AUS DER BETTLEREXISTENZ ZUM EIGENEN WEG FINDEN MK 10,46-52 BAR TIMAIOS UND DIE HEILUNG DER BLINDHEIT

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1 28. OKTOBER 2018 AUS DER BETTLEREXISTENZ ZUM EIGENEN WEG FINDEN MK 10,46-52 BAR TIMAIOS UND DIE HEILUNG DER BLINDHEIT Wer blind ist muss nicht blind bleiben. Eine einzige wirkliche Begegnung mit Jesus öffnet die Augen. Man braucht den ganz offenen Blick für die Wirklichkeit, wenn man Jesus wirklich auf seinem Weg folgen will. Wer glaubt, wer hofft, wer liebt, der hat einfach eine andere Sicht der Dinge und der Menschen und der Menschlichkeit. Wer darauf baut und sich in der Beziehung zum Vater (dem Himmlischen weit über den realen Vater Timaios hinaus), eben wirklich sich selbst loslässt, der wird geführt und wird seinen eigenen Weg gehen. Auch wenn es das Leben kosten sollte. K. WOLF ST. GEORG Küsnacht

2 Der Evangelist Markus reflektiert in der Situation der ersten Verfolgungen in Rom zwischen den Jahren n.ch. anhand der Erzählung von der Umkehr eines Blinden mögliche Antworten für die Freunde der Gemeinschaft in Rom in ihrer kritischen Situation. Sie brauchen eine Antwort in der Situation der Verfolgung und angesichts des beginnenden sinnlosen Mordens in den Arenen durch die staatspolitischen Führer. Wie geht es weiter? Wie können wir einen eigenen Weg finden? Für die ersten Christen Roms aus den Schichten der Armen und Marginalisierten Roms, wählt er den Sohn des Timaios, den Bettler der am Rand der damaligen Megastadt Jericho lebt, um eine Antwort zu geben. Die Heilung eines Blinden bei Jericho: 10, Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. 47 Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! 48 Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! 49 Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. 50 Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. 51 Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. «Rabbuni» («Mein Meister») ist eine ehrfurchtsvollere Anrede als das schlichte «Rabbi». 52 Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. 01kw02kw Mk 10,

3 Gebet um die neue Sicht Lass mich sehen können Und mich Und die Welt Mit Deinen Augen und die Menschen und das Leben mit Deinen Augen In allen Menschen In jedem Geschehen Mit meinen eigenen Augen Kw 01kw02kw Mk 10,

4 Wie der Sohn des Timaios zum eigenen Weg fand Am Stadtrand bei den Verteidigungsmauern wahrscheinlich an einem der Tordurchlässe, wo viele vorbei kommen, ist sein Platz. An den Rand gebracht, nur noch Schutz und augen zu und durch und vor allem einen dicken Schutzmantel um sich so sitzt er da. Es kam so er musste eines Tages die Augen vor allem verschliessen, der Schmerz war zu gross ab da wurde es dunkel. Er sieht nichts mehr niemand mehr. Sowieso sieht er nicht, wie es für ihn weiter gehen soll. Wo alle vorüber kommen, da ist es nicht so, dass man nichts mitbekommt. Am Tor, da gibt es noch viel zu hören An der Strasse, wo das Leben einfach so an ihm vorbei zieht. In den Übergängen im Leben, wo man entweder alles angriffig bis feindlich um sich herum empfindet oder wo man das Gefühl hat, das Leben geht an mir vorüber, ich lebe nicht, ich werde gelebt, ich komme nicht weiter, das Alte gilt nicht mehr und das Neue kenne ich noch nicht. Ich höre das alles ich merke, da passiert etwas mit mir, aber ich kann nichts tun. Er hat gehört : ER ist mit den Freunden auf dem Weg nach Jerusalem. Aber was wird dort mit ihm weiter gehen? Bar Timaios der Sohn des Timaios er ist einfach nur der Sohn von Timaios, er hat keinen eigenen Namen, sein Vater hat ihn immer schon definiert. Er sitzt fest in seinem fremdbestimmten Leben und bettelt sich von anderen zusammen, was er so zum Leben braucht. Almosen, ein wenig Zuwendung, ein nettes Wort, die tägliche Liebe, durch alles Mögliche hindurch vor allem Anpassung mir ist alles recht Blind wie er ist, sitzt er fest und bettelt um Anerkennung und Wertschätzung. Er nimmt, was er kriegen kann. Mitunter mitten unter anderen Menschen manchmal mitten in der eigenen Familie wird der Schrei danach, selbst sein zu dürfen, zum Schweigen gebracht, versucht er sogar selbst den Schrei des eigenen Herzens zu unterdrücken. Aber er spürt in sich den Rest Hoffnung, dass es doch wenigstens Einen geben muss, der ihn versteht und seinen seelischen Schrei wahrnimmt. Wenn er, Jesus, ist, was sie von ihm gesagt haben, kann er nicht in solchen Lebenslagen einfach gleichgültig an mir vorüber gehen. Jesus, du bist auch ein Sohn, hast Deine Erfahrung mit Deinem Vater, ich glaube, dass Du ein Sohn Davids bist, wie ich (?), hab Erbarmen. Söhne grosser Väter haben es schwer. Töchter auch. Besonderes, wenn sie die Geschichte der Väter nicht einfach wiederholen wollen und auch gar nicht können. Man muss den eigenen Schrei aus dem Inneren an solchen Grenzen und Übergängen erst vernehmen lernen und dann laut und mit eigenen Worten formulieren, was man selbst will. Manchmal stammeln manchmal vor Sehnsucht schreien. Zuerst will keiner etwas von ihm wissen, das kennt er ja schon. Aber dieses Mal wird er zu sich stehen. Und dann steht alles still. Schliesslich schreit er den inneren Schrei heraus. Mit Jesus hat Gott den Schrei seiner Seele längst gehört. Und er hat nach ihm geschaut, auch wenn er selbst noch blind ist. Einige reagieren feindselig. Wer aus dem Gewohnten herausfällt oder heraustritt, erlebt mitunter Anfeindung und Abwehr. Zugleich treten Menschen an seine Seite, die sagen : Hab Mut, steh auf, Gott ruft. Steh zu dir, ER ruft wirklich sagt einer. Steh auf. Seine Sehnsucht tief Innen findet Antwort und die eine rettende Begegnung findet statt. Da können die alten Schutz - Mäntel von ihm zurückgelassen werden. Wo vor langer Zeit die Verteidigungs-Mauern fielen, als die Vorväter Israels aus der Sklaverei gyptens ausbrachen und über Jericho das Land ihrer Träume suchten, muss er jetzt alles Selbstmitleid und Schuld-Zuweisungs-schutzmuster, alle jene uralten Schutzmechanismen, alle Abwehr und Selbstrechtfertigungen fallen lassen. Die verhärteten Schutzschemata für alte Verletzungen muss er in diesem Augenblick von sich werfen. 01kw02kw Mk 10,

5 Nicht zu vergessen Jericho ist Handelsplatz, Oase und Umschlagplatz. Wer auf dem Weg nach Jerusalem erst einmal in Jericho angekommen ist, für den ist es soweit : Alles verändert sich. Das Leben hat einen grossen Umschlag. Jetzt schlägt die Dynamik seines Lebens um. Er selbst ist gefragt. Aufstehen. Gehen. Auch wenn er noch blind ist, dieser Stimme folgen. Was brauchst Du? sagt ER. Das ist der Wendepunkt. Sehen - Lass mich sehen können und mich und die Welt sagt Bar Timaios und die Menschen Und das Leben Mit meinen eigenen Augen und alle Menschen Und das Leben Mit neuen Augen Geh voran Dein glauben, hört er, Dein vertrauen gibt Dir eine neue Sicht. Misstrauen verengt den Blick Vertrauen öffnet ihn. Vertrau und es gibt neue Dinge zu sehen. Wer vertraut, sieht und setzt andere Prioritäten. Wer vertrauen kann, gewinnt eine andere Perspektive. Wie Schuppen fällt es ihm von den Augen. Wer glaubt, wer hofft, wer liebt, der hat einfach eine andere Sicht der Dinge und der Menschen und der Menschlichkeit. Wer darauf baut und sich in der Beziehung zum Vater (dem Himmlischen weit über den realen Vater Timaios hinaus), eben wirklich sich selbst loslässt, der wird geführt. Es geht weiter für den Sohn des Timaios. Sein Leben hat ein neues Ziel und einen erfüllenden Sinn. Es geht für ihn jetzt um Jüngerschaft. Er steht auf eigenen Füssen, geht seinen eigenen Weg. Er kann jetzt IHM auf seinem Weg nachgehen und wird jetzt die eigenen Augen offen halten nach anderen Menschen und was diese brauchen. Selbst wenn es wie IHM, sein eigenes Leben kosten sollte. Markus lädt damit die Freunde in Rom ein, Jesus auf seinem Weg zu folgen. Wir sind herausgefordert einander zu fragen: Was willst Du, dass ich Dir tun soll? - Was brauchst Du? Auch wenn uns, wie Jesus der Weg nach Jerusalem nicht erspart bleibt, und es uns das Leben kostet. Indem wir vertrauen, hoffen, lieben, gewinnen wir den grösstmöglichen Horizont eine neue Sicht. Wir gehen und leben nicht einfach blind dahin, sondern setzen der Unmenschlichkeit eine ganz neue Art von Menschlichkeit entgegen. 01kw02kw Mk 10,