Regulatorische Risiken in der Energiewirtschaft
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- Catrin Bauer
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1 1 Regulatorische Risiken in der Energiewirtschaft Prof. Dr. Georg Erdmann Leiter des Fachgebiets Energiesysteme der TU Berlin Mitglied der Expertenkommission Energie der Zukunft Portfoliomanager-Treff der BayWa r.e. Clean Energy Sourcing GmbH Leipzig, 19. April 2018
2 2 Inhalt 1. Ziele und Indikatoren 2. Erneuerbare Energien 3. Energieverbrauch und Energieeffizienz 4. Gebäude 5. Verkehr 6. Treibhausgasemissionen 7. Kraftwerke und Versorgungssicherheit 8. Bezahlbare Energie 9. Netzinfrastruktur 10. Integrierte Entwicklung des Energiesystems 11. Europäischer Kontext 12. Energieforschung und Innovation 13. Investition, Wachstum und Beschäftigung
3 3 Inhalt 1. Glaubwürdigkeit der Energiewende erhalten 2. Klimaschutz gestalten 3. Effizienz die richtige Bedeutung geben 4. Verkehr nicht zu eng denken 5. Erneuerbare Stromerzeugung strategisch weiterentwickeln 6. Elektrizitätswirtschaftliche Infrastruktur zukunftsfest machen 7. Preiswürdigkeit der Energie weiter im Griff behalten 8. Chance der Digitalisierung nutzen
4 4 Ziele 2020 und deren Zielerreichung [BMWi 2018] Deutschland Treibhausgasemissionen (gegenüber 1990) -27,3% - 40% % Primärenergie (gegenüber 2008) -6,5% - 20% -50% Elektrizitätsverbrauch (gegenüber 2008) -3,2% -10% -25% Gebäudewärmebedarf (gegenüber 2008) -6,3% -20% Endenergieverbrauch Verkehr (vs. 2008) +1,3% -10% -40% Erneuerbarer Endenergieanteil 14,6% 18% 60% Erneuerbarer Stromanteil 31,5% 35% 80% Erneuerbarer Wärmeanteil 13,0% 14% Erneuerbarer Endenergieanteil Verkehr 5,2% 10%
5 5 Agenda: Regulatorische Risiken Wachsende globale Unsicherheiten Klimapolitik / Energiewende Versorgungssicherheit Konsequenzen für Energieversorger
6 6 Kombination globaler Risikofaktoren Risikofaktoren Politischer Aufstieg Chinas Rivalität mit USA Militärische Konflikte (Syrien, Jemen, Ukraine, ) Sanktionen gegenüber Russland mit Eskalationspotential Neuer Nationalismus (America Fist ) Neue Handelskonflikte Gefährdeter Zusammenhalt von wichtigen internationalen Institutionen (WTO, EU, NATO )
7 7 Kombination globaler Unsicherheiten (Forts.) Energiewirtschaftliche Herausforderungen / Chancen Internationale Energiepreise Sicherheit von Energieimporten und Transitrouten Wirtschaftswachstum der Export orientierten Volkswirtschaften Zukunft des Multilateralismus und der internationalen Kooperation (Klimaschutzabkommen, EU, IEA ) Höhere Volatilitäten
8 8 Agenda: Regulatorische Risiken Wachsende globale Unsicherheiten Klimapolitik / Energiewende Versorgungssicherheit Konsequenzen für Energieversorger
9 Treibhausgas-Emissionen in Deutschland [BMWi 2017, Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2018] Millionen Tonnen CO 2 -Äquivalente ,2 % p.a
10 10 Exogene Gründe für den Fehlschlag Falsche Bevölkerungsvorausschätzung für Deutschland in 2015 um etwa Personen mehr in 2020 um >1,1 Mio. Personen mehr Steigende deutsche Netto-Elektrizitätsexporte (52 Mrd. kwh in 2015) Falsche Energie- und CO 2 -Preissprognosen Prognos/EWI/GWS (August 2010) Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung für das BMWi Prognos/EWI/GWS (Juli 2011) Energieszenarien 2011
11 11 Internationale Energiepreise versus Prognos/EWI/GWS-Prognose aus 2011 Ist-Wert 2008 Prognose für 2015 Ist-Wert 2015 Differenz 2015 Ölpreis USD/Barrel ,4% Rohöl Euro/t ,1% Erdgas-Grenzübergangspreis Euro/MWh ,7% Kraftwerkskohle Euro/SKE ,1% CO 2 -Preis Euro/t 17, ,45-50,0%
12 12 Endogene Gründe für den Fehlschlag Fehlende Instrumente zur CO 2 -Kompensation des Kernenergie-Ausstiegs Zweifel an der Wirksamkeit vom Instrumenten außerhalb der Erneuerbaren Elektrizität (z.b. Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz NAPE oder 1 Mio. E-Fahrzeuge bis 2020) Mangelnde politische Durchsetzbarkeit klimawirksamer Instrumente, trotz öffentlicher Unterstützung der Energiewende
13 13 Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz NAPE [beschlossen in 2014 mit 28 relevanten Einzelmaßnahmen] Primärenergieverbrauch [PJ] 14'000 12'000 10'000 Basisjahr 2008 aktueller Stand 2014 Prognose 2020 ohne NAPE Beitrag NAPE Ziel 2020
14 14 Auswahl wichtiger NAPE-Maßnahmen [Quelle: Fünfter Monitoring-Bericht 2016] Sofortmaßnahmen Energieeinsparung bis 2020 [PJ] 1 Verbesserung Energieberatung 4,0 2 Energetische Gebäudesanierung 13,0 3 CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm 12,5 4 Wettbewerbliche Ausschreibungen 26 51,5 5 Förderung Contracting (Bürgschaften) 5, KfW-Energieeffizienzprogramm 29,5 7 Energieeffizienz-Netzwerke 74,5 8 Top-runner-Strategie (mit EU) 85,0 9 Energieauditpflicht 50,5 10 Effizienzlabel für Heizungsanlagen 10,0 11 Weitere Sofortmaßnahmen des NAPE ~10 Total Maßnahmen im Verkehrsbereich
15 15 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben [Quelle: Fünfter Monitoring-Bericht 2016] 250'000 Fahrzeugbestand in Deutschland (> 45 Million Pkws insgesamt) 200' '000 CNG-Pkw 100'000 50'000 Hybrid-Pkw Batterie-Pkw
16 16 Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung [in der Version der Kabinettsvorlage , S. 25] Handlungsfeld [Mio. t CO 2 Äquiv.] (absolut) 2030 (Minderung ggü. 1990) Energiewirtschaft % Gebäude % Verkehr % Industrie % Landwirtschaft % Teilsumme % Gesamtsumme %
17 17 Offene Fragen für den Zielhorizont 2030 Politische Ziele auf Basis wissenschaftlicher Szenarien 2. Endbericht zum Klimaschutzszenario 2050 von Fraunhofer ISI / Öko-Institut aus Dezember 2015 (50 Euro/t CO 2 für 2030 angenommen) Mit-weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS) aus dem Projektionsbericht 2015 von Fraunhofer ISI / Öko-Institut (37 Euro/t CO 2 für 2030 angenommen) Kriterien zur Definition der Detailziele intransparent Fehlende gesellschaftspolitische Legitimation der Ziele mit den (vermutlich entstehenden) Belastungen Ohne Berücksichtigung der voraussehbaren Zielverfehlung ist Klimaschutzplan inkonsistent
18 18 Was kommt energiepolitisch als nächstes? Koalitionsvertrag: Kohleausstiegskommission und Anhebung des Ziels für Erneuerbare Elektrizität (nach Maßgabe des Netzausbaus) Reform der Stromabgaben, -umlagen und Netzentgelte (notwendig für Sektorkopplung); Einführung einer allgemeinen CO 2 -Bepreisung Bepreisung von Flexibilitätsoptionen (z.b. dezentraler Flexibilitätsmarkt, Sanktionierung von Bilanzkreisabweichungen, SINTEG-Projekte des BMWi) EU-Kommission strebt Aufteilung der deutschlandweiten Gebotszone an
19 19 Agenda: Regulatorische Risiken Wachsende globale Unsicherheiten Klimapolitik / Energiewende Versorgungssicherheit Konsequenzen für Energieversorger
20 20 Indikatoren zur Versorgungssicherheit Rückwärtsgewandte Indikatoren SAIDI, (System Average Interruption Duration Index) SAIFI (System Average Interruption Frequency Index) CAIDI (Customer Average Interruption Duration Index) Aggregierte vorwärtsgewandte Indikatoren ohne Aussagen zur Effektivität und Effizienz der getroffenen Maßnahmen: Entwicklung der steuerbaren Stromerzeugungskapazitäten, Stromspeicher, abschaltbare Lasten Netzinvestitionen
21 21 Erzeugungskapazitäten in D [Quelle: BNetzA 5/2016] MW Zubau D Rückbau Saldo D Zubau Süd Rückb. Süd Saldo Süd
22 22 Netzausbauplanung Starternetz km 1800 Geplantes Jahr der Fertigstellung Ursprungspfad Trendlinie
23 23 Kraftwerkverfügbarkeit [Quelle VGB PowerTech 2015] Kraftwerkstyp Braunkohle Steinkohle mit Trockenentaschung Steinkohle mit Schmelzfeuerung Blockgröße [MW] Nichtverfügbarkeit Davon: Geplant Ungeplant disponibel Undisponibel ,2 % 4,4 % 10,8 % 0,5 % 10,3 % ,6 % 6,4 % 10,2 % 1,3 % 8,8 % ,2 % 7,5 % 4,7 % 1,8 % 2,9 % > ,2 % 7,3 % 7,9 % 1,4 % 6,5 % ,0 % 8,4 % 4,6 % 0,8 % 3,7 % ,9 % 8,9 % 6,0 % 1,6 % 4,4 % ,6 % 9,1 % 5,5 % 1,0 % 4,5 % > ,7 % 8,5 % 7,2 % 1,5 % 5,7 % ,2 % 8,7 % 7,5 % 0,7 % 6,8 % ,7 % 9,0 % 11,7 % 1,7 % 10,0 % GuD-Anlagen > 0 15,0 % 9,0 % 6,0 % 1,5 % 4,5 % Gasturbine > 0 11,6 % 7,5 % 4,1 % 0,5 % 3,6 %
24 24 Probabilistisch gesicherte Leistung 100% 95% Politisch definiertes Sicherheitsniveau [% der Engpassleistung] Engpassleistung (mit Windkraft) Engpassleistung (ohne Windkraft) 0 Gesicherte Leistung Engpassleistung [GW]
25 25 Schlussfolgerungen Sicherheit Stromversorgung In Deutschland scheint die Lage vorerst noch unkritisch (falls Kohleausstieg quantitativ beschränkt bleibt) In der PLEF-Region (Deutschland, Österreich, Frankreich, Benelux und der Schweiz) ist die Situation nicht mehr zufriedenstellend Die Expertenkommission empfiehlt der Bundesregierung, sich den daraus drohenden möglichen Konsequenzen für die Versorgungssicherheit in Deutschland anzunehmen Einzelne EU-Mitgliedsstaaten begreifen Versorgungssicherheit noch als nationale Aufgabe
26 26 Agenda: Regulatorische Risiken Wachsende globale Unsicherheiten Klimapolitik / Energiewende Versorgungssicherheit Konsequenzen für Energieversorger
27 27 Langfristig Herausforderungen nach 2030 Was heute an innovativem Wissen vorhanden ist, dürfte langfristig nicht ausreichen, (fehlende Potentiale und hohe Kosten) Es werden neue Basisinnovationen benötigt, die spätestens 2040 in großem Umfang einsetzbar sein sollten, beispielsweise Carbon Capture and Use CO 2 -neutrale Stahl- und Zementwerke Forschungsförderung in Deutschland zu kurzfristig (mit wenigen Ausnahmen, z.b. Unifying Kathalysis )
28 28 Konsequenzen für Energieversorger Es ist mit erratischen Politikeingriffen zu rechnen Daher kein Geschäftsmodell, welches nicht innerhalb von zwei Jahren Break-even erreichen kann Problematik langfristiger Entscheidungen Rendite des erfolgreichem Lobbyings höher als Rendite erfolgreicher marktwirtschaftlicher Geschäftsmodelle
29 29 Vielen Dank Tel: +49 (030) Fax: +49 (030)
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