Eugène Ionesco. Übungen zur französischen Konversation und Aussprache für amerikanische Studenten

Transkript

1 Eugène Ionesco Übungen zur französischen Konversation und Aussprache für amerikanische Studenten Jean-Marie - Marie-Jeanne JEAN-MARIE MARIE-JEANNE JEAN-MARIE: Guten Morgen, Marie-Jeanne. MARIE-JEANNE: Guten Morgen, Jean-Marie. Wo gehen Sie hin? JEAN-MARIE: Ich gehe zum Unterricht und Sie? MARIE-JEANNE: Ich gehe zum Unterricht. Aha, da ist Philippe. Wo geht er so schnell hin? JEAN-MARIE: Er geht zum Collège. MARIE-JEANNE: Wir gehen auch dahin, aber nicht so schnell wie er. Ich bin zu früh. JEAN-MARIE: Ich habe Angst, zu spät zu kommen. Aber wir sind doch im gleichen Kurs, wir müssen zur gleichen Zeit da sein. MARIE-JEANNE: Dann bin ich also vielleicht zu spät. JEAN-MARIE: Ich bin zu früh. MARIE-JEANNE: Sind wir logisch? JEAN-MARIE: Ich glaube nicht. I MARIE-JEANNE: Das macht nichts. Hauptsache, wir sind guter Gesundheit. JEAN-MARIE: Das ist richtig, man muss bis zu den Ferien im nächsten Jahr durchhalten. MARIE-JEANNE: Das nächste Jahr ist noch weit. JEAN-MARIE: Braucht es viel Zeit, damit mir das Französische in den Kopf geht?

2 MARIE-JEANNE: Dazu braucht es zwanzig Jahre Arbeit für einen Kopf wie deinen. JEAN-MARIE: In zwanzig Jahren kann ich die Lektionen der neunzehn anderen Jahre vergessen. MARIE-JEANNE: In diesem Falle wird man dich noch zwanzig Jahre lang wieder von vorne anfangen lassen. JEAN-MARIE: Du bist ein bisschen ungerecht. Ist das kein gutes Französisch, das ich in diesem Augenblick spreche? MARIE-JEANNE: Das ist kein richtiges Französisch. Das ist aus dem Englischen übersetzt. Aufruf PHILIPPE, der Lehrer JEAN-MARIE, MARIE-JEANNE, die Schüler II PHILIPPE: Guten Morgen, meine Herren, guten Morgen, verehrte Damen. Sie antworten nicht? Keine Antwort. Warum antworten Sie nicht? Antworten Sie doch! Oh, es ist zu früh, die Schüler sind noch nicht da. Moment mal, ich höre ihre Schritte im Flur. Sie kommen, sie sind da. Öffnen Sie die Türe. Treten Sie ein. Schließen Sie die Türe. Kommen sie nach vorne. Setzen Sie sich. Ruhe. Ich rufe die Namen auf: Jean-Marie. JEAN-MARIE: Hier! PHILIPPE: Sagen Sie mir, Jean-Marie, wie heißen Sie? JEAN-MARIE: Ich heiße Jean-Marie. PHILIPPE: Das ist richtig. Sie verstehen mich. Sie sind ein intelligenter Junge. Marie-Jeanne! MARIE-JEANNE Hier! PHILIPPE: Sagen Sie mir, Marie-Jeanne, wie heißen Sie? MARIE-JEANNE Ich heiße Jean-Marie. PHILIPPE: Sie verstehen mich nicht. Das ist falsch. Sie irren sich. Aufgepasst, Marie-Jeanne: sagen Sie mir, wie heißen Sie?

3 MARIE-JEANNE Ich heiße Marie-Jeanne. PHILIPPE: Das ist besser. Irren Sie sich nicht mehr. Das genügt für heute. Stehen Sie auf. Gehen Sie hinaus. Gehen Sie zum Essen Reisebüro XV KUNDE, ANGESTELLTER, FRAU KUNDE: Guten Tag. Ich hätte gerne zwei Zugfahrkarten, eine für mich, eine für meine Frau, die mich auf der Reise begleitet. ANGESTELLTER: Sehr wohl, der Herr. Ich kann Ihnen Hunderte und Hunderte von Zugfahrkarten verkaufen. Zweiter Klasse? Erster Klasse? Liegewagen? Kann ich Ihnen zwei Plätze im Speisewagen reservieren lassen? KUNDE: Erster Klasse, ja und Schlafwagen. Wir wollen nach Cannes, mit dem Express von übermorgen. ANGESTELLTER: Hmm... Es soll nach Cannes gehen? Sehen Sie, ich hätte Ihnen leicht so viele Fahrkarten wie sie brauchten geben können, im allgemeinen in alle Richtungen. Sobald Sie aber Ziel und Tag genau angeben, wie auch den Zug, den Sie nehmen wollen, dann wird es komplizierter. KUNDE: Sie überraschen mich. Es gibt doch Züge, in Frankreich. Es gibt auch welche nach Cannes. Ich selbst habe ihn genommen. ANGESTELLTER: Sie haben ihn vielleicht genommen, vor zwanzig oder vor dreißig Jahren, in Ihrer Jugend. Ich sage ja nicht, dass es keine Züge mehr gibt, nur, dass sie voll sind, kein Platz mehr da. KUNDE: Ich kann nächste Woche fahren. ANGESTELLTER: Alles besetzt. KUNDE: Wie ist das möglich? In drei Wochen... ANGESTELLTER: Alles besetzt. KUNDE: Fahren denn alle nach Nizza? ANGESTELLTER: Nicht unbedingt. KUNDE: Nun gut. Dann geben Sie mir zwei Fahrkarten nach Bayonne. ANGESTELLTER: Alles besetzt. bis zum nächsten Jahr. Sie sehen,

4 verehrter Herr, dass nicht alle nach Nizza fahren. KUNDE: Dann also geben Sie mir zwei Plätze für den Zug, der nach Chamonix fährt... ANGESTELLTER: Alles besetzt bis KUNDE:...Nach Straßburg... ANGESTELLTER: Schon besetzt. KUNDE: Nach Orléans, Lyon, Toulouse, Avignon, Lille... ANGESTELLTER: Alles schon besetzt, besetzt, zehn Jahr im Voraus. KUNDE: Also, dann geben Sie mir zwei Flugkarten. ANGESTELLTER: Ich habe nicht einen Platz mehr in irgendeinem Flugzeug. KUNDE: Kann ich in diesem Falle ein Auto mit oder ohne Chauffeur mieten? ANGESTELLTER: Alle Führerscheine sind ungültig geworden, damit nicht alle Straßen verstopft sind. KUNDE: Dann soll man mir zwei Pferde leihen. ANGESTELLTER: Es gibt keine Pferde mehr. (Nichts mehr da.) KUNDE, zu seiner Frau: Sollen wir bis Nizza zu Fuß gehen? FRAU: Ja mein Schatz. Wenn ich müde bin, nimmst du mich auf deine Schultern. Und umgekehrt. KUNDE, zu dem Angestellten: Geben Sie mir zwei Fahrkarten, um nach Nizza zu Fuß zu gehen. ANGESTELLTER: Hören Sie den Lärm? Oh, die Erde bebt. Mitten im Land hat sich eine riesiger See, ein Binnenmeer gebildet (geformt, ist aufgetaucht). Nutzen Sie schnell die Gelegenheit, beeilen Sie sich, bevor andere Reisende daran denken. Ich schlage Ihnen eine Kabine mit zwei Plätzen für das erste Schiff nach Nizza vor Nachstehend findet sich eine Zeichnung von Petra Kleinmann. Leider kenne ich ihre Anschrift nicht, denn vielleicht könnte sie auch für die anderen Exercices entsprechende Illustrationen schaffen.

5 Zeichnung von Petra Kleinmann