Gert Pickel, Cemal Öztürk und Merve Schmitz-Vardar
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1 Grenzziehungen gegenüber Muslimen = Grenzen der Demokratie? Islamophobie, (anti-)demokratische Werteorientierungen und ihre sozial-psychologischen Grundlagen in europäischen Gesellschaften Gert Pickel, Cemal Öztürk und Merve Schmitz-Vardar
2 Quelle: taz.de Quelle: diefreiheitsliebe.de Forschungsfrage & Relevanz Existiert eine breite Moslemfeindlichkeit in Europa? Haben Grenzziehungen gegenüber Muslimen das Potenzial zur Gefahr für liberale Demokratien? Beruhen Moslemfeindlichkeit und (anti-)demokratische Orientierungen auf ähnlichen sozial-psychologischen Grundlagen?
3 Islamophobie? Moslemfeindlichkeit? Worüber sprechen wir eigentlich? umstrittener Begriff Islamophobie, Islamfeindlichkeit, Islamkritik oder Moslemfeindlichkeit Relevanz Muslims have emerged as objects of aversion, fear, and hostility in contemporary liberal democracies (Bleich 2011) Definition: indiscriminate negative attitudes or emotions directed at Islam or Muslims (Bleich 2011) Moslemfeindlichkeit: Konzentriert sich auf negative Einstellungen gegenüber Muslimen aufgrund ihres (wahrgenommenen) religiösen Hintergrundes Nähe zur Vorurteilsforschung (Allport 1971) und dem Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Heitmeyer, Hrsg. 2001, Zick et al. 2011)
4 Moslemfeindlichkeit in europäischen Gesellschaften Deskriptive Übersicht
5 Spanien Deutschland (Ost) Deutschland (West) Frankreich Schweden Großbritannien Der Islam als Bedrohung? Islam Judentum Christentum Atheismus Quelle: Religionsmonitor (2013) Wahrnehmung verschiedener Religionen als Bedrohung in %
6 Finnland Slowakei Dänemark Belgien Niederlande Litauen Frankreich Ungarn Irland Die Muslime als Bedrohung? Muslime Juden Christen Atheisten Hindus Buddhisten Quelle: ISSP (2008) Ablehnung verschiedener Religionsgruppen in %
7 Tschechien Slowakei Estland Litauen Lettland Ungarn Zypern Griechenland Rumänien Polen Österreich Bulgarien Italien Finnland Malta Deutschland Belgien Kroatien Portugal Slowenien Dänemark Spanien Irland Frankreich Großbritannien Schweden Niederlande Luxemburg Ablehnung von Muslimen am Arbeitsplatz Quelle: EB (2015): Ablehnung: Muslime am Arbeitsplatz in %
8 Litauen Zypern Estland Malta Österreich Tschechien Slowenien Lettland Polen Deutschland Finnland Slowakei Italien Rumänien Bulgarien Irland Niederlande Griechenland Luxemburg Kroatien Schweden Belgien Portugal Großbritannien Spanien Ungarn Dänemark Frankreich Ablehnung von Muslimen als Nachbarn Quelle: EVS (2008): Ablehnung: Muslime als Nachbarn in %
9 Tschechien Slowakei Zypern Litauen Lettland Malta Estland Bulgarien Polen Griechenland Rumänien Italien Österreich Ungarn Dänemark Deutschland Belgien Finnland Kroatien Portugal Irland Slovenien Spanien Niederlande Frankreich Großbritannien Luxemburg Schweden Ablehnung einer Liebesbeziehung mit Muslimen Quelle: EB (2015) Ablehnung: Liebesbeziehung mit Muslimen in %
10 Tschechien Ungarn Estland Litauen Polen Portugal Irland Österreich Slovenien Spanien Belgien Finnland Großbritannien Niederlande Frankreich Dänemark Deutschland Schweden Forderung eines Einreiseverbotes für Muslime Quelle: ESS (2014) Zustimmung zum Einreiseverbot für Muslime in %
11 Quelle: taz.de Zwischenfazit: Moslemfeindlichkeit (1) Kritische Haltungen gegenüber Muslimen sind in Europa stark verbreitet und können in Teilen als Moslemfeindlichkeit bezeichnet werden (2) Große Teile dieser Haltungen beruhen auf Angst und der Wahrnehmung des Islams als eine Bedrohung, die auf die Gruppe der Muslime übertragen wird (3) Die Ablehnung der Muslime geht weit über die Ablehnung anderer religiöser Minderheiten und Migrantengruppen hinaus (4) Die Ablehnung der Muslime ist im europäischen Vergleich unterschiedlich stark ausgeprägt womit sich die Frage nach den Ursachen stellt
12 Gründe? sozial-psychologische Ursachen von Moslemfeindlichkeit Ansätze und erste Befunde
13 Theoretischer Rahmen Faktische Existenz von Outgroups Nationalismus Symbolische Bedrohungswahrnehmung Religiosität Realistische Bedrohungswahrnehmung Ethnozentrismus Moslemfeindlichkeit Relative Deprivation Kontakt mit Outgroups
14 islamophobie Coef. Std. Err. t P> t [95% Conf. Interval] kontakt nation religion symb_angst real_angst ethnozentrismus deprivation Source SS df MS Number of obs = 19, bildung F(26, 19662) = geschlecht Model Prob > F = Residual alter , R-squared = belgien Adj R-squared = tschechien Total , Root MSE = deutschland daenmark islamophobie estland Coef Std. Err t P> t [95% Conf. Interval] spanien finnland kontakt grossbr nation religion ungarn symb_angst irland real_angst lithauen ethnozentrismus niederlande deprivation polen portugal bildung geschlecht schweden slowenien alter belgien _cons tschechien deutschland daenmark estland spanien finnland Quelle: ESS (2014) eigene Berechnung; kontrolliert grossbr auf Effekte von Ländern durch Länderdummies Ursachen: Forderung Einreiseverbot Muslime
15 Moslemfeindlichkeit ohne Muslime? Quelle: ESS (2014) eigene Darstellung
16 Kontakthypothese? Quelle: ESS (2014) eigene Darstellung
17 Quelle: taz.de Zwischenfazit: sozial-psychologische Ursachen für Moslemfeindlichkeit (1) Starke Erklärungskraft der Integrated Threat Theory (Stephan/Stephan 1996) (2) Bedrohungswahrnehmungen stehen im Zusammenhang mit kollektiven Identitäten und führen zur Abgrenzung zwischen der Eigen- und Fremdgruppe (3) Kontakte mit Migranten bauen Vorurteile gegen Muslime ab. In Europa ungleich verteilt, womit sich die starke Verbreitung der Moslemfeindlichkeit in Osteuropa erklären lässt (4) Mangelnde und para-soziale Kontakte mit Muslimen verstärken tendenziell das Ausmaß der Moslemfeindlichkeit und führen zur einer Art Moslemfeindlichkeit ohne Muslime
18 Moslemfeindlichkeit Gefahr für die demokratische politische Kultur? Konsequenzen
19 Theoretischer Rahmen Faktische Existenz von Outgroups Nationalismus Symbolische Bedrohungswahrnehmung (anti-)demokratische Wertorientierung Religiosität Realistische Bedrohungswahrnehmung Relative Deprivation Ethnozentrismus Moslemfeindlichkeit Kontakt mit Outgroups
20 Moslemfeindlichkeit: Gift für das demokratische Klima in europäischen Gesellschaften? Quelle: EVS (2008) eigene Darstellung
21 Demokratische Werteorientierungen nach Akzeptanz muslimischer Nachbarn Quelle: EVS (2008) eigene Darstellung
22 Gleiche Ursachen? Islamophobie und (anti-)demokratische Werteorientierungen Source SS df MS Number of obs = 736 F(10, 725) = Model Prob > F = Residual R-squared = Adj R-squared = Total Root MSE = Moslemfeindlichkeit moslemfeindli~t Coef. Std. Err. t P> t [95% Conf. Interval] nation religion symb_angst real_angst ethnozentrismus deprivation kontakte geschlecht bildung alter _cons Stolz: Demokratie Source SS df MS Number of obs = 759 F(10, 748) = Model Prob > F = Residual R-squared = Adj R-squared = Total Root MSE = stolz_demokra~e Coef. Std. Err. t P> t [95% Conf. Interval] nation religion symb_angst real_angst ethnozentrismus deprivation kontakte geschlecht bildung alter _cons Quelle: GMF (2011) eigene Darstellung
23 Quelle: taz.de Zwischenfazit: Moslemfeindlichkeit und Politische Kultur (1) Zwischen Moslemfeindlichkeit und Politischer Kultur bestehen empirische & theoretische Bezüge (2) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eine anti-demokratische Diskriminierungsideologie! (3) Moslemfeindlichkeit und anti-demokratische Werteorientierungen beruhen zum Teil auf ähnlichen sozial-psychologischen Ursachen (4) Moslemfeindlichkeit wirkt direkt & indirekt auf das politische Handeln (u. a. Wahl rechtspopulistischer Parteien, Teilnahme an PEGIDA-Demonstrationen) (5) Problem: Das Spannungsverhältnis von Moslemfeindlichkeit und Politischer Kultur wird zur Zeit durch ein emotional aufgeladenes und extrem polarisiertes Meinungsklima über den Islam und die Muslime befeuert
24 Grenzziehungen gegenüber Muslimen = Grenzen der Demokratie? Fazit
25 Fazit: Grenzziehungen gegenüber Muslimen = Grenzen der Demokratie? Islam und Muslime werden als bedrohlich wahrgenommen. Besonders in Osteuropa ist dieses Muster ausgeprägt. Multikausale Ursachen aber stärkste Prädiktoren Bedrohungswahrnehmungen und mangelnder Kontakt. Moslemfeindlichkeit ist eine Herausforderung für das demokratische Klima in europäischen Gesellschaften, dies gilt insbesondere für westeuropäische Einwanderungsgesellschaften. Feindlichkeit gegenüber Muslime und (anti-)demokratische Werteorientierungen basieren zum Teil auf ähnlichen Ursachen (z. B. Bedrohungswahrnehmungen, Ethnozentrismus, Deprivation).
26 Gert Pickel Cemal Öztürk Merve Schmitz-Vardar Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
27 Anhang Forschungsdesign Datenauswahl & Fallauswahl ESS (2014): Fälle =18 (Österreich, Belgien, Tschechische Republik, Deutschland, Dänemark, Estland, Spanien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Irland, Litauen, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden, Slowenien) EVS (2008): Fälle = 28 (Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Spanien, Schweden, Großbritannien) GMF (2011): Fall = 1 (Deutschland)
28 Anhang Forschungsdesign ESS (2014)
29 Anhang Forschungsdesgin EVS (2008)
30 Anhang Forschungsdesign GMF (2011)
Frei Rampe Schlachthofpreise in der EU exkl. USt. Jungrinder R3 in Euro je kg Kaltschlachtgewicht
Frei Rampe Schlachthofpreise in der EU exkl. USt. Jungrinder R3 in Euro je kg Kaltschlachtgewicht Dänemark Spanien Italien Polen Jänner 3,81 3,64 3,74 3,86 3,88 4,02 4,60 4,01 4,57 3,01 3,40 Februar 3,83
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