UTB Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
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- Manuela Schmidt
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2 UTB 2334 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Beltz Verlag Weinheim Basel Böhlau Verlag Köln Weimar Wien Verlag Barbara Budrich Opladen Farmington Hills facultas.wuv Wien Wilhelm Fink München A. Francke Verlag Tübingen und Basel Haupt Verlag Bern Stuttgart Wien Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung Bad Heilbrunn Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft Stuttgart Mohr Siebeck Tübingen C. F. Müller Verlag Heidelberg Orell Füssli Verlag Zürich Verlag Recht und Wirtschaft Frankfurt am Main Ernst Reinhardt Verlag München Basel Ferdinand Schöningh Paderborn München Wien Zürich Eugen Ulmer Verlag Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft Konstanz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich
3 HELGA ESSELBORN-KRUMBIEGEL Von der Idee zum Text Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben 3., überarbeitete Auflage FERDINAND SCHÖNINGH PADERBORN MÜNCHEN WIEN ZÜRICH
4 Umschlagabbildung: Graffiti aus Amsterdam. Susan Farrell 1996 Helga Esselborn-Krumbiegel, Studium der Germanistik, Anglistik und Komparatistik in München, Bristol (England), Bonn und Köln. Promotion in Germanistik, Lehrtätigkeit an der Universität Köln, Ausbildung in Poesie- und Bibliotherapie. Leitet das Schreibzentrum Köln. Zahlreiche Publikationen zur Didaktik wissenschaftlichen Schreibens, zum Bildungsroman, zur Autobiographie und über Hermann Hesse. Kontakt: Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier ISO , überarbeitete Auflage Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D Paderborn) ISBN Internet: Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart UTB-Bestellnummer:
5 INHALT Kapitel 1: Lust und Frust beim wissenschaftlichen Schreiben Kapitel 2: Arbeits- und Zeitplanung BAUSTEIN 1. Phasen der Textproduktion BAUSTEIN 2. Die Zeitschiene BAUSTEIN 3. Die Arbeitsbedingungen Kapitel 3: Von der Idee zur Fragestellung BAUSTEIN 4. Wissenschaftliches Journal BAUSTEIN 5. Cluster BAUSTEIN 6. Strukturbaum BAUSTEIN 7. Analogierad BAUSTEIN 8. Fragen als Denkimpulse BAUSTEIN 9. Thema eingrenzen BAUSTEIN 10. Thema ausloten BAUSTEIN W-Fragen Kapitel 4: Der Weg durch den Forschungsdschungel BAUSTEIN 12. Recherchieren BAUSTEIN 13. Lesen und Exzerpieren BAUSTEIN 14. Forschungsliteratur referieren/zitieren Kapitel 5: Strukturen finden BAUSTEIN 15. Ideen ordnen BAUSTEIN 16. Das Waage-Modell BAUSTEIN 17. Der Brennpunkt BAUSTEIN 18. Gliederungsmodelle Kapitel 6: Rohfassung BAUSTEIN 19. Der rote Faden BAUSTEIN 20. Einleitung BAUSTEIN 21. Schluss BAUSTEIN 22. Literaturangaben und Anhang 158
6 6 Inhaltsverzeichnis Kapitel 7: Leserbezogen schreiben BAUSTEIN 23. Kognitive Struktur BAUSTEIN 24. Sprachliche Prägnanz BAUSTEIN 25. Giftschrank! BAUSTEIN 26. Tipps für die Praxis Kapitel 8: Überarbeiten BAUSTEIN 27. Argumentation prüfen BAUSTEIN 28. Präzise formulieren BAUSTEIN 29. Formalia korrigieren Kapitel 9: Tipps und Tricks bei Schreibblockaden BAUSTEIN 30. Mein»Lieblingsproblem« BAUSTEIN 31. Nicht anfangen können BAUSTEIN 32. Der innere Kritiker BAUSTEIN 33. Chaos! BAUSTEIN 34. Motivation BAUSTEIN 35. Zeitdruck Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis
7 Kapitel 1 Lust und Frust beim wissenschaftlichen Schreiben
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9 Woran denken Sie, wenn Sie»wissenschaftlich schreiben«hören? an ungezählte Tassen Kaffee, zerknüllte Papiere, Wut und Frust? an Gedankenstau und den leeren Bildschirm? an erste zaghafte Absätze, verändert, umgestellt gelöscht? an Berge von Fotokopien? an Chaos, Stress und das Gefühl, noch mal davongekommen zu sein? Es könnte auch anders sein! Nur mal so zum Spaß: Stellen Sie sich vor, wie Sie sich morgens an Ihren Schreibtisch setzen, vor sich auf einem bunten Zettel Ihren Arbeitsauftrag des Tages. Sie überfliegen ihn und beginnen dann mit 5 Minuten Free Writing. Das macht Spaß und stimmt Sie gut aufs Schreiben ein. Anschließend werfen Sie einen Blick auf das Mindmap an Ihrer Wand, um festzustellen, an welchem Punkt im Schreibprozess Sie gerade stehen. Jetzt überprüfen Sie Ihren Kapitelfahrplan, legen Ihr Material bereit und beginnen mit dem»text des Tages«. Wenn Sie Ihr Pensum geschafft haben, bilanzieren Sie Ihren Erfolg und machen sich einen richtig schönen Abend! Zauberei? Keineswegs! Nur lauter kleine Schritte auf dem Weg vom Denken zum Schreiben, von der Idee zum Text. Stellen Sie sich wissenschaftliches Schreiben als Dialog vor. Jeder, der anderen seine Erkenntnisse mitteilt, tritt in diesen Dialog ein. Es ist ein Dialog mit der Forschung einerseits und mit Ihren potenziellen Lesern andererseits. Als Mitglied der Scientific Community bringen Sie Ihre Stimme in diesen Dialog ein. Damit Ihre Stimme klar und deutlich zu hören ist statt ängstlich und leise, begleitet Sie dieses Buch von der ersten Idee bis zur Abgabe der fertigen Arbeit. Auf jeder Etappe finden Sie Hilfestellungen, Beispiele und Übungen. Tipps und Tricks aus der Praxis erleichtern Ihnen das Arbeiten.»Lust statt Frust«ist unsere Devise der nächsten 200 Seiten: Lust am Jonglieren mit Ideen und Strukturen, am Skizzieren und Umschreiben, Lust an spontanen Texten und Gedankenbildern, an Lesercheck und Giftschrank. Dabei kann und will
10 10 Kapitel 1: Lust und Frust beim wissenschaftlichen Schreiben Ihnen dieses Buch die Anstrengungen des Schreibens nicht abnehmen, aber am Ende werden Sie wissen, wie Sie Schritt für Schritt vom Denken zum Schreiben kommen, Ihre Arbeit zügig angehen und erfolgreich fertigstellen können. Sie werden, wenn Sie dieses Buch lesen, einige Annahmen über Bord werfen und vielleicht einige Gewohnheiten ändern: Freuen Sie sich darauf, Neues zu erfahren und Neues auszuprobieren! Vielleicht gehören Sie zu den zahllosen Schreibern und Schreiberinnen, die glauben: Schreiben muss man einfach können, es ist eine Gabe, die dem einen in die Wiege gelegt wurde, dem anderen eben nicht. Falsch! Schreiben kann und muss man lernen wie Geige spielen oder Eislaufen. Sicherlich gibt es hier wie dort Begabungen, aber die Grundfertigkeiten kann jeder und jede lernen. Und so wie man Geige spielen oder Schlittschuhlaufen am besten durch tägliches Üben lernt, heißt es auch beim Schreiben: üben, üben, üben! Das bedeutet aber zugleich, dass kein Text auf Anhieb stehen muss im Gegenteil, schreiben heißt über weite Strecken: umschreiben und überarbeiten. Schreibend entwickeln Sie Ideen, schreibend klären Sie Ihre Gedanken, schreibend finden Sie eine Struktur für Ihre Ideen und schreibend testen Sie Ihre Entwürfe. Schreiben lernen bedeutet immer auch: schreibend lernen! Fangen Sie heute an zu schreiben! Schreiben Sie nach der Lektüre dieser Einleitung einen ersten Fünf-Minuten-Text, in dem Sie spontan notieren, welche Resonanz diese ersten 4 Seiten in Ihnen ausgelöst haben. Denken Sie daran, dass es enorm wichtig ist, immer wieder ins Schreiben zu kommen. Solange Sie schreiben, haben Sie die Chance, Schreibimpulse auszuprobieren, Fehler abzulegen, neue Strategien zu entwickeln, Entwürfe zu überarbeiten, Brauchbares von Unbrauchbarem zu trennen und aus vielen Teilen ein gelungenes Ganzes zu bauen. Solange Sie schreiben, sind Sie auf dem Weg zum Ziel! Der Schreibprozess setzt sich aus mehreren einzelnen Schritten zusammen. Jeder Schritt wird in einem Kapitel die-
11 Kapitel 1: Lust und Frust beim wissenschaftlichen Schreiben 11 ses Buches vorgestellt. Sie erfahren, was dieser Schritt von Ihnen verlangt und wie Sie ihn am besten bewältigen. Das letzte Kapitel verrät dann Tipps und Tricks bei Schreibblockaden, die in jeder Phase des Schreibprozesses auftreten können. Wenn Sie dieses Buch durcharbeiten, werden Sie feststellen, dass Sie immer wieder einmal zurückblättern möchten, um sich zurückliegende Schritte noch einmal vor Augen zu führen. Dabei entspricht dieses Hin- und Herspringen, das Vor- und Zurückblättern genau dem Entstehen einer wissenschaftlichen Arbeit: In Wiederholungsschleifen werden Sie manche Schritte mehrmals durchlaufen, in einem späteren Stadium der Arbeit auf eine frühere Etappe zurückgreifen, um vielleicht Akzente anders zu setzen, Begriffe zu präzisieren, Passagen umzustellen und den roten Faden deutlicher herauszuarbeiten. Dieses Buch führt Sie zwar in einer bestimmten Reihenfolge in das wissenschaftliche Arbeiten ein, möchte Ihnen aber zugleich bewusst machen, dass die verschiedenen Schritte in der Praxis des Schreibens ineinandergreifen. Das Buch verfolgt mit Ihnen Schritt für Schritt die Entstehung einer wissenschaftlichen Arbeit. Wenn Sie systematisch wissenschaftliches Schreiben lernen wollen, arbeiten sie am besten Kapitel für Kapitel durch, indem Sie nach den allgemeinen Übungen das Gelernte sofort auf Ihr Thema anwenden. So profitieren Sie optimal von den Anregungen und Übungen. Sie können das Buch aber auch selektiv benutzen und sich gezielt bestimmte Bausteine heraussuchen. Innerhalb der Kapitel finden Sie immer wieder Verweise auf andere Bausteine, so dass Sie sich im Schneeballsystem Ihre Route durch dieses Buch suchen können. Wenn während des Schreibens Schwierigkeiten auftauchen, kehren Sie einfach zu dem Baustein zurück, der Ihr Problem thematisiert. Beim Durchblättern werden Sie schon gemerkt haben, dass dieses Buch nur wenig formale Vorschriften enthält.. Da in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen recht un-
12 12 Kapitel 1: Lust und Frust beim wissenschaftlichen Schreiben terschiedliche formale Anforderungen gelten, sind Sie besser beraten, wenn Sie im Dekanat oder Institut Ihrer Hochschule nach einem entsprechenden Merkblatt fragen. Auch Zitierweisen und bibliographische Verfahren sind fächergebunden, so dass Sie dieses Handwerkszeug zu Beginn Ihres Studiums in einer fachspezifischen Einführung mit praktischen Übungen lernen sollten. In diesem Buch finden Sie deshalb nur solche formalen Hinweise, die fächerübergreifend gelten. Unsere gemeinsame Aufgabe beginnt dort, wo die meisten Ratgeber zum wissenschaftlichen Schreiben enden: bei der konkreten Bewältigung Ihrer Schreibaufgabe! Alle Anregungen und Hilfestellungen gelten für die schriftliche Hausarbeit ebenso wie für die Abschlussarbeit; deshalb ist dieses Buch für alle Schreibenden vom Grundstudium bis zur Dissertation geeignet. Sie können es im Selbststudium durcharbeiten oder es als kurstragendes Übungsbuch in Schreibseminaren einsetzen. Bewährt haben sich die Anregungen und Übungen auch in studentischen Arbeitsgruppen, die in eigener Regie Schreibseminare organisiert haben. Viele der im Laufe der Jahre entwickelten Modelle und Übungen habe ich mit Studierenden im Schreibzentrum der Universität Köln erprobt. Ihnen verdanke ich Anregungen und Rückmeldungen. Bevor Sie nun in die Lektüre einsteigen, noch ein wichtiger Hinweis: Wählen Sie unter den angebotenen Verfahren und Hilfestellungen diejenigen aus, die Ihnen das Arbeiten erleichtern. Probieren Sie viele Modelle aus, wenden Sie die Tipps und Tricks auf unterschiedliche Fragestellungen und Arbeitsbereiche an, aber entscheiden Sie für sich, welche Arbeitsweise Sie von Fall zu Fall übernehmen möchten. Jeder und jede Schreibende hat andere Vorlieben, andere Stärken und Schwächen. Prüfen Sie, was Ihnen hilft!
13 Kapitel 2 Arbeits- und Zeitplanung
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15 Arbeits- und Zeitplanung 1. Phasen der Textproduktion In welchen einzelnen Schritten entwickelt sich wissenschaftliches Schreiben? Wie sollten Sie am besten vorgehen und was sollten Sie dabei unbedingt beachten? 2. Die Zeitschiene Wie stellen Sie Ihren individuellen Zeitplan auf? Wie halten Sie ihn ein? Wie erfahren Sie etwas über Ihre individuellen»zeitfresser«? 3. Die Arbeitsbedingungen Wie sieht Ihr Schreibort aus? Wie schaffen Sie eine kreative Arbeitsatmosphäre? Planen Sie Ihr wissenschaftliches Projekt sorgfältig und realistisch. Je nach wissenschaftlicher Disziplin und Arbeitsgebiet werden Vorgehen und Zeitplanung individuell anders aussehen. Ich möchte Ihnen zunächst einen Überblick über die Phasen wissenschaftlicher Textproduktion geben, Sie anschließend in die Zeitplanung einführen und schließlich mit Ihnen gemeinsam Ihre Arbeitsbedingungen überprüfen. Vielleicht werden Sie danach einige liebgewordene Gewohnheiten ablegen, manches ein bisschen anders machen aber Ihre Arbeit wird Ihnen mehr Spaß machen und schneller von der Hand gehen!
16 16 Kapitel 2: Arbeits- und Zeitplanung 1. Phasen der Textproduktion Eine solide Vorbereitung schafft die Basis für eine gelungene Arbeit. Bevor Sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen, klären Sie zunächst folgende Aspekte: Wieviel darf/soll ich schreiben? Welche Formalien muss ich beachten? Wege wissenschaftlichen Arbeitens 1. Welchen Umfang soll meine Arbeit haben? Als Studienanfängerin müssen Sie unbedingt mit Ihrem Dozenten/Ihrer Dozentin klären, welchen Umfang Ihre Arbeit haben soll. Haben Sie bereits mehrere Arbeiten geschrieben, wissen Sie, dass Ihre Hausarbeit im Grundstudium ungefähr 12 bis 15 Seiten haben sollte, im Hauptstudium nicht mehr als 20 bis 25 Seiten und dass es wirklich ratsam ist, sich an dieses Seitenlimit zu halten. Wenn Ihre Ausführungen nämlich nicht mehr als, sagen wir: höchstens 25 Seiten lang sein dürfen, verbieten sich manche Umwege und Abwege von selber. In manchen Disziplinen bestehen genaue Vorschriften über Umfang und äußere Form, andere lassen den Studierenden weitgehend freie Hand. Erkundigen Sie sich bei Ihren Dozenten nach Vorschriften und Empfehlungen. Einige Institute geben eigene Merkblätter und Broschüren heraus, die wichtige formale Tipps enthalten. Auch für Diplomarbeiten, BA, MA, Staatsexamensarbeiten und Dissertationen gibt es formale Regeln, die Sie bei den zuständigen Dekanaten erfahren. 2. Was soll ich genau tun? Sobald Sie eine erste Idee für ein Thema haben oder sich für ein vorgegebenes Thema entschieden haben, fragen Sie sich: Was soll ich genau tun? Es gibt ganz unterschiedliche Arbeitsweisen, um zu wissenschaftlich relevanten Ergebnissen zu kommen: Forschungsstand kritisch aufarbeiten Texte interpretieren empirisches Material erheben und auswerten Experimente durchführen und auswerten
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