Anforderungen des Naturschutzes an eine zukünftige Waldbewirtschaftung
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- Andreas Albert
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1 Anforderungen des Naturschutzes an eine zukünftige Waldbewirtschaftung Andreas Krug Abteilungsleiter Integrativer Naturschutz und nachhaltige Nutzung, Gentechnik Dr. Anke Höltermann Fachgebiet Agrar- und Waldbereich Hannover, 23. März 2007
2 Gliederung Gefährdungssituation von Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen in Deutschland Ursachen des Rückgangs der biologischen Vielfalt in A. Ssymank Maßnahmen zur Steigerung des Rohholzpotentials der Wälder und ihre naturschutzfachliche Bewertung Forderungen des Naturschutzes an eine zukünftige Waldbewirtschaftung Internationaler Kontext
3 Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten Quelle: Umweltbericht 2006 in Deutschland Pflanzen- und Pilzarten Farn- und Blütenpflanzen 26,5 % bedroht 1,6 % A. Ssymank Tierarten 40 % G. Ellwanger 3 % ausgestorben
4 Ursachen des Rückgangs der biologischen Vielfalt in Deutschland (Umweltbericht 2006) Einträge eutrophierender und versauernder Stoffe Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft Begradigung der Flüsse, Struktur- und morphologische Änderungen invasive gebietsfremde Arten und Organismen Verlust von Vielfalt verringert Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen (z.b. Klimawandel)
5 Buchenwaldgesellschaften als PNV
6 Deutschland ein Buchenland?! Deutschland Wald älter 120 Jahre bzw. 160 Jahre, Buche unbewirtschafte Buchenwälder < 1/00 Graphik nach Georg Sperber
7 Totholzvolumen in Buchenwälder (NO-Dt. Tiefland) 250 stehend liegend Stubben unbewirtschaftet > 50 J m³ Wirtschaftswälder unbewirtschaftet < 20 J. 0 Folie: S. Winter
8 Xylobionte Insekten: Exklusive Arten Individuen Arten w1 Lüttenhagen w5 Brüsenwalde w10 Schwarzes Loch w9 Melzow k2 Grumsin r1 Serrahn r2 Heilige Hallen r3 Fauler Ort Wirtschaftswälder Referenzwälder w12 Chorin Anzahl
9 Naturschutzziele werden nicht im Kielwasser der Holzmobilisierung erreicht! Es geht nicht um das OB der Holzmobilisierung, sondern um das WIE! Wie kann Rohholzpotential gesteigert werden, ohne dass wichtige Biodiversitäts- und Naturschutzziele vernachlässigt werden? Î Rohholzmobilisierung im Rahmen der ökologischen Nachhaltigkeit Ziel: win-win-situation für Naturschutz und Forstwirtschaft Î Synergien nutzen (z.b. Mittelwaldbewirtschaftung, Biotopverbund) Î Minimierung von ökologischen Folgeschäden Î Förderung des Image von Holz und Forstwirtschaft
10 Maßnahmen zur Steigerung des Rohholzpotentials der Wälder und naturschutzfachliche Bewertung Kurzfristige Maßnahmen zur Intensivierung der Bewirtschaftung Steigerung der Hiebsätze beim Stamm- und Industrieholz intensivere Nutzung alter, hiebsüberreifer Bäume intensivere Waldrestholznutzung sind aus naturschutzfachlicher Sicht abzulehnen: Gefahr der Übernutzung v.a. im öffentlichen Wald: Leistungen im Rahmen der Daseinsvorsorge in Frage gestellt Alters- und Zerfallsphasen in bewirtschafteten Wäldern stark unterrepräsentiert hohe Altholzvorräte wichtiger Parameter für Artenvielfalt und Naturnähe stehendes und liegendes Totholz leistet wichtigen Beitrag zur Biodiversität der Wälder Grenzen der Waldrestholznutzung/ Vollbaumnutzung aus Gründen des Naturschutzes bzw. des ökologischen Nährstoffhaushaltes nicht hinreichend geklärt Waldästhetik
11 Maßnahmen zur Steigerung des Rohholzpotentials der Wälder und naturschutzfachliche Bewertung Langfristige Maßnahmen zur Steigerung des Rohholzpotentials kürzere Umtriebszeiten Baumartenänderung Gentechnik zügige Wiederbegründung von frei gewordenen Flächen Aufforstungen Je intensiver Bewirtschaftung (hochproduktive Arten, genetisch modifizierte und exotische Baumarten) desto eher sind negative Auswirkungen auf Waldökosysteme, Landschaften und Biodiversität zu erwarten. aber: differenzierte Beurteilung notwendig: Wiedereinführung historischer Waldnutzungsformen? Abnahme von Alters- und Zerfallsphasen Vorsicht mit Fremdländern und Exoten, z.b. Douglasie! Vielfältige Mischwälder sind klimaplastischer und können auf unvorhersehbare Veränderungen besser reagieren. Sukzessionsstadien naturschutzfachlich wertvoll Beurteilung von Aufforstungen abhängig von Standort!
12 Maßnahmen zur Steigerung des Rohholzpotentials der Wälder und naturschutzfachliche Bewertung Ausweitung von Kurzumtriebsplantagen (Schnellwuchsplantagen, Energiewälder) mit schnellwachsenden Baumarten auf landwirtschaftlichen Stilllegungsflächen und Industriebrachen ökologische Vorteile: Bereicherung des Landschaftsbildes Funktionen des Biotopverbunds Lebensraumfunktion für Tiere und Pflanzen in ausgeräumten Agrarlandschaften wirken Baumstreifen der Wind- und Wassererosion entgegen Speicherung von CO ² Gefahren: hoher Nährstoff- und Wasserbedarf, hohe Exporte an Biomasse, Herbizide, Dünger geringere Biodiversität v.a. in jüngeren Stadien Verlust ökologisch wertvoller Stilllegungsflächen Die Umwandlung von naturnahen Wäldern in Holzplantagen und Kurzumtriebsplantagen ist grundsätzlich abzulehnen!
13 Forderungen des Naturschutzes an eine zukünftige Waldbewirtschaftung Fortsetzung des langfristigen naturnahen Waldumbaus hin zu vielfältig strukturierten Mischbeständen standortheimischer Baumarten Konkretisierung der ökologischen Mindeststandards an die ordnungsgemäße und nachhaltige Waldwirtschaft im Bundeswaldgesetz, um eine Übernutzung der Wälder zu verhindern Sicherung der Artenvielfalt im Wald durch Erhöhung des Tot- und Altholzanteils, Weiterentwicklung des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 Wiederbewaldung von Hang, Kamm- und Auenlagen und durch mehr Laub- und Mischwald für den Hochwasserschutz Angepasste, waldverträgliche Wilddichten, damit die (Natur-) Verjüngung in den Wäldern zukünftig wieder ohne kostenintensive Verbissschutzmaßnahmen möglich ist Moderate Ausweitung der Waldflächen auf geeigneten Standorten. Gewährleistung des Schutzes wertvoller Offenlandbiotope Keine Umwandlung von naturnahen Wäldern in Holzplantagen und Kurzumtriebsplantagen für den Anbau von Energieholz
14 Biodiversitätskonvention (CBD) Ziele des Waldarbeitsprogramms (2002): 1. Schutz der Biodiversität von Wäldern 2. nachhaltige Nutzung ihrer Komponenten 3. faire und ausgewogene Aufteilung der Gewinne aus der Nutzung 8. Vertragsstaatenkonferenz COP 8, März 2006 In-depth Review der Umsetzung des Arbeitsprogramm bei COP Rahmen für Monitoring des 2010 Zieles Integration von Zielen (Targets) in thematische Arbeitsprogramme 9. Vertragsstaatenkonferenz COP 9, Mai 2008, Bonn
15 Biodiversitätskonvention (CBD) Ausgewählte Targets für Wälder: Mindestens 10% jedes Waldtyps der Welt streng geschützt Gebiete großer Wichtigkeit in besonders gefährdeten und sensitiven Waldökosystemen geschützt durch umfassende, wirksam bewirtschaftete und ökologisch repräsentative nationale und regionale Schutzgebietsnetzwerke Population gefährdeter und besonders empfindlicher taxonomischer Gruppen werden wiederhergestellt, erhalten oder ihr Rückgang wird substanziell verringert Genetische Vielfalt wertvoller Arten geschützt und bezügliches indigenes und lokales Wissen erhalten Schutzstatus gefährdeter Waldarten substanziell verbessert Waldgüter und -leistungen aus Quellen gewonnen, die nach den Prinzipien der nachhaltigen Waldbewirtschaftung einschließlich der Erhaltung der biologischen Vielfalt behandelt werden Eintrittspfade der großen potentiellen invasiven fremdländischen Arten identifiziert und kontrolliert
16 Vielen Dank!
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