RÜCKSTÄNDE VON PFLANZENSCHUTZMITTELN IN TAFELTRAUBEN (JAN - OKT 2008)
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- Curt Heidrich
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1 RÜCKSTÄNDE VON PFLANZENSCHUTZMITTELN IN TAFELTRAUBEN (JAN - OKT 2008) HINTERGRUND DER UNTERSUCHUNGEN Tafeltrauben sind sehr beliebt und werden bei uns fast das ganze Jahr über angeboten. Während die meisten Tafeltrauben aus dem Ausland kommen, wird in den letzten Jahren eine stärkere Vermarktung von einheimischen Trauben angestrebt (Zeitraum September bis Oktober). Vom Austrieb bis zur Lese sind Trauben vielen Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt. Darum kommen beim gewerbsmäßigen Anbau von Tafeltrauben häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, um die Trauben vor Schädlingen zu schützen und die Ernte zu sichern. Tafeltrauben gehören gemäß Tests der letzten Jahre zu den als mittelmäßig bis stark mit Pflanzenschutzmittelrückständen belasteten Obststorten. Daher wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung auch in diesem Jahr wieder Tafeltrauben auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. ZUSAMMENFASSUNG Am CVUA Stuttgart wurden bis zum Berichtszeitpunkt insgesamt 101 konventionell erzeugte Tafeltraubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände von ca. 500 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen untersucht. Hierbei stammten 8 Proben (8 %) aus Deutschland, 5 davon aus Baden- Württemberg: Bei 97 (96 %) der Tafeltraubenproben konnten Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen werden. Drei Proben aus der Türkei, drei Proben aus Deutschland und jeweils eine Probe aus Italien und Israel wurden aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen beanstandet. 87 % der untersuchten Ware wiesen mehrere Wirkstoffe pro Probe (Mehrfachrückstände) auf. Im Mittel enthielt eine Traubenprobe 4 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,32 mg/kg Trauben (im Vergleich: einheimische Trauben enthielten durchschnitt- ADRESSE Schaflandstraße 3/ Fellbach Poststelle@cvuas.bwl.de TELEFON INTERNET (Diagnostik) ÖFFENTL. VERKEHRSMITTEL S-Bahn S2 und S3 FAX (Diagnostik) Bus 60, 67 und 212 Haltestelle Fellbach Bahnhof
2 Seite 2 von 7 lich 3 Wirkstoffe pro Probe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,17 mg/kg Trauben). In 4 Fällen wurden in einheimischen Proben Stoffe nachgewiesen, die in Deutschland für Tafeltrauben nicht zugelassen sind (Indikationszulassung). Bis zum Berichtszeitpunkt wurden insgesamt 11 ökologisch erzeugte Traubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht (hierbei stammte keine Probe aus Deutschland): Erfreulich: bei neun der untersuchten Traubenproben (8 mit Herkunft Italien, 1 aus Griechenland) konnten keinerlei Rückstände von chemisch synthetischen Pflanzenschutzmittel nachgewiesen werden. Bei 2 Proben aus Südafrika wurden sehr geringe Spuren nachgewiesen. Bezüglich Pflanzenschutzmittel erfüllten alle untersuchten Bio-Tafeltrauben die Bestimmungen für den ökologischem Anbau. FAZIT UND BEWERTUNG Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass konventionell erzeugte Tafeltrauben auch in diesem Jahr wieder zu den Obstsorten mit höherer Pflanzenschutzmittelrückständebelastung zählen, die Belastungssituation sich aber seit 2005 stetig verbessert hat. AUSFÜHRLICHE DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE FÜR TAFELTRAUBEN AUS KONVENTIONELLEM ANBAU Abbildung 1 zeigt die aktuelle Rückstandssituation bei den insgesamt 101 untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau im Vergleich zu den Vorjahren % 4% ohne Rückstände Rückstände < HM Rückstände > HM 9% % 10% % 17% % 86% 86% 81% 90% Abbildung 1 Rückstandssituation bei Tafeltrauben aus konventionellem Anbau (CVUA Stuttgart Jan. - Okt. 08 und 2005 bis 2007)
3 Seite 3 von 7 Einen Überblick über die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen gibt Tabelle 1. Vier Proben aus der Türkei, drei Proben aus Deutschland und jeweils eine Probe aus Italien und Israel wurden aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen beanstandet. Jedoch wurde bei keinem dieser nachgewiesenen Wirkstoffe die akute Referenzdosis überschritten (siehe Infokasten). Tabelle 1: Pflanzenschutzmittelrückstände in Tafeltrauben aus konventionellem Anbau differenziert nach Herkunftsland (CVUA Stuttgart Jan. - Nov. 08) Europa Herkunft Anzahl Proben mit Rückständen mit Mehrfachrückständen Proben über der HM Stoffe über der HM Baden- Württemberg 5 4* 4* 1* Folpet übriges Deutschland 3 3* 3* 2* Folpet (2x) Griechenland 2 2* 2* 0 Spanien 5 5* 4* 0 Italien (100%) 21 (96%) 1 (5%) Buprofezin Tafeltrauben 2008 Asien Afrika Amerika Indien 1 1* 1* 0 Israel 1 1* 1* 1* Methiocarb Türkei (100%) 10 (91%) 3 (27%) Acetamiprid, Captan, Imazalil Ägypten 4 4* 3* Namibia 2 1* Südafrika (95%) 19 (91%) Argentinien 6 5* 2* Chile (100%) 13 (100%) Ohne Angabe 5 5* 5* SUMME (96%) 88 (87%) 8 (8%) 8 Zum Vergleich: % 86% 9% % 88% 10% % 86% 12% % 76% 24% 38 *Datenbasis für prozentuale Auswertung zu gering; HM = Höchstmenge
4 Seite 4 von 7 Infokasten i Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD) Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, die Gesundheit schon bei einmaliger Exposition zu schädigen können. Quelle: Verzehrsmodell für Kinder, Information Nr. 016/2005 des BfR vom 2. Mai 2005 ( NICHT ZUGELASSENE WIRKSTOFFE Bei vier einheimischen Tafeltraubenproben wurden Rückstände mit Gehalten > 0,01 mg/kg an Wirkstoffen nachgewiesen, die für Tafeltrauben in Deutschland nicht zugelassen sind (Verstoß gegen die Indikationszulassung): Folpet (3x festgestellt), Dithianon und Pyrimethanil. i Die Infokasten Indikationszulassung ( 6 Pflanzenschutzgesetz): Indikationszulassung gilt für alle Pflanzenschutzmittel seit dem und besagt, dass die betroffenen Mittel zugelassen sind, aber nur bei den Anwendungsgebieten eingesetzt werden dürfen, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL, Zulassungsdatenbank: festgesetzt sind. Derzeit sind 7 verschiedene Pflanzenschutzmittel, die das Fungizid Folpet enthalten, in Deutschland zugelassen jeweils u.a. mit verschiedenen Indikationen für Weinreben, allerdings nur bei Nutzung als Keltertrauben; Anwendungen von Folpet enthaltenden Pflanzenschutzmitteln bei Tafeltrauben sind nicht erlaubt! Diese Situation spiegelt sich in der Höchstmengenfestsetzung wieder, für Keltertrauben beträgt die zulässige Höchstmenge für Rückstände an Folpet 5 mg/kg, für Tafeltrauben liegt sie dagegen auf dem Niveau der Bestimmungsgrenze bei 0,02 mg/kg (siehe hierzu auch Bericht "RÜCKSTÄNDE VON PFLANZENSCHUTZMITTELN IN KELTERTRAUBEN (SEPT- OKT 2008 ). Möglicherweise ist den Erzeugern die Problematik der unterschiedlichen Höchstmengenregelung und ihrer Hintergründe bei Kelter- und Tafeltrauben und damit einhergehender möglicher Rechtsverstöße beim Inverkehrbringen mit Folpet behandelter Trauben als Tafeltrauben nicht bewusst.
5 Seite 5 von 7 MEHRFACHRÜCKSTÄNDE Wie in Tabelle 1 dargestellt, wurde im Berichtszeitraum in 96 % der untersuchten Tafeltrauben aus konventionellem Anbau mehr als ein Wirkstoff pro Probe nachgewiesen (Mehrfachrückstände). Im Mittel enthielten die untersuchten Proben 4,0 Wirkstoffe pro Probe. Der mittlere Pestizidgehalt lag bei 0,32 mg/kg (im Vergleich: einheimische Trauben enthielten durchschnittlich 3,0 Wirkstoffe pro Probe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,17 mg/kg Trauben). Wie Tabelle 2 zeigt, hat sich die Belastungssituation seit 2005 kontinuierlich verbessert. Abbildung 2 zeigt die Häufigkeitsverteilung von Mehrfachrückständen in Tafeltrauben im Berichtszeitraum im Vergleich mit Auch hier sieht man, dass sich die Situation deutlich verbessert hat. Das Vorkommen, die Art und Anzahl dieser Mehrfachrückstände lässt sowohl auf den Einsatz von sogenannten Kombinationspräparaten (mit mehreren Wirkstoffen) als auch auf den Einsatz verschiedener Präparate gegen unterschiedliche Krankheiten bzw. Schädlinge schließen. Aufgrund von z.b. Zulassungsänderungen ist das Wirkstoffspektrum einem ständigen Wandel unterzogen (siehe auch Abbildung 3). Um ein möglichst umfassendes Bild über die Belastungssituation der Lebensmittel zu erhalten, ist es für die amtliche Lebensmittelüberwachung besonders wichtig, die analytischen Methoden ständig weiterzuentwickeln, neue Stoffe zu erfassen und immer auf dem neuesten Stand der Messtechnik zu bleiben. Tabelle 2: Pflanzenschutzmittelrückstände in Tafeltrauben aus konventionellem Anbau differenziert nach Untersuchungszeitraum (CVUA Stuttgart Jan. - Nov. 08; 2005 bis 2007) Jahr Mittlerer Pestizidgehalt [mg/kg] Anzahl Stoffe pro Probe Maximale Anzahl an Stoffe pro Probe Anzahl an unterschiedliche nachgewiesene Stoffe Tafeltrauben ,32 4, ,40 4, ,48 6, ,
6 Seite 6 von Anzahl Proben Anzahl Rückstände pro Probe Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung von Mehrfachrückständen in Tafeltrauben 2008 im Vergleich zu 2006 (CVUA Stuttgart Sept. - Okt 08; 2006); Hierbei wurden alle massenspektrometrisch abgesicherten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenzen herangezogen. Es wurden auch Gehalte kleiner 0,01 mg/kg berücksichtigt. WIRKSTOFFSPEKTRUM Bei der diesjährigen Untersuchung von Tafeltrauben aus konventionellem Anbau wurden bisher insgesamt 63 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, zum Vergleich, in 2007 waren es 71 unterschiedliche Wirkstoffe, in Wirkstoffe. Einen Überblick über das Stoffspektrum der 2008 am häufigsten nachgewiesenen Wirkstoffe im Vergleich zu 2006 gibt Abbildung 3. Pilzerkrankungen stellen ein besonderes Problem bei der Traubenerzeugung dar - dies spiegelt sich auch in dem Stoffspektrum wider: am häufigsten wurden Rückstände von Fungiziden nachgewiesen.
7 Seite 7 von 7 Cyprodinil Myclobutanil Fenhexamid Iprodion Fludioxonil Chlorpyrifos Pyrimethanil Imidacloprid Procymidon Boscalid Penconazol Methoxyfenozide Triadimefon/Triadimenol Azoxystrobin Spinosad Quinoxyfen Trifloxystrobin Iprovalicarb Methiocarb, Summe Famoxadon Metalaxyl/Metalaxyl M Indoxacarb Spiroxamine Ethephon Kresoxim-methyl Tebufenpyrad Fenarimol Folpet Tebuconazol Dimethomorph Cypermethrin Bifenthrin Flufenoxuron Lambda-Cyhalothrin Carbendazim Dimethoat/Omethoat Hexaconazol Malathion Cyfluthrin/beta-Cyfluthrin Deltamethrin Flusilazol Chlorpyrifos-methyl Tebufenozid Tetraconazol Endosulfan, Summe Fenbutatinoxid Fenitrothion Carbaryl Fenthion, Summe Malaoxon Tolylfluanid Imazaquin 0.0% 10.0% 20.0% 30.0% 40.0% Anteil Proben Abbildung 3 Stoffspektrum und Häufigkeitsverteilung der am häufigsten nachgewiesenen Rückstände in Tafeltrauben (CVUA Stuttgart Jan. - Okt. 08); Hierbei wurden alle massenspektrometrisch abgesicherten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenzen herangezogen. Es wurden auch Gehalte kleiner 0,01 mg/kg berücksichtigt.
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