Prof. Rodolphe Schlaepfer Direktor, WSL, Birmensdorf. Prof. Dr. Kurt Eiberle 1 Leiter des Forschungsbereichs Forstwissenschaften WSL, Birmensdorf

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1 ' _ FORUM FÜR WıssEN 1991 Wald und Landschaft: Lebensräume schützen und nutzen Tagungsleiter Gesprächsleiter ~ Referenten Prof. Rodolphe Schlaepfer Direktor, WSL, Birmensdorf Prof. Dr. Kurt Eiberle 1 Leiter des Forschungsbereichs Forstwissenschaften WSL, Birmensdorf PD Dr. otto wtıdi L ' ` Leiter des Forschungsbereichs Landschaft WSL. Birmensdorf ~ Roland Haab. h Beratungsstelle Moorschutz, Forschungsbereich Landschaft, WSL, Birmensdorf Dr. Heinz Kasper Sektionsleiter Waldbau, WSL, Birmensdorf Dr. Nino Kuhn Koordinationsstelle für Dauerbeobachtungsflächen und Waldreservate, WSL, Birmensdorf Werner Müller 4 Schweizer Vogelschutz, Zürich PD Dr. Anton Schuler g ~ Departement für Wald- und Holzforschung, ETH Zürich August Studer Kantonsoberförster Aargau, Aarau Das «FORUM für Wissen 1991» hat am 31. Januar in der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. in Birmensdorf stattgefunden.

2 2 ist eine Veranstaltung, welche unter der Verantwortung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, 2 R W S S E N Birmensdorf, durchgeführt wird. Am Anlass sollen aktuelle Themen aus den Arbeitsgebieten der Forschungsanstalt vorgestellt und diskutiert werden. Die Referenten stammen aus der WSL, auswärtige Fachleute können beigezogen werden. Gleichzeitig zu jeder Veranstaltung von «FORUM für Wissen» erscheint eine auf das Thema bezogene Publikation. Für das Zustandekommen der Veranstaltung und der Publikation «FORUM für Wissen 1991» waren folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WSL Birmensdorf verantwortlich tätig: Fachliche Begleitung und Redaktion: Prof. Dr. Kurt Eiberle r Koordination des Anlasses und Herstellung der Publikation: i Öffentlichkeitsarbeit/Presse und Infonnation Charles von Büren Sekretariat: Dolores Mauss Annamaria Genelin Typographie/Gestaltung: René Riiegg Textbearbeitung: Anni Heusser Margrit Wiederkehr Organisation im Saal: Hermann Huber Paul Müller Verpflegung: Brigitte Oertli (Personalrestaurant WSL) mit ihrem Team Q, Das Copyright der Texte zum «FORUM für Wissen» liegt bei den einzelnen Autoren.

3 FORUM i wald und Landschaft F U R W13 S E N 1. Lebensräume schützen und nutzen 1991 F 1 Inhalt Seite Vorwort - Prof. Rodolphe Schlaepfer 5 Wald und Forstwirtschaft in der Schweiz: Die geschichtliche Entwicklung der letzten 100 Jahre PD Dr. Anton Schuler F 1 9 Waldwirtschaft und Naturschutz: Gegensätze und Gemeinsamkeiten Dr. Heinz Kasper 15 Integration des Naturschutzes in die forstliche Planung August Studer 1 21 Die Eigenart des Auenwaldes als Lebensraum Dr. Nino Kulm 29 Moore der Schweiz: Bedeutung, Gefährdung und Schutz Roland Haab 43 Bio'top~Pflege am Beispiel waldbewohnender Vogelarten Werner Müller 51 Angaben zu den Referenten 63

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5 5 FOBUIIVI FUR vvıssen 1991 Vorwort Wald und Landschaft: Lebensräume schützen und nutzen Die im Juni 1989 durchgefiihrte Neustrukturierung -unserer Forschungsanstalt wirkt sich in vielfältiger Weise aus. beispielsweise auch auf die Art der Vermittlung von Forschungsresultaten. Neu ist die Aufteilung in die vier Bereiche Forstwissenschaften, Ökologie, Landschaft sowie Schnee und Lawinen. Dementsprechend streben wir an, iiber diese breit gefächerten Tätigkeiten sowohl Fachkreisen wie auch einem weiteren interessierten Publikum vermehrt und regelmässig leichtfassliche wissenschaftliche Informationen zur Verfügung zu stellen. V ` «Vulgarisatioıı von Forschungsarbeiten war das Stichwort. dafiir - ein Begriff, der in der französischen Sprache iiblich ist urıd sich auf deutsch mit «Popularisierung umschreiben lässt. Konkrete Beispiele geben von diesen Absichten den besten Begriff So veröffentlichen wir seit L 1990 in «ARGUMENTE aus der Forschung» kurzgefasste und allgemein verstäızdliclıe Beiträge, welche dasfachübergreifende Wirken der Forschungsanstalt widerspiegeln. Zudem soll die bestehende Merkblattreiheaufgewertet und von allen vier Forschungsbereichen benutzt wer-_ den. Weiter wurde auch die im Rahmen der Öfifentlichkeitsarbeit bei a'*er~wsli aufgeworfene Idee, einen Rahmen fiir Vorträge und Diskussionen zu schaffen, besprochen und mit dem «FORUM für Wissen» verwirklicht. Geplant ist, diesen Anlass jährlich unter wechselndenıthema, aber immer bezogen auf die Tätigkeit der WSL, in Birmensdorf stattfinden zu lassen uızd gleichzeitig eine entsprechende Publikation herauszugeben. Die WSL trägt die fachliche Verantwortung und stellt auch Referenten; ausseııstehende Wissenschafter ko`ıı/zen eingeladen werden.

6 T ' FORUMfürWlssent991 Von/von Die erste Veranstaltung von «FORUM für Wissen» steht unter dem Titel «Lebensräume schützen und nutzen _: sie. verbindet die Elemente Wald und Landschaft. Die hinter diesem Titel stehenden Überlegungen gehen von der Tatsache aus, dass im Verlaufe der vergangenen Jahre die Bedrohung der Tier- und Pflanzenwelt auch in der,schweiz stark zugenommen hat. Diese Entwicklung hat der breiten Bevölkerung bewusst gemacht. dass neben den ökonomischen Interessen vermehrt auch die Bedürfnisse der Natur in das menschliche Handeln gegenüber der Tierund Pflanzenwelt einbezogen werden müssen. Wann immer von der Wald- oder auch von der Landwirtschaft die Rede ist, stehen heute stets die.anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes zur Diskussion. Auch deshalb war es naheliegend, diese grundsätzliclıen Fragen zum Gegenstand der ersten Tagung «FORUM für Wissen» zu machen, welche die Probleme und Ergebnisse der Forschung einem breiten Publikum näherbringen soll. Die Thematik wurde bewusst weit gefasst und nicht auf die Darstellung allgemeiner Zielvorstellung beschränkt. Dazu gehört auch die Problematik der Umsetzung. Zeitgemässer Landschaftspflege liegt eine verantwortungsbewusste Haltung zugrunde. Die fortschreitende Beeinträchtigung und die Zerstörung wertvoller Lebensräume müssen wirksam verhindert werden, die Artenvielfalt ist zu fördern. Diese Landschaftspflege muss aber mit Rücksicht auf anderweitige menschliche Bedürfnisse wie beispielsweise Erholung, Schutz vor Naturgefahren oder Nutzungsansprüche realisiert werden. Dementsprechend sind mögliche Zielkonflikte gründlich zu erfassen und zu beurteilen. Ausserdem müssen klare Vorstellungen über Möglichkeiten und Grenzen von biologischen und technischen Massnahmen bestehen. Die Problematik, die sich daraus für die forstliche Planung ergibt, wird in der Ta- V gung «Lebensräume schützen und nutzen» erörtert. Fur eine wirkungsvolle Pflege der Lebensräurne sind die Anwendungen der Ergebnisse der ökologischen Forschung entscheidend. Es /ıandelt sich dabei um Kenntnisse über die ökologische Eigenart der verschiedenartigen Vegetations-

7 G FOF1Ul\/lfur Wıssen 1991 Vorwort, 7 formen und Tiergemeinschaften, um die Einflüsse standörtlicher Bedingungen und um die Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen Eingriffen. Dieser Sachverhalt lässt sich am Beispiel der Moore, der Auenwälder sowie der _ waldbewohnenden Vogelarten sehr gut belegen. Dies ist kurz skizziert das Programm dieser ersten Tagung «FORUM fur Wissen. iwir hofien, mit dieser Veranstaltung weite Kreise anzusprechen, sowohl~forstleute wie Landschaftsschützer, Biologen und Lehrkräfte, aber auch die Medien als Vermittler zur Öffentlichkeit. Wenn dies gelingt, haben wir einen grossen Schritt in Richtung «Vulgarisation von wissenschaftlicher Arbeit» getan. An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten für das gute Gelingen dieses Anlasses herzlich danken. Dieser Dank geht vorab an die sechs Referenten und die beiden Gesprächsleiter, Prof. Dr. Kurt Eiberle und Dr. Otto Wildi. Für die Idee zum «FORUM für Wissen» danke ich Charles von Büren, Stabsmitarbeiter für Öfientlichkeitsarbeit an der WSL. Er hat gemeinsam mit weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Forschungsanstalt diesen ersten Anlass auch realisiert und organisiert. Zu danken ist hier auch Dolores Mauss und Annamaria Genelin, welche die umfangreichen Sekretarı`atsarbeiten erledigt haben, weiter Anni Heusser, Margrit Wiederkehr und Rene' Rüegg für idie Druckvorlagen der Publikation, Paul Müller und Hermann Huber für ihre handfeste Hilfe bei der Organisation und Brigitte Oertli mit ihrem Team für die kulinarische Betreuung. Ihnen allen gehört mein grosser Dank für ihre fachkundige, sorgfältige und geduldige Arbeit. Insbesondere aber freut es mich, dass die Teilnehmer derart zahlreich und aus unterschiedlichsten Fachgebieten stammend, erschienen sind. Sie tragen entscheidend zum guten Gelingen des ersten Anlasses «FORUM für Wissen» am 31. Januar 1991 bei. P Rodolphe Schlaepfer

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9 ` 9 Wald und Forstwirtschaft in der Schweiz: FORUM F Ü R W, S S E N Die geschichtliche Entwicklung der letzten 100 Jahre L Po or. Amon sehuıer, ETH zürich «Als letzten wichtigen Vortheil will ich noch hervorheben, dass in gemischten Beständen neben allen materiellenvortheilen auch die Schönheit des Waldes in leichtester und lohnenster Weise sich pflegen lässt, nicht allein dadurch, dass wir ein farbenreicheres, durch seine Abwechslung, fesselndes Bild bieten, sondern auch dadurch, dass wir unsern malerisch gestalteten Waldriesen ein längeres Leben erhalten können. 1 Diese Äusserungen stammen aus einem Referat des Bieler Stadtoberförsters Arnold Müller zum Thema «Die gemischten Holzbestände, das er vor den versammelten Mitgliedern des Schweizerischen Forstvereins im August 1889, also vor wenig mehr als hundert Jahren, in Biel hielt.. _ ` ` Dieses Zitat wurde hier nicht gewählt, um den Naturschützern zu beweisen, dass die schweizerischen Forstleute, schon vor hundert Jahren heutige Postulate erfüllten und «grün dachten. Diese Absicht könnte durchaus kontraproduktiv sein, denn mit den genau gleichen Argumenten der Waldverschönerung und des riesenhaften Wuchses hatten ja auch die -Befürworter des Exotenanbaus schon hundert Jahren zuvor, das heisst seit dem Aufkommen der ökonomischen und physikalischen Gesellschaften in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für den vermehrten Anbau der eben bekannt gewordenen fremdländischen Baumarten geworbenl. Dennoch weist dieses Referat, vor hundert Jahren gehalten und daher als Ausgangspunkt für diese Ausführungen geeignet, hin auf eine sich abzeichnende Wende, die vom Anbau von Monokulturen weg zu einem naturnäheren Aufbau unserer.wälder führen sollte. In dem darauf vorgetragenen Korreferat wies Professor Conrad Bourgeois zudem auf neue Strömungen in Deutschland hin, das nach seinen Schätzungen nur noch 20 Prozent gemischte Bestände aufwies3: «Es ist demnach auch begreiflich, dass von _Deutsch1and aus die Gegenströmung ausgieng unddass es deutsche Forstwirthe waren, welche zuerst an ihre Collegen den Mahnruf erschallen liessen, der Natur nicht mehr wie in der Kahlschlagwirthschaft Gewalt anzutun und sie wieder daran erinnerten, dass ja doch eigentlich die Grundlage aller Forstwissenschaft auf einer gründlichen Beobachtung der Kräfte und der Vorgänge der Natur beruhe, damit wir dieselbe nachahmen und in die gewünschte Bahnen lenken können. Dieser Hinweis bezieht sich zweifellos auf die von Karl Gayer ausgehende neue Waldbauschule, die in der Folge mit dem Übergang des Waldbaulehrstuhles des Eidgenössischen Polytechnikums von AntoniBühler an Arnold Engler im Jahre '1897 auch die schweizerische Waldbauentwicklung nachhaltig und bis-heute prägen sollte. Mit diesen Hinweisen auf einen Wandel der forstlichen Auffassungen, der vor hundert Jahren seinen Anfang nahm, sind wir mitten in unserem Thema, das die Entwicklung unserer Wald- und Forstwirtschaft in den letzten hundert Jahren zum Inhalt haben soll, mitten im Thema der ganzen Tagung auch, die ja insbesondere dem Verhältnis zwischen Wald und Landschaft beziehungsweise zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz nachgehen soll. Um diese Entwicklung besser zu verstehen, scheint es zweckmässig, den Ausgangspunkt unter verschiedenen Aspekten etwas genauer anzusehen und einzelne Strömungen, die diese Entwicklung begleiteten und beeinflussten. zu verfolgen. Auf die heutige Situation braucht

10 ' 10 FORUM für Wissen 1991 Anton Schuler hier nicht ausführlich eingegangen zutwerden. Sie ist als bekannt vorauszusetzen und wird, was das spezielle Tagungsthema betrifft, in den nachfolgenden Referaten noch genauer darzustellen sein. Der Ausgangspunkt Mit dem Inkrafttreten der revidierten Bundesverfassung von 1874 und des Bundesgesetzes betreffend die eidgenössische Oberaufsicht über die Forstpolizei im Hochgebirge von 1876 sowie der damit zusammenhängenden eidgenössischen und kantonalen Erlasse hatte die sogenannte «geregelte Forstwirtschaft» auch in jenen Bergkantonen Einzug gehalten, die nicht von sich aus bereits Forstgesetze erlassen und eine entsprechende Forstorganisation aufgebaut hatten. Aus verschiedenen Gründen war die Beschränkung auf das «Hochgebirge unbefriedigendtl, so dass bald nach der Inkraftsetzung des Forstpolizeigesetzes Initiativen ergriffen wurden, dieses Gesetz auch auf die übrigen Teile der Schweiz auszudehnen. Treibende Kräfte waren wieder -- wie schon vor die im Schweizerischen Forstverein zusammengeschlossenen Forstleute. Wir stehen also um 1890 immer noch vor der Situation, dass die schweizerische Forstpolitik weiterhin von Politikern und Forstleuten gestaltet wurde, deren Wirkungskreis zum grössten Teil nicht im «eidgenössischen Forstgebiet lag. Die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, in vielen dieser Regionen ebenfalls die Waldfläche wirksam zu schützen, andere wirksame Schutzbestimmungen zu erlassen oder für Verbauungen und Aufforstungen Unterstützung zu erhalten, veranlasste sowohl den Schweizerischen Forstverein wie auch einzelne Kantone ausserhalb des «Forstgebietes» schon in den achtziger Jahren, beim Bundesrat um Ausdehnung der Verfassungs- und Gesetzesbestimmungen -auf die ganze Schweiz vorstellig zu werden. Erfolg hatte aber erst eine im Jahre 1893 vom Badener Oberförster und Nationalrat Baldinger eingereichte Motion zur Änderung des Artikels 24 der Bundesverfassung, die 1897 von den Räten beschlossen und 1898 vom Volk gutgeheissen wurde? Durch die Streichung der beiden Wörter «im Hochgebirge» erhielten Verfassungsartikel. Forstgesetz und damit zusammenhängende :Verordnungen Geltung für die ganze:schweiz. Seit 1902 ist bekanntlich das heute noch geltende Forstgesetz in Kraft. Auf die aus diesen Verfassungs- und Gesetzesaufträgen abzuleitenden Massnahmen, die daraus entstehenden Verwaltungsstrukturen und ihre Entwicklung kann hier nicht eingegangen werdenó. Indirekt mit den Gründen, die zum Artikel 24 der Bundesverfassung und den davon abgeleiteten Gesetzen und Verordnungen führten, hängt auch die Entwicklung der Waldfläche und der Waldbehandlung zusammen. Der Trend zeigt um 1890 eindeutig in die Richtung der Waldzunahme und der Regulierung der Waldbehandlung im Sinne einer räumlichen Separierung der verschiedenen traditionellen Waldnutzungsarten: Ausscheidung von Wald und Weide, innere Arrondierung, d.h. Ausnutzung jeder zum Waldareal. gehörenden Teilfläche für die Holzproduktion, Umwandlung von Nieder- und Mittelwald in ertragsreicheren Hochwald mit «normaler Altersklassenverteilung, Ablösung von schädlichen, d.h. ertragsmindernden Nebennutzungen (Streunutzung etc.). Ganz im Sinne des Verfassungsartikels und der bestehenden Forstgesetze begann auch die Intensivierung von Aufforstungsbemühungen und forstlichen Meliorationen, die selbstverständlich abhängig waren von den finanziellen Mitteln, die der Bund zur Verfügung stellen konnte. Ausgerichtet waren alle diese Bemühungen auf jene Ziele, die Elias Landolt bereits 1862 in seinem Bericht über den Zustand: der «Hochgebirgswaldungen 7 formuliert hatte, nämlich Normalisierung des Verhältnisses zwischen Holzproduktion und 'Holzverbrauch, Stabilisierung des Wasserabflusses durch geeignete Meliorations- und Aufforstungsmassnahmen sowie Erhaltung des Klimas und Massnahmen «mit Beziehung auf die Sicherheit, Annehmlichkeit, Wohnlichkeit und Schönheit des Landes. Dass diese Stabilisierungsbemühungen fast zwangsläufig zu einer konservierenden und auf Ertragssteigerung ausgerichteten Forstwirtschaft führen mussten, ist unter diesen Voraussetzungen wohl verständlich. Dennoch waren die Forstleute des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht ausnahmslos Vertreter der Reinertragswirtschaft und eines auf schematisierte Waldbehandlung ausgerichteten Waldbaus, wie dies

11 i FORUM für Wissen 1991 Anton Schuler, 1 1 heute oft angeommen wird. Dies zeigen die Publikationen der Zeit deutlich. Manigewinnt den Eindruck, dass heute noch «moderne Gedanken durchaus bekannt waren und propagiert wurden. Dies gilt nicht erst füridie Zeit des Überganges des Waldbaulehrstuhles von Anton Bühler an Arnold Englerg. Auch in der Forsteinrichtung beginnt sich zu dieser Zeit der Übergang vom schematischen Flächenfachwerk und ähnlichen Methoden zu der auf den Plenterwald und gemischte Bestände ausgerichteten Kontrollmethode von Biolley abzuzeichneng.. Die Aufgabe, die sich die personell mit der Forstschule am Eidgenössischen Polytechnikum eng verbundene «Centralanstalt für das forstliche Versuchswesen im Jahre 1888, also kurz nach ihrer Gründung, in ihrem ersten «Allgemeinen Arbeitsprogramm 10 stellte, war darauf ausgerichtet, jene wissenschaftlichen Grundlagen zu erarbeiten und die noch weitgehend fehlenden Grundlagen zu erheben, die für die weitere Forschung, für die Ausbildung der Forstleute und die Konkretisierung der Forstpolitik, d.h. die Entwicklung der Forstwirtschaft der Schweiz als notwendig angesehen wurden". In diesen Zusammenhang gehören auch die Tätigkeitsbereiche des eidgenössischen Forstinspektorates, das sich «zwar in erster Linie mit dem Vollzug des Forstpolizeigesetzes im «Hochgebirge und den damit-zusammenhängenden Massnahmen (Lawinen- und Wildbachverbauungen, Aufforstungen von Schutzwald etc.) zu befassen hatte. Von Anfang an wurden aber auch Projekte von gesamtschweizerischer und über die engere Forstwirtschaft hinausgehender Bedeutung bearbeitet. Zu diesen gehören verschiedene Erhebungen und Untersuchungen aus dem Bereich des späteren Naturschutzes. Das ab 1896 durch das eidgenössische,forstinspektorat publizierte «Baum- Album der Schweiz, das sowohl Einzelbäume wie auch Bestände.beschreibt und dokumentiert, sowie die Publikationen im Zusammenhang mit der «Erhebung über die Verbreitung der wildwachsenden Holzarten» legen dafür ein beredtes Zeugnis ab. Sie gehören in den Bereich der Sicherung und Dokumentation von «Naturdenkmälern, denen sich nach 1905 institutionalisierte Organisationen annehmen sollten (1905 Heimatschutz, 1906 Naturschutz-Kommission Bund für Naturschutz). Diese Bemühungen weisen auf eine Bewegung am Rande der Forstwirtschaft hin, die «Forstästhetik 12, die zwar nicht neu war, aber sich nun vermehrt an den natürlichen und vor allem auch den einheimischen «SchÖnheiten im Wald orientierte und den Wandel vom schematischen zum naturnäheren Waldbau mit der notwendigen Anpassung der Planungsmethoden (Kontrollmethode) unterstützte. Damit ist der Kreis zum einleitenden Zitat geschlossen. Aspekte der Entwicklung im 20. Jahrhundert i Entscheidende Zäsuren des 20. Jahrhunderts bilden zweifellos die beiden Weltkriege, die auch am Schweizer Wald nicht spurlos vorübergingen. Dank der im 19. Jahrhundert eingeleiteten Entwicklung zum Aufbau von ertrags- und vorratsreicheren Waldungen auf zunehmender Fläche und bei verbesserter Planung blieben die Folgen der vermehrten Holznachfrage (Mehmutzungen) und der Rodungenfür Landwirtschaftsflächen im Ausmass von etwa ha während der Kriegsjahre ohne negative Auswirkungen. Vorrat und Waldfläche haben bedeutend zugenommen. Daraus kann geschlossen werden, dass den im letzten Jahrhundert eingeleiteten Massnahmen ein voller Erfolg beschieden war, der allerdings durch erneute Anstrengungen und dauernde Neuorientierung weiterhin ständig gesichert werden muss13.. Viel stärker als die beiden Weltkriege, die eher einekonsolidierung der eingeleiteten Massnahmen bewirkten, lassen zwei andere Aspekte, die hier speziell herausgegriffen und d_iskutiert.werden sollen, den im 20. Jahrhundert eingeleiteten und noch nicht abgeschlossenen Wandel spüren. Dabei geht es um den entscheidenden Wandel im Bereich der Holzernte sowie um den Wandel des Natuıverständnisses verschiedener Kreise. Entwicklungen und Fortschritte im technischen Bereich, zu dem Holzernte und Holztransport gehören, gab es zweifellos immer. Sie prägen den Gang der Kulturgeschichte im weitesten Sinne. Die Einführung beispielsweise der Waldsäge im 18. Jahrhundert und die zunehmende Verwendung von künstlichen «Holzgeleiten und von Drahtseilen für den Holztransport aus unwegsamen und untriftbarem Gelände im

12 12 ~ FORUM fürwíssen 1991 Anton Schuler 19. Jahrhundert waren zweifellos entscheidende Fortschritte, die sich allerdings in relativ gemächlichem Tempo vollzogen. Die Folgen waren nicht nur positiv, indem dadurch neue Ressourcen erschlossen wurden, sondern auch negativ, weil dadurch eine eigentliche Exploitation bisher unberührter Gebirgswaldunge_n gefördert wurde, was schliesslich zu vermehrter Erosion führte und durch die schon erwähnten Massnahmen auf Bundesebene korrigiert werden musste. Die entscheidende Wende der technologischen Entwicklung hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das heisst in den letzten zwei, drei Jahrzehnten, vollzogen. Er stellt die Forstwirtschaft vor neue und entscheidende Probleme und lässt beispielsweise die auf Photographien und Filmen dokumentierte Waldarbeit der vierziger und fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts «uralt erscheinen. Geräte und Arbeitsmethoden, die während Jahrhunderten und Jahrtausenden «erfunden und weiterentwickelt worden waren, sind in kurzer Zeit verschwunden und durch neue, professionellere Technologien ersetzt worden. Dies stellt die Forstwirtschaft und vor allem den naturnahen Waldbau vor eminente Probleme. Ein bedeutender Wandel vollzog sich in den letzten hundert Jahren auch im Bewusstsein weiter Kreise der Öffentlichkeit gegenüber Wald, Natur und Landschaft. Hier zeigen sich die entscheidenden Veränderungen ebenfalls in den letzten Jahrzehnten. Sie wurden ausgelöst durch die zunehmende Unabhängigkeit der Bevölkerung vom Wald als Rohstofflieferant und durch die*'technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die den Wald mehr und mehr als einen der letzten Lebensräume erscheinen lässt, wo noch natürliche Abläufe möglich sind. Die Bemühungen der zu Beginn des Jahrhunderts entstehenden Naturschutzorganisationen galten im Einklang mit dem Forstdienst zunächst der Bewahrung von «Naturdenkmälern im Sinne des Heimatschutzes14. Die französische Bezeichnung «Ligue pour la conservation de la Suisse pittoresque weist deutlicher als der Begriff «Heimatschutz auf die Verwandtschaft mit der Naturund Forstästhetik hin. In diesem Sinn ist auch die Gründung des Nationalparks und die in zunehmender Zahl unter Schutz gestellten Waldreservate zu sehen. die am Anfang der Naturschutzbewegung standen. Heute geht es nicht mehr nur um die Sicherung der Objekte an sich, sondern in einem weiteren Sinne um die Erhaltung und sinnvolle Nutzung weiter gefasster Lebensräume, in denen der Wald weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird. Es ist zu hoffen, dass die Zusammenarbeit zwischen Förstern und Naturschützern auch in dieser Phase von der Sympathie getragen wird, mit der der Schweizerische Forstverein im Jahre 1910 als «lebenslängliches Mitglied» dem Schweizerischen Bund für Naturschutz beigetreten ist, da «unser Verein gleiche Ziele verfolgt 15.

13 Foeumfurwissen 1991 Anton senuıef _ g _ rs Literatur- und Quellenverzeichnis 1 MÜLLER, A.: Die gemischten Holzbestände. Schweiz. Z. Forstwesen 41 (1890) : SCBULER, A.: Zur Geschichte der fremdländischen Baumarten in der Schweiz. Schweiz. Z. Forstwesen 127 (1976), 4: Schweiz. Z. Forstwesen 41(1890) : 75 f. 4BLOE'I ZER, G.: Die Oberaufsicht über die Forstpolizei nach schweizerischem Bundesstaatsrecht. Diss. iur. Uni Zürich. Zürcher Studien zum öffentlichen Recht 2. Zürich ` 1 KASPER, H.: Der Einfluss der eidgenössischen Forstpolitik auf die forstliche Entwicklung im Kanton Nidwalden in der Zeit von 1876 bis Diss. ETH Nr Eidg. Anst. forstl. Versuchswes., Mitt. 65 (1989) 1 : GRGSSMANN, H.: Die schweizerische Forstwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. ln: Schweizerische Forstwirtschaft während hundert Jahren Bundesstaat. Beiheft zu den Zeitschriften des Schweizerischen Forstvereins, ` Nr. 25, Bern 1949, S. 83. _ 6 vgl. dazu die schon erwähnten Arbeiten von Bloetzer und Kasper sowie V MÜLLER, U.: Schutzwaldaufforstungen des Staates Freiburg im Senseoberland. Forstpolitische Massnahmen des Staates Freiburg seit 1850 am Beispiel der Schutzwaldaufforstungen im Flyschgebiet des Senseoberlandes. Diss. ETH Nr Freiburg 1990; Zum fünfzigjährigen Bestehen der eidgenössischen Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei, Lausanne 1926; 7 1 Aus der Tätigkeit der Eidg. Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei. Hg. aus Anlass der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich. Bern 1939; 1 Aus der Tätigkeit der Eidgenössischen Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei, Bern V 7 Bericht an den hohen scli_weizerischen_ Bundesrath über die Untersuchung der schweiz. Hochgebirgswaldungen, ' vorgenommen in den Jahren 1858, 1859 und Bern 1862, S FISCHER, E.: Die Entwicklung des schweizerischen Waldbaues. Schweiz. Z. Forstwesen 99.( 1948): KNUCHEL, H.: Planung und Kontrolle im Forstbetrieb. Aarau 1950, S. 175 ff. 10 WULLSCHLEGER, E.: 100 Jahre Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen Teil 1: Die Geschichte der EAFV. Eidg. Anst. forstl. Versuchswes. Mitt. 61 (1985), 1: 62 ff. 11 Zum fiinfzigjährigen Bestehen der eidgenössischen Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei, , S `. 12 FELBER, Th.: Natur und Kunst im Walde.^Vorschläge zur Berücksichtigung ästhetischer Gesichtspunkte bei der Forstwirtschaft. Für Freunde des Waldes und des Heimatschutzes. Frauenfeld O'I'I`, E.: Auswirkungen des ersten Eidgenössischen Forstgesetzes vom Jahre 1876 auf den waldbaulichen Zustand unserer Gebirgswälder. Schweiz. Z. Forstwesen 125 (1974) : WALTER, F.: Les Suisse et Venvironnement. Une histoire du rapport à la nature du 188 siècle à nos jours. Carouge- Genève 1990, p. 114 ff. Naturdenkmalpflege und Heimatschutz. In: BARTHELMESS, A.: Landschaft, Lebensraum des Menschen: Probleme von Landschaftschutz und Landschaftspflege geschichtlich dargestellt und dokumentiert. Orbis academicus. Sonderband 2.5: Problemgeschichte von Naturschutz, Landschaftspflege und Humanökologie. Freiburg/München S. 176 ff Versammlung in Chur und St. Moritz vom Juli ln: HENNE, A.: Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum des Schweizerischen Forstvereins als Fortsetzung der Landolt'schen Schrift für Bern 1942, S. 53. L

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15 15 Waldwirtschaft und Naturschutz: ru R vv ı ss E N Gegensätze und Gemeinsamkeiten 1991 Heinz Kasper, Sektlonslelter Waldbau. WSL, Birmensdorf. Wald -und Landschaft: Lebensräume schützen und nutzen. Der Titel dieser Veranstaltung zielt auf Harmonie zwischen schützen und nutzen. Im Waldareal stehen die Chancen im allgemeinen gut für ein harmonisches Miteinander und Nebeneinander von Waldwirtschafts- und Naturschutzinteressen. Dennoch ist auch in bezug auf den Wald immer häufiger von gestörter Harmonie, von Gegensätzen zwischen schützen und nutzen die Rede. Es gehört zum Selbstverständnis vieler Waldeigentümer und Förster, gleichzeitig Naturschützer und,naturnutzer zu sein. Dieses Selbstverständnis verleitet gelegentlich dazu, konkrete Konflikte durch allgemeine Harmoniekonzepte zu verschleiern; etwa im Sinne der doch etwas allzu einfachen Formel: <<_Forstwirtschaft ist angewandter Naturschutz. Auf der anderen Seite gibt es Publizisten die glauben, mit Schlagzeilen wie «die Forstwirtschaft zerstört die Naturl» der Sache zu dienen. Obwohl dieser Spannungsbereich zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz im Kreise von Fachleuten und Interessierten längst ausgelotet ist und kaum mehr Neues hinzuzufügen wäre, gibt es in der Praxis immer wieder Verständigungsschwierigkeiten. Ich halte es deshalb für angebracht, in diesem Rahmen einige grundsätzliche Gedanken über die Gegensätze und die Gemeinsamkeiten zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz zusammenzufassen. Der Wald als naturnahes Land schaftselement 1 Wo finden wir noch intakte Kulturlandschaften (unberührte Naturlandschaften gibt es seit langem nicht mehr), in denen die Natur noch nicht in den hintersten Winkel verdrängt wurde? Wir kennen alle die landschaftszerstörenden Entwicklungen der Siedlungen, des Verkehrs und des Tourismus der vergangenen Jahrzehnte. Die intensive Nutzung unseres knappen Raumes führte zu einer Veränderung, Bedrohung oder Zerstörung von Lebensräumen vieler Tier- und Pflanzenarten. Wir müssen vermuten, dass unsere Kenntnisse über bedrohte oder aussterbende Arten nur die Spitze eines Eisberges darstellen. Immer noch nutzen wir Natur und Landschaft in einem exzessiven Masse. Es gibt nur noch Reste zuschützen. f Zum Glück gibt es noch den,wald ln grösseren zusammenhängenden Arealen finden wir hier noch vergleichsweise naturnahe bis natürliche Vegetationsformen. Dank ihrer räumlichen Ausdehnung und ihrer Vielfalt bezüglich Alter, Baumartenzusammensetzung und vertikaler Schichtung (Boden, Kraut- und Strauchschicht, Stamm- und Kronenraum) bieten diese Vegetationsformen Lebensraum und Zufluchtsort für viele Tierarten. Manche Tierarten sind dabei auf bestimmte Baumarten, Altersstadien und Kleinlebensräume innerhalb des Waldes spezialisiert. Die Artenvielfalt ist in den verschiedenen Waldtypen unterschiedlich. Von besonderer Bedeutung für viele Tier- und Pflanzenarten sind auch die Randzonen des Waldes. In Anbetracht der Notlage von Natur und Landschaft und der Tatsache, dass ausserhalb des Waldes umfassender Naturschutz nur noch auf bestenfalls vernetzten Inseln möglich ist, kommt dem Naturschutz im Wald eine besondere Bedeutung zu.. Dass die Natur auch irn Wald durch die vielfältigen Nutzungsansprüche bedrängt wird. ist

16 16. Forum für Wissen 1991 Heinz Kasper unbestritten. Ich möchte dazu aus einem, 1951 in der Schweizerischen Forstzeitschrift erschienenen Artikel «Moderne Waldwirtschaft und Naturschutz des aargauischen Kreisoberförsters Karl Rüedi zitieren. Rüedi zeigt zunächst, dass die Entwicklung von der Kahlschlagwirtschaft zur modernen Waldwirtschaft für den Naturschutz viel Positives brachte und der Fortschritt für einmal nicht naturzerstörend und verarmend wirkte. Auf der anderen Seite-weist er auch auf die negativen Seiten einer intensiveren Pflege und Erschliessung der Wälder hin: «Diese ungemeine` Intensivierung, ausgedehnt auf alle, auch die abgelegenen und schlecht zugänglichen Gebiete, ist das andere Kennzeichen unserer heutigen Forstwirtschaft. Der Schlag kehrt viel häufiger auf die gleiche Fläche zurück (im Plenterwald fast alljährlich), denn es wird nicht nur geerntet bzw. verjüngt, sondern auch erzogen, d.h. vom jüngsten Stangenholz an periodisch durchforstet. Das Minderwertige wird entfernt zugunsten des Besseren. Für verlöcherte, hohle, kropfige, rissige, anbrüchige, überalterte Bäume, für übergrosse sperrige Kronen, für dichtineinander verwachsene Baumgruppen, für 'Efeubehang und Dürrholz ist kein Platz mehr. Nicht einmal sichtbare Stöcke und Strünke mehr kennt der moderne Waldi (Wie gehörten sie doch zum Märchenwald unserer Kindheitl) Aber auch in der Jugendstufe hat der Baumwuchs keine Ruhe; regelmässig wird behandelt, gesäubert, und Gras, Schlinggewächs, Dickicht und Dornicht, alles Verfilzte, Lauschige, Wilde muss verschwinden. Das Wegnetz wird verdichtet, in das schwierigste Gelände vorgetrieben, kein Bestand bleibt unerschlossen. Dazu wird entwässert, verbaut, gepflanzt, gesprengt, Motorsägen und Baumaschinen lärmen, Lastwagen rattern, ständige Arbeiter sind täglich beschäftigt. Die Ruhe hatte im Wald ihr sicherstes Refugium; sie ist nun auch hier bedroht. In der Nähe grosser Siedlungen bringen dazu Leseholzsammler, Pfadfinder und Militär, Spaziergänger, Schulen, streunende Hunde usw. ein Übermass von Unruhe in den Wald.» Wie gesagt, das hat ein Förster vor 40 Jahren geschrieben! Vieles gilt heute noch, manches hat sich aber auch für die Natur zum Besseren gewendet. So hat die damals noch allgemein angestrebte Intensivierung der Waldwirtschaft nicht \_ im erhofften Masse stattgefunden. Die zunehmende Bedeutung der Erholungsfunktion der Wälder und die abnehmende Bedeutung der Holzproduktion als Finanzierungsquelle für die Waldeigentümer führten zu einer differenzierteren Zielsetzung. Gemäss Landesforstinventar wurden beachtliche Flächen seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Die Waldeigentümer haben kein Interesse (mehr), auf jedem.fleck Wald Holz zu ernten. Die Pflanzungen gingen gemäss Forststatistik seit den 70er Jahren von 20 Millionen auf 8 Millionen Pflanzen zurück, wobei dieser Abbau vor allem auf Kosten des Nadelholzes erfolgte. Es ist ein klarer Trend in Richtung mehr Naturverjüngung und mehr Laubholz festzustellen. Wer trägt die Verantwortung für den Wald? Die Tatsache, dass es naturnahen Wald in regionaler Verteilung noch gibt, ist nicht einfach ein Geschenk der Natur, sondern eine bemerkenswerte kulturelle Leistung. Die Bestimmungen zur Erhaltung der Waldfläche im Forstgesetz von 1876 waren eine landesplanerische Pionierleistung. Diese Bestimmungen haben bis heute auch einem verstärkten Druck auf das Waldareal standhalten können. Verschiedene qualitative Schutzbestimmungen des Forstgesetzes, die forstliche Lehre und Praxis sowie günstige gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedingungen trugen zur Entwicklung nachhaltiger, naturnaher Waldnutzungsformen bei. Die geordnete Forstwirtschaft, wie sie sich in Europa seit 200 Jahren entwickelte, hat gegenüber den heute noch auf der ganzen Welt verbreiteten Formen zerstörerischer und ökologisch bedenklicher Waldnutzungen in Form von Brandrodungen, I-Iolzexploitation und PlantagenwirtschaftVorbildcharakter. Im europäischen,vergleich darf die schweizerische Forstwirtschaft zu Recht als eine der naturnahesten bezeichnet werden. Die öffentlichen Interessen am Wald beziehen sich vor allem auf dessen Schutzfunktionen in umfassendem Sinn. Die Forstgesetzgebung enthält deshalb Bestimmungen zur quantitativen und qualitativen Walderhaltung und schränkt das freie Verfügungsrecht über das Waldeigentum ein. Die

17 Forum für Wissen 1991 Heinz Kasper 17 Forstpolitik des Bundes und der Kantone geht davon aus, dass die einzelnen Waldeigentümer die Hauptverantwortung für die Erfüllung der verschiedenen, von der Gesellschaft an den Wald gerichteten Ansprüche tragen. Bis in die jüngste Zeit gab es ausser Finanzhilfen für Schutzmassnahmen (Aufforstungen, -Verbauungen, Schutzwaldpflege) und Strukturverbesserungen (Walderschliessung, ` Waldzusammenlegungen) keine Subventionen zur Förderung der Forstwirtschaft.. Der Wald gehört also jemandem! Etwa 3700 Gemeinden, Bürgergemeinden, Korporationen und ähnliche öffentliche Körperschaften besitzen zusammen etwas mehr als zwei Drittel des Schweizer Waldes, 250'000 Landwirte und private Personen und Körperschaften besitzen kleine Waldflächen von zusammengerechnet knapp einem Drittel der gesamten Waldfläche. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern besitzen Bund und Kantone nur unbedeutende Flächen. Die Waldbesitzer haben in der Vergangenheit den Beweis erbracht, dass schützen und nutzen durchaus in Einklang zu bringen sind. Für den Schutz und den Wiederaufbau des Waldes nach den Zeiten der Überbeanspruchung mussten die Waldeigentümer auch Verzichte auf kurzfristig mögliche Nutzungen und Gewinne leisten. Heute, da der Waldhöchste Holzvorräte aufweist und in unvergleichlich besserer Verfassung dasteht als v,or 100 Jahren, sind diese Gewinne nicht mehr zu realisieren. l_» 'Q'ı`1' í.. `,_.' «~.~3".är ıçμvi4, ts.~a f"*% Die Interessen der Waldeigentümer waren schon immer vielfältig und nicht nur auf Holz gerichtet. Fürdie Waldeigentümer im Gebirge gab es vitalere Interessen, zum Beispiel die Begründung und die Sanierung von Schutzwald gegenüber Naturgefahren. Auch bei den Waldeigentümern im Mittelland finden wir seit jeher ideelle neben materiellen Zielen. L Die heutige Situation der Waldwirtschaft ist jedoch nicht einfach. Es wird von ihr erwartet, dass sie die Holzwirtschaft marktgerecht, das heisst mit den gewünschten Sortimenten in der geforderten hohen Qualität und zu international konkurrenzfähigen Preisen, mit Holz versorgt. Wie andere Rohstoffpreise auch, sind die Holzpreise ins Bodenlose gesunken. Die schonungsvolle Nutzung des einheimischen Rohstoffes Holz wird erwartet und z.t. gesetzlich vorgeschrieben, aber nicht über die Preise honoriert. Die Rationalisierungsmöglichkeiten sind eng begrenzt und deren Ausschöpfung wird durch die Eigentumsstrukturen erschwert. Von den «Forstbetrieben werden vermehrt nicht nur Rücksichtnahmen auf verschiedenste Interessen, unter anderem solche des Natur- und Landschaftsschutzes, sondern auch damit verbundene Dienstleistungen erwartet. Fachlich wären sie dazu durchaus in der Lage und auch an der Bereitschaft fehlt es im allgemeinen nicht. Bezüglich der Finanzierung gemeinwirtschaftlicher Leistungen sowie nicht kostendeckender Waldpflegemassnahmen hat sich aber seit hundert Jahren nichts Wesentliches verändert. Wichtigste und vielfach einzige Finanzierungsquelle ist der Holzertrag. Die Zeiten, in denen der Holzertrag als Motor der Waldpflege und bester Garant der nachhaltigen Erfüllung aller Waldfunktionen gelten konnte, sind vorbei und kommen vermutlich nicht so-1 rasch wieder. Selbst in den produktivsten Lagen des Mittellandes genügtder Dekkungsbeitrag der Holznutzung für die Aufrechterhaltung der geforderten Leistungen nicht mehr. Naturschutz im Wald soll sich nicht nur auf das Aufhängen voninistkästen beschränken. Interessengegensätze zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz Es gibt grundlegende Interessengegensätze zwischen der Waldwirtschaft und dem Naturschutz. Vereinfacht gesagt verfolgt die Waldwirtschaft vorwiegend materielle Ziele. Ideelle

18 I V ` 1 8 W _V _ Forum für Wissen 1991 Heinz Kasper Ziele berücksichtigt sie, wenn ihre Vertreter daran ein eigenes Interesse haben oder soweit sie durch öffentlich-rechtliche Auflagen dazu verpflichtet ist. Für die Waldwirtschaft ist der Wald in erster Linie Produktionsgrundlage für Güter und Dienstleistungen, die direkt einen Marktpreis haben oder indirekt abgegolten werden. Der Naturschutz verfolgt hingegen ideelle Ziele und setzt sich für Werte ein, die keinen Marktwert haben.. Die Waldwirtschaft betont, dass sie den Wald aus eigener Einsicht und im eigenen Interesse bereits sehr schonend nutzt. Die Produktionskräfte der Natur werden möglichst sanft und mit wenig Aufwand gelenkt, unterstützt, gefördert. Dazu werden weder Dünger noch sonstige Hilfsmittel benötigt, die Bodenfruchtbarkeit bleibt durch die Aufrechterhaltung einer dauernden, möglichst naturnahen und vielfältigen Bestockung erhalten. Der Kreislauf der Natur wird jedoch abgekürzt, indem die Bäume vor ihrer biologischen Altersphase, im wirtschaftlich optimalen Alter, genutzt werden. Am naturnahesten erfolgt die Steuerung der Walderneuerung, wenn 'sie auf der Naturverjüngung basiert und gestaffelt in kleinen Flächen, im Plenterwaldgebiet einzelbaumweise, erfolgt. In gewissen Fällen ist aber auch Nachhilfe durch Pflanzung standortgerechter Baumarten sinnvoll und notwendig. Mit der Baumartenwahl bei der Verjüngung werden entscheidende Weichen für die Zukunft der Waldbestände gestellt. Die Beachtung der standörtlichen Grundlagen und der natürlichen potentiellen Waldgesellschaften ist für den' naturnahen Waldbau eine selbstverständliche Forderung. In der Jugendphase kann die Baumartenmischung, die Stabilität und Qualität des künftigen Bestandes durch dosierte Pflege- und Durchforstungseingriffe entscheidend beeinflusst werden. Im fortgeschrittenen Bestandesalter geht die Durchforstung gleitend in die Vorbereitung der Verjüngung über. Die Interessenvertreter des Naturschutzes verlangen nicht nur, dass den oben skizzierten Prinzipien des naturnahen Waldhaus vermehrt nachgelebt wird, ihre Forderungen gehen selbstverständlich über das hinaus, was in der Waldwirtschaft bereits verwirklicht wurde oder sich auf dem Weg der Verwirklichung befindet. «Mehr Natur im Wald lautet ihr Anspruch. Einerseits geht es um eine Reihe spezieller Ziele, welche auf Teilflächen des Waldes besondere Prioritäten und Schutzmassnahmen erfordern. Der Schutz ausgewiesenerflächen und Objekte, zum Beispiel seltene Waldgesellschaften, Waldwiesen, Feuchtgebiete, Naturdenkmäler, dürfte bei der Waldwirtschaft kaum auf grundsätzliche Ablehnung stossen, sofern die notwendigen rechtlichen und finanziellen Regelungen getroffen werden. Die Waldwirtschaft hat solche Naturschutzbestrebungen schon immer unterstützt. Die Waldwirtschaft dürfte bei entsprechender Kostenregelung auch grundsätzlich bereit sein, geeignete Waldränder nach den Wünschen des Naturschutzes zu gestalten. Konfliktträchtig sind vor allem pauschale Forderungen «des Naturschutzes nach einer generellen Extensivierung oder einem vollständigen Nutzungsverzicht für bestimmte Flächenanteile. Besondere Verhandlungen und vertragliche Lösungen sind für die Ausscheidung-von Waldreservaten (von Teilreservaten mit Nutzungseinschränkungen bis' zu Totalreservaten) sowie für die Aufrechterhaltung historischer Waldbewirtschaftungsformen (zum Beispiel Mittelwälder, Weidewälder) notwendig. Der moderne Naturschutz beschränkt sich jedoch zu Recht nicht mehr auf punktuelle Schutzmassnahmen im Wald, sondern fordert generell Naturschutz auf 100 Prozent der Fläche. Damit ist gemeint, dass der Schutz des komple- Xen Naturhaushaltes als umfassende Aufgabe in die Waldbewirtschaftung integriert wird. Wenn das bedeutet, - dass die Vertreter des Naturschutzes den Wald als ein vom Menschen beeinflusstes, dynamisches, naturnahes Ökosystem begreifen, - den Nutzen bewirtschafteter Wälder für die Allgemeinheit ausdrücklich würdigen, - gleichzeitig aber unmissverständlich fordern, dass durch einen naturnahen Waldbau auch die natürliche Vielfalt im Sinne einerumfassenden Nachhaltigkeit erhalten und gefördert wird; dann besteht eine hohe Übereinstimmung mit der Waldbaulehre und den Auffassungen fortschrittlicher Waldeigentümer. Professor Leibundgut sagte 1943: «Im Waldbau kann und muss den

19 l Forum für Wissen_1991, Heinz Kasper. 19 biologischen Faktoren gegenüber den wirtschaftlichen eine Vorrangstellung eingeräumt werden. Bei der Konkretisierung des Zieles «Naturschutz aüf 100 Prozent der Fläche» zeigen sich in der Praxis jedoch zum Teil harte Interessengegensätze zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz. Häufig geht es dabei um Fragen des Masses. Unterschiedliche Auffassungen dürften zum Beispiel in folgenden Fragen bestehen: :, - Wie naturnah sollen und können zielgerichtete waldbauliche Verfahren sein; was heisst Naturnähe im konkreten Einzelfall?. - Welche Kombinationen von Walderschliessung und Holzernteverfahren erfüllen die an sie gestellten Anforderungen am besten und wie werden diese Anforderungen gewichtet? - Wie intensiv und zu welchem Zweck muss der Wald gepflegt werden? - In welchen Fällen ist die Baumartenwahl streng auf die natürliche potentielle Vegetation zu beschränken? In welchem Masse sollen standortgerechte Gastbaumarten verwendet werden? Konkrete Teilfrage: wie gross soll der Fichtenanteilim Mittelland in Zukunft sein? Kleinflächiges Werden und Vergehen in einem Buchen- W Urwald. Auch im Wirtschaftswald kann mehr Alt- und Totholz belassen werden. - Welche Verjüngungsverfahren entsprechen den waldbaulichen Zielen, den Naturschutzzielen und den örtlichen Verhältnissen am besten? p. - Wieweit ist es für bestimmte Naturschutzziele notwendig und sinnvoll, Bestände über ihr -wirtschaftliches Lebensalter hinaus stehen und Holz verfaulen zu lassen? - Wieweit können die Lebensbedingungen schützenswerter Tier- und Pflanzenarten :gerade durch die Waldbewirtschaftung nachhaltig verbessert werden? j Gemeinsame Interessen als Grundlage für die Lösung von Konflikten Die Mehrheit der Waldeigentümer und der als Betriebsleiter in ihrem Dienst stehenden Förster dürften für Naturschutzanliegen gut ansprechbar sein, vielleicht oft besser als für manche andere Anliegen. Interessengegensätze zwischen dem Naturschutz und anderen Interessengruppen am Wald sind vielfach grösser als die Gegensätze zur Waldwirtschaft. - Die gemeinsamen Interessen von Waldwirtschaft und Naturschutz können als Basis dienen für die Lösung von Konflikten. Gemeinsamkeiten können, zum Beispiel, in folgenden Bereichen festgestellt werden: - Der Schutz des Waldes selbstigegenüber schädlichen und den Naturhaushalt störenden Einflüssen unserer Zivilisation ist ein gemein- * sames Anliegen von Naturschutz und Waldwirtschaft. - Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird allgemein anerkannt. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, dass nicht mehr Holz geschlagen werden darf als nachwächst. Dieser Grundsatz bezieht sich auf alle Waldfunktionen. Er bedeutet, dass alle Massnahmen, auch alle Unterlassungen, immer mit Blick auf das langfristige Leistungsvermögen und auf die Gesundheit der Wälder erfolgen sollen.. - Die Waldwirtschaft kommt mit einem klaren Bekenntnis zum naturnahen Waldbau der Forderung «Naturschutz auf 100 Prozent der Fläche» sehr entgegen: Es wäre falsch, den Naturschutz im Wald auf Spezialstandorte und wenige Prozente der Fläche zu beschränken. Dasr schliesst die Ausscheidung von

20 I 20 Forumtür_Wissen 1991 Heinz Kasper Waldgebieten mit ganz speziellen und nötigenfalls auch ausschliesslichen Naturschutzzielen und -massnahmen selbstverständlich nicht aus. Aber im Vordergrund soll das Streben nach einer komplementären Erfüllung verschiedener Ansprüche an den Wald stehen. - Es wird auch von den meisten Naturschutzvertretern anerkannt, dass nicht jeder Eingriff in den Naturhaushalt zerstörerisch wirken muss. Bewirtschaftete Wälder können artenreicher sein als sich selbst überlassene Wälder. Viele Naturschutzziele erfordern ebenfalls Eingriffe in den Naturhaushalt. In der Praxis ist Naturschutz in unserem knappen Raum häufig auch eine Form von Nutzung der Landschaft. Die Ziele des Natur- und Landschaftsschutzes. sind genausowenig «naturgegeben wie die Ziele der klassischen waldbaulichen Tätigkeit. Sie stehen im übrigen nicht nur in Konkurrenz zu den forstlichen Zielen, sondern auch zueiner Vielzahl weiterer Ansprüche, die gleichzeitig erhoben werden. Forderungen an den Wald werden zunehmend härter via Politik und Medien formuliert. Die Mitwirkungsmöglichkeiten an Planungs- und Entscheidungsverfahren werden weiter ausgebaut. Was können Waldwirtschaft und Naturschutz für die erfolgreiche Lösung unvermeidlicher Konflikte beitragen und welche Voraussetzungen braucht es dazu? - Naturschützer waren lange Zeit in der Verliererrolle. Gegenwärtig findet der Natur- und Landschaftsschutz einen stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung. Die Naturschutzbewegung ist dadurch lebendiger, vielfältiger, aber auch widersprüchlicher, unberechenbarer, emotionaler geworden. Die einzelnen Erfolge, die vor allem auf lokaler Ebene erzielt werden, sind ihr zu gönnen. Für langfristige Erfolge sind jedoch klare Naturschutzkonzepte notwendig. Dazu braucht es Grundlagen, Inventare und Instrumente der Erfolgskontrolle. Die Waldwirtschaft verfügt auf diesem Gebiet über eine reiche Erfahrung. Die Waldeigentümer sollten forstwirtschaftliche Zielvorstellungen und Planungsgrundlagen offensiver als bisher in die öffentliche Diskussion und die übergeordneten Planungsver- - fahren einbringen. damit Naturschutzkonzepte umfassend gewürdigt werden können und Interessenabwägungen auf sachlicher Grundlage möglich sind. Es muss im gemeinsamen Interesse verhindert werden, dass infolge der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Forstbetriebe ein genereller Leistungsabbau der Waldwirtschaft stattfindet. Die allfällige Freude von Naturschutzvertretern über eine solche Extensivierung wäre von kurzer Dauer. Für die Erfüllung der gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald braucht es leistungsfähige Handlungseinheiten (Forstbetriebe). Mit vermehrten Subventionen klassischer Art zur Aufrechterhaltung einer intensiven Waldpflege können die bestehenden Probleme jedoch kaum grundsätzlich gelöst werden. Vor allem kann man mit einem System, das nur für Intensivierungen Subventionen bezahlt, berechtigten Forderungen des Naturschutzes nicht entgegenkommen. Dazu sind auch Extensivierungssubventionen sowie die Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen notwendig. M Die Waldwirtschaft muss die langfristige Dynamik des Waldlebens beachten und kann nicht nur auf kurzfristige Bedürfnisse abstellen. Entscheidungen von (heute haben den Ansprüchen von morgen Rechnung zu tragen. Der Spielraum für kurzfristige Anpassungen an heutige Ziele und Gegebenheiten ist jedoch grösser als die Waldwirtschaft gelegentlich glauben macht. Es ist für die Zukunftssicherung unserer Wälder nicht überall und in gleichem Masse notwendig und sinnvoll, einen aus guten,zeiten stammenden, möglichst intensiven Waldbau mit unveränderter Zielsetzung weiterzuführen, koste es was es wolle. Waldbau ist nicht Selbstzweck, sondern hat sich den veränderten'zielvorstellungen und Rahmenbedingungen anzupassen. In diesem Sinne kann die Waldwirtschaft, ohne die Zukunftsaspekte zu vernachlässigen, den waldbaulichen Entscheidungsspielraum vermehrt und bewusster zugunsten des Naturschutzes im Wald nutzen.

21 ,ai,fürum Integration» des Naturschutzes ru R W ı s s E N in die forstliche Planung 1991 August Studer, Kantonsoberförster Aargau, Aarau Die Aufgaben des Waldes haben sich im Wandel der Zeit sehr stark geändert. Im» Mittelalter diente der Wald vor allem der Ernährung der Menschen und der von ihnen gehaltenen Nutztiere sowie zur Erzeugung von Baumaterial und vor allem Brennmaterial. Während der letzten beiden Jahrhunderte wurde er in erster Linie für eine maximale Holzproduktion benutzt, um den Bedarf der stetig wachsenden Bevölkerung decken zu können. Seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts wurde in zunehmendem Masse die Bedeutung des Waldes als Schutz vor Naturgefahren, besonders im Gebirge, erkannt. Erst in neuester Zeit wird der Wald nicht mehr allein als Holzproduzent und als Schutzwehr gegen Lawinen und Überschwemmungen betrachtet, sondern als bedeutungsvoller Teil unserer Umwelt, welcher einen wirkungsvollen Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen ausüben kann. Das ausserordentlich vielfältige Beziehungsgefiige innerhalb der Lebensgemeinschaft Wald besitzt aber auch einen Eigenwert, der-'nicht unbedingt dem Menschen dienen muss. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich also ein Sinneswandel vollzogen, vom stolzen und etwas überheblichen «Beherrschen des Waldes» durch den Menschen zu einer demütigen Anerkennung der wunderbaren Lebensgemeinschaft Wald als Teil des Lebens auf der Erde überhaupt. Innerhalb dieser«lebensgemeinschaft gibt es nun einzelne Teile, welche eine besondere Bedeutung für das Erhalten ursprünglicher Naturverhältnisse und das Überleben einzelner- Glieder dieser Gemeinschaft besitzen. Mit ihnen befasst sich der Schutz der Natur im 'Wald. Was bedeutet Naturschutz imiwald? Da im Wald eine ausserordentlich grosse Zahl von Lebensabläufen nebeneinander und miteinander vor sich gehen, ist er vorerst einmal als Ganzes schützenswert. Es finden sich darin aber Objekte, welche stärker gefährdet oder selten vorhanden sind und deshalb eines besonderen Schutzes bedürfen. Es handelt sich weniger um Einzelobjekte, als vielmehr um Lebensräume verschiedener Grösse. Diese Objekte können bloss erhalten oder gefördert werden. Sie müsf sen eventuell neu geschaffen werden, wenn zum Beispiel die standörtlichen Grundlagen zwar vorhanden sind, aber durch eine anthropogene Beeinflussung die Pflanzen- und Tiergemeinschaft verfälscht wurde. Die zu treffenden Massnahmen zur Erreichung der Schutz- und Förderungsziele können sehr verschieden sein; sie reichen von einer normalen naturnahen Bewirtschaftung unter Weglassung oder Entfernung von nicht standortsheimischen Baumarten bis hin zur Schaffung eines Totalreservates. Wer ist für den Naturschutz-im Wald zuständig? - Grundsätzlich sollen die Belange des Naturschutzes in die allgemeine waldbauliche Tätigkeit eingebaut werden und nicht ein Eigenleben führen, weshalb der Forstdienst dafür zuständig sein muss. Er muss auch in Naturschutzfragen im Wald die Führung behalten.. Das heisst nun nicht, dass er selber alles erarbeiten muss; im Gegenteil, er soll für die einzelnen Belange die entsprechenden Spezialisten beiziehen, also zum Beispiel Botaniker, Zoologen und Geographen,

22 22 FORUM für Wissen 1991 August Studer welche ihm die Entscheidungsgrundlagen liefern. Er selber muss vor allem koordinieren und die einzelnen Teilbereiche miteinander vemetzen. Da jeder Wald einem Eigentümer gehört, muss der Forstdienst auch die Verbindung zu diesem herstellen und ihn auch motivieren. Rechtliche Grundlagen L Artikel 18 des Bundesgesetzes über den Naturund Heimatschutz verpflichtet die Kantone, den erforderlichen Biotopschutz sicherzustellen. Er legt fest, dass seltene Waldgesellschaften und weitere Standorte, die eine ausgleichende Funktion im Naturhaushalt erfüllen oder besonders günstige Voraussetzungen für Lebensgemeinschaften aufweisen, besonders zu schützen sind. Im Entwurf zum neuen Waldgesetz sind in Artikel 23 ebenfalls Massnahmen zur qualitativen Werterhaltung biologisch und landschaftlich bedeutender Waldbestände vorgesehen. Er hält fest, dass der Wald so zu erhalten ist, dass er seine Funktionen dauernd und uneingeschränkt erfüllen kann. Lässt es die Walderhaltung zu, so kann aus ökologischen und landschaftlichen Gründen auf die Bewirtschaftung des Waldes verzichtet werden. Die Kantone werden ermächtigt, nach Anhören der Waldeigentümer Waldreservate auszuscheiden. In verschiedenen kantonalen Gesetzen und Verordnungen sind bereits entsprechende Vorschriften, welche den Wald betreffen, enthalten. ~.a` ~ Erfassung der Waldgebiete mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz Aufbau eines Waldnaturschutzinventars Bevor schützenswerte Waldobjekte ausgeschieden werden können, muss bekannt sein, wo und in welcher Form diese vorhanden sind. Dazu wird am zweckmässigsten ein Waldnaturschutzinventar (WNI) angelegt. Im folgenden wird als ein mögliches Beispiel jenes des Kantons Aargau vorgestellt. In dieses Inventar werden die naturkundlich wichtigen Waldobjekte von überkommunaler Bedeutung in den öffentlichen und privaten Waldungen aufgenommen. Jedes Objekt wird beschrieben, es werden die Zielvorstellungen genannt undes werden allgemeine Massnahmen vorgeschlagen, wie diese Ziele zu erreichen sind. Die Beschreibung der Objekte erfolgt nach einem einheitlichen Schema, damit Vergleiche möglich sind. Festlegung der Aufnahmekriterien Etwas vom wichtigsten sind die Aufnahmekriterien. Im Falle des WNI des Kantons Aargau sind diese in Zusammenarbeit zwischen der Amtsstelle für Natur und Landschaft und dem Oberforstamt festgelegt worden. Es sind zwei Hauptkriterien und zwei ergänzende Kriterien aufgestellt worden. Es handelt sichum folgende Be- - 8'.. Pfeifengras-Waldföhrenwald auf instabilen. zeitweilig trockenen und warmen Mergclhängen. Ein Beispiel für die Auswahl von schützenswerten Waldobjcktcn nach standörtlichen Kriterien (Foto: R. Maurer).

23 FORUM für Wissen 1991 August Studer 23 urteilungsbereiche, für welche die beiden Naturräume Mittelland und Jura auseinander gehalten werden: A Hauptkriterien: - Standörtliche Kriterien: Waldgesellschaften. welche im ganzen Kanton selten sind und meist nurjkleinflächig vorkommen, zum Beispiel Linden-Bergahornwälder auf Blockschutt. Dazu kommen Waldgesellschaften, welche im Jura relativ häufig, im Mittelland jedoch selten und nur auf bestimmten Böden vorhanden sind, wie zum Beispiel die Orchideen-Buchenwälder. - Strukturelle Kriterien: Naturgemäss zusammengesetzte und strukturierte' Bestände von Waldgesellschaften, die, über den ganzen Kanton betrachtet, relativ selten vorkommen. Als naturgemäss wird je nach Waldgesellschaft ein Laubholzanteil von mindestens 75 Prozent oder von mindestens 90 Prozent bezeichnet. Es werden sowohl Mischungsart wie auch Mischungsgrad berücksichtigt., -. ~ı 3. í: _«;^*`1f' ' ' -.ffgfı Altholzbestände, welche sich durch tierökologisch bedeutende Waldstrukturen auszeichnen oder ein grosses Potential dafür enthalten. Darunter fallen altholzreiche und totholzreiche Bestände. Als Minimalanforderung gilt zum Beispiel ein Anteil.standortsheimischer Laubbaumarten von mindestens 50 Prozent oder 75 Prozent, je nach Waldgesellschaft. Die Flächen müssen über zwei Hektaren' gross und die Bestockung über 90 Jahre alt sein und einen Eichenanteil von über 5 bis 10 Prozent enthalten. Auch totholzreíche Stockausschlagbestände gehören dazu. ' B Ergänzende Kriterien: T - Waldobjekte von besonderer botanischer und zoologischer Bedeutung. Auch hier sollen nicht einzelne geschützte Pflanzen, sondern ihr flächenhaftes Auftreten berücksichtigt werden. Es können auch einzelne Vogelbiotope ausgeschieden werden, was aber eher selten ist, weil diese bereits mit den vorher. erwähnten Kriterien zum grössten Teil erfasst werden. 1 - Besondere Elemente wie Tobel, Waldweiher, Rutschgebiete im Wald und bestehende Waldreservate werden als Zusatzkriterien aufgenommen. A.«/ ' ıtııı-4 In naturnahen Altholzbeständen leben besonders artenreiche Tiergemeinschaften. Ein Beispiel für die Auswahl von schützenswerten Waldobjekten nach strukturellen Merkmalen der Waldbestände (Foto ALG) «Teut`elskeller im Stadtforstamt Baden. Bei diesem Objekt waren Standort und Waldbestand für die Aufnahme in das Waldnaturschutzinventar nichtallein entscheidend. Die besonderen geomorphologischen Verhältnisse in diesem Gebiet bildeten ein wichtiges. crgänzendes Kriterium.

24 24 FORUM für Wissen 1991 August Studer Durchführung der Inventaraufnahmen: Zur Vorbereitung der Inventaraufnahmen werden pflanzensoziologische Karten, Bestandeskarten der Waldwirtschaftspläne, Luftbilder und bestehende Inventare verwendet. Zudem werden gezielte Umfragen bei den Förstern und weiteren lokalen Kennern der aufzunehmenden Gebiete durchgeführt. Die Waldpläne im Massstab 1:5000 bilden die Arbeitsgrundlage. Aufgrund dieser Unterlagen wird eine Feldbegehung zur Verifikation und zur Aufnahme zusätzlicher Daten vorgenommen. Objekte mit einer Ausdehnung unter 0,5 Hektaren werden im allgemeinen nicht erfasst. Liegen zum Beispiel kleinflächige seltene Standorte und Altholzbestände nahe beieinander, können sie in ein einziges Objekt zusammengefasst werden. Es wird Wert auf eine sinnvolle und einfach nachvollziehbare Abgrenzung der Objekte gelegt. Dies ist notwendig beim Vollzug der vorgesehenen Massnahmen, weil diese parzellenscharf festgelegt werden müssen. Für jedes Objekt wird ein eigenes Objektblatt angelegt. Die Merkmale aller Objekte werden digitalisiert und mit Hilfe eines geographischen Informationssystems ausgewertet. Daraus soll eine Gesamtübersicht über den ganzen Kanton erstellt werden. Diese wird ein wertvolles Hilfsmittel nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für eine gezielte Forstpolitik bilden. Festlegung der Schutz- und Förderungsmassnahmen Allgemeine Entwicklungsziele Für die einzelnen Waldformationen werden bereits im Inventar generelle Entwicklungsziele festgelegt. So wird zum Beispiel verlangt, dass für eichenreiche Wälder auf Standorten guter Bonität möglichst nur Baumarten aus dem Naturwaldangebot gefördert werden und dass die Eiche dominierend bleibt. Der Laubholzanteil soll mindestens über 75 Prozent, wenn möglich aber über 90 Prozent betragen. Der Eichenanteil soll nachhaltig aufgebaut und es sollen lange Umtriebszeiten vorgesehen werden. Es wird ein Totholzanteil von zwei bis vier liegenden und stehenden Stämmen in Baumholzstärke pro Hektare angestrebt. Diese Empfehlungen gelten allgemein für die betreffenden Waldgesellschaften. Spezielle Anweisungen für die einzelnen Objekte Aufgrund der Entwicklungsziele werden für jedes einzelne Objekt ebenfalls schon im Inventar allgemeine Massnahmen vorgesehen. Diese werden im Rahmen der waldbaulichen Planung verwirklicht. Der Zeitraum dafür kann sich von wenigen Jahren, zum Beispiel bei der Entfernung junger, nicht standortsgemässer Baumarten, bis zu mehreren Jahrzehnten, zum Beispiel der Erhaltung von Altholzbeständen, erstrecken. Vollzug der Massnahmen und Einbau in die forstliche Planung Umsetzung des Waldnaturschutzinventars' Das WNI enthält alle schützenswerten Objekte. Welche davon nun aber wirklich geschützt und gefördert werden sollen, wird im Rahmen der Nutzungsplanung der Gemeinden festgelegt. Der Kreisoberförster erläutert den Gemeindevertretern den Grund des Einbezuges der Objekte in das WNI und die für die Förderung und den Schutz notwendigen Massnahmen. Die Gemeindevertreter entscheiden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Natur- und Landschaftsschutzkommissionen darüber, welche Objekte sowohl im öffentlichen wie im privaten Wald in die Nutzungsplanung aufgenommen werden sollen. Der mit den kantonalen Amtsstellen definitiv bereinigte Nutzungsplan, welcher das Gebiet einer Gemeinde ausserhalb des Baugebietes umfasst, wird zur öffentlichen Einsichtnahme aufgelegt. Jeder betroffene Waldeigentümer kann gegen die Bezeichnung schützenswerter Objekte in seinem Walde Einsprache erheben. Diese wird in erster Instanz vom Gemeinderat und in der nächsten Instanz vom Regierungsrat behandelt. Der Nutzungsplan muss der Gemeindeversammlung zur Zustimmung unterbreitet werden. Selbstverständlich werden vor der Planauflage alle Waldeigentümer über die Folgen der Bezeichnung eines Waldteiles als schützenswertes Objekt orientiert. Der Nutzungsplan erhält, durch Genehmigung d_es Grossen Rates grundeigentümerverbindliche Rechtskraft.

25 E1 _ f ı Z I i 1 S 1 FORUM für Wissen 1991 August Studer 25 Inventar der Waldgebiete mit besonderer Bedeutung fur den Naturschutz im Kanton Aargau 1 ~ 1 Gemeindei"-iffií? Objektblr. 2 Ã Flurnarne ~;~-11 I i r 7 l l 1 l l 1l i r i 1 = ` I 1 S i FUeferenz 1 j Seltene Stı.ndorte(1ı,b.c) Nntıırgemisse Bestände (21) Einheit Pia] Lu Faty _-W1 fü Lu Fale Pu Faty "+ % --\,Qç._,_. OW I0 I2 Pu Fa me Ca Fa ty l3n.s Ca Fa ti l4w Cc Patty I4 I5 Ce Facm I6 Se Fa, I7 TX Fa -_ in Ph _-tc 22' Co Ac 2.5 Acfí Ac Fr. Cr Fr Ul Fr ty U1 Frlí.tr-1,- L ı,. μ L ı\ ı_ ı_ ı_ı -\0Oı>Uı --C \00ø\.\<7\ Pr Fr Eq.-ll GaCa Cc Qui LaQu Saal CcAl` Pi Be BaAb DrAb Mo Pi Ce Pi E' T2 Py Pi Nıtnı-nähe' Bestındestypen' E ^..;0ı.'Ö\ '~ 1 :Ü `š iöt - n äiiäääfiifiii 1 1 J/,lg/šH A teil' elıemıl. MW, NW Totlıolz (St:m1ıne1'ha) Ü=Ü, l=l-2, 2=3-5, 3= 5 stehend. I5-30 cm BI-ID stehend. 30 cm BHD liegend, crn BHD. liegend. > 30 cm BHD l i,.i H11* ] 0,-. r.*' 1." "' l l í 1. ı f._t l t. l : _., 1.i E i l f]:f]:ijãf]_ll ll_f]:i]:ll...4 ı1 i ä! 1 L. 1. :--. 1 l.. l,._ : i,. ; A, 1.*'_" ;. i 1 i I 1 l 1 i í 1 1 E l 1 1 l ;fdarum;ii'ššsšj Autor; ilii.-\nschl.obj..n'r. Il: :`i;,;.1~ Flacneihai,. l~iohern.1ivl " i' 'R ii er 2 WP(Jahr) ı 1 í Besnkarte: \/'eiz.í<&1tb= 17 Namnaum Altholzbestánde (Zb) (inkl. ehemaliger MW. NW) I 77 6 C 71; --\ooo -o l. L.,_ 1,,_. Clltim 46 i. _ 13a Bestındesgrundformen r im WP HW "'..wtw ' sw.,. Lubi._i _ _..._...1 ii, Feld i 1 ' 1 1 ı ~ lil HW. Ä 1. 1,_..._.._.1 Alter. MW 1.. ;.. (von-bis].vw 1..'3*lıli...í Bııınıırtenmiıclıiuız Nun-Amir* Ü, Ndlı Fi Fo Ta 1 u Lblı Ah Bu Ei âäscnw Ol"..?i..._._. S:fill i.{l::l i l f flfflflê.--i1 1 j_...l.. tt I 11 : f~_*w 1. 1.!'.1 ; irlli 1.11 ~._., Nıturııilıe* Mtinune 50cm nm, BHD; ' 'Code: 0:0, l=l-i0, 2: = 3U Totlıolz (Stämme-tha) i]=ü, 1= l.-2, , 3= 5 U1* tltrıš --i_i-.1-1ít1.w. 1 i '_", f 1 C._.a r-- stehend. I5-30 cm Bl-ID stehend, 30cm BHD 1 f lie.gend 1 l5-30crnbhd.1 = 3** Liegend 30cn1BHD 'Code: 0=0. -=<5. l=-5-i0. 2=l = = = = 90% Wıldrınd (2c), Seltene Arten (3). bes. Elemente (4) Waldrand..._._._. Grerızlinietrn) 1. stut`igeraut`b au Verzahnung-mit Strasse (Kl. 1-6) Angabenuber -r-. l_= Pflanzen l 1 Amphibien, Reptilien Vogel Säugetiere 5. ı""'i 9 1:1 Obj. Geomorph. Inventar Natürlicher Bach Tobel Weiher Quelle Tuftbildung TÃÄIÃE Feuchtbici;ope(Turnpel.Graben) l"l Felspaıtie 1" Gerollhalde in1 Rutsctigebiet Doline til Trockenmauer ` ( Halb-Yfrockenras weitere ' Wsaldı-eservıt.e(4d) Rei. Nr. 1 - `.., ; il Vorkommen seltener und ` gefährdeter Arten (3) weitere Organismen Alte pfl.soz. Aufnahmen Ref. Nr. 1 l f. Besondere Elemente (4) Obiekßyp* bremen. l~) --O' LJ Za C1-8>cr D. im ru V! _". í FG) MW. VK iiší iiii L._..._._.'.._i iturnuliert _? _._4 _--1 ' l l1 i lı ı 1' lí l i r i i l

26 26 FORUM für Wissen 1991 August Studer Umsetzung WNI - Normalfall im Rahmen WP~Revision 1 WNIııObjekt mit allgemeinen Zielen und ev. Massnahmen ' v. Absprache bez. Aufnahme von Naturscnutzobiekten in die Nutzungsplanung zwischen:, Kreisoberförster. Förster. Abt. Landschaft + Gewässer. Gemeindebehörde. Nupla-Kommission. Grundeigentümer l Nutzungsplanung: (Plan mit Nutzungsordnung) WNl- und Gemeindeobiekte mit allg. Zielen und ev. allgemeine Massnahmen Forstliche Auflagenkarte: Bestandteil des Waldplanes (separate Karte) ' Kreisoberförster: Auslösung WP-Revision Abt. Landschaft + Gewässer: zus. informationen. Absprachen WP-Unterlagen N+L~Ob ekte zur Stellungnahme an Abt. Landschaft + Gewässer WP~Entwurf zur Stellungnahme an Waldeigentümer WP-Veriasserz Konkretisieren der allg. Ziele und Festlegen der Massnahmen im Rahmen der waldbaulichen Planung i 4 Kreisoberförster: Prüfung des WP. Differenzbereinigung/Milberichtsverfahren il Kanionsobertörster: Prüfung WP-Entwurf. Differenzbereinigung/Mitberichtsverfahren Gemeinde/Waldeigentumer: zus. Informationen, Absprachen WP-Genehmigung: Eigentümer 1) Bei fehleneer Nutzungsplanung 2) Ev, unter Beızug Kreisoberförster 3) Gerneıncleinv..and. Schutzzonenliels. Eigentümer WP-Genehmigung durch Kantonsoberlôrster ia Regierungsrat AF/ALG

27 j r FORUM für Wisserıtgüj AugEst tuder *. r 2 7 Einbezug in die Waldwirtschaftspläne der öffentlichen Waldeigentümer Für die Waldungen in öffentlichem,besitz werden die Detailbestimmungen für die Behandlung der Objekte in den Waldwirtschaftsplan aufgenommen. Die vorgesehenen Massnahmen werden in Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsplanbearbeiter und örtlichem Revierförster festgelegt und durch die kantonalen Amtsstellen für Natur und Landschaft begutachtet. Bei Objekten, die sich über die Gemeindegrenzen erstrecken, ist der Kreisoberförster für die Koordination verantwortlich. A Vollzug im Privatwald Schutz und Förderung der Objekte im Privatwald sind wesentlich schwieriger. Zuerst müssen die Privatwaldeigentümer für die Behandlung ihrer Objekte motiviert werden. Zweckmässigerweise wird zwischen der Gemeinde und dem Privatwaldeigentümer ein privatrechtlicher Vertrag über den Vollzug der vorgesehenen Massnahmen abgeschlossen. Diese werden im Detail im Nutzungsreglement, welches vom Forstdienst vorgeschlagen und vom Gemeinderat erlassen wird, festgelegt. Bei Objekten von kantonaler Bedeutung besteht die Möglichkeit, die notwendigen Massnahmen durch ein Dekret des Grossen Rates rechtsverbindlich festzulegen, wobei natürlich auch die Entschädigungsfrage gelöst werden muss. r Entschädigungen Da der Schutz der WNI-Objekte im Öffentlichen Interesse liegt und teilweise den wirtschaftlichen Interessen der Waldeigentümer zuwiderläuft, müssen eventuelle Betriebsverluste oder die Kosten von Mehraufwendungen durch die öffentliche Hand entschädigt werden. Die Höhe der Entschädigung für den Ertragsausfall als Folge einschränkender Bewirtschaftungsvorschriften kann sehr unterschiedlich ausfallen. Auf einem flachgründigen und trockenen Jurastandort, welcher kein Qualitätsholz produziert und schlecht erschlossen ist, entsteht kein Ertragsausfall. Müssen hingegen Furniereichen oder -buchen stehengelassen werden bis sie ihr physiologisches Alter erreicht haben, wird einbeträchtlicher Ertragsausfall entschädigt werden müssen. Für Objekte von überkommunaler Bedeutung werden Beiträge des Kantons, für solche von nationaler Bedeutung zusätzlich Beiträge des Bundes ausgerichtet. - Zukünftige Entwicklung Die Behandlung von Waldobjekten von besonderer Bedeutung für den Naturschutz wird zunehmend wichtiger. Die Verantwortung für die Erhaltung und Förderung solcher Objekte liegt beim Forstdienst. Dieser muss auch in Zukunft die Führung in diesen Fragen, soweit sie den Wald betreffen, in seiner Hand behalten. Damit dies möglich ist, muss eine vermehrte Zusammenarbeit mit Vertretern des Naturschutzes erfolgen. Sowohl in der forstlichen planung wie auch inder waldbaulichen Tätigkeit sind die Belange des Naturschutzes dauernd zu berücksichtigen. Sie sollen nicht als separater Bereich behandelt, sondern in die tägliche Arbeit als Selbstverständlichkeit eingebaut werden. Es ist auch denkbar, dass andere Bereiche, wie zum Beispiel die Erfüllung von Erholungsaufgaben in ähnlicher Weise in der forstlichen Planung berücksichtigt werden müssen. Auf diese Weise wird diese zu einer integralen Tätigkeit, welche sich nicht nur mit den Geschehnissen innerhalt des Waldes, sondern auch mit den Einwirkungen des Waldes auf die Aussenwelt und umgekehrt befasst. Damit dies möglich ist, muss die Ausbildung der Forstingenieure entsprechend gestaltet werden. Sie müssen vermehrt als Generalisten tätig sein, welche befähigt sind, die verschiedenen Ansprüche an den Wald und die Auswirkungen des Waldes nach aussen zu erkennen und zweckmässig zu koordinieren.

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29 a 29 FORUM Die Eigenart des Auenwaldes FÜR W j S S E N als Lebensraum Dr. Nino Kuhn, WSL, Birmensdorf Die Schwemmlandschaften der Flüsse gehören mit den Salzmarschen der Meeresstrände zu den naturnahesten Lebensräumen in den sonst bis zum Exzess genutzten Zivilisationslandschaften Europas. Sie sind durch physiognomisch und floristisch eigenständige Vegetation gekennzeichnet. Schon aufder Unterscheidungsstufe der Formationen heben sich die Hartholzau (Edellaubmischwälder), die Weichholzau (Weidenwald und -gebüsch) und die gehölzfreie Au (Flussröhricht, Flutrasen, Annuellenfluren) von der zonalen Vegetation der Umgebung und von den Kulturlandschaften deutlich ab. A Die so deutliche Differenzierung des Auenbereiches von der Umgebung ist eine Folge der Überflutung, der Dynamik und der mechanischen Wirkungen des fliessenden Wassers. Innerhalb des Auenbereiches sind es Häufigkeit, Jahres- und Tageszeit der Überschwemmungen, Strömungseigenschaften mit Erosion und Sedimentation, welche die unterschiedlichen Pflanzengesellschaften und damit Lebensräume auch für Tiere entstehen lassen. Eine gewisse Analogie zur Anordnung der verschiedenen Elemente im Flussquerprofil kann auch im Längsprofil erkannt werden. Doch spielen darin wegen der oft enormen Ausdehnung der Flusssysteme Klima-, Höhen-,.Kontinentalitäts-. und Florenarealänderungen sowie auch Gesteinszusammensetzung und viele andere Faktorenkomplexe eine bedeutende Rolle. Jedes Flusssystem weist trotz auffallender struktureller Ähnlichkeiten mit anderen Flusssystemen wegen unterschiedlicher ökologischer Voraussetzungen einzigartige, unersetzliche und somit erhaltenswerte Eigenschaften auf. Die flussbegleitenden Auenbereiche haben landschaftsformenden Charakter. Sie enthalten ein biogenetisches Potential sondergleichen. Zufolge ihrer langgezogenen Form und Verästelung, ihres Biotopreichturns und ihrer Biotopdynamik sind Flusssysteme besonders dazu geeignet, den so entscheidenden bíogenetischen Austausch zwischen den durch die Zivilisationisolierten Naturreservaten verschiedenster Ausprägung zu gewährleisten. Die verbliebenen Auengebiete verdienen deshalb in Zukunft unsere ganz besondere Beachtung. Die gewässerreiche Schweiz besitzt kaum ausgedehnte Alluvial-Komplexe, wie sie sonst von den grossen europäischen Strömen bekannt sind. Mit. wenigen Ausnahmen sind unsere Täler dafür naturgegeben zu eng. Die wenigen Flüsse und Bäche, deren Mittel- und Unterlauf erweiterte Talebenen durchlaufen, sind längst gezähmt. Die der Überschwemmung entzogenen Gebiete wurden melioriert und 'gehören zu unseren fruchtbarsten Landwirtschaftsflächen, welche in jüngster Zeit ihrerseits unaufhaltsam Überbauungen aller Art weichen müssen. Nur noch bruchstückhaft sind uns Elemente erhalten geblieben, welche ursprüngliche Auenlandschaften repräsentieren.. ` ' ~ Dank tiefer Einschnitte, Unzugänglichkeit oder Abgeschiedenheit gewisser Täler gibt es noch einige intakte Flussabschnitte, wo periodisch überflutete Auenvegetation überlebt. Es handelt sich meist um Rohboden-Pioniervegetation grobschottriger Alluvionen (Epilobieralia fleischeri, Plantagínetalia majoris, Salicioıı elaeagni, reich an Salix purpurea und stellenweise Hippophaë rhamnoides). In dem angrenzenden, oft schmalen Streifen von Weichholzaue spielt die Grauerle die bestandes-bildende_rolle (Calamagrosrio-Alnerum iııcanae). Die Weiss-

30 ` 30 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn weidenaue ist nur noch in wenigen Fragmenten, vorwiegend in Mündungsgebieten, vertreten. Hartholzauen sind häufiger, hängen aber meist vielmehr -von klimatischen Bedingungen als von der Flussdynamik ab und tragen auch seltendie angestammte Baumartengarnitur. Die letzten, kleinflächigen und seltenen Auengebiete werden von verschiedenen Seiten bedroht (Verkehr, Wasserwirtschaft etc.). Ihr Schutz ist ein Gebot der Stunde. Zur dauernden Erhaltung von Auen-Lebensräumen muss man die Dynamik der Flusselemente planen. V Niederschlag und Abfluss, Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. Zwei der bedeutendsten Ströme Europas haben in unseren vergletscherten Alpen ihren Ursprung: Rhein und Rhone. Tessin und Inn sind bedeutetende Zuflüsse von Po und Donau. Dies hängt mit dem Niederschlagsreichtum der Schweizer Alpen zusammen. Jährlich fallen im Mittel 1456 mm (=l/m2) Niederschlag. Das sind Mio. m3 Wasser. Mit Zuflüssen aus dem Ausland (Voralberg- Bodenseegebiet, Chablais-Faucigny), abzüglich Verdunstung (Evapotranspiration), ergibt sich ein jährlicher Abfluss von Mio. m3 Wasser. Diese Menge fliesst naturgemäss aber weder auf einmal noch regelmässig, sondern in jahreszeitlichen und witterungsbedingten Schüben ab. Je nach geologischen oder geomorphologischen Gegebenheiten ist der unterirdische Abfluss grösser (Jura) oder geringer (Voralpen). Differenzierenden Einfluss hat auch die Pflanzendecke, insbesondere der Anteil der vom Menschen beeinflussten oder geschaffenen Vegetationsformen (Wiesen, Weiden, Äcker usw.). Je länger desto grösser wird in moderner Zeit aber der Einfluss der Stauhaltungen (Stauseen, Ableitungen, Pumpspeicher u.a) auf das Abflussverhalten der Gewässer. Der Abfluss wird entweder nivelliert, so dass es normalerweise keine niedrigen und keine hohen Wasserstände mehr gibt. Oder das Wasser wird im sogenannten Schwallbetrieb in stündlichen bis täglichen Intervallen entlassen. ' Beides ist für die Auenvegetation und für die davon abhängige Fauna von verheerender Wirkung. Der schlimmste Einfluss ist mit Entschiedenheitdie mangelnde Geschiebeführung,v.a. -Zuführung. Dadurch senkt sich der Fluss übermässig in den Schotterkörper ein und hinterlässt früher periodisch überflutete Gebiete als Terrassen mit flussfernen Lebensbedingungen. Ungünstig ist auch die damit verbundene Absenkung des Grundwasserspiegels. L Bedeutung europäischer Flusssysteme Gewässer sind als Ganzes Ökosysteme. Das Ökosystem Aare hört bei der Mündung in den Rhein nicht auf, weil beide Flüsse einander gegenseitig beeinflussen. Abgesehen davon trägt die Aare bei der Mündung die weit grössere Wassermenge zum Gesamtabfluss bei als der Rhein. Ökologisch gesehen gehört das ganze Einzugsgebiet mit allen Flüssen und Bächen bis in die letzten Verästelungen zum Ökosystem. Dieses Fluss-Astwerk verbindet weiter alle Feuchtgebiete, Moore und übrigen Teile der Landschaften über die Auenbereiche miteinander. li-.. ' *'.ts-' ".iı. /'~'-.~ t its' :_'.,..-`ß_"" ` ~s~+~*:~\.. _ ; _ gj; _.»?,r-ça A.~.,ı,' _..-f f Wi*. : ' ı - alex/-.., t ytá' \ \ *-^-*' rf,.;~ *A ri. si ~=,.,äâå-í>.. ~ `f`.--y* 1/ \.-'.f'f.*~f" ',.- V t *,1` ` ~_\ ~`if*"' iii" ' _\7 '2 ' -f' :\» '~f _.rc-;f~.= ~±,^.»ff-ä tt»fig i t '~ ;1-'~. r-..í fs» L»vi : *,~~..r^<f rg ;' ±'V<,_ f,? '.i -;«, ^,~ ı - -«`~~, _- ',«_,. - g _,._.- f'_ / ' _,,»-51 -^*íi*\'.pö4 1" ' -2,. _'. ii\'~«~;. «_ \,., V- -- > \.f ~., -_ -am.a--, If* ~» ' pr ein 1.- ff-f- I'. V '_, i~ ".~\g j_;','~' " '~ '.`s7^~;± C2%š«; r pfi ff ' 'y'7`;-' fi i-=-1 HL. - * - *= r \, ~,;/2 ;' ~ <,~». zawcv = ">í't:=t\}. ~.'.f_.,~~' t-, _.«, -r _~' f-,..' «rí ^. 3,, _ = A øt ;ı.,. lfåji ~.H ~ ev ~.. f-f.:_ '»\. 'f` `l'.7 3,-',. L ' '\. ` -, _ 1-,\ 1 \ I \._»tx. 4 \ _.;. í-ı-?_-. :4._j V K-1.;-_-._-.f--_ E \' ' * l '_.hm Das Einzugsgebiet der«wolga als Beispiel der Verästelung und Zusammengehörigkcit aller Gewässer eines Flusssystems (aus KALESNIK und PAVLENKO 1972). ' l

31 '.=oi=.um für wissen test Nine kann «Diese waren und sind immer noch wichtige Wanderwege für Flora und Fauna und spielen eine bedeutende Rolle im biogenetischen Austausch. Auch für den einwandernden Menschen waren die Flüsse einst die einfachsten Zugänge zu neuen Gebieten. Über Jahrhunderte wickelte sich auch der ganze Handel und Gütertransport über Flüsse und Ströme ab. Deshalb liegen wichtige Handels- und Kulturstädte auf der ganzen Welt an Flüssen. 1 Die europäischen Flusssysteme wie Donau. Rhein. Rhone. Elbe oder Seine sind 'zwar nicht die allergrössten Ströme der Welt. doch lassen sie sich bezüglich Länge und Einzugsgebiet mit vielen bekannten Flüssen messen. DaiFlüsse so weit verbreitetsind. gehören sie zu den vertrautesten aller natürlichen Erscheinungen unserer Landschaften. Sie sind deshalb heute oft auch Bestandteile des touristischen Potentials. Europäische Schwemmlandschaften besitzen eine charakteristische. physiognomisch und tloristiscn eigenständige Vegetation. Der offensichtliche Unterschied zwischen der Auenlandschaft und der weiteren Umgebung ist die durch Dynamik und mechanische Wirkung gekennzeichnete Überschwemmung mit tliessendem Wasser und Geschiebe. Innerhalb des Auenbereichs haben sich verschiedene Pflanzen- und Tiergemeinschaften herausgebildet. die sich in Häufigkeit. Dauer und Jahreszeit der Übertlutung sowie in der.art und Weise der Strömung mit entsprechen den Erosionen und Sedimentationen unterscheiden. Flüsse gehören zu den dynamischsten aller geomorphologischen Erscheinungen., 10'000 l 5'000 1' V O š`ı o 6 2 O ts oc14 20 ı l 25 o l ' 26 ', 22 " soo = ~ Kongo 19. Yukon VeMe en s.n:ı 2o.ceıumbla ne Lä ' C Amazonas 18. Donau l ı 1 ' 1 j 4. Mississippi 21. Colorado 5. Ob 22. Ohio 6. Lena 23. Rio Grande 7. Amur 24. Elbe 8. Mackenzie 25. Platte «'. l j 9. Yangtze 26. Rhein 10. Zambezi 27. Rhone F 11. Niger 28. Seine, 50i- ' ' a 12. Wolga 29. Susouehanna 13. St.l_awrence 30. Bignorn i 14. Ganges 31. Powder 15. Hwang Ho 32. Delaware 16. Orinoco ` 33. lunıata... I_ 17. lndus 34. Mohawk ;~ ±ltt_t_i «zii liiiμj ıtl i ilıitll _C) (3_._ O O 5'000 l0'000 50' '000, 500'000 1'O00'000 5'000'000 Einzugsgebiet (Ouadratmeılen) Die curopaischcn Ströme liegen fuczugliclt Lange und Einzugsgebiet im Mittclt'cl<_l der 50 grössten Ströme dcr Welt ln;tt:t1.\llller l9 5l.

32 7 V V 3 2 FO R U M M W S Sen 9m N m O K U h n MM _, OÖ/oo ÃO.,MN\ í7//ø A V A A oo p/äi 1/ _ 'Q /,á/ / / o _ lco FOI,_ / OO W ht 9 St O g8 S CN 9 A U9 96 g Eb t8 VOn S C h W8mm M M W 8 d S t88t6 H d S Ch3fi G _GG S E UrO D_3ra tbs m N 8 Z _D _Omg _S Ch B t R S 3 t8 d8 S E Op3r3 t9s W Cm 9 A Q b t d O D_8 SC _fl St38t8 WE _ıim Y T_ C n SN dl C9 0 r8 W _mh _ gsi C n OP h H d d _b d t ' S mm d S h ñ E P ( h Y Ov d

33 j l FORUM ' :_ Wissen 1991 Nino Kuhn 33 m.ab.s. 23«- Tomasee zooo - ısoo -N <--- Vorderrhein \ \ l `. \ Hinterrhein Aare l l T Zufluss von rechts T Zufluss von links S6 Bodensee Q3 O.) eflz8l' 9._.._ eersee Thunersee Br berse nterse Rhenfa B. 500 ~. ; 10 Z dorf 0 U \`\, 1 Rhein i «Wo ms * \~\ec\'*a( 0 Kön Düsse Mam. * 1._ p k - HS802 i 1 JF y I i Mosel Ko ase 0 O B km l 1 - _, \ j ' ~ I J ', _» I Längsprofil des Rheins und einiger seiner Zuflüsse (nach 'WALSER 1975). Das Längsgefälle ist gleichzeitig Folge der Höhenlage und Ursache geomorphologischer Differenzierung des Tal- und Flussquerschnıtts. Mit den akuten Problemen der Erhaltung europäischer Schwemmlandschaften hat sich seit 1980 auch der Europarat beschäftigt. Er empfiehltjseinen Mitgliedstaaten, seine Empfehlung No.R(82)12 ernst zu nehmen und verbliebene Auenlandschaften zu schützen. Klassierung und geomorphologische Eigenschaften von Flüssen Die Unterteilung von Flüssen im Längsprofil in Ober-, Mittel- und Unterlauf entspricht einem Klassierungsbedürfnis. Die Zuordnungen verschiedener Eigenschaften zu diesen Begriffen stimmen nur bedingt: <<in der überwiegenden Mehrheit. Man sollte sie aber nur in diesem geomorphologischen Typisierungssinne verwenden und nicht etwa «im oberen Abschnitt» mit <<Oberlauf gleichsetzen. So hat etwa die Sitter weder einen Mittel- noch einen Unterlauf. Der Mittellauf der Sitter ist bestenfalls die Thur. ihr Unterlauf der Rhein ab Worms. Die meisten Flüsse sind im Öberlauf steil. flachen sukzessive ab und erreichen nahezu null Grad Gefälle im Bereich ihres Eintritts ins Meer. Astuar genannt. Alpine Flüsse beginnen ihren Lauf öfter an einem Gletschertor.iBald danach kommen mehrere Bächlein und Rinnsale zusammen und bilden einen kräftigen Bergbach. Obschon von Zeit zu Zeit Alluvionen und Schwemmebenen das erweiterte Tal füllen, ist der Öberlauf steil (Gefälle über 2-3%). Schluchten mit Wasserfällen und Schnellen,.starke Strömung und Turbulenz sind üblich. so dass Tiefenerosion vorherrscht. Mit der Tiefenerosion ist das Nachrutschen der seitlichen Hänge verbunden, so dass der Talquerschnitt einer V-Form entspricht. Wo Alluvionen entstehen, bestehen sie aus Blockgeröll und grobem Schotter. in deren Strömungsschutz sich grober Sand absetzt. Überflutungen sind v.a. im Sommer häufig, besonders kurz nach Mittag, weil dann die Gletscherablation am intensivsten ist. Selbstverständlich wirken sich auch Gewitter. oft verstärkend. aus. Im Mittellauf halten sich Erosion und Sedimentation die Waage. Oft treten Furkationen in verschiedene parallel verlaufende Flussarme auf. Geomorphologen und Hydrauliker reden von Verwilderung. Bei sehr geringem Gefälle (um 0.5%o) treten Mäander auf. Erosion tritt norma-

34 34 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn, W ` `..` ' / Qetschervorield \ befıauf ' 4 šitteilaut. teilweise mit Unterlaufcharakter \t/ sa-. See, Flußdelta, oft mit Unterlaufcharakter _ *(14,ii ' 'I ı, f Typisierung eines Alpenflusses in der Schweiz und Klassifikation der wichtigsten Abschnitte. lerweise seitlich auf der konvexen Aussenseite von Mäanderbögen auf. Man spricht von Prallhang. Erodiertes Material wird auf geraden Flussstrecken abwechselnd links und rechts angelandet. In Flussbiegungen finden die Ablagerungen auf der konkaven Innenseite, dem Gleithang statt. Auf diese Weise wandern in einem intakten, natürlichen Flusssystem in Jahrzehnten und Jahrhunderten.Mäander talabwärts. Bei _ Durchbrüchen von Mäandern an Engstellen werden Altwässer abgeschnürt, die je nach Ausbildung ganz unterschiedliche Verlandungsprozesse durchmachen. Überflutungen treten im Míttellauf unserer Flüsse im Frühling bis Frühsommer auf. Entsprechgendweiterer Entfernung vom Gebirge sind Geröll und Kies schon ausgeschieden worden und bei mittleren oder geringen Strömungsgeschwindigkeiten werden vorwiegend Sande sedimentiert. 4 Das Profil der Unterläufe ist flach und breit. Das Gefälleides Flusses ist kaum spürbar. Bei I-Iochwässern kann Erosion stattfinden, die jedoch beim Rückgang des Abflusses durch Sedimentation wieder wettgemacht wird. Jedenfalls überwiegt die Sedimentation mittel- und langfristig. Die träg daherfliessenden Fluten tragen feinkörnigen Schlick und Ton mit sich. Die gewaltigen Alluviallehme der Tiefländer einiger europäischer Ströme waren nachweislich die Folge grossflächig unkontrollierter Waldzerstörungen in den Einzugsgebieten durch Weidebetrieb, Entwaldung und andere Einflüsse. Die Überflutungssaison der Unterläufe fällt in den Winter, selten in den Sommer. Die Landschaft der Unterläufe ist gekennzeichnet durch Aufteilung in mehrere Flussarme und viele Inseln. Ästuare besitzen Eigenschaften, die auf die regelmässige Gezeitenflut und deren Salz- oder Brackwasser zurückzuführen sind. I '. _ \\\\\\\i\ıumıı/ı ' _ \\\\ _ ~ //////// Ü mill//.~ Q //I/, _ - _ I- '_ \\\\\\\\\\lmı\l /ı / \\\\. ~':; 13-'f;~=_=.='=-':. ~. = -. 'I/ııı; ` _ -. -I _ - \\\ ///4,.. \\\\\\\\\, C H///, \\\\\ = _ //I///,//W ' ' ' \\\\ _`,.:.ı; //// / ~ \ -_~~_.:_.'.'ı ' 'fi/i/inμmııımııııııımıuıl'"l c ////'/////, I -' -' `. \ I ' 1 _;;'..~.< ~.'~,\-" Iı ///// \ `a 4/f,~-_ 6 -_-.'_ı~.:' \~..~:--_._. / ~. _ '///////ıııııımn\\\\\ _-.~.':- J X 1' ~'-/ -_,-5. «.._.~. _. ~-=.-.-.~.- ' 1, ı~ =>±-~f±=.= ' ~ f :fr- '-'.~'.E`.'-'~ '~.*-. :.~. ~ ~< Ü-~.1 ~ _ ~, ~;~ ~.;_- -_.~ 1 ~_=:.<~.f«. ı.-:-: PJ 1-: `- _ 53'- 43:'-till. f... t 2:«2 1,; '4 ` a 1 : 'f~'-' -, _;<'.'-~;'.*~' ı -:rf:.. 7,: - 13': ^.~ ' ":'}21'~`.'ı='\='I.f'ı';:~ '~~~-~f:=.~.:~'.~-:. \ a r f.-' 22"«_ ` I/, 5 ; `_-, :_ «..\ ~..'.,^.~.. _ Yß'.,ä f ȧ ~.' ~=,'.-. ' ~':;_ \ Ã' ' ~ ^:.«'.~. ','~- ~?-'/:-...~ ~ ~l,;~\.. ' \...~. Z3.N \ I.=_%1 `. a /.~'~= 1:» '~-`: ~ -` _ '~~ ='- ^ ` ~.' _ :.=..- \ ^:.^?;',_ - ~_1-2'. V,;_;: * _;_;!_-1'_~` :If ` '..;,;-_ '9 ~".«~.».;. ' ~,. `. `\ V a '=.~`. :" \ `5: '2i ` "'I. -«.{'ı` :.'.<'~.-_--' =*,I ':.-'.: «.- ' \ ` ' _ '.-;;:- 1.. _. ; \,.,.ı ` 4 `_..;,`1ı \ \ ~,' -~ ı «.~. 3,: -._ I f ~ ı_ " -, -_;,ı \ I 155;. :T7:-" Ö b I.~2321`~ıç a :-`~ h 'ai ". \.:. =. ;-151 / ~ «- ~ \\ - 9; Q3_ ` _», f `_:_.3?_`;.~ _.'_'.:_: "Q I,_-. `}<<;_:;:' ~~:;:' \ 3:._,_._t_ / _ 5. 5_ \ \-7,5 \_~=.~;-'er.ritz _ "-}g,\ / ' '~\,~.> 33* -;-~-'~1-in F Xi'»..~>.=:=.`*.++:.=r., I: / 2'; 1* - 1, f' I ` ` -...=.ı.~.ı:.\ ~ ug' mum C """""filflwflıiiiııımlh"" ' "lııııımııuııııiıııiınıtflllllllwm mm/ ""'/IlıııııııııııiıııiımiHW"'"""\""""" ' ""' HH'Hmıııııııııımm mmmı E I ı Mäandrierender Fluss in seinem Mittel- oder Unterlauf (nach WALTER 1968). ' Sc~hrat`fiert: Steilhang der Terasse mit Przıllhängen an den konvexen Flussbiegungen. Dicht punktiert: Gleithänge im konkaven Bereich der Flussbiegungen. ` Lose punktiert: Auf die Terrasse aufgewehtcr Sand (Löss) a, b, c aufeinanderfolgende Uberflutungsstadicn bei langsamem Anstieg des Hochwassers (Fliessrichtungen durch Pfeile angewendet, Hauptflussrıchtung von links nach rechts.

35 _ FQRlJMfürfiVi/pissen 1991 Nino Kuhn W Das Verbreitung von Baumarten in europäischen Auenwäldern Die europäischen Flusssysteme durchziehen nicht nur verschiedene Länder, geologisch und klimatisch unterschiedliche Gebiete, sondern auch - und dies sei betont - biogeographisch andersartige Räume. Dieser Sachverhalt macht sich in allen Pflanzenformationen der Auen bemerkbar und kann besonders auch anhand der Baumarten-Verteilung gezeigt werden. Eine der weitestverbreiteten Baumarten europäischer Auenwälder ist die Silberweide -(Sialíx alba). Sie besiedelt die sogenannten Weichholzaueniganz Europas mit Ausnahme montaner (600 m.ü.m.) und höher gelegener Gebiete (z.b. in den Alpen) sowie Skandinavien. Dänemark, Schottland undlrland. In Skandiß fn f ' 'P`\r\\>`5 "'<_,\\ * _ sß /1; ;. r* -/ı 4/ US /yeah, _ Q V *~\"--_` I ` I ı,fa.šli *Ce/s~\ \.\ f /f.x\ 'Q I \ //4 \ ıı' Ä / Ö \ ' - \ ı_ \ \ \* \J _/ \ ` / / `\:\.\--\\\ f""`~%\ \ Y -'. ' oo`\. LaÄ0. afø Wo \ \ $` 51; \ Qs a //;"._ -` _ íl \ \ I f 6 ı /2Q(/St/f 1 e. ı 0._ " ~ //// O /, A '2`š_\_ _ ıı alba \\'. \` \.dh O Of Platanus orten.\ \\\._ \'.\ i-. / `- _.- ı 0. Y \ ` ~. `\ Verbreitung dominierender Baumarten europäischer Auenwíilder (nach YON und TENDRON verändert).

36 36 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn navien und in den Alpentälern hingegen ist die Grauerle (Alnus iııcaııa) die Hauptbaumart der Auenwälder. Diese erinnern sehr an Nieder- Wälder und wurden oft als solche genutzt. Ihre Erhaltung ist sogar nur durch diese Bewirtschaftung gewährleistet. An der Donau in Österreich und entlang des Rheins südlich von Frankfurt schieben sich in der Toposequenz Grauerlenbestände zwischen die Weich- und die Hartholzaue. lm europäischen Mittelmeergebiet besiedeln neben dem Silberweiden-Auenwald,oft Silberpappel-Bestände die Weichholzau. Diese' Baumart ist aber im südlichen Mitteleuropa viel eher in der Hartholzau anzutreffen, z.b. in den Einzugsgebieten des Rheins, der Donau und der Elbe. lm Osten Europas dringt die Silberpappel in der Danziger Bucht bis an die Ostsee vor. Das Mittelmeergebiet wartet bezüglich Schwemmlandschaften noch mit anderen Eigenheiten auf: Im Montseny-Gebiet nördlich von Barcelona sowie in den insubrischen Tälern des Tessins und Norditaliens kommt die Schwarzerle (Alnus glutinosa) bestandesbildend als Auenwald vor. In Korsika wird die Schwarzerle von Alnus coı-data, in Gebieten östlichiltaliens von Alııııs orieıztalis begleitet. Auch in Nordirland und Schottland gibt es Schwarzerlenauen, und zwar weil in der Flora Konkurrenten, z.b. die Esche (Fraxínus excelsíor) fehlen. In Mitteleuropa wird die Schwarzerle ja von den anderen Baumarten aus dem Auenwald verdrängt. Sie hat nur im Verlandungsbereich von Altläufen - im Schwarzerlenbruch eigentlichen Erlentorf bildend -- und in Randdepressionen _einiger Täler (im Pruııo- Fraxiııettun) eine Chance. Vollkommen andere Baumartenkombinationen sind in Überflutungsgebieten der Flüsse im östlichen Mittelmeer, z.b. Albanien, Griechenland zu finden: Die Platane (Platanus orı`entalı`s) ist hier eine allgemeine Erscheinung. Im Unterwuchs macht sich der frostempfindliche und deshalb nicht zur mitteleuropäischen Flora gehörende Oleander (Nerium oleander) bemerkbar. Die Platane spielt in der ungarischen Auen-Forstwirtschaft eine bedeutende Rolle. Zu den Zentraleuropäischen Hartholzauen gehören neben Ulmen- und Eichenarten vor allem die Eschen. Die Gemeine Esche (Fraxiııus cxcelsíor) der nördlichen Hälfte Europas ist südlich der Pyrenäen, der Alpenpund Karpathen durch die Schmalblättrige Esche (Fraxíııus aııgustifolia) mit etwas anderen`standortsansprüchen ersetzt. Pflanzenformationen und Pflanzengemeinschaften mitteleuropäischer Schwemmlandschaften Die Diversität der Lebensräume in Auenlandschaften ist nicht nur in kontinentalem Massstab gegeben. Sie ist auch innerhalb der Flusssysteme (Längsprofil) und sogar in dem kleinen Bereich eines Querschnittprofils auffällig. Das bestimmende Element aller Erscheinungen der Flusslandschaft ist das Abflussregime. Dadurch werden Geschiebetrieb, Korngrössenverteilung, Wasser- und Nährstoffversorgung gesteuert. Das Abflussregime ist auch bestimmend für die mechanische Wirkung von Geschiebe und Wasser. Denn nur Pflanzenarten. welche in ihrer Lebensweise den rauhen Bedingungen der Überflutung angepasst sind, können hier gedeihen. Diese Arten sind spezialisiert. Die meisten sind gegenüber anderen Arten stabiler Pflanzengemeinschaften konkurrenzschwach, so dass sie zum Beispiel in Buchenund Hainbuchenwäldern oder anderen Klimax- Gesellschaftenikeine Überlebenschance haben. Das Niederwasserbett ist frei von Pflanzenwuchs, wenn man von Algen- und Pilzüberzügen auf und in Hohlräumen zwischen den Steinen, periodisch wasserfreien Gerinnen oder strömungsarmen Kanälen mit Unterwasser-Rasen absieht. Mittel- und Unterläufen europäischer Flüsse ist das Flussröhricht eigen, welches durch tiefreichende Wurzeln, aber auch starken Wurzelfilz guten Uferschutz gewährleistet. Es ist ziemlich eng an den ökologischen Bereich des seltener unterschrittenen mittleren Sommerwassers gebunden. Das Flussröhricht wird vom Rohrglanzgras (P/ıalaris arundinacea) beherrscht. Häufig erreicht der gemeine Schilf (P/ıragmites aıısıı-alis) grössere Anteile, der sonst die Seen säumt, seit sie durch den Menschen bedingt nährstoffreicher als von Natur aus geworden sind. Gelegentlich können Rohrkolben (Typlıa. v.a. T. mı`ııı'ma) oder andere seltene Arten beobachtet werden, die alle auf gute natürliche Düngung angewiesen

37 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn 37 -f \ Alpenvorland _. `. J 1 _ y }ca. 30m _/\/\ Spitzenhochwasser -._ Q i' ' 1 lı. "J \ I mittl.hochwasser _ ( _ 'ı..,_ s. t I 1.,' «'- ı. lmumu' f ír ıı 5 3K. 1'. " * =». < '-=--. fiusen, mittl. Sommerwasser i -.r.. 'Q. ' 'i,_ I...._., _._..._. _«... _ Sand J.' " i. Q......,..-,_ _, :==~,.. ' " ' " * Ntedelw- -- : -~'~r'--~-~ t-«~ -.., I... Jun 2. K es i'..r..ı :zu _ıe_...4,.... \ı-ıo :-:^.0aı 'no " ' 'í 40001: Q- ; l ' \....., _. 4 Eın ahr.- fkrıech-; Fluss- Weıden~ Weıden- Grauerlen- U men-eichen- Laubwaıd flur :rasen [rohrıcht gebusch, waid wald mischwald Wasser gehölzfreie Aue Werd-,h z_aue Harm iz.aue âäfíílrâaıb * ca. 3m azonale Vegetation A zonalevegetaion Gebirge vorıana riefıana (M flfafl) (Submofltafl) (coınn-pıanar I, J _ ` Auengrenze ı eichenreich. höchstes Hochwasser ' Edellaub- ; Hartholz-Auenwald > Misgnwäıder ' I 7 (Fagetalia) ullmenreich rf-f ig. I _, Grauerlenwald 7 Siberweidenwam > _.1...9ııııııııøGOQOQOQOIOOUOIOOQ' l C-ırauweıdenbusch 'iu Korbweidenbusch * DUYDUYG21) ı ' Knor elsalatflur., I. - ' F_ P W å...p..flussrohricht (Phragmitetalia) -- Annu _ ~ ` tr. _ keine höhere #`!'.e//en-f/wenl asen 0 *-^ /-VJ (Plantagınetalıa) _ n Pflanzıen,ı±; (Bidentetalia).i..i _- Sommen/vasser (Diwaim -i Mittelwasser I d _ (Juni- Juli) e _._ı ie rıgwasser Weidengras (Salicetalia Oben: Schematischer Querschnitt durch die vollständige Serie der Auenvegetation am Mittellauf eines Flusses im Alpenvorland. Der Grauerlenwald kann auf gleichem Niveau liegen wie der Weidenwald. - W Unten: Schematischer Längsschnitt durch die Vegetationsabfolge in Flussauen von den Alpentalern bis ins küstennahe Tietland in Beziehung zum Jahresmittel (dünn punktiert) und Sommermittel (dick punktiert) sowie zur Schwankungshöhe des Wasserstandes. _ I Schematische Quer- und Längsprofile des Auenbereichs europäischer Flüsse (aus ELLENBERG l9s6)

38 38 WV FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn sind, die durch die dauernde Anspülung proteinreicher Schäume oder Getreibsel gewährleistet ist. Das Flussröhricht ist das natürliche Biotop von Grasrnücken-Arten, etwa dem Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus). Eine andere Erscheinungsform des Flussröhrichts ist die Blacken- oder Pestwurz-Uferflur montaner Bäche der Alpentäler. Unter gewissen Bedingungen tritt ein Land-Reitgrasröhricht (Calamagrostís epigeios) auf, welches jedoch eher Standorte des Purpurweiden-Tamariskem gebüsches (Salici-Myricarietum) zu besiedeln scheint. Das auch Subripal genannte Vorgelände des Flussröhrichts welches häufigen und längeren Überflutungen mit starken Strömungen ausgesetzt ist, bleibt oft frei von Pflanzenbewuchs. Oder es siedeln sich Einjährigen- (Annuellen-) Fluren bzw. strapazierfähige Kriechrasen an. In Alpentälern sind in der Kiesbettflur oft das dekorative Fleischers Weidenröschen (Epílobium fleischeri), der Alpenknorpelsalat (Chondrilla chondrilloides), der gelbblühende Fetthennen- Steinbrech (Saxıfraga aizoídes), das Alpen-Leinkraut (Linaria alpina) und einige wenige andere Arten zu finden. I - Über dem Flussröhricht gelegene Zonen, die weniger oft oder weniger lange andauernden Überflutungen unterliegen, werden als Weichholz- und Hartholzaue bezeichnet. Diese Begriffe wurden aus mitteleuropäischen Sachverhalten heraus gebildet. Als Weichholzauen gelten die von Weidenarten und Grauerle gebildeten Gebüsche und Wälder der von mittleren I-Iochwassern erreichten sandigen Rohböden (Rambla, Paternía). Der früher verbreitete Silberweidenwald (Salicetuın albae) ist zufolge verschiedenster Eingriffe in die Flussökosysteme bei uns nahezu verschwunden. In den Alpentälern oder in Skandinavien wird die Silberweide ganz durch die Grauerle (Alııus incaııa) ersetzt. Im Alpenvorland nimmt die Grauerle die etwas erhöhten Teile ein. Beide Baumarten vertragen die alljährliche Überflutung, selbst wenn diese wochenlang andauert. Immerwährende Überflutung bedeutet jedoch ihren Tod. Unglücklicherweise sind solche Verhältnisse durch Aufstauungen häufig-geschaffen worden. Andere Reste von Silberweidenbeständen werden nicht mehr überflutet. Auch Ersatz durch wirtschaftliche interessante Pappelhybriden findet heute noch statt. Das Mandelweiden - Korbweiden - Auengebüsch (Salicetum triandrae) ist als Mantelgesellschaft des Silberweidenauenwaldes zu verstehen und ebenso selten wie dieser geworden. Mandelweide (Salix triandra), Korbweide (Salix vz`ını'~ ııalís) und andere Weidenarten dieser Gesellschaft sowie die Deutsche Tamariske (Myricaría germaııica) vermehren sich vegetativ sehr effizient. Sie sind ausserdem raschwüchsig und gute Bodenfestiger mit tiefreichenden Wurzelsystemen. Grauerlenwälder der Alpentäler (Calamagrosrío-Alızetııın incanae) wechseln mit Gebüschformationen der Gebirgsweidenauen (Salicetııın elaeagııi) ab. Lavendelweide (Salix elaegnos), Reifweide (Salix daphnoides), Deutsche Tamariske (Myricaria germaııica) und die schmalblättrige Varietät der Purpurweide (Salix purpurea var. gracilis) sowie der Sanddorn (Hippop/me' rlıamııojdes) sind ihre wesentlichen Elemente. Grauerlenauen werden alljährlich im Frühling überschwemmt, dabei von der Vorjahres-Streu befreit und oft mit Kies und Sand überführt. Umso erstaunlicher entwickelt sich ein üppiger Unterwuchs mit breitblättrigen, hochwüchsigen Kräutern (Distel- und Kratzdistelarten, Brennnesseln, Doldenblütler u.a.). In der subalpinen Stufe übernimmt oft die glänzende Lorbeer- Weide (Salzlx pentandra) die Dominanz im Baumbestand (Alııo-Salicetump pentandrae), und der Unterwuchs ist zeitweilig ein buntes Blumenmeer Laubbaum-Pflanzungen Nadelbaum-Pflanıungen Eindämmung Begrıdigung Ausbaggerung Melioration Erholungsbetrieb Schiflahrtsbemeb Kies-Deponie _ Karıcht-Deponie Baumaterial-Deponie Schwellen l Aulsıauung Ü Wasserableıtung I t 0 103%. 0 4 μl" 730 M. 40% Anteil an der Gesamtzahl der Obiakta Legende: I vorhanden dføhêfld Häufigkeiten von Schädigungs- und Beclrohungsarteni von Auenobjekten des Inventars der Auengebiete von nationaler Bedeutung. i i l l

39 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn 39 aus purpurblühender verschiedenblättriger Kratzdistel (Cirisum helèrıioides), blaublütigem Echtem Eisenhut (Aconitum compactum) und den Riesendolden der Wilden Brustwurz (Angelica Silvestris var. montana). Diesegelangen in der Ersatz- oder Mantelgesellschaft des Lorbeerweiden-Waldes, dem sonst kniehohen Blauweiden- Stinkweiden-Gebüsch (Salicetıım caesio-foetídae) zu noch ausgeprägterer Fülle. «Die höchste Stufeder Aue wird von Spitzenhochwässern erreicht, die schon unter natürlichen Bedingungen der Flusssysteme unregelmässig und selten, eben episodisch, vielleicht einmal jährlich, vielleicht auch nur jedes zweite oder dritte Jahr, aufgetreten waren. Unter der gebremsten Strömung am Auenrand wurden viel Tonmineralien abgelagert, und die Seltenheit der Ereignisse erlaubte eine Bodenbildung. Dies kann an der Braunfärbung der Böden (braune Vega) erkannt werden. Man nennt diesen Bereich der Aue Hartholzaue, weil darin in Mitteleuropa Baumarten mit hartem Holz die Hauptrolle spielen. Die wichtigste Art ist zweifellos die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), oft begleitet von der Silberpappel (Populus alba). In Voralpentälern und im Schweizerischen Mittelland waren früher Ulmen von Bedeutung, die zufolge der Ulmen- Krankheit zusehends verschwinden. In Norddeutschland enthalten Hartholzauen viel Eichen. Auonflächınıurnmon (ha) ' I i 1 Hartholzauen werden wegen ihrer Architektur des Kronenraumes bewundert. Zufolge guter Nährstoffversorgung und einem günstigen Wasserangebot zur Zeit intensivsten Wachstums wachsen die Bäume rasch und werden hoch. Die gleichen Bedingungen sind verantwortlich für ungestürnes Wachstum von Sträuchern und Kräutern sowie für die Lianen. welche Hartholzauen. das Aussehen tropischer Regenwälder verleihen. Waldrebe (Clematis vizalba), Hopfen (Humulus lupulus), Bittersüss (Solanum dulcamara) sind ziemlich allgemein verbreitet, wogegen die Weinrebe (Vitis sı`lv_esrrís) nur noch an wenigen Stellen vorkommt. Der Efeu (Hedera lıelix) fehlt kaum in ei_ner Hartholzau. Er klettert rasch die Baumstämme hoch, um sich in den Baumkronen zu verbreiten. Die Stämme werden armdick und sind von einem Mantel von Luft- Wurzeln umgeben, womit die hohe Luftfeuchtigkeit der Au auch. in Trockenzeiten ausgenutzt werden kann. Natürliche Hartholzauen sind sehr reich an Tieren, nach Arten und nach Individuenzahl. Man kann dies nicht nur sehen, wenn man sich dort aufhält, man kann es auch hören, sogar riechen und fühlen. Das gilt' aber darüberhinausfür den ganzen Auenkomplex, der zu den reichsten und interessantesten Lebensräume unserer nat ürliche`n Umwelt gehört. L ' äum. ^ ' Anzahl Objekte Naturr * i ı i ~. V x. Jura l. r t f N fdhip0n 2 60% Auenflächenantoil Hanhmzau p, weicımoııau _ Waısırflächı _"~_\_V:_X: gøhólzfraiı Au I 0 0 vıgotationslos Nichtauengıbiıt so I 40 % Anteil an der Gesamtzahl der Objekte Verteilung der Auenobjekte und ihrer Pilanzenformationen nach Naturräumen (Naturräumliche Gliederung nach GUTERSOIIN 1978).

40 ı» I ',, ' _ ı 40 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn Bedrohung der Auen Überall in Europa wurden Flüsse begradigt, ein- C7 Oedämmt und die Uberschwemmungsgebiete zu A schmalen, linearen Säumen reduziert, welche oft nicht einmal mehr einheimische Pflanzen beher- 4 4, I ~f',ga Os 6 = m "* μ 1 D»V tsa 6 Q, ~t 'ç4'v t I 4, 4 1\ ` s~. 01 'aoi/ ` ~ ` ' "v \ 1 4 ts» '>\ s4/ ~ v`.< /X \t\" ""ı, 0%, :Ä-9 4,./ 41, 40, ofıø«"` \ * te ta\ vs \1_,«~:` 1<.1 e, \` 43,' fa, *z ~ tr, v, _,<~\ 1%Q» ~af' «...\ "` *J ni '3' 3 of) _ <\\\ ~ "` :`(\\\ /;4't, /ı~@~,' vn,. 23 r '"" ""~ 4:4, 4 "'ı.,~ 'rıuh _. on ì x., e,, '00 «ag0 1,,l 4, J V "#91 / n fr,/ 'ro '/.1 ı/,i muß 'mm. \\á\' \ I3 ı.\ \"" oåwtt` ' < 50 t \ \ \\`\» '0 7_ Ü Üaba iq9 I v ı:ff:;ı 0/.QQ, \\\\\ W ` System der Pflanzengesellschaften \ $\g'\t\ ou. PU!! ua """"' ` = des mitteleuropäischen.luımııı ıııımloıı ııi ~ uıg und alpinen Vegetationskreises lliâlu lahm Sılıwıuch und Mımtıınd-Vıqımmıı mımı ıhnı ıpıμlıvııııbı pdcı ııılııtııschı Kıyıııμınıngıııllıclııltın) um μııııııuıqııy wmv n'\ ` ı ll nau Vıøıı wu um Vaxng, um 1.aaa uou í,_.._. 1:BV rı ı «ıg um ıı\ı~\i='s mul t gnfl ie3 unim M4, :_ um 'I' Ho nmaa; " """^4""a «««, Ab/ I'd Vı, '4ııa_7/ "u,///,üi/"af '«%l aøvà/ / "ı /, \ _ U S 3' \ 5. am. v ' umud =` 4? så \ *~.tn-ı., 0 (M4, $ 9 ı\,, Q \. ~` = s frı.wan f., μ 'mi dr I«U43 ~, 1/ ıı iui /1'/er b"~ '-=. "'=9Pı11% of an _ B/ ` 'I' "ø qfi.qi e/ _ \ "Q ıı å\ Q 'vi-, 'ef! Z "f tr '7 \ \ ı/`. /4; aß.»~ 8«9«,» gay., \ =` ı s,ot Q _,\\ Hmpuqm, 5 r t~* =\` P* s* s» ı, ;/,_,(; ` *A ", Q* ss 6* _,t tt!- fa/ı - 4/,'7ır'1.«/9 /,Q, oo rf, I/ \ 4,» 'I7_ fr1"-u '//. 0't.f \.\ `\\s\ 4% Q, 2,» ımô rauf» 52,1 a,<,j,7eü/, ei, ~ > f_:., í"_\k t \«0 \ e*. \0 ~.v*'\< \` \:\å:\,ß (1 ~\~l,«~ e-,,/. \, \"Q,\ e s \ 0 va \ı\\ \\ W! \ mßμnı vv* t um,;`\ıs,.ınım ' "'3 Ä u04\ıl\\ ut ılμlll llfljßjlll bergen. Die Abflüsse sind ausgeglichen; die Flussbetten weisen das ganze Jahr über den gleichen Wasserpegel auf. Die dynamischen Eigenschaften natürlicher Flüsse fehlen. Mangelnde Überschwemmungen, ungenügende Ge- ı - - ıııııııbuıs uoıuıııg I ac - han ÄW :, L ' Ø* ".\n\ <' íg =\ \? tw ul sv * ` n / wa/ueı Pa 8 6% \ nm". ~ Qt r'~"'ı/, Un. \ "", law, 1;.,v am Va P, fu,,\\ : (=s. fl \\ \ \ Ä' ıııä "7'flıI,f;*I;':ı,4 "qq Ü U t 01;, \ ~. 91:, fig t» N' _'/P _ Va frịn, ıı, `. \ı,\\:;ë\\'à\-.\ /vr.» `\\.$ ` I 99%? ' _3' \ - ' 'o,, u f«,_ r, I Ä vu. 'af /"ug / 4 / / ~ J ß '(41, \ ue 'I, 9; _ 0, 5 l Ø \ *fı. uw Q r 'ı«/ 0 4«ı,,. ' `. _ ' ~ e, ø C» el,»k _ Bw wagt 1/ \ ago 1->10 J Ü!,' ' "' ıı," /ıı eı I, /!/fh ' J""". j flslß In K, t va, Q wııteıl :win' uvvu _ 0, 0, \ % 'K 0, lrmıı Kinn / WH 3%. `.. ç_'\ 2'? \ I «> ou, %'u /', \ «Ä ` I, I, u, of 7 WA*, ff 1 1 Paıım ; 3' 1; c 'I9 ıerı ııı3., är uıammq I olli /ı "'n ae iq' i...j. xp.. *ta ' *~«,. 1 I -.=*"`/.~ =í'~.. 3' 4«'~«~ı«. 5 5, ~. _4. 0* Nn Vııhınd. \.\ \e \«~ " flß MW Q Q» \< vie Q4 vt `Ü * ~ı~ ` \«fee ß (,ı\::;\\f " $ "98 \ ` m =\ v. sfmfinnu Untllvllblnfi Schwarz: < In Auengebieten festgestellte Verbände bzw. Unterverbände. Schwarz mit Balken: Verbände " mit ` oblıgat ` in ` Auen vorkommenden. ' in ` ancleren Naturlandschaften weitgehend fehlenden Assoziationen Schwarz mit Stern: Verbände mit auf Sonderstandorten in Auengeb`teten h"ut`i a g vorkommenden Assoziationen (in Altwasser- Verlandungsserien. bei Quellenaustritten in Taleınschnıtten und an Prallhangen. auf Sand- und Geröllterrassen. Dünen. us\v.). l ' d r estellt im System der Gesamtheit der mitteleuropäischen Vegetation. Die Auenvegetation der Sc iweiz a g ' 1

41 _ FORUM fürwissen 1991 Nino Kuhn 41 schiebeführung, Fehlen der Erosions- und Ablagerungsfähigkeit, Uferverbauungen sowie übermässige Kiesausbeutungen sind die wesentlichen Ursachen des Rückganges von Auenbiotopen. Pflanzungen von Pappelplantagen sowie Fichten-, Douglasien- oder Lärchenkulturen gehören zu den wichtigsten Funktionsbeeinträchtigungen der Auenwälder. t O Ganz wenige Auengebiete sind uns in einem einigermassen naturnahen Stadium erhalten geblieben. Diese sind kaum in der Lage, seltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten und ihren Gemeinschaften ein Überleben zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz geht die Zerstörung von Auenbiotopen weiter. ` _ Grundlagen für Schutzmassnahmen Um die letzten Reste von Flussauen in unserem Land vor der endgültigenzerstörungizu bewahren, hat das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL, Hauptabt. Natur- und Landschaft) die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beauftragt, ein Inventar der Auenge-biete der Schweiz von nationaler Bedeutung auszuarbeiten. Der Vernehmlassungsentwurf von 1988 des Inventars weist (165 Auenobjekte mit einer Fläche von ha auf. Das entspricht 0,25 Prozent der Landesfläche. Zwei Drittel aller Objekte sind kleiner als 50_ha. Nur 10 Objekte sind grösser als 200 ha. Der Auenanteil an den Naturräumen schwankt von 0,04 Prozent im Jura bis 0,42 Prozent im Mittelland. Er ist in den Nordalpen (0,14%) niedriger als in den Südalpen (034%). Entsprechend unterschiedlich sind die Auenanteile in den Kantonen. Die Auenwälder nehmen eine Fläche von 5520 ha oder 0,5 Prozent der Waldfläche der Schweiz ein. Hartholzau und Weichholzau teilen sich in diese Fläche je zur Hälfte. Zwecks Erhaltung der Auengebiete stehen gesetzliche Grundlagen zur Verfügung (Bundesgesetz über Natur-tund (Heimatschutz, Art. l8 und 21), die konsequent angewendet werden sollten. Insbesondere müssen Flüsse als dyna-' mische, über weite Räume zusammenhängende Systeme akzeptiert werden. Will man den Schutz von Lebensräumen der Flussaue erreichen, so darf man sich nicht auf die Bewahrung vorhandener Bestände versteifen. Für ihre dauernde Erhaltung ist die Veränderung der Elemente, also die Dynamik zu planen. Das bedingt, dass Schutzziele und Schutzmassnahmen in aller Regel irn Rahmen koordinierender Planungsverfahren festgelegt werden. Sie sind in rechtsgültigen und kontrollierbaren Verträgen, Konzessionen, Plandokumenten (z.b. Wirtschaftsplan) usw. festzuhalten. Wo Auengebiete bereits beeinträchtigt sind, ist im Rahmen der Möglichkeiten- falls nötig mit Hilfe technischer Massnahmen - deren Renaturierung zu prüfen. 18 Verbände mit im Auen obllgaten Assoziationen 36 ln Auen. lnventarlsierte verbände ` 13 Ordnungen mit in Auen obligaten Verbänden bzw. Assoziationen 22 ln Auen lnventarísierte Ordnungen / ~ 12 Klassen mıt in Auen 16 in Auen obligaten Ordnungen mvenmnsiem, bzw. Verbänden Klassen ^$S 1'fif' " " i ii für I ij I I som Auen I W I W Ki I O'. ('53. l vorkommende 3 in Aue" _ - Ü ' Vemanda vorkommende Vegetation V _ Ordnungen _ ~ - egetatıon Vegetation M,±..μ -gpg; «- Mittelıufgpas Mitteleuropa: I Ä 35 Klassen 22' AW" V ~ vorkommende 133 Veybgnde 62 Ordnungen Klassen Anteile der Auenvegetation der Schweiz an der Gesamtheit der mitteleuropäischen Vegetation. dargestellt anhand der Verbände. Ordnungen und Klassen (vgl. Abb. gegenüber auf Seite 40). ` t

42 42 FORUM für Wissen 1991 Nino Kuhn Weiterführende Literatur CARBIENER, R. (Editeur) 1984: La végétation des forêts alluviales. Strasbourg Colloques phytosociologiques 9, 744 S tables. (48 contributions et une resolution). ELLENBERG. H., 1986: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. Stuttgart, Ulmer. 4. Aufl., 989 S. GERBER, E., 1967: Die Flussauen in der schweizerischen Kulturlandschaft. Geogr. Helv. 22, 1: KALESNIK, S.W.; PAWLENKO, W.F. (Hrsg.), 1972: Sowjetskij Sojus, Obstschij Obsor. Moskwa. 813 S.. KUHN. N.; AMIET. R., 1988: Inventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung. Bern, Eidg. Departement des Innern. 41 S S. Anh. LOUIS, H.; FISCHER, K., 1979: Allgemeine Geomorphologie. Berlin/New York, de Gruyter. 4. Autl., Textteil, XXXI, 814 S. Bildteil, ll, 181 S. MILLER, l.p., 1975: Rivers. The encyclopedia Americana, 23: b. MOOR. M., 1958: Pilanzengesellschaften schweizerischer Flussauen. Mitt. schweiz. Anst. forstl. Versuchs wes. 34, 4: OBERDORFER. E : Der europäische Auenwald. Beitr. Naturkdl. Forsch. Südwestdeutschl. 12. _ 1: _ SIEGRIST. R., 1913: Die Auenwälder der Aare. Mitt. _Aarg. Naturf. Ges. 13: 182 S. ` SIMONS, D.B.; SENTÜRK. F., 1977: Sediment Transport Technology. Water Resources Publications Fort Collins, Colorado 80522, USA. 807 S. WALSER, E., 1975: Hydrologische Verhältnisse am Rhein. Wasser- und Energiewirtschaft 67, 5,/6: Sonderheft Rhein: Der Rhein von den Quellen bis zum Meer. WALTER, H., 1968: Die Vegetation der Erde in ökologischer Betrachtung. Bd. II. Die gemässigterı und arktischen Zonen. Stuttgart, Fischer S. YON, D.; TENDRON, G., 1981: Alluvial Forests in Europe. Council of Europe, Strasbourg. Nature and Environment Series No. 22: 65 S. \.

43 43 Moore der Schweiz: rtl R wissen Bedeutung, Gefährdung und Schutz Roland Haab, Beratungsstelle Moorschutz, Forschungsbereich Landschaft, WSL, Birmensdorf Am 6. Dezember 1987 hat das Schweizer Volk mit deutlicher Mehrheit die «Rothenthturm-Initiative» angenommen. Moore und Moorlandschaftenvon besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung sind seither verfassungsrechtlich geschützt. Mit Inkrafttreten des revidierten Natur- und Heimatschutzgesetztes im Februar 1988 erhielt der Bundesrat die Kompetenz zur Bezeichnung der:biotope von nationaler Bedeutung. Der Schutz und Unterhalt dieser Gebiete ist Sache der Kantone. Die zur Ausscheidung der Moore von nationaler Bedeutung beigezogenen Inventare wurden 1984 «(«Inventar der Hoch- und Übergangsmoore der Schweiz ), beziehungsweise 1989 («Flachmoor- Inventar Schweiz ) fertiggestellt. Die Gesamtfläche der vom Bundesrat zu bezeichnenden Moore von nationaler Bedeutung dürfte etwa 200 km? umfassen, was etwa einem halben Prozent unserer Landesfläche entspricht Die von öffentlichen Strassen beanspruchte Fläche ist im Vergleich dazu um das Vierfache grösser. Wie das Moor zu seinem Namen kam. 1 Die hochdeutschen Wörter «Moor und «Meer entstammen beide dem westindogermanischen Wort «mori, das zur Benennung von stehenden Gewässern benutzt wurde. Bereits daraus geht hervor, dass Wasser das bestimmende Element der Moore ist. Wo Wasser über wenig durchlässigem Untergrund am Abfluss gehindert wird, entstehen Schrägbild eines naturnahen Hochmoors. Das bauınfreie Zentrum tritt deutlich hervor. Die Wuchshöhe der Bäume nimmt gegen den «trockeneren Hochmoorrand hin zu. Im unteren Bildbereich liegen ausgedehnte Flachmoore. Diese werden im Frühling regelmässig überflutet und mit Nährstoffen versorgt. (Aufnahme Klaus Ewald)

44 44 FORUM für Wissen 1991 Roland Haab ` ı. ~qμr~ i~ S" * 1*' wit 3 _ V um v. Chr. ' m 1: fi 'ññ )~ ~' ea 242 _ ` s o s~fg ams~ Q2rı A, g ga ' `2. _,_,' ''yšl 4 J». ---J L *smfi* um sooo vom g. in 5%;,_. V?'ír - t 2* šší g. r. dä' W l_ um 3000 v.chr ±_' W < li.. ~: í;^~'_~.l *;;'; `. 0 HofL~,~g -ä2 =~ '.1 ; gš rá *ßäfå 0'»è.. «\ «E ' ','~'/.':'-Z":f'ı~JL'*...'.' -.>;~',`_\'~-. \.f ~.`., _ı ~'-_,.'ıı` _.~. r-`~~/ ' ' ~ * ~ I - ~ _~._.,;..-'ı,\,~7. _*..~, ~ ~;1~' -, ~` _J I - ~ in u um 1700 n.chr. Entstehung eines Hochmoors nach Overbeck aus Ellenberg (1982), verändert. Die Abbildungen zeigen vier nacheiszeitlíche Entwicklungsstadien. Über undurchlässigem Grund (a) wird.infolge Bodenvernässung und Sauerstoffarmut abgestorbenes Pfianzenmaterial nur unvollständig zersetzt. Die Pflanzenreste werden mit der Zeit zu Torf umgewandelt. Über einer Schicht Faulschlamm (b) entstehen im Verlauf der Jahrtausende verschiedene Torfarten. Schilf- und Seggentorf (c) wird von Bruchwaldtorf (d) überlagert. Auf diesem breiten sich später Torfmoose aus, deren dichte Polster sich allmählich vom Einfluss des Grundwassers lösen und zu einem gewölbten Hochmoor zusammenwachsen.

45 FORUM für Wissen 1991 Roland Haab durch Anhäufung abgestorbener Pflanzenreste die typischen, organischen Moorböden. Während in gut durchlüfteten Böden Bakterien und Pilze totes Pflanzenmaterial in Kürze zersetzen, hemmt das Fehlen von Sauerstoff in Wassergesättigten Böden den Abbau der Pflanzenreste. Die abgestorbenen Teile der Moorpflanzen werden angereichert und zu Torf umgewandelt. Aufgrund von Herkunft und Nährstoffgehalt des Wassers, von Vegetation und Torfbeschaffenheit sowie der Gestalt der Moore unterscheidet man Hoch-, Flach- und Übergangsmoore. Moortypen In Hochmooren werden die oberen, von lebenden Pflanzen durchwurzelten Torfschichten ausschliesslich durch nährstoffarmes Regenwasser gespiesen. Die Vegetation wird durch Torfmoose geprägt, die starke Säuren ausscheiden und bis zum Zwanzigfachen ihres Eigengewichtstwasser zu speichern vermögen. Die Zuwachsraten an Torf sind gering und liegen in unserem Land in der Regel um 1 mm pro Jahr. Hochmoore mit Torfmächtigkeiten von einigen Metern haben deshalb Entstehungszeiten von mehreren tausend Jahren. Die Pflanzen der Flachmoore stehen demgegenüber unter dem Einfluss von nährstoffreicherem Grund- oder Hangwasser. Entsprechend den unterschiedlichen chemischen Eigenschaften des Wassers und den grösseren Schwankungen des Wasserspiegels ist die Pflanzendecke der Flachmoore produktiver und artenreicher als jene der Hochmoore. Übergangsmoore nehmen eine Zwischenstellung zwischen Flach- und Hochmooren ein. Ihre Vegetation wird sowohl durch Regenwasser, als auch durch Bodenwasser beeinflusst. Bedeutung der Moore Während Jahrhunderten wurden Moore von den Menschen als Ödland betrachtet, entwässert, abgetorft und überschüttet. Erst mit dem Schwinden der letzten Überreste dieser einst landschaftsprägenden Feuchtgebiete gewann die Einsicht um die hydrologische, ökologische und ästhetische Bedeutung dieser Lebensräume allmählich an Bedeutung. t V Die zur Entwässerung von Feuchtgebieten vorgenommenen Korrektionen der Gewässersysteme Mitteleuropas führten in den letzten zwei Jahrhunderten zur Verringerung der Moorflächen auf etwa zehn Prozent ihrer ursprünglichen Ausdehnung. Der mittlere Grundwasserspiegel wurde im selben Zeitraum durch Flussbegradigungen und grossflächige Entwässerung um durchschnittlich ein bis eineinhalb Meter abgesenkt. Diese Veränderungen im Wasserhaushalt- unserer Landschaft wirken sich heute in einer grösseren Trockenanfälligkeit der heutigen Pflanzendecke aus. Infolge des massiven Rückgangs an Moorflächen gehören viele Pflanzen und Tiere dieser Biotope heute zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten.. Natürliche Hochmoore bilden für zahlreiche, an Nährstoffarmut und hohen Säuregrad angepasste Pflanzenarten den einzigen Lebensraum. Mehrere Hochmoorarten, unter ihnen der _ \ \\; _ y fe <Lš', ff _\' ` Q\ _`_ ~ ç*` '.1 ' l 1 '\, Q' e `_ " _ ;'»*f:t._ `..._. = 'f,a viap23 %l?t5:,. nw» a)t \~ K'.l, 1km Gewässemetz und Moorgebiete der Gemeinde Gossau (ZH) um 1850 (links) und 1975 (rechts), aus Wildermuth (1978). Eng gerastert: Torfmoore; weitpgerastert: Streuwiesen; Quadrate: Torfstiche; Punkte: Stauteiche; Linien: Bachläufe.

46 46. FORUM für Wissen 1991 Roland Haab «fleischfressende Sonnentau und die Rosmarinheide, sind in der «Roten Liste» der gefährdeten und seltenen Gefässpflanzen derschweiz verzeichnet. Von den 878 in der «Roten Liste» aufgeführten Arten gehören fast die Hälfte zu den Sumpf- und Wasserpflanzen. Noch heute finden sich nacheiszeitlich stark verbreitete Pflanzen als selten gewordene Relikte in unseren Mooren. Viele seltene Tierarten sind, zumindest während gewisser Lebensabschnitte, auf das Vorhandensein von Moorgebieten angewiesen. Weitere, ursprünglich nicht moorbewohnende Arten haben sich in den letzten Jahrzehnten in Moore zurückgezogen, weil ihr früherer Lebensraum durch die Intensivierung der Landwirtschaft vernichtet wurde. Zu diesen Arten gehören der bodenbrütende Wiesenpieper sowie zahlreiche Insektenaıten. Die Darstellung ausgewählter Beispiele von Lebensraumbindung soll die grosse Bedeutung, die den Moorgebieten für das Überleben bedrohter Tierarten zukommt, veranschaulichen: fvw' «LJ ;~ \ Von den neun, gemäss «Roter Liste» des Jahres 1982, in unserem Land am stärksten bedrohten Vogelarten, sind deren fünf auf Moorflächen angewiesen. Es sind dies: Bekassine, Grosser Brachvogel, Purpurreiher, Weissstorch und Zwergreiher. Von ehemals zwanzig in der Schweiz vorkommenden Lurcharten, hatten sechs ihr Laichbiotop oder Sommerquartier in Moorgebieten. Der Moorfrosch ist in unserem Land heute ausgestorben. Von 180 in der Schweiz nachgewiesenen Tagfalter-Arten leben 17 in Feuchtgebieten. Alle Vertreter dieser Biotope sind heute vom Aussterben bedroht. Moore, insbesondere Hochmoore, haben eine grosse landschafts- und vegetationsgeschichtliche Bedeutung. Noch heute lassen sich über das Verteilungsmuster der Schweizer Hochmoore die Gletscherstände der letzten Eis M 3:. - 0 O ' /I Q0 Ü. Ö Ü.1. 3,2* 9...sèsıııı C Q2... Ü of \ O 0:' 'O O 'xl Ü «I 'I if*,g 0uv 09;'.. ' 4:. 0 ı. Q. 0", Ü.0 ı~.` ao 0 ı o ' _ `0 \. ' o \.. O Ö '-- Hochmoor -Vllürm-Vergletscherung (Maxlmalstand) * ' rs v ı \ Die Verteilung der Schweizer Hochmoore gibtllinweise aufdie maximale Ausdehnung der Würrn-Vergletscherung.

47 A FORUM für Wissen 1991 Roland Haab. 4 7 zeit rekonstruieren. Die in den Torfschichten dieser Gebiete enthaltenen Pollenkörner geben Aufschluss über die Veränderungen der Pflanzendecke unseres Landes während der letzten fünfzehntausend Jahre. Darüber hinaus gewähren Funde kaum zersetzter Überreste menschlicher Tätigkeit Einblick in das Leben unserer frühen Vorfahren. In der hohen Zustimmung, welche die «Rothenthurm-Initiative» vom Schweizer Volk erhielt, widerspiegelt sich nicht zuletzt der grosse landschafts-ästhetische Wert, der den Mooren heute beigemessen wird. Nicht wenige Stimmbürger und Stimmbürgerinnen dürften wohl - ohne Kenntnis'derökologischen Bedeutung dieser Gebiete - ihr «Ja im Gedanken an die gold-braunen Moore Rothenthurms eingelegt haben. L Eingriffe in Moore und Moorlandschaften Stand Gefährdung der Moore Seit Annahme der «Rothenthurm-Initiative und der Revision des Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzgesetzes stehen die Moore der Schweiz unter zweifachem gesetzlichem Schutz. Obwohl laut Verfassung Eingriffe in Moore und Moorlandschaften von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung zu Lasten der Verursacher wieder rückgängigzu machen sind, mussten in den vergangenen zwei Jahren über 300 Eingriffe festgestellt werden. Gemäss Schätzungen geht dabei jedes Jahr etwa ein Prozent der noch bestehenden Moorflächen verloren. Die Aufschlüsselung der Eingriffe nach Verursacherkategorien belegt, dass annähernd die Hälfte der Schädigungen zu Lasten der Landwirtschaft geht. Dies obwohl der Schweizer Bauernverband schon im Frühling des vergangenen Jahres seine Mitglieder dazu anhielt, keine weiteren Entwässerungen mehr vorzunehmen, da diese volkswirtschaftlich unsinnig seien. ` aufgeschlüsselt nach Venırsacherkategoıieırt) 1 Verursacher Gemeldete Fälle Landwirtschaft 1 Absolut 139 Prozentual 047% - Drainage 82 28% - Düngung % - Tritt. Weide 17 6% Eingriffe in Moore und Moorlandschaften zeitlicher Verlauf des Eingangs von Eingriffsmeldungen* *) 1989: Lili : _ _ Infrastruktur 53 Forstwirtschaft 40 1 Tourismus, Sport 34 Militär 22 Torfabbau 6 18% 14% 12% 7% 2% Hochmoore 2, Flachmoore 5 28 V _ Moorland- 3.5 '11 22 schaften* Total Total % *) Fälle mit mehreren Eingriffen wurden nach dem Hauptverursacher klassiert und nur einfach gezählt. unterstrichen; bereits dokumentierte Fälle **) nur Meldungen von gravierenden unakzeptablen Eingriffen, die einer sofortigen Intervention bedürfen. (links) Statistik über Eingriffe in Moore und Moorlandschaften, aufgeschlüsselt nach Venırsacherkategorien. (rechts) Zeitlicher Verlauf des Eingangs der Eingriffsmeldungen. Die Zahlen entsprechen den über die Zeit aufgerechneten Summen. (KOSMOS Birmensdorf, ).

48 48 ` FORUM für Wissen 1991 Roland Haab Die Statistik über den zeitlichen Verlauf der Eingriffszahlen zeigt, dass in jüngster Zeit vor allem die Eingriffe in Flachmoore stark zuge- - nommen haben. Aufgrund dieserentwick1ung ist anzunehmen, dass bis zum rechtsverbindlichen Schutz dieser Gebiete durch die Kantone weitere wertvolle Flächen verloren gehen. Die Gründe, die zu dieser Entwicklung führten sind vielgestaltig. Viele Bauern berufen sich - trotz anderslautender gesetzlicher Bestimmungen - auf das Recht,.ihren Grund und Boden so zu bearbeiten, wie ihnen beliebt. Die in der Schweiz betriebene Landwirtschaftspolitik gibt ihnen insofern Recht, als sie bis vor kurzem für Entwässerungen hohe Subventionsbeiträge erhielten, während für Unterhalt und Pflege von Biotopen keine oder zu geringe Beitragszahlungen ausgerichtet wurden. Noch heute fehlen in vielen Kantonen Gesetze zur Ausrichtung von Bewirtschaftungsbeiträgen für ökologische Leistungen.. Schutz der Moore 1 Aufgrund ihres starken Rückgangs, der anhaltenden Gefährdung und ihrer ökologischen Bedeutung sind die Moore der Schweiz ausgesprochen schutzwürdig. Beim Schutz der Hochmoore sind primäre (wenig genutzte, naturnahe) Hochmoorfiächen von sekundären (vom Menschen beeinträchtigten) zu unterscheiden. Primäre Hochmoore können sich selbst überlassen werden. Ihre Erhaltung erfordert einen umfassenden Schutz vor Düngung, Entwässerung und Tritt. Durch Ausscheidung ausreichender Pufferzonen müssen die Hochmoore vor Veränderungen des Wasser- und Nährstoffhaushalts geschützt werden. Sekundäre Hochmoore sind in ihrem Wasserhaushalt meist gestört. Infolge der Absenkung ihres Wasserspiegels bedürfen sie einer regelmässigen Bewirtschaftung, um nicht zu verbuschen. Der Pflegeaufwand für diese Gebiete Bewirtschaftungsverträge der Kantone (Magerwiesen und Moore) mit der Landwirtschaft Kanton. AG BL BE LU SO SZ' ZG ZH Verträge seit Flächenziel (ha) davon erreicht I Fläche d. Moore nat. Bedeutung ; _ Jährliche Beiträge in Fr./Are Budget (x 1000sFr.) Budget (x 1000sFr.) ~ ' Beitragszahlungen hatten für 1990 geplant: FR, GR, JU und SH. Zusammenstellung der von verschiedenen Kantonen an die Landwirtschaft ausbezahlten Bewirtschaftungsbeiträge für ökologische Leistungen. Die Flächenangaben für die Moore von nationaler Bedeutung stehen heute noch nicht mit Sicherheit fest.

49 FORUM für Wissen 1991 Roland Haab. - 49, kann durch Regenerationsmassnahmen (Anheben des mooreigenen Wasserspiegels) unter Umständen vermindert werden. Flachmoore sind vom Menschen geschaffene Lebensräume. Ihre Erhaltung erfordert eine angepasste Bewirtschaftung. Art und Intensität der Bewirtschaftung sind von der Pflanzenzusammensetzung abhängig. Wie die Hochmoore müssen auch die Flachmoore durch ausreichende Pufferzonnen vor Veränderungen des Wasserund Nährstoffhaushalts geschützt werden. Um unerwünschte Veränderungen in Hochund Flachmooren frühzeitig erkennen und ihnen entgegenwirken zu können, bedarf es einer regelmässigen Aufsicht und Erfolgskontrolle. Für Biotope vonnationaler Bedeutung sollte diese durch Private und auch durch Bundesbehörden ausgeübt werden. Nachdem heute ausreichende gesetzliche Grundlagen zum Schutz der Moore zur Verfügung stehen, liegt es an Bund und Kantonen, diese umzusetzen. Dieses Vorhaben erfordert nebst gutem Willen eine massive Erhöhung der finanziellen und personellen Mittel. Vor allem in den kleineren Kantonen und in der Westschweiz besteht diesbezüglich ein grosser Nachholbedarf. g ' Die Tatsache, dass die Kantone in den kommenden fünf Jahren gegen 1500 Moore von nationaler Bedeutung parzellenscharf abzugrenzen und Bewirtschaftungsverträge mit betroffenen Bauern abzuschliessen haben, zeigt, dass noch viel Arbeit zu verrichten ist. Darüber hinaus verpflichtet.das revidierte Natur- und Heimatschutzgesetz des Bundes Kantone und Gemeinden zur Bezeichnung und zum Schutz von Mooren regionaler und lokaler Bedeutung.

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51 51 :FORUM Biotop-Pflege am Beispiel FÜR W,SSEN f waldbewohnender Vogelarten 1, Werner Müller, Schweizer Vogelschutz, Zürich Der Wald galt bisher beim Forstdienst als vielfältiger, sehr naturnaher Lebensraum, wobei im Rahmen einer sanften Waldbewirtschaftung zugleich auch die Ansprüche der Vögel befriedigt werden können. Diese Aussage stimmt sicher für einen Teil der Vogelarten, insbesondere jene mit breiten Lebensraumansprüchen - aber nur bedingt. oder gar nicht für die Spezialisten. Der Natur- und Vogelschutz auf der anderen - Seite, der sich lange Zeit auf die unbestrittenermassen noch viel grösseren Schutzprobleme ausserhalb des Waldes konzentrieren musste, begann sich erst seit kurzem mit Fragen um den Arten- und Lebensraumschutz im Wald zu beschäftigen. Es war weniger der oft zitierte Umstand, dass die offene Landschaft immer stärker ausgeräumt wurde und sich damit der Wald gewissermassen zum Rückzugsgebiet vieler Arten entwickelte (was aufgrund der Habitatansprüche der Kulturlandarten nur sehr bedingt möglich ist), der zum zunehmenden Interesserdes Naturschutzes am Wald geführt hat. Vielmehr begann der Naturund Vogelschutz im 'Laufe der siebziger Jahre seine Tätigkeit von Spezialstandorten und besonderen Arten aufgrund von Untersuchungen über den Landschaftswandel und Analysen der Artenspektren und Roten Listen auf die ganze Landschaft und auf alle gefährdeten Arten auszudehnen.. Ein erstes grossflächiges Inventar ornithologisch bedeutender Waldflächen hat der Zürcher Vogelschutz (ZVS) 1978/79 im Kanton Zürich erarbeitet, nachdem bei früheren Inventaren von naturschützerisch wichtigen Flächen der Wald wie bei ähnlichen Vorhaben in anderen Gebieten ausgeklammert worden war. Der Schweizer Vogelschutz (SVS) und der Schweizerische Bund für Naturschutz (SBN) starteten 1986 eine Kampagne zum Natur- und Vogelschutz im Wald, um die pionierhafte Tätigkeit vieler Forstleute auf diesem Gebiet zu unterstützen und die Naturschutzanliegen im Wald vermehrt zu fördem. Bedeutung des Waldes für Vögel Die Wälder in der Schweiz bieten etwa, 100 Brutvogelarten Lebensraum. Das sind 57 Prozent der 175 regelmässig in unserem Land brütenden Arten. Rund 60 Brutvogelarten benötigen den Wald während der Brutzeit sowohl als Brutals auch als Nahrungsplatz, verlassen ihn also nur selten. Weitere rund 12 Vogelarten brüten im Wald, suchen ihre Nahrung aber hauptsächlich ausserhalb. Und knapp 30 Arten besiedeln neben dem Wald auch andere Lebensräume wie Hecken, Obstgärten, Siedlungen oder Zwergstrauchgebiete. ` Während des Winterhalbjahres ist die Artenzahl im Wald reduziert: 40 Prozent der Brutvogelarten ziehen ganz weg, während 60 Prozent auch zur kalten Jahreszeit im Wald anzutreffen sind.,bei den letzteren handelt es sich entweder um eigentliche Standvögel (z.b. Sperlingskauz, Dreizehenspecht) oder um Arten, bei denen unsere Populationen wegziehen und durch solche aus nördlicheren und östlicheren Gebieten ersetzt werden-(z.b. Rotkehlchen). Im Gegensatz etwa zu den Gewässern unseres Landes, welche im Winter.Wasservogelpopulationen von europäischem Rang beherbergen, sind Wälder als Uberwinterungsgebiete von Gastvögeln von geringerer Bedeutung. Zu erwähnen ist hier vor allem der Bergfinlgwelcher in guten Buchenmastjahren die Schweiz im Winter in vielen Millionen Individuen aufsucht und zum Nächtigen in spektakulären Flügen gemeinsame Schlafplätze mit ganz bestimmten Eigenschaften aufsucht.

52 L 5 2 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller Spezlallslerte Brutvogelarten des Waldes und ihre besonderen Ansprüche aniden Wald. Vogelart Höhenverbreitung einige Lebensraumansprüche m Wespenbussard: Habicht: Sperber: Baumfalke: Haselhuhn: Birkhuhn: Auerhuhn: Waldschnepfe: ' Hohltaube: Turteltaube: Sperlingskauz: Rauhfusskauz Ziegenmelker: bis 1500 bis 1800 bis 1900 bis 1100 F bis 1700 bis 1200 bis bis 1500 Laub- und Mischwälder in der Nähe von warmen, wespenreichen und offenen Gebieten. Geschlossene Hochwälder mit grossen Bäumen. Dichtes Stangenholz, vor allem aus Fichten. Waldränder und lichte Wälder mit überragenden Bäumen mit alten Nestem von Krähenvögeln. Unterholzreiche, grosse Wälder mit starker horizontaler und vertikaler Gliederung in mosaikartiger Verteilung. Lebt in aufgelockerten Bergwäldem und im Bereich der oberen Waldgrenze in offenen, reich gegliederten Lebens räumen mit gut ausgebildeter Zwergstrauchvegetation. Lückige, vielstufige Tannen-Buchen-, Fichten- und Föhrenwälder mit hohem Altholzanteil (biologisches Altholzl) und gut ausgebildeter Zwergstrauchvegetation. Ausgedehnte, stufige und feuchte Wälder mit lichten oder offenen Stellen Wälder mit Schwarzspechthöhlen, insbesondere hallen artige Buchenwälder. 4 Wälder der tieferen Lagen mit gut ausgebildeter Strauch schicht, insbesondere Buschwälder und Auenwälder. alte, vielfältige und aufgelockerte Nadelwälder. Buchen- und Nadelwälder mit einzelnen Buchen mit Schwarzspechthöhlen. Sehr trockene, heisse, lockere Baumbestände mit grossen offenen Flächen. Schwarzspecht: Mittelspecht: bis 2100 bis 700 Grosse Waldkomplexe mit alten, dicken Buchen und/oder Weisstannen, Baumalter für Höhle ab rund 120 Jahren. Eichenwälder, hoher Eichenanteil wichtig, insbesondere in Mittelwäldern und in Überführung begriffenen Mittel wäldem. ^ Kleinspecht: Dreizehenspecht: bis Wälder mit grossen Laubbäumen, insbesondere Eichenund Auenwälder. Lichte. gestufte Nadelwälder mit hohem Fichtenanteil Nachtigall: bis 600 Dichte, niedere Gebüschwälder, im Wallis bis 1100 m ü.m. Gelbspötter: Berglaubsänger: Fitis: Halsbandschnäpper: Schwanzmeise: Mönchsmeise: Pirol: Dohle: Zitronzeisig: Kembeisser: ~ bis 900 bis 2000 bis ısoo soo-ıooo bis ısoo bis 2100 bis 600 bis bis 1300 Randbereiche frischer Laubwälder mit hohen Büschen. L Sonniger, lockerer Wald mit lichten Stellen, welche von Gebüsch oder dichter Krautschicht bewachsen sind. Einzelstehende höhere Bäume mit anschliessender dichter Strauchschicht und gut ausgebildeter Krautschicht. Kastanienhaine in der Südschweiz. Offene Laubwälder mit Unterholz. Hoher Anteil an morschen, noch stehenden Baum stämmen. Laubwälder, insbesondere Auen- und Eichenwälder. Wälder mit Schwarzspechthöhlen, insbesondere hallen artige Buchenwälder. Lichte, offene Nadelwälder. Wälder mit grossem Anteil an hohen Laubbäumen.

53 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller. 5 3 Ansprüche der Vögel an den Wald Die Besiedlung der einzelnen Waldtypen durch Vögel weist markante Unterschiede auf. Eine generelle Tendenz besteht darin, dass die Artenzahl von den tieferen Lagen zu den höher gelegenen Wäldern abnimmt. Sie überlagert damit Unterschiede, welche sich zum Beispiel aus Struktur und Zusammensetzung der Wälder ergeben. In standortfremden, weitgehend reinen Fichtenbeständen im Mittelland können durchaus gleich viele Arten brüten wie in natürlichen subalpinen Fichtenwäldern. Das Artenspektrum des standortfremden Fichtenwaldes ist jedoch um mindestens einen Drittel geringer als jenes von Eichenwäldern, welche in der gleichen Höhenstufe liegen. Eine weitere grundsätzliche Aussage ist für die waldbauliche Praxis von Bedeutung: In den meisten Fällen ist für Vogelarten weniger die.vegetationseinheit wichtig, als vielmehr die Zusammensetzung und Struktur des bestehenden Waldbildes. Für den Mittelspecht z.b. ist es wichtig, dass er Eichenbestände findet, unabhängig davon ob diese nun auf natürlichen Eichen-Hagebuchenstandorten stehen oder auf Buchenstandoıten, wie das an den meisten Orten der Fall ist. '. Lebensraumansprüche einzelner Arten Der Spezialisierungsgrad der einzelnen Arten ist ganz unterschiedlich. Eine erstaunlich grosse Zahl von Arten, allen voran der Buchfink, besiedelt einen grossen Teil der Waldtypen. Für einzelne sehr unterschiedliche Waldtypen lassen sich zwar Charakterarten nennen: Für den subalpinen Fichtenwald etwa Auerhuhn, Dreizehenspecht und Sperlingskauz oder für den Eichenwald`Mittelspecht und Pirol. Die Unterschiede in den Artenspektren von Waldtypen, welche ähnlicher sind und in der gleichen Höhenstufe liegen, sind jedoch weit geringer. Das bedeutet, dass von den rund 100 Wald- Brutvogelarten nur etwa deren 30 besonders enge Biotopansprüche aufweisen. j Zusammensetzung der Vogelwelt unterschiedlicher Waldtypen Die artenreichsten Waldtypen sind Eichenwälder und Auenwälder mit gegen 60 Brutvogelarten. Es folgen mit abnehmender Artenzahl: Buchenwälder und Tannen-Buchenwälder mit rund 50 Arten, montane Fichtenwälder, Föhrenwälder, Lärchen-Arvenwälder und subalpine Fichtenwälder mit rund 35 Arten. Die höchste Artenzahl wird normalerweise in Altholzbeständen erreicht. Die Vogelwelt entwickelt sich von der Jungwaldfläche bis zu den Altholzbeständen in charakteristischer Weise: Auf offener Freifläche mit erst kleinen Jungbäumen siedeln sich Arten des offenen und halboffenen Landes an, die (oft als Bodenbrüter) auf extensiv bewirtschaftetes Kulturland angewiesen sind,dieses aber in den.landwirtschaftsgebieten des Mittellandes nur noch auf geringen Flächen finden: Baumpieper, Neuntöter, Goldammer. Diese Vorkommenverschwinden mit dem Aufwachsen der jungen Bäume nach wenigen Jahren wieder. Jungwüchse und Dickungen sind der Lebensraum der Buschbrüter, insbesondere der Grasmücken und Heckenbraunelle. Im Stangenholz, welches: weder eine dichte Kraut- und Strauchschicht noch dicke Bäume aufweist, ist die Artenzahl meist am geringsten. Sie nimmt über das Baumholz zum Altholz wieder stark zu. Fläehenanspruch Während Kleinvögel mit -einer oder wenigen ha Waldfläche auskommen können, haben andere * Arten überaus flächenintensive Ansprüche an die Grösse ihres Lebensraumes: Ein Schwarzspechtpaar benötigt 1-4 km2 Wald, der allerdings auch in mehrereflächen aufgeteilt sein kann. Ein Habichtpaar braucht noch grössere Flächen: Auf 100 km2 wurden in der Schweiz 1,5 bis 7 Paare festgestellt, was einer Fläche pro Paar von 14 bis 70 ha entspricht. g Diese Zahlen betreffen nur ein Paar der betreffenden Art. Wie gross auf welcher Fläche die Population einer Art sein muss, damit sie langfristig überleben kann und dies auch bei vorübergehend ungünstigen Verhältnissen (z.b. regnerische Witterung zur Brutzeit) oder bei Katastrophen (z.b. Sturmschäden an Wäldern), ist noch weitgehend unbekannt. Dazu ein interessantes Detail: In Schweden starb eine Population des Mittelspechts von rund 30 Vögeln aus, welche von anderen Vorkommen isoliert worden waren, ohne dass sich der Lebensraum entscheidend verändert hätte. Sehr wichtig ist demnach, dass im Sinne einer genügenden Vorsorge aus

54 . I 54 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller 3-ıı o ` '. " -V.ı `í`l -.-_, _ -_~- _ -, tf. lv" ' ~~ Q 1 af' ` "ı f. _ U l' a. fi weitere Restpopulationen den Kontakt zu grösseren Populationen verloren. Verbindungen zwischen den noch igrösseren Vorkommen gerade über kleinere Vorkommen sind jedoch sehr wichtig. ~ Auch beim Mittelspecht zeigt das Verbreitungsbild die Bedeutung von Kernvorkommen und Verbindungen. Es liess sich zeigen, dass schon ein Abstand von wenigen Kilometern von Kerngebieten dazu führen kann, dass kleine Eichenwälder nicht mehr besiedelt werden. ""_, `.Ã `.2.,..,': ` 1s es._ `. ` qmö V 1 " \' `~\ ti. 3 ~. s " _`_ ; ı ~_'_.uw `.._- ' 43;.- ' Shoe' '-="*"'«< ^f~": - ~..- ~'»are ~1~.~ -»~= «ıs*«- ~..' hn J.. *. 1 3-ı._,... "\.,_ 'N. \*'.._4 J, ' på' wp; _` _. 'I' «'.:{,ı 0 ~ ""..ay».10,'. 4ı«. ~;_. _ı.s.. wm "` ' ~W- t 7;. Ui. l Äi_`.q M1'. 9;? «M.., _.,._,` I ~' *-'-fi' 'I^»_- -w. iv~,..,`;,ı"`i`.._'.;_ _, Y, -~_'-1,sein..3-_'g,_;..'." μ pç 2,54.. Ä«^:.: un.. «=~*t!iı.afl #-iz» ' ' ~ "~ s.:.pri-' '...-..' 1 ~. *'ö*""'. '?'~'.^".í"'i'.` I Es~. " _*\ı~`\_ \1 Der Mittelspecht besiedelt grossflächige Eichenwälder. Seine grösste Dichte erreicht er in Mittelwäldern und ehemaligen Mittelwäldern (Foto Andreas Schulze) reichend grosse Flächen für den Artenschutz zur Verfügung stehen. Anspruch an die «Vernetzung Die Vögel als flugfähige Organismen sind normalerweise in der Lage, für sie günstigehabitate zu besiedeln, auch wenn diese inselförmig ohne direkte Verbindung und über grössere Flächen in der Landschaft verteilt liegen. Einige Arten stellen jedoch aufgrund- ihres Verhaltensmusters auch in Hinsicht auf die räumliche Lage und insbesondere die Vernetzung ihrer Lebensräume ganz spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum. Dabei handelt es sich um Arten, welche wenig Mobilität zeigen: Der Bestand des Auerhuhns (balzende Hähne) hat von Ende der sechziger Jahre bis Mitte der achtziger Jahre um rund die Hälfte abgenommen. In vielen Gebieten sind Verinselungstendenzen erkennbar: Viele Randgebiete wurden aufgegeben, insbesondere schon bisher isolierte Vorkommen. Unterdessen haben Waldbewohnende Vogelarten auf der Roten Liste Gefahrdungskategorie Arten Arten mit kritischer Bestandesgrösse Arten mit regional starker Abnahme Arten mit kleinem Bestand Arten mit besonderer Verantwortung der Schweiz 5 \. Anspruch bezüglich Störungen durch Anwesenheit von Menschen Im Gegensatz zu Pflanzen und vielen Kleintieren sind Vögelauf Störungen durch Menschen besonders anfällig. Deshalb drängen gerade Vogelschutzorganisationen oft darauf, dass Wälder zurückhaltend erschlossen werden und dass ungestörte Bereiche erhalten bleiben. Die Fluchtdistanzen sind von Art zu Art unterschiedlich und hängen auch stark von den lokalen Gegebenheiten ab. Längere Anwesenheit von Menschen in unmittelbarer Nestnähe stört praktisch alle Vogelarten. Störungen, welche regelmässig und ausschliesslich an ganz bestimmten Stellen auftreten, z.b. auf,wegen,sínd für einige Vögel oft berechenbar und damit weniger gravierend als häufige unberechenbare Störungen. 1 Besonders gravierend sind Störungen bei Arten, wo sich die Geschlechter auf komplizierte Weise an ganz bestimmten Orten treffen. Auerund Birkhähne besetzen Balzplätze, welche besonderen Ansprüchen genügen müssen. Störungen an diesen Balzplätzen können für die Fortpflanzung fatal sein. Ebenso negativ sind Störungen bei Arten, welche natürlicherweise im Winter ihre Aktivität reduzieren, um so den Energieverbrauch zu vermindern. Wiederum betrifft dies vor allem die Rauhfusshiihner. Auerhuhn, Hohltaube, Waldohreule, Ziegenmelker, Grünspecht, Grauspecht, Gelbspötter, Dohle. Wespenbussard, Baumfalke, Turteltaube, Mittelspecht, Halsbandschnäpper. Schwarzmilan, Rotmilan, Haselhuhn, Birkhuhn, Sperlingskauz, Rauhfusskauz, Dreizehenspecht, Ringamsel. Zitronzeisig. '

55 ı=orum für wissen 1991 vvemer Müller g l 55 Bestandesveränderungen der waldbewohnenden Vogelarten Der Artenschwund verlief im Wald nicht ganz so dramatisch wie in der offenen Landschaft. Auf der neusten Roten Liste der gefährdeten Vogelarten stehen 22 Bewohner des Waldes. Veränderungen ausserhalb des Waldes Nur ein Teil derveränderungen der Vogelwelt geht auf das Konto des Wandels des Waldes selber. Insbesondere das Landwirtschaftsgebiet und die Siedlungen haben sich weit stärker verändert alsder Wald. Die intensive Landwirtschaft trägt dazu bei, dass Vogelarten, welche im Wald brüten und ihre Nahrungs ausserhalb des Waldes suchen, im Bestand abnehmen. Die Hohltaube etwa hat nicht nur im Wald Brutplätze verloren, sondern auch im Kulturland Nahrungsgebiete - sie ernährt sich hauptsächlich von Unkrautsamen aus Ackerrändem. Ebenso wirkt die allgemeine Umweltverschmutzung auch auf die Vögel des Waldes. So nahm der Habicht in den sechziger Jahren zum grossen Teil wegen der. Vergiftung der Umwelt durch resistente Pestizide ab. Sein Bestand erholte sich aber seit Ende der siebzigerlahre wieder. Veränderungen des Waldes durch Umweltverschmutzung Auch wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bezüglich des Waldsterbens bisher zum Glück nicht bewahrheitet haben, sind doch durch die Veränderungen, welche die Umweltverschmutzung im Wald bewirkt, Bestandesveränderungen bei Vogelarten festzustellen. Im Harz ist die Tannenmeise als typischer Nadelwaldbewohner aus vielen Gebieten verschwunden. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Baumläuse, welche die Hauptnahrung der Tannenmeisen bilden, schon in einem frühen Stadium des Waldsterbens stark abnehmen. 1» ` I Bei den Goldhähnchen, welche ihre Nester in dichten Nadelzweigen verstecken, kann schon eine relativ geringe Auslichtung der Kronen zu Problemen beim Nestbau oder zu verstärktem *Beutegreiferdruck führen. Veränderungen, insbesondere bei Arten mit Vorliebe für lichte und wenig bewachsene Stellen, sind auch durch die zunehmende Eutrophierung der ganzen Landschaft zu' erwarten. Veränderungen durch waldbauliche Massnahmen Seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts hatten ea;-.-. ' :, ~,.-~.'-_ Q_g;-_~~ "_ -_-.. E- ~ ~~^.f~ ~ ; Mittelwald (links) und ehemaliger Mittelwald (Foto Werner Müller). I»_-

56 5 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller vor allem vier Entwicklungen entscheidenden Einfluss auf den Wald als Lebensraum für Vögel: Der Aufbau von vorratsreichen Wäldern führte zum zunehmenden Verschwinden von Vogelarten, welche in den tieferen Lagen auf lichte Wälder angewiesen sind. Der Baumpieper z.b. lebte in der ersten Hälfte des Jahrhunderts auch in der collinen Stufe «öfter auch in lichten Laub- und Nadelwäldern, seltener dagegen in dichten geschlossenen Hochwäldern (Glutz 1962). Heute gibt es praktisch nur noch in der montanen und vor allem subalpinen Stufe Baumpieper-Brutvorkommen im Wald. Die starke Förderung der Fichte in den tieferen Lagen führte zur Ausbreitung von Arten des Nadelwaldes wie Haubenmeise und Fichtenkreuzschnabel im Mittelland. Wenn wir als Ziel des Vogelschutzes im Wald eine möglichst grosse Vielfalt auf kleiner Fläche hätten, könnte diese Entwicklung als Bereicherung betrachtet werden. Sie ging aber unzweifelhaft auf Kosten von Arten, die grossflächige Laubwälder benötigen. Spätestens in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wurde die vorher weit verbreitete Betriebsform des Mittelwaldes aufgegeben. Der Eichenmittelwald mit der Hauschicht aus Hagebuchen war mit seinen mächtigen Überhältern und der dichten Strauchschicht ein günstiger Lebensraum für Vögel. In Überführung in Hochwälder begriffene Mittelwälder haben noch etwas von dieser Struktur erhalten können und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Viele Mittelwälder wurden jedoch irn Laufe der letzten Jahrzehnte umgewandelt. Starke Erschliessung der Wälder in den tieferen Lagen und immens zunehmender Erholungsbetrieb führten zur Aufgabe vieler Wälder durch störungsempfindliche Arten. Bis in die zwanziger Jahre war z.b. im Sihlwald noch das Auerhuhn heimisch.. Ornithologisch wichtige Waldobjekte. obisımgp Objekt Waldtypen - Alle natürlichen/natumahen Waldtypen, speziell: - grossflächige Laubwälder - Auenwälder, Bruchwälder - Eichenwälder (auch auf Nicht-Eichenstandorten) - Buchenwälder, Tannenbuchenwälder - Föhrenwälder (natürlich) Bewirtschaftungstyp Alter Strukturen Waldrand Für einzelne Arten wichtige Merkmale: - Rauhfusshühner - Greifvögel, Reiher - grosse Höhlenbrüter _ - andere Höhlenbrüter - Mittelwälder bzw. ehemalige Mittelwälder - Niederwald I - Kastanienhaine. - Plenterwälder - Altholzbestände in biologischem Sinn - stufige Bestände - stehendes Totholz - liegendes Totholz - stufige Waldränder mit/ohne Krautsaum - Zwergstrauchflächen ' - alte Bäume (Schlaf-/Balzbäume) - Balzplätze - Äsungsbäume «- Horstbäume - Schwarzspechthöhlen, grosse natürliche Höhlen - alle Spechthöhlen, natürliche Höhlen - weitere Merkmale - unerschlossene/ungestörte Waldflächen - Quellen, Gräben, vernässte Stellen - Lichtungen, Riede, Trockenwiesen Die Erfassung und Ausscheidung omithologisch wichtiger Waldobjekte soll ergänzt werden durch generelle Massnahmen, welche auch ausserhalb der Natur- und Vogelschutz-Vorıangflächen Gültigkeit haben.

57 ` L FORUM für Wissen 1991 Werner Müller 57 Ziele des Vogelschutzes im Wald Der Vogelschutz hat zum Ziel, die für unser Land typische Brut- und Gastvogelwelt zu erhalten und zu fördern. Nachdem. wir gesehen haben, dass ein Teil der Vogelarten des Waldes weite Flächen besiedeln kann und vorläufig nicht als gefährdet zu gelten hat, ist der Schwerpunkt für den Vogelschutz im Wald klar: In erster Linie sind die gefährdeten Spezialisten zu erhalten. Erst in zweiter Linie und nur dann, wenn mit dem ersten Schwerpunkt kein Konflikt ensteht, soll auch allgemein die Vielfalt gefördert werden. Dazu ein Beispiel: Es hat keinen Sinn, in einem noch grossflächigen Eichenwald einen Fichtenjungwuchs anzulegen. Zwar könnte man damit die Vielfalt erhöhen und z.b. die Heckenbraunelle fördern, doch würde dadurch das übergeordnete Ziel der Sicherung des Lebensraumes der Spezialisten (z.b.«mittelspecht, Pirol, Kernbeisser) gefährdet. e Massnahmen der Biotop-Pflege irn Wald 1 Die Wälder unseres Landes sindfso vielgestaltig, dass jede Fläche im Prinzip als Einzelfall zu behandeln ist. Die folgende Zusammenstellung soll zeigen, in,welche Richtung Massnahmen gehen können,,, Nötige Grundlagen I. Von forstlicher Seite sollten Bestandes- und Vegetationskarten zur Verfügung stehen. An ornithologischen Angaben sind wünschenswert: - Inventar der omithologisch wichtigen Waldobjekte (dieses kann sich z.b. nach der Liste in Tabelle 3 richten). - Bestandesaufnahme von wichtigen waldbewohnenden Vogelarten (mindestens der Spezialisten gemäss Tab. 1; Kartierungen der Brutvorkommen aller Vogelarten sind im Wald sehr aufwendig und oft nur auf Flächen von ha möglich) 1 Wichtig wäre zudem, wenn ein Inventar der allgemein naturkundlich bedeutenden Waldobjekte zur Verfügung stehen würde, damit sich allfällige inner-naturschützerische Zielkonflikte rechtzeitig erkennen lassen.. 1 Anforderungen des Vogelschutzes an den Wald Wichtigstes Anliegen ist die Sicherung ausreichender Flächen. Dabei müssen die qualitativen und quantitativen Ansprüche an den Lebensraum erfüllt sein. 1 Sicherung von Gebieten und Flächen Ein Teil der Waldobjekte ist ortsgebunden. Ein Graben, eine als Balzplatz dienende Kuppe oder ein Waldrand lassen sich nicht verschieben. Sie können gebietsmässig festgelegt und langfristig gesichert werden. In diese Kategorie von Waldobjekten gehören auch alle Flächen, Welche als Naturwald im Hinblick auf eine Entwicklung zu Urwald aus der Bewirtschaftung entlassen werden., L Andere _Waldobjekte hängen stark mit-dem momentan bestehenden Waldbild zusammen, das besonders im schlagweisen Hochwald stark ändert. Hier ist entscheidend, dass immer ausreichende Flächen zur Verfügung stehen - mit besonderer Betonung auf immer. Flächen, welche für den Artenschutz wichtig sind, dürfen erst geräumt werden, wenn unmittelbar benachbart genügend Ersatzflächen mit den gleichen Merkmalen zur Verfügung stehen. Diese Anforderung ist nicht einfach zu erfüllen, doch könnte ein Unterbruch zum definitiven Verschwinden der zu schützenden Arten führen. Dazu ein Beispiel: Bei den Eichenwäldern besteht eine Verjüngungslücke von mehreren Jahrzehnten. Wenn nun in nächster Zeit viele bestehende alte Eichenwälder verjüngt werden, besteht die Gefahr, dass der Mittelspechtbestand zusammenbrechen könnte. Bei der wenig mobilen Art wäre eine Rückbesiedlung über längere Distanzen fraglich. Die Lösung besteht darin, die heutigen Eichenwälder zu erhalten und gleichzeitig auf benachbarten Nicht-Eichenflächen Eichen nachzuziehen. Die Räumung der bestehenden Eichenwälder ist solange aufzuschieben, bis die neuen Flächen in quantitativerund qualitativer Hinsicht deren Funktion übernehmen können. `

58 58 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller Generelle Natur- und Vogelschutzmassnahmen Bereich Bewirtschaftungsformen Durchforstungsmassnahmen Baumartenwahl Erschliessung Waldrand Arbeiten im Wald Veranstaltungen Rahmenbedingungen für Massnahmen Entscheidend für die Realisierung von Naturund Vogelschutzanliegen ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Forstdienst, Waldbesitzern, staatlichem Naturschutz und privaten Natur- und Vogelschutzorganisationen. Mit dem neuen eidgenössischen Waldgesetz werden auch die gesetzlichen Grundlagen für den Massnahmen - In jedem Wald einen Anteil als Naturwald aus der Bewirtschaftung nehmen. - Ein Netz von Altholzflächen anlegen. - Umtriebszeit auf allen naturschützerisch wichtigen Flächen erhöhen. - Bewírtschaftungsmethoden mit langfristig gleichem Waldbild anstreben (plenterwaldähnliche Bewirtschaf tungsformen). - Alte Bewirtschaftungsformen (Mittelwald, Niederwald)- auf geeigneten Flächen wieder aufnehmen. - Förderung von seltenen und omithologisch wichtigen Baumarten (z.b. Eichen, Vogelbeere). - Erhaltung aller Spechtbäume (besonders wichtig: Schwarzspechthöhlen) und Horstbäume. - Förderung eines Anteils von stehendem Totholz. - Liegendes Totholz belassen. - Asthaufen nicht verbrennen, sondem zusammenschieben und liegenlassen. - Generell: Arten gemäss Vegetationskartierung verwenden, Ausnahme: massive Förderung der Eichen; höchstens wenige Gastbaumarten, keine Exoten. - In tieferen Lagen grossflächige Laubwälder anlegen. - So wenig wie möglich; nicht-feste Alternativen prüfen. - Unerschlossene Bereiche belassen, Ruhezonen. - Wenn Erschliessung mit Strasse nötig, forstfremden Verkehr unterbinden (Kontrollenl). - Stufige Ausbildung der Waldränder, insbesondere in südexponierter Lage, mit vorgelagertem breitem extensiv bewirtschaftetem Krautsaum - Zur Brutzeit (Mai/Juni) möglichst keine Jungwüchspflege. - Keine Holzschläge in der Nähe empfindlicher Bereiche (Reiherkolonien, Greifvogelhorste, Rauhfusshühnervorkommen) zwischen Mitte März und Ende Juli - keine Massenveranstltungen im Wald Naturschutz im Wald verbessert. Der eidgenössische Natur- und Heimatschutz gibt zudem die Möglichkeit für die finanzielle Abgeltung von Naturschutzmassnahmen im Wald, was speziell bei Privatwald oder öffentlichem Wald von Körperschaften, welche nicht über eigene Steuereinnahmen verfügen, wichtig ist. '

59 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller ~ W W, 59 einzelnen Vogel- Bemerkungen zu schutzanliegen Baumartenwahl. Grossflächige reine Fichtenbestände werden 'heute praktisch nicht mehr angelegt. Der Trend geht vielmehr zu einer kleinflächigen Mischung von Laub- und Nadelholz. Die Gefahr besteht, dass dadurch grossflächige Laubwälder immer mehr verschwinden. Für viele laubwaldbewohnende Vogelarten ist wichtig, dass grossflächige Laubwäldererhalten bleiben. 1 Bei Eichenwäldern, welche als Lebensraum für den Mittelspecht dienen sollen, heisst dies: einzelne Eichenwälder von 10 ha und mehr, Kerngebiete als regionale Zentren von 40 bis zu mehreren hundert Hektaren. <~.fr-'=,_ 'al -:ff..f /. -J: f 'Q \ gßßí". s 2%. ır-2 Der Schwarzspecht zimmert grosse Höhlen, welche einen Eingang von,6 x 9 cm aufweisen. Oft sind mehrere Schwarzspechte auf kleinem Raum zu finden. Solche Gebiete sollten als Altholzflächen erhalten werden. Altholzflächen L i Der Begriff wird sowohl in der forstlichen Terminologie als auch in der naturschützerischen verwendet. Naturschützerische Althölzer sind Waldflächen, welche über die übliche Umtriebszeit hinaus stehengelassen werden. Althölzer können entweder grundsätzlich in der Nutzung belassen werden: Sie werden einige Jahrzehnte nach den anderen Beständen oder erst nach einer vollen weiteren Umtriebszeit verjüngt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Altholzflächen aus der Nutzung zu entlassen und sie als Naturwald sich langfristig zu einem Urwald entwickeln zu lassen. _

60 60 FORUM für Wissen 1991 Werner Müller Breite m I / /Ö/_(V Y«..h` \ ml llllllllllllıml * 1;' ` l 1 ' ~'=- ~" ".1 ~ Yqhllv mi-\\<.=\k1iíf= ~» «if, E'-~ ~";1í' _f\1?l ;' :=' S'f(5fi*f'ff'= A ÄU; Ö Ü, [Tl -Ü A = Feld, B = extensiv genutztes Wies/and; C = Kräuter und Stauden; D = Sträucher; E = ha/bhohe Bäume; F = Baumschicht. l ' "x '22.i.' `í Stufiger Waldrand mit dichter Strauchschicht und Krautsaum in der Theorie und Praxis /Zeichnung von Tobias Salaıhé. Foto Werner Müller). ' W

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