Psycho-soziale soziale Diagnostik in der Klinischen Sozialarbeit
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- Gottlob Hermann
- vor 8 Jahren
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1 Tagung Soziale Gesundheit stärken KHSB - ECCSW - ISG Psycho-soziale soziale Diagnostik in der Klinischen Sozialarbeit Rolf Glemser M.A. Klinischer Sozialarbeiter
2 Inhalt Grundgedanken Psycho-soziale Diagnostik Fallbeispiel Glemser
3 Grundgedanken I: Ablaufschema Diagnose (Pantucek 2009) Glemser
4 Grundgedanken II: Diagnostisches Fallverstehen (Heiner 2010) Psycho-soziale Diagnostik findet in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Funktionen statt rekonstruktive Ansätze Hermeneutik, biographisches Fallverstehen, primär dialogisch, nicht standardisierte Verfahren und klassifikatorischer Ansätze Reduktion v. Komplexität, Zuordnung des Begriffs zum Phänomen, kategorial, standardisierte Verfahren Verbindungen der Ansätze sind möglich und angezeigt Glemser
5 Grundgedanken III: Diagnostisches Fallverstehen (Heiner 2010) Glemser
6 Grundgedanken IV: Regelkreis prozessualer Gestaltungsdiagnostik Psychosoziale Diagnostik phänomenales Erkenntnisinteresse Hypothesenbildung kausales Erkenntnisinteresse Interventionen aktionales Erkenntnisinteresse Glemser
7 Grundgedanken V: Psycho-sozialer Diagnoseprozess (Gahleitner & Pauls 2009) 1. Schritt: Klassifikatorische Diagnostik 2. Schritt: Biographisches Fallverstehen (rekonstruktiv) 3. Schritt: Sozial- und lebensweltorientiert Diagnostik 4. Schritt: mehrdimensionale Problem- und Ressourcenmatrix psycho-soziale Diagnostik Glemser
8 Inhalt Grundgedanken Psycho-soziale Diagnostik Fallbeispiel Glemser
9 Psycho-soziale Diagnostik I: Klassifikatorische Diagnostik ICD 10 DSM IV ICF PIE IC2 (Inklusions-Chart) Testverfahren und Symptomlisten (SCL-90-R, FPI-R ) deduktive und standardisierte Verfahren Kategorisierung und Subsumierung Glemser
10 Psychosoziale Diagnostik II: Rekonstruktiv-biographische Diagnostik (Gahleitner 2005) Frühe Kindheit Kindheit und Jugend Adoleszenz Erwachsenenalter Rekonstruktion von biographischen Verläufen und Konstruktionen vor einem professionellen Hintergrund intersubjektiv geteiltes, bedeutungsorientiertes Verstehen Parameter: Bindung; emotionale, kognitive und soziale Entwicklung; Schutz- und Risikofaktoren; Lebenschancen und Lebenskrisen Glemser
11 Psycho-soziale Diagnostik III: Soziale- und Lebensweltdiagnostik Fünf Säulen der Identität (Pätzold & Wolf 2000) - Leiblichkeit - Soziales Netzwerk - Arbeit/Leistung/Freizeit - materielle Sicherheit - Werte sozio-kontextuelles oder soziales Atom (Märtens 1997) Eco-Map (Cournoyer 1996, Pauls 2004) Netzwerkkarte (Pantucek 2009) öko-soziale Kontextualisierung Glemser
12 Psycho-soziale Diagnostik IV: Koordinaten psycho-sozialer Behandlung (Pauls 2004) Glemser
13 Inhalt Grundgedanken Psycho-soziale Diagnostik Fallbeispiel Glemser
14 Fallbeispiel I: Behandlungskontext Stiftung SPI Betreutes Einzelwohnen (BEW) Lichtenberg komplementäre Einrichtung der Suchtkrankenhilfe: Teil der regionalpsychiatrischen Versorgung Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Menschen ( 53, 54 SGB XII) Hard-to-reach-clients in Multiproblemsituationen chronisch mehrfach beeinträchtigte abhängigkeitskranke Menschen mit Mehrfachbelastungen hinsichtlich der - konsumierten Suchtstoffe/Verhaltenssüchte - psychiatrischen Doppeldiagnosen Glemser
15 Fallbeispiel II: Klassifikatorische Diagnostik Herr D., 25. Lebensjahr, stationäre Behandlungen Klassifikation der psychischen Störungen: ICD 10: F20.0 ICD 10: F10.2 ICD 10: F12.2 paranoide Schizophrenie Alkoholabhängigkeit Cannabisabhängigkeit Quelle: Ev. Krankenhaus KEH Berlin 2004 und Charité Berlin 2005 Glemser
16 Fallbeispiel III: Klassifikatorische Diagnostik Klassifikation der psychischen Störungen: ICD 10: F32.1 ICD 10: F61 ICD 10: F10.2 ICD 10: F12.5 mittelschwere depressive Episode kombinierte Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen und zwanghaften Anteilen Alkoholabhängigkeit Z.n. substanzinduzierter psychotischer Episode 2004 Quelle: Ev. Krankenhaus KEH Berlin 2006 Glemser
17 Fallbeispiel IV: Biographisches Fallverstehen Herr D. wird 1983 geboren und wächst in Berlin- Lichtenberg auf ein jüngerer Bruder beide Eltern sind berufstätig und beruflich erfolgreich Kindheit unauffällig, angepasst, fleißig, sehr gute schulische Leistungen ab 1997 (14. Lj.) regelmäßiger Cannabiskonsum (bis zu 5g/Tag) entwickelt starke Ängste (vor allem vor den Eltern), nachlassende schulische Leistungen ( Lj.) einzige Paarbeziehung Glemser
18 Fallbeispiel V: Biographisches Fallverstehen Jugend zumeist im (Party-)Keller verbracht - dort anfangs mit Freunden (HipHop), später zunehmend alleine täglicher Alkohol- und Cannabiskonsum ab 2002 (19. Lj.) ansteigender Alkoholkonsum (bis zu 10l Bier/Tag) und Cannabiskonsum (bis zu 10g/Tag) Schule bis zur 13. Klasse, dann Schulverweis (2002) wegen häufigem Fehlen und Verstößen gegen die Schulordnung Schulabbruch vor Abitur seit 2003 (20. Lj.) eigene Wohnung im Mietshaus der Familie (väterlicherseits); Eltern wohnen im gleichen Haus und finanzierten bis Aufnahme in das BEW die Miete und Wirtschaftsgeld (150,- /Monat) Glemser
19 Fallbeispiel VI: Biographisches Fallverstehen 2004 (21. Lj.) zunehmend Bedrohungs- und Beobachtungsgefühle, Angstzustände, innere Anspannung und Unruhe, soziale Isolation April Juli 2004 erste stat. Entgiftungsbehandlung und Behandlung einer paranoiden Schizophrenie (KEH) Feb. Mai 2005 zweite stat. Entgiftungsbehandlung und Behandlung einer paranoiden Schizophrenie (Charité) Mai August 2005 stat. Rehabilitation (Diakonisches Zentrum Serrahn) August 2005 Kontaktaufnahme der Mutter zum BEW Lichtenberg September 2005 Aufnahme in das BEW Glemser
20 Fallbeispiel VII: Biographisches Fallverstehen präokkupierter, verwickelter Bindungsstil (unsicherambivalente Bindung) Schutzfaktoren: materielle Absicherung durch Eltern, guter Schulbildung, Kreativität Risikofaktoren: Alkohol- und Cannabiskonsum, soziale Isolation, psychisch Instabilität Lebenschancen: Paarbeziehung, stat. Therapie Lebenskrisen: Schulabbruch, Psychose Glemser
21 Fallbeispiel VIII: Fünf Säulen der Identität Glemser
22 Fallbeispiel IX: Soziales Atom Tante Eltern meine Mutter ist eine Nutte und mein Vater ist ein blöder Alki! Stand 2005 Herr D. BEW "Andi" Neurologin "Kumpels" Opa/Onkel Bruder Glemser
23 Fallbeispiel X: Koordinaten psycho-sozialer Behandlung Glemser
24 Fallbeispiel XI: Zielerreichungsanalyse (Pauls & Reicherts 1996) Durchführung der Zielerreichungsanalyse zur partizipativen prozessualen psycho-sozialen Diagnostik von Herrn D. identifizierte, mit Indikatoren beschriebene und gewichtete Problemlagen: - Schmerzsyndrom (40%) - berufliche Desintegration (30%) - unregelmäßige Bezüge (10%) - Stress und Alkoholrückfälle (20%) Glemser
25 Fallbeispiel XII: Zielerreichungsanalyse Bewertung durch Herrn D. 2009: - Schmerzsyndrom Zielerreichungsindex: 0,2 (merkliche Verbesserung) - berufliche Desintegration Zielerreichungsindex: 0,3 (vollständige Verbesserung) - unregelmäßige Bezüge Zielerreichungsindex: 0,1 (vollständige Verbesserung) - Stress und Alkoholrückfälle Zielerreichungsindex: 0,2 (vollständige Verbesserung) Glemser
26 Fallbeispiel XIII: Zielerreichungsanalyse Gesamtzielerreichungsindex: 0,825 - sehr gut Glemser
27 Fallbeispiel XIV: Soziales Atom Tante Eltern Stand 2008 Ausbildung "alter Schulfreund" Sport Herr D. Freundin BEW Bruder Glemser
28 Fallbeispiel XV: Beendigung der Maßnahme BEW (2009) kaufmännische Berufssausbildung psychisch gut stabilisiert und emotional adäquat schwingungsfähig positive Selbstwirksamkeitserwartung Herr D. lebt wochenweise abstinent Alkohol nur am Wochenende bei reduzierten Trinkmengen ( Ampelmodell ) nimmt die Gefahren wahr problemlose Ablösung von Bezugssozialarbeiter Entwicklung zu autonomem, sicherem Bindungsstil Glemser
29 Vielen Dank Kontakt: Glemser
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