lars in die Klasse 2a geht, heute nicht da ist, und Lars so auch niemanden fragen könne, welche Aufgaben er auf habe, denn er ist unter den sieben anwesenden Kindern der einzige aus der Klasse 2a. Woher weiß ich, was du auf hast, bekundet Frau Eisner erneut. Sie bittet Lars, seine Aufgaben, die sie heute im Unterricht bearbeitet haben, durchzusehen. Vielleicht fallen ihm ja seine Aufgaben ein, so Frau Eisners Hoffnung. Dann öffnet sich die Tür und Frau Adam, die im Freizeitangebot arbeitet, kommt herein. Sie unterhält sich kurz mit Frau Eisner über Lars Aufgabenstellung. Frau Witt, die Schulleiterin, betritt das Zimmer der Hausaufgabenbetreuung. Auch sie beteiligt sich am Gespräch zu Lars Aufgabenstellung. Sie erklärt: Habe ich auch nicht, und begründet das damit, dass sie die Klasse nicht unterrichte. Dann wendet sie sich an Lars: [Fortsetzung nächste Seite]
15 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 15 GRUNDSCHULE ADLERSORT HAB: Frau Eisner (Leiterin HAB) und Lars [Fortsetzung:] Lars, komm mal bitte mit, wir schauen mal, ob Frau Förster [Klassenlehrerin] noch da ist. Frau Witt verlässt mit Lars das Zimmer. Er nimmt dabei unaufgefordert sein Hausaufgaben-Heft mit. Nach ca. fünf Minuten, die Frau Eisner damit verbringt, von Bank zu Bank zu gehen und die Aufgaben der Kinder anzuschauen bzw. ihre Hilfe anzubieten, kommt Lars zurück in die Klasse. Er sieht deutlich angestrengt/genervt aus und übergibt Frau Eisner, kurz nachdem er durch die Tür getreten ist, sein Hausaufgaben-Heft. Sie sagt zu ihm: So, jetzt weißt du es. Sie gibt ihm das Heft zurück. Lars geht quer durch den Raum zu seinem Platz, während Frau Eisner an ihrem Standplatz bei der Tür verbleibt und ihm nachschaut. Aus dieser Entfernung - ca. fünf Meter - spricht sie zu ihm Lies mal laut, was du auf hast. Während sie spricht, geht sie zu seiner Bank. Lars wirkt beschäftigt: Er packt Schulsachen von der Bank in den Ranzen und andere aus dem Ranzen auf die Bank. Frau Eisner spricht dann, schon an der Bank stehend, zu Lars: Kannst du es selbst lesen? Lars schaut nicht auf, sondern fängt, ohne auf Frau Eisner zu reagieren, mit seiner Aufgabe an. Ich habe den Eindruck, dass er Frau Eisner ignoriert. [...]
16 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 16 GRUNDSCHULE ADLERSORT HAB im Hort Sonnenschein: Frau Itzke (Erzieherin) und Hans Auszug aus Beobachtungsprotokoll: Kinder gehen selbständig die 400 Meter von der Schule zum Hort 10:33 Uhr treffen die ersten Kinder, die nach der dritten Stunde Unterrichtsschluss hatten, in den Horträumen ein. Als erster Programmpunkt steht Hausaufgabenerledigung auf dem Plan. Der erste ist Hans, der im Hort die Zwischenzeit zwischen Unterrichtsschluss und der nachmittäglichen Sport-AG [die dann wieder in der Schulturnhalle stattfindet] verbringen wird. Er kommt ohne Ranzen herein und begrüßt die Erzieherin Frau Itzke. Er gibt ihr bekannt, dass er seinen Ranzen gleich in der Schule gelassen hat, weil er die Hausaufgaben heute Nachmittag bei seiner Oma erledigen wird. Er fragt Frau Itzke, ob er jetzt spielen kann, was diese bejaht. [ ]
17 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 17 Hausaufgabenerledigung als Aufgabe von Kind/Familie Frau Itzke und Hans Aufgabe von Schule Frau Eisner und Lars
18 3. Praxis im Ganztag Dr. Thomas Markert Folie 18 Unterrichtsevaluation Symbolische Beteiligung der Eltern Stoffverarbeitung Experimentierfeld Schülerrolle Stofferarbeitung Extra-Chance Trainingsfeld Soziale Kompetenzen Elterninformation Lernstand Kind Nachweis der päd.- erzieh. Kompetenz Nachweis Wissensvermittlung
19 Dr. Thomas Markert Folie Und nun? Welche Funktionen haben Hausaufgaben an Ihrer Schule?
20 Literatur Dr. Thomas Markert Folie 20 Gängler, Hans/Bloße, Stephan/Lehmann, Tobias (2013): Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zur Förderung des Ausbaus von Ganztagsangeboten (FRL GTA). Abschlussbericht Dresden: TU Dresden. Verfügbar über: [ ]. Hascher, Tina/Bischof, Franziska (2000): Integrierte und traditionelle Hausaufgaben in der Primarschule - ein Vergleich bezüglich Leistung, Belastung und Einstellungen zur Schule. Psychologie in Erziehung und Unterricht. Jg. 47, H. 4. S Hattie, John/Beywl, Wolfgang/Zierer, Klaus (2013): Lernen sichtbar machen : überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible Learning". Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren. Kamski, Ilse (2008): Lernzeit statt Hausaufgaben in der Ganztagsschule. Präsentation auf dem 3. Netzwerktreffen Sächsische Schulen mit Ganztagsangeboten Kohler, Britta (2013): Von Hausaufgaben zu individuellen Lernzeiten Verfügbar über: _gesamt.pdf [ ]. Nilshon, Ilse (1999): Hausaufgaben und selbständiges Lernen. (Projektheft 1/99). München: DJI. Verfügbar über: [ ]. SMK (2013): Fachempfehlung Ganztagsangebote an sächsischen Schulen" Verfügbar über: an_saechsischen_schulen.pdf [ ]. Standop, Jutta (2013): Hausaufgaben in der Schule Theorie, Forschung, didaktische Konsequenzen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
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