Erfassung des Wespenbussards unter Berücksichtigung weiterer Greifvogel- und Eulenarten im Prüfgebiet Repowering Windpark Kuhla Landkreis Stade 2016
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1 Erfassung des Wespenbussards unter Berücksichtigung weiterer Greifvogel- und Eulenarten im Prüfgebiet Repowering Windpark Kuhla Landkreis Stade 2016 Auftraggeber: wpd onshore GmbH & Co. KG Auftragnehmer: Gutachten für ökologische Bestandsaufnahmen, Bewertungen und Planung Am Hafen Norderney Tel.: Fax: Bearbeitung: Dipl. Biologe Hartmut Andretzke M. Sc. LÖK Manuela Voßkuhl Dipl. Ing. Katja Noormann Norderney November 2016
2 Inhalt: 1 VERANLASSUNG UND AUFGABENSTELLUNG METHODEN Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Phase 1: Überprüfung des Wespenbussard-Brutvorkommens Phase 2: Raumnutzungsanalyse UNTERSUCHUNGSGEBIET Lage, Größe und Abgrenzung Naturräumliche Zuordnung, Böden und Landschaftsbild Landwirtschaftliche Nutzung ERGEBNISSE LITERATUR ANHANG... 11
3 1 Veranlassung und Aufgabenstellung 3 1 Veranlassung und Aufgabenstellung Die Firma wpd onshore GmbH (Osnabrück) beabsichtigt nordwestlich von Kuhla (Landkreis Stade) die Errichtung von vier Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamthöhe von m. Der für die Errichtung vorgesehene Standort liegt im Bereich des bereits bestehenden Windparks Kuhla, dessen Anlagen vom Typ V 66 je eine Nabenhöhe von 67 m, einen Rotordurchmesser von 66 m sowie eine Nennleistung von 1,65 MW aufweisen (vgl. LANDKREIS STADE 2013, 2014, WKN AG 2013). Dieser aus vier Anlagen bestehende Windpark soll durch den neuen Windpark (Repowering) ersetzt werden. Wpd onshore GmbH (Osnabrück) beauftragte BIOS im Jahr 2013 mit der Erfassung der Brutvögel und Bewertung ihrer Lebensräume im potenziellen Einwirkungsbereich des geplanten Windparks (BIOS 2013). Diese Untersuchung ergab, dass innerhalb des Prüfgebietes Brutvorkommen bzw. Nahrungshabitate von kollisionsgefährdeten und damit planungssrelevanten Groß- bzw. Greifvogelarten (Weißstorch, Turmfalke, Mäuse- und Wespenbussard) existieren. Im Jahr 2015 beauftragte wpd onshore GmbH BIOS mit der Raumnutzungsnutzungsanalyse u.a. von Weißstorch sowie Mäuse- und Wespenbussard. Während dieser Untersuchung konnte das Brutvorkommen des Wespenbussards nicht bestätigt werden. Der Wespenbussard ist ein Langstreckenzieher und überwintert in Afrika (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989). Einen bedeutenden Mortalitätsfaktor stellt die illegale Verfolgung insbesondere auf dem Zug dar (KOSTRZEWA & SPEER 2001). Ob der Brutplatz aufgrund von Habitatverschlechterung innerhalb des Untersuchungsgebietes oder aufgrund von Verlusten auf dem Zug nicht mehr besetzt wurde, ist unbekannt. Für eine erneute Ansiedlung wird die Habitatausstattung des Untersuchungsgebietes als ausreichend eingeschätzt. Insofern kann es nicht ausgeschlossen werden, dass die Art wieder im Prüfgebiet als Brutvogel auftritt. Deshalb sollte das Brutvorkommen im Frühjahr 2016 überprüft und gegebenenfalls eine Raumnutzungsanalyse durchgeführt werden. Im Rahmen der Kontrolle aller aus dem Jahr 2015 bekannten Großvogelnester wurden auch die an diesen Neststandorten nachgewiesenen Brutvorkommen von Greifvogel- und Eulenarten dokumentiert.
4 2 Methoden 4 2 Methoden Im Rahmen von Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Windenergieanlagen bzw. -parken finden in Niedersachsen zur Eingriffsbewertung hinsichtlich der Avifauna die Arbeitshilfe Naturschutz und Windenergie des Niedersächsischen Landkreistages (NLT 2014) bzw. seit diesem Jahr die Vorgaben des Windenergieerlasses (MU 2016) Anwendung. Die im diesen Gutachten angewandten Methoden beziehen sich auf die genannten Grundlagen. Die Untersuchung sollte in zwei Phasen erfolgen. In der 1. Phase erfolgte die Überprüfung des Brutvorkommens. Im Falle einer Ansiedlung wird in der 2. Phase eine Raumnutzungsanalyse der bzw. des festgestellten Brutpaare/s durchgeführt. 2.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Die Ausdehnung des Untersuchungsraumes ist abhängig von der Entfernung der Neststandorte zu den geplanten Windenergieanlagen. Gemäß des Windenergieerlass ist für den Wespenbussard ein Prüfradius von m vorgesehen (MU 2016). Insofern ergab sich für die Erfassung potentieller Wespenbussard-Vorkommen eine Abgrenzung des Untersuchungsgebiets im Umkreis von 1 km um die bestehenden und die geplanten Anlagen (s. Karte 1 im Anhang). 2.2 Phase 1: Überprüfung des Wespenbussard-Brutvorkommens Zur Feststellung von Balz- und Beuteflügen bzw. Lokalisierung der Neststandortes fanden zwischen Ende April und Ende Mai an vier Terminen Dauerbeobachtungen von je acht Stunden statt. Hierfür positionierte sich der Beobachter bzw. die Beobachterin auf einen erhöhten Standort mit guter Geländeübersicht. Die Beobachtungstermine sind der Tab. 2 im Anhang zu entnehmen. Zusätzlich wurden in der letzten Mai- und ersten Junidekade zweimalig alle die im Jahr 2015 bekannt gewordenen Neststandorte innerhalb des Untersuchungsgebietes (BIOS 2015, s. auch Karte 1 im Anhang) auf ein Brutvorkommen des Wespenbussards überprüft. Die Nester von Greifvogelarten waren im Jahr 2015 vor dem Laubaustrieb im März im Umkreis von m um die Anlagen kartiert und deren Standorte mittels GPS-Gerät lagegenau eingemessen worden. Die an diesen Neststandorten festgestellten Brutvorkommen von Greifvogel- und Eulenarten wurden dokumentiert. 2.3 Phase 2: Raumnutzungsanalyse Da kein Brutvorkommen des Wespenbussards festgestellt wurde, entfällt die Beschreibung der Methode.
5 3 Untersuchungsgebiet 5 3 Untersuchungsgebiet 3.1 Lage, Größe und Abgrenzung Das Projektgebiet des geplanten Windparks Kuhla befindet sich im Elbe-Weser-Dreieck westlich von Stade im Landkreis Stade und gehört zur Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten. Der geplante Windpark soll eine Fläche von 34 ha umfassen und liegt ca. 3 km südöstlich der Oste auf der Gemeindegrenze zwischen den Ortschaften Oldendorf im Südwesten und Himmelspforten im Nordosten (s. Abb. 1). Die genaue Lage der geplanten Windenergieanlagen ist Karte 1 im Anhang zu entnehmen. Abb. 1: Lage des Projektgebietes rot schraffierte Fläche geplanter Windpark 3.2 Naturräumliche Zuordnung, Böden und Landschaftsbild Naturräumlich wird das Untersuchungsgebiet zur Stader Geest gerechnet (BFN 2012). Die Böden zeigen ein heterogenes Bild. Entlang der Niederungen des Oldendorfer Bachs und der Horsterbeck im Südosten des Gebiets dominieren Niedermoorböden. Westlich der Niederungsbereiche im Zentrum des Untersuchungsgebietes grenzen in kleinräumigem Wechsel Podsole und Braunerden aneinander, die durch Ausläufer von Gleyen bzw. Pseudogleyen unterbrochen werden (LBEG 2014).
6 3 Untersuchungsgebiet 6 Die Landschaft ist durch kleinräumige, halboffene und hügelige Strukturen geprägt. Der halboffene Charakter entsteht durch hochwüchsige Gehölzstreifen entlang der Straßen, Wege und Flurstückgrenzen. Neben kleineren Hecken und Feldgehölzen beschränken sich die Waldflächen des Untersuchungsgebiets auf drei waldartige Gehölzflächen. So befinden sich nordöstlich der geplanten WEA der Kuhlaer Wald, sowie südwestlich von Himmelpforten und bei bzw. südlich der Ortschaft Kuhla kleinere zusammenhängende Baumbestände. Bei allen Waldflächen handelt es sich um forstwirtschaftlich genutzte Mischwälder mit unterschiedlich hohen Anteilen älterer Buchen- und Eichen- bzw. einzelner Nadelbaumbestände, die sich mit kleinen feuchten und lichteren Bereichen abwechseln. 3.3 Landwirtschaftliche Nutzung In den untersuchten Bereichen kommen neben verschiedenen Sonderkulturen (Spargel-, Tannenbaumanbau) hauptsächlich Grünlandwirtschaft und Ackerbau vor. Auffällig ist die räumliche Verteilung der beiden Hauptnutzungstypen. Zusammenhängende Grünlandflächen finden sich hauptsächlich im Süden des Gebiets im Bachtal des Oldendorfer Bachs und der Horsterbeck. Weitere vereinzelte Grünlandflächen werden um das Dorf Bossel als Weiden genutzt. Im übrigen Bereich des Untersuchungsgebietes dominieren Ackerbau (Mais, Getreide). Das Untersuchungsgebiet weist nur wenige Kleingewässer auf, die vermutlich alle künstlichen Ursprungs sind. Eine Häufung dieser Kleingewässer findet sich im Bereich der Horsterbeck-Niederung. Größere Gewässer kommen nicht vor. Das gesamte Gebiet ist von einem gut ausgebauten Wegenetz durchzogen und es bleiben nur wenige Flächen von der Nutzung ausgeschlossen. Südlich des geplanten Windparks schneidet die stark befahrene L114 von Himmelpforten in Richtung Bremervörde das Gebiet.
7 4 Ergebnisse 7 4 Ergebnisse Im Mai und Juni wurden weder Wespenbussarde beobachtet, noch war eins der kontrolliertes Nester von dieser Art besetzt. Das Vorkommen des Wespenbussards scheint im Bereich des Windparks Kuhla erloschen zu sein. Im Jahr 2015 brüteten im Prüfraum acht Mäusebussardpaare (BIOS 2015). Die Lage der Neststandorte ist in Karte 1 (Anhang) dargestellt. Von diesen acht Nestern wurden 2016 nur noch drei von Mäusebussarden zur Brut genutzt. Im Bereich eines weiteren Neststandortes (Nest 01) hielt sich ein Mäusebussardpaar auf, welches auch balzte, aber dort nicht brütete. Am Standort 02 wurden Mitte Mai ein adulter Uhu in Nestnähe und zwei noch nicht flügge Jungtiere im Nest festgestellt (s. Abb. 2-4). Die Uhus hatten offensichtlich das ehemalige Mäusebussardnest übernommen und dort erfolgreich zwei Küken erbrütet. Bei der letzten Kontrolle (9.6.) hatten die Jungvögel das Nest verlassen und hielten sich auf Bäumen in der Nähe auf. Die Abnahme des Brutbestandes der Mäusebussarde von acht auf vier Paare könnte mit dem Brutvorkommen des Uhus in Zusammenhang stehen. Mäusebussarde gehören zum Beutespektrum des Uhus (GRÜNKORN 2015) und meiden Gebiete, die von Uhus besiedelt sind (ROBITZKY 2009). Möglicherweise ist ein Teil der Mäusebussarde, die 2015 im Untersuchungsgebiet gebrütet haben, infolge der Anwesenheit der Großeulen abgewandert. Tab. 1: Nutzung und Zustand der Neststandorte im Prüfradius von m um die WEA-Anlagenstandorte Neststandort Entfernung Nest/WEA-Standort Brutpaar/Art und Zustand des Nestes m Nest unbesetzt, aber balzendes Mäusebussardpaar im Revier m Uhu m Mäusebussard m Nest verlassen und verfallen m Mäusebussard m Nest intakt, aber unbesetzt m Nest verlassen und verfallen m Mäusebussard
8 4 Ergebnisse 8 Individuum Nest Abb. 2: Neststandort 02 Uhu-Brutplatz die Aufnahme zeigt das Nest und ein adultes Individuum
9 4 Ergebnisse 9 Abb. 3: Altvogel in Nestnähe Abb. 4: Jungvögel im Nest
10 5 Literatur 10 5 Literatur BFN (2012): Daten zur Natur Bundesamt für Naturschutz, Bonn. BIOS (2013): Erfassung der Brutvögel 2013 und Bewertung ihrer Lebensräume im potenziellen Einwirkungsbereich des geplanten Windparks Kuhla, Landkreis Stade. Unveröff. Gutachten im Auftrag von wpd onshore GmbH & Co. Kg. 41 S. BIOS (2015): Raumnutzungsanalyse Groß- und Greifvögel im Prüfgebiet Repowering Windpark Kuhla 2015 Landkreis Stade. Gutachten im Auftrag von wpd onshore GmbH Co. KG. 47 S. GLUTZ VON BLOTZHEIM, U., BAUER, K. M. & BEZZEL, E. (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas Band 4., Falconiformes - Greifvögel. 944 S. GRÜNKORN, T. (2015) Projekt Ursachenforschung zum Rückgang des Mäusebussards im Landesteil Schleswig. Jagd und Artenschutz 2015 p KOSTRZEWA, A. & SPEER, G. (2001): Greifvögel in Deutschland Bestand, Situation, Schutz. LANDKREIS STADE (2013): Regionales Raumordnungsprogramm 2013 Landkreis Stade Begründung (Entwurf). 77 S. LBEG LANDESAMT FÜR BERGBAU, ENERGIE UND GEOLOGIE (2014): Bodenübersichtskarte von Niedersachsen 1 : MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ (2016): Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen an Land (Windenergieerlass). Gem. RdErl. d. MU, d. MU, d. ML, d. MS, d. MW u. d. Mi v MU /1/300 NIEDERSÄCHSISCHER LANDKREISTAG NLT (2014): Arbeitshilfe - Naturschutz und Windenergie. Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen (Stand: Oktober 2014) ROBITZKY, U. (2009): Methodische Hinweise zur Brutbestandserfassung beim Uhu Bubo bubo im bewaldeten Flachland Norddeutschlands. Eulen-Rundblick Nr. 59: 33-41
11 6 Anhang 11 6 Anhang Tab. 2: Erfassungstermine Dauerbeobachtungen Wespenbussard Repowering Windpark Kuhla (Datum, Uhrzeit, Zahl der Erfasser/innen, Witterung) Datum Zeit Anzahl Bearbeiter/innen Witterung :00-17:00 1 sonnig, 0% Bewölkung, O 3-4, C :00-18:00 1 sonnig, 0% Bewölkung, 1-2, C :30-16:30 1 wechselhaft, 100% Bewölkung, NW 2-3, 17 C :30-16:30 1 sonnig, 5% Bewölkung, W 1-2, windstill, C
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