Frühes Trauma und Psychose
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- Elisabeth Ziegler
- vor 5 Jahren
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1 Frühes Trauma und Psychose Dr. med. Ingo Schäfer, MPH Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf XII Tagung Die subjektive Seite der Schizophrenie, Wien,
2 N= frühe Belastungen 20 psych. Erkrankungen (DSM-IV)
3 Sexueller Missbrauch und psychische Störungen
4 Zusammenhänge mit sexuellem Missbrauch (nach Kontrolle weiterer familiärer Faktoren) Depression Panikstörung GAD Bulimie Alkoholabhängigkeit Drogenabhängigkeit 2 Störungen OR (95% CI) 2.80 ( ) 2.62 ( ) 2.62 ( ) 5.62 ( ) 4.75 ( ) 5.86 ( ) 5.05 ( )
5 Warum so wenig Forschung zu Psychosen? Problematische Geschichte der Auseinandersetzung mit familiären Faktoren ( schizophrenogene Mutter ) Biologisches Krankheitsmodell; Traumatisierungen allenfalls als Auslöser von Psychosen Validität der Angaben wird pauschal in Frage gestellt Bei Traumatisierungen in der Anamnese werden Symptome uminterpretiert und Diagnosen gewechselt
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7 Sexueller Missbrauch: Frauen 42% Männer 28% Körperliche Misshandlung: Frauen 35% Männer 38%
8 Verlauf und zusätzliche Probleme Jüngeres Erkrankungsalter Mehr Angst, Depression, Substanzmissbrauch Häufiger Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten Mehr Probleme in nahen Beziehungen Längere Aufenthalte, mehr chronische Verläufe (z.b. Goodman & Fallot 1998, Scheller-Gilkey et al. 2002, Lysaker et al. 2005, Roy 2005)
9 Symptome der Psychose Mehr Positivsymptome, weniger Negativsymptome (z.b. Muenzenmaier et al. 1993, Ross et al. 1994, Read et al. 2002) Halluzinationen mit direktem Bezug zum Trauma (z.b. Heins et al. 1990, Read & Argyle 1999) Subtile Zusammenhänge (z.b. mehr bedrohliche und feindselige Stimmen) (z.b. Offen et al. 2003, Hardy et al. 2005)
10 Führen Traumatisierungen zu Psychosen? Autoren Janssen et al. Acta Psychiat Scand (2004) Stichprobe NEMESIS -Studie, N=4.045 Ergebnisse Sex. Missbrauch assoziiert mit Auftreten von Positivsympt. (Adj. OR 7.3). Bebbington et al. British J Psychiatry (2004) British Nat. Survey N=8.580 Sexuelle Viktimisierung assoziiert mit psychot. Störungen (Adj. OR 2.9) Whitfield et al. Child Abuse Neglect (2005) ACE -Studie N= Frühe belastende Erfahrungen assoziiert mit späteren Halluzinationen (>4: OR 4.7). Spauwen et al. Acta Psychiat Scand (2005) ESDP -Studie N=2.524 Anzahl von Traumatisierungen assoziiert mit psychot. Störungen (Adj. OR 1.89) Shevlin et al. American J Psychiatry (2007) Nat. Comorb. Survey N=5.788 Kindliche phys. Misshandlung assoziiert mit psychot. Störungen (OR 2.68)
11 NEMESIS - Studie
12 Bullying Zur Anzeige wird der QuickTime Dekompressor TIFF (LZW) benötigt.
13 Frühe Trennung AESOP -Studie: Bei längerer Trennung /Tod einer Bezugsperson Psychoserisiko 2-3fach erhöht Zusammenhänge unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, aber bei Migranten häufiger Trennungserfahrungen (Morgan et al. 2007)
14 Vulnerabilitäts-Stress-Modell Stress Life Events / Traumata Kumulative Belastungen... Vulnerabilität Genetische Belastung Schädigung vor bzw. unter der Geburt. Frühe.. Belastungen Erkrankung
15 Frühes Trauma und spätere Stressverarbeitung Anhaltend erhöhte Stress-Sensitivität nach frühen Traumatisierungen (z.b. Heim et al. 2000, 2008) Enge Interaktionen zwischen Stress-Achse und Dopamin-System (Übersicht: Van Winkel et al. 2008)
16 Experience Sampling Methode Stärkere Reaktionen auf Alltagsstressoren bei Personen mit frühem Missbrauch (Glaser et al. 2006) Ähnliche Effekte bei Psychosepatienten (Myin-Germeys et al. 2001) Psychosepatienten mit frühen Traumatisierungen weisen stärkeren Stress nach Ersterkrankung auf (Bak et al. 2005, Cougnard et al. 2007)
17 Psychologische Folgen von Traumatisierungen Basale kognitive Schemata Ich kann anderen Menschen vertrauen Die Welt ist ein sicherer Ort Das Leben macht Sinn... Kontollüberzeugungen und Attributionsstile Ich habe Einfluss auf mein Wohlergehen Fehlschläge sind nicht meine Schuld Meine Meinung zählt... Selbstwert Affektregulation Ich bin ein wertvoller Mensch Ich bin attraktiv Ich bin liebenswert... Ich kann das aushalten Kein Gefühl ist endlos Ich weiß, wie es mir besser geht...
18 Bedeutung von Kognitionen und Affekten für die Entwicklung von Psychosen Bei traumatisierten Menschen erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber (vermeintlich) bedrohlichen Situationen (z.b. Frith et al. 1992, Pollak et al. 2005) Negative kognitive Schemata und negativer Affekt assoziiert mit der Entwicklung von Positivsymptomen (z.b. Birchwood et al. 2004, Fowler et al. 2006) Bedeutung von intrusiven Gedanken für Symptome (z.b. Morrison et al. 2001, 2004)
19
20
21 Was kennzeichnet traumatische Erfahrungen? Extremer Stress Todesangst Gefühl der Sicherheit Sich völlig hilflos fühlen Keine Kontrolle haben Ausgeliefert sein Unberechenbarkeit Ich wusste nie wann es passiert Vorhersehbarkeit, Transparenz Autonomie, Kontrolle
22 Mögliche Trigger für traumatisierte Menschen Geschlossene Räumen oder Orte Beobachtet oder überwacht werden Androhung oder Ausübung körperlicher Gewalt Miterleben von Gewalt oder Selbstverletzung Isolation Fehlende Privatsphäre Autoritäre Personen/Männer Dunkelheit Laute Geräusche Ablegen der Kleidung...
23 Traumatisierungen zum Thema machen Systematisch (!) behutsame Gesprächsangebote zu traumatischen Erfahrungen Validierung der Wahrnehmung Betroffener, Korrektur verzerrter Annahmen von Verantwortlichkeit Psychoedukation zu den Folgen, Bedeutung für die Biographie und die Erkrankung
24 Spezifische Interventionen Stabilisierende Techniken aus der Traumatherapie (z.b. Reddemann 1997) kognitiv-behavioral orientierte Interventionen mit Fokus auf Traumafolgen (Harris et al. 1998, Mueser et al. 2007) Arbeit mit Stimmenphänomenen ( Talking to the voices ) (Ross 2004, Corstens & Romme 2005)
25 Schlussfolgerungen Kausale Bedeutung früher Traumatisierungen bei Psychosen - wie bei allen psychischen Erkrankungen - hoch wahrscheinlich Implikationen für Krankheitsmodelle in Therapie und Forschung Besondere Bedürfnisse Betroffener offensichtlich Traumasensible Therapie und spezifische Ansätze
26 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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