Swissmem-Jahresmedienkonferenz vom 25. Februar 2014, Zürich. Aktuelle Lage der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie

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1 Sperrfrist: 25. Februar 2014, Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Swissmem-Jahresmedienkonferenz vom 25. Februar 2014, Zürich Aktuelle Lage der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie Referat von Peter Dietrich, Direktor Swissmem, Zürich Geschätzte Damen und Herren Hinweise, dass es in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) zu einer Trendwende kommen könnte, erhielten wir bereits im ersten Halbjahr Es fiel auf, dass die Unternehmen der MEM-Industrie in den jeweiligen Quartalsumfragen deutlich optimistischere Einschätzungen über die künftige Geschäftsentwicklung abgaben als noch im Jahr Genährt wurde die Hoffnung auf eine Trendwende im ersten Semester 2013 auch durch den vergleichsweise guten Auftragseingang bei typisch frühzyklischen Subbranchen der MEM-Industrie wie z.b. bei der Textilmaschinenoder der Halbleiterindustrie. Auch in Gesprächen mit den Mitgliedfirmen zeigte sich eine spürbar bessere Stimmung. Bis Mitte des Jahres schlug sich dies noch nicht in den Geschäftszahlen nieder. Auftragseingänge und Umsätze lagen nach zwei Quartalen unter dem Vorjahresniveau. Im zweiten Halbjahr gewann die Geschäftsentwicklung endlich an Dynamik. Die Zahlen des dritten und vierten Quartals bestätigen, dass die von uns an der Medienkonferenz vom letzten August geäusserte Hoffnung auf eine Trendwende begründet war. Das freut uns sehr. Ob dies eine echte, nachhaltige Trendwende ist, vermögen wir heute aber noch nicht zu sagen. Auftragseingang (Folie 1) Hier nun die Zahlen, die wir jeweils bei den Swissmem Meldefirmen erheben: Nach einer zweijährigen Phase von sinkenden oder bestenfalls stagnierenden Auftragseingängen haben wir nun zwei Quartale mit steigenden Auftragseingängen hinter uns dies immer im Vergleich zur Vorjahresperiode. Im vierten Quartal 2013 nahmen die Auftragseingänge um 3,7 Prozent zu. Über das gesamte letzte Jahr betrachtet, beträgt die Zunahme 2,3 Prozent. Die Gründe liegen in der vielerorts positiven Wirtschaftsentwicklung in den wichtigsten Absatzmärkten der MEM-Industrie. Zudem hat sich die Überbewertung des Schweizer Frankens im Vergleich zum Euro im vergangenen Jahr leicht abgeschwächt. Umsatzentwicklung (Folie 2) Ein noch viel prägnanteres Bild zeigt die Umsatzentwicklung der letzten Jahre. Die Umsätze verharrten seit dem tiefen Einbruch im Jahr 2009 faktisch bis Anfang 2013 auf mehr oder weniger demselben Niveau. Das ist auf der Folie an der roten Linie, die den indexierten Verlauf zeigt, gut erkennbar. Seit dem zweiten Quartal 2013 ist eine deutliche Aufwärtsbewegung erkennbar. Über das gesamte Jahr 2013 gesehen, zogen die Umsätze im Vergleich zu 2012 um 2,8 Prozent an. Dazu beigetragen haben vor allem Grossfirmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden. Bei den KMU verlief die Umsatzentwicklung deutlich weniger dynamisch. Diese moderatere Entwicklung der Geschäftszahlen bei den KMU dem sprichwörtlichen Rückgrat unserer Industrie gilt es zu beobachten.

2 Referat Peter Dietrich vom 25. Februar 2014 Entwicklung der Exporte (Folie 3) Die anziehenden Auftragseingänge wirkten sich auch auf die Exportzahlen aus. Insgesamt erhöhte sich das Volumen der Güterexporte der MEM-Industrie von 64,6 Milliarden Franken im Jahr 2012 auf 65,4 Milliarden Franken im vergangenen Jahr. Das ist ein Zuwachs von 1,2 Prozent. Ausser beim Maschinenbau, der gegenüber dem Vorjahr noch einen Exportrückgang von -0,2 Prozent hinnehmen musste, stiegen die Exporte bei allen Warengruppen. Den grössten Zuwachs verzeichneten die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten. Sie stiegen um 3,7 Prozent. Die Zuwächse bei den Metallen (+0,7%) und der Elektrotechnik / Elektronik (+0,1%) fielen moderater aus. Regional betrachtet, entwickelten sich die Absatzmärkte unterschiedlich: Der Hauptabsatzmarkt der MEM-Industrie ist mit einem Exportanteil von 59,4 Prozent nach wie vor die EU. Die Exporte in EU-Staaten nahmen 2013 im Vergleich zu 2012 um 0,8 Prozent leicht zu. Zuvor lagen diese Zahlen über zwei Jahre hinweg im Minus. Allein im vierten Quartal stiegen die Ausfuhren in die EU um 3,5 Prozent. Die Entwicklung der Ausfuhren wiederspiegelt, dass die EU in ihrer Gesamtheit im vergangen Jahr aus der Rezession gefunden hat. Die Sicherstellung des ungehinderten Zugangs zu diesem für uns entscheidenden Markt bleibt für unsere Industrie zentral. Nach einem kräftigen Rückgang der Exporte nach Asien im Jahr 2012 stagnierte die Geschäftstätigkeit im vergangenen Jahr. Der Rückgang betrug noch geringe 0,2 Prozent. Aber auch in dieser Marktregion machte sich jüngst eine Trendwende bemerkbar. Im letzten Quartal 2013 zogen die Ausfuhren nach Asien im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3,2 Prozent an. Nach wie vor erfreulich ist die Marktentwicklung in den USA, dem zweitgrössten Absatzmarkt der MEM-Industrie. Bereits 2012 lagen die Exporte im Plus. Diese Entwicklung setzte sich im vergangen Jahr fort. Das Exportwachstum betrug solide 2,4 Prozent. Um dieses positive Bild abzurunden, weise ich noch auf die Exportzahlen vom Januar 2014 hin, welche die Oberzolldirektion letzte Woche publiziert hat. Sie bestätigen mehrheitlich den Wachstumskurs der MEM-Exporte. In der Metallindustrie wuchsen sie um 5,9 Prozent und jene in der Maschinen- und Elektronikindustrie um 3,7 Prozent. Einzig die Präzisionsinstrumente verzeichnen gegenüber dem Vorjahresmonat einen Exportrückgang von 2,1 Prozent aus. Kapazitätsauslastung (Folie 4) Die anziehenden Bestellungen wirken sich auch auf die Kapazitätsauslastung in der Industrie aus. Nachdem sie seit Anfang 2011 im Schnitt stetig gefallen war und mit einer Auslastung von 82,1 Prozent im vergangenen Jahr einen Tiefpunkt erreicht hatte, verbesserte sie sich im 4. Quartal 2013 wieder auf 83,8 Prozent. Diesen Verlauf sehen Sie hier schön in der Grafik. Die jüngste Erhebung des KOF im Januar 2014 ergab sogar eine Kapazitätsauslastung von 87 Prozent, womit sie leicht über dem langjährigen Durchschnitt zu liegen kam. Seite 2

3 Referat Peter Dietrich vom 25. Februar 2014 Beschäftigungslage (Folie 5) Nun zur Beschäftigung in der MEM-Industrie: Leider verfügen wir noch nicht über die Zahlen per Ende Dezember Diese werden in den nächsten zwei, drei Tagen vom BfS veröffentlicht. Auf der Folie finden Sie die Zahlen der MEM-Industrie per Ende September Die MEM-Industrie beschäftigte zu jenem Zeitpunkt insgesamt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In dieser Zahl sind auch die Beschäftigten der Uhrenindustrie enthalten. Die Anzahl Mitarbeitende lag damit 1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Branche hat damit in den letzten zwei Jahren rund Stellen eingebüsst. Diese Reduktion fiel tiefer aus als erwartet: Die Unternehmen standen sehr unter Druck und haben trotzdem versucht, ihre Mitarbeitenden zu halten. Sie wissen um die Schwierigkeiten bei deren Rekrutierung von Fachkräften. Wir hoffen, dass diese Zahlen aufgrund der verbesserten Auftragslage in naher Zukunft wieder zunehmen. Erfahrungsgemäss wirken sich steigende Auftragseingänge aber erst verzögert auf die Beschäftigungszahlen aus. Beurteilung und Aussichten Die Geschäftsentwicklung in der MEM-Industrie ist erfreulich. Der Hauptgrund liegt sicherlich in der verbesserten konjunkturellen Situation in der EU und in den USA. Einen wichtigen Beitrag leistete auch die stabile Wechselkursuntergrenze von 1.20 CHF zum Euro. Sie verschaffte den Unternehmen Zeit und Luft, um Anpassungen in ihrer Struktur, den Prozessen und der Marktleistung zu vollziehen. Gewisse der Unternehmen profitieren nun von diesem Fitnessprogramm. Die grosse Frage ist nun: Setzt sich diese positive Entwicklung in diesem Jahr fort? Wenn wir uns auf die Einschätzung der Unternehmer für die kommenden zwölf Monate abstützen, dann lautet die Antwort JA. Aktuell rechnen 54,1 Prozent der befragten Unternehmen mit höheren Bestellungen aus dem Ausland. Vor drei Monaten lag dieser Wert bei 40,5 Prozent. Gleichzeitig hat die Anzahl der Pessimisten abgenommen. Nur noch 11,5 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden Monaten mit weniger Aufträgen. Im Herbst sind es 16,3 Prozent gewesen. Insbesondere aus den Märkten Deutschland, Osteuropa und China erwarten die Unternehmen Wachstumsimpulse. Aber auch die USA ist ein oft genannter Wachstumsmarkt. Aufgrund der Einschätzung der Unternehmen und aufgrund der Tatsache, dass die Konjunkturaussichten in den wichtigsten Absatzmärkten weiterhin gut sind, rechnet Swissmem kurzfristig mit einem positiven Verlauf des Geschäftsganges. Ob sich diese Entwicklung auch mittelfristig als Trendwende herausstellt, vermögen wir heute noch nicht zu sagen. Es gibt durchaus Faktoren, die dieses positive Bild mittelfristig eintrüben könnten: Die Risiken im europäischen Umfeld sind noch nicht vom Tisch. Eine erneute Verschärfung der Schuldenkrise lässt sich nicht ganz ausschliessen. Eine solche Entwicklung würde sich negativ auf den Geschäftsgang der Schweizer MEM-Industrie auswirken. Nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative sorgen wir uns um den freien Zugang zum EU-Binnenmarkt. Sollte dieser tatsächlich fallen, würde sich die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Firmen auf dem europäischen Markt spürbar verschlechtern. Darüber hinaus dürfte das Kontingentsystem den Zugang zu ausländischen Fachkräften erschweren. Das ist ernst zu nehmen, weil die Firmen nur dann ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten können, wenn sie über genügend Fachpersonal auf allen Stufen verfügen. Seite 3

4 Referat Peter Dietrich vom 25. Februar 2014 Zudem streben Gewerkschaften und Linke beharrlich eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für den Werkplatz Schweiz an. Diverse Vorlagen sind in der Pipeline. Bereits am 18. Mai 2014 entscheidet das Volk über die Mindestlohn-Initiative. Die Gründe für die ablehnende Haltung von Swissmem zu dieser Initiative wird Ihnen unser Präsident nachfolgend präsentieren. Unter diesen Blickwinkeln ist insbesondere die Entwicklung bei unseren KMU genau zu beobachten. Sie sind zwar flexibel, reagieren aber deutlich empfindlicher auf sich verschlechternde Rahmenbedingungen wie z.b. ein möglicher Wegfall des Zuganges zum EU- Binnenmarkt, höhere Kostenbelastungen oder allfälligen Benachteiligungen bei der Zuteilung von Kontingenten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Zürich, 25. Februar 2014 Weitere Auskünfte erteilt: Swissmem Kommunikation Pfingstweidstrasse 102 Postfach CH-8037 Zürich Tel Fax Seite 4

5 «Die wirtschaftliche Lage der Maschinen-, Elektro-und Metall-Industrie» Peter Dietrich Direktor Swissmem 1 Jahresmedienkonferenz 25. Februar 2014 Auftragseingang MEM-Industrie Swissmem-Quartalsstatistik (Q1 2001=100) 50% % % % % 120 0% % 80-20% 60-30% Veränderung in % Index Auftragseingang Total 40-40% 20-50% Jahresmedienkonferenz 25. Februar

6 Umsatz MEM-Industrie Swissmem-Quartalsstatistik (Q1 2001=100) 25% 15% 5% -5% -15% Veränderung in % Index Umsatz Total -25% Jahresmedienkonferenz 25. Februar 2014 Exporte MEM-Industrie Januar Dezember 2013 Nach Warengruppen Veränderung gegenüber Vorjahresperiode Total Maschinenbau in Mrd. CHF Veränderung in % Metalle Präzisionsinstrumente Elektrotechnik/ Elektronik Jahresmedienkonferenz 25. Februar

7 Kapazitätsauslastung MEM-Industrie 95% 90% 85% 80% 75% Quelle: KOF 5 Jahresmedienkonferenz 25. Februar 2014 Beschäftigte in der MEM-Industrie Jahr Beschäftigte in % zu Vorjahr , , , , , , , , , ,3 3Q ,0 Quelle: BFS, inkl. Beschäftigte der Uhrenindustrie neue Stichprobenstruktur per Q mit revidierten Reihen für die Periode Jahresmedienkonferenz 25. Februar