Wann und warum ist eine Fluchtgeschichte traumatisierend?
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- Käthe Keller
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1 Wann und warum ist eine Fluchtgeschichte traumatisierend? Traumatisiert arbeiten? Eingliederung von traumatisierten Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Netzwerk InProcedere Bleiberecht durch Arbeit 2. Oktober 2012 in Mainz
2 Niemand flieht freiwillig. Flucht ist immer eine Zwangs und Notsituation.
3 Flüchtlinge Flüchtlinge sind die unausweichliche Begleiterscheinung von Krieg, staatlicher Gewalt und Verfolgung waren davon weltweit mindestens 42, 5 Mill. Menschen betroffen; Tendenz ist steigend. Ihre Problematik wird meist auf materielle Versorgung und Sicherheit von Leib und Leben reduziert.tatsächlich geht es aber immer auch um komplexe psychosoziale Zerstörungsprozesse, wie z. B Traumata, die sich in Sequenzen entwickeln.
4 Die sequentielle Traumatisierung von Flüchtlingen Erste traumatische Sequenz: Vom Beginn der Verfolgung bis zur Flucht Zweite traumatische Sequenz: Auf der Flucht Dritte traumatische Sequenz: Übergang I Die Anfangszeit am Ankunftsort Vierte traumatische Sequenz: Die Chronifizierung der Vorläufigkeit Aus Flüchtlingen werden Rückkehrer/innen. Fünfte traumatische Sequenz: Übergang II Die Rückkehr Sechste traumatische Sequenz: Nach der Verfolgung Aus Flüchtlingen werden Migranten/innen
5 Trauma ist ein Prozess I Trauma muss als Prozess betrachtet werden, der von den Wechselwirkungen zwischen der sozialen Umwelt und der psychischen Befindlichkeit der Menschen bestimmt wird.
6 Trauma ist ein Prozess II Ein traumatischer Zusammenbruch kann nach einem einzelnen Ereignis oder nach einer Reihe von Ereignissen erfolgen, die erst in ihrer Häufung kumulativ wirken. Die Lebensphase nach der traumatischen Erfahrung ist für die Entstehung und Überwindung von psychischen Symptomen von entscheidender Bedeutung.
7 Trauma ist ein Prozess III Reaktualisierung: wenn traumatische Erfahrungen bei Betroffenen durch Reize wachgerufen werden, die den ursprünglichen traumatischen Situationen ähnlich sind, z.b. bestimmte Geräusche oder die Konfrontation mit dem Ort der Misshandlungen. Diese Reize können im Alltagsleben objektiv betrachtet bedeutungslos sein.
8 Trauma ist ein Prozess III Retraumatisierung Bei einer Retraumatisierung wird das vorherige Trauma vertieft und die dadurch früher entstandenen Symptome reaktiviert. kann unter Umständen durch Reaktualisierung hervorgerufen werden, besonders dann, wenn Diskriminierung und Gewalt im Spiel sind.
9 Folgen für die Betroffenen (I) Traumatische Erfahrungen führen zu einer dauerhaften Erschütterung des Selbstverständnisses und des Vertrauens in die Welt. Für die Betroffenen bedeutet dies eine erhöhte psychische Verletzbarkeit - lebenslang.
10 Folgen für die Betroffenen (II) Complex PTSD von Judith Herman Für Menschen, die andauernd und wiederholt einer totalen Unterwerfung und Kontrolle ausgesetzt waren, z.b. Folteropfer, Opfer organisierter sexueller Ausbeutung. Durch Traumata im Rahmen zwischenmenschlicher Beziehungen können gravierenden Veränderungen für die Betroffenen entstehen.
11 Folgen für die Betroffenen (III) Gefühlsregulierung Wahrnehmung der Täter Bewusstsein Ebenen der Veränderungen Beziehung zu anderen Selbstwahrnehmung Bedeutungskonzept
12 Folgen für die Betroffenen (IV) Transgenerationale Weitergabe: Traumatische Erfahrungen der Eltern prägen die Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Kinder. Konflikte und damit verbundene Affekte, die in einer Generation nicht verarbeitet werden konnten, werden meist unbewusst - an die nachfolgenden Generationen weitergegeben.
13 Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden Eine Befragungssituation vor Behörden, wie z. B. bei der Ausländerbehörde, im Asylverfahren oder im Jobcenter, kann eine Stresssituation und somit eine Belastung darstellen. Über Opfer von Verbrechen wurde während der traumatischen Ereignisse verfügt. Erfahren sich Überlebende als Objekt von Verwaltung und Behörden, verhindert dies eine Befreiung aus psychischer Gefangenschaft in erlernter Hilflosigkeit.
14 Was brauchen Betroffene I? Basale Kenntnis der posttraumatischen Symptomatik und ihrer Auswirkungen sind Voraussetzung für einen sachgerechten Umgang mit den Betroffenen. Sensibilität für Macht / Ohnmacht Dynamik Beachtung der Genderspezifik Berücksichtigung kultureller Normen.
15 Was brauchen Betroffene II? schützende Rahmenbedingungen! Rahmenbedingungen einer unsicheren Existenz, in der durch Traumata verursachte Ängste ständig aktualisiert werden, verstärken die krankheitswertigen Symptome und führen zu einem chronischen Verlauf.
16 Was brauchen Betroffene III? schützende Rahmenbedingungen: Schwebt die Gefahr einer Abschiebung wie ein Damoklesschwert über dem Therapieprozess, so verhindert dies jegliche Entwicklung von Heilungsschritten.
17 Was brauchen Betroffene IV? Wiedererlangung von Handlungsmöglichkeiten: Ziel: eine Entwicklung vom Erleben, hilfloses Objekt zu sein - zur Erfahrung, als Subjekt handeln und Einfluss nehmen zu können.
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