Beiträge zu Futter und Fütterung von Nutztieren

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Beiträge zu Futter und Fütterung von Nutztieren"

Transkript

1 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt 59 für Landwirtschaft und Fischerei Beiträge zu Futter und Fütterung von Nutztieren Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

2 IMPRESSUM Herausgeber Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Dorfplatz 1/OT Gülzow Gülzow-Prüzen Telefon: 03843/789-0 Fax: 03843/ Redaktionskollegium Dr. P. Sanftleben, Dr. K.-U. Katroschan, Dr. H. Heilmann, G.-M. Arndt Die Verantwortung für die Beiträge liegt bei den Autoren. Redaktionelle Betreuung Dr. B. Losand Titelfotos Dr. A. Priepke (2), Dr. P. Sanftleben, J. Harms Gestaltung/Realisierung Rostock Druck Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern, Druckerei der Landesregierung, Schwerin ISSN Gülzow, November 2017 Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sind auch über die Internetseite erhältlich.

3 INHALT Silagequalitäten in MV Richtwerte, Resultate, Reserven...4 Marion Dunker, Stephan Milhareck, Dr. Heidi Jänicke Schnittzeitpunkte im Grünland optimieren Ergebnisse und Empfehlungen...14 Dr. Heidi Jänicke Vergleiche von Ansaatmischungen auf Niedermoor...21 Prof. Henryk Czyz, Dr. Heidi Jänicke, Prof. Teodor Kitczak, Dr. Marek Bury Gräsersorten für nordostdeutsches Grünland Empfehlungen...31 Dr. Heidi Jänicke Luzerne und Rotklee für MV vom Anbau bis zur Verwertung...41 Dr. Heidi Jänicke, Dr. Bernd Losand Mais kann auch mit Zuckerrübe Mischsilierung von Silomais und Zuckerrüben, Verfahrensbeschreibung und Futterwert...51 Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Jana Harms, Burkhard Hallier, Elke Blum Kosten der Grundfutterproduktion in Milchviehbetrieben Mecklenburg-Vorpommerns...55 Jana Harms Neubewertung des energetischen Futterwertes von Getreide für Wiederkäuer...61 Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Burkhard Hallier, Elke Blum Futterwert von Grobfutterleguminosen und Ableitung einer Schätzgleichung für den Energiegehalt...67 Dr. Bernd Losand, Dr. Martin Pries Futterwert und Einsatzmöglichkeiten von Blauen Lupinen, Körnerfuttererbsen und Ackerbohnen in der Fütterung von Nutztieren...78 Dr. Antje Priepke, Julia Glatz Schätzung des Energiegehaltes in von Natur aus variablen Futtermitteln Was gibt es da?...86 Dr. Bernd Losand Energetischer Futterwert von Körnerleguminosen für Wiederkäuer...91 Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Burkhard Hallier, Elke Blum Einheimische Eiweißpflanzen in der Schweinefütterung erste Ergebnisse des EIP-Projektes...97 Dr. Dorothea Lösel, Dr. Antje Priepke, Christian Schmoll Entwicklung der Kosten in der Milchviehfütterung Jana Harms Entwicklung der Kosten in der Jungrinderfütterung Jana Harms Verfahrensvergleich gezogener versus selbstfahrender Futtermischwagen Jana Harms Sojafreie Milchkuhfütterung Das kann jeder! Dr. Bernd Losand, Ruth Osterbart Wieviel frisst ein Jungrind? eine bedeutungsvolle Frage für die Rationsplanung Dr. Bernd Losand, Elke Blum Neue Versuchsergebnisse zu Fragestellungen aus der Tränkeaufzucht von Milchrindkälbern Jana Flor, Dr. Bernd Losand Einsatz von Körnerleguminosen in der Fütterung von Mastlämmern Möglichkeiten, Probleme und Grenzen Dr. Jörg Martin, Elke Blum Einfluss der Fütterungsintensität und Rationsgestaltung auf die Fleischleistung von Jungbullen verschiedener Genotypen Dr. Jörg Martin Milchinhaltsstoffe geben Auskunft zum Tierwohl von Milchkühen Dr. Bernd Losand, Julia Glatz

4 Silagequalitäten in MV Richtwerte, Resultate, Reserven Silage quality in MV bench marks, results, resources Marion Dunker1, Stephan Milhareck1, Dr. Heidi Jänicke Abstract: The quality of grass and maize silage produced in MV in 2015 and 2016 is characterized by specific parameters. Raw nutrients, energy, fiber, carbohydrates and mineral contents as well as digestibility are presented. The quality level is stagnating. The comparison with target values of feeding shows that improvements are to be made. Further fields of investigation are addressed and conclusions are drawn for an increase in quality. Aktuelle Situation Bei bedarfsgerechter und kostengünstiger Silageerzeugung gilt es, die Anforderungen der Tierernährung wie auch der Betriebswirtschaft zu erfüllen. Dieser Bedarf wird von Seiten der Fütterung u. a. mit anzustrebenden Zielwerten beschrieben, die z. B. für Grassilagen in Tabelle 1 aufgeführt sind. Zwischen den Anforderungen an die Silagen und den tatsächlich erreichten Silagequalitäten sind nach wie vor Differenzen zu beobachten, zum Teil in erheblicher Größenordnung. In den letzten Jahren ist dabei eine gewisse Stagnation in der Entwicklung zu beobachten. Statt markanter Verbesserungen von Qualitätsparametern ist vielmehr ein Verharren um Durchschnittswerte aus der Statistik zu entnehmen. Die Schwankungsbreiten der Einzelkriterien zeigen auf, wie unterschiedlich die betrieblichen Ergebnisse sein können und unterstreichen die unbedingte Notwendigkeit von Analysen der eigenen Konservate. Im Folgenden sollen für Gras- und Maissilagen aus 2015 und 2016 der erreichte Stand im Vergleich zu Richtwerten dargestellt und potenzielle Reserven angesprochen werden. Silagejahr 2015 Sowohl die Qualität der Gras- als auch der Maissilagen konnte nicht an das Niveau des Vorjahres anknüpfen. Während die Unterschiede bei den Grassilagen überwiegend im HFT-Wert, den Zellwandfraktionen und dem Rohproteingehalt lagen und ansonsten eher gering ausfielen, waren sie bei den Maissilagen umso höher. Diese Unterschiede sind vermutlich auf die regional sehr unterschiedlichen Pflanzenbestände zurückzuführen. An einigen Standorten fand nur eine mäßige bis gar keine Kolbenausbildung statt, sodass die Stärkegehalte hier entsprechend gering waren. Dadurch stieg wiederum der relative Anteil der Faserfraktionen. Durch die hohe Verdaulichkeit (hier ELOS) konnten in den Maissilagen dennoch hohe durchschnittliche Energiegehalte von 6,7 MJ NEL/kg TM erzielt werden. Silagejahr 2016 Die Gras- und Maissilagen wiesen nur durchschnittliche Qualitäten auf. Während bei den Grasbeständen hohe Masse-Erträge nur mit deutlichen Abstrichen bei der Qualität zu erreichen waren, kämpften die Maisbestände vielerorts mit anfangs zu nassen und später zu trockenen Bedingungen. Für die Grassilagen bedeutete dies vor allem Einbußen beim Energiegehalt. Die Maissilagen waren dagegen durch sehr hohe Trockenmasse- und geringe Stärkegehalte gekennzeichnet, was vor allem an der witterungsbedingt frühen Abreife der Pflanzen lag. Die hohen Trockenmassegehalte begünstigten zusammen mit den sommerlichen Temperaturen während der Einsilierung ein auffällig hohes Hefenwachstum. 1 LUFA Rostock der LMS Agrarberatung GmbH 4 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

5 Grassilagen Die Futterqualität von Grasprodukten ist entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Wiederkäuerfütterung. Neben den energiereichen Grassilagen werden auch die Struktursilagen für die bedarfsgerechte Fütterung benötigt, in der Praxis häufig etwa jeweils zur Hälfte. Den Grassilagen des ersten Schnittes kommt dabei eine besondere Rolle zu. Zum einen sind die Inhaltsstoffe hier im Normalfall auf einem hohen Niveau, was bei gleichzeitig günstigen Witterungsbedingungen optimale Silagequalitäten ermöglicht. Zum anderen haben die Aufwüchse des ersten Schnittes einen hohen Anteil am Jahresertrag. Dieser macht auf Mineralboden im Vergleich der Schnitte mit ca. einem Drittel bis zu über 50 % den größten Anteil aus. Auf Niedermoor ist er in der Regel geringer, nimmt jedoch mit etwa einem Viertel immer noch einen wesentlichen Teil des Gesamtertrages ein. Die entsprechenden Qualitäten aus 2015 und 2016 sind in Tabelle 2 dargestellt. Tab. 1: Zielwerte der Grassilageerzeugung zur Milcherzeugung und Mast bzw. zur vorrangigen Strukturversorgung (LOSAND, 2015) Parameter Milch/Mast Struktursilage Umsetzbare Energie (ME/kg TM) > 10,6 bzw. 1 > 10,0 9,4 9,8 Nettoenergie (MJ NEL/kg TM) > 6,4 bzw. 1 > 6,0 5,5 5,8 Trockenmassegehalt (g/kg FM) ELOS (g/kg TM) > 700 bzw. 1 > Gasbildung (ml/200 mg TM) > 50 bzw Rohprotein (g/kg TM) Rohasche (g/kg TM) < 100 < 100 Rohfett (g/kg TM) > 30 > 30 Rohfaser (g/kg TM) ADFom (g/kg TM) andfom (g/kg TM) Häcksellänge (cm) < 4 < 4 Strukturwert (DeBrabander) 2,6 2,8 2,8 3,5 Gärqualität ph-wert NH 3 -N an Gesamt-N Buttersäure Essig- und Propionsäure 4,5 4,7 (abhängig vom TM-Gehalt) < 8 % i. d. TM < 0,3 % i. d. TM 2,0 3,5 % i. d. TM 1 Folgeaufwüchse Grassilagen, 1. Schnitt 2015 Die Trockenmassegehalte (TM-Gehalte) der Grassilagen des ersten Schnittes 2015 lagen im Durchschnitt im empfohlenen Richtwertbereich von g/kg FM. Werden die 300 g/kg FM deutlich unterschritten, ist in diesen Fällen u. U. mit Sickersaftverlusten zu rechnen. Der durchschnittliche Rohaschegehalt betrug 80 g/kg TM. Das kann durchaus positiv bewertet werden, da dieser als Indikator für die Verschmutzung der Silage gilt. Der Rohproteingehalt fiel mit 156 g/kg TM im Durchschnitt eher niedrig aus. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Sie reichen vom gewählten Schnittzeitpunkt über die jeweilige Düngungsstrategie bis hin zur Witterung. Da der Rohproteingehalt maßgeblichen Einfluss auf den Energiegehalt hat, wirkte sich der Rückgang an dieser Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

6 Stelle negativ aus. Die HFT-Werte von durchschnittlich 47,9 ml/200 mg TM im Jahr 2014 erhöhten sich 2015 auf 48,8 ml/200 mg TM (bei nahezu identischen Anteilen der Faserfraktionen). Das hatte zur Folge, dass die Energiegehalte (6,1 MJ NEL/kg TM) auf einem ähnlichen Niveau lagen wie bereits 2014 (6,2 MJ NEL/kg TM). Tab. 2: Grassilagequalität der 1. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit 1. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Trockenmasse g/kg FM Rohasche g/kg TM Rohprotein g/kg TM Rohfaser g/kg TM ADFom g/kg TM andfom g/kg TM Gasbildung (HFT) ml/200 mg TM 30,9 48,8 66,2 30,4 46,0 66,6 Zucker g/kg TM Rohfett g/kg TM ME MJ/kg TM 7,1 10,3 12,1 7,2 10,0 12,0 NEL MJ/kg TM 4,0 6,1 7,5 4,1 5,9 7,4 Stand bzw Tab. 3: Mineralstoffgehalte der 1. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert 1. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Calcium g/kg TM 4,5 5,5 2,7 5,3 13,9 2,0 5,4 14,4 Phosphor g/kg TM 3,0 4,5 1,4 2,7 4,0 1,4 2,5 3,7 Natrium g/kg TM 2,0 5,0 0,1 1,5 10,1 0,1 1,4 7,8 Magnesium g/kg TM > 2,0 0,8 1,6 4,4 0,8 1,7 3,2 Kalium g/kg TM < 30 4,7 20,2 37,2 5,3 20,0 39,2 Stand bzw Grassilagen, 1. Schnitt 2016 Verglichen mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2015 waren die TM-Gehalte der Grassilagen (1. Schnitt) des Jahres 2016 im Durchschnitt um ca. 20 g/kg FM trockener, befanden sich aber trotzdem noch innerhalb des empfohlenen Richtwertbereiches von g/kg FM. Rohasche und Rohfett entsprachen den Anforderungen (Tab. 2). Die Rohproteingehalte befanden sich, zumindest im Durchschnitt, ebenfalls in der empfohlenen Spanne. In Einzelfällen wurde diese jedoch deutlich unter- bzw. überschritten. Eine Unterschreitung des Richtwertes lässt sich z. B. auf niedrige N-Gaben und/oder ein zu spätes Ernten zurückführen, während ein Überschreiten auf zu hohe N-Düngung und/oder ein zu frühes Ernten hindeutet. Zusammenhänge zum Nutzungszeitpunkt bestehen auch für die Faserfraktionen. Anders als beim Rohprotein nahmen diese während der Vegetationsperiode zu. Höhere Fasergehalte gegenüber 2015 lassen sich zum Teil damit begründen, dass die Ernte vielerorts zugunsten höherer Masse-Erträge verspätet stattfand. Die gegenüber dem Vorjahr geringeren Verdaulichkeiten (Gasbildung im HFT) sprachen ebenfalls dafür. Die Fasergehalte waren für einen ersten Schnitt hoch und bewegten sich nur teilweise im empfohlenen Bereich. Die Verdaulichkeit lag wie schon 2015 eindeutig unter dem Zielwert von 50 ml/200 mg TM Gasbildung im HFT für erste Aufwüchse und wirkte sich auf jeden Fall energiesenkend aus. Der aus den Inhaltsstoffen resultierende Energiegehalt war mit 5,9 MJ NEL/kg TM deshalb um 0,2 MJ/kg TM niedriger als im Jahr 2015 und um 0,5 MJ/kg TM geringer als der empfohlene Ziel-Mindestwert. 6 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

7 Grassilagen, Folgeschnitte 2015 Die Grassilagen der Folgeschnitte (2. bis 4. Schnitt) boten ein ähnliches Bild wie die Silagen des ersten Schnittes (Tab. 4, 5, 6). Für nahezu alle Parameter zeigte sich der gleiche Trend. Die durchschnittlichen Rohasche- und Rohfettwerte lagen im Zielbereich, ebenso der Rohproteingehalt, der durchaus auch etwas höher sein dürfte. Für die Fasergehalte wurden hohe, jedoch noch akzeptable Werte ausgewiesen, die aber schon ungünstig für die Energiedichte waren. Die durchschnittliche Verdaulichkeit konnte gerade den Zielwert für Folgeschnitte erreichen. Tab. 4: Grassilagequalität der 2. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit 2. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Trockenmasse g/kg FM Rohasche g/kg TM Rohprotein g/kg TM Rohfaser g/kg TM ADFom g/kg TM andfom g/kg TM Gasbildung (HFT) ml/200 mg TM 30,4 45,1 61,4 34,0 42,2 56,2 Zucker g/kg TM Rohfett g/kg TM ME MJ/kg TM 8,1 9,9 11,9 8,0 9,6 11,0 NEL MJ/kg TM 4,7 5,9 7,3 4,6 5,7 6,7 Stand bzw Tab. 5: Grassilagequalität der 3. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit 3. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Trockenmasse g/kg FM Rohasche g/kg TM Rohprotein g/kg TM Rohfaser g/kg TM ADFom g/kg TM andfom g/kg TM Gasbildung (HFT) ml/200 mg TM 32,5 43,0 54,7 32,2 42,7 52,6 Zucker g/kg TM Rohfett g/kg TM ME MJ/kg TM 8,2 9,8 11,2 7,6 9,8 11,3 NEL MJ/kg TM 4,7 5,8 6,8 4,5 5,8 6,9 Stand bzw Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

8 Tab. 6: Grassilagequalität der 4. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit 4. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Trockenmasse g/kg FM Rohasche g/kg TM Rohprotein g/kg TM Rohfaser g/kg TM ADFom g/kg TM andfom g/kg TM Gasbildung (HFT) ml/200 mg TM 31,3 43,5 55,5 34,3 41,8 49,9 Zucker g/kg TM Rohfett g/kg TM ME MJ/kg TM 7,8 10,1 11,5 8,4 9,8 10,6 NEL MJ/kg TM 4,5 6,0 7,0 4,9 5,9 6,4 Stand bzw Grassilagen, Folgeschnitte 2016 Um die Tiere leistungs- und bedarfsgerecht zu versorgen, sind auch bei den Folgeschnitten optimale Futterqualitäten anzustreben. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der wichtigsten Parameter für die verschiedenen Folgeschnitte. Es ist zu erkennen, dass der Rohaschegehalt im Durchschnitt mit jedem Schnitt zunahm und beim 4. Schnitt deutlich über dem empfohlenen Grenzwert lag. Die beim letzten Schnitt häufig schlechteren Wetterbedingungen bei der Grünfutterernte verursachten einen höheren Schmutzeintrag und damit erhöhte Rohaschegehalte. Beim Rohproteingehalt war ebenfalls ein leichter Anstieg zu verzeichnen, während die Faserfraktionen tendenziell abnahmen. So wurden jüngere Pflanzen geerntet, die weniger Faser und dafür mehr Protein enthielten. Anders als der erste Schnitt wiesen die Folgeschnitte weniger Zucker auf, was sich vor allem in der Verdaulichkeit (Gasbildung im HFT) widerspiegelte. Die Verdaulichkeit lag in allen drei Folgeschnitten unter dem Zielwert von 45 ml/200 mg TM Gasbildung im HFT und trug maßgeblich zum niedrigen Energieniveau bei. Der durchschnittliche NEL-Gehalt stieg ab dem 2. Schnitt wieder bis auf das Niveau des ersten Schnittes von 5,9 MJ NEL/kg TM an (Abb. 1). Der empfohlene Richtwert von 6,0 MJ NEL/kg TM konnte im Durchschnitt aber bei keinem der drei Folgeschnitte erreicht werden Rohasche in g/kg TM Rohprotein in g/kg TM ,0 39,0 6,0 5,8 5, ,0 42,2 42,7 41,8 5,9 5,9 5,8 5,7 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt ADFom in g/kg TM Rohfaser in g/kg TM HFT in ml/200 mg TM NEL in MJ/kg TM Abb. 1: Vergleich der Inhaltsstoffe über vier Schnitte 2016 (LUFA Rostock der LMS) 8 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

9 Mineralstoffe der Grassilagen, Folgeschnitte Tab. 7: Mineralstoffgehalte der Grassilagen der 2. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert 2. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Calcium g/kg TM 4,5 5,5 3,1 6,7 15,4 2,2 6,7 15,8 Phosphor g/kg TM 3,0 4,5 1,1 2,5 4,9 1,0 2,4 3,5 Natrium g/kg TM 2,0 5,0 0,2 2,4 7,3 0,1 1,9 8,1 Magnesium g/kg TM > 2,0 1,1 2,0 4,1 1,2 2,1 4,1 Kalium g/kg TM < 30 5,8 17,2 38,9 6,2 17,4 41,5 Stand bzw Tab. 8: Mineralstoffgehalte der Grassilagen der 3. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert 3. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Calcium g/kg TM 4,5 5,5 3,9 8,2 17,5 3,7 7,4 15,0 Phosphor g/kg TM 3,0 4,5 1,0 2,6 4,2 1,7 2,5 3,5 Natrium g/kg TM 2,0 5,0 0,5 2,7 8,0 0,2 2,2 19,2 Magnesium g/kg TM > 2,0 1,3 2,5 3,6 1,3 2,4 3,9 Kalium g/kg TM < 30 5,6 16,4 36,3 6,5 18,9 39,2 Stand bzw Tab. 9: Mineralstoffgehalte der Grassilagen der 4. Schnitte in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert 4. Schnitt Schnitt 2016 Min Median Max Min Median Max Calcium g/kg TM 4,5 5,5 3,8 8,1 14,2 4,1 6,8 12,4 Phosphor g/kg TM 3,0 4,5 2,2 2,9 4,1 1,7 2,5 3,6 Natrium g/kg TM 2,0 5,0 0,4 3,4 7,4 0,5 2,0 7,7 Magnesium g/kg TM > 2,0 1,6 2,5 3,7 1,5 2,2 3,8 Kalium g/kg TM < 30 8,5 15,5 35,8 8,2 22,6 34,4 Stand bzw Die Mineralstoffgehalte in den Grassilagen sind in den Tabellen 3, 7 und 9 aufgeführt. In der Vergangenheit wurden vorrangig Standarduntersuchungen, d. h. Inhaltsstoffe, Energieangabe, Aussagen zum nutzbaren Rohprotein und der ruminalen Stickstoffbilanz sowie Calcium und Phosphor angefordert. In den letzten Jahren kamen umfangreichere Mineralstoffuntersuchungen einschließlich der Spurenelemente hinzu. Die zunehmende Einbeziehung der Natrium-, Kalium-, Chlorid- und Schwefelwerte für die Anionen-Kationen-Bilanz (DCAB) im Rahmen der Trockensteherfütterung erweiterte das angebotene Analysespektrum merklich. In diesem sensiblen Fütterungsabschnitt sollte auf keinen Fall mit Durchschnittswerten gerechnet werden. Darüber hinaus können gleichzeitig wertvolle Hinweise für Entscheidungen zur Grünlanddüngung abgeleitet werden. Das wäre besonders beim Kalium zu empfehlen. Hohe Calciumgehalte sind nicht nur auf Verschmutzungen zurückzuführen. Neben den natürlich bedingten hohen Calciumgehalten unserer Niedermoorböden sind dafür hohe Mineralstoffkonzentrationen in frühzeitig geschnittenen Beständen verantwortlich. Die teilweise hohen Streubreiten bei den Mineralstoffen verdeutlichen die Wichtigkeit exakter Analysendaten. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

10 Maissilagen Maissilagen 2015 Die TM-Gehalte der Maissilagen 2015 (346 g/kg FM) lagen im Durchschnitt um ca. 20 g/kg FM niedriger als 2014, aber trotzdem noch innerhalb des empfohlenen Richtwertbereiches von g/kg FM. Probleme mit der Verdichtung oder dem Anfall von Gärsaft waren deshalb eher nicht zu erwarten. Ein deutlicher Anstieg war dagegen bei allen Faserfraktionen (andfom, ADFom und Rohfaser) zu verzeichnen, wie Tabelle 10 zeigt. Diese befanden sich 2015 fast alle an der oberen Grenze des Richtwertbereiches wurde der jeweilige Bereich dagegen überwiegend unterschritten. Somit wird ersichtlich, wie stark der Anstieg der Faserfraktionen im Jahr 2015 ausfiel. Der extrem hohe Stärkegehalt aus 2014 konnte 2015 nicht erreicht werden. Mit 322 g/kg TM im Durchschnitt wurde der Wert aus 2014 um ca. 70 g/kg TM unterschritten. Der empfohlene Richtwert von 330 g/kg TM wurde allerdings nur knapp verfehlt. Der ELOS-Gehalt befand sich mit durchschnittlich 697 g/kg TM unter dem Richtwert. Auf Grund der hohen Gewichtung des ELOS-Wertes bei der Berechnung des Energiegehaltes waren die NEL-Gehalte 2015 niedriger als 2014, insgesamt aber trotzdem noch als gut zu bewerten. Tab. 10: Maissilagequalität in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert Min Median Max Min Median Max Trockenmasse g/kg FM Rohasche g/kg TM < Rohprotein g/kg TM < Rohfett g/kg TM Rohfaser g/kg TM andfom g/kg TM ADFom g/kg TM ELOS g/kg TM > Stärke g/kg TM > ME MJ/kg TM > 10,8 8,9 11,1 12,2 9,2 11,1 12,4 NEL MJ/kg TM > 6,5 5,2 6,7 7,5 5,3 6,7 7,7 Stand Tab. 11: Mineralstoffgehalte in Maissilagen in den Jahren 2015 und 2016, Ergebnisse der LUFA Rostock der LMS Parameter Einheit Zielwert Min Median Max Min Median Max Calcium g/kg TM 3,0 5,0 1,0 2,0 4,1 1,2 2,0 4,5 Phosphor g/kg TM 2,0 4,0 1,3 1,9 3,3 1,4 2,0 2,9 Natrium g/kg TM < 1,0 0,1 0,1 7,9 0,1 0,1 1,5 Magnesium g/kg TM > 2,0 0,7 1,3 2,1 0,8 1,3 2,2 Kalium g/kg TM < 20 5,3 9,2 15,3 5,0 10,0 12,7 Stand Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

11 Der Untersuchungsanteil der Mengenelemente betrug ca. 80 % der Maissilagen und unterstreicht die immer umfangreicher werdende Mineralstoffanalytik beim Grundfutter. Die relativ hohen Streubreiten (Tab. 11) verdeutlichen die Wichtigkeit exakter Analysendaten. Die Calciumwerte lagen in den beiden betrachteten Jahren unter dem Zielwertbereich. Der Phosphorwert erreichte 2016 diesen nur knapp. Erfahrungsgemäß lagen die Natriumwerte im Bereich um 0,1 g/kg TM. Ausreißer traten auf, wenn Siliersalze verwendet wurden. Die Magnesium- und Kaliumgehalte lagen in der Regel ebenfalls unter dem Zielwertbereich, blieben dabei aber über die Jahre stabil und wiesen kaum Ausreißer auf. Maissilagen 2016 Für die Maisbestände war 2016 vielerorts ein schwieriges Jahr. Nasse Ackerflächen im Frühjahr verzögerten die Aussaat und somit auch den Beginn der Wachstumsphase. Durch den trockenen und eher sommerlichen September reiften die Pflanzen zudem früh ab, wodurch zum Einen die vollständige Kolbenausbildung häufig ausblieb und sich zum Anderen das optimale Erntefenster auf einen kurzen Zeitraum beschränkte. Dies wiederum führte zu Engpässen bei den Lohnunternehmen, weshalb viele Maisbestände zur Ernte letztendlich eine mäßige Kolbenabreife, verbunden mit einer fortgeschrittenen Restpflanzenentwicklung aufwiesen. Das spiegelt sich in den Inhaltsstoffen der Maissilagen wider (Tab. 10). Gut erkennbar ist die Abreife am TM-Gehalt, der sich mit durchschnittlich 410 g/kg FM etwa 50 g/kg FM über dem Wert aus 2015 und gleichzeitig knapp über dem optimalen Bereich bewegte. Nicht selten lag der TM-Gehalt sogar über 550 g/kg FM. Aber auch die Faserfraktionen ADFom und andfom stiegen gegenüber dem Jahr 2015 an. Die Restpflanzenverdaulichkeit (ELOS) erreichte dagegen in etwa das Niveau des Jahres 2015 (709 g/kg TM). In der Energiebewertung konnten dadurch die höheren Faseranteile ausgeglichen werden, sodass 2016 dieselben NEL-Gehalte wie in 2015 erzielt werden konnten (6,7 MJ NEL/kg TM). Dafür waren, auf Grund der teils schlechten Kolbenausbildung, die Stärkegehalte erneut auf einem niedrigen Niveau. Der Richtwert von mindestens 330 g/kg TM wurde wie bereits im vorherigen Jahr verfehlt. Die hohen TM-Gehalte führten in Verbindung mit den sommerlichen Temperaturen bei der Einsilierung außerdem häufig zu einem verstärkten Hefenwachstum. Die ohnehin schon mäßigen Inhaltsstoffe wurden durch die Stoffwechselprozesse der Hefen weiter gemindert. Es empfiehlt sich, insbesondere bei untypischen Entwicklungsbedingungen für die Maispflanzen, die Maissilagen zusätzlich auf Hefen und eventuellen Schimmelpilzbesatz untersuchen zu lassen. Weitere Untersuchungsfelder Die Praxis zeigt, dass in den Tierbeständen trotz guter Futterwerte verringerte Futteraufnahmen, Leistungsdepressionen oder sogar dramatische Leistungseinbrüche auftreten können. Eine Futtermittelanalyse auf Inhaltsstoffe und Energiegehalt bietet dafür nicht in jedem Fall eine ausreichende Erklärung. Mikrobieller Status Die Beurteilung der mikrobiologischen Beschaffenheit des Futters ist nicht nur in Problemjahren ein sehr wichtiger Qualitätsaspekt. Diese Untersuchung kann sowohl bei hohen Zellzahlen, Leistungsdepressionen oder Krankheitssymptomen als auch vorbeugend erfolgen. Bei offensichtlichem Schimmelbefall des Futters ist sie unbedingt anzuraten. Dadurch kann geklärt werden, ob und in welcher Größenordnung produkttypische oder verderbanzeigende Bakterien, Schimmel- und Schwärzepilze sowie Hefen im Futter vorhanden sind. Die Bestimmung der Schimmelpilze würde auch die Frage nach evtl. im Futter vorhandenen Mykotoxinen klären helfen. Oftmals sind noch keine Toxine der Lagerungs- oder Feldpilze (Fusarien) in der eingelieferten Futterprobe nachweisbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine toxinbildenden Schimmelpilze vorhanden sein können. Die Umweltbedingungen (ph-wert, Temperatur, Anteil organischer Säuren und nutzbare Nährstoffquellen) haben dann nur noch nicht zur Bildung der giftigen Stoffwechselprodukte geführt. Dies kann sich aber bei wechselnden Bedingungen jederzeit ändern. Deshalb ist es umso wichtiger, schon im Vorfeld zu klären, ob eine mikrobielle Belastung vorliegt. Dabei geht es um die Identifikation latent toxisch wirkender Schimmelpilze. Die ermittelten koloniebildenden Einheiten je g Futter Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

12 (KBE/g) ermöglichen die Einstufung in einen Qualitätsrahmen mit der Aussage zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder zu erwartenden Schädigungen. Die bisherigen Untersuchungen der LUFA Rostock an Praxisfuttermitteln weisen die gesamte Bandbreite möglicher Keimbelastungen auf. Eine Reihe von Proben ist völlig ohne mikrobielle Mängel; eine zweite Gruppe weist eine starke Hefebesiedelung und keinen Schimmelpilzbefall auf. Das Gegenteil ist ebenfalls möglich. Schimmelpilze zeigen dabei keinerlei Wachstum, dafür treten die Hefen in enormer Größenordnung auf. Das Extrem bilden Proben mit hohen Keimbelastungen an Hefen und Schimmelpilzen. Weisen die toxinbildenden Schimmelpilzarten erhöhte Werte auf, ist es unbedingt ratsam, eine Analyse der zu erwartenden Toxine zu veranlassen. Werden Lagerpilze festgestellt, so sollten Aflatoxin B1, das durch Aspergillus flavus oder A. parasiticum verursacht wird bzw. Ochratoxin A, das durch Aspergillus ochraceus oder Penicillium verrucosum gebildet wird, bestimmt werden. Werden dagegen Feldpilze ermittelt, z. B. Fusarium graminearum oder F. culmorum, sollten Zearalenon (ZEA) und Deoxynivalenol (DON) analysiert werden. Gärqualität Die Bestimmung des freien Ammoniaks und das Verhältnis von Ammoniakstickstoff zum Rohproteinstickstoff im Zusammenhang mit dem ph-wert und TM-Gehalt gestatten bereits erste Hinweise zur Konservierungsstabilität. Eine genauere Aussage ermöglicht die Analyse der unerwünschten Gärsäuren als Summe von Buttersäure, Capron- und Valeriansäure. Vollständig wird das Bild mit der Bestimmung des gesamten Gärsäurespektrums (mit der zusätzlichen Erfassung von Essig- und Propionsäure). Erst die Gesamtheit der beschriebenen Parameter ermöglicht eine vollständige Beurteilung des Siliererfolges. Hilfreich kann dabei der DLG-Schlüssel sein. Allerdings wird diese Analyse nur vereinzelt bei Problemproben angefordert. Eine vertane Chance für eine gesicherte Silagebeurteilung! Empfehlenswert wäre eine generelle Voreinstufung anhand des Siliererfolges. Sehr gute Inhaltsstoffe mit entsprechender Energieangabe lassen erstklassige Silagen erwarten, aber wenn die Silierung nicht optimal gelungen ist, werden Qualitäten in der Ration vorausgesetzt, die die tägliche Fütterung nicht erfüllen kann. Folgerungen Der Vergleich der erreichten Silagequalitäten mit den Zielwerten zeigt den Verbesserungsbedarf aus Sicht der Fütterung deutlich. Für die Grassilagen ist zwischen den ersten und den Folgeschnitten zu differenzieren. Obwohl sich die Werte für diese beiden Gruppen unterscheiden, führt die Ursachenbetrachtung, soweit es an Hand der Statistik möglich ist, zu denselben Schwerpunkten: Die Rohaschewerte lagen nur für die vierten Aufwüchse über dem Grenzwert von 100 g/kg TM (beim dritten Aufwuchs nahe darunter) und dennoch gilt es nach wie vor, diesen Parameter im Auge zu behalten. Die Vermeidung der Futterverschmutzung, vom stehenden Bestand bis zum Abdecken nach beendeter Verdichtung im Silo, bleibt weiter vordergründige Empfehlung, auch wenn gegenüber früheren Jahren hier eine positive Entwicklung zu beobachten ist. Die Spannbreite mit den erheblichen Überschreitungen unterstreicht das. Der Rohproteingehalt wird besonders stark von der N-Düngung und vom Schnittzeitpunkt beeinflusst. Die Durchschnittswerte lagen mit einer Ausnahme (4. Schnitt 2015) im anzustrebenden Bereich zwischen 140 und 180 g/kg TM, wobei sich höhere Werte günstig auf den Energiegehalt auswirken. Die Differenzen zwischen Maximum- und Medianwert zeigen bei allen Aufwüchsen, dass hier eine Optimierung mehr als nur wünschenswert ist. Relativ einfach ist die Tatsache anzusprechen, dass in jüngerem Futter höhere Rohproteingehalte als in älterem zu finden sind. Darum hat eine Schnittzeitpunktverzögerung normalerweise eine Verringerung der Rohproteingehalte zur Folge. Einen stärkeren Einfluss übt allerdings die N-Düngung aus. Höhere N-Düngergaben bewirken höhere Rohproteingehalte. Neben der N-Menge sind aber z. B. auch der Zeitpunkt der N-Düngung (Aufwuchsdauer zur Umsetzung des gedüngten Stickstoffs bis zur nächsten Nutzung), die Art des N-Düngers sowie die Witterung und die Standortverhältnisse von Bedeutung. So sind auf Niedermoor insgesamt geringere N-Mengen zu düngen als auf Mineralboden, um den gleichen Rohproteingehalt zu erreichen. Je nach Entwicklung des Moorbodens können verschiedene Aufwüchse von der N-Nachlieferung aus dem Boden profitieren. Wichtig für 12 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

13 die N-Düngewirkung, besonders auf Sand- und Niedermoorböden, ist ein ausgewogenes Verhältnis der verfügbaren Pflanzennährstoffe, z. B. von Stickstoff zu Kalium. Damit der gedüngte Stickstoff zur Wirkung kommt, muss zwingend ausreichend Kalium verfügbar sein. Teilweise über den Empfehlungen für die Milchviehfütterung liegende Fasergehalte weisen auf einen verspäteten Schnitt hin. Damit ist nochmals der Bedarf aufgezeigt, an der Schnittzeitpunktoptimierung, im Grunde vom ersten bis dritten Aufwuchs, zielgerichtet zu arbeiten. Während für den ersten Schnitt über die regionalen wöchentlichen Prognosen eine Hilfestellung angeboten wird, gilt es, für die Folgeschnitte die Bestände zu beobachten und die Organisation von Arbeitsvermögen und technischer Schlagkraft im Betrieb dem Bedarf anzupassen. Ein betriebliches Konzept zum Nutzungsregime bis hin zur einzelnen Fläche kann sehr hilfreich sein, auch wenn Abweichungen z. B. witterungsbedingt kaum vermeidbar sind eine derartige Vorausplanung ist wichtig für markante Veränderungen. Eng verbunden mit höheren Fasergehalten sind geringere Verdaulichkeiten, hier ausgewiesen mit der Gasbildung im HFT. Gegenüber den Zielwerten bleiben die erreichten Werte mehrfach deutlich hinter den Anforderungen zurück. Dabei ist dieser Parameter nach und neben dem Fasergehalt von stärkstem Einfluss auf den Energiegehalt. Nochmals ist an erster Stelle für Verbesserungen die Einhaltung optimaler Schnittzeitpunkte zu nennen. Für alle Parameter von Belang ist die Zusammensetzung der Pflanzenbestände. Um die geforderte Grassilagequalität zu erreichen, muss im Grunde stetig am Ausgangsmaterial für die Silierung gearbeitet werden. Dazu gehört neben Pflege und Düngung sowie einer guten Abstimmung zwischen Düngung und Nutzung der Saatguteinsatz, egal, ob für Nachsaat oder Neuansaat. Hier besteht die Chance wie gleichzeitig die Pflicht, die Arten- und Sortenwahl fachgerecht vorzunehmen und letztendlich eine Mischung mit Komponenten zu wählen, die für Standort und Nutzung geeignet sind und in der natürlichen Abreife zueinander passen. Für die Maissilagen beginnt die Silagequalität spätestens bei der Sortenwahl, für die bei den zuständigen Landeseinrichtungen (z. B. unter entsprechende Informationen bereitgestellt werden. Im Sinne der Qualitätssicherung sollten diese genutzt werden. Ebenso weisen verschiedene Werte darauf hin, dass es nach wie vor nicht in wünschenswertem Umfang gelingt, den optimalen Erntezeitpunkt für den Silomais zu treffen. Auch hier gibt es Informationssysteme, die über den Reifeverlauf zeitnah informieren und genutzt werden sollten. Die neuen Silomaissorten mit schnell abreifendem Korn und langsam abreifender Restpflanze stellen ebenfalls neue Anforderungen an die Erntetechnik im Hinblick auf Häcksellänge und Anschlagen des Korns dar, da ganze Körner unverdaut mit dem Kot wieder ausgeschieden werden. Bei hohen TM-Gehalten ist z. B. eine Nachzerkleinerung der Körner angebracht, um die Stärkeverdaulichkeit zu verbessern. Die Häcksellänge sollte nicht unter 8 mm liegen, um die Pansenmotorik nicht zu stören. Je unsicherer die Bedingungen, desto eher erscheint der Einsatz von Silierhilfsmitteln, z. B. zur Verbesserung der aeroben Stabilität von Maissilagen, empfehlenswert. Auch für Grassilagen ist je nach Situation der Einsatz von Silierzusätzen eine Möglichkeit der Qualitätsabsicherung. Zu empfehlen sind Silierhilfsmittel, die das DLG-Gütezeichen tragen. Zusammenfassung Die Qualität der Gras- und Maissilagen, die in den Jahren 2015 und 2016 in MV erzeugt wurden, wird mit wesentlichen Parametern charakterisiert. Es werden die Rohnährstoffe, Energie-, Faser-, Kohlenhydrat- und Mineralstoffgehalte sowie die Verdaulichkeit dargestellt. Das Qualitätsniveau stagniert überwiegend. Der Vergleich mit Zielwerten der Fütterung zeigt, dass Verbesserungen anzustreben sind. Weitere Untersuchungsfelder werden angesprochen und Schlussfolgerungen für eine Qualitätssteigerung gezogen. Literatur LOSAND, B. (2015): Anforderungen der Rinder an die Qualität und Nutzungselastizität von Grünland. Vortrag auf dem Deutschen Grünlandtag am in Torgelow Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

14 Schnittzeitpunkte im Grünland optimieren Ergebnisse und Empfehlungen Optimizing cutting times in grassland Results and recommendations Dr. Heidi Jänicke Abstract: In gras silage production, the timing of cutting events has great impact on feed quality. Optimum timing ensures high qualities without creating additional costs. The cutting time has the greatest influence on the fiber content and thus on the energy content of the grass silage. Examples of achievable feed quality and their influence were presented and conclusions were drawn about the possible cutting and / or optimization of the cutting times. The first cut plays an important role in the production of energy-efficient grass silage, while the following cuts also have a good potential for high silage quality. Problemstellung Die Festlegung von Schnittzeitpunkten im Grünland hat gravierende Auswirkungen auf die Futterqualität. Mangelhaftes Ausgangsmaterial für die Silierung verhindert gute Silagequalität. Die Anforderungen aus der Fütterung machen eine einzelbetriebliche Bewertung zum notwendigen Umfang von energiereicher und faserreicher Grassilage erforderlich. Der fütterungsseitige Bedarf sollte primär die Entscheidungen über die Schnittzeitpunkte bestimmen. In der Praxis bestimmen weitere Faktoren den Beginn der Mahd, wie z. B.: das Reifestadium bzw. die zu erwartende Reifeentwicklung, wobei für den 1. Schnitt die regionalen wöchentlichen Reifeprognosen zur Verfügung stehen und für die Folgeaufwüchse die Aufwuchsdauer eine größere Rolle spielt. Die Beobachtung der Bestände ist für alle Schnitte unverzichtbar. die Witterung bzw. der zu erwartende Witterungsverlauf; die Befahrbarkeit der Flächen, die in den Niedermoorbereichen nicht selten gute Silagequalitäten verhindert, wenn sie nicht gegeben ist; die Arbeitsorganisation mit der Verfügbarkeit der Arbeitskräfte und der Einsatzfähigkeit der erforderlichen Technik einschließlich der Verfügbarkeit von Lohnunternehmen. Die Abhängigkeit von den verschiedenen Faktoren kann einzelbetrieblich recht unterschiedlich sein. Seit Jahren zeigen schon die Ergebnisse allein, z. B. in den jährlichen Statistiken der LUFAen zu den Grundfutteruntersuchungen, dass eine ganze Reihe von Entscheidungen nicht primär auf die Ansprüche der Fütterung ausgerichtet, sondern von anderen Zwängen dominiert wurden. An Hand der Analyseprotokolle lässt sich häufig erkennen, dass ein wesentlicher Grund für unerwünscht niedrige Energiegehalte ein zu hoher Fasergehalt im Siliergut war. Dieser wird zuallererst durch einen verspäteten Schnitt verursacht. Den engen Zusammenhang zwischen Fasergehalt, hier dem ADFom-Wert, und dem Energiegehalt in MJ NEL/kg TM zeigt auch Abbildung 1. Die dort gezeigten Daten stammen nur zum Teil aus Versuchen und sind überwiegend unter praxisüblicher Bewirtschaftung entstanden, also auch bei Anpassung an betriebliche Schnittregime, die sich ungünstig auf Faser- und Energiegehalt auswirkten. Von allen in der Energieschätzformel enthaltenen Parametern hatte der ADFom-Gehalt mit Abstand den stärksten Einfluss auf den Energiegehalt. Das unterstreicht den starken Einfluss des Schnitttermins auf die Grassilagequalität. Die Auswirkungen eines späteren Schnitts sind langjährig bekannt: früher Schnitt bringt hohe Futterqualität bei niedrigem Masseertrag und später Schnitt die geringere Futterqualität bei höherem Masseertrag. Doch die geringere Futterqualität schränkt die Verwertungsmöglichkeiten ein und der höhere Masseertrag ist kein Ausgleich dafür. Neben allen genannten Faktoren wirkt die Tatsache, dass der Schnittzeitpunkt immer ein Kompromiss zwischen Masseertrag und Futterqualität ist. 14 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

15 8,0 Energiegehalt in MJ NEL/kg TM 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 y = -0,0112x + 9,4672 R² = 0,8692 4, ADFom in g/kg TM Abb. 1: Energiegehalte in Abhängigkeit vom Fasergehalt ADFom, Daten vom Grünland (n = 1.393) aus den Jahren , von drei Standorten, Mineralboden und Niedermoor, 1. bis 5. Aufwuchs In früh geschnittenem, also jüngerem Futter finden wir niedrigere Gehalte an Faser und höhere Gehalte an Energie, an Rohprotein, an Mineralstoffen bei höherer Verdaulichkeit. Da diese für energiereiche Grassilagen günstige Situation mit niedrigeren Masseerträgen einhergeht, ist vielfach zu verzeichnen, dass bei mehr Schnitten insgesamt nicht mehr, sondern weniger Masseertrag von der Fläche geholt wird, zumindest bei gleichbleibender Düngung. Grundsätzlich sind Düngung und Nutzung aufeinander abzustimmen und wenn die Düngung an die häufigere Nutzung angepasst wird, fällt der Ertragsabfall gegenüber der geringeren Schnitthäufigkeit weniger drastisch aus. Je nach Flächenausstattung des Betriebes ist das von Interesse. Bei Milchproduktion und hohem Grünlandanteil gibt es kaum eine Alternative zu energiereicher Grassilage (bei gleichzeitig notwendigem Anteil an Struktursilage). Hier ist ein Ertragsverzicht zu Gunsten der Futterqualität eher machbar ohne den Druck fehlender Futtermenge. Allerdings setzen die für die Silageerzeugung anfallenden Kosten wiederum Grenzen. In Phasen hohen Massewachstums ( Aufwuchs) altert das Futter schneller, geht die Reifeentwicklung schneller vonstatten als bei den späteren Aufwüchsen. Der Handlungsspielraum ist also auf weniger Tage beschränkt, wie es häufig auch bei Neuansaaten zu beobachten ist. Vielfach reichen die Erntemengen vom 1. Schnitt nicht aus, um den Bedarf an energiereicher Grassilage zu decken. Dann muss den weiteren Aufwüchsen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Steigerung der Futterqualität bei den Folgeschnitten stellt eine große Reserve dar. Die ersten Schnitte In den ersten Aufwüchsen sind naturgemäß höhere Nährstoff- und Energiegehalte und eine höhere Verdaulichkeit festzustellen als in den Folgeaufwüchsen. Mit dem Frühjahrswachstum nimmt der Masseertrag zu, die meisten Inhaltsstoffe und der Energiegehalt jedoch gleichzeitig ab. Die Fasergehalte nehmen im Unterschied zu den anderen Nährstoffen im Reifeverlauf zu. Beispiele dazu sind in Tabelle 1 für den 1. Schnitt 2016 sowohl für Niedermoor als auch für Mineralboden gezeigt. Diese beiden Standorte unterscheiden sich im Reifeverlauf durch eine zeitliche Verschiebung. Im Nordosten Deutschlands sind die Bestände auf Mineralboden ein bis zwei Wochen früher in ihrer Entwicklung als auf Niedermoor. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

16 Tab. 1: Schnittzeitpunktermittlung Grünland 1. Schnitt 2016 (LUFA Rostock), Mittelwerte ( = MW; von 6 Orten) in Abhängigkeit von Standortgruppe (Mineralboden, Niedermoor) und Probenahmetermin Mineralboden TM-Ertrag Energie Zucker Gasbildung dt/ha MJ NEL/kg TM g/kg TM ml/200 mg TM MW 24,6 7, ,1 von bis 15,4 45,5 7,5 7, ,3 65, MW 33,0 7, ,2 von bis 20,1 47,3 6,9 7, ,1 64,6 Niedermoor TM-Ertrag Energie Zucker Gasbildung dt/ha MJ NEL/kg TM g/kg TM ml/200 mg TM MW 15,9 7, ,0 von bis 6,1 27,1 6,4 8, ,2 65, MW 25,7 7, ,0 von bis 13,7 42,4 6,8 7, ,5 61, MW 36,9 6, ,2 von bis 27,0 51,6 6,1 6, ,6 55,4 Mineralboden Rohasche Rohprotein Rohfett Rohfaser ADFom g/kg TM MW von bis MW von bis Niedermoor Rohasche Rohprotein Rohfett Rohfaser ADFom g/kg TM MW von bis MW von bis MW von bis Tabelle 1 zeigt Beispiele für den Ertragszuwachs von einer Woche zur nächsten und mögliche Veränderungen für Verdaulichkeit, Energie und Inhaltsstoffe, sowohl als Mittelwert der jeweils sechs Orte als auch in der Spannbreite der niedrigsten und höchsten Werte zum Probenahmetermin. An den Orten mit höchstem Ertrag wurde das Zwei- bis Dreifache von dem Ort mit dem geringsten Ertrag geerntet. Die ertragliche Spannbreite weist auf die unterschiedlichen Standort- und Bewirtschaftungsverhältnisse hin. Die Veränderungen von Woche zu Woche bei den einzelnen Parametern sind im Beprobungszeitraum unterschiedlich hoch und differieren je nach Jahr und Ort. Diese Tatsache und die Von-Bis-Spannen sind gleichzeitig ein Beleg dafür, dass diese Schnittzeitpunktermittlung für die Sicherung und Steigerung der Grassilagequalität erforderlich ist. Tabellenwerte und pauschale Schätzungen sind kein ausreichender Ersatz. 16 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

17 Die Folgeschnitte Beispiele aus praxisüblicher Bewirtschaftung auf Niedermoor sind in den Tabellen 2 bis 4 zusammengefasst. Deutlich hebt sich der erste Schnitt mit seinem hohen Energiegehalt von den Folgeschnitten ab. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Bestand, ob nun Ansaatmischung oder einzelne Grasart, einen erheblichen Einfluss auf die Futterqualität hat, für die hier stellvertretend der Energiegehalt steht. Bei durchaus vergleichbarer Herangehensweise in der Schnittführung sind Jahreseffekte zu beobachten (Tab. 2). Bei den Folgeschnitten gilt es zu differenzieren. Der zweite Schnitt gelang in einem Jahr (2015 6,1 MJ NEL/kg TM, 31 Tage nach dem 1. Schnitt) gut und im Jahr darauf fiel er mit 5,7 MJ NEL/kg TM unterdurchschnittlich aus, obwohl schon 24 Tage nach dem 1. Schnitt wieder gemäht wurde. Das ist vermutlich mit der Tatsache zu erklären, dass mit einem sehr frühen ersten Schnitt ein gewisser Gräseranteil nicht mit erfasst wurde und im zweiten Aufwuchs dann mit Blütenständen präsent ist. Ergebnisse aus anderen Jahren zeigten, dass selbst bei 28 Tagen zwischen dem ersten und dem zweiten Schnitt die Qualität von zweiten Aufwüchsen nicht befriedigte wegen zu niedriger Energie- und zu hoher Fasergehalte. Für die dritten Aufwüchse ist der Erntezeitpunkt primär von der Arbeitsorganisation abhängig, speziell von der Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Technik. Dem entsprechend ist die Futterqualität oft nur die zu erwartende Folge, die billigend in Kauf genommen wird, da auch energieärmere, strukturreichere Grassilagen in gewissem Umfang gut verwertet werden können. Allerdings machen sie auf Niedermoor häufiger ca. 1/3 des Jahresertrags aus, so auch im Beispiel 2016 und dagegen 2015 nur 23 %. Die vierten und fünften Aufwüchse weisen nicht selten günstige Nährstoff- und Energiegehalte aus. Diese erfolgreich zu konservieren, gelingt nicht immer, da für die Herbstaufwüchse vielfach günstige Anwelkbedingungen fehlen. Zum Teil kann mit dem Einsatz von Silierhilfsmitteln Abhilfe geschaffen werden. Tab. 2: Energiegehalte (in MJ NEL/kg TM) im Frischgras in Abhängigkeit von Ansaatmischung, Jahr und Schnitt, Mittelwerte (n = 4), Mischungsvergleich auf Niedermoor, Ansaat 2012, Ramin Mischung RS+DW RS + WL + DW RS + WL + DW + WSW Energiegehalte in MJ NEL/kg TM WSW + DW mi WSW + DW sp DW sp T MW Schnitt 6,1 6,0 6,5 6,7 6,7 6,8 6,5 2. Schnitt 6,2 6,3 6,4 6,1 6,4 6,2 6,3 3. Schnitt 5,6 5,6 5,8 5,7 5,7 6,1 5,8 4. Schnitt 6,2 6,0 6,1 6,0 6,3 6,2 6,1 5. Schnitt 6,3 6,3 6,4 6,4 6,4 6,1 6,3 MW 6,1 6,0 6,2 6,2 6,3 6,3 6, Schnitt 6,3 6,5 7,0 6,3 7,0 6,9 6,7 2. Schnitt 5,8 5,7 5,6 5,7 5,7 5,7 5,7 3. Schnitt 5,5 5,4 5,6 5,5 5,6 5,8 5,6 4. Schnitt 6,0 6,0 6,1 6,1 6,2 6,2 6,1 5. Schnitt 6,0 6,2 6,2 6,3 6,3 6,3 6,2 MW 5,9 6,0 6,1 6,0 6,2 6,2 6,1 RS = Rohrschwingel, DW = Deutsches Weidelgras, WL = Wiesenlieschgras, WSW = Wiesenschweidel, mi = mittlere Reifegruppe, sp = späte Reifegruppe, T = tetraploid Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

18 Die in Tabelle 3 aufgeführten Grasarten werden für den ersten bis dritten Schnitt 2015 bei praxisüblicher Bewirtschaftung der Parzellen im erreichten Energiegehalt verglichen. Führend war erwartungsgemäß das Deutsche Weidelgras, allerdings mit den mittleren und späten Sorten. Mit etwas Abstand folgen Wiesenschwingel, Wiesenschweidel und die frühen Deutschen Weidelgräser. Die genannten Arten waren ebenso beim zweiten Schnitt mit Ausnahme der frühen Deutschen Weidelgräser für den hohen Energiegehalt verantwortlich. Schwächer als die genannten Arten zeigten sich in diesem Vergleich Wiesenlieschgras, Rohrschwingel und Knaulgras. Dennoch wurden bis auf zwei Ausnahmen die 6,0 MJ NEL/kg TM erreicht bzw. übertroffen und damit die Zielstellung für den Energiegehalt auch vom dritten Schnitt annähernd erfüllt, bei dem die Deutschen Weidelgräser die besten Energiewerte zeigten. Tab. 3: Energiegehalte (in MJ NEL/kg TM) im Frischgras in Abhängigkeit von Grasart, Jahr und Schnitt, Artenvergleich auf Niedermoor, Ansaat 2012, Ramin Ramin 2015 Knaulgras DW früh Festulolium DW mittel DW spät Wiesenlieschgras Wiesenschwingel Rohrschwingel 1. Schnitt 6,6 6,8 6,6 7,0 6,6 7,0 6,8 6,3 6,7 2. Schnitt 6,3 6,3 6,7 6,8 6,2 6,5 6,6 6,3 6,5 3. Schnitt 5,8 6,3 6,0 6,3 6,0 6,3 6,1 5,8 6,1 MW 6,3 6,5 6,4 6,7 6,2 6,6 6,5 6,1 6,4 MW Tab. 4: Aufwuchsdauer in Tagen und relativer Anteil der Aufwüchse am Jahresertrag in 19 Jahren bei betriebsüblicher Bewirtschaftung, Niedermoor, Ramin Aufwuchsdauer in Tagen 1. Schnitt* 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt** 5. Schnitt MW 15 Jahre von bis *** MW weitere 4 Jahre (5 Schnitte) In 19 Jahren Anteil am Jahres-TM-Ertrag in % 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt 5. Schnitt Ø (15 Jahre) 25 % 35 % 30 % 10 % von bis % % % 0 20 % *** MW weitere 3 Jahre mit EE (5 Schnitte) In 19 Jahren * Tage nach dem 1. April, außer 2010 (73 Tage), ** in 3 von 15 Jahren kein 4. Schnitt bzw. ohne Ertragsermittlung (EE), *** Schröpfschnitt, ohne Ertragsermittlung Für die Futterwirtschaft im Betrieb ist bei der Betrachtung der einzelnen Aufwüchse wichtig, in welcher Menge sie zu ernten und zu silieren sind bzw. wie die benötigten und erreichbaren Silagequalitäten sich aus den Aufwüchsen zusammensetzen können. Dabei gibt es zum einen große Unterschiede zwischen Mineralboden und Niedermoor. Zum anderen sind die betrieblichen Nutzungsregime bzw. die Schnitthäufigkeit dafür entscheidend. 18 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

19 Auf Mineralboden nimmt der erste Aufwuchs häufig den höchsten Anteil am Jahresertrag ein. Je nach Jahreswitterung und Anzahl der Schnitte betrug er in unseren Versuchen zwischen 35 und 70 % vom Jahresertrag. Auch die Folgeaufwüchse variieren entsprechend und können um über einhundert Prozent schwanken. Auf Niedermoor dagegen kann der erste Schnitt eher um ein Viertel vom Jahresertrag ausmachen. Beispiele für die Anteile der Schnitte und die Aufwuchsdauer sind in Tabelle 4 zusammengefasst. Aufgeführt sind hier die Spannbreiten von 19 Jahren und Mittelwerte für die Perioden mit vier bzw. fünf Schnitten. Der erste Schnitt brachte bei fünfmaligem Schnitt 2016 nur 13 % vom Jahresertrag und 2014 bei vergleichbarer Bewirtschaftung 29 %. Für die Aufwuchsdauer ergeben sich im Mittel als Summe 193 Tage, da für den ersten Aufwuchs ab 1. April gerechnet wird. Das entspricht dem 10. Oktober. Wegen der im Herbst zunehmend schlechteren Befahrbarkeit auf Niedermoor sollten Oktoberschnitte eher die Ausnahme sein und die Futterernte auf Niedermoor mit Ende September abgeschlossen sein. Folgt ein warmer Herbst, kann ein Schröpfschnitt nötig werden, damit der Bestand nicht zu hoch in den Winter geht. Im Zusammenhang mit den erreichbaren Futterqualitäten ist die Betrachtung der Aufwuchsdauer für die Planung der Futterernten und die Entscheidungen zum Mahdbeginn von Bedeutung. Deutlich wird hier vor allem: bei hohem Niedermooranteil reicht die mit dem ersten Schnitt zu erntende Menge in der Regel nicht aus, um den Bedarf an energiereicher Grassilage zu decken. Die Herbstaufwüchse weisen häufig ein günstiges Niveau der Inhaltsstoffe auf, sind allerdings bei ungünstiger Witterung teilweise unsicher. So ist normalerweise eher der zweite Aufwuchs als weiterer Lieferant für energiereiche Grassilage zu favorisieren. Folgerungen und Empfehlungen Beim ersten Schnitt sind die Differenzen zwischen den Orten und Jahren höher als allgemein erwartet. Durchschnittswerte sind nur begrenzt geeignet als Entscheidungshilfe für den Beginn der Mahd. Werden hohe Energiegehalte in der Grassilage angestrebt, dann sollten die wöchentlichen Veröffentlichungen zur Schnittzeitprognose genutzt, die Bestände laufend beobachtet und ggf. Proben von eigenen Flächen geschnitten werden, um mit den analysierten Inhaltsstoffen für die Festlegung des Schnittzeitpunktes zu arbeiten. Mit den Beispielen für erreichte Energiegehalte der Folgeaufwüchse in verschiedenen Schnitten und Jahren sowie für unterschiedliche Mischungen und Gräser wird deren Einfluss auf die Futterqualität verdeutlicht. Es zeigt sich ebenso das gute Potenzial der Folgeschnitte wie auch die unausweichliche Konsequenz bei spätem bzw. verspätetem Schnitt. Wie schwerwiegend Entscheidungen über Schnitttermine sein können, wird mit den mittleren Anteilen am Jahresertrag veranschaulicht. Für die Folgeaufwüchse werden eine häufigere Beobachtung der Entwicklung als allgemein üblich und vor allem betriebliche Zielsetzungen benötigt. In Phasen hohen Massewachstums, wie beim ersten und zweiten Aufwuchs im Mai und Juni, altert das Futter schneller als zu anderer Zeit. Unter normalen Bedingungen ist in MV der zweite Aufwuchs vier Wochen nach dem ersten Schnitt erntereif für die Silageerzeugung, nicht selten sogar in weniger als 28 Tagen für die Herstellung energiereicher Grassilagen. Den zweiten Aufwuchs rechtzeitig zu schneiden, ist für alle die Betriebe wichtig, die vom 1. Schnitt nicht die ausreichende Menge silieren können. Hier sind vielfach noch Reserven zu erschließen. Höhere Futterqualität bedeutet für die ersten beiden Schnitte im Jahr geringere TM-Erträge. Gerade bei hohem Grünlandflächenanteil erscheint diese Art von Ertragsverzicht sehr sinnvoll und praktikabel. Bei allen Schnitten sollten Schnitthöhen von etwa 7 cm nicht wesentlich unterschritten werden. Folgt der dritte Schnitt etwa sechs Wochen nach dem Zweiten (der vier Wochen nach dem Ersten geerntet wurde), dann kann in MV von fünf zu erntenden Aufwüchsen ausgegangen werden, wobei neben der Schnittführung die Jahreswitterung einen Schnitt mehr verhindern wie auch ermöglichen kann. Häufig ist der dritte Aufwuchs am stärksten abhängig von der Verfügbarkeit der Arbeitskräfte und der Technik. Beim 3. Schnitt ist vorausschauend zu bedenken, dass der vierte Aufwuchs bzw. der letzte Aufwuchs im Jahr so zu schneiden sind, dass sich der Bestand vor Wintereinbruch erholt hat und dass auf Niedermoor allgemein etwa mit Septemberende die letzte Nutzung wegen der unsicheren Befahrbarkeit vorzusehen ist. Insgesamt sind beim dritten Schnitt am ehesten geringere Qualitäten zu verkraften. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

20 Für die letzte Nutzung sollte präsent sein, dass die Bestände nicht zu hoch gewachsen in den Winter gehen dürfen, um nicht Schaden zunehmen. Das ist für Narbenerhalt und Ausdauer und damit letztendlich auch für die betriebswirtschaftliche Bewertung wichtig. Die letzten Aufwüchse im Jahr zeigen oft ein gutes Niveau an Nährstoff- und Energiegehalten. Haben sie vergleichsweise wenige Tage Aufwuchsdauer, so wird sehr junges Futter geerntet, das entsprechend viel Rohprotein und wenig Faser enthält. Da das Anwelken selten möglich ist, sind niedrige Trockensubstanzgehalte normal. Diese Aufwüchse bieten sich an für den Siliermitteleinsatz. Wegen der zunehmend ungünstigen Witterung im Herbst ist mit höherem Schmutzbesatz zu rechnen bzw. dem möglichst vorzubeugen. Auf Niedermoorgrünland wird die Schnittführung zukünftig noch stärker von den Wasserverhältnissen abhängig sein. Je weniger die Grundwasserstände gezielt beeinflusst werden können, desto häufiger sind hohe Grundwasserstände, die eine Befahrbarkeit verhindern, hinzunehmen. In der Folge können optimale Schnittzeitpunkte nicht eingehalten werden mit zwangsläufig geringeren Futterqualitäten bei verspätetem Schnitt. Auf den Schnittzeitpunkt und das Schnittregime lässt sich über den Saatguteinsatz mit der Arten- und Sortenwahl Einfluss nehmen, da ein breites Spektrum an Arten und Sorten in verschiedenen Reifegruppen (nach Einstufung durch das Bundessortenamt) zur Verfügung steht. Für die Schnittnutzung sollten höchstens zwei Reifegruppen (früh und mittel oder mittel und spät) in einer Saatmischung enthalten sein. Aufgrund der ökonomischen Aussagen, dass die Grassilageerzeugung zu teuer ist, wird das Bestreben gefördert, die Anzahl der Schnitte zu reduzieren. Pflanzenbaulich und in der Konsequenz dann auch wieder ökonomisch hat das Reduzieren der Intensität Grenzen, denn der Pflanzenbestand entartet aus Sicht der Futterwirtschaft mit einer Verringerung der futterwirtschaftlich wertvollen Arten, der Futterwert entspricht nicht mehr den Anforderungen der Tierernährung und bleiben diese bestehen, erhöht sich der Aufwand für die Narbenverbesserung und -erneuerung. Ein ungünstigeres Ergebnis würde also höhere Kosten nach sich ziehen. Auch stehen Düngung und Nutzung in engem Zusammenhang und eine Reduzierung der Düngung würde die skizzierte potenzielle Entwicklung noch fördern. Bevor die Schnitthäufigkeit insgesamt verringert wird, ist zu empfehlen, zwischen den Flächen in der Intensität der Bewirtschaftung zu differenzieren mit der Ausrichtung des einen Teils auf das Erreichen hoher Futterqualität in ausreichender Menge und den anderen Teil mit einer Mindestintensität als Grünland zu erhalten. Mit dem Saatguteinsatz von spät nutzungsreifen Arten und Sorten lässt sich etwas zur Verringerung der Schnitthäufigkeit beitragen. Standort und Jahreswitterung legen gewisse Grenzen fest. Für den Narbenerhalt sollte dreimal, besser viermal jährlich genutzt werden, für hohe Futterqualität mindestens viermal besser fünfmal, eine angepasste Düngung vorausgesetzt. Zusammenfassung Die Festlegung der Schnittzeitpunkte ist Gratisfaktor und Reserve zugleich, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Die Entscheidung über den Schnittzeitpunkt beeinflusst die Futterqualität enorm. Der Schnittzeitpunkt hat stärksten Einfluss auf den Fasergehalt und damit auf den Energiegehalt der Grassilagen. Beispiele für erreichbare Futterqualität und ihre Beeinflussung wurden dargestellt und Folgerungen zur möglichen Schnittführung bzw. zur Optimierung der Schnittzeitpunkte gezogen. Der erste Schnitt spielt für die Erzeugung energiereicher Grassilage eine herausragende Rolle, die Folgeschnitte haben ebenfalls überwiegend gutes Potenzial für hohe Silagequalität. 20 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

21 Vergleiche von Ansaatmischungen auf Niedermoor Comparison of seed mixtures for moor soils Prof. Henryk Czyz1, Dr. Heidi Jänicke, Prof. Teodor Kitczak1, Dr. Marek Bury1 Abstract: The seed mixtures used in the comparisons overall showed a high yield level. The mixtures dominated by Festuca arundinacea achieved the highest dry matter yields. However, these had weaknesses in the feed value, but not in the shown digestibility parameter Gas Formation (HFT). With Festulolium as well as with Festuca arundinacea as the main components of grassland stock, good food qualities are available which meet the requirements of dairy cattle feeding. Likewise, in the case of Festuca arundinacea also lower dietary qualities were observed. Here, however, the growth time and thus the cutting time played an important role. The extensively observed population developments show for Festulolium and Festuca arundinacea the good suitability for North-East German grassland conditions on moor soil, especially the advantage over Lolium perenne. Problemstellung Die Pflanzenbestandeszusammensetzung gilt als wesentliche Ursache für die Güte des Ausgangsmaterials, das für Grassilagen zur Verfügung steht, die wiederum entscheidende Grundlage in der Wiederkäuerfütterung sind. Ständig wird aus der Praxis Bedarf für die Verbesserung und Erneuerung von Grünlandnarben signalisiert. Dazu werden für Standort und Nutzung geeignete Ansaatmischungen benötigt. Da das Grünland in MV überwiegend auf Niedermoor anzutreffen ist, kommt der Standortfrage besondere Bedeutung zu. Die Angebote an Saatgutmischungen für Grünland werden vielfach dominiert von Lolium perenne. Sie befriedigen auf Niedermoor nach wie vor nicht ausreichend. Hier gilt Lolium perenne immer noch als unsicherer Mischungspartner. Darum ist die Suche nach Alternativen als Ersatz von Lolium perenne, wie auch als Ergänzung in Ansaatmischungen, Gegenstand von Versuchsanstellungen. Festulolium braunii ist als ertragreiches Futtergras bekannt. Wird es rechtzeitig genutzt, so sind ähnlich hohe Futterqualitäten wie mit Lolium perenne erreichbar. Es eignet sich für eine drei- bis viermalige Nutzung besser als Lolium perenne. Festuca arundinacea zeigte sich auf nordostdeutschem Niedermoor gegenüber tieferen Temperaturen im Winter und zeitweiliger Überflutung im Frühjahr widerstandsfähig und ausdauernd (CZYZ et al., 2015). An verschiedenen Standorten, auch über Deutschland hinaus, zeigte Festuca arundinacea sehr hohe Ertragsleistungen. Als vital und robust unter ungünstigen Bedingungen bekannt, kommt diese wüchsige Grasart als ein weiterer Hauptbestandesbildner in Betracht, auch wenn es Kritik an der verschiedentlich mangelnden Futterqualität gibt. Für schwierige Standorte sind der Erfolg der Bestandesetablierung und die Ausdauer des Bestandes von überragender Bedeutung. Möglichkeiten zur Arbeit mit Festuca arundinacea in Ansaatmischungen sollten darum untersucht werden. Die Ausdauer von Festuca arundinacea und Festulolium sowie das Verhalten der Arten in den Jahren nach der Ansaat sind dabei von besonderem Interesse. Ergebnisse zum Vergleich von Ansaatmischungen werden im Folgenden vorgestellt. Versuchsanlage und -durchführung Der Mischungsvergleich mit Festulolium braunii wurde im August 2007 und wiederholt im April 2011 in Form einer einfaktoriellen Blockanlage mit vier Wiederholungen auf Niedermoor angelegt. Dieser Grünlandstandort im Uecker-Randow-Kreis ist gekennzeichnet durch Jahresniederschläge von 520 mm/jahr im langjährigen Mit- 1 Westpommersche Technische Universität Szczecin Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

22 tel sowie einer Jahresmitteltemperatur von 9,2 C. Die Versuchsflächen wurden betriebsüblich bewirtschaftet. Die Nutzung erfolgte mit vier bzw. fünf Schnitten jährlich. Die Ertragsmessung und die Beprobung zur Analyse der Pflanzenbestandeszusammensetzung (botanische Gewichtsanalyse, Trennprobe von Hand) und der Futterqualität wurden in den Jahren 2009 bis 2011 im 2007 angelegten Versuch und 2012 bis 2013 sowie 2015 in der 2011 begonnenen Anlage jeweils vor der ganzflächigen Ernte durch den Betrieb durchgeführt. Der Erntetermin war sowohl praxisüblich als auch ein Kompromiss an die Befahrbarkeit der Flächen. Die dadurch entstehende Verspätung wirkte sich bekanntermaßen mit steigenden Fasergehalten mindernd auf den Energiegehalt aus. Die Analyse der Futterwertparameter wurde nach VDLUFA-Methoden im Labor der LUFA Rostock durchgeführt. Der Gattungsbastard Festulolium braunii (Festuca pratensis Huds. Lolium multiflorum Lam.) ist in allen Mischungen durch die Sorte PAULITA vertreten und wird im Folgenden als Festulolium bezeichnet. Die Aussaatmenge betrug für alle Mischungen 30 kg/ha mit Ausnahme der Varianten 1, 2 und 4 bis 7 im Jahr 2011, die hier mit 28 kg/ha ausgesät wurden. Trifolium repens konnte in dem 2007 angelegten Mischungsvergleich weder nach dem Auflaufen noch in den Folgejahren beobachtet werden. Auf ihn wurde zur Ansaat 2011 verzichtet, seine Saatmenge von 2 kg/ha jedoch nicht ersetzt. Empfohlene bzw. Standardmischungen, wie die GII, GIII und GIV wurden in ihrer Zusammensetzung derart modifiziert ( = mod), dass Festulolium ganz oder teilweise Festuca pratensis, Lolium perenne oder Dactylis glomerata ersetzt (Abb. 1). Daneben wurde die Reifegruppenzuordnung mit den verwendeten Sorten (auf Basis der Einstufung durch das Bundessortenamt) berücksichtigt (z. B. Variante 9 und 10, WSW = Wiesenschweidel = Festulolium; mi = mittel, sp = spät, DW = Deutsches Weidelgras) und eine Mischung mit dem Hauptbestandesbildner Rohrschwingel (Variante 11, RS = Rohrschwingel, KG = Knaulgras, WR = Wiesenrispe) in den Versuch eingefügt. Ein weiterer Mischungsvergleich mit Festuca arundinacea, im Folgenden auch als Rohrschwingel bezeichnet, als zentralem Mischungspartner wurde im April 2011 in Form einer einfaktoriellen Blockanlage mit vier Wiederholungen auf dem gleichen Niedermoorstandort angesät und betriebsüblich bewirtschaftet. Die Ertragsmessungen und die Beprobungen wurden analog zum Versuch mit Festulolium in den Jahren 2012, 2013 und 2015 jeweils vor der ganzflächigen Ernte durch den Betrieb durchgeführt. Die im Versuch enthaltenen Varianten sind in Abbildung 6 aufgeführt. Festuca arundinacea wurde in vier Varianten mit 100 % ausgedrillt. Dazu wurden die Sorten LIPALMA, KORA, HYKOR und FAWN jeweils in Reinsaat verwendet (in dieser Reihenfolge entsprechend Variante 1 bis 4). In den Artenmischungen wurden die Anteile an Festuca arundinacea von 20 bis 90% der Saatmenge gestaffelt und kombiniert mit verschiedenen Futtergräsern (Abb. 6). Der große Vorteil für die Bearbeitung dieser Thematik liegt hier in der Tatsache, dass durch die kooperative Zusammenarbeit zwischen der Westpommerschen Technischen Universität Szczecin und dem Institut für Tierproduktion der LFA in Dummerstorf sowohl Aussagen zur Ertragsleistung und zur Futterqualität erarbeitet als auch mit sehr umfangreichen Analysen der Bestandeszusammensetzung und ihrer Entwicklung Aussagen zum Verhalten der Bestandesbildner ermöglicht werden. Ergebnisse und Diskussion Der TM-Ertrag ist als Jahresertrag für die Jahre 2009 bis 2011 in der Ansaat 2007 und für die Jahre 2012 und 2013 in der Ansaat 2011 des Festulolium-Mischungsvergleichs ermittelt worden (Tab. 1). Mit einer stärkeren Ertragsleistung hebt sich eindeutig die Rohrschwingelmischung (Variante 11) von den übrigen Varianten ab. Auch die Knaulgrashaltigen Mischungen lagen mehrfach über dem Durchschnitt. Schwächere Erträge im dritten Nutzungsjahr waren Folge der winterlichen Bedingungen. Die relativ hohe Ertragsleistung im vierten Nutzungsjahr ( = 2011) ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Fläche zur Schnittreife nicht zu befahren, der Massezuwachs aber bekanntermaßen mit Verlust an Futterqualität verbunden war. 22 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

23 Im Rohrschwingel-Mischungsvergleich wurden im 1. und 2. Nutzungsjahr von den einzelnen Mischungen TM-Erträge im Bereich von 130 bis 178 dt TM/ha erreicht. In beiden Jahren zeigten sich die Rohrschwingel- Knaulgras-Mischungen am ertragsstärksten, gefolgt von der Variante mit 70 % Rohrschwingel, 20 % Wiesenlieschgras und 10 % Wiesenrispe in der Saatmischung. Im 4. Nutzungsjahr wies die Mischung mit 80 % Rohrschwingel und 20 % Deutschem Weidelgras die höchste Ertragsleistung im Versuch auf. Tab. 1: TM-Jahresertrag im Mischungsvergleich auf Niedermoor, Ansaat 2007 und 2011 Variante TM-Jahresertrag in dt/ha MW 1 G IV 112,0 102,7 194,4 162,6 194,3 153,2 2 G IV mod 122,8 119,8 173,0 147,5 174,6 147,5 3 RG 8 108,8 108,1 170,5 154,5 182,2 144,8 4 RG 8 mod 112,8 78,1 151,1 155,0 183,0 136,0 5 G III 110,0 111,5 167,0 148,9 181,1 143,7 6 G III mod 105,2 114,9 160,3 144,7 174,1 139,8 7 G II 116,6 108,0 155,8 155,1 181,8 143,5 8 G II mod 117,5 82,7 163,4 159,6 188,7 142,4 9 WSW + midw 115,6 102,3 153,2 151,8 178,1 140,2 10 WSW + mi/spdw 101,4 119,8 171,0 144,4 169,5 141,2 11 RS + KG + WR 132,1 168,9 197,0 161,6 194,9 170,9 Versuchsmittel ( = VM) 114,1 110,6 168,8 153,2 182,0 145,8 WSW = Wiesenschweidel, mi/spdw = Deutsches Weidelgras mittlere/späte Reifegruppe, RS = Rohrschwingel, KG = Knaulgras, WR = Wiesenrispe Die Futterqualität wird u. a. mit dem Verdaulichkeitsparameter Gasbildung charakterisiert und ist in Tabelle 2 für drei Jahre gezeigt. Naturgemäß zeigt jeweils der erste Schnitt die beste Verdaulichkeit. Der zweite Aufwuchs wies in zwei von drei Jahren eine schlechtere Verdaulichkeit auf als der Dritte, was auch der teilweise längeren Aufwuchsdauer geschuldet sein dürfte. Bei keiner der Mischungen ist eine ständig bessere bzw. schlechtere Verdaulichkeit ermittelt worden bzw. keine der Mischungen ist den übrigen gesichert überlegen. Vielfach lag die Gasbildung bei den verschiedenen Mischungen in ähnlicher Höhe. Auffallend ist diese Tatsache für die Variante 11 (Festuca arundinacae, Dactylis glomerata, Poa pratense), für die eine geringere Futterqualität erwartet wurde. Das trifft bei anderen Parametern auch zu, nicht aber für die im HFT ermittelte Gasbildung. Weitere Beprobungen brachten ebenso das Ergebnis, dass die Rohrschwingel-dominierten Mischungen vergleichsweise gute bzw. hohe Verdaulichkeiten aufwiesen, selbst wenn die Energiegehalte als gering für die Milchviehfütterung einzuschätzen waren. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

24 Tab. 2: Verdaulichkeit im Frischgras, Parameter Gasbildung (ermittelt im HFT), Mittelwerte, Mischungsvergleich auf Niedermoor, Ansaat 2007 und 2011 Variante Gasbildung in ml/200 mg TM Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 1 53,2 46,1 51,3 50,2 44,4 43,1 53,2 44,5 50,0 2 52,0 45,3 49,9 49,0 44,5 43,6 53,9 46,0 50,8 3 51,1 47,9 48,2 48,5 45,8 43,2 54,0 44,9 50,4 4 53,4 44,8 52,0 52,2 47,3 47,2 55,1 44,8 51,6 5 51,4 47,0 50,0 48,0 46,5 46,2 51,9 44,2 52,3 6 48,1 46,0 50,2 48,5 46,6 46,1 55,3 44,4 49,9 7 51,2 46,6 48,8 50,4 45,9 42,3 51,8 47,3 51,5 8 56,4 47,4 47,4 51,1 42,7 47,3 54,5 45,4 52,0 9 49,5 48,7 49,8 50,5 46,5 46,2 56,0 44,4 52, ,6 46,9 49,9 51,0 46,8 46,1 54,9 44,8 51, ,5 49,1 50,8 51,2 47,3 45,9 51,7 47,7 49,6 VM 52,8 46,9 49,8 50,1 45,8 45,2 53,8 45,3 51,1 Für die Bestandeszusammensetzung soll hier mit einem Beispiel zu Festulolium und Lolium perenne im zweiten und dritten Nutzungsjahr gezeigt werden (Abb. 2 und 3), wie die beiden Gräser unter gleichen Bedingungen verschieden reagierten. Kamen beide Arten in der Saatmischung vor, so konnte sich Festulolium besser durchsetzen, d. h. Festulolium wies im Bestand mehrfach höhere Anteile auf als in der Saatgutmischung. Anteile der Arten 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Phleum pratense Poa pratensis Festuca arundinacea Lolium perenne Ansaatvarianten Zusammensetzung der Saatgutmischungen Abb. 1: Anteile der Arten in den Saatmischungen, Ansaaten 2007 und Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

25 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 1 - GIV 2 - GIV modi 3 - RG RG 8 modi 5 - GIII 6 - GIII modi 7 - GII 8 - GII modi 9-WSW+DW 10-WSW+2DW 11 RS50+ Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Phleum pratense Poa pratensis Festuca arundinacea Lolium perenne Schnitte I bis IV im Jahr 2009 (Ansaatmischungen) Abb. 2: Anteile der Arten im 2. Nutzungsjahr der Ansaat 2007 in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III 1 - GIV 2 - GIV modi 3 - RG RG 8 modi 5 - GIII 6 - GIII modi 7 - GII 8 - GII modi 9-WSW+DW 10-WSW+2DW 11 RS50+ Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Phleum pratense Poa pratensis Festuca arundinacea Lolium perenne Schnitte I bis III im Jahr 2010 (Ansaatmischungen) Abb. 3: Anteile der Arten im 3. Nutzungsjahr der Ansaat 2007 in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

26 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III 1 - GIV 2 - GIV modi 3 - RG RG 8 modi 5 - GIII 6 - GIII modi 7 - GII 8 - GII modi 9-WSW+DW 10-WSW+2DW 11 RS50+ Agrostis gigantea Phleum pratense Festuca rubra Poa pratensis Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Festuca arundinacea Lolium perenne Schnitte I bis III im Jahr 2011 (Ansaatmischungen) Abb. 4: Anteile der Arten im 4. Nutzungsjahr der Ansaat 2007 in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 1 - GIV 2 - GIV modi 3 - RG RG 8 modi 5 - GIII 6 - GIII modi 7 - GII 8 - GII modi 9-WSW+DW 10-WSW+2DW 11 RS50+ sonstige Arten Poa pratensis Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Festuca arundinacea Lolium perenne Phleum pratense Schnitte I bis IV im Jahr 2013 (Ansaatmischungen) Abb. 5: Anteile der Arten im 2. Nutzungsjahr der Ansaat 2011 in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt 26 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

27 Der Winter 2009/2010 mit niedrigen Temperaturen und lange geschlossener Schneedecke hatte starke Schädigungen der Narbe zur Folge. Davon war Lolium perenne am stärksten betroffen (Abb. 2 und 3). Festulolium erreichte 2010 gleich hohe und höhere Ertragsanteile als Von den vier Aufwüchsen weicht am häufigsten der vierte Aufwuchs von den übrigen ab. Im 4. Nutzungsjahr blieb Festulolium stabiler Leistungsträger (Abb. 4). Im 1. und 2. Nutzungsjahr der Ansaat 2011 waren sowohl Lolium perenne als auch Festulolium braunii entsprechend ihres Anteils in der Saatmischung in den Varianten vertreten (Abb. 5). Obwohl die Mischungen 2011 mit gleicher Zusammensetzung bis hin zur einzelnen Sorte gedrillt wurden wie 2007 und die Bewirtschaftung vergleichbar war, gab es in der Zusammensetzung der Aufwüchse zwischen den Anlagen 2007 und 2011 nur teilweise übereinstimmende Artenanteile. Vermutlich ist das auf den Einfluss der Jahreswitterung zurückzuführen. Ergebnisse der botanischen Gewichtsanalyse im Mischungsvergleich der Rohrschwingelbasierten Mischungen sind in den Abbildungen 7 bis 9 dargestellt. Die Sorten in den Varianten 1 bis 4 waren 2012 bis auf eine Ausnahme (Variante 1, Schnitt I: 99 %) zu 100 % Bestandesbildner. Im 1. Nutzungsjahr ( = 2012) waren die Anteile der Arten im Verhältnis zu den eingesetzten Saatmischungen insgesamt relativ gut wieder erkennbar (Abb. 7 und 8). In der Variante 5 steht Festuca arundinacea (bei Ansaat 20 %) mit Lolium perenne, Festuca pratensis und Phleum pratense in direkter Konkurrenz, nahm leicht zu mit den Jahren und erreichte im 4. Nutzungsjahr in allen Aufwüchsen über 30 % (Abb. 9). Obwohl Lolium perenne in der Anfangsentwicklung im Vorteil ist, erreichte es in Variante 6 (bei Ansaat 70 %) im 1. Nutzungsjahr nur um die 60 % im Bestand und Festuca arundinacea (bei Ansaat 30 %) konnte dagegen einen höheren Anteil (um die 40 %) im Bestand einnehmen. Festuca arundinacea konnte also die in der Etablierungsphase erreichten Anteile in den Folgejahren behaupten. Teilweise (Varianten 5 bis 8) stieg der Anteil von Festuca arundinacea im Bestand weiter an (Abb. 7 bis 9). Die Winter wurden anscheinend von Lolium perenne weniger gut verkraftet, denn im 4. Nutzungsjahr hatte Festuca arundinacea über 60 % des Bestandes inne, also doppelt so viel wie bei der Ansaat. Vergleichbar konnte Festuca arundinacea in Variante 7 von 50 % bei der Ansaat auf 70 % im 4. Nutzungsjahr zulegen. Auch in den Varianten 8 bis 10 wurde Festuca arundinacea mit 50 % ausgesät, verhielt sich etwas weniger stabil als in den vorherigen Varianten und erreichte im 4. Nutzungsjahr um die 45 bis 50 % im Bestand (Abb. 9). In den Varianten 11 bis 14 war Festuca arundinacea mit 70 bis 90 % in der Saatmischung vertreten und diese Größenordnung wurde auch im 4. Nutzungsjahr etwa erreicht. Die Einwanderung nicht angesäter Arten (= Sonstige) war im 4. Nutzungsjahr in allen Varianten deutlich. Ihr Anteil blieb im Wesentlichen unter 10 %. Anteile der Arten 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Phleum pratense Poa pratensis Festuca arundinacea Lolium perenne Ansaatvarianten Zusammensetzung der Saatgutmischungen Abb. 6: Anteile der Arten in den Saatmischungen, Ansaat 2011 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

28 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III sonstige Arten Poa pratensis Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Festuca arundinacea Lolium perenne Phleum pratense Schnitte I bis III im Jahr 2012 (Ansaatmischungen) Abb. 7: Anteile der Arten im 1. Nutzungsjahr ( = 2012) in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt 100 % 90 % 80 % Anteile der Arten im Bestand 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV sonstige Arten Poa pratensis Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Festuca arundinacea Lolium perenne Phleum pratense Schnitte I bis IV im Jahr 2013 (Ansaatmischungen) Abb. 8: Anteile der Arten im 2. Nutzungsjahr ( = 2013) in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt 28 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

29 100 % 90 % Anteile der Arten im Bestand 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV I II IIIIVV sonstige Arten Poa pratensis Dactylis glomerata Festuca pratensis Festulolium braunii Festuca arundinacea Lolium perenne Phleum pratense Schnitte I bis V im Jahr 2015 (Ansaatmischungen) Abb. 9: Anteile der Arten im 4. Nutzungsjahr ( = 2015) in Abhängigkeit von Ansaatmischung und Schnitt Folgerungen Im Beobachtungszeitraum 2009 bis 2015 war Lolium perenne im Festulolium-Mischungsvergleich auf Niedermoor als Hauptbestandesbildner nicht ausreichend stabil. Mangelnde Winterfestigkeit und geringere Toleranz gegenüber zeitweiliger Nässe waren von entscheidendem Nachteil. Widerstandsfähiger zeigten sich Festulolium braunii, Phleum pratense, Festuca pratensis, Poa pratensis und besonders Festuca arundinacae. Sowohl die empfohlenen als auch die weiteren Ansaatmischungen erreichten hohe Ertragsleistungen. Die höchsten TM-Erträge erbrachten die Festuca arundinacea basierten Mischungen, allerdings mit gewissen Schwächen in der Futterqualität. Ausnahme bildete diesbezüglich die Verdaulichkeit (Gasbildung im HFT), die vergleichsweise hohe Werte aufwies. Mit den gewählten Mischungen (Saatmengen je Art) lassen sich von Festulolium bzw. Lolium perenne beherrschte Bestände etablieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Festulolium durchaus eine Alternative als Mischungspartner in Ansaatmischungen für Grünland, insbesondere auf Niedermoor, sein kann. Festuca arundinacea zeigte sich im weiteren Mischungsvergleich im Zeitraum 2011 bis 2015 auf diesem nordostdeutschen Niedermoorstandort als Mischungspartner recht zuverlässig und war trotz von Natur aus langsamer Jugendentwicklung durchaus in der Lage, von Beginn an seine in den Saatmischungen enthaltenen Anteile auch im Bestand einzunehmen und zu halten bzw. in zwei Varianten sogar deutlich zu steigern. Als Vertreter der Mischungspartner wurden regional empfohlene und bewährte Sorten eingesetzt, sodass für Festuca arundinacea durchaus starke Konkurrenz gegeben war. Festuca arundinacea zeigte sich in Reinsaat und in Mischungen auf Niedermoor widerstandsfähiger gegenüber zeitweiliger Nässe und Frosteinwirkungen als andere Gräser bzw. Mischungen. Mit dieser Robustheit gegenüber widrigen Bedingungen wird eine wesentliche Voraussetzung für die gewünschte Ausdauer erfüllt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

30 Bei bestimmten betrieblichen Bedingungen kann Festuca arundinacea als Leistungsträger auf dem Grünland durchaus empfohlen werden, insbesondere für schwierige Standorte, an denen primär stabile ausdauernde Bestände für die Futterproduktion benötigt werden. Zusammenfassung Die in den Mischungsvergleichen eingesetzten Ansaatmischungen zeigten insgesamt ein hohes Ertragsniveau. Dabei erzielten die von Festuca arundinacae dominierten Mischungen die höchsten TM-Erträge. Diese hatten allerdings im Futterwert Schwächen, nicht aber im gezeigten Verdaulichkeitsparameter Gasbildung (HFT). Mit Festulolium und Festuca arundinacea als Hauptbestandesbildner sind durchaus gute Futterqualitäten erreichbar, die den Ansprüchen der Milchviehfütterung entsprechen. Ebenso waren besonders bei Festuca arundinacea auch geringere Futterqualitäten zu beobachten. Hier spielten allerdings mehrfach die Aufwuchsdauer und damit der Schnittzeitpunkt eine wesentliche Rolle. Die umfangreich beobachteten Bestandesentwicklungen zeigen für Festulolium und Festuca arundinacea die gute Eignung für nordostdeutsche Niedermoorbedingungen, besonders den Vorteil gegenüber Lolium perenne. Literatur CZYZ, H.; JÄNICKE, H.; KITCZAK, T. und BURY, M. (2015): Ocena uzytkow zielonych odnowionych metoda pelnej uprawy plolozonych na glebie organicznej w dolinie rzeki Randow (Niemcy). Lakarstwo w Polsce (Grassland Science in Poland), 18, (Copyright by Polish Grassland Society, Poznan, 2015) 30 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

31 Gräsersorten für nordostdeutsches Grünland Empfehlungen Grass varieties for grassland in North-East Germany recommendations Dr. Heidi Jänicke Abstract: The aim was to develop varietal recommendations for grasses under conditions of Mecklenburg- Vorpommern. The procedure followed in cooperation with Brandenburg and Saxony-Anhalt is explained. Results on important varietal properties and various varietal aspects are presented and discussed with the focus on DM yield and feed quality. Finally, the current recommendations for varieties are listed and conclusions are drawn from the current state of processing in questions of varieties for grasses. Problemstellung Vom Grünland bedarfsgerecht Futter zu erzeugen verlangt hohe Aufmerksamkeit für die Grasnarbe und die einzelnen Aufwüchse. Während die Beweidung einen begrenzten Flächenanteil betrifft und die Heuproduktion nur einen geringen Anteil der Konservierung umfasst, ist die Silageherstellung in der Grünlandnutzung dominant. Das Ausgangsmaterial für Grassilagen wird nach wie vor als wesentliche Ursache für Mängel in der Grassilagequalität angesprochen. So besteht im Grunde ständig Bedarf für Saatguteinsatz auf dem Grünland, ob Nachsaat wie Neuansaat. Der Bedarf wird durch vergleichsweise schwierige Standortverhältnisse verstärkt, da mehr als drei Viertel des Grünlandes in MV auf Niedermoor anzutreffen sind und auf den überwiegend leichten Böden der mineralischen Standorte bei üblichen Jahresniederschlägen zwischen 500 und 650 mm der Futterwuchs durch Trockenheit häufig eingeschränkt ist. Dem gegenüber steht für den Landwirt ein umfangreiches Angebot von zahlreichen Sorten bereit, z. B. 166 Sorten beim Deutschen Weidelgras, für Deutschland zugelassen vom Bundessortenamt (BSA), und in der EU sind hunderte weitere Sorten handelbar. Üblicherweise werden Saatmischungen verwendet, schon zum Risikoausgleich aus mehreren Mischungspartnern bestehend. Die in den Mischungen enthaltenen Arten treten in jedem Fall in Form einer Sorte auf. Die Leistungskraft der Komponenten in einer Mischung bestimmt maßgeblich deren Güte und Eignung für den Einsatzzweck. Ansaatwürdige Arten und Sorten müssen anpassungsfähig an Standort und Bewirtschaftungsbedingungen sein. Sie müssen ausdauernd über möglichst lange Zeiträume sein, mit ausreichend Konkurrenzkraft, hohem Massebildungs- und Nachtriebsvermögen bei hoher Futterqualität. Unterstellt wird dabei, dass Saatgut in entsprechender Qualität verfügbar ist, obwohl es sich sehr empfiehlt, früh an die Saatgutbeschaffung zu gehen, um nicht unnötigerweise auf weniger geeignete Mischungen ausweichen zu müssen. Zu den Arbeitsaufgaben innerhalb der LFA MV gehören die Charakterisierung von Sorten hinsichtlich verschiedener Eigenschaften und ihrer Standorteignung und die Erstellung der Empfehlungen zur Sortenwahl unter den Standortbedingungen des Landes MV. Im Folgenden soll die Verfahrensweise bei der Erarbeitung der Sortenempfehlungen für Gräser und ausgewählte Sorteneigenschaften mit Ergebnissen aus MV dargestellt werden, bevor die aktuellen Sortenempfehlungen erläutert werden. Die Erarbeitung der Sortenempfehlungen für Gräser in MV Das Fundament der Sortenempfehlungen bilden Daten aus regionalen Sortenversuchen und Landessortenversuchen der LFA MV. Hinzu kommen Ergebnisse aus den Nachbarländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt, sowohl aus den dortigen LSV als auch aus Wertprüfungen, die vom BSA in Auftrag gegeben werden. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es keinen Wertprüfungsstandort für Gräser. Da eigene Versuchskapazität für die LSV-Durchführung in der LFA MV nicht gegeben ist, gibt es dazu seit 2006 eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit dem IPK Gatersleben am Standort Malchow/Poel, wo seit 2006 im dreijährigen Rhythmus jeweils die LSV Deutsche Weidelgräser angelegt werden. Die mit Brandenburg und Sachsen-Anhalt abgestimmten Sortimente werden dort (Paulinenaue bzw. Iden) zeitgleich etabliert. Parallel dazu werden in MV die glei- Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

32 chen Sortimente auf drei bis vier Niedermoorstandorten gedrillt, die wie folgt über MV verteilt liegen: Ramin (Uecker-Randow-Region) im äußersten Nordosten, Zarnekow bzw. nördlich vom Kummerower See, Dummerstorf bzw. in der Warnowniederung und in der Lewitz südlich von Schwerin. Diese Flächen werden betriebsüblich bewirtschaftet. Der Schwerpunkt liegt hier auf den Bonituren, um Aussagen zur Mooreignung bzw. Ausdauer auf Niedermoor zu erarbeiten. Die Anlage der Versuche erfolgt getrennt nach Reifegruppen, die der Einteilung früh, mittel und spät vom BSA entsprechen. Bisher enthalten die Sortimente alle Neuzulassungen des BSA seit letzter LSV-Anlage und einen Verrechnungsblock, grundsätzlich aus den Verrechnungs- und Vergleichssorten des BSA bestehend. Das Deutsche Weidelgras nimmt auf Grund seiner arteigenen hohen Futterqualität bei gutem und hohem Ertragsniveau eine Vorrangstellung ein und dominiert auch das Angebot an Saatmischungen. Somit besteht hier ein entsprechend hoher Informationsbedarf. Bei den übrigen Gräsern erfolgt die Anlage in unregelmäßigen Abständen in Abhängigkeit von Nachfrage und Kapazität. Maßgebend für die Durchführung der LSV und SV sind die Richtlinien für die Durchführung von landwirtschaftlichen Wertprüfungen und Sortenversuchen des BSA. Die Ergebnisse der LSV und SV auf Niedermoor dienen der notwendigen Sortencharakterisierung und -bewertung, um von neutraler Stelle aus fundiert zur Sorteneignung auf regionaler Ebene die geforderten Beratungsgrundlagen für die landwirtschaftliche Praxis zu schaffen. Ziel ist jeweils die Erarbeitung und Aktualisierung der Mischungs- und Sortenempfehlungen für Grünland. Seit 1993 werden für die nordostdeutschen Niederungsstandorte in länderübergreifender Zusammenarbeit (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern) gemeinsame Sortenempfehlungen herausgegeben. Für die Bewertung der Ertragsleistung der einzelnen Sorte werden die Daten aus dem Ansaatjahr und den drei Nutzungsjahren von drei Orten zur Auswertung zusammengeführt. Die Wertung der verrechneten Ertragsdaten für die Sortenempfehlung wird zusammengefasst mit: + = über dem Versuchsmittel; 0 = Versuchsmittel; = unter dem Versuchsmittel. Aus den Bonituren der Deutschen Weidelgräser hervorzuheben ist die Einstufung der Sorten in der Frage der Mooreignung. So bedeutet das Mo in der Sortenempfehlung: Winterhärte und Leistungsdauer auf nordostdeutschem Niedermoor über dem Sortimentsmittel und steht für nordostdeutsche Bedingungen. Vom BSA wird das M ausgewiesen, hervorgegangen aus Prüfungen im nordwestdeutschen Raum, und kommt deutlich häufiger vor als das Mo. Es kann als zusätzliche Orientierungshilfe gelten. Zunehmend nachgefragt ist die Bewertung der Rostanfälligkeit. Die gekennzeichneten Sorten (*) zeigten sich weniger rostanfällig als das Mittel des Sortiments. Sorteneigenschaften von Gräsern und Ergebnisse Größere sortenbedingte Unterschiede bei den Gräsern bestehen in Abhängigkeit von der Grasart und dem Umfang an Sorten für wesentliche Eigenschaften (OPITZ von BOBERFELD, 1994), wie z. B.: Ertragsleistung Zeitpunkt der Blütenstandsbildung (wichtig für die Nutzungsmöglichkeiten) Ploidie Wuchstyp (z. B. Narbendichte, Blatthaltung) Blatt/Halm-Verhältnis und Blattbreite Futterqualität (z. B. Konservierungseignung) Krankheitsresistenz bzw. -befall (z. B. Rost) Saatgut (Samenertrag, TKG) Wuchs nach einer Nutzung (z. B. Nachtriebsschnelligkeit) Ausdauer Anbaueignung für besondere Standorte (z. B. Mooreignung). Die Sorteneigenschaften sind derart ausgeprägt, dass die Sortenwahl entscheiden kann über Erfolg oder Misserfolg einer Ansaat. Mit einigen Beispielen soll die Bedeutung der Sortenfrage gezeigt und mit Ergebnissen aus MV belegt werden. Sie sind im Grunde eine direkte Aufforderung zur Beachtung der Sortenfrage beim Kauf von Grassaatgut für die Futterproduktion. 32 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

33 TM-Ertrag Die TM-Erträge im ersten Nutzungsjahr der LSV (Abb. 1) fielen jeweils deutlich höher aus als die in den Folgejahren. Im Mittel des Sortiments (24 Sorten) der späten Reifegruppe der Deutschen Weidelgräser wurden im Jahr 2013 (1. Nutzungsjahr) rund 134 dt TM/ha geerntet. Die Differenz zwischen der ertragsstärksten Sorte (153,3 dt TM/ha) und der ertragsschwächsten Sorte (119,3 dt TM/ha) betrug hier 34 dt TM/ha, was 26 % vom Versuchsmittel entspricht. Diese Größenordnung ist für die Unterschiede in der Ertragsleistung immer wieder festzustellen, auch bei anderen Reifegruppen und anderen Erntejahren. Es bestätigt die Tatsache, dass gerade beim TM-Ertrag die Sortenfrage bei den Deutschen Weidelgräsern besonders hervorzuheben ist , ,5 TM-Ertrag in dt/ha ,4 66,8 119,3 32,2 24,6 23,4 12,9 7,8 13,1 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt Jahr gesamt MAX MIN VM Abb. 1: TM-Erträge im LSV Deutsche Weidelgräser, späte Reifegruppe, Ansaat 2012, 1. Nutzungsjahr = 2013, Malchow/Poel Zeitpunkt der Blütenstandsbildung Eine weitere Sorteneigenschaft wird schon bei der Sortenzulassung durch das BSA ermittelt und mitgeteilt. Sie ist für den Futterwert, speziell für die Erzeugung energiereicher Grassilagen, von enormer Bedeutung. Arten und Sorten in einer Ansaatmischung sollen im Reifeverlauf zusammenpassen und sich in der Nutzungsreife nicht wesentlich unterscheiden. Nur so besteht die Möglichkeit, möglichst hohe Anteile des Bestandes zum optimalen Termin zu ernten und sich damit das hohe Potenzial an Futterqualität in hohem Umfang nutzbar zu machen. Es verlangt andererseits die angepasste Beobachtung der Bestände, um rechtzeitig eine Nutzung vornehmen zu können. Die bewusste Verteilung der Saatpartner auf verschiedene Reifegruppen, wie in manchen Saatmischungen zu beobachten, bedeutet immer einen (nicht steuerbaren) hohen Anteil des Ertrages zum suboptimalen oder gänzlich falschen Termin nutzen zu müssen. Das bedeutet in jedem Fall Qualitätseinbuße. In der Tabelle 1 sind für wichtige Futtergräser die Tage nach dem 1. April bis zum Blütenstandsschieben angegeben und in der letzten Spalte dazu die Differenz zwischen der frühesten und der spätesten Sorte. Unterschiede zwischen den Arten und innerhalb einer Art zwischen den Sorten fallen auf. Das gilt besonders für die Spannbreite bei den Deutschen Weidelgräsern, die derzeit in der Gesamtheit 41 Tage Differenz zwischen der frühesten und der spätesten Sorte beträgt. Möglichkeiten zur Auswahl bestehen, die Beachtung dieser Sorteneigenschaft ist eine Chance zur Einflussnahme auf die Futterqualität, besonders hinsichtlich Fasergehalten, Verdaulichkeit und Energiegehalt der Futteraufwüchse. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

34 Tab. 1: Blütenstandsschieben nach BSA-Liste 2016 Art (Anzahl der Sorten) Tage nach dem 1. April Differenz Wiesenrispe (8) Wiesenschweidel (6) Deutsches Weidelgras früh (19) Knaulgras (17) Rohrschwingel (5) Wiesenschwingel (19) Deutsches Weidelgras mittel (61) Deutsches Weidelgras spät (86) Wiesenlieschgras (13) Deutsches Weidelgras gesamt (166) Krankheitsbefall Der Krankheitsbefall bzw. auch die Resistenz gegenüber Krankheiten ist ein Sortenmerkmal. Ein Beispiel zum Rostbefall ist in der Tabelle 2 gezeigt. Die tetraploiden Sorten wurden deutlich weniger von Rost befallen als die Diploiden. Auch dieses Ergebnis ist kein Einzelfall, sondern steht stellvertretend für viele andere Versuchsbonituren. In Gebieten mit häufigem Rostauftreten sollte bei der Sortenwahl die Angabe zur Rostanfälligkeit berücksichtigt werden. Tab. 2: LSV DW Ansaat 2006, Malchow/ Poel, Rostbonitur am im LSV Deutsche Weidelgräser, Ansaatjahr, (Boniturnoten:1 = fehlend oder sehr gering 9 = sehr stark) Mittelwerte Deutsches Weidelgras Reifegruppe (Anzahl der Sorten im LSV) Früh (5) Mittel (10) Spät (16) von bis 2,0 5,0 1,5 4,0 1,5 5,0 diploid 4,0 2,9 3,8 tetraploid 2,5 2,2 3,5 Futterqualität Für die Konservierungseignung und damit für die Futterqualität ist der Zuckergehalt ein besonders wichtiges Kriterium. Gleichzeitig ist er ein weiteres Sortenmerkmal, zu dem Untersuchungen mit Deutschen Weidelgräsern durchgeführt wurden. Der Zuckergehalt, hier abgebildet mit dem Parameter wasserlösliche Kohlenhydrate, wurde durch die Pflanzenzüchtung bearbeitet und auch vom BSA in die Sortenbeschreibung einbezogen. Verglichen wurden vier Sorten der späten Reifegruppe (nach Einstufung des BSA) über fünf Jahre mit in der Regel vier Aufwüchsen. In den Abbildungen 2 bis 4 sind die Ergebnisse gezeigt. Die als Hochzuckerreiches Gras beschriebene Sorte ( = HZG) hatte im Mittel der Jahre bei den Folgeaufwüchsen den deutlich höheren Zuckergehalt gegenüber einer weiteren diploiden und zwei tetraploiden Sorten, während die Unterschiede im ersten Aufwuchs nicht zu sichern waren (ungleiche Buchstaben über den Säulen in den Abbildungen 2 und 3 bedeuten signifikante Unterschiede). 34 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

35 Allerdings waren in den fünf Jahren die Differenzen zwischen den Aufwüchsen mehrfach größer als diejenigen zwischen den Sorten (Abb. 4). Wichtig bleibt festzuhalten, dass neben dem Zuckergehalt auch die Verdaulichkeit, hier abgebildet mit dem Parameter Enzymlösliche organische Substanz ( = ELOS, Abb. 3), der Folgeaufwüchse bei dem Hochzuckerreichen Gras überwiegend gesichert höher ausfiel als bei den übrigen Sorten. Wasserlösliche Kohlenhydrate in g/kg TM a b a b a b a ab ab a a a a a a a 1. Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs 4. Aufwuchs HZG (61) Di (63) T (62) T (66) Abb. 2: Zuckergehalte (ausgewiesen als Wasserlösliche Kohlenhydrate in g/kg TM) in Abhängigkeit von Sorte und Aufwuchs im Mittel der Jahre 2003 bis 2007, Deutsches Weidelgras, vier späte Sorten, Niedermoor, Ramin a a a a ELOS in % der TM b a a a c a b ab b a ab a Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs 4. Aufwuchs HZG (61) Di (63) T (62) T (66) Abb. 3: Gehalte an Enzymlöslicher organischer Substanz (De BOEVER) in Abhängigkeit von Sorte und Aufwuchs, im Mittel der Jahre 2003 bis 2007, Deutsches Weidelgras, vier späte Sorten, Niedermoor, Ramin Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

36 T (66) Jahre und Sorten T (62) Di (63) HZG (61) T (66) T (62) Di (63) HZG (61) T (66) T (62) Di (63) HZG (61) T (66) T (62) Di (63) HZG (61) T (66) T (62) Di (63) HZG (61) Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs 4. Aufwuchs Wasserlösliche Kohlenhydrate in g/kg TM Abb. 4: Zuckergehalte (ausgewiesen als Wasserlösliche Kohlenhydrate in g/kg TM) in Abhängigkeit von Sorte und Aufwuchs für die Jahre , Mittelwerte (n = 4), Deutsches Weidelgras, vier späte Sorten, Niedermoor, Ramin 36 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

37 Sortenempfehlungen für Gräser in MV Die aktuellen Sortenempfehlungen, entstanden in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Dezernat Pflanzenbau Iden und dem Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg, Referat Ackerbau und Grünland Paulinenaue sind in Tabelle 3 aufgeführt. Sie sind Bestandteil der gemeinsamen Mischungs- und Sortenempfehlungen Grünland Sortenempfehlungen für den Ackerfutterbau (ANONYMUS, 2016) werden separat gegeben, ebenso Hinweise zur Neuansaat und Nachsaat. Alle genannten Empfehlungen sind unter abrufbar. Aus der Vorgehensweise ergibt sich, dass nur durch das BSA zugelassene Sorten bei Sortenempfehlungen Berücksichtigung finden. Tab. 3: Sortenempfehlungen für nordostdeutsches Grünland, auf der Grundlage von Prüfungen durch das Bundessortenamt (BSA) und in Landessortenversuchen, Stand Deutsches Weidelgras Rg früh E B Rg mittel E B Rg spät E B Artesia* T Mo 0 0 Activa T Mo + + Aberavon 0 + Arvicola T Mo 0 + Alligator T + 0 Achat 0 + Giant T Mo + + Astonhockey T Mo + + Akurat T Mo 0 + Karatos T 0 0 Aventino T + + Albion* T + 0 Lacerta T 0 0 Barnauta T 0 0 Ambero 0 0 Mirtello T Mo 0 0 Bree + 0 Arusi T 0 0 Pionero T 0 0 Cantalou T Mo 0 + Barforma + Salamandra T Mo + + Dexter 1 T + + Bargizmo 0 0 Telstar + + Eurocity T 0 0 Barmaxima T 0 0 Fennema Mo 0 0 Barpasto* T Mo + + Intrada T Mo 0 + Barsintra T Mo + Kubus* T Mo 0 + Charisma T Mo 0 0 Lidelta T Mo 0 + Chouss* T 0 0 Limbos T 0 + Citius T 0 0 Maritim T 0 0 Fornido T 0 0 Massimo + 0 Forza T Mo + 0 Maurizio* T 0 0 Gemma T Mo + Mercedes* T + 0 Honroso 0 0 Missouri T + 0 Inoval + Ovambo 1 T + 0 Irondal T + 0 Premium 0 + Kentaur T + 0 Toledo Mo + + Ketarion Trend T + 0 Logique T + + Tribal T Mo + + Meltador + Trintella T + + Mephisto 0 0 Trivos* T Mo + 0 Mizuno* T + 0 Montova T + 0 Navarra T Mo + + Novello T + 0 Polim* T Mo + 0 Quadriga T Mo + + Rivaldo* T Mo 0 + Serafina T 0 0 Sirius T + Sponsor Mo + 0 Stefani 0 0 Sures* T Mo 0 + Rg = Reifegruppe, T = tetraploid, H = hexaploid, E = Ertrag, B = Bonituren (Winterhärte, Narbendichte, Rost); Abgeleitet aus nordostdeutschen Versuchsergebnissen: + = über Durchschnitt, 0 = Durchschnitt, = unter Durchschnitt; Mo = Winterhärte und Leistungsdauer auf nordostdeutschem Niedermoor über dem Sortimentsmittel; * weniger rostanfällig als Mittel des Sortiment Thalassa TMo + + Tivoli T + 0 Twymax T + 0 Valerio T Mo + 0 Virtuose T 0 0 Zocalo T + 0 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

38 Wiesenschwingel Rg spät Baltas Lipoche Kolumbus Barvital Merifest Cosima Pampero Cosmolit Pardus Cosmonaut Pradel Cosmopolitan Praxilla Lifara Preval Liherold SCHWETRA T Limosa Wiesenlieschgras Rg früh Rg mittel Rg spät Aturo Classic Barpenta Licora Comer Lischka Polarking Phlewiola Summergraze Rasant Rubato Tiller Wiesenrispe CHESTER Liblue Oxford Julia Likollo SELISTA Lato Limagie Wiesenschweidel Achilles T Felopa T Paulita T Fedoro T Mahulena H (Rohrschwingeltyp) Perseus T Knaulgras Rg früh mittel Rg spät Baridana Oberweihst Aldebaran Donata Revolin Baraula Dragoner Treposno Barlegro Lidacta Trerano Diceros Lyra Husar Musketier Lupre Rotschwingel Gondolin Roland 21 Rafael Tagera Rohrschwingel Bardoux Lipalma ROSTUQUE Hykor Otaria Rohrglanzgras Keine Sorte in Deutschland zugelassen, LIPAULA (Sortenschutz) Weißes Straußgras Zurzeit keine Sorte in Deutschland zugelassen. Wiesenfuchsschwanz Alko Talope ALOPEX Vulpera Weißklee ALICE COOLFIN RIVENDEL Apis Jura SILVESTER BIANCA Klondike Violin BOBR Merlyn Vysocan Bombus Milkanova Calimero Rabbani Rg = Reifegruppe, T = tetraploid, H = hexaploid, SORTEN IN GROSSBUCHSTABEN = bisher noch ohne ausreichende regionale Versuchsergebnisse 38 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

39 Da die zugelassenen Sorten alle in den Prüfungen des BSA an verschiedenen Standorten den Beweis für ihre Leistungsstärke erbracht haben, gibt diese Ausgangsbasis zusätzlich Sicherheit. Allerdings zeigen die LSV-Ergebnisse immer wieder, dass sich die Sorten in den einzelnen Regionen in weiter Spannbreite präsentieren und regional nach Stärken und Schwächen zu filtern sind, um fundierte und umsetzbare Empfehlungen geben zu können. Zurzeit befindet sich die aktuelle LSV-Serie im zweiten Versuchsjahr, sodass nach dem dritten Versuchsjahr die Auswertung 2019 zu einer neuen Sortenempfehlung führen wird. Folgerungen Der TM-Ertrag gehört schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen zu den Sortenmerkmalen, die vorrangig von Interesse sind. Er bietet sich an als Kriterium für die Entscheidung über Sorten, wenn Saatgut gekauft wird. Das bedeutet, die Information über die potenzielle Ertragsleistung muss früh genug recherchiert worden sein. Bei der Futterqualität sind positive Ansätze der Pflanzenzüchtung gegeben, wie am Beispiel des Gehalts an wasserlöslichen Kohlenhydraten deutlich wird. Wünschenswert wären weitere derartige züchterische Fortschritte. Die Ausdauer kommt als Sortenmerkmal in den LSV selten zur Geltung wegen der dafür zu kurzen Versuchsdauer (Ansaatjahr und drei Versuchsjahre). Mehr Informationen können dazu die Sortenversuche unter Praxisbedingungen bringen, für die eine nahezu unbegrenzte Laufzeit angestrebt wird, die bestimmt wird von den Boniturergebnissen, d. h. von der tatsächlichen Ausdauer und dem Stand der Sorten in der Mängelbonitur. Auch wenn die Ausdauer in hohem Maße durch die Bewirtschaftung beeinflusst wird, ist sie ein Sortenmerkmal und insgesamt ist das Niveau der Ausdauer noch sehr verbesserungswürdig. Eng verbunden damit erscheint für die Deutschen Weidelgräser die Mooreignung. Obwohl die Züchtung in den letzten Jahrzehnten hier viel erreicht hat an Verbesserungen, ist die Unsicherheit bei der Ansaat auf Niedermoor nach wie vor vergleichsweise hoch und weitere Fortschritte diesbezüglich sind wünschenswert. Gleichzeitig bleibt es gerade für den Niedermoorbereich eine Aufgabe, sich auch den anderen ansaatwürdigen Futtergräsern zuzuwenden, was mit laufenden Untersuchungen zum Wiesenschweidel und zum Rohrschwingel auch geschieht. Wie die Ansaatmischungen insgesamt müssen die einzelnen Sorten geeignet sein für Standort und Nutzung. Über diese sollte Klarheit herrschen vor der Entscheidung für das Saatgut. Rechtzeitige Information über in Frage kommende Mischungen und ihre Bestandteile und vorhandene regionale Versuchsergebnisse und Empfehlungen ist eine Voraussetzung für den Ansaaterfolg und für Kostengunst beim Saatguteinsatz und derzeit vielfach noch wenig genutzte Reserve. Für die Sortenwahl muss die Kombination der Sorteneigenschaften erfasst werden. Keine Sorte vereint alle gewünschten Vorzüge und es gibt verschiedenste Verknüpfungen dieser Eigenschaften, z. B. hoher TM-Ertrag und geringe Ausdauer oder geringe Ertragsleistung und hohe Ausdauer, geringer Ertrag, aber hohe Krankheitsresistenz wie auch hoher TM-Ertrag und hohe Krankheitsresistenz bei geringer Ausdauer. Das ist ein weiterer Grund, sich auch bei den Gräsern mit der Sortenfrage auseinanderzusetzen. Letztendlich bestimmen die betrieblichen Verhältnisse den Wert der einzelnen Sorte nach ihrer Aussaat. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

40 Zusammenfassung Wie für andere Kulturen steht auch bei den Gräsern die Aufgabe, Sortenempfehlungen für MV zu erarbeiten. Die dabei praktizierte Verfahrensweise in Zusammenarbeit mit Brandenburg und Sachsen-Anhalt wird erläutert. Ergebnisse zu wichtigen Sorteneigenschaften und verschiedenste Sortenaspekte werden vorgestellt und diskutiert, mit den Schwerpunkten TM-Ertrag und Futterqualität. Abschließend werden die aktuellen Sortenempfehlungen aufgeführt und Folgerungen aus dem aktuell erreichten Stand bei der Bearbeitung der Gräsersortenfrage gezogen. Literatur ANONYMUS (2016): Beschreibende Sortenliste 2016 Futtergräser, Esparsette, Klee, Luzerne. Hrsg.: Bundessortenamt, Hannover OPITZ von BOBERFELD, W. (1994): Grünlandlehre biologische und ökologische Grundlagen. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, S. 115 f. 40 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

41 Luzerne und Rotklee für MV vom Anbau bis zur Verwertung Lucerne and red clover in Mecklenburg-Vorpommern from cultivation to utilization Dr. Heidi Jänicke, Dr. Bernd Losand Abstract: Lucerne and red clover are reliable suppliers of feed protein for ruminants. Lucerne provides high yields with high protein content, but is usually much more fiber-rich than grass and red clover and therefore mostly of low energy. Red clover has a considerable energy concentration even in the case of high feed yields, for example in the area of grass growing. Alfalfa and red clover have a skeleton substance composition which differs from grass. With regard to suitability for preservation, restrictions must be made which require a very selective handling of these silage starting material. In all areas from cultivation to feeding these legumes and mixtures with grass the production process has to be optimized. Warum Luzerne und Rotklee anbauen? Obwohl die Ausstattung mit Grünland in der Regel gegeben ist bzw. häufig über dem eigentlichen Bedarf liegt, wird immer wieder über den Anbau von Ackerfuttergras, von Leguminosen und Mischungen aus beiden auf dem Ackerland nachgedacht. Selbst wenn ein ausreichender Grünlandanteil vorhanden ist, so sind auf den Niedermoorflächen oft die erforderlichen Qualitäten nicht erreichbar und auf den leichten Böden nicht die benötigten Erntemengen. Diesen Unsicherheiten für die Futterproduktion soll vorgebeugt bzw. begegnet werden, insbesondere um die Futterqualität für die Milchproduktion zu sichern. Der Anbauumfang von Luzerne und Luzernegras sowie Rotklee und Rotkleegras ging nach 1990 extrem zurück und erreicht in der Summe mit etwa 4 Tha im Jahr 2004 einen Tiefpunkt. Danach wurden mit allmählichem Anstieg 2011 in der Summe 13,8 Tha erreicht, für 2014 wurden 17 Tha ausgewiesen. Diese standen einem Silomaisanbau auf 147 Tha und einer Grünlandfläche von 262,8 Tha gegenüber. Diese Entwicklung kann man durchaus als ein Rückbesinnen auf die Eigenschaften der Leguminosen als sichere Lieferanten wertvollen Futterproteins und das Wiederkäuen stimulierender physikalischer Eigenschaften verstehen. Der wieder zunehmende Anbau von Grobfutterleguminosen unabhängig von den Preisschwankungen von Proteinfuttermitteln am Weltmarkt und den Erzeugerpreisen weist zudem darauf hin, dass die Leguminosen ihren Platz in der Fruchtfolge wieder einnehmen sollen und strategisch als wirtschaftseigene und nachhaltige Quelle von Futterprotein erkannt werden. Aus jüngeren Versuchen mit Milchkühen (SCHOLZ und ENGELHARD, 2012; PRIES et al., 2013) ist zudem bekannt, dass die Ergänzung mit Luzerneheu in Rationen für hochleistende Milchkühe die Futteraufnahme verbessern kann. Vorhandene Kenntnisse zur Anbautechnik und Verwertung von Luzerne und Rotklee sowie ihren Grasgemengen stammen überwiegend aus den Jahren vor Inzwischen sind die produktionstechnischen Möglichkeiten deutlich erweitert und führen zu neuen Fragestellungen. Vor diesem Hintergrund wurden aktuelle Sorten unter den Standortbedingungen Mecklenburg-Vorpommerns auf ihr Leistungspotenzial hin untersucht. Weitere Schwerpunkte waren die Ermittlung des futterwirtschaftlichen Potenzials und die Erarbeitung von aktuellen futtermittelrelevanten Daten zur Charakterisierung der Futterqualität. Mit diesem Beitrag sollen ausgewählte Ergebnisse aus Untersuchungen des Instituts für Tierproduktion der LFA in Dummerstorf vorgestellt werden. Gefördert werden soll damit gleichzeitig die Betrachtungsweise vom Anbau bis hin zur Verwertung in der Rinderfütterung. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

42 Luzerne Trockenmasseerträge Mit der Luzerne (Medicago varia Martyn) steht eine ausdauernde und leistungsfähige Futterpflanze zur Verfügung, die einen relativ geringen Mitteleinsatz erfordert. Mit einerseits hohen Proteinerträgen, beachtenswerter Faserwirkung in der Rinderfütterung und andererseits sehr guter Fruchtfolgewirkung und beträchtlicher Trockenheitsverträglichkeit vereint sie Eigenschaften, die für die Futterproduktion von großem Interesse sind. Der Feldversuch wurde am Standort Malchow (530 mm/a und 9,1 C im langjährigen Jahresmittel) auf gut mit Nährstoffen versorgtem sandigen Lehm angelegt. Maßgebend für die Versuchsdurchführung realisiert durch die Genbank Malchow des IPK waren die Richtlinien zur Durchführung landwirtschaftlicher Wertprüfungen und Sortenversuche des Bundessortenamts. In die Untersuchungen, wurden 11 Sorten (Tab. 1) einbezogen. Im entsprechenden Abschlussbericht der LFA 2013 wurden der Versuch beschrieben und seine Ergebnisse insgesamt mitgeteilt. Die TM-Erträge lagen in allen vier Jahren auf relativ hohem Niveau (Tab. 1), wobei das Ansaatjahr hier als erstes Nutzungsjahr angesprochen wird. Im ersten und zweiten Nutzungsjahr wurden drei Schnitte geerntet, im dritten und vierten Jahr waren es vier Schnitte. Die Niederschläge lagen gerade im ertragreichsten dritten Jahr unter dem langjährigen Mittel, im ersten und zweiten Jahr dagegen deutlich darüber. Die gegenüber dem 1. Jahr deutliche Zunahme des Ertrages im 2. Jahr hängt mit der Weiterentwicklung des Bestandes und den gegenüber dem ersten Jahr etwas günstigeren Wachstumsbedingungen zusammen. Zu ergänzen ist, dass im 2. Jahr ein 4. Aufwuchs geerntet, aber nicht erfasst wurde, sodass der eigentliche Gesamtjahresertrag über dem hier ausgewiesenen liegt. Der Abfall gegenüber dem Vorjahr im 4. Jahr ist Folge von Lückigkeit und etwas ungünstigeren Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen in der Vegetationszeit. Dabei wurde dennoch ein sehr hohes Niveau von 188 dt TM/ha im Versuchsmittel erreicht. Zu betonen ist, dass diese Erträge bei deutlich geringerem Aufwand (z. B. keine N-Düngung) erzielt wurden als z. B. mit Silomais, Ackergras oder auf dem Grünland. Tab. 1: TM-Jahreserträge im 1. bis 4. Nutzungsjahr, Luzernesortenvergleich, Malchow/Poel Sorte TM-Jahresertrag in dt/ha MW 1 DAPHNE 115,9 168,8 213,8 189,2 171,9 2 DAISY 123,6 148,8 192,1 177,2 160,4 3 PLANET 124,1 163,9 212,3 193,4 173,4 4 PLATO 128,9 163,1 207,7 191,9 172,9 5 EUROPE 125,8 173,9 208,7 189,8 174,6 6 SANDITI 128,0 164,7 205,1 189,8 171,9 7 DIANE 126,5 158,3 204,1 183,0 168,0 8 VIKTORIA 122,2 158,8 212,2 184,4 169,4 9 FEE 113,9 165,9 197,9 178,5 164,0 10 FRANKEN NEU 128,8 171,6 207,2 199,6 176,8 11 VERKO 120,5 169,1 204,0 187,4 170,3 Versuchsmittel ( = VM) 123,5 164,2 205,9 187,7 170,3 42 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

43 Futterwerteigenschaften Die folgenden Ergebnisse sind mit der Analyse der Inhaltsstoffe in frischem Material erarbeitet, also dem Ausgangsmaterial für die Futterkonservierung. In Tabelle 2 sind die Rohprotein- und Zuckergehalte für die ersten drei Aufwüchse gezeigt, wobei Zucker hier für die wasserlöslichen Kohlenhydrate steht. Die erwünschten wie erwarteten hohen Proteinwerte waren ebenso zu ermitteln wie die erwarteten, jedoch unerwünscht niedrigen Zuckerwerte. Deutlich zeigt sich das grundsätzliche Problem der Luzerne, eine ungünstige Gäreignung aufzuweisen. Indem einerseits relativ wenig Gärsubstrat für die notwendige Ansäuerung zur Verfügung steht und andererseits die hohen Proteingehalte in den Umsetzungsprozessen ihre basische Wirkung entfalten und letztendlich der ph-wert-absenkung entgegenwirken, ist eine schlechte Ausgangsbasis für den Silierprozess gegeben. Ist Luzerne zu silieren, so ist der Einsatz von Silierhilfsmitteln anzuraten, speziell mit DLG-Gütezeichen für die Wirkungsrichtung 1 (Verbesserung des Gärverlaufs) und den Anwendungsbereich schwer silierbares Futter. Tab. 2: Rohprotein- und Zuckergehalte im Mittel des Sortiments und mit dem jeweils niedrigsten und höchsten Mittelwert je Sorte (n = 4), Luzernevergleich , Malchow/Poel Versuchsjahr Rohproteingehalte in g/kg TM Zuckergehalte in g/kg TM 1. Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs 1. Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs Tab. 3: Rohfasergehalte (in g/kg TM) im Mittel des Sortiments und mit dem jeweils niedrigsten und höchsten Mittelwert je Sorte (n = 4), Luzernevergleich , Malchow/Poel Versuchsjahr 1. Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs Tab. 4: Fasergehalte ausgewählter Aufwüchse im Mittel des Sortiments, Mittelwerte (n = 4), Luzernevergleich, Malchow/Poel Versuchsjahr 1. Aufwuchs 2. Aufwuchs 3. Aufwuchs andfom in g/kg TM ADFom in g/kg TM Hemizellulose in g/kg TM Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

44 Sortenunterschiede traten vereinzelt auf bzw. waren nur in wenigen Aufwüchsen bzw. Jahren und für einzelne Merkmale signifikant. Sie waren überwiegend relativ gering bzw. kaum von praktischer Relevanz. Darum ist insbesondere aus Sicht der Futterqualität keine der Sorten hervorzuheben, sie eignen sich grundsätzlich alle für den Anbau unter vergleichbaren nordostdeutschen Bedingungen. Die verschiedenen Faserkennzahlen (Tab. 3 und 4) sind bei Luzerne für die Fütterung von besonderem Interesse. Der Schnittzeitpunkt hat entscheidenden Einfluss auf die Futterqualitätsparameter. SCHMALER (2007) empfiehlt, die 2. oder 3. Aufwüchse in den beiden ersten Hauptnutzungsjahren für die Nutzung im blühenden Zustand vorzusehen, um mit dieser Anforderung einer Verbesserung hinsichtlich der Ausdauer der Luzernebestände zu entsprechen. Seit Jahrzehnten gilt, mindestens in einem der beiden Jahre die Ernte in so spätem Stadium vorzusehen und hohe Rohfasergehalte bei geringeren Rohproteingehalten in Kauf zu nehmen. Grundsätzlich gilt auch für die Luzerne, dass mit späterem Schnittzeitpunkt geringere Protein- und höhere Fasergehalte verbunden und damit in der Konsequenz niedrigere Energiegehalte zu verzeichnen sind. Sowohl die Empfehlungen zur Festlegung der Erntetermine nach der Aufwuchsdauer und dem Entwicklungsstadium als auch die Entscheidung an Hand der Wuchshöhe bereiten in der praktischen Umsetzung Schwierigkeiten und sind nur teilweise praktikabel. Im Versuch wurden maximal vier Schnitte pro Jahr realisiert, um auch die Ausdauer des Luzernebestandes zu unterstützen. Bei Anwendung der Empfehlungen wären es mindestens fünf Schnitte geworden. Die vorhandenen Empfehlungen zur Festlegung der Erntetermine sind unbefriedigend, können jedoch nur mithilfe gezielter mehrjähriger Untersuchungen verbessert werden. Mit den erreichten sehr hohen TM-Erträgen (Tab. 1) ist das hohe Leistungsvermögen der Luzerne bestätigt worden, das gilt im Wesentlichen auch für die Rohproteingehalte und -erträge (Tab. 7). Hinsichtlich der Konservierungseignung und des Einsatzes in der Fütterung sind Einschränkungen zu machen, die einen sehr gezielten Umgang mit der Luzerne erfordern. Rotklee Trockenmasseerträge Rotklee gilt als wertvoller Futterlieferant, in Reinsaat wie im Kleegras-Gemenge. Durch seine Fähigkeit zur symbiotischen N-Fixierung und zur Vermehrung der organischen Substanz im Boden wird seine positive Wirkung in der Fruchtfolge hauptsächlich begründet. Bei ausreichender Wasserversorgung in frischen feuchten Lagen gedeiht er am besten. Im August 2008 wurde am Standort Dummerstorf auf lehmigem Sand (603 mm Jahresniederschlag im langjährigen Mittel) ein Landessortenversuch Rotklee mit 19 Sorten (einschließlich dreier Zuchtstämme) angelegt. Die Teilstückserntefläche betrug 11 m 2. Der Versuch wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Jürgen Müller (AUF der Universität Rostock) realisiert. In beiden Jahren gab es erhebliche ertragliche Unterschiede zwischen der Sorte mit dem höchsten und dem niedrigsten Ertrag (Tab. 5 und 6). Bei einem Versuchsmittel von 121 dt TM/ha betrug der Unterschied zwischen der ertragsstärksten und der -schwächsten Sorte 23 dt TM/ha ( = 19 %), ermittelt im 1. Nutzungsjahr. Im 2. Nutzungsjahr betrug dieser Unterschied 34 dt TM/ha ( = 27 %), bei einem mittleren TM-Ertrag von 128 dt/ha. Im SV wurde ersichtlich, dass die tetraploiden Sorten ertraglich im Vorteil sind gegenüber den Diploiden. Neben einer höheren Vitalität wird den tetraploiden Rotkleesorten im Vergleich zu den Diploiden auch die höhere Ausdauerleistung zugeschrieben. Die Boniturwerte nach der dritten Überwinterung im ersten Aufwuchs bestätigten das. Für die in den vorgestellten Versuchen ermittelten TM-Erträge bei einem aus den Analysen abgeleiteten mittleren Rohproteingehalt wurden Rohproteinerträge errechnet (Tab. 7), die den Trockenmasseerträgen folgten. Dadurch erscheint die Luzerne hier leistungsstärker, ist es aber nur, wenn sie entsprechende Erträge und Gehalte erbringt. Für Luzerne wie Rotklee gilt in diesem Fall gleichermaßen, dass diese Rohproteinerträge ohne jede N-Düngung erreicht wurden. 44 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

45 Tab. 5: Sorten TM-Erträge in der Gegenüberstellung von tetra- und diploiden Rotkleesorten, Landessortenversuch Rotklee, 1. Hauptnutzungsjahr ( = 2009, Dummerstorf) TM-Jahresertrag in dt/ha Tetraploide 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt Jahr ges. MW 60,1 35,7 27,1 122,9 Max TM ges. 62,9 37,3 32,1 132,3 Min TM ges. 58,6 33,1 25,2 116,9 Diploide 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt Jahr ges. MW 59,3 34,2 24,7 118,2 Max TM ges. 63,7 38,7 23,6 126,0 Min TM ges. 55,8 31,2 22,6 109,6 Versuch gesamt 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt Jahr ges. MW 60,2 34,9 26,1 121,2 Max TM ges. 62,9 37,3 32,1 132,3 Min TM ges. 55,8 31,2 22,6 109,6 In Zusammenarbeit mit der AUF der Universität Rostock Dr. J. MÜLLER. Tab. 6: TM-Erträge in der Gegenüberstellung von Tetra- und Diploiden Rotkleesorten, Landessortenversuch Rotklee, 2. Hauptnutzungsjahr ( = 2010), Dummerstorf Sorten TM-Erträge in dt/ ha Tetraploide 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt Jahr ges. MW 63,5 32,8 27,9 8,2 132,3 Max TM ges. 70,8 37,2 31,0 8,0 147,1 Min TM ges. 53,1 31,6 26,4 8,9 120,1 Diploide 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt Jahr ges. MW 54,5 32,0 24,3 8,2 119,0 Max TM ges. 64,6 29,6 23,9 7,7 125,8 Min TM ges. 50,7 30,5 23,0 8,6 112,9 Versuch gesamt 1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt Jahr ges. MW 60,9 32,1 26,4 8,2 127,6 Max TM ges. 70,8 37,2 31,0 8,0 147,1 Min TM ges. 50,7 30,5 23,0 8,6 112,9 In Zusammenarbeit mit der AUF der Universität Rostock Dr. J. MÜLLER. Tab. 7: Rohproteinerträge von Luzerne (Malchow/Poel) und Rotklee (Dummerstorf) im Versuchsmittel Ertrag in dt/ha Luzerne Rotklee 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 1. Jahr 2. Jahr TM-Ertrag 123,5 164,3 205,9 187,7 121,3 127,6 Mittlerer Rohproteingehalt: 210 g/kg TM RP-Ertrag 25,9 34,5 43,2 39,4 25,5 26,8 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

46 Das Ertragspotenzial des Rotklees ermöglicht gute und hohe Erträge. Auffällig waren die hohen Bestandesdichten, die im 1. und 2. Hauptnutzungsjahr nahezu unkrautfreie und selbst im 3. Jahr noch unkrautarme Rotkleebestände in den Parzellen ermöglicht haben. Der Sortenfrage sollte auch im Rotklee- bzw. Rotkleegrasanbau entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden (rechtzeitig vor dem Saatgutkauf). Die Differenzen zwischen den Sorten waren erheblich und sprechen dafür, die regionalen Mischungs- und Sortenempfehlungen der zuständigen Landeseinrichtungen zu nutzen. Futterwerteigenschaften Auch für den Rotklee wurden die Inhaltsstoffe an frischem Material untersucht, hier aus drei aufeinanderfolgenden Jahren, jeweils für den ersten und den dritten Schnitt als Mittelwert angegeben (Tab. 8). Wiederholt war zu beobachten, dass der Rohproteingehalt bei Rotklee im ersten Aufwuchs niedriger ist als in den Folgeaufwüchsen. Tab. 8: Nährstoffgehalte, Rotklee-Sortengemische, frisches Grüngut aus LSV, Dummerstorf Nährstoffgehalte im dreijährigen Mittel RA RP RFE RFA ADFom andfom in g/kg TM 1. Schnitt Schnitt Zukünftig wird der Rotklee im Zusammenhang mit Fragen der Proteinqualität wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen. Mit Blick auf die Konservierungseignung sind Einschränkungen zu machen, die einen gezielten Umgang mit dem Rotklee verlangen. Die hohen Rohproteingehalte bei gleichzeitig vergleichsweise geringen Zuckergehalten bieten eine ungünstige Ausgangsbasis für die Silierung. Als eine Möglichkeit, die Siliereignung zu verbessern, gilt der Anbau von Rotkleegras, wie analog für Luzerne das Luzernegras. Im Vergleich zum Reinanbau gelangen über die Gräser höhere Zuckergehalte in das Ausgangsmaterial und gleichzeitig werden die hohen Rohproteingehalte etwas reduziert. Empfehlungen zum Anbau von derartigen Ackerfuttermischungen werden in gesonderten Veröffentlichungen gegeben, z. B. unter 46 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

47 Nährstoffzusammensetzung von Ernteprodukten aus Luzerne- und Rotkleeaufwüchsen In den vergangenen 10 bis 15 Jahren wurde verstärkt der Futterwert von Luzerne und Rotklee unter verschiedenen Fragestellungen untersucht, als frisch geerntetes, angewelktes, siliertes und auch technisch getrocknetes Material verschiedener Aufwüchse und unterschiedlicher Vegetationsstadien. Die Ergebnisse der Nährstoffanalysen sind vergleichsweise mit im gleichen Zeitraum untersuchten Grasernteprodukten dargestellt (Tab. 9). Tab. 9: Nährstoffgehalte und in vitro-verdaulichkeit von Ernteprodukten der Luzerne, des Rotklees und von Grünland- und Ackergrasaufwüchsen aus Verdaulichkeitsuntersuchungen (VV) seit 2004 Parameter Einheit Luzerne (VV; n = 35) Rotklee gesamt (VV; n = 8) Rotklee mit Ertragsermittlung (VV; n = 4) Gräser (VV; n = 27) Rohasche (XA) g/kg TS Rohprotein (XP) Rohfaser (XF) g/kg TS g/kg TS NfE (XX) g/kg TS Lignin (ADL) g/kg TS andfom g/kg TS ADFom g/kg TS NFCom g/kg TS Hemicellulose g/kg TS ELOS g/kg TS Ein direkter Vergleich ist sicher nicht sinnvoll, da hier Aufwüchse und Konservierungen der drei Futterarten zusammengenommen wurden, die in keiner Weise miteinander in Beziehung standen. Es zeichnet sich trotzdem ein Bild ab, das die allgemeinen Erfahrungen zum Futterwert beschreibt. Luzerne wird im Mittel faserreicher und weniger verdaulich geerntet und bleibt daher hinter den für Fütterungszwecke geernteten Grasprodukten zurück. Trotz des im Mittel hohen Fasergehaltes ist die Luzerne jedoch ein proteinreiches Grobfutter. Die abgebildeten Daten für den Rotklee entstammen z. T. Forschungsarbeiten der LFA. Es sind Ergebnisse aus verschiedenen Jahren von verschiedenen Standorten und von im erntereifen Stadium geernteten Aufwüchsen. Die trotz des hohen Masseertrages (Tab. 5 und 6) sehr guten Inhaltsstoffe (Rotklee mit Ertragsermittlung; n = 4; geringer Faseranteil und sehr hoher Rohproteingehalt) kennzeichnen das Potenzial des Rotklees als Futterpflanze für hochleistende Wiederkäuer. Es wird aber auch deutlich, dass Luzerne, wenn jung geerntet, neben dem Protein einen hohen Beitrag zur Energielieferung der Ration leisten kann. Der Fasergehalt der Grobfutterleguminosen, insbesondere der Luzerne ist anders zusammengesetzt als bei Gräsern. Zum einen enthalten die Luzerne und auch der relativ jung geschnittene Rotklee mehr Lignin als Gräser. Diese Verhältnisse findet man auch bei den Faserkennzahlen Rohfaser bzw. ADFom, in denen der wesentliche Anteil des Lignins auch analytisch miterfasst wird. Dagegen enthalten die Grobfutterleguminosen merkbar weniger andfom als die Grasaufwüchse. Die ADFom ist analytisch als Bestandteil der andfom anzusehen. Die Differenz zwischen beiden Kennzahlen kennzeichnet die Hemizellulosen, die somit in den Grobfutterleguminosen in geringerem Umfang zu finden sind als in Gräsern. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

48 % Häufigkeit >250 Grasprodukte Luzerneprodukte Rotklee Rohprotein in g/kg TS Abb. 1: Häufigkeit des Vorkommens von Proteingehalten in den untersuchten Futtermittelproben Bemerkenswert ist aber die Tatsache, dass bei Rotklee und gerade bei Luzerne trotz der höheren Fasergehalte mit höherer Sicherheit auch Proteingehalte von >175 g/kg TS gefunden werden (Abb. 1) als bei Grasprodukten. Zu beachten sind die etwas höheren Anteile der mineralischen Inhaltsstoffe von Luzerne und Rotklee gegenüber den Grasaufwüchsen, die mit dem Rohaschegehalt nur grob und nicht ausreichend beschrieben werden. Tabelle 10 zeigt vergleichend den Gehalt an Mengenelementen aus eigenen Untersuchungen bzw. Tabellenwerte. Leguminosenpflanzen weisen demnach deutlich höhere Ca-Werte auf als Grasaufwüchse. Auch der Kaliumgehalt ist selbst gegenüber intensiv gedüngten Grasbeständen erhöht. Tab. 10: Gehalt an wichtigen Mengenelementen in Grobfutterleguminosen- und Grasaufwüchsen Parameter Einheit Luzerne (FM-Unters.) Luzerne (Unters. LFA) Rotklee (Rostocker FBS) Gräser (Unters. LFA) Rohasche (XA) g/kg TS Ca g/kg TS 12,7 12,2 15,2 21,6 6,5 P g/kg TS 3,0 3,2 3,2 4,1 3,25 Na g/kg TS 0,6 0,7 0,3 0,8 1,7 Mg g/kg TS 2,2 2,1 3,2 4,1 2,1 K g/kg TS 27,9 28,5 20,4 35,4 26,3 In Untersuchungen von SCHOLZ und ENGELHARD (2012) wird auf die grundsätzlichen Ziele des Einsatzes von Grobfutter aus Luzerne abgehoben, Faser- und Proteinlieferung. Aus dieser Sicht scheint die aus der Gesamtverdaulichkeit abzuleitende Energielieferung nicht vordergründig wichtig zu sein. Jedoch ist bei höheren Einsatzmengen in Milchviehrationen darauf zu achten, dass der Einsatz der Grobfutterleguminosen nicht energieverdünnend wirkt und eventuelle positive Effekte auf die Futteraufnahme vermindert werden. Tabelle 11 zeigt die Ergebnisse von Verdauungsversuchen, die in den letzten 10 bis 15 Jahren im Zusammenhang mit speziellen Fragestellungen an Luzerne und Rotklee durchgeführt wurden. 48 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

49 Tab. 11: Verdaulichkeit der Rohnährstoffe und Energiegehalt von Luzerne-, Rotklee- und Grasernteprodukten im Verdauungsversuch (VV) am Hammel Verdaulichkeit/ Energiegehalt Einheit Luzerne (VV; n = 35) Rotklee gesamt (VV; n = 8) Rotklee mit Ertragsermittlung (VV; n = 4) Gräser (VV; n = 27) VQ OM % 66,7 75,2 74,9 70,6 VQ XF % 50,8 67,8 65,7 72,7 VQ XX % 75,6 80,8 81,1 71,4 VQ NDF % 57,3 80,6 72,8 76,4 VQ ADF % 56,7 74,4 65,3 69,3 ME MJ/kg TS 9,1 10,3 10,2 9,8 NEL MJ/kg TS 5,35 6,2 6,1 5,85 ELOS g/kg TS VQ = Verdaulichkeitsquotient Es wird deutlich, dass, begründet durch den hohen Anteil an Gerüstsubstanzen (Faserstoffe), die Verdaulichkeit von Grobfutter aus Luzerne und damit auch der Energiegehalt im Mittel der Untersuchungen deutlich gegenüber Grasaufwüchsen und auch gegenüber Rotklee abfallen. Anders als bei Grasaufwüchsen zeigt sich aber auch, dass tatsächlich mit den Faserstoffen, ob als Rohfaser (XF) oder alternativ als ADFom bzw. andfom analysiert, die am schwersten verdaulichen Teile der Pflanze charakterisiert werden. Bei Grasaufwüchsen wird durch die Rohfaseranalyse der größte Teil des nahezu unverdaulichen Lignins nicht erfasst und dadurch den NfE (XX) zugeschrieben. Rotklee bildet nicht in dem Maße stabile und stark lignifizierte Pflanzenstängel aus wie die Luzerne oder auch der Blütenstängel des Grases. Daher scheinen Rotkleeansaaten auch bei den in Tabellen 5 und 6 ausgewiesenen hohen Trockenmasseerträgen ein energiereiches Grobfutter zu liefern. Die für Grasaufwüchse bekannten Unterschiede in der Verdaulichkeit bzw. im Energiegehalt zwischen den ersten Aufwüchsen im Jahr und den Folgeaufwüchsen finden sich auch bei Luzerne und Rotklee wieder (Tab. 12). Bei der Luzerne werden die Unterschiede unterstützt durch die fachliche Praxis, einen der Folgeaufwüchse auch zur Blüte zu bringen, um der Luzernepflanze die Entwicklung eines ausgeprägten und tiefgehenden Wurzelsystems zu ermöglichen. Tab. 12: Nährstoffverdaulichkeit und Energiegehalt von 1. und Folgeaufwüchsen bei Luzerne und Rotklee Nährstoffgehalt/ Verdaulichkeit/ Energiegehalt Einheit Luzerne Rotklee 1. Aufwuchs Folgeaufwuchs 1. Aufwuchs Folgeaufwuchs XP g/kg TS XF g/kg TS XX g/kg TS VQ OM % 70,9 66,8 76,0 73,9 VQ XF % 57,7 50,0 67,7 68,0 VQ XX % 77,7 75,5 81,8 79,1 ME MJ/kg TS 9,7 9,1 10,4 10,1 NEL MJ/kg TS 5,75 5,4 6,3 6,0 VQ = Verdaulichkeitsquotient Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

50 Zusammenfassung Luzerne und Rotklee sind sichere Lieferanten von Futterprotein für Wiederkäuer. Luzerne liefert hohe Erträge bei hohen Proteingehalten, ist bei Erntereife jedoch in der Regel deutlich faserreicher als Gras- und Rotkleeaufwüchse und daher meist energieärmer. Rotkleeaufwüchse weisen auch bei hohen Futtererträgen eine beachtliche Energiekonzentration auf, etwa im Bereich von Grasaufwüchsen. Luzerne und Rotklee haben eine vom Gras abweichende Gerüstsubstanzzusammensetzung. Hinsichtlich der Konservierungseignung sind Einschränkungen zu machen, die einen sehr gezielten Umgang mit diesen Siliergütern erfordern. In allen Bereichen von Anbau bis Verwertung ist für diese Leguminosen und ihre Gemenge mit Gras weiter an der Optimierung des Produktionsverfahrens zu arbeiten. Literatur PRIES, M.; MENKE, A.; VERHÜLSDONK, C.; HOFFMANNS, C. und HÜNTING, K. (2013): Stroh oder Luzerneheu für hochleistende Milchkühe? ( fuetterung/luzerneheu-futterwert.htm) SCHMALER, K. (2007): Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Naturschutzpotenzial von Luzerne bei unterschiedlicher Schnittnutzung. Mitt. d. AG Grünland u. Futterbau Bd. 8, S SCHOLZ, H. und ENGELHARD, T. (2012): Ergebnisse aus Futterwertuntersuchungen von Luzernekonservaten und Fütterungsversuchen in der LLFG Iden (Luzerneheu vs. Stroh + SES). Vortrag auf dem 13. Dummerstorfer Seminar Futter und Fütterung, in Rostock. ( 50 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

51 Mais kann auch mit Zuckerrübe Mischsilierung von Silomais und Zuckerrüben, Verfahrensbeschreibung und Futterwert Maize together with sugar beets mixed silage, process description and feeding value Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Jana Harms, Burkhard Hallier, Elke Blum Abstract: Mixed silage of maize and sugar beets can be used in feeding of dairy cows and as a substrate for biogas production. This offers farmers an interesting alternative utilization of sugar beets. The mixed ensiling of both crops requires a compromise in choosing the harvest time and requires high standards in the logistic of harvesting. The nutritional value of mixed silage ranges between maize silage and sugar beets. In comparison with pure maize silage, the mixed silage offers a slight economic advantage under the given yield. Vorhabensbeschreibung Um die pflanzenbaulichen Vorteile des Zuckerrübenanbaus in der betrieblichen Fruchtfolge nutzen zu können, benötigen Landwirte eine sichere Verwertungsschiene. Der Absatz der Zuckerrüben über Zuckerfabriken ist flächendeckend nicht immer ausreichend gegeben, daher werden alternative Nutzungen gesucht. Diese können die Biogas- als auch die Milchproduktion darstellen. Für die Biogasproduktion ist die Zuckerrübe aufgrund der positiven Effekte auf die Gärbiologie sowie der hohen Biogas-Hektarerträge interessant. In der Milchviehhaltung wird von positiven Effekten auf die Futteraufnahme und die Milchleistung bei Verfütterung von Zuckerrüben berichtet. Für einen ganzjährigen Einsatz ist eine verlustarme Konservierung der Zuckerrüben notwendig, die z. B. als Mischsilage mit Mais erfolgen kann. Zu berücksichtigen sind dabei jedoch die anspruchsvolle Logistik sowie die Notwendigkeit, einen Kompromiss im Erntezeitpunkt der beiden Kulturen zu finden. Während in Süddeutschland das Verfahren der Mischsilierung schon weitgehend etabliert ist, gibt es in MV bisher wenig Landwirte, die Erfahrungen damit haben. Aus diesem Grunde wurden von der LFA MV in einem praktischen Betrieb in MV das Verfahren betrachtet, die Inhaltsstoffe untersucht sowie der energetische Futterwert im Hammeltest abgeleitet. Dabei handelte es sich um eine Mischsilage mit geschätzten Anteilen von 1/3 Zuckerrüben und 2/3 Maissilage (auf Frischmassebasis). Die Rüben wurden nach der Ernte vorgereinigt, gewaschen und verblieben bis zur Einsilierung in einem offenen Zwischenlager. Die Silobefüllung erfolgte über 5 Tage, wobei im Wechsel Schichten von Maissilage und ganzen Zuckerrüben eingebracht und kontinuierlich verfestigt wurden (Abb. 1 und 2). Als Siliermittel kamen für die Biogassilage Silasil Energy zum Einsatz, während bei der Mischsilage für die Milchkuhfütterung Bonsilage Mais verwendet wurde. Ein etwas anderes Verfahren wurde in einem Betrieb in Dänemark betrachtet. Hier wurden gehäckselte Zuckerrüben inklusive Rübenblatt zusammen mit Maissilage in einem Verhältnis von 1 :1,8 einsiliert (1 ha Rüben auf 4 ha Mais) und an Milchrinder verfüttert. Für die dänische Mischsilage erfolgte auf Basis der Komponentenangaben und der Leistungsdaten, die durch den Betriebsleiter mitgeteilt wurden, eine rechnerische Rationsüberprüfung. Zudem wurden auch hier die Inhaltsstoffe untersucht sowie der energetische Futterwert im Hammeltest bestimmt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

52 Abb. 1: Verteilen der Zuckerrüben im Silo Abb. 2: Mais-Zuckerrüben-Mischsilage mit ganzen Rüben Versuchsergebnisse Ergebnisse der Futteranalyse Tabelle 1 zeigt die Nährstoffzusammensetzung der geprüften Mischsilagen bezogen auf die nach WEISSBACH und STRUBELT (2008) korrigierte Trockenmasse. Da bei der Trockensubstanzbestimmung flüchtige Fettsäuren und Alkohole verloren gehen, sind diese zu berücksichtigen. Aufgrund der relativ hohen Essigsäuregehalte und der sehr hohen Alkoholgehalte (v. a. Ethanol, Tab. 2) unterscheiden sich die unkorrigierte und korrigierte Trockensubstanz im Fall der dänischen Mischsilage erheblich (LUFA-TS: 270 g/kg TS; korrigierte TS: 300 g/kg TS). Die Mischsilage aus MV ist charakterisiert durch recht hohe Rohprotein-Gehalte (XP) und auffallend geringe Rohasche-Gehalte (XA), die vermutlich auf die gründliche Reinigung der Zuckerrüben zurückzuführen sind. Die Silage enthält einen hohen Anteil an leichtumsetzbaren N-freien Extraktstoffen, wobei der ursprüngliche Zuckeranteil weitgehend im Silierprozess abgebaut und zu den Gärprodukten verarbeitet wurde (Tab. 2). Auffallend ist der hohe, kraftfutterähnliche Stärkegehalt. Die dänische Mischsilage wies einen geringeren TS-Gehalt auf, was laut Informationen des Landwirtes auf eine zu frühe Maisernte zurück zu führen ist. Dies wäre auch eine Erklärung für die geringeren Stärkewerte. Auffallend war hier die Gärqualität. Der Essigsäuregehalt bewegt sich leicht oberhalb der empfohlenen 3 %. Aber v. a. der sehr hohe Alkoholgehalt, der vorrangig aus Ethanol bestand, ist nicht unkritisch, da z. B. eine Störung der Pansenflora und eine Leberbelastung nicht ausgeschlossen werden können. Tab. 1: Nährstoffzusammensetzung der Mais-Zuckerrüben-Silagen (g/kg TS bzw. ml/200 mg) TS korr XA XP XF XL XX Zucker Stärke andfom ADFom HFT MV , ,7 DK , ,0 Tab. 2: Gärqualität der Mischsilagen (g/kg TS) ph NH 3 Milchsäure Essigsäure Buttersäure niedere Fettsäuren Alkohole MV 3,8 1,69 71,0 27,26 < 0,10 28,14 15,50 DK 3,8 0,93 90,07 37,81 < 0,10 39,29 66,72 52 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

53 Ergebnisse der Verdaulichkeitsuntersuchungen Die Ergebnisse der Verdaulichkeit der organischen Substanz sowie der Rohnährstoffe und die daraus abgeleiteten Energiegehalte sind der Tabelle 3 zu entnehmen. In den beiden Versuchen mit der Mischsilage aus MV gab es eine große Übereinstimmung der Verdaulichkeitsparameter. Der mittlere Energiegehalt von 7,16 MJ NEL/kg ist ansprechend hoch und bewegt sich erwartungsgemäß zwischen Zuckerrüben und Maissilage. Damit wird im Grunde genommen mit der silierten Zuckerrübe innerhalb der schon sehr energiereichen Maissilage ein wirtschaftseigenes Kraftfutter produziert, das der Landwirt nicht zukaufen muss. Die dänische Mischsilage lag im Energiegehalt geringfügig unter den Werten aus MV. Tab. 3: Nährstoffverdaulichkeit (%) und Energiegehalt (MJ/kg TS) OM XF XL OR andfom ADFom ME NEL DK 77,4 64,1 78,7 80,3 61,4 60,5 11,39 6,96 MV-1 79,1 63,0 76,8 82,4 60,4 48,2 11,68 7,18 MV-2* 78,7 61,6 75,0 82,2 56,8 48,6 11,61 7,13 * g Stroh/Tier und Tag Eignung der Mischsilage in der Milchviehfütterung (Dänemark) Für die genannte Milchleistung von 33 kg/kuh und Tag aus NEL bei einem Gehalt von 3,70 % Eiweiß und 4,70 % Fett ergibt sich rechnerisch (entsprechend Energiebedarf nach GfE, 2001) eine Milchviehration, bestehend aus 47 kg Mais-Zuckerrüben-Silage, 12,8 kg Grassilage, 2,2 kg Rapsextraktionsschrot, 2,6 kg Sojaextraktionsschrot. Kraftfutter wurde lediglich in Form von 570 g Getreidemischung zum Anlocken beim Melken eingesetzt. Theoretisch bietet diese Mischung die Möglichkeit, zusammen mit struktursichernden Anteilen aus Grassilage Kraftfutter zu sparen und dennoch hohe Milchleistungen zu erzielen. Allerdings bestehen Restzweifel, ob die hohen Alkoholgehalte, die in dieser Mischung bei 4 % liegen, nicht die Futteraufnahme und Gesundheit der Milchkühe beeinträchtigen. Laut Aussage des Betriebsleiters gibt es jedoch keinerlei Probleme mit der Futteraufnahme sowie der Stoffwechselgesundheit. Verfahrensökonomische Bewertung der Mischsilierung (MV) Die verfahrensökonomische Bewertung der Mischsilierung erfolgte am Beispielbetrieb in MV. In Tabelle 4 werden die Verfahrenskosten der Silomais- und Zuckerrübensilierung einschließlich des Anbaus gegenübergestellt. Die Direktkosten fallen bei der Zuckerrübe v. a. aufgrund der deutlich höheren Aufwendungen im Pflanzenschutz höher aus (+ 73 %). Die Arbeitserledigungskosten unterscheiden sich insofern, dass bei den Zuckerrüben geringere Personalkosten angesetzt wurden, da die gesamte Ernte, Reinigung und Entsteinung über Lohnunternehmen abgewickelt wird. Es ergeben sich für den Beispielbetrieb deutlich höhere Verfahrenskosten bei der Zuckerrübe von /ha (30 %). Wird dagegen der unterschiedliche Flächenertrag der beiden Kulturen berücksichtigt (Tab. 5), wendet sich das Bild. Die Verfahrenskosten in /dt liegen im vorliegenden Beispiel beim Silomais um 21 % über den Kosten der Zuckerrübe. Für die Mischsilage (bestehend aus 28 % Zuckerrüben und 72 % Silomais) ergeben sich mittlere Kosten von 4,21 /dt bzw. 16,91 ct/10 MJ NEL beim ermittelten Energiegehalt von 7,15 MJ NEL/kg TS. Im Vergleich zur reinen Maissilage ergibt sich je nach Energiegehalt ein Kostenvorteil von 1 2 ct/10 MJ NEL. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

54 Tab. 4: Verfahrenskosten der Silomais-Zuckerrübensilierung am Beispielbetrieb in MV ( /ha) Kennzahl Silomais Zuckerrüben Saatgut Pflanzenschutz Düngung Siliermittel Folie sonstige DK Direktkosten (DK) Personalkosten Lohnarbeit/Maschinenmiete Reparaturen/AfA Treibstoffe/sonstige Arbeitserledigung Flächenkosten* Verfahrenskosten * Landpacht, Wasser- und Bodenverband, Grundsteuern, sonstige Gemeinkosten Tab. 5: Verfahrenskosten in Bezug zum Ertrag Kennzahl Einheit Silomais Zuckerrüben Verfahrenskosten /dt Ertrag dt FM/ha Verfahrenskosten /dt 4,43 3,65 Verfahrenskosten der Mischsilage (28 % Zuckerrübe, 72 % Silomais) Kosten Ct je 10 MJ NEL (35 % TM, 7,15 MJ NEL je kg TS) 4,21 16,91 Kosten Ct je 10 MJ NEL Maissilage (35 % TS) bei 6,7 MJ NEL bei 7,1 MJ NEL 18,89 17,82 1 Dreijähriger Mittelwert, 2 Ernte 2013 Literatur WEISSBACH, F. und STRUBELT, C. (2008): Die Korrektur des Trockensubstanzgehaltes von Grassilagen als Substrat für Biogasanlagen. 63 Landtechnik 4, a GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2001): Energie- und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere, Nr. 8: Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlag, Frankfurt am Main 54 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

55 Kosten der Grundfutterproduktion in Milchviehbetrieben Mecklenburg-Vorpommerns Expenses of roughage production on dairy farms in Mecklenburg-Vorpommern Jana Harms Abstract: The quality and quantity of the roughage have a decisive influence on the profitability of milk production. The expenses for the provision of the basic feedstuffs are about 18 percent of the total expenditure in dairy production. In order to tap potentials, a detailed cost analysis is required. This is carried out annually in the context of the evaluation of the operation in reference farms of the Mecklenburg-Vorpommern Research Centre for Agriculture and Fisheries. The production and performance indicators are related to the resulting dairy output and the productive life of the dairy cows. Bedeutung und Ziele der Grundfutterproduktion Eine effektive Futterwirtschaft ist die Basis für hohe tierische Leistungen bei gleichzeitig geringen Produktionskosten. In den Referenzbetrieben der LFA wird jährlich eine Betriebszweigauswertung erstellt, wobei die Analyse der Grundfutterproduktion ein wichtiger Schwerpunkt ist. Dabei werden ökonomische Kennzahlen mit den daraus resultierenden Milchleistungen und der Nutzungsdauer der Milchkühe in Beziehung gesetzt. Herkunft des Grundfutters Mit 39 % der gesamten Grundfutterfläche nimmt die Produktion der Grassilage vom Grünland den größten Anteil ein (Abb. 1). Nicht viel weniger Fläche wurde für die Produktion von Maissilage bereitgestellt. Weitere 9 % der Futterflächen werden zur Gras- und Luzerne- bzw. Luzernegraserzeugung auf Ackerland genutzt. Die Weidehaltung erfolgt auf nur rund 12 % der Futterflächen. GL Grassilage GL Heu 35 % 39 % GL Weide AL Grassilage AL Heu Luzerne 1 % 4 % 8 % 12 % 2 % Zwischenfrüchte Silomais 1 % Abb. 1: Prozentualer Anteil der Futterkulturen an der gesamten Grundfutterfläche (Ernte 2015) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

56 Bei der Betrachtung der von diesen Flächen bereitgestellten Futtermengen wird deutlich, dass mit rund 22 dt Trockenmasse je Großvieheinheit und Jahr die Maissilage das Grundfutter mit der höchsten Einsatzmenge war. Gras-, Luzerne- und Luzernegrassilagen sowie Konservate aus Winterzwischenfrüchten nehmen rund 43 % der bereit gestellten Grundfuttermengen ein. Mit knapp einer Dezitonne Trockenmasse je Großvieheinheit verliert das Weidefutter an Bedeutung. Der Einsatz von Heu ist mit 0,33 dt TM je GV mengenmäßig unbedeutend (Abb. 2). 21,7 13,4 0,9 2,8 0,7 0,1 0,3 0,3 GL Grassilage GL Heu GL Weide AL Grassilage AL Heu Luzerne Zwischenfrüchte Silomais Abb. 2: Futtermengen aus den jeweiligen Grundfutterarten (dt TM/GV und Jahr 2015/16) Flächenproduktivität Der Vergleich der Flächenproduktivität zwischen den Jahren 2014/15 und 2015/16 zeigt, dass die Milchviehbetriebe sehr hohe Milchleistungen mit dem bereitgestellten Grundfutter erzielten. Er zeigt aber auch, dass weitere Reserven vorhanden sind, um die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion zu verbessern. Denn immerhin konnte die in 2014/15 erreichte Flächenproduktivität von kg ECM in 2015/16 auf kg ECM je Hektar Grundfutterfläche erhöht werden. Beeinflusst wird diese Kennzahl vom Ertrag und von der Qualität des Futters, die maßgeblich die Grundfutterleistungen, ausgedrückt in Kilogramm ECM je Kuh und Jahr beeinflussen. Im Durchschnitt der Referenzbetriebe zeigte sich, dass die Milchleistungen aus der Energie des bereitgestellten Grundfutters tendenziell steigen, wobei der Anteil der erforderlichen Futterenergie für die Milchproduktion über den gesamten Betrachtungszeitraum zu rund 60 % aus dem Grundfutter kam (Abb. 3) Grünland Ackerland Kraftfutter Abb. 3: Entwicklung der Milchleistung aus der Energie des Grund- und Kraftfutters (kg ECM je Kuh, Jahr) 56 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

57 Kosten der Grassilageproduktion Ertragsentwicklung In den Referenzbetrieben der LFA konnten tendenziell steigende Trockenmasseerträge durch Bestandsverbesserungsmaßnahmen wie Nach- und Neuansaaten, ausgefeilteres Düngungsmanagement und zum Teil auch durch den Einsatz modernerer Erntetechnologie erzielt werden. Angestrebt waren mit diesen Intensivierungsmaßnahmen sowohl stabilere als auch höhere Erträge bei verbesserter Futterqualität. Gleichzeitig war auch eine Erhöhung der Energieerträge je Hektar festzustellen, jedoch nicht in dem erwarteten Umfang. Grund ist die relativ gleich hohe Energiekonzentration (im Mittel der Schnitte von 5,9 bis 6,2 MJ NEL/kg TM) in den Silagen über die Jahre hinweg (Abb. 4). kg Nährstoff/ha Ertrag (dt TM/ha) Abb. 4: Entwicklung des Trockenmasse- und Energieertrages je Hektar Grassilage nach Erntejahren Entwicklung der Produktionskosten Die Aufwendungen der Grassilageerzeugung zeigen im Zeitraum der Ernten 2005 bis 2015 steigende Tendenz, vor allem im Bereich der Direktkosten. Hier besteht ein direkter Zusammenhang mit dem höheren Intensitätsniveau in der Bestandsverbesserung und Düngung, insbesondere der Aufdüngung mit Kalium und Phosphor (Abb. 5) dt TM/ha GJ NEL/ha Linear (dt TM/ha) Phosphor (kg P 2 O 5 /ha) Kalium (kg K 2 O/ha) Energieertrag (GJ NEL/ha) Abb. 5: Entwicklung der Phosphor- und Kaliumversorgung des Grünlandes Die absoluten Kosten in Euro je Hektar weisen, wenn auch moderate, aber doch höhere Aufwendungen für die Arbeitserledigung auf. Ursachen sind steigende Preise für Lohnunternehmer sowie höhere Löhne und Gehälter, Treibstoff- und Materialkosten zur Reparatur der Maschinen und Siloanlagen. Der sich stetig verbessernde Ertrag bewirkte, dass in dieser Kostenposition die Aufwendungen je Produkteinheit nahezu gleichbleibend über den Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

58 Betrachtungszeitraum waren (Abb. 6). Die allgemeine Entwicklung der Pachtpreise führte auch in den Referenzbetrieben zu steigenden Flächenkosten. Ein höherer Anteil an Eigentumsland sowie der Ersatz alter Maschinen durch teurere, neue Technologien bewirkten eine Erhöhung der absoluten Kosten für den Zinsansatz je Hektar, wobei auch diese durch steigende Erträge fast ausgeglichen werden konnten. Insgesamt jedoch reicht die Ertragssteigerung insbesondere auf dem Grünland nicht aus, um die steigenden Aufwendungen je Produkteinheit zu senken. 20 Kosten in /dt TM ,48 1,57 1,30 1,55 1,32 1,69 1,70 1,64 1,21 1,38 1,62 10,48 10,65 10,15 11,14 9,16 9,91 10,06 10,05 10,26 9,69 10,22 2,33 2,69 3,27 4,41 2,93 3,30 3,26 4,07 4,51 3,75 3, Direktkosten Arbeitserledigungskosten Flächenkosten Gemeinkosten Zinssatz 15,22 15,68 15,84 16,26 15,76 16,20 16,64 16,71 15,49 12,69 14,07 Kosten der Grassilageproduktion ( /dt TM) Abb. 6: Entwicklung der Aufwendungen für die Grassilageproduktion in Referenzbetrieben der LFA Kosten der Maissilageproduktion Ertragsentwicklung Auch in der Maissilageproduktion stiegen sowohl der Trockenmasseertrag als auch der Energieertrag je Hektar. Die Energiekonzentration schwankte innerhalb der Jahre zwischen 6,5 und 6,8 MJ NEL je Kilogramm Trockenmasse auf hohem Niveau (Abb. 7). Ertrag (dt TM/ha) GJ NEL/ha dt TM/ha Linear (GJ NEL/ha) Energieertrag (GJ NEL/ha) Abb. 7: Entwicklung des Trockenmasse- und Energieertrages je Hektar Silomais 58 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

59 Kostenentwicklung Ähnlich wie bei der Grassilageproduktion war auch bei der Produktion von Maissilage die Aufwandsentwicklung je Hektar tendenziell steigend, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Lag das kalkulatorische Ergebnis in der Ernte 2005 noch bei 1.003, so waren es im Mittel der Ernten 2014 und 2015 bereits je Hektar. Je Produkteinheit (dt Trockenmasse) konnten durch Ertragsverbesserungen die Aufwendungen verringert werden (Abb. 8). Kosten in /dt TM ,68 1,51 1,52 1,31 1,25 1,13 1,16 1,31 1,45 1,49 1,26 6,01 6,18 5,74 5,72 4,78 4,84 4,74 5,03 5,03 5,72 4,78 2,58 2,88 3,80 3,25 2,59 2,52 2,64 2,84 3,07 3,02 2, Direktkosten Arbeitserledigungskosten Flächenkosten Gemeinkosten Zinssatz 10,86 10,58 11,91 10,87 9,22 8,86 9,11 9,67 10,00 10,93 8,87 Kosten der Maissilageproduktion ( /dt TM) Abb. 8: Entwicklung der Aufwendungen für die Maissilageproduktion in Referenzbetrieben der LFA Potenziale der Grundfutterproduktion Reduzierung von Verlusten In einem 10-jährigen Untersuchungszeitraum konnte in zwei Referenzbetrieben nachgewiesen werden, dass es bei entsprechendem Silomanagement möglich ist, die Lagerverluste auf 5 % zu reduzieren. Dadurch waren die Aufwendungen für die Bereitstellung des Grundfutters um 0,23 bis 0,90 Ct je Kilogramm ECM niedriger im Vergleich zu Betrieben mit höheren Lagerungsverlusten. Grundlage zur Senkung der Verluste sind Silolagerflächen, die einen maximalen Vorschub gewährleisten, ein optimiertes Silier- und Entnahmeverfahren sowie qualitativ und quantitativ hochwertige Futterbestände, die sich gut für die Silierung eignen. Nach Erhebungen von KÖHLER (2015) wurden nur rund 70 % des Futteraufwuchses auf dem Grün- und Ackerland in Milch bzw. Fleisch umgesetzt. Der Rest sind Feld-, Transport-, Lager- und Vorlageverluste sowie die teilweise auch gewollten Futterreste. Bildung von Einkaufsgemeinschaften Die Höhe der Düngemittel- und Pflanzenschutzkosten werden nicht nur von der Einsatzmenge und der Ertragserwartung beeinflusst, sondern im besonderen Maß von den Betriebsmittelpreisen. Gleiches gilt natürlich auch für das Saatgut, insbesondere bei Mais. Der Hälftenspielraum für die Aufwendungen dieses Saatgutes liegt in einem Bereich von 123 bis 145 je Hektar. Die Differenz dieser Aufwendungen ist sicherlich in der Sortenwahl zu suchen, aber auch in den Angeboten des Landhandels. Der Zusammenschluss territorial angrenzender Betriebe zu Einkaufsgemeinschaften stärkt die Verhandlungsposition gegenüber dem Landhandel. Optimierung des Maschineneinsatzes Der Hälftenspielraum der Kennzahl Arbeitserledigungskosten bei der Grassilageproduktion lag in der Ernte 2015 in einem Bereich von 639 bis 928 je Hektar bzw. 8,04 bis 14,45 je dt TM. Bei der Maissilageproduktion schwankt der Hälftenspielraum dieser Kennzahl in einem Bereich von 626 bis 732 je Hektar. Während bei der Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

60 Grassilage die Anzahl der Schnitte, die Intensivierungsmaßnahmen und der Ertrag Einfluss auf die Höhe der Arbeitserledigungskosten haben, so ist es beim Maisanbau in der Regel nur der Ertrag. Des Weiteren haben eine zu hohe Maschinenausstattung, unnötige Leerfahrten und oft auch eine suboptimale Flächennutzung höhere Kosten der Arbeitserledigung zur Folge. Gülle zu Mais Ein effizienter und vorrangiger Gülleeinsatz zu Mais empfiehlt sich nicht nur aus Gründen der (neuen) N-Bilanzierung. In der Kennzahl Düngungskosten schwanken die Referenzbetriebe in einem Bereich von 0,67 bis 1,16 je dt TM. Das untere Viertel mit den geringeren Aufwendungen sind Betriebe, die in der Regel dem Mais eine Unterfußdüngung von 1,0 bis 2,0 Dezitonnen Diammonphosphat je Hektar geben und den darüber hinaus erwarteten Ertrag über die Verabreichung der Gülle anstreben. Optimierung des Nährstoffangebotes für den Grünlandaufwuchs Stickstoff ist der ertragsbestimmende Nährstoff. Kalium und Phosphor sind jedoch auch für die Gräser wichtig. In einem dreijährigen Monitoring von Referenzbetrieben der LFA konnte festgestellt werden, dass Betriebe mit einer optimierten Kalium- und Phosphordüngung einen Vorteil von 0,11 Ct je kg ECM gegenüber Betrieben mit einer weniger ausgefeilten Düngungsstrategie hatten. Zusammenfassung Das Grundfutter für die Versorgung der Milchkühe und deren Nachzucht stammte in den Referenzbetrieben vorrangig aus Grassilage vom Grünland und Maissilage. Dabei konnte sowohl der Trockenmasseertrag vom Grünland als auch des Silomaises über den Betrachtungszeitraum 2005 bis 2015 verbessert werden. Die höheren Intensitäten auf dem Grünland führten jedoch nicht zu einer Kostensenkung je Dezitonne Trockenmasse Grassilage, was hingegen bei der Maissilage tendenziell der Fall war. Um weiter steigende Milchleistungen zu erreichen, ist die Verbesserung der Energie- und Proteingehalte vor allem in den Grassilagen erforderlich. Das größte Potenzial zur Senkung der Futterkosten besteht in der Reduzierung der Verluste vom Feld bis zum Futtertisch. Literatur KÖHLER, B. (2015): Effiziente Futterwirtschaft und Nährstoffflüsse in Futterbaubetrieben erhebliche Reserven in der Futterwirtschaft vorhanden. Vortrag zum 16. Dummerstorfer Seminar Futter und Fütterung, Karow, Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

61 Neubewertung des energetischen Futterwertes von Getreide für Wiederkäuer New evaluation of energetic feeding values of grain for ruminants Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Burkhard Hallier, Elke Blum Abstract: The aim of the present study was to determine the nutrient digestibility and energy content of different species and genotypes of cereal grains. 8 cultivars of winter wheat, barley, winter rye and winter triticale, 10 cultivars of oats and 6 cultivars of maize were tested by the standard in vivo method with wethers. Additionally, 7 types of distillers dried grains with solubles (DDGS) were evaluated. There were only small differences between nutrient digestibility and energy content within wheat, barley, winter rye and winter triticale. Larger differences were found within the groups of maize, oats and DDGS. In comparison with standard values, some of the grain types (winter wheat, barley and oats) had higher nutrient digestibility and energy contents. These discrepancies should be taken into account when feed rations are calculated. An actualisation of the feed tables should be considered. The project was supported by funds of the Federal Ministry of Food, Agriculture and Consumer Protection (BMELV) based on a decision of the Parliament of the Federal Republic of Germany via the Federal Office for Agriculture and Food (BLE) under the innovation support program. Einleitung In Deutschland werden jährlich ca. 27 Millionen Tonnen Getreide in der Nutztierfütterung eingesetzt. Dabei ist das Getreide nicht nur eine wichtige Energiequelle, sondern trägt bei höheren Anteilen in der Ration wesentlich zur Protein- bzw. Aminosäurenbedarfsdeckung als auch zur Mineralstoffversorgung (z. B. Phosphor) bei. Die in den aktuellen Futterwerttabellen erfassten Daten sind beim Getreide zu einem Großteil älteren Datums bzw. unzureichend dokumentiert. Für die Optimierung des Mischfutters sind jedoch umfassende Kenntnisse zu den wertgebenden sowie unerwünschten Inhaltsstoffen erforderlich. Über die chemisch-analytische Beschreibung hinausgehend sind Informationen zur Verdaulichkeit und Verwertung von Nährstoffen notwendig, um den Futterwert zu charakterisieren. Daher wurde in dem deutschlandweiten BLE-geförderten Verbundprojekt GrainUp seit 2011 in 12 Teilprojekten gemeinsam zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung geforscht. Ziel des Verbundes war es, tierartübergreifend den Futterwert von Getreide mit innovativen tierexperimentellen Methoden umfassend zu charakterisieren, Schnellverfahren zur Beurteilung der Getreidequalität zu entwickeln und Effekte der Futtermittelaufbereitung auf die Tiergesundheit zu untersuchen. Für die Optimierung von Rationen für Wiederkäuer im Hinblick auf eine leistungsgerechte Energieversorgung bei gleichzeitig wiederkäuergerechter Rationsgestaltung steigt mit zunehmender Leistungsfähigkeit die Anforderung an die Genauigkeit der Energiebedarfsdeckung und die Notwendigkeit der Einhaltung der Additivität des energetischen Futterwertes der Futterkomponenten. Daher besteht die Zielstellung, mithilfe moderner und robuster in vitro-methoden zur laborgestützten Schätzung des Energiegehaltes der Getreidearten deren ganze Variabilität möglichst genau abzubilden. Eichmaß der Bestimmung des Energiegehaltes für Wiederkäuerfutter ist der Hammeltest. Daher sind zur Validierung der in vitro-daten die in vivo-daten notwendig. Diese wurden im GrainUp-Teilprojekt 10 durch die LFA MV (IfT) erarbeitet. GEFÖRDERT DURCH Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

62 Material und Methode Prüfmaterial Die standardisierte Verdaulichkeit (VQ) wurde von den vier Kulturarten Weizen, Gerste, Roggen und Triticale an jeweils 8 Genotypen geprüft, die zentral für das Projekt an der Universität Hohenheim angebaut und an alle Projektteilnehmer verschickt wurden. Vom Hafer wurden 10 Sorten und vom Mais 6 Genotypen geprüft (2 außerhalb des Projektes). Zusätzlich wurden 7 Trockenschlempen sowie ein flüssiges Schlempekonzentrat als Koppelprodukte der Bioethanolgewinnung untersucht. Versuchsdurchführung Die Bestimmung der VQ orientierte sich an den von SCHIEMANN (1981) bzw. an den vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (AfB, 1991) herausgegebenen Richtlinien zur Durchführung von Verdauungsversuchen zur Futterwertschätzung sowie an eigenen Untersuchungen zur Methodenstandardisierung. Jedes Futter wurde an mindestens 5 Schafen der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf im Lebendmassebereich von ca. 42 bis 110 kg geprüft, wobei auf eine ausgewogene Gruppenbildung geachtet wurde. Die Haltung erfolgte während der zweiwöchigen Vorversuchsperiode (Adaptation an Haltung und Versuchsfutter) sowie der einwöchigen Kotsammelperiode in Stoffwechselständen und im Anschluss an jeden Versuch mindestens zwei Wochen auf der Weide. Die Fütterung erfolgte zweimal täglich um 7 und 14 Uhr. Wasser stand den Tieren ad libitum zur Verfügung. Die Prüffutter wurden im Differenzverfahren mit einem vorher geprüften Beifutter (Grassilage) in einem festgelegten Verhältnis der Prüfration verabreicht. Das Verhältnis (41 56 %) orientierte sich an der Einhaltung einer ausgewogenen Nährstoff- und Strukturversorgung der Prüftiere. Zusätzlich wurde pro Mahlzeit ein Messlöffel (ca. 10 g) Mineralfutter verabreicht. Die Futtermenge wurde entsprechend des TS-Gehaltes der Komponenten und der Lebendmasse für jedes Schaf kalkuliert. Entsprechend der Vorschriften von SCHIEMANN (1981) wurden 13 ± 2 g TS/kg LM/d angesetzt. Vor Versuchsbeginn wurde das Futter für den gesamten Versuch portionsweise eingewogen. Das Getreide wurde mit einer Hammermühle bei einem Siebdurchmesser von 3 (bei Hafer 5) mm vermahlen. Als Beifutter wurde Grassilage aus dem Gut Dummerstorf (Häcksellänge nach Entnahme aus dem Mischfutterwagen ca. 3 bis 6 cm) für jeweils 6 Versuche (ein Direktversuch mit Silage sowie 5 Differenzversuche mit Getreide + Silage) portionsweise in Tüten eingewogen und bis zum Versuch bei 18 C eingefroren. Die Kotentnahme während der 7-tägigen Kotsammelperiode erfolgte zweimal täglich um 7 und 14 Uhr. Bei jeder Sammlung wurde die Kotmenge erfasst und anschließend als Sammelprobe für jedes Tier in geschlossenen Behältern bei 18 C eingefroren. Analytik Die Analytik der Nährstoffzusammensetzung der Silagen und der Kote wurde in der LUFA Rostock nach dem Methodenbuch III des Verbandes VDLUFA durchgeführt. Zudem erfolgte in den Silagemischproben die Gärsäure- und Alkoholbestimmung zur notwendigen TS-Korrektur auf flüchtige Substanzen (nach WEISSBACH und STRUBELT, 2008). Die Nährstoffgehalte der Getreide wurden zentral an der Universität Hohenheim für die Teilprojekte analysiert. 62 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

63 Kalkulation der Verdaulichkeit und Ableitung des Energiegehaltes Die Nährstoffverdaulichkeit des Beifutters (Silage) wurde im Direktversuch aus der Differenz des Rohnährstoffgehaltes im Futter und des Rohnährstoffgehaltes im Kot kalkuliert. Die Nährstoffverdaulichkeit des Prüffutters wurde im anschließenden Differenzversuch auf Grundlage der Nährstoffverdaulichkeit des Beifutters ermittelt: Nährstoff-Verdaulichkeit Prüffutter (%) = [g Nährstoffaufnahme Prüffutter (g unverdauter Nährstoff Gesamtration g unverdauter Nährstoff Beifutter)] 100/g Nährstoffaufnahme Prüffutter] Die Berechnung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie (ME) erfolgte aus den verdaulichen Rohnährstoffen nach GfE (1995). Die Berechnung der Nettoenergie (NEL in vivo) aus der ME erfolgte nach VAN ES (1978): Bruttoenergie (GE) [MJ/kg TM] = 0,0239 g XP + 0,0398 g XL + 0,0201 g XF + 0,0175 XX Umsetzbare Energie (ME) [MJ/kg TM] = 0,0312 g DXL+ 0,0136 g DXF + 0,0147 g (DOM DXL DXF) + 0,00234 XP Nettoenergie Laktation (NEL) [MJ/kg TM] = 0,6 [1+ 0,004 (ME/GE )] ME Ergebnisse Die Ergebnisse der Nährstoffverdaulichkeit und zum Energiegehalt werden in den Abbildungen 1 bis 4 sowie in der Tabelle 1 für die Getreidearten zusammengefasst. Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen dabei signifikante Differenzen (p < 0,05). V OM in % d + c,d + c,d + c,d a + a,b + + b,c WW WG WR WTr Hafer Mais Schlempe Abb. 1: Verdaulichkeit der organischen Masse Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

64 100 V XF in % b + b a + + b + + b b + b WW WG WR WTr Hafer Mais Schlempe Abb. 2: Verdaulichkeit der Rohfaser 90 c c a V OR in % b,c b,c a + + b + 70 WW WG WR WTr Hafer Mais Schlempe Abb. 3: Verdaulichkeit des organischen Rests 64 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

65 15 b 14 ME (MJ/kg TS) 13 + b + b + b + b a b WW WG WR WTr Hafer Mais Schlempe Abb. 4: Umsetzbare Energie Tab. 1: Mittelwert und Streubreite der Energiegehalte von verschiedenen Getreidearten (MJ NEL/kg TS) WW WG WR WT Hafer Mais Trocken- Schlempe n (Genotypen) n (Versuche) Min 8,32 8,19 8,11 8,31 6,88 7,52 7,23 Max 9,09 8,71 8,62 8,86 8,16 9,12 9,39 Schlempekonzentrat MW 8,79 8,41 8,41 8,55 7,36 8,40 8,09 8,68 s 0,24 0,24 0,19 0,18 0,41 0,58 0,67 Tabelle 1 8,51 8,08 8,49 8,33 6,97 8,39 7,40 1 DLG 1997; DLG 2011 Diskussion und Fazit Mit dem Ziel, die derzeitigen Futterwerttabellen zu aktualisieren sowie einen Datenpool für die Validierung von in vitro- bzw. in situ-versuchen zu schaffen, wurden im Rahmen des GrainUp-Teilprojektes 10 Verdaulichkeit der organischen Substanz, der Rohnährstoffe und der Energie aus Getreide beim Hammel (Wiederkäuer) durch die LFA MV insgesamt 79 Hammelversuche (inklusive der Grassilage-Direktversuche und Wiederholungsversuche) durchgeführt. Ziel war die Ermittlung der Nährstoffverdaulichkeit sowie die Ableitung des Energiegehaltes verschiedener Genotypen von Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Triticale, Hafer, Mais sowie von Schlempevariationen. Es wurde festgestellt, dass es innerhalb der Getreidearten Winterweizen, Winterroggen, Wintergerste und Wintertriticale nur geringe Unterschiede hinsichtlich der Verdaulichkeit und des Energiegehaltes zwischen den Genotypen gibt. Hier lassen sich zukünftig einheitliche Werte in den Futterwerttabellen darstellen. Größere Diffe- Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

66 renzen wurden beim Hafer sowie den geprüften Maisgenotypen ermittelt (inklusive zweier Ölmais-Genotypen), womit keine einheitlichen Tabellenwerte darstellbar sind. Die Verdaulichkeit und der Energiegehalt der geprüften Schlempen sind in Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial und der Technologie ebenfalls sehr differenziert. Hier bedarf es tatsächlich der Entwicklung von Labormethoden zur routinemäßigen Schätzung der Verdaulichkeit und des Energiegehaltes konkreter Futterchargen. Im Vergleich zu den bisherigen Futterwerttabellen wurden für einige Getreidearten für die Wiederkäuer höhere Verdaulichkeiten und Energiegehalte ermittelt. So liegt die Verdaulichkeit der organischen Substanz bei Winterweizen, Wintergerste und Hafer 2 3 %-Punkte über den Tabellenwerten. Für die Energie ergaben sich bei Winterweizen, Wintergerste, Wintertriticale und Hafer Werte von bis +0,4 MJME/kg TS. Dies erfordert eine Aktualisierung der Futterwerttabellen und hat zukünftig Auswirkungen auf die Optimierung der Fütterung in den Nutztierhaltungen, der Rezepturen in der Mischfutterindustrie und auf die Preisbildung. Literatur DLG (1997): DLG-Futterwerttabellen Wiederkäuer. DLG-Verlag Frankfurt, 7. Erweiterte und überarbeitete Auflage DLG (2011): Futterwert und Einsatz von getrockneter Weizen- und Weizen/Gerstenschlempe aus der Bioethanolproduktion beim Rind. Stellungnahme des DLG-Arbeitskreises Futter und Fütterung November 2009, aktualisiert Juli 2011 GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (1991): Leitlinien für die Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wiederkäuern, J. Anim. Physiol. a. Anim. Nutr. 65: GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (1995): Zur Energiebewertung der Wiederkäuer. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 4: SCHIEMANN, R. (1981): Methodische Richtlinien zur Durchführung von Verdauungsversuchen für die Futterwertschätzung. Arch. Tierernährung Bd. 31(1981)1: 1 19 Van ES, A.J.H. (1978): Feed Evaluation for ruminants. I. The systems in use from May 1977 onwards in the Netherlands, Livestock Prod. Sci., 5 (4), WEISSBACH, F. und STRUBELT, C. (2008): Die Korrektur des Trockensubstanzgehaltes von Grassilagen als Ausgangssubstrat für Biogasanlagen. 63 Landtechnik 4, a VDLUFA (2012): Handbuch der Landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (VDLUFA-Methodenbuch), Band III Die chemische Untersuchung von Futtermitteln des VDLUFA, 8. Ergänzungslieferung 66 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

67 Futterwert von Grobfutterleguminosen und Ableitung einer Schätzgleichung für den Energiegehalt Feeding value of legumes and derivation of an equation for energy content Dr. Bernd Losand, Dr. Martin Pries 1 Abstract: For grass and maize products as well as for ruminant compound feeds, there are current and uniform energy estimating equations throughout Germany. They are mainly based on in vitro parameters for their organic matter digestibility. They were issued by the Committee on Nutrient Requirement Standards of the Society of Nutrition Physiology and recommended by the VDLUFA to all feed laboratories in Germany. New energy estimation equations are based on digestion trials on ruminants in combination with a comprehensive analysis of the nutrient content of these feed materials. They are intended to enable rapid, cost-effective and accurate assessment of specific feedstuffs in practical feeding. In the course of the efforts to ensure a regional protein supply for farm animals, we also focus on a more intensive use of coarse feed legumes such as alfalfa and the species of clover. The aim of this work was the evaluation of all digestion experiments carried out in Germany, Austria and Switzerland over the past 15 years for the regressive derivation of energy estimating equations and estimation of the digestibility of the organic substance and their official recommendation for use in feed laboratories. Einführung In den vergangenen Jahren hat der Anbau reiner Bestände von Leguminosen wie Luzerne, Rot- und Weißklee zur Grobfuttergewinnung an Bedeutung gewonnen. Dies ist vor allem für eine wirtschaftseigene Proteinversorgung der Wiederkäuer, aber auch zur Verbesserung der Versorgung mit strukturwirksamen Grobfuttermitteln relevant. Bei der Verwendung von Grobfutterleguminosen in der Rationsplanung ist eine Einschätzung ihres Energiewertes notwendig. In vorhergehenden Auswertungen des Datenmaterials, das nachfolgend beschrieben wird, hatte sich ergeben, dass bei Anwendung der Gleichungen, die zur Schätzung der Umsetzbaren Energie (ME) für Gras und Grasprodukte empfohlen werden (GfE, 2008), eine ausreichend genaue Schätzung der ME von Grobfutterleguminosen nicht möglich war. Es wurden deshalb Schätzgleichungen speziell für Grobfutterleguminosen entwickelt. Hierzu standen Daten aus verschiedenen Regionen Deutschlands sowie aus der Schweiz zur Verfügung, die aus Verdaulichkeitsversuchen mit Luzerne, Rot- und Weißklee sowie Esparsette stammen und deren Inhaltsstoffe über einen sehr weiten Bereich variierten (LOSAND et al., 2013). Ergänzend wurden Gleichungen zur Schätzung der Verdaulichkeit der Organischen Substanz (VQOS) abgeleitet. Daten und Vorgehensweise Für die Auswertung wurden insgesamt 89 Datensätze aus Verdaulichkeitsversuchen verwendet, die in sieben Versuchseinrichtungen durchgeführt wurden (Tab. 1). Die Verdaulichkeit der Nährstoffe im frisch geernteten Grünfutter, in Silagen, Heu und Trockengrün wurde nach den Richtlinien der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE, 1991) unter Nutzung von Hammeln im Zeitraum von 2000 bis 2014 bestimmt. 1 Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

68 Die Berechnung der ME erfolgte aus den verdaulichen Rohnährstoffen unter Verwendung der folgenden Gleichung (GfE, 1995, 2001): ME (MJ) = 0,0312 verdauliches Rohfett (g) + 0,0136 verdauliche Rohfaser (g) + 0,0147 verdaulicher Organischer Rest (g) + 0,00234 Rohprotein (g) Tab. 1: Anzahl Datensätze nach Herkunft, Konservierungsart und Aufwuchsnummer Herkunft Konservierungsart Aufwuchsnummer gesamt Grünfutter Silage Heu/ Trockengrün 1. Aufwuchs Folgeaufwüchse ALP Posieux Bingen Dummerstorf Grub Halle Köllitsch Kleve ohne Angabe Für die mathematische Ableitung der Schätzgleichungen wurde das gesamte Datenmaterial von 89 Datensätzen verwendet. Für die Validierung wurden die abgeleiteten Gleichungen auf die Kategorien Grünfutter, Silage und Heu/Trockengrün sowie 1. Aufwuchs, Folgeaufwüchse bzw. ohne Angabe jeweils getrennt oder auf das gesamte Datenmaterial angewandt. In der Tabelle 2 sind die Daten aus der umfassenden Charakterisierung des Materials zusammengefasst. Tab. 2: Inhaltsstoffe 1, in vitro-kriterien, Verdaulichkeit der organischen Substanz und berechneter ME-Gehalt für das Gesamtmaterial (Mittelwert, Standardabweichung s, Variationskoeffizient s %, Minimum und Maximum) Parameter Einheit n Mittelwert s s % Min Max Rohasche g/kg TM ,5 28, Rohprotein g/kg TM ,9 18, Rohfett g/kg TM ,7 34, Rohfaser g/kg TM ,0 24, andfom g/kg TM ,8 22, ADFom g/kg TM ,9 19, Lignin (ADL) g/kg TM ,8 17, Gasbildung ml/200 mg TM 54 41,6 5,8 14,0 29,7 51,3 ELOS g/kg TM ,7 10, VQOS % 89 67,5 7,0 10,4 53,5 82,8 ME MJ/kg TM 89 9,21 0,9 9,3 7,5 11,3 1 Hinsichtlich der Silagen mit Ausnahme der Gasbildung korrigiert um den Verlust an flüchtigen Substanzen 68 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

69 Das Datenmaterial weist mit Variationskoeffizienten zwischen 20 und 24 % für die Faserfraktionen, 18 % für Rohprotein, 34 % für Rohfett sowie von etwa 10 % für die VQOS und den ME-Gehalt eine ausreichende Streuung zur Ableitung von Regressionsgleichungen auf. Der Ligningehalt (als Säure-Detergenzien-Lignin [ADL] bestimmt) war nur in einem Teil der Datensätze angegeben. Deshalb wurde diese Fraktion bei den Regressionsberechnungen nicht berücksichtigt. Die Werte sind jedoch zur Ergänzung und als Grundlage für zukünftige Aktualisierungen in die Tabelle 2 aufgenommen. Auch die Werte für die Rohfasergehalte sind zur Charakterisierung des Materials genannt. Sie werden zur Berechnung der Referenzwerte für die ME benötigt. Die Rohfaser wurde jedoch nicht als Variable bei der Ableitung der Schätzgleichungen berücksichtigt. Die Ableitung der Schätzgleichungen erfolgte auf der Basis der ME-Gehalte sowie der Nährstoffgehalte und der enzymlöslichen Organischen Substanz (ELOS) sowie der Gasbildung (Gb) in der Organischen Substanz. Die Validierung sowie die Angabe von Standardfehler und systematischer Fehler (Bias) erfolgten aber nach Umrechnung der Werte auf den ME-Gehalt in der Trockenmasse (TM). In einem ersten Schritt wurden verschiedene Schätzgleichungen zur Vorhersage des Gehaltes an ME abgeleitet und anhand ihres Bestimmtheitsmaßes (B), der Reststreuung (s R ) und des Bias miteinander verglichen. Zunächst wurde versucht, lediglich eine Schätzgleichung mit Gültigkeit für das gesamte Material der Grobfutterleguminosen abzuleiten. Dies führte nicht bei allen Konservierungstypen und Aufwuchsnummern zu befriedigenden Ergebnissen. Daher wurde, ähnlich früheren Vorgehensweisen für Grasernteprodukte (GfE, 1998), auch die getrennte Ableitung von Schätzgleichungen nach 1. Aufwuchs und Folgeaufwüchsen geprüft. In einem dritten Schritt wurden die abgeleiteten Schätzgleichungen am gesamten Datenpool jeweils getrennt nach Konservierungstyp sowie Aufwuchsnummer validiert. Die Gleichungen wurden mithilfe des Statistik-Datenpaketes SAS unter Nutzung der Prozedur PROC REG bei schrittweiser Parameterauswahl abgeleitet. Berücksichtigt wurden bei Verwendung eines konstanten additiven Wertes folgende Variablen: Rohprotein, Rohfett, ADFom bzw. andfom sowie ELOS und Gb, jeweils bezogen auf den Gehalt in der organischen Substanz. Konzeptionell wurden erst Varianten unter Verwendung einer der beiden in vitro-kenngrößen gerechnet, anschließend wegen der relativ geringen Korrelation zwischen ELOS und Gb (r = 0,64) auch beide gemeinsam in einer Ableitung genutzt. Es wurden nur die Variablen berücksichtigt, deren Signifikanzniveau p < 0,15 war. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

70 Ergebnisse Regressionsgleichungen zur Berechnung der ME Die Ergebnisse der Auswertung sind in Tabelle 3 dargestellt. Die Einbeziehung der andfom erwies sich in keinem Falle als sinnvoll, da das Signifikanzniveau des Regressionskoeffizienten jeweils deutlich geringer als das der ADFom war. Die Gleichungen 1 bis 3 sind jeweils unter Einbeziehung des gesamten Datenpools ohne spezielle Berücksichtigung der Aufwuchsnummer abgeleitet worden. Diese Gleichungen sind im Hinblick auf Schätzgenauigkeit (B, s R ) nur bedingt miteinander vergleichbar, da sie jeweils auf unterschiedlich großen Datenpools beruhen. Trotz des vergleichsweise hohen Bestimmtheitsmaßes von r 2 = 0,84 und der geringen Reststreuung s R von 0,47 bzw. 0,50 MJ/kg OM wird die Sicherheit bei der Schätzung des ME-Gehaltes der Grobfutterleguminosen durch die gemeinsame Verwendung von ELOS und Gb noch verbessert. Ähnliches gilt für die getrennte Schätzung des ME-Gehaltes für den 1. Aufwuchs und die Folgeaufwüchse bzw. die Kategorie ohne Angabe der Aufwuchsnummer. Die Materialien, für die die Aufwuchsnummer nicht bekannt war, wurden in der Auswertung zu den Folgeaufwüchsen und nicht zum 1. Aufwuchs gezählt. Tab. 3: Bestimmtheitsmaß (B) und Reststreuung (s R ) der abgeleiteten Schätzgleichungen für den Gehalt an ME in der Organischen Substanz Gleichung Nr. n Variablen Aufwuchsnummer B s R 1 81 ADFom, XP, XL, ELOS nicht differenziert 0,84 0, ADFom, XP, XL, Gasbildung nicht differenziert 0,84 0, ADFom, XP, XL, ELOS, Gasbildung nicht differenziert 0,89 0,43 1_1 22 ADFom, XP, XL, ELOS 1 0,90 0,36 2_1 17 ADFom, XP, XL, Gasbildung 1 0,89 0,42 3_1 16 ADFom, XP, XL, ELOS, Gasbildung 1 0,89 0,36 1_2 58 ADFom, XP, XL, ELOS Folge und ohne 0,85 0,46 2_2 36 ADFom, XP, XL, Gasbildung Folge und ohne 0,86 0,50 3_2 36 ADFom, XP, XL, ELOS, Gasbildung Folge und ohne 0,91 0,41 Validierung der Gleichungen zur Schätzung der ME Die Validierung erfolgte am Gesamtdatenpool, für die Kategorien Grünfutter, Silagen und Heu sowie getrennt nach 1. und Folgeaufwuchs bzw. Datenmaterial ohne Angabe der Aufwuchsnummer (Tab. 4) mithilfe des Verfahrens Leave-One-Out-Kreuzvalidierung. Eine unabhängige Validierung war aufgrund der Beschränkungen der Probenanzahl nach der Differenzierung in die verschiedenen Kategorien nicht möglich. Es zeigte sich, dass die Wahl der in vitro-kennzahl in Bezug auf die Genauigkeit der Schätzung unerheblich ist, da der Standardfehler etwa gleich bleibt. Bei Vorhandensein von Analysenergebnissen zu beiden in vitro-kennzahlen lässt sich die Schätzgenauigkeit noch einmal verbessern. Hinsichtlich des Konservierungstyps ist die Robustheit einer allgemeinen Gleichung, die dies nicht berücksichtigt, nur für die Verwendung von ELOS gegeben. Bei der Nutzung der Gb für den allerdings nicht deckungsgleichen Datenpool ergibt sich für das Grünfutter eine deutliche Unterschätzung durch die Anwendung der Schätzgleichung. Markanter jedoch ist die recht deutliche und generelle Unterschätzung des ME-Gehaltes für den 1. Aufwuchs um mehr als 0,2 MJ ME/kg TM bei Verwendung der Gleichungen 1 3. Es bestehen somit Unterschiede zwischen den Pflanzen aus dem 1. Aufwuchs und den Folgeaufwüchsen eines Jahres, die durch die üblichen Untersuchungskennzahlen, auch unter Einbeziehung der beiden in vitro-kennzahlen für die Verdaulichkeit, nicht abgebildet wird. Bei getrennter Ableitung von Schätzgleichungen für Materialien aus dem 1. Aufwuchs und den Folgeaufwüchsen wird diese gerichtete Abweichung weitgehend aufgehoben (Gleichung 1_1 + 2 bis 3_1 + 2). Es bleibt jedoch auch in diesem Fall eine gerichtete Unterschätzung des ME-Gehaltes des Grünfutters bei Verwendung der Gb. 70 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

71 Tab. 4: Standardfehler (s%) und Bias bei der Validierung der abgeleiteten Schätzgleichungen zur Berechnung des ME-Gehaltes (MJ ME/kg TM) differenziert nach Konservierungsart und Aufwuchsnummer Gleichung Nr. Parameter alle Konservierungsart Aufwuchsnummer Grünfutter Silage Heu/ Trockengrün 1. Aufwuchs Folgeaufwüchse ohne Angabe n Mittelwert 9,22 9,78 9,12 8,78 9,55 9,22 8,73 % Standardfehler 4,4 5,2 4,3 3,3 3,5 4,4 3,7 Bias 0,00 0,04 0,04 0,11 0,25 0,05 0,24 n Mittelwert 9,11 9,90 8,85 8,88 9,41 9,06 8,78 % Standardfehler 4,7 2,5 5,3 4,6 3,7 4,4 5,4 Bias 0,00 0,28 0,03 0,14 0,23 0,06 0,23 n Mittelwert 9,11 9,97 8,86 8,80 9,45 9,07 8,71 % Standardfehler 4,0 3,4 4,6 3,4 3,6 4,0 3,2 Bias 0,00 0,20 0,04 0,09 0,20 0,06 0,16 n _1/1_2 Mittelwert 9,21 9,77 9,16 8,76 9,80 9,13 8,63 % Standardfehler 4,3 5,0 4,0 3,9 3,6 4,6 4,3 Bias 0,01 0,03 0,02 0,08 0,01 0,05 0,14 n _1/2_2 Mittelwert 9,15 9,92 8,94 8,92 9,70 8,97 8,70 % Standardfehler 5,6 2,7 7,0 4,9 6,1 47,6 6,7 Bias 0,04 0,26 0,07 0,18 0,01 0,03 0,16 n _1/3_2 Mittelwert 9,11 9,97 8,93 8,78 9,63 8,96 8,65 % Standardfehler 4,5 4,0 5,1 3,9 4,8 4,3 4,3 Bias 0,00 0,21 0,05 0,07 0,01 0,04 0,10 Abbildung 1 zeigt die Differenzen der nach Gleichung 1 geschätzten ME-Gehalte von den aus den verdaulichen Rohnährstoffen berechneten Werten. Über fast die gesamte Variationsbreite schätzt Gleichung 1 den ME-Gehalt mit etwa gleicher Reststreuung. Abbildung 2 zeigt dagegen deutlich die negativen Abweichungen des über Gleichung 1 geschätzten ME-Gehaltes von Materialien des 1. Aufwuchses. Diese Unterschätzung des ME-Gehaltes wird in Gleichung 1 durch die tendenzielle Überschätzung der Materialien ohne Angabe der Aufwuchsnummer ausgeglichen. Bei getrennter Auswertung des 1. Aufwuchses ist diese Fehleinschätzung beim 1. Aufwuchs und den Materialien ohne Angabe der Aufwuchsnummer nicht mehr vorhanden (Abb. 3). Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

72 Residuen in MJ ME/kg TM geschätzt Abb. 1: 2 1,5 1 0,5 0 8,0-0,5 8,5 9,0 9,5 10,0 10,5 11,0 11,5-1 -1,5 Frischmaterial siliert getrocknet MJ ME/kg TM in vivo Differenzen der Schätzwerte für die Gehalte an ME zu den am Hammel ermittelten ME-Gehalten nach Konservierungsart (Gleichung 1) Residuen in MJ ME/kg TM geschätzt Abb. 2: 2 1,5 1 0,5 0 7,5-0,5 8 8,5 9 9, , ,5-1 -1,5 1. Aufwuchs Folgeaufwüchse ohne Angaben MJ ME/kg TM in vivo Differenzen der Schätzwerte für die Gehalte an ME zu den am Hammel ermittelten ME-Gehalten nach Aufwuchsnummer (Gleichung 1) Residuen in MJ/kg TS geschätzt 2 1,5 1 0,5 0 7,5-0,5 8,5 9,5 10,5 11,5-1 -1,5 1. Aufwuchs Folgeaufwüchse ohne Angaben MJ ME/kg TM in vivo Abb. 3: Differenzen der Schätzwerte für die Gehalte an ME zu den am Hammel ermittelten ME-Gehalten nach Aufwuchsnummer (Gleichungen 1_1 und 1_2) 72 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

73 Empfohlene Gleichungen zur Schätzung der ME von Grobfutterleguminosen In Anlehnung an das Vorgehen bei Gras- und Maisernteprodukten (GfE, 2008) und Mischfuttermitteln für Wiederkäuer (GfE, 2009) empfiehlt der Ausschuss für Bedarfsnormen (AfBN) zur Schätzung der ME in Grobfutterleguminosen jeweils zwei alternative Gleichungen unter Berücksichtigung von entweder ELOS oder Gb (Tab. 5). In beiden Varianten ist jedoch für den 1. Aufwuchs eine separate Gleichung anzuwenden, weil die Genauigkeit der Schätzung hierdurch höher ist. Für Folgeaufwüchse wird dementsprechend eine andere Gleichung empfohlen. Liegen keine Angaben zur Aufwuchsnummer vor, wird die Gleichung für Folgeaufwüchse genutzt. Nicht gekennzeichnete Proben des 1. Aufwuchses werden dann um etwa 0,3 MJ ME/kg TM unterbewertet. Zur Vermeidung dieses systematischen Fehlers ist es für den Routinebetrieb daher wichtig, dass die Probeneinsender eine eindeutige Angabe zur Aufwuchsnummer der Proben machen. Tab. 5: Empfohlene Gleichungen zur Schätzung des ME-Gehaltes in der Organischen Substanz von Grobfutterleguminosen Basierend auf ELOS Erster Aufwuchs Folgeaufwüchse und ohne Aufwuchsangabe ME = 11,91 ME = 9,83 0,01034 ADFom 0,01010 ADFom + 0,00389 XP + 0,00039 XP + 0,01870 XL + 0,00802 XL + 0,00191 ELOS + 0,00571 ELOS B = 0,904 B = 0,852 s R = 0,36 s R = 0,46 ME in MJ/kg OS; XP, XL, ADFom, ELOS in g/kg OS Basierend auf Gasbildung Erster Aufwuchs Folgeaufwüchse und ohne Aufwuchsangabe ME = 12,49 ME = 11,09 0,01140 ADFom 0,01040 ADFom + 0,00425 XP + 0,00497 XP + 0,02690 XL + 0,00750 XL + 0,01683 Gb + 0,0351 Gb B = 0,891 B = 0,862 s R = 0,42 s R = 0,50 ME in MJ/kg OS; XP, XL, ADFom in g/kg OS; Gb in ml/200 mg OS Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

74 Die Umrechnung auf den ME-Gehalt in der Trockenmasse erfolgt dann für die konkret zu bewertende Probe anhand ihres Gehaltes an Organischer Substanz nach folgender Gleichung: ME ( MJ TM) = ME ( MJ OS) [1.000 XA ( g TM)] kg kg kg Für Milchkühe kann die Nettoenergie-Laktation (NEL) aus der ME unter Berücksichtigung der Umsetzbarkeit der Bruttoenergie (GE) und des Teilwirkungsgrades für die Milchbildung (q) gemäß GfE (2001) wie folgt errechnet werden: NEL (MJ) = 0,6 [1 + 0,004 (q 57)] ME(MJ), wobei q = ME/GE Dafür muss der Gehalt an GE, falls dieser nicht bombenkalorimetrisch gemessen wurde, zunächst nach folgender Gleichung berechnet werden: GE ( MJ TM) = 0,0239 XP ( g TM) + 0,0398 XL ( g TM) + 0,0201 XF ( g TM) +0,0175 NfE ( g TM) kg kg kg kg kg Für diese Berechnung muss der Gehalt an Rohfaser und N-freien Extraktstoffen (NfE) bekannt sein. Ist dies nicht der Fall, kann die Umrechnung der ME auf den Gehalt an NEL vereinfacht nach folgender Gleichung erfolgen (Weißbach et al., 1996): NEL(MJ) = ME [0, ,38 ME (1.000 XA) Regressionsgleichungen zur Schätzung der VQOS Auch zur Ableitung der Schätzgleichungen für die VQOS wurden die Konzentrationen an Rohprotein, Rohfett, ADFom, andfom sowie mindestens ein in vitro-kriterium verwendet. Die Berechnungen erfolgten auf der Basis der Gehalte in der Organischen Substanz. Parameter, deren Regressionskoeffizient nicht mindestens ein Signifikanzniveau von p = 0,15 erreichten, wurden als nicht signifikant ausgeschlossen. Ähnlich dem Vorgehen bei der Schätzung der ME wurde im ersten Schritt eine allgemeingültige Gleichung für alle Konservierungstypen und Aufwuchsangaben abgeleitet. Im zweiten Schritt wurde für die Materialien des 1. Aufwuchses eine eigene Gleichung abgeleitet. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen sind in Tabelle 6 dargestellt. Tab. 6: Bestimmtheitsmaß (B) und Reststreuung (s R ) der abgeleiteten Schätzgleichungen für die Berechnung der Verdaulichkeit der Organischen Substanz (in %) Gleichung Nr. n Variablen Aufwuchsnummer B s R VQOS_1 81 ADFom, XP, ELOS nicht differenziert 0,82 3,17 VQOS_2 54 ADFom, Gb nicht differenziert 0,82 3,37 VQOS_3 53 ADFom, ELOS, Gb nicht differenziert 0,87 2,93 VQOS_1_1 22 ADFom, ELOS 1 0,89 2,31 VQOS_2_1 17 ADFom, Gb 1 0,88 2,76 VQOS_3_1 16 ADFom, ELOS, Gb 1 0,89 2,72 VQOS_1_2 58 ADFom, ELOS Folge und ohne 0,81 3,23 VQOS_2_2 36 ADFom, Gb Folge und ohne 0,83 3,36 VQOS_3_2 36 ADFom, ELOS, Gb Folge und ohne 0,88 2,91 Auffallend ist die deutliche Reduzierung der Anzahl an unabhängigen Parametern gegenüber der Schätzung des ME-Gehalts (Tab. 3), womit eine größere Wichtung der in vitro-parameter für die Schätzung der VQOS im Vergleich zur ME-Schätzung einhergeht. Durch die Nutzung beider in vitro-kenngrößen konnte eine gewisse Verbesserung der Schätzgenauigkeit gegenüber der alternativen Nutzung nur einer Kenngröße erreicht werden. 74 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

75 Validierung der Gleichungen zur Schätzung der VQOS Die Validierung erfolgte wiederum am Gesamt-Datenpool sowie für die Teilkategorien (Tab. 7) mithilfe des Verfahrens Leave-One-Out-Kreuzvalidierung. Ähnlich der Vorgehensweise bei der Schätzung der ME ergeben sich für die Schätzung der VQOS bei Nutzung nur jeweils einer Gleichung über alle Aufwuchsbedingungen und Konservierungstypen grundsätzlich gerichtete negative Abweichungen für die Materialien des 1. Aufwuchses von 1,5 bis 1,8 Prozentpunkten und positive Abweichungen vor allem bei den nicht durch Aufwuchsangaben gekennzeichneten Materialien. Hinzu kommen Ungenauigkeiten bei der Differenzierung der VQOS von frischem und trockenem Erntematerial bei Verwendung der Gb (Gleichung VQOS_2). Bei getrennter Ableitung von Schätzgleichungen für Materialien aus dem 1. Aufwuchs und den Folgeaufwüchsen ist eine gerichtete Abweichung nicht vorhanden (Gleichung VQOS_1_1+2 bis VQOS_ 3_1+2, Abb. 4). Es bleibt jedoch der Mangel der gerichteten Unterschätzung von Grünfutter bei Verwendung der Gb. Tab. 7: Standardfehler und Bias bei Anwendung der abgeleiteten Gleichungen zur Schätzung der VQOS (in %) am Gesamtdatenmaterial sowie an Teilkategorien Gleichung Nr. Parameter alle Konservierungsart Aufwuchsnummer Grünfutter Silage Heu/ Trockengrün 1. Aufwuchs Folgeaufwüchse ohne Angabe n VQOS_1 VQOS_2 VQOS_3 VQOS_1_1/ VQOS_1_2 VQOS_2_1/ VQOS_2_2 VQOS_3_1/ VQOS_3_2 Mittelwert 67,7 72,0 66,1 65,6 69,3 68,6 63,2 % Standardfehler 4,6 5,6 4,2 3,7 3,4 4,7 4,5 Bias 0,01 0,53 0,11 0,37 1,68 0,35 1,44 n Mittelwert 67,3 74,4 63,4 67,1 68,4 68,4 63,6 % Standardfehler 4,9 3,0 5,3 4,8 4,0 4,5 5,8 Bias 0,00 2,29 0,07 1,18 1,69 0,48 1,58 n Mittelwert 67,3 74,6 63,7 66,0 68,6 68,4 63,2 % Standardfehler 4,2 3,7 4,9 3,5 3,5 4,0 4,7 Bias 0,01 1,73 0,80 0,36 1,47 0,46 1,17 n Mittelwert 67,7 72,1 66,3 65,4 71,0 67,8 62,6 % Standardfehler 4,7 5,5 4,4 4,2 3,6 4,9 5,5 Bias 0,02 0,50 0,20 0,1 0,04 0,39 0,83 n Mittelwert 67,4 74,9 63,5 66,7 70,0 67,6 62,9 % Standardfehler 5,0 3,6 5,1 5,4 4,4 4,9 6,2 Bias 0,02 1,77 0,15 0,88 0,06 0,34 0,85 n Mittelwert 67,1 75,0 63,7 65,8 69,6 67,6 62,4 % Standardfehler 4,4 4,1 4,3 4,4 3,7 4,4 5,4 Bias 0,20 1,72 0,31 0,18 0,46 0,32 0,4 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

76 Residuen %VQOS geschätzt Aufwuchs Folgeaufwüchse ohne Angaben %VQOS am Hammel Abb. 4: Residuen des Schätzwertes für die Verdaulichkeit der Organischen Substanz (%VQOS) auf Basis von ELOS gegenüber am Hammel ermittelten Werten nach Aufwuchsnummer (Gleichung VOS_1_1 und VOS_1_2) Empfohlene Gleichungen zur Schätzung der VQOS von Grobfutterleguminosen Der AfBN empfiehlt auch für die Schätzung der VQOS von Grobfutterleguminosen zwei alternative Gleichungen unter Verwendung der ELOS sowie der Gb unter differenzierter Betrachtung der Aufwuchsnummer (Tab. 8). In beiden alternativen Empfehlungen ist für den 1. Aufwuchs eine eigene Gleichung anzuwenden. Für Folgeaufwüchse ist die entsprechende Gleichung zu verwenden. Werden keine Angaben zur Aufwuchsnummer gemacht, ist die Gleichung für die Folgeaufwüchse zu nutzen. Die Anwendung der zweiten Gleichung auf nicht gekennzeichnete 1. Aufwüchse führt zu einer Unterschätzung der Verdaulichkeit von etwa 2,5 Prozentpunkten. Tab. 8: Empfohlene Gleichungen zur Schätzung der VQOS in Grobfutterleguminosen Basierend auf ELOS Erster Aufwuchs Folgeaufwüchse und ohne Aufwuchsangabe VQOS = 81,71 VQOS = 70,77 0,0711 ADFom 0,0683 ADFom + 0,0195 ELOS + 0,0302 ELOS B = 0,892 B = 0,806 s R = 2,31 s R = 3,23 VQOS in %; ADFom, ELOS in g/kg OS Basierend auf Gasbildung Erster Aufwuchs Folgeaufwüchse und ohne Aufwuchsangabe VQOS = 95,72 VQOS = 77,90 0,0859 ADFom 0,0711 ADFom + 0,0964 Gb + 0,2997 ELOS B = 0,859 B = 0,832 s R = 2,813 s R = 3,36 VQOS in %; ADFom in g/kg OS; Gb in ml/200 mg OS 76 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

77 Literatur GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (1991): Leitlinien zur Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wiederkäuern. J. Anim. Physiol. Anim. Nutr. 65, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (1995): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Zur Energiebewertung beim Wiederkäuer. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 4, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (1998): Mitteilung des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Formeln zur Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie in Futtermitteln aus Aufwüchsen des Dauergrünlandes und Mais-Ganzpflanzen. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 7, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (2001): Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlag, Frankfurt am Main GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (2008): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie für Wiederkäuer von Gras- und Maisprodukten. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 17, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie], (2009): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie von Mischfuttermitteln für Rinder. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 18, Losand, B.; Alert, H.-J.; Arrigo, Y.; Ettle, T.; Kluth, H.; Koch, C.; Menke, A.; Priepke, A.; Pries, M.; Romberg, F.-J.; Steinhöfel, O. und Trautwein, J. (2013): Energiebestimmung von Grobfuttermitteln aus kleinkörnigen Leguminosen. VDLUFA-Schriftennr. 69, Weißbach, F.; Schmidt, L. und Kuhla, S. (1996): Vereinfachtes Verfahren zur Berechnung der NEL aus der umsetzbaren Energie. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 5, 117 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

78 Futterwert und Einsatzmöglichkeiten von Blauen Lupinen, Körnerfuttererbsen und Ackerbohnen in der Fütterung von Nutztieren Feeding value and fields of application of blue lupins, peas and fava beans in feeding of livestock Dr. Antje Priepke, Julia Glatz Abstract: Blue lupin, pea and fava bean are increasingly used for feeding farm animals. Legumes can be used for manifold applications. For choosing the appropriate amount for the intended purpose, it is necessary to know the exact composition of the legumes. Therefore, laboratory analysis of the legumes is highly recommended. Especially starch and protein may vary in a wide range. It is mandatory to take this into account when feed rations are calculated. Futterwert von Körnerleguminosen Futtererbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen finden aktuell unter den Aspekten der nachhaltigen Landbewirtschaftung und regional erzeugter Futtermittel wieder mehr Beachtung, was unter anderem durch aktuelle agrarpolitische Maßnahmen oder den Marktsektor Lebensmittel ohne Gentechnik angeregt wird. Der Einsatz verschiedener Körnerleguminosen in der Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere ist dabei keineswegs neu, jedoch standen in der jüngeren Vergangenheit aufgrund von Preiswürdigkeit und einer relativ einfachen Handhabbarkeit sowie guter Verfügbarkeit oft hauptsächlich Extraktionsschrote aus der Ölproduktion auf dem Rationsplan. Bei den Proteinfuttermitteln stellt Sojaextraktionsschrot (SES) das Leitprodukt dar. Dessen Rohproteingehalt liegt bezogen auf 88 % Trockensubstanzgehalt (TS) bei etwa 44 %, was von keiner heimischen Körnerleguminose erreicht wird. Bezüglich des Rohproteingehaltes zeigen sich Vorteile der Blauen Lupine gegenüber anderen Körnerleguminosen: sie weisen mit durchschnittlich 29 % in 88 % TS den höchsten Proteingehalt vor Ackerbohne mit 26 % und Erbse mit 20 % auf. Noch höhere Proteingehalte erreichen die Gelbe und Weiße Lupine (im Mittel 38 bzw. 33 %), die jedoch aufgrund der Anthraknoseproblematik nur sehr begrenzt im Anbau sind und somit auch für die Fütterung kaum zur Verfügung stehen. Futtermittelanalysen geben Sicherheit Dabei ist der Proteingehalt unbedingt analytisch zu überprüfen, da dieser in Abhängigkeit von der Sorte, dem Standort und dem Erntejahr erheblich variieren kann, wie das aktuelle Körnerleguminosenmonitoring der UFOP (2016) sowie Auswertungen des LUPINEN-NETZWERKES (2016) und Analysen im Rahmen des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne aus dem Jahr 2016 zeigen. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über mittlere Gehaltswerte wertbestimmender Inhaltsstoffe sowie deren Schwankungsbereiche bei den Körnerleguminosen. Im Gegensatz zur Ackerbohne und Erbse enthalten Lupinen wenig Stärke (DLG 2014, polarimetrische Bestimmung entsprechend der Methodenvorschriften der VDLUFA), wodurch keine Verdrängung von preiswertem Getreide aus der Ration erfolgt. JANSEN et al. (2006) konnten mithilfe der enzymatischen Analyse nachweisen, dass die Lupinen an sich stärkefrei sind und die klassischerweise ausgewiesene Stärke vorrangig der Nicht-Stärke-Polysaccharid-Fraktion (NSP-Fraktion) zugehörig ist. Der Stärkegehalt von Ackerbohnen und Erbsen liegt im Mittel bei 39 % bzw. 43 % bezogen auf 88 % TS. Auch hier sind Analysen der jeweiligen Partien wichtig, da die Schwankungsbereiche sehr weit sind, was für eine Rationsplanung äußerst relevant ist. 78 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

79 Tab. 1: Nährstoff- und Energiegehalt von Eiweißfuttermitteln im Vergleich in g/kg mit 88 % TS, bei Leguminosen Schwankungsbereiche in Klammern Parameter Einheit SES RES Blaue Lupine Ackerbohne Erbse Rohasche g (30 50) 35 (28 42) 33 (25 50) Rohprotein g ( ) 260 ( ) 200 ( ) Rohfett g (42 65) 14 (10 20) 13 (10 20) Rohfaser g ( ) 86 (50 100) 57 (50 70) andfom g ( ) 135 ( ) 100 (80 120) ADFom g ( ) 106 (75 130) 70 (60 80) Stärke * g (10 150) 390 ( ) 430 ( ) Zucker g (20 70) 28 (10 40) 40 (20 60) NSP** g ( ) 190 ME (Schwein) MJ 13,0 9,8 13,6 12,4 13,3 ME (Geflügel) MJ 9,5 7,0 7,8 11,1 11,5 ME (Rind) MJ 12,1 10,6 12,8 12,0 11,9 NEL (Rind) MJ 7,6 6,5 8,1 7,6 7,5 UDP 5*** % XP nxp 5*** g RNB g Calcium g 3,0 7,7 2,5 (2,0 2,9) 1,2 (0,8 1,6) 1,0 (0,6 2,0) Phosphor g 6,4 10,6 4,1 (3,4 4,9) 5,5 (4,0 7,0) 4,1 (3,5 5,0) Natrium g 0,2 0,5 0,1 0,2 (0,1 0,4) 0,2 (0,1 0,3) Magnesium g 2,7 5,2 1,7 (1,5 1,8) 1,4 (1,1 1,8) 1,3 (1,2 1,5) Kalium g 21,5 13,5 13,4 13,9 (11,7 14,7) 11,7 (11,1 12,0) Körnerleguminosen aus UFOP-Praxisinformationen Ackerbohnen, Futtererbsen und Blaue Lupinen in der Rinderfütterung (LOSAND et al., 2016), Lupinen in der Schweinefütterung (WEBER et al., 2016), Lupinen in der Geflügelfütterung (BELLOFF et al., 2016)" SES (Sojaextraktionsschrot) und RES (Rapsextraktionsschrot): Nährstoffgehalte und daraus Energiekalkulation aus DLG Futterwerttabelle Schwein 2014, Nährstoffverdaulichkeiten Wiederkäuer aus DLG-Futterwerttabelle Wiederkäuer (1997), UDP aus DLG (2011)" * Stärke, gemessen mit der polarimetrischen Methode, hierbei werden auch Nicht-Stärkebestandteile erfasst; ** NSP: Nicht-Stärke-Polysaccharide; *** bei einer Passagerate von 5 % Im Vergleich zu den anderen Körnerleguminosen weist die Lupine einen deutlich höheren Gehalt an Rohfaser sowie andfom und ADFom auf. Dennoch ist die Rohfaser aufgrund der geringen Lignifizierung für Wiederkäuer hoch verdaulich. Beim Monogaster wird häufig der hohe Gehalt an Nicht-Stärke-Polysachariden der Lupine (durchschnittlich bei 390 g/kg bei 88 % TS) als einsatzbeschränkend beschrieben, da diese Kohlenhydrate enzymatisch unverdaulich sind und nur im Dickdarm unter Entstehung von Gasen abgebaut werden können. Gleichzeitig besitzen sie die Fähigkeit, Nährstoffe zu umhüllen, die Verdaulichkeit und damit den Energiegehalt zu reduzieren sowie die Viskosität des Verdauungsbreies zu erhöhen. Dabei unterscheidet sich die NSP-Zusammensetzung der Lupine deutlich von der des Getreides. Während die antinutritive Wirkung der weniger verzweigten Polysaccharide von Getreide hinsichtlich der Viskositätssteigerung bekannt ist, gibt es für die höher verzweigten Lupinen-NSP weniger wissenschaftliche Belege auf die Auswirkungen beim Tier. Vorrangig wurden hier beim Geflügel negative Effekte auf die Futteraufnahme, die Nährstoffverdaulichkeit und das Energielieferungsvermögen nachgewiesen. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

80 Andererseits wird die Faserversorgung beim Schwein im Hinblick auf die Darmgesundheit und das Wohlbefinden heute anders bewertet als noch vor einigen Jahren. Ein gewisser Anteil an dickdarmfermentierbaren Faserstoffen kann eine gesunde Darmflora unterstützen. Zudem ist bekannt, dass Lupinenfasern ein hohes Wasserbinde- und Quellvermögen besitzen, was die Lupine auch in der Humanernährung oder industriellen Nutzung interessant macht. In der Schweinefütterung führt diese Eigenschaft zu einem höheren Volumen des Verdauungsbreies und zu einer längeren Sättigung, was in gewissen Anteilen zum Wohlbefinden des Tieres beiträgt. Unter den üblichen Rationsanteilen ist von keinen negativen Auswirkungen der NSP auszugehen. Charakteristisch für die Lupine ist zudem ihr hoher Fettgehalt, der sich einerseits positiv auf den Energiegehalt auswirkt, andererseits aber bei der Lämmer- und Milchkuhfütterung einkalkuliert werden muss. Der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren (PUFA) ist ernährungs-physiologisch vorteilhaft und kann auch das Fettsäuremuster der Milch positiv beeinflussen. Im Hinblick auf die Fleischqualität muss er jedoch in der Schweinefütterung berücksichtigt werden, wenn weitere Komponenten mit hohen PUFA-Anteilen verfüttert werden. Dagegen weisen Erbsen und Ackerbohnen mit weniger als 2 % eher unbedeutende Fettgehalte auf, die in der Rationsplanung in der Regel nicht sonderlich berücksichtigt werden brauchen. Aus den Nährstoffgehalten und -verdaulichkeiten resultieren für die Blaue Lupine hohe Energiewerte für Schweine. Beim Wiederkäuer übersteigt der Energiewert sogar das Sojaextraktionsschrot, wobei in Hammelversuchen für die Lupine teilweise noch höhere Werte von ca. 8,2 MJ NEL/kg ermittelt wurden (PRIEPKE et al., 2015). Der Energiewert für Geflügel ist dagegen vorwiegend aufgrund des hohen NSP-Anteils relativ gering. Die Energiegehalte von Erbsen und Ackerbohnen befinden sich annähernd auf vergleichbarem Niveau wie die Energiegehalte von Sojaextraktionsschrot. Die Mineralstoffgehalte der Körnerleguminosen sind im Vergleich zu den Extraktionsschroten durch geringere Calcium- und Phosphorgehalte charakterisiert. Der Proteinwert wird beim Wiederkäuer vorrangig durch die Abbaubarkeit im Pansen bestimmt. Gerade bei Hochleistungskühen ist eine bedarfsgerechte Bereitstellung an im Pansen unabbaubarem Protein (UDP) und an nutzbarem Rohprotein am Dünndarm (nxp) erforderlich. Für die Lupine und die Futtererbse werden für das UDP im Vergleich zur Ackerbohne etwas höhere Werte tabelliert, wobei laboranalytisch teilweise erhebliche Spannbreiten ausgewiesen werden. Bei hohen Milchleistungen kann der relativ geringe UDP- und mittlere nxp-gehalt von unbehandelten Körnerleguminosen leistungsmindernd wirken. Zudem sind die jeweiligen RNB-Werte bei der Rationskalkulation zu berücksichtigen. In der Schweine- und Geflügelfütterung wird die Proteinqualität durch die Aminosäurezusammensetzung und -verdaulichkeit charakterisiert. Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen sind relativ reich an Lysin, bei den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin fallen hingegen insbesondere Ackerbohne und Erbse ab. Eine Kombination von Körnerleguminosen mit Rapsprodukten ist daher sinnvoll. Berücksichtigt man den vergleichsweise hohen Proteingehalt sowie die hohe praecaecale (pc) Aminosäureverdaulichkeit der Blauen Lupine, ergeben sich im Vergleich zu den anderen heimischen Körnerleguminosen leichte Vorteile im Gehalt an pc verdaulichem Methionin + Cystin, Threonin und Tryptophan je kg bei 88 % TS (Abb. 1), aber deutlich geringere Gehalte als im Sojaextraktionsschrot. 80 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

81 25 23,8 20 g/kg bei 88 % TS ,3 13,4 12,3 13,0 12,1 10,6 5,5 3,5 3,5 14,8 10,3 8,8 6,7 5,9 4,9 3,5 2,2 1,6 1,4 0 Lysin Methionin +Cystin Threonin Tryptophan SES 44 RES Lupine blau Ackerbohnen Erbsen Abb. 1: Gehalte an praecaecal verdaulichen Aminosäuren von Körnerleguminosen sowie SES und RES in g/kg bei 88 % TS nach DLG Futterwerttabelle Schwein 2014, Lysin RES aus UFOP-Monitoring 2014 Antinutritive Substanzen berücksichtigen Bei der Beurteilung des Futterwertes und der Festlegung von maximalen Einsatzgrenzen ist neben dem Nährstoff- und Aminosäurengehalt vor allem beim Monogaster der Gehalt an spezifischen anitnutritiven Substanzen zu beachten. Einsatzbegrenzend sind bei der Lupine neben den bereits diskutierten NSP die Alkaloide, die bei der Blauen Lupine züchterisch auf deutlich < 0,05 % reduziert wurden, wodurch der Einsatz dieser Süßlupine auch in der Monogasterfütterung möglich ist. Vorsicht ist beim Eigennachbau angebracht, da hierbei erhöhte Alkaloidgehalte nicht auszuschließen sind. Je nach Erbsen- bzw. Bohnensorte können unterschiedlich hohe Gehalte an Saponinen, Lectinen, Proteaseinhibitoren und Tanninen enthalten sein. In hohen Konzentrationen können sie den tierischen Stoffwechsel beeinträchtigen und sich negativ auf die Futteraufnahme bzw. die Verdaulichkeit von Nährstoffen auswirken. Proteaseinhibitoren hemmen die proteinspaltenden Enzyme Peptidasen (alter Name: Proteasen) und damit den Abbau von Proteinen. Lectine sind komplexe Proteine oder Glykoproteine, die spezifische Kohlenhydratstrukturen binden, Stoffwechselvorgänge beeinflussen und teilweise toxische Wirkungen entfalten können. Saponine wirken sich in erster Linie einsatzbeschränkend in der Flüssigfütterung von Schweinen aus, da sie zu Schaumbildung führen können, wodurch das Fließverhalten des Futterbreies negativ beeinflusst wird. Tannine finden sich in höheren Mengen in buntblühenden Erbsen und Bohnen. Bei weißblühenden Sorten sind oft keine Tannine nachweisbar. In der Wiederkäuerfütterung stellen Tannine kein Problem dar, im Gegenteil, dort sind sie sogar erwünscht, da durch sie der Abbau von Stärke und Rohprotein im Pansen etwas reduziert wird, wodurch mehr davon am Dünndarm zur Verfügung steht. Proteaseinhibitoren und Lektine werden im Pansen abgebaut, eine thermische Behandlung zur Inaktivierung ist daher für Wiederkäuer nicht notwendig, kann für Monogaster aber vorteilhaft sein. Bei Ackerbohnen sind im Hinblick auf die Legehennenfütterung die Gehalte an den Glucosiden Vicin und Convicin zu beachten. Diese Stoffe befinden sich im Sameninneren und sind relativ hitzebeständig. Weder Schälen noch eine thermische Behandlung beseitigen diese Stoffe vollständig. Daher sind vicin- und convicinarme Sorten zu bevorzugen. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

82 Konservierungsverfahren Die uneinheitliche Abreife ist ein häufiges Problem bei Lupinen, teilweise auch bei Erbsen und Ackerbohnen. Bei Restfeuchtegehalten von unter 14 % ist die Lagerfähigkeit generell gegeben. Ist das Erntegut feuchter, kann es zu Schimmelbildung kommen, weshalb zum Erhalt der Qualität eine Konservierung erforderlich ist. Die einfachste, aber häufig auch eine kostenintensive Variante, ist die Trocknung, die sowohl in klassischen Trocknungsanlagen als auch mithilfe von Biogasabwärme erfolgen kann. Bei Verwertung der Körnerleguminosen im eigenen Betrieb können alternative Verfahren interessant sein. Das Erntegut kann z. B. mithilfe von Säuren konserviert werden, wozu in der Regel propionsäurehaltige Mittel, z. T. in Mischung mit anderen Säuren, genutzt werden. Die Dosierungsempfehlungen liegen in der Regel nur für Getreide vor. Einige Hersteller orientieren sich an der Dosierungsempfehlung für Körnermais und empfehlen einen Zuschlag von %. Die Konservierung mit Säuren kann bis zu einem Feuchtegehalt von 22 % erfolgen. Auch die Konservierung mit Natronlauge und Futterharnstoff ist möglich. Zu berücksichtigen ist die Dokumentation der Konservierungsmittel nach HACCP-Konzept bzw. über ein spezielles DLG-Merkblatt sowie die Arbeitssicherheit, eine gleichmäßige Benetzung des Erntegutes und die gewünschte Lagerdauer. Für feuchtere Körnerpartien ist zudem die milchsaure Silierung interessant. Hierzu sind Feuchtegehalte von ca. 35 % zu empfehlen, um eine ausreichende Bildung stabilisierender Milch- und Gärsäuren sicher zu stellen. Bei Ernte am Ende der Teigreife ist nicht mit Qualitätsverlusten des Futterwertes zu rechnen. Zudem besteht die Möglichkeit, trockenes Erntegut für die Silierung rückzubefeuchten (GEFROM, 2012). Zum Silieren erntefeuchter Leguminosenkörner wird das Verfahren der Schlauchsilierung favorisiert. Vor- und Nachteile der jeweiligen Verfahren sind in der UFOP-Praxisinformation Körnerleguminosen: konservieren oder silieren? (2014) zusammengefasst. Behandlungsverfahren Neben den reinen Konservierungsverfahren gibt es eine Vielzahl von Behandlungsverfahren (siehe UFOP-Heft 33, 2007), die auf eine Erhöhung der Lagerstabilität und Verbesserung des Hygienestatus setzen. Gleichzeitig wird eine Verbesserung des Futterwertes durch einen verringerten Proteinabbau im Pansen, eine erhöhte Nährstoffverdaulichkeit sowie den Abbau von antinutritiven Substanzen angestrebt. Neben chemischen sind physikalische Behandlungsverfahren wie Toasten, Rösten, Extrudieren, Expandieren, Mikronisieren oder auch Mikrowellenverfahren verfügbar. Die umfangreichsten Untersuchungen liegen zum Toasten und Expandieren vor. Dabei konnte eine Verschiebung der Proteinfraktionen, eine reduzierte Proteinlöslichkeit und in Folge dessen ein erhöhter UDP-Anteil am Rohprotein nachgewiesen werden. Die Nährstoffverdaulichkeit sowie der Energiegehalt für Wiederkäuer werden dabei nicht beeinflusst. Teilweise führte der Einsatz von getoasteten/expandierten Lupinen im Vergleich zu unbehandeltem Material zu einer Erhöhung der Milchleistung. Auch Ackerbohnen und gelegentlich Erbsen werden thermisch behandelt. Bei den Ackerbohnen zeigt sich wie bei den Lupinen auch durch die Behandlung eine Erhöhung des UDP-Anteils von ca. 10 %. Bei Erbsen hingegen gibt es Hinweise, dass die Effekte geringer sind. Auch die Verringerung der antinutritiven Substanzen ist bei Körnerleguminosen mithilfe der Toastung teilweise möglich, da beim Toasten Trypsininhibitoren und Lectine nahezu vollständig, Tannine teilweise reduziert werden, ohne dass dabei eine Proteinschädigung erfolgt (ABRAHAM, 2015). Die Alkaloide der Lupine sind dagegen hitzestabil und lassen sich nicht durch Hitzeverfahren reduzieren. Beim Schwein führte das Toasten eines Körnerleguminosengemisches zu einer Erhöhung der verdaulichen organischen Masse und des Energiegehaltes. Eine Verbesserung der Aufzucht- bzw. Mastleistungen konnte unter Verwendung einer thermisch behandelten Lupine (HAGEMANN, 2004) bzw. eines Leguminosengemisches (KEMKENS et al., 2015) jedoch nicht nachgewiesen werden. 82 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

83 Etwas anders sehen Untersuchungen beim Geflügel aus. Bei Verdaulichkeitsuntersuchungen mit Legehennen konnte mit der thermischen Behandlung eines Leguminosengemisches (LEGUMI-therm ) keine signifikante Verbesserung des Futterwertes (Gehalt an umsetzbarer Energie und praecaecal verdaulichen Aminosäuren) erzielt werden (NÜLKEN et al., 2013). Frühere Untersuchungen zum Einsatz thermisch behandelter Lupinen wiesen dennoch höhere Masttagszunahmen bei Broilern aus (NAUMANN, 2002). Eine Verbesserung der Kotkonsistenz konnte jedoch nicht festgestellt werden. Die thermische Behandlung ist demzufolge vor allem für die Milchkuhfütterung zu empfehlen, stellt aber keine Voraussetzung für den Einsatz in Milchkuhrationen dar. Praktische Einsatzmöglichkeiten Körnerleguminosen sind in der Fütterung vielfältig einsetzbar. Wichtig sind in jedem Fall eine exakte Rationskalkulation auf Basis der tatsächlichen Nährstoffgehalte und die Vermeidung abrupter Futterwechsel. Tabelle 2 gibt eine Übersicht über praxisrelevante Einsatzmengen. Wiederkäuer Im Bereich der Wiederkäuerfütterung lassen sich alle heimischen Körnerleguminosen problemlos einsetzen. Im Hochleistungsbereich der Milchkühe ist die Ausstattung mit UDP zu berücksichtigen. Daher sind hier Kombinationen mit anderen Proteinlieferanten wie z. B. mit geschütztem Rapsextraktionsschrot erforderlich und gegebenenfalls an eine thermische Behandlung der Leguminosen zu denken, wobei der zu erwartende Anstieg an UDP durch die Behandlung bei der Lupine und der Ackerbohne am höchsten ist. Eine Reihe von Rationsbeispielen wurde in der UFOP-Broschüre (2014) zusammengestellt. Einsatzmengen von bis zu 4 kg Körnerleguminosen/Milchkuh und Tag sind dabei gut möglich. Auch für Kälber und Jungrinder gibt es aus Sicht des Futterwertes prinzipiell keine Einsatzbeschränkungen, vielmehr richtet sich der Anteil in der Ration nach dem Bedarf im jeweiligen Leistungsbereich und den anderen Rationskomponenten. In der Rinder- und Lämmermast sollten Körnerleguminosen als Ergänzung zu anderen Eiweißträgern eingesetzt werden. Dabei sind Einsatzmengen von bis zu 30 bzw. 40 % möglich. Bei Lämmern sind deren hohe Ansprüche an die Energie- und Proteinversorgung für eine ausreichende Wachstumsintensität und eine gut ausgeprägte Bemuskelung zu beachten. Mit einer Kombination verschiedener Eiweißträger, also Körnerleguminosen und/oder Extraktionsschrote, lassen sich bei sorgfältiger Rationsbilanzierung gute Ergebnisse erzielen (MARTIN, 2014). Schwein Schweine reagieren besonders empfindlich auf erhöhte Alkaloidgehalte. In der Ration sollten 0,02 % nicht überschritten werden, was bei einem Alkaloidgehalt von < 0,05 % im Lupinenkorn bei keiner praktischen Futterration überschritten wird. Aktuelle Fütterungsversuche der LWK NI (MEYER und VOIGT, 2016) bestätigten frühere Ergebnisse, wonach der Einsatz von % Blauer Lupine in der Schweinemast ohne Beeinträchtigung der Futteraufnahme sowie Mast- und Schlachtleistung möglich ist, wenn die Rationen auf Basis der praecaecal verdaulichen Aminosäuren bilanziert und entsprechend ausgeglichen werden. Für den Bereich der Ferkelaufzucht werden Einsatzmengen von bis zu 15 % empfohlen (STALLJOHANN, 2013). Auch Erbsen- und Ackerbohnenanteile von % sind ohne negative Auswirkungen auf die Mast- und Schlachtleistung einsetzbar. Dabei zeigten die Untersuchungen von MEYER und VOIGT (2016) sogar einen günstigeren Futteraufwand in der Erbsengruppe im Vergleich zur Sojavariante. In der Ackerbohnengruppe wurden jedoch bei gleichen Endgewichten geringere Schlachtkörpergewichte und Schlachtausbeuten ermittelt. Prinzipiell sollten bevorzugt tanninarme Sorten eingesetzt werden. Geflügel Der Einsatz von Körnerleguminosen in der Geflügelfütterung wird durch den Gehalt an antinutritiven Substanzen begrenzt. Der hohe Anteil an NSP in Lupinen wirkt sich negativ auf die Kotbeschaffenheit und Einstreuhygiene aus. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

84 Zudem ist in jedem Fall die Aminosäurenausstattung in der Rationsgestaltung zu berücksichtigen und z. B. durch Kombination mit Raps- und Sonnenblumenprodukten, gegebenenfalls durch Ergänzung mit freien Aminosäuren auszugleichen. In der Legehennenfütterung und Hühnermast sind Einsatzmengen von bis zu 20 % Blaue Lupine möglich. Bei Legehennen sind vicin- und convicinarme Ackerbohnen einzusetzen, diese können bis zu 30 % Mischungsanteil einnehmen. In Versuchen mit bis zu 40 % Erbsen in der Mischung sind keine negativen Effekte aufgetreten. Die Kombination von 35 % Erbsen und 12 % RES wird als vollständiger Ersatz für SES angesehen. Auch in der Geflügelmast funktioniert diese Kombination sehr gut. Mastputen haben höhere Ansprüche an die Aminosäureausstattung als Broiler, das Arginin aus der Lupine oder der Ackerbohne ist hier sehr vorteilhaft (BELLOF et al., 2016). Tab. 2: Tierart Empfehlungen zum Einsatz von Blauen Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen in der Fütterung Wiederkäuer Milchkühe, Kälber und Jungrinder Rindermast, Schafe Einsatzmenge Blaue Lupine Erbse Ackerbohne Anteil im Kraftfutter 10 bis 30 % Ohne Einsatzbeschränkungen, Ausrichtung am Bedarf im jeweiligen Abschnitt Anteil im Kraftfutter 20 bis 40 % Anteil im Kraftfutter < 30 % Schweine Ferkel (< 15 kg/ > 15 kg) bis 10 % / bis 15 % bis 10 %/ bis 20 % / bis 5 % Sauen (tragend/laktierend) bis 20 % bis 15 % bis 17 % Mast bis 20 % bis 40 % bis 25 % Geflügel Legehennen, Hühnermast bis 20 % bis 30 % bis 20 % Mast Puten und Gänse bis 15 % bis 30 % bis 20 % Nach STEINHÖFEL und LIPPMANN (2005), STALLJOHANN (2013), MARTIN (2014, 2016), LOSAND et al. (2016), BELLOF et al. (2016), WEBER et al.(2016). Literatur ABRAHAM, U. (2015): Ergebnisse des Toastens der einheimischen Körnerleguminosen. Vortragsveranstaltung der Gesellschaft zur Förderung der Lupine (GFL)., Bernburg, BONSELS, T. und WEISS, J. (2014): Milchkuhfütterung ohne Sojaextraktionsschrot, UFOP-Heft 2014 BELLOFF, G.; HALLE, I. und RODEHUTSCORD, M. (2016): Ackerbohnen, Futtererbsen und Blaue Süßlupinen in der Geflügelfütterung. UFOP-Praxisinformation 2016 DLG (1997): DLG-Futterwerttabellen Wiederkäuer, DLG-Verlag, Frankfurt am Main DLG (2014): DLG Futterwerttabellen Schweine, DLG e. V. Frankfurt am Main GEFROM, A. (2012): Die Silierung von Körnern der großsamigen Leguminosen als Methode der Konservierung und der Verbesserung ihres ernährungsphysiologischen Wertes für Monogastrier. Dissertation, Rostock 2012 HAGEMANN, L. (2004): Untersuchung zum Einfluss der Vorbehandlung von Lupinensaat auf deren Futterwert in roggendominierten Schweinemastrationen für den ökologischen Landbau. Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung, Fulda, 24./ Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

85 JANSEN, G.; SEDDIG, S. und JÜRGENS, H.-J. (2006): Untersuchungen zum Stärkegehalt in Blauen Süßlupinen. 8. GPZ-Tagung Freising-Weihenstephan, , Vorträge zur Pflanzenzüchtung 68/73 KEMKENS, K.; STALLJOHANN, G.; PATZELT, S. und BERK, A. (2015): Untersuchungen zum Einsatz eines hydrothermisch behandelten Gemisches aus einheimischen Körnerleguminosen in der ökologischen Ferkelaufzucht. Schlussbericht zum BÖLN-Projekt 11NA034 LOSAND, B.; PRIES, M. und STEINGASS, H. (2016): Ackerbohnen, Futtererbsen und Blaue Süßlupinen in der Rinderfütterung. UFOP-Praxisinformation 2016 MARTIN, J. (2014): Nutzung heimischer Körnerleguminosen bei der Fütterung in der konventionellen und ökologischen Lämmermast. Fachinformation Tierproduktion der LFA MV. ( Fachinformationen/Tierproduktion/?id=317&processor=processor.sa.lfaforenbeitrag) MARTIN, J. (2016): Fütterung von Blauen Lupinen in der Lamm- und Rindfleischerzeugung Möglichkeiten, Probleme und Grenzen. 6. Eiweißpflanzen-Workshop, Bernburg, MEYER, A.; VOIGT, W. (2016): Welche Leistungen sind mit Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen in der Schweinemast zu erzielen? Forum für angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung, Fulda, NAUMANN, P.; GOLZE, M.; SCHRÖDER, C.; SCHÖBERLEIN, L.; WESTPHAL, K.; DAMME, K. und VOGT-KAUTE, W. (2002): Einsatz von Lupinen in der Öko-Broilerfütterung. Infodienst der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft Nr. 7, NÜLKEN, C.; ABRAHAM, U. und KLUTH, H. (2013): Untersuchungen zum Gehalt an ME und praecaecal verdaulichen Aminosäuren aus einem Gemisch einheimischer thermisch behandelter Körnerleguminosen (LEGUMI-therm ) bei der Legehenne. 12. Tagung Schweine- und Geflügelernährung, Lutherstadt Wittenberg, , ISBN: PRIEPKE, A.; LOSAND, B.; BLUM, E. und HALLIER, B. (2015): Dummerstorfer Futterwertprüfung mit Hammeln Ergebnisse Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei, Jahresbericht 2014, Heft 54 THAYSEN, J. (2014): Körnerleguminosen: Konservieren oder Silieren? UFOP-Praxisinformation STALLJOHANN, G. (2013): Grenzen und Chancen der einheimischen Eiweißfuttermittel. ( Stalljohann_ _K%C3%B6rnerleguminosen.pdf) STEINHÖFEL, O. und LIPPMANN, I. (2005): Futterrationsbeispiele für Ökobetriebe, Fachmaterial der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft UFOP (2007): Heimische Körnerleguminosen mit geschütztem Protein in der Milchviehfütterung. UFOP-Schriften, Heft 33 VDLUFA (2012): Die chemische Untersuchung von Futtermitteln. Das VDLUFA-Methodenbuch 3, 8. Ergänzungslieferung zu Band 3 (2012) WEBER, M. und SCHULZE, U. (2017): Ergebnisse des UFOP-Monitorings 2016 zur Qualität von Körnerleguminosen, Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung, Fulda, WEBER, M.; PREIßINGER, W. und BELLOF, G. (2016): Ackerbohnen, Futtererbsen und Blaue Süßlupinen in der Schweinefütterung. UFOP-Praxisinformation 2016 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

86 Schätzung des Energiegehaltes in von Natur aus variablen Futtermitteln Was gibt es da? Estimation of energy content in variable feed stuffs What actually exists Dr. Bernd Losand Abstract: The estimation of the energy content on the basis of simple and cost-effective key figures of the feed is indispensable for practical use. It is based on many animal feed data. Estimates are developed for groups of feedstuffs and tested and approved by the Committee on Nutrient Requirement Standards of the Society of Nutrition Physiology in Germany and so far recommended. Estimates can only be validated on results from digestion trials. Regular validation is therefore required. In applied research institutions, like the LFA there are closer correlations to discover, that allow for more accurate estimates. Actually the Society of Nutrition Physiology recommends robust estimates for grass and maize harvested products, coarse feed legumes and ruminant compound feeds. A revision of the energy assessment in silages from cereal crops is in preparation. Warum überhaupt Schätzgleichungen? Den Energiegehalt der für die Fütterung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere bestimmten Futtermittel muss bekannt oder gut einschätzbar sein, wenn man eine möglichst genaue Bedarfsdeckung mit der täglich verfütterten Ration, d. h. einer Menüzusammenstellung aus mehreren unterschiedlichen Futtermitteln erreichen will. Das betrifft Tiere und Nutzungsarten (laktierend, trockenstehend, Aufzucht, Mast, ) mit hohem wie auch niedrigem täglichen Bedarf. Eine möglichst genaue Bedarfsdeckung ist aus zweierlei Sicht wichtig. Grundlage dieser Problembetrachtung ist die begrenzte Futteraufnahme bedingt durch die Verdauungskapazität des Magen- Darm-Systems der Tiere. Bei hohem Energiebedarf infolge hoher Ansprüche durch produktive und reproduktive Leistungen begrenzt die mögliche quantitative Futteraufnahme die Bedarfsdeckung, wenn die die Ration bildenden Futtermittel eine zu geringe Energiedichte haben. Energiemangel kann z. B. bei laktierenden Milchkühen zu schwerwiegenden Stoffwechselerkrankungen führen. Bei relativ geringen Ansprüchen an die Energieversorgung brauchen die die Ration bildenden Futtermittel nicht zwingend einen hohen Energiegehalt haben. Im Gegenteil, bei zu hohem Energiegehalt, meist verbunden mit einem niedrigen Gehalt an Ballaststoffen, als die man die Faserstoffe der Pflanzengerüste bezeichnen kann, übertrifft der dann mögliche Futterverzehr den Bedarf der Tiere an Energie. Das kann zu unerwünschtem Fettansatz führen und ist zweitens auch eine Futterverschwendung und kostenrelevant. Die eigentliche Frage ist, wie kann man überhaupt den Energiegehalt von Futtermitteln beurteilen? Richtig bestimmen kann man das nur an dem Tier bzw. der Tierart bzw. auch der Nutzungsrichtung, für das man das Futter braucht. Jedoch fasst man die Nutztiere und ihre Nutzung in Kategorien zusammen. Für alle Wiederkäuer wird das Schaf als Modelltier verwendet. Das heißt die originale Verdaulichkeit, der Futterwert in vivo (am lebenden Tier) wird durch Verfütterung an Hammel beispielgebend für alle Wiederkäuer ermittelt. Genau genommen erhält man durch konkrete Bemessung der verfütterten Futtermenge und die exakte Ermittlung der täglichen Kotmengen und deren Nährstoffanalyse nur die Verdaulichkeit der Nährstoffe und der Energie. Schon für die Ermittlung der Energiemenge des Futters, die ein Tier bei seinem Konsum dann auch in eine Leistung wie Muskelansatz oder Milchbildung umsetzen kann, bräuchte man Einrichtungen, die auch die Ergebnisse der Stoffwechselumsetzungen nach dem Verzehr dieses Futters, also neben dem Kot, dem Harn auch alle gasförmigen Ausscheidungen ermitteln, also sogenannte Respirationskammern, auch Klimakammern genannt. Hier wird klar, dass dafür ein immenser und zeitraubender Aufwand betrieben werden müsste, nur um dem entsprechenden Landwirt sagen zu können, dass seine diesjährige Maissilage einen Nettoenergiegehalt von 6,6 MJ/kg Trockenmasse hat. Diesen Aufwand würde ein Landwirt nicht betreiben können, noch wären die Futtermittellabors dazu kapazitätsseitig und zeitnah in der Lage. Für Futtermittel, die mehr oder weniger immer eine gleichbleibende Zusammensetzung und Qualität haben wie Getreide und andere Samen landwirtschaftlicher Kulturen, Extraktionsschrote, Nebenprodukte der Zuckerindustrie, der Brauereien, Saftherstellung, Getreideverarbeitung, aber auch Getreidestroh sind im Laufe der Zeit die 86 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

87 Futterwerte genau bekannt und in Futtermitteltabellen niedergeschrieben. Der Futterwert von Futtermitteln, die im Laufe des vegetativen Wachstums aus Pflanzen wie Wiesengras, Ackergras, Silomais, Grobfutterleguminosen hergestellt werden, wird zwar auch tabelliert, weil es im Laufe der Zeit genügend Untersuchungen zu diesen Pflanzen in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien gab. Aber die Tabellierung erfolgt nach Merkmalen wie Aufwuchsdauer, Aufwuchsnummer, allgemeines vegetatives Entwicklungsstadium, Schnitthäufigkeit usw. Den meisten Nutzern fällt es jedoch schwer, das eigene Futter nach diesen Merkmalen auch genau zuzuordnen. Daher wurde seit Beginn der Bemühungen um die Futterwertbestimmung versucht, z. B. den durch die Tiere nutzbaren Energieanteil über einfache chemische Parameter zu schätzen. Dies ermöglicht eine schnelle und damit aktuellere und kostengünstige Futterbewertung, die für jeden Landwirt erschwinglich ist. Da sich die Futterqualitäten im Laufe der Zeit auch aufgrund ständig steigender Leistungsanforderungen der Nutztiere verändert, verbessert haben und auch die Futtermittelanalytik akribischer und detaillierter geworden ist, entstand auch immer wieder die Notwendigkeit, die bestehenden Schätzmethoden in Frage zu stellen und weiterzuentwickeln. Was sind Futtermittel mit von Natur oder aus Verarbeitungsgründen variablen Energiegehalten? Dazu zählen alle Grobfuttermittelarten. Deren Qualität variiert nach Schnittzeitpunkt, Aufwuchsnummer, Klimaeinfluss, Bodeneinfluss und Düngung durchaus auch kombiniert miteinander. Die Qualität der Nebenprodukte aus der industriellen Verwertung landwirtschaftlicher Rohstoffe wird bestimmt durch die Rohstoffverwendung, die Verarbeitungstechnologie, die Verarbeitungsstufe und eine eventuell notwendige Konservierung. Mischfuttermittel, auch wenn es Bemühungen gibt, diese zu typisieren, sind eine Futtergruppe, die sich am meisten in ihren Qualitäten unterscheiden. Sie variieren nach den entsprechend der Optimierung verwendeten Rohstoffen, vor allem aber wegen der durch den Verwendungszweck bestimmten Zusammensetzung aus Einzelfuttermitteln. Auch bei den an sich als von eher gleichbleibender Zusammensetzung gedachten Samenkörnern gibt es Einflussfaktoren, die Unterschiede bewirken können. So ist die Nährstoffzusammensetzung von Getreidesorten vor allem bei Hafer und Mais im Hinblick auf die energetische Wirkung durchaus sortenabhängig. Bekannt ist aber vor allem die relativ große Varianz der Nährstoffzusammensetzung bei Körnerleguminosen, die nach Standort (Bodentyp, Wasserversorgung, Klima), Jahr (Klima) und Düngung und eben auch Sorte deutlich variieren kann. Was steht derzeit zur Verfügung? Aus Sicht einer möglichst exakten Charakterisierung des Energielieferungsvermögens der in den Betrieben vorhandenen Futterfonds sollte die Energieschätzung nach Grasernteprodukten (inkl. Gras-Leguminosengemenge), d. h. frisch geerntetes, siliertes und getrocknetes Material, Grobfutterleguminosen (Luzerne, Kleearten, Esparsette, ), Maisernteprodukte (aus der Ganzpflanze, Restpflanze nach Kolbenernte, Kolbenprodukte, frisch oder siliert), Ganzpflanzensilagen aus Getreide und Hülsenfrüchten (GPS), der großen Gruppe der Mischfuttermittel für Wiederkäuer, Schlempen aus der Ethanolherstellung und Mischrationen für die Wiederkäuerfütterung differenziert entwickelt werden. Dabei sind folgende Ansprüche zu erfüllen: genaue Wiedergabe der Realität, Robustheit der notwendigen Analysen (Analysemethode, Laboreinfluss?), Robustheit gegenüber extremer Qualitätsausprägung, möglichst einfach zu ermittelnde Parameter für die Schätzung und Wiederholbarkeit der Analyseergebnisse. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

88 Die Schätzmethoden müssen routinefähig sein und einen plausiblen und möglichst direkten (sachlogischen) Zusammenhang zwischen den verwendeten Parametern und dem Futterwert herstellen und natürlich kostengünstig sein. Derzeit gibt es offizielle Empfehlungen für: Grasernteprodukte einschließlich Gras-Leguminosen-Gemenge (GfE, 2008) Maisernteprodukte (GfE, 2008) Grobfutterleguminosen (GfE, 2017) Mischfuttermittel Wiederkäuer (GfE, 2009, Futtermittelverordnung Stand , Anlage 2) Mischrationen für Wiederkäuer (GfE, 2004) Getreideganzpflanzensilage (SÜDEKUM und ARNDT, 1998). Diese sind in Tabelle 1 dargestellt. Tab. 1: Aktuell empfohlene Schätzgleichungen zur energetischen Bewertung von Wiederkäuerfuttermitteln aus Nährstoffgehalten und in vitro-parametern Material Schätzgleichung ME = Schätzfehler in % Bestimmtheitsmaß in % Grasernteprodukte einschließlich Gras-Leguminosengemenge 5,51 + 0,00828 ELOS 0,00511 XA + 0,02507 XL 0,00392 ADFom 7,81 + 0,07559 Gb 0,00384 XA + 0,00565 XP + 0,01898 XL 0,00831 ADFom Maisernteprodukte 7,51 + 0,00580 ELOS 0,00283 andfom + 0,03522 XL Grobfutterleguminosen* 1. Aufwuchs Grobfutterleguminosen* Folgeaufwüchse oder ohne Angabe Aufwuchsnummer 11,91 0,01304 ADFom + 0,00389 XP + 0,01870 XL + 0,00191 ELOS 12,49 0,01140 ADFom + 0,00425 XP + 0,02690 XL + 0,01683 Gb 9,83 0,01010 ADFom + 0,00039 XP + 0,00802 XL + 0,00571 ELOS 11,09 0,01040 ADFom + 0,00497 XP + 0,00750 XL 5,2 81 4,7 82 3,8 83 2,9 90 3,3 89 4,3 85 4, ,03510 Gb 88 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

89 Material Schätzgleichung ME = Schätzfehler in % Bestimmtheitsmaß in % Mischfuttermittel für Wiederkäuer 7,17 0,01171 XA + 0,00712 XP + 0,01657 XL + 0,00200 XS 0,00202 ADFom + 0,06463 Gb 11,57 0,0977 XF 0,0711 XA + 0,0621 XP 1,9 79 5,6 55 * Angaben Nährstoffgehalte und Energie in g bzw. MJ/kg organische Substanz; Gasbildung Gb in ml/200 mg organische Substanz Ausblick Während in der Vergangenheit Getreideganzpflanzensilagen oftmals aus Getreidebeständen geworben wurden, die eine wirtschaftliche Verwertung des gedroschenen Getreidekorns aus verschiedenen Gründen nicht mehr erwarten ließen, werden sie heute in größerem Umfang gezielt für den Einsatz in der Fütterung von Wiederkäuern und in Biogasanlagen angebaut und hergestellt. Wie PRIES et al. (2015) in systematischen Untersuchungen zur Verdaulichkeit von Ganzpflanzensilagen aus unterschiedlichen Getreidearten und bei unterschiedlichen Schnitthöhen feststellten, ergeben gezielt für die GPS-Herstellung angebaute und gelungene Getreidebestände deutlich höhere Energiegehalte als nach SÜDEKUM und ARNDT (1989) geschätzt (+0,4 bis +1,1 MJ ME/kg TS). Im Ergebnis dessen wird bundesweit eine neue aktuelle Datengrundlage geschaffen zur Erarbeitung einer exakteren Schätzgleichung. Insbesondere die Einbeziehung von in vitro-parametern für die Verdaulichkeit der organischen Substanz (ELOS, Gasbildung) und die Nutzung der Kennzahlen der erweiterten Gerüstsubstanzanalyse nach Van Soest (ADFom, andfom) ist hier vorgesehen. Fazit Die Schätzung des Energiegehaltes auf Basis einfach und kostengünstiger zu erarbeitender Kennzahlen des Futters ist für die praktische Nutzung unabdingbar. Sie beruht auf vielen am Tier ermittelten Futterwertdaten. Schätzformeln werden entwickelt für Gruppen von Futtermitteln und in Deutschland vom Ausschuss für Bedarfsnormen der GfE geprüft und zugelassen (empfohlen). Schätzformeln können nur an Ergebnissen aus Verdauungsversuchen validiert. Daher sind regelmäßige Validierungen erforderlich. In Einrichtungen der angewandten Forschung wie der LFA sind engere Zusammenhänge aufzudecken, die genauere Schätzungen ermöglichen. Gegenwärtig werden von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie aktuelle, robuste Schätzungen für Gras- und Maisernteprodukte, Grobfutterleguminosen, Wiederkäuermischfutter und Mischrationen für Wiederkäuer empfohlen. Eine Neuerarbeitung der Energieschätzung in Silagen aus Getreideganzpflanzen ist in Vorbereitung. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

90 Literatur GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2008): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie für Wiederkäuer von Gras- und Maisprodukten. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 17, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2009): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Neue Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie von Mischfuttermitteln für Rinder. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 18, GfE [Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2017): Mitteilungen des Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie: Gleichungen zur Schätzung der Umsetzbaren Energie und der Verdaulichkeit der organischen Substanz von Grobfutterleguminosen für Wiederkäuer. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 26, GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (2004): Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie in Mischrationen (TMR) für Wiederkäuer, Proc. Soc. Nutr. Physiol. (2004) 13, Futtermittelverordnung, neugefasst durch B. v BGBl. I S. 2004; zuletzt geändert durch Artikel 1 V. v BGBl. I S. 1219, Geltung ab ( PRIES, M.; MENKE, A. und STEEVENS, L. (2015): Ganzpflanzensilagen aus Weizen, Roggen und Triticale. Riswicker Ergebnisse 1, 27 S. SÜDEKUM, K.-H. und ARNDT, E. (1998): Getreideganzpflanzensilagen: Inhaltsstoffe und Futterwert für Wiederkäuer, Übersichten Tierernährung 26: Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

91 Energetischer Futterwert von Körnerleguminosen für Wiederkäuer Energy content of different grain legumes for ruminants Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand, Burkhard Hallier, Elke Blum Abstract: The aim of the present study was to determine the nutrient digestibility and the energy content of different species and genotypes of organically produced grain legumes. One cornsilage of blue lupines, two types of fava beans and summerpeas as well as two different winterpeas were tested by the standard in vivo method with wethers. Additionally, further experiments were carried out with thermo-treated/ toasted and expanded lupines to evaluate effects on nutrient digestibility and energy content. High values for the nutrient digestibility and the energy content of legumes were determined, partly larger than the tabulated ones. Toasting of legumes had no effect on nutrient digestibility and energy content. Expanding lupines did also not influence the energy content significantly. Einleitung Die umfassende Charakterisierung des Futterwertes ist die Basis für eine leistungsgerechte, umwelt- und ressourcenschonende Fütterung. Kenntnisse zum energetischen Futterwert der verwendeten Futtermittel sind erforderlich, um einerseits eine möglichst genaue Vorhersage der zu erwartenden tierischen Leistung zu erreichen und um andererseits für eine gegebene tierische Leistung die notwendige Futtermenge zu berechnen. Bei der Kalkulation der umsetzbaren Energie und der daraus abzuleitenden Netto-Energie Laktation sind die entsprechenden Nährstoffverdaulichkeiten der Futtermittel zu berücksichtigen. Die Standardmethode zur Bestimmung der Nährstoffverdaulichkeit von Wiederkäuern ist der Hammeltest, der an der LFA MV zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchgeführt wird. Mit der vorliegenden Auswertung werden Untersuchungsergebnisse zusammengefasst, die in den letzten Jahren an der LFA MV für verschiedene Körnerleguminosen ermittelt wurden. Körnerleguminosen sind als wertvolle Komponenten in der Fruchtfolge bekannt und als GVO-freie heimische Eiweißfuttermittel zunehmend v. a. in der Öko-Fütterung sowie speziellen Vermarktungsschienen gefragt. Zum einen wurden diverse Sorten von Öko-Körnerleguminosen getestet. Dabei wurden neben Lupinen, Ackerbohnen und Sommererbsen auch Wintererbsen geprüft, da diese in jüngster Zeit als Alternative zu Sommererbsen diskutiert werden. Zum anderen wurden Untersuchungen mit thermisch behandelten bzw. expandierten Körnerleguminosen durchgeführt, um festzustellen, ob die Behandlung einen Effekt auf die Nährstoffverdaulichkeit und den Energiegehalt hat. Abb. 1: Körnerleguminosenmischung Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

92 Material und Methode Die standardisierte Verdaulichkeit (VQ) von diversen Körnerleguminosen wurde im Hammeltest im Differenzverfahren bestimmt. Die Versuchsdurchführung erfolgte an jeweils 5 6 Schafen der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf und orientierte sich an den von SCHIEMANN (1981) bzw. vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE, 1991) herausgegebenen Richtlinien zur Durchführung von Verdauungsversuchen zur Futterwertschätzung. Untersucht wurden ein Lupinenschrot ('Boregine') aus einem Praxis-Schlauchsilo sowie die Ackerbohnensorten 'Bioru' (mittlerer bis hoher Proteingehalt) und 'Fuego' (hoher Kornertrag bei unterdurchschnittlichen Proteingehalten). Des Weiteren wurden die zwei Sommererbsen 'Alvesta' (eine der ertragsstärksten Sorten) und 'Muza' (polnische Sorte, hoher Proteingehalt) in das Prüfspektrum aufgenommen. Zudem wurden die beiden Wintererbsensorten 'Karolina' (weißblühend) sowie 'EFB 33' (buntblühend, vergleichsweise winterhart) im Hammelversuch getestet. Zudem wurde geprüft, ob eine thermische Behandlung bzw. das Expandieren einen Effekt hinsichtlich der Nährstoffverdaulichkeit bzw. des Energiegehaltes bringt. Ergebnisse Nährstoffverdaulichkeit und Energiegehalt von diversen Öko-Körnerleguminosen Die Nährstoffgehalte sind in der Tabelle 1 dargestellt. Die bekannte Staffelung des Rohproteingehaltes (Lupine>Ackerbohne > Erbse) bestätigte sich. Üblich sind zudem der hohe Fett- und Fasergehalt der Blauen Lupine und der hohe Stärkegehalt der Ackerbohne und Erbse. Die beiden Sorten der Wintererbse wiesen annähernd gleiche Nährstoffgehalte auf, jedoch enthielten die Wintererbsen deutlich mehr andfom und ADFom. Der bekannte hohe Energiegehalt von Lupinen zeigte sich auch im Hammeltest, wobei der Tabellenwert sogar überschritten wurde. Die Prüfung der Öko-Ackerbohnen bestätigte die Tabellenwerte. Die Nährstoffverdaulichkeit und der abgeleitete Energiegehalt der Erbsen lagen mit einer Ausnahme auf einem hohen Niveau. Für die Wintererbse 'EFB 33' wurde v. a. aufgrund einer deutlich verringerten Faserverdaulichkeit ein geringerer Energiegehalt abgeleitet. Tab. 1: Zusammensetzung von Öko-Körnerleguminosen (g/kg TS) XA XP XF XL XX Zucker Stärke andfom ADFom Lupine 'Boregine' (100) AB 'Bioru' AB 'Fuego' SE 'Alvesta' SE 'Muza' WE 'Karolina' WE 'EFB 33' AB = Ackerbohne, E = Erbse, SE = Sommererbse, WE = Wintererbse, * polarimetrisch bestimmt, beinhaltet daher NSP-Bestandteile (JANSEN et al., 2006) 92 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

93 Tab. 2: Nährstoffverdaulichkeit (%) und Energiegehalt (MJ/kg TS) OM XP XF XL OR ME (Hammel) NEL (Hammel) NEL (Tab*) Lupine 'Boregine' 94,0 91,6 95,0 89,8 94,2 14,90 9,45 8,91 AB 'Bioru' 91,5 86,9 79,5 97,7 92,5 13,86 8,79 8,61 AB 'Fuego' 91,0 87,4 78,8 90,0 92,5 13,68 8,67 8,61 SE 'Alvesta' 92,7 86,1 91,1 75,7 93,1 13,88 8,87 8,53 SE 'Muza' 91,9 84,4 76,1 77,5 93,3 13,79 8,79 8,53 WE 'Karolina' 92,5 83,0 84,0 78,4 93,4 13,92 8,88 8,53 WE 'EFB 33' 82,0 72,8 45,4 66,9 85,0 12,35 7,65 8,53 AB = Ackerbohne, E = Erbse, SE = Sommererbse, WE = Wintererbse, * DLG-Futterwerttabelle Wiederkäuer 1997 Nährstoffverdaulichkeit und Energiegehalt von unbehandelten und getoasteten Blauen Lupinen Die thermische Behandlung von Körnerleguminosen wird vielfach für die Milchkuhfütterung empfohlen, um einen erhöhten Pansenschutz und damit mehr nutzbares Protein am Duodenum zu erhalten. Ob die Behandlung auch einen Einfluss auf die Verdaulichkeit der organischen Substanz und auf die Nährstoffe sowie auf den Energiegehalt hat, sollte in Verdauungsversuchen mit Hammeln geprüft werden. Dazu wurde Material von der Firma Börde-Kraftkorn-Service GmbH zur Verfügung gestellt. Als spezielle Produkte wurden das LUPI-therm (behandelte Blaue Lupine) sowie das LEGUMI-therm, ein Gemisch aus Blauen Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen im Vergleich zum Ausgangsmaterial (Lupine unbehandelt bzw. LEGU-mix ) geprüft. Die Tabelle 3 zeigt die Nährstoffzusammensetzung der geprüften Produkte. Die untersuchten Lupinen wiesen eine gute Übereinstimmung hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung auf, sodass von gleichem Ausgangsmaterial ausgegangen werden kann. Im Vergleich zu Tabellenwerten (DLG, 1997) wurden höhere Rohfett-, dafür aber geringere Fasergehalte ermittelt. Auch das ermittelte Gasbildungspotenzial stimmt zwischen den beiden Chargen recht gut überein, hat aber ein höheres Niveau als im Folgenden beschriebenen Vergleich mit extrudiertem Material (Tab. 5). Bei den beiden Leguminosengemischen ergab die Analyse dagegen Unterschiede im Proteingehalt, vor allem aber im Rohfett-, Rohfaser- und Stärkegehalt. Hier muss entgegen der Versuchsplanung davon ausgegangen werden, dass die Varianten unterschiedliche Anteile an Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen enthielten. Tab. 3: Rohnährstoffgehalt der geprüften Lupinen bzw. Körnerleguminosengemische (g/kg TS, ml/200 mg TS) XA XP XF XL XX Zucker Stärke* andfom ADFom Gasbildung Lupine unbehandelt ,1 LUPI-therm ,3 LEGU-mix ,9 LEGUMI-therm ,8 * polarimetrisch bestimmt, beinhaltet daher NSP-Bestandteile (JANSEN et al., 2006) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

94 Tabelle 4 gibt die Verdaulichkeitsquotienten der Rohnährstoffe und die daraus ermittelten Energiegehalte sowie deren Variationskoeffizienten wider. Ausgehend von einer identischen Lupinencharge führte die thermische Behandlung beim LUPI-therm im Vergleich zur unbehandelten Lupine zu keiner signifikanten Veränderung der Verdaulichkeit der organischen Substanz oder einzelner Nährstoffe. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz lag auf dem Niveau der in Haus Riswick und Halle durchgeführten Untersuchungen zu be- und unbehandelten Lupinen (PRIES et al., 2007; KLUTH et al., 2007). Es deutet sich jedoch eine tendenziell geringere Verdaulichkeit der XF an, was sich auch in der ADFom-Verdaulichkeit widerspiegelt. Die ermittelten Energiegehalte von 9,45 bzw. 9,23 MJ NEL/kg TS liegen deutlich über den Tabellenwerten der DLG (1997) für Blaue Lupinen (8,91 MJ NEL/kg TS). Ähnliche Werte wurden bereits in früheren Verdauungsversuchen an der LFA MV (9,45 MJ NEL/kg TS [Tab. 2] bzw. 8,94 MJ NEL/kg TS) sowie durch PRIES et al. (2007) und KLUTH et al. (2007) in Hammelversuchen ermittelt. Die Unterschiede zwischen der be- und unbehandelten Lupinenvariante sind statistisch nicht signifikant. Ein Vergleich der Nährstoffverdaulichkeit des unbehandelten Leguminosengemisches LEGU-mix mit der des behandelten LEGUMI-therm ergab signifikant geringere Verdaulichkeiten der N-freien Extraktstoffe XX sowie des organischen Restes, was sich aber nur tendenziell bei der organischen Substanz widerspiegelte. Als Energiegehalt ergaben sich 8,91 bzw. 8,83 MJ NEL/kg. Diese Werte liegen etwas höher, als sich kalkulativ anhand der Tabellenwerte und bei angenommenen Drittelanteilen der Lupine, Erbse und Ackerbohne ergeben (8,67 MJ NEL/kg). Interessant in diesem Zusammenhang erscheint jedoch die Tatsache, dass das Gasbildungsvermögen dieses Leguminosengemisches, be- und unbehandelt, deutlich über dem der eigentlich am energiereichsten ausgewiesenen Lupine liegt. Tab. 4: Nährstoffverdaulichkeit (%) und Energiegehalt (MJ/kg TS) der geprüften Lupinen bzw. Körner-leguminosengemische OM XP XF XL XX OR ME (Hammel) NEL (Hammel) Lupine unbehandelt 96,3 91,3 93,7 87,7 96,5 94,1 14,89 9,45 8,91 LUPI-therm 91,9 89,2 89,3 86,5 95,7 92,8 14,61 9,23 8,91 LEGU-mix 92,2 84,7 89,5 84,5 96,5 92,7 14,01 8,91 8,67 LEGUMI-therm 90,5 85,0 87,6 87,1 94,5 91,0 13,97 8,83 8,67 * Basis: DLG-Futterwerttabelle Wiederkäuer 1997 (für LEGU-mix bzw. LEGUMI-therm kalkuliert) NEL (Tab*) Nährstoffverdaulichkeit und Energiegehalt von unbehandelten und expandierten Blauen Lupinen Im Juli 2015 wurden zwei Hammelversuche durchgeführt, die den Einfluss einer hydrothermischen Behandlung (Expandierung mit einer Expender-Anlage der Fa. Amandus Kahl) untersuchen sollten. Die Lupinensaat wurde bei der IFF e. V. Braunschweig-Thune expandiert und durch die Deutsche Tiernahrung Cremer GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt. Die zu prüfenden Lupinen in den Versuchen 1 und 2 wiesen eine weitgehende Übereinstimmung hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung (XA, XP, XL, Zucker) auf, sodass von gleichem Ausgangsmaterial ausgegangen werden kann (Tab. 5). Jedoch zeigten sich bei den Faserkomponenten (XF, andfom, ADFom) im extrudierten Material unerwarteter Weise tendenziell höhere Gehalte, obwohl im Zuge des Aufschlusses eher geringere Werte anzunehmen waren. Für den Fall, dass diese Veränderung repräsentativ und signifikant ist, bleibt die Überlegung, ob durch das Extrudieren Stoffgruppen umgewandelt wurden, die sich analytisch nun in der Faserfraktion wiederfanden, jedoch spekulativ. 94 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

95 Tab. 5: Rohnährstoffgehalt der unbehandelten und expandierten Blauen Lupinen XA XP XF XL XX Zucker Stärke* andfom ADFom Gasbildung Lupine unbehandelt ,9 Lupine extrudiert ,5 * polarimetrisch bestimmt, beinhaltet daher NSP-Bestandteile (JANSEN et al., 2006) Tab. 6: Verdaulichkeit der Rohnährstoffe (%) sowie Energiegehalt der unbehandelten und extrudierten Blauen Lupine OM XP XF XL XX OR andfom ADFom ME (Hammel) NEL (Hammel) NEL (Tab*) Lupine unbehandelt 91,8 90,2 93,0 79,1 94,8a 92,7a 98,6 95,7a 14,45 9,11 8,91 Lupine extrudiert 93,5 87,5b 87,6 79,8 102,4b 95,8b 91,0 85,1b 14,66 9,28 8,91 a, b = signifikante Differenz bei p < 0,05, * DLG-Futterwerttabelle Wiederkäuer 1997 Tabelle 6 gibt die Verdaulichkeitsquotienten der Rohnährstoffe und die daraus ermittelten Energiegehalte wieder. Ausgehend von einer identischen Lupinencharge führte das Extrudieren der Lupinen zu signifikanten Veränderungen einzelner Verdaulichkeitsparameter. Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz wurde tendenziell verbessert. Obwohl nicht signifikant, ist dies ein relevantes Ergebnis, weil es summarisch alle Nährstoffe betrifft. Dies rührt aber vor allem aus der signifikant verbesserten Verdaulichkeit der N-freien Extraktstoffe XX her und wird auch durch die signifikant verbesserte Verdaulichkeit des organischen Restes bestätigt. Die Verdaulichkeit des Rohproteins und der ADFom verringert sich dagegen signifikant. Bei der Rohfaser- und andfom-verdaulichkeit zeigte sich eine tendenzielle Abnahme der Verdaulichkeit. Die verringerte Verdaulichkeit der Fasersubstanzen und des Rohproteins wird durch die Verbesserung der Verdaulichkeit der XX übertroffen. Da es eine Verdaulichkeit >100 % nicht geben kann, ist zu vermuten, dass die durch Differenzbildung im Kot berechnete XX-Menge mit einem Fehler behaftet ist und daher zu gering ausfällt. Dies kann nur der Fall sein, wenn der Fasergehalt des Kotes überbewertet wird. Bei Verdaulichkeitsveränderungen um 10 Prozentpunkte der Rohfaser, der andfom und der ADFom gegenüber der unbehandelten Lupine ist dies wahrscheinlich. Es entsteht die Frage, ob die durch die Behandlung der Lupine möglicherweise analytisch sich darstellende Erhöhung der Fasergehalte im Korn mit einer Unverdaulichkeit verbunden ist. Die Verdaulichkeit der organischen Substanz lag auf dem Niveau der bereits zitierten Untersuchungen. Die ermittelten Energiegehalte von 9,11 bzw. 9,28 MJ NEL/kg TS liegen wiederrum deutlich über den Tabellenwerten der DLG (1997) für Blaue Lupinen (8,91 MJ NEL/kg TS). Die Unterschiede zwischen der be- und unbehandelten Lupinenvariante sind statistisch nicht signifikant. Zusammenfassung In Hammelversuchen wurden die Verdaulichkeit der organischen Substanz und der Rohnährstoffe sowie der Energiegehalt von verschiedenen Öko-Körnerleguminosen sowie von be- und unbehandelten Blauen Lupinen untersucht. Bei den Körnerleguminosen Lupine, Ackerbohne und Sommererbse wurden bisherige Energiewerte bestätigt oder sogar übertroffen. Im Vergleich zu den Sommererbsen wiesen die Wintererbsen etwas höhere Faserwerte (ADFom, andfom) auf. Für eine der beiden Wintererbsen wurden v. a. aufgrund einer geringen Rohfaserverdaulichkeit nur geringe Energiegehalte ermittelt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

96 Bei den Untersuchungen zu be- und unbehandelten Körnerleguminosen ergab sich ein uneinheitliches Bild. Während die Toastung von Lupinen bzw. eines Körnerleguminosengemisches aus Ackerbohne, Erbse und Lupinen (LEGUMI-therm bzw. LEGU-mix ) die Nährstoffverdaulichkeit und den Energiegehalt nicht beeinflusste, wurden bei extrudierten Lupinen im Vergleich zum Ausgangsmaterial verringerte Verdaulichkeiten der Fasersubstanzen und des Rohproteins ermittelt, jedoch eine tendenziell höhere Verdaulichkeit der N-freien Extraktstoffe. Der Energiegehalt war letztendlich nicht signifikant verändert. Literatur DLG (1997): DLG-Futterwerttabellen Wiederkäuer. DLG-Verlag Frankfurt, 7. Erweiterte und überarbeitete Auflage GfE [Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie] (1991): Leitlinien für die Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wiederkäuern, J. Anim. Physiol. a. Anim. Nutr. 65: JANSEN, G.; JÜRGENS, H.-U. und FLAMME, W. (2006): Züchterische Bearbeitung von Süßlupinen für den ökologischen Landbau Qualitätsuntersuchungen im Hinblick auf Futtereignung. Abschlussbericht BÖL-Projekt 030E355. ( KLUTH, H.; BOGUHN, J.; ENGELHARD, T.; BULANG, M. und RODEHUTSCORD, M. (2007): Bewertung von thermisch behandelten Lupinen als Rationskomponente für Hochleistungskühe. UFOP-Heft 33, PRIES, M.; FREITAG, M. und SPIEKERS, H. (2007): Effekte einer hydrothermischen Behandlung von Lupinen auf die Eiweißversorgung der Milchkuh. In: Heimische Körnerleguminosen mit geschütztem Protein in der Milchviehfütterung. UFOP-Heft 33, SCHIEMANN, R. (1981): Methodische Richtlinien zur Durchführung von Verdauungsversuchen für die Futterwertschätzung. Arch. Tierernährung Bd. 31, 1: Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

97 Einheimische Eiweißpflanzen in der Schweinefütterung erste Ergebnisse des EIP-Projektes Home-grown protein sources in pig feeding first results of an European Innovation Project Dr. Dorothea Lösel, Dr. Antje Priepke, Christian Schmoll 1 Abstract: The study evaluated the partial or complete substitution of soybean meal by home-grown protein sources in diets for weaning and growing-finishing pigs. In each of three trials, a total of 160 pigs were used in five repeats. The objective of trial 1 was to compare grower and finisher diets that differed in the type of rape seed meal (RSM) (control: 15 % standard RSM, treatment: 15 % hydro-thermally processed RSM Agrisan ) whereas the other feed components were kept identical. Overall daily gain was slightly greater in the treatment group (+ 30 g/d), and the carcasses were heavier, but displayed a smaller lean meat percentage. In trial 2, the control group was fed diets representing standard commercial diets for growing and finishing pigs based on grain, soy bean meal, and standard RSM whereas in the treatment diet soy bean meal was completely replaced by Agrisan and LEGU-mix (mixture of fava beans, peas, and sweet blue lupines at equal amounts; 15 and 25 % in grower and finisher diets, respectively). The treatment group showed greater daily gain (+50 g/d), better feed conversion ratio, but tended to have greater fat deposition in the carcass. Trial 3 started three weeks before the end of the weaner phase. Both weaner diets contained soy bean meal (control: 16.5 %, treatment: 10 %), and the treatment diet also contained 5 % LEGU-mix and 5 % Agrisan. The grower-finisher diets were similar to trial 2. The treatment group exhibited smaller daily gain in the weaning period ( 120 g/d), probably due to the sub-optimal amino acid content. Daily gain during the growing and finishing phase did not differ between groups. No differences in carcass composition could be observed. Future trials including an on-farm trial aim to further optimize soybean free weaner and grower-finisher diets with regard to cost-reduction and practicability. Einleitung Sojaextraktionsschrotfutter (SES) gilt insbesondere in der konventionellen Schweinefütterung aufgrund der hohen Proteinqualität und eines stabilen Mengenangebotes als wichtiges Eiweißfuttermittel. Aufgrund vielfältiger Kritik hinsichtlich der Anbaubedingungen in den Erzeugerländern und der größtenteils vorgenommenen gentechnischen Veränderung des Saatgutes gibt es vermehrt Forderungen der Verbraucher nach alternativ produzierten Lebensmitteln. Der Lebensmitteleinzelhandel hat Produktschienen entwickelt, um regionale und auf Basis von heimischen Eiweißfuttermitteln erzeugte Lebensmittel wie Milch, aber zunehmend auch Fleisch zu vermarkten. Interessierte Schweinehalter benötigen nun sichere Fütterungskonzepte, mit denen ohne nennenswerte Einbußen in der Zuwachsleistung und Schlachtqualität Mastschweine erzeugt werden können. 1 Hybrid-Schweinezuchtverband Nord/Ost e. V. GEFÖRDERT DURCH Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

98 Dazu wurde im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) die Operationelle Gruppe (OG) Einheimische Eiweißfuttermittel in der Schweinefütterung gegründet, die eine Wertschöpfungskette für die Erzeugung von Schweinefleisch auf der Grundlage heimischer Eiweißfuttermittel aufbauen soll. Die Mitglieder der OG sind: Hybridschweinezuchtverband Nord/Ost e. V./SLP Jürgenstorf (Lead-Partner) Armin Roder & Söhne GbR Viecheln Fugema Futtermittel- und Getreidehandelsgesellschaft mbh/ceravis Malchin Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern. Schweine haben keinen Bedarf an bestimmten Eiweißkomponenten, sondern an einzelnen Aminosäuren. Dieser kann durch verschiedenste Quellen gedeckt werden und gegebenenfalls durch freie (synthetische) Aminosäuren zugeführt werden. Aufgrund spezieller Futtereigenschaften, wie z. B. antinutritiven Faktoren, gibt es für die einzelnen Futtermittel Restriktionen, die bei der Rationsgestaltung zu beachten sind. Bei Berücksichtigung dieser Restriktionen und der Rationskalkulation auf Basis der Rohnährstoffe und Energiegehalte sowie der Aminosäureausstattung und -verdaulichkeit ist daher davon auszugehen, dass alternative Rationen zu keinen Veränderungen in der Futteraufnahme und Wachstumsleistung führen. Wichtigste Eiweißträger, mit denen eine Substitution von SES erreicht werden kann, sind Rapsextraktionsschrot (RES) und Rapskuchen/-expeller, welche als Nebenprodukte der Rapsölgewinnung anfallen. Zahlreiche Stations- und Praxisuntersuchungen haben gezeigt, dass RES-Anteile von 10 % (Anfangsmast) bis 15 % (Endmast) in Rationen für Mastschweine ohne Leistungseinbußen zu verwirklichen sind, wobei ein Sicherheitsabschlag wegen möglicher chargenabhängiger erhöhter Glucosinolatgehalte berücksichtigt wurde (Übersicht bei WEISS und SCHÖNE, 2008; WEBER et al., 2016a). Eine Sonderform des RES stellt der sogenannte Agrisan -Raps (entspricht Wisan -Raps, HL Hamburger Leistungsfutter GmbH) dar. Dabei handelt es sich um druckthermisch behandeltes RES, welchem aufgrund der fast vollständigen Eliminierung der Glucosinolate, der hohen Wasserbindungskapazität im Darm sowie einer längeren Verweildauer im Verdauungstrakt eine höhere Futteraufnahme und Nährstoffabsorption zugeschrieben werden. Ob Agrisan -Raps herkömmlichem RES als Komponente in Futtermischungen für Schweine überlegen ist, wurde bisher nicht untersucht. Auch einheimische großkörnige Leguminosen wie Ackerbohne, Erbse und Blaue Süßlupine bieten sich als Eiweißfuttermittel an. Ihr Anbau wurde in den letzten Jahren infolge von Förderprogrammen des Bundes und der Länder sowie den Greening-Vorgaben in der Gemeinsamen Agrarpolitik deutlich ausgedehnt. Entsprechend nahmen auch die Forschungsprojekte zur Verwertung der Leguminosen in der Tierernährung zu. Daraus ergaben sich Einsatzobergrenzen in Rationen für Mastschweine zwischen 15 und 25 % bzw. in Rationen für Aufzuchtferkel zwischen 5 und 20 %, je nach Leguminosenart und Wachstumsstadium der Schweine (WEBER et al., 2016b). Eine einfache Übertragung bisher experimentell gewonnener Erkenntnisse auf die Praxis ist aus mehreren Gründen nicht uneingeschränkt möglich. Zum einen wurden z. T. nur geringe Sojaanteile ersetzt und dabei die unterschiedliche Aminosäureausstattung sowie -verdaulichkeit nicht immer ausreichend berücksichtigt. Zum anderen lag die Konzentration in der Regel nur auf einer Eiweißkomponente, die teilweise zu deutlich höheren Anteilen eingesetzt wurde als die bisherigen Fütterungsempfehlungen besagen. Um das Risiko einer Verzehrsoder Leistungsminderung einzelner Futterkomponenten möglichst gering zu halten, bedarf es ausgeglichener Rationen auf Basis einer Kombination verschiedener Eiweißkomponenten. Zur Kombinationseignung der verschiedenen Eiweißkomponenten gibt es bisher nur wenige Aussagen. Mit den Fütterungsversuchen in der SLP Jürgenstorf soll diese Wissenslücke für die Praxis geschlossen werden. Im Projekt sind sechs voneinander unabhängige Versuche mit unterschiedlichen Fütterungskonzepten vorgesehen. Ziel der Fütterungsversuche ist es, herauszufinden, mit welchen Veränderungen in den Zuwachsleistungen bei einer sojareduzierten bzw. -freien Fütterung im Vergleich mit einer Standard-Sojavariante in der Aufzucht und Mast von Schweinen zu rechnen ist. Da das EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz (EGGenTDurchfG, 2008) 98 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

99 besagt, dass Tiere, deren Fleisch unter dem Label ohne Gentechnik vermarktet werden soll, in den letzten 120 Tagen vor der Schlachtung GVO-frei gefüttert werden müssen, konzentrieren sich die geplanten Untersuchungen auf die Mast (ca. 100 Tage) sowie auf den letzten Abschnitt der Ferkelaufzucht (3 bis 4 Wochen). Im vorliegenden Bericht werden Ergebnisse aus den ersten drei Versuchen vorgestellt. Das Ziel von Versuch 1 war der direkte Vergleich zwischen Mastrationen mit herkömmlichem RES und Mastrationen mit hydrothermisch aufgeschlossenem RES (Agrisan -Raps). In Versuch 2 wurden Standard-Mastrationen auf Getreide-Soja-Basis mit Mastrationen verglichen, welche als Eiweißträger Agrisan -Raps und Körnerleguminosen enthielten. In Versuch 3 wurde dieses Konzept auf die Ferkelaufzucht ausgedehnt. Material und Methoden Durchführung Jeder Versuch wurde in fünf Durchgängen (Wiederholungen) durchgeführt. Jeder Durchgang bestand aus einer Kontroll- und einer Versuchsgruppe mit jeweils 16 Tieren, sodass sich für jede Fütterungsvariante 80 Tiere ergaben. Die Versuche wurden an der Schweineleistungsprüfstation (SLP) Jürgenstorf des Hybridschweinezuchtverbandes Nord/Ost e. V. durchgeführt. Die Ferkel (Pi [DE DL] oder Pi DE) wurden im Alter von 4 Wochen vom Betrieb Armin Roder & Söhne GbR Viecheln bezogen. Es kamen zu gleichen Teilen weibliche und unkastrierte männliche Tiere zum Einsatz, die in gemischten Gruppen gehalten wurden. Die Gruppengröße in Aufzucht und Mast lag bei 16 Tieren. Die Ferkel erhielten zunächst das in der SLP übliche Standard-Ferkelaufzuchtfutter I und nach 19 Tagen ein Ferkelaufzuchtfutter II (Standardfutter in Versuch 1 und 2 bzw. eine Versuchsration in Versuch 3). Mit Erreichen eines Gruppendurchschnittsgewichtes von 30 kg wurden die Schweine in die Mastabteile umgestallt und erhielten fortan Futtermischungen für die Anfangsmast. Ab einem Durchschnittsgewicht von 60 kg wurde auf das Endmastfutter umgestellt. Alle Futtermischungen wurden in pelletierter Form vorgelegt. Der Futterverbrauch wurde in den Versuchen 2 und 3 buchtenweise in der Aufzucht (manuell) und in der Mast (elektronisch) täglich erfasst. Es erfolgten mehrere Tierwägungen zu definierten Zeitpunkten (Lebenstage) sowie zusätzliche Wägungen, um den Anfangsmast- und Endmastbeginn (bei 30 bzw. 60 kg) sowie den Schlachttermin (bei ca. 115 kg) zu bestimmen. Die Schweine wurden bei der Teterower Fleisch GmbH geschlachtet, wo die Schlachtkörperklassifizierung nach FOM erfolgte und die Schlachtkörper gemäß der Richtlinie für die Stationsprüfung auf Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit beim Schwein bewertet wurden. Futtermischungen Als Eiweißkomponenten in den Versuchsmischungen kamen Agrisan -Raps, Rapsexpeller und Körnerleguminosen zum Einsatz. Dabei wurden gängige Einsatzempfehlungen zu den Komponentenanteilen eingehalten. In Versuch I wurden sowohl im Anfangsmastfutter als auch im Endmastfutter in der Kontrollration 15 % RES und in der Versuchsration stattdessen 15 % Agrisan -Raps eingesetzt. Die Anteile der anderen Komponenten wurden weitgehend identisch zwischen Kontroll- und Versuchsration gehalten. So enthielt das Anfangsmastfutter beider Gruppen des Weiteren 5 % Sojaextraktionsschrot aus geschälter Saat (HP-SES) und 2 % Rapsexpeller, das Endmastfutter war bei beiden Gruppen frei von SES und wurde mit 8 % Rapsexpeller ergänzt. In Versuch 2 stellte das Kontrollfutter eine Standardvariante auf Basis von Getreide, RES (10 % in der Anfangsmast) bzw. Rapsexpeller (12 % in der Endmast) und HP-SES (8 bzw. 4,6 % in Anfangs- bzw. Endmast) dar. Das Versuchsfutter dagegen war SES-frei und enthielt stattdessen 10 bzw. 5 % Agrisan -Raps und 15 bzw. 25 % LEGU-mix (Produkt aus je einem Drittel Erbse, Ackerbohne, Blaue Süßlupine; Börde-KRAFTKORN-SERVICE GmbH, Gröningen) in Anfangs- bzw. Endmast. In Versuch 3 begann der Fütterungsversuch bereits in der Ferkelaufzucht. Ab dem 53. Lebenstag wurde bis zu einem Gruppendurchschnittsgewicht von etwa 30 kg entweder ein Standard-Ferkelaufzuchtfutter II vorgelegt (Kontrollgruppe mit 16,5 % HP-SES) bzw. eine sojareduzierte Versuchsration mit 10 % HP-SES, 5 % Agrisan -Raps und 5 % LEGU-mix. Die Mastrationen im Versuch 3 waren ähnlich konzipiert wie im Versuch 2, allerdings wurde hier teilweise Rapsexpeller statt RES eingesetzt und der Agrisan-Raps nur in der Anfangsmast. Das Futter der Kontrollgruppe enthielt 8 bzw. 4,3 % HP-SES (Anfangs- bzw. Endmast), 5 % RES und 5 % Rapsexpeller in der Anfangsmast bzw. 12 % Rapsexpeller in der Endmast. In der Versuchsgruppe kamen 15 bzw. 18 % LEGU-mix (Anfangs- bzw. Endmast), 7,5 % Agrisan -Raps (Anfangsmast), und 6,4 % bzw. 8,8 % Rapsexpeller (Anfangsmast bzw. Endmast) zum Einsatz. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

100 Für die Anfangsmast wurden Futtermischungen mit 13,6 MJ ME/kg, 16,5 % Rohprotein und 1,23 % Lysin konzipiert. Das Futter für die Endmast wurde mit 13,2 MJ ME/kg Futter, 15,5 % Rohprotein und 0,95 % Lysin deklariert. In den Versuchen 1 und 2 blieben laut Futtermittelanalysen (Mittelwerte der gelieferten Chargen) die tatsächlichen Werte für Rohprotein und Lysin vor allem im Anfangsmastfutter deutlich hinter den berechneten Werten zurück. In Versuch 3 sollte das Ferkelaufzuchtfutter II 13,6 MJ ME/kg, 17,5 % Rohprotein und 1,25 % Lysin enthalten. Die Futtermischung für die Versuchsgruppe enthielt jedoch deutlich zu wenig Rohprotein und insbesondere im Vergleich zum Kontrollfutter zu wenig Lysin. Für die Mast-Futtermischungen in Versuch 3 zeigten die Analysen aller Inhaltsstoffe eine gute Übereinstimmung mit den Vorgaben im Versuchsfutter, im Kontrollfutter dagegen eine Übererfüllung der Lysin-Forderung. Statistische Auswertung Die Daten wurden mithilfe des Statistik-Programms SAS (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) ausgewertet. Es wurde eine mehrfaktorielle Varianzanalyse (Gemischtes Modell) mit den festen Faktoren Gruppe, Geschlecht, Durchgang, den entsprechenden Wechselwirkungen und dem zufälligen Faktor Vater eingesetzt. Ergebnisse und Diskussion Versuch 1 Die Tiere der beiden Gruppen starteten in den Mastversuch mit vergleichbarem Alter und Gewichten. Bei gleicher Mastdauer waren die Tiere der Versuchsgruppe zur Schlachtung etwas schwerer (Tab. 1). Zu Beginn der Endmast waren die Tiere der Versuchsgruppe fünf Tage jünger, was aus den um fast 100 g höheren Tageszunahmen in der Anfangsmast resultierte. Allerdings trat hierbei eine Wechselwirkung zwischen Gruppe und Durchgang auf, in dem Sinne, dass nur in den Durchgängen 1 und 3 die Zunahmen in der Versuchsgruppe höher waren, in den restlichen Durchgängen aber kein Unterschied zwischen den Gruppen statistisch nachgewiesen werden konnte. Die Tageszunahmen in der Endmast waren in der Versuchsgruppe tendenziell niedriger. Ursache dafür war ein signifikant geringeres Wachstum der Versuchsgruppe in Durchgang 1, während in den anderen Durchgängen kein Effekt der Fütterungsgruppe beobachtet werden konnte. Bei der Prüftagzunahme, also der durchschnittlichen Tageszunahme von Versuchsbeginn bis zur Schlachtung, war die Versuchsgruppe der Kontrollgruppe um etwa 30 g überlegen. Eine Wechselwirkung zwischen Gruppe und Durchgang wurde dabei nicht beobachtet. Entsprechend dem höheren Mastendgewicht hatte die Versuchsgruppe ein um 2,3 kg höheres Schlachtkörpergewicht. Eine größere Speckdicke nach FOM, eine größere Seitenspeckdicke, ein geringerer Muskelfleischanteil nach FOM und im Bauch nach Gruber Formel und in diesem Zusammenhang ein ungünstigeres Fleisch-Fett- Verhältnis zeigen einen stärkeren Fett- und geringeren Magerfleischansatz in der Versuchsgruppe an. Ein Einfluss der Fütterung auf ph-wert und Leitfähigkeit konnte nicht beobachtet werden. Gegen Ende der Anfangsmast von Durchgang 3 musste für die Rationsgestaltung des nachfolgenden Versuches 2 die Entscheidung für eines der beiden Rapsextraktionsschrote getroffen werden. Aufgrund der bis dahin besseren Wachstumsleistung in der Versuchsgruppe (Ergebnisse aus Schlachtungen lagen noch nicht vor) fiel die Entscheidung auf Agrisan -Raps auch wenn sich der positive Effekt in den folgenden Durchgängen nicht bestätigen konnte. 100 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

101 Tab. 1: Wachstums- und Schlachtleistung der Kontroll- (Standard-Rapsextraktionsschrot) und Versuchsgruppe (Agrisan -Raps) in Versuch 1, (Least Square Means ± SE aus Varianzanalyse) Kontrolle Versuch SE Effekt der Gruppe Lebendmasse, kg Versuchsbeginn 28,6 28,7 0,67 Beginn Endmast 56,4 57,3 0,93 Schlachtung 110,8 114,1 1,13 * Alter, d Versuchsbeginn ,28 Endmastbeginn ,28 *** Schlachtung ,55 Tageszunahmen, g/d Anfangsmast ,8 *** Endmast ,0 Prüftagszunahme ,8 * Anzahl Masttage ,55 Schlachtkörper Schlachtkörpergewicht, kg 87,0 89,3 0,91 Fleisch-Fett-Verhältnis, 1: 0,22 0,25 0,01 ** Muskelfleischanteil FOM, % 59,0 58,3 0,20 ** Speckdicke FOM, mm 13,1 14,2 0,23 ** Muskeldicke FOM, mm 56,6 57,4 0,54 Bauch-Muskelfleisch (Grub), % 63,4 62,3 0,22 *** Seitenspeckdicke, cm 1,49 1,65 0,05 * Speckdicke über Rückenmuskelfläche, cm 1,00 1,08 0,09 Fleischqualität ph 1 Kotelett 6,33 6,42 0,07 ph 24 Kotelett 5,33 5,31 0,03 Leitfähigkeit 1 Kotelett, ms/cm 4,50 4,48 0,13 SE = Standardfehler; Signifikanzniveaus: * P 0,05, ** P 0,01, *** P 0,001, P 0,1 Versuch 2 Während bei Versuchsbeginn die Versuchsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe tendenziell leichter und gleichzeitig 2 d jünger war, war die Versuchsgruppe bei der Schlachtung dagegen etwa 4 kg schwerer und dennoch 1 d jünger (Tab. 2). Dies rührte von den tendenziell höheren Tageszunahmen in der Anfangsmast und den signifikant höheren Tageszunahmen (+ 56 g) in der Endmast her. Über die gesamte Mast betrachtet, erreichte die Versuchsgruppe um 50 g höhere tägliche Zunahmen. Der Futterverbrauch bewegte sich in der Kontrollgruppe zwischen 1,90 und 2,22 kg/d und in der Versuchsgruppe zwischen 1,91 und 2,13 kg/d. Mit Ausnahme von Durchgang 3, wo der Verbrauch in der Versuchsgruppe 310 g geringer war, waren die Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen marginal. Der Futteraufwand in der Kontrollgruppe lag zwischen 2,58 und 2,94 kg je kg Zuwachs. Die Versuchsgruppe zeigte einen um 180 bis 550 g niedrigeren Futteraufwand mit Ausnahme von Durchgang 2, wo der Unterschied nur 20 g betrug. Bei einem um 2,6 kg höheren Schlachtkörpergewicht zeigte die Versuchsgruppe einen stärkeren Fettansatz (tendenziell höheres Fett-Fleischverhältnis und FOM-Speckdicke, größere Seitenspeckdicke und Speckdicke über Rückenmuskelfläche). Für den Muskelfleischanteil und die FOM-Muskeldicke konnte kein Effekt der Fütterung gezeigt werden. Der Muskelfleischanteil im Bauch war jedoch signifikant niedriger in der Versuchsgruppe. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

102 Tab. 2: Wachstums- und Schlachtleistung der Kontroll- (Soja- + Standard-Rapsextraktionsschrot) und Versuchsgruppe (Agrisan -Raps + LEGU-mix ) in Versuch 2, (Least Square Means ± SE aus Varianzanalyse) Kontrolle Versuch SE Effekt der Gruppe Lebendmasse, kg Versuchsbeginn 30,7 29,5 0,64 Beginn Endmast 61,0 59,9 1,12 Schlachtung 108,9 112,8 0,97 ** Alter, d Versuchsbeginn ,15 *** Endmastbeginn ,15 *** Schlachtung ,47 Tageszunahmen, g/d Anfangsmast ,9 Endmast ,2 ** Prüftagszunahme ,8 ** Anzahl Masttage ,42 Schlachtkörper Schlachtkörpergewicht, kg 85,1 87,7 0,83 * Fleisch-Fett-Verhältnis, 1 : 0,26 0,27 0,01 Muskelfleischanteil FOM, % 58,3 57,8 0,28 Speckdicke FOM, mm 14,1 14,8 0,25 Muskeldicke FOM, mm 56,5 57,2 1,15 Bauch-Muskelfleisch (Grub), % 61,1 59,9 0,30 ** Seitenspeckdicke, cm 2,09 2,32 0,07 * Speckdicke über Rückenmuskelfläche, cm 0,82 0,92 0,02 ** Fleischqualität ph 1 Kotelett 6,25 6,28 0,05 ph 24 Kotelett 5,46 5,41 0,04 Leitfähigkeit 1 Kotelett, ms/cm 4,07 4,02 0,09 SE = Standardfehler; Signifikanzniveaus: * P 0,05; ** P 0,01; *** P 0,001; P 0,1 Versuch 3 Bei gleichem Alter und Gewicht zu Beginn des untersuchten Abschnitts der Ferkelaufzucht benötigten die Ferkel der Versuchsgruppe 6,5 Tage länger bis zum Erreichen des Zielgewichts von ca. 30 kg für den Anfangsmastbeginn. Entsprechend waren die Tageszunahmen in diesem Abschnitt der Ferkelaufzucht um etwa 120 g niedriger als in der Kontrollgruppe. Dabei trat jedoch eine Wechselwirkung zwischen Gruppe und Durchgang auf, die darauf zurückzuführen war, dass die Versuchsgruppe in drei Durchgängen signifikant geringere Zunahmen aufwies, in zwei Durchgängen der Unterschied zur Kontrollgruppe allerdings nicht signifikant war. In der Anfangsmast konnten die Tiere der Versuchsgruppe das langsamere Wachstum aus der Ferkelaufzucht kompensieren, sodass in vier Durchgängen kein Unterschied in den Tageszunahmen beobachtet werden konnte. In einem Durchgang war allerdings eine deutlich höhere Tageszunahme in der Versuchsgruppe zu verzeichnen (Wechselwirkung zwischen Gruppe und Durchgang). Auch bei den Tageszunahmen in der Endmast und bei der Prüftagzunahme wurde kein Einfluss der Fütterungsgruppe nachgewiesen. 102 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

103 In der Aufzucht betrug der Futterverbrauch in der Versuchsgruppe in den Durchgängen zwischen 0,87 und 0,99 kg/d und lag damit etwas niedriger als in der Kontrollgruppe (0,95 bis 1,09 kg/d). Aufgrund der geringeren Tageszunahmen der Versuchsgruppe war der Futteraufwand um 160 bis 740 g höher als bei der Kontrollgruppe, welche Werte zwischen 1,48 und 1,90 kg je kg Zuwachs erzielte. Eine Ausnahme stellt Durchgang 4 dar, in welchem die Tageszunahmen bei Kontroll- und Versuchsgruppe nicht unterschiedlich waren, und der Futteraufwand mit 1,72 kg identisch war. In der Mast (Prüfzeitraum) wurden in der Kontrollgruppe je Tier und Tag zwischen 2,01 und 2,29 kg Futter verbraucht. In der Versuchsgruppe lag der Futterverbrauch um 70 bis 330 g niedriger. Für die Kontrollgruppe wurde ein Futteraufwand zwischen 2,41 und 2,62 kg/kg Zuwachs ermittelt. Die Versuchsgruppe hatte damit in den Durchgängen einen um 60 bis 420 g geringeren Futteraufwand. Das Schlachtkörpergewicht der Versuchsgruppe war tendenziell niedriger. Ansonsten konnten für die Merkmale der Schlachtkörperzusammensetzung und Fleischqualität keine signifikanten Unterschiede zwischen Kontrolle und Versuch festgestellt werden. Auch Wechselwirkungen zwischen Gruppe und Durchgang traten nicht auf. Tab. 3: Wachstums- und Schlachtleistung der Kontroll- (Soja- + Standard-Rapsextraktionsschrot) und Versuchsgruppe (Agrisan -Raps + LEGU-mix ) in Ferkelaufzucht und Mast in Versuch 3, (Least Square Means ± SE) Kontrolle Versuch SE Effekt der Gruppe Lebendmasse, kg Versuchsbeginn Ferkelaufzucht 16,4 16,5 0,50 Beginn Anfangsmast 30,8 30,8 1,27 Beginn Endmast 62,2 59,9 2,43 Schlachtung ,85 * Alter, d Versuchsbeginn 77,2 83,7 1,85 *** Endmastbeginn 121,8 124,0 0,26 *** Schlachtung 179,8 182,3 1,04 * Tageszunahmen, g/d Ferkelaufzucht ,04 *** Anfangsmast ,7 Endmast ,6 Prüftagzunahme ,2 Anzahl Masttage 102,4 98,6 1,2 *** Schlachtkörper Schlachtkörpergewicht, kg 91,2 89,1 1,71 Fleisch-Fett-Verhältnis, 1 : 0,23 0,22 0,01 Muskelfleischanteil FOM, % 59,4 59,7 0,36 Speckdicke FOM, mm 13,6 13,2 0,3 Muskeldicke FOM, mm 61,2 60,4 1,01 Bauch-Muskelfleisch (Grub), % 62,3 62,8 0,24 Seitenspeckdicke, cm 1,95 1,84 0,06 Speckdicke über Rückenmuskelfläche, cm 0,93 0,77 0,11 Fleischqualität ph 1 Kotelett 6,31 6,31 0,04 ph 24 Kotelett 5,31 5,30 0,03 Leitfähigkeit 1 Kotelett, ms/cm 4,55 4,69 0,12 SE = Standardfehler; Signifikanzniveaus: * P 0,05, ** P 0,01, *** P 0,001, P 0,1 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

104 Insgesamt waren das Leistungsniveau und z. T. auch die Schlachtkörperzusammensetzung in Versuch 3 besser als in den vorangegangenen Versuchen, was auf die bessere Aminosäureausstattung der Futtermischungen und geringere gesundheitliche Probleme zurückzuführen sein dürfte. Das langsamere Wachstum der Versuchsgruppe während der letzten Phase der Ferkelaufzucht in Versuch 3 hatte keine negativen Auswirkungen auf die spätere Wachstumsleistung und Schlachtkörperzusammensetzung. Die Möglichkeit, in der Ferkelaufzucht SES teilweise durch Agrisan -Raps und LEGU-mix ohne Leistungseinbußen zu ersetzen, konnte in diesem Versuch aufgrund der nicht optimalen Aminosäureausstattung des Versuchsfutters nicht dargestellt werden. Andere Studien zeigten, dass bis zu 10 % RES (Übersicht in WEBER und PREIßINGER, 2014) bzw. 5 % Ackerbohnen, 5 10 % Erbsen und 5 % Lupinen (WEBER et al., 2016b; WEBER, 2011) im Ferkelaufzuchtfutter II eingesetzt werden können. In Untersuchungen von KEMPKENS et al. (2015) tolerierten Ferkel sogar Anteile von 30 % LEGU-mix in der Aufzucht zwischen der 6. und 10. Lebenswoche ohne Leistungseinbußen. In Versuch 3 der vorliegenden Untersuchung konnten in der Mastphase keine Unterschiede in der Wachstumsleistung zwischen der mit SES und herkömmlichen Rapsnebenprodukten gefütterten Kontrollgruppe und der mit LEGU-mix und Agrisan -Raps (Anfangsmast) bzw. Rapsexpeller (Endmast) gefütterten Versuchsgruppe festgestellt werden. Dies steht in Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus der Literatur. MEYER und VOGT (2016) untersuchten in separaten Experimenten den Einsatz von Ackerbohnen, Erbsen und Blauen Süßlupinen auf Station. Es wurden Ackerbohnenanteile von % im Mastverlauf geprüft, wobei hier die SES-Anteile um 4 und 6 Prozentpunkte bzw. in der Endmast auf 0 % reduziert wurden. In beiden Gruppen wurden Tageszunahmen von 952 g erzielt. Auch der Futteraufwand und die Schlachtleistung unterschieden sich zwischen den Varianten nicht. In einem weiteren Mastversuch wurde der Einsatz von % Erbsen geprüft. Die mit Erbsen gefütterten Tiere wiesen in der Mittelmast signifikant höhere Zunahmeleistungen als die Kontrolltiere auf. Der Futteraufwand war in der Mittel- sowie Endmast und damit auch in der Gesamtmast signifikant reduziert. Im Lupinenversuch wurden 15, 20 und 20 % in den drei Mastphasen eingesetzt und so der SES-Anteil um 4 bzw. 3 Prozentpunkte bzw. auf 0 % in der Endmast reduziert. In der Wachstumsleistung unterschied sich die Lupinengruppe nicht von der Kontrolle, erreichte aber etwas weniger Indexpunkte. Zu den Einsatzmöglichkeiten der Blauen Lupine gab es bereits umfangreiche Fütterungsversuche an der LFA MV und der Universität Rostock (PRIEPKE et al., 2004). Während Anteile von % Lupine in einem Stationsversuch zu signifikant verringerten Futteraufnahmen und Mastleistungen führten, gab es bei % Lupine (Stationsversuch + Einzelfütterungsversuche Uni) keine Beeinträchtigung. Die Ergebnisse stehen in Übereinstimmung mit Untersuchungen von WEISS und QUANZ (2004), die bei % Lupinenanteil ebenfalls keinen negativen Effekt auf die Mastleistung feststellen konnten. In einem Fütterungsversuch mit gleichzeitig abgesenkten Rohproteingehalten in beiden Fütterungsgruppen wurden in jeder Mastphase 18 % Ackerbohnen eingesetzt, wobei sich keine Unterschiede im Wachstum und der Schlachtkörperzusammensetzung im Vergleich zur SES-Kontrollgruppe ergaben (SCHOLZ et al., 2016). Fazit Der Austausch von herkömmlichem RES durch Agrisan -Raps (Versuch 1) führte nur in 2 von 5 DG zu einer höheren Zunahme in der Anfangsmast, während es in der Endmast in 4 von 5 DG keine Effekte gab. Aus diesem Grund und da die Futteraufnahme nicht erfasst werden konnte, lässt sich keine abschließende Empfehlung ableiten. In Versuch 2 wurden trotz ähnlicher Nährstoffausstattung in der Versuchsgruppe mit Agrisan und Leguminosen höhere Leistungen als in der Kontrollgruppe erzielt. Dies wurde in anderen Untersuchungen bisher noch nicht beobachtet. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Während der zusätzlichen Prüfung der 2. Ferkelaufzuchtphase im Versuch 3 zeigte sich beim Ersatz von SES durch 5 % Agrisan -Raps und 5 % LEGU-mix ein Einbruch in der Leistung, der im Zusammenhang mit der nicht optimalen Aminosäurenausstattung stehen kann. Dieser geringere Zuwachs konnte in der folgenden Mast ausgeglichen werden, sodass die Versuchstiere am Mastende keine Nachteile hinsichtlich der Zunahme und Schlachtkörperqualität aufwiesen. Die bisherigen Versuche zeigten, dass die sojafreie Mast möglich ist. Weitere Optimierungen sind beim Ferkelaufzuchtfutter notwendig sowie bei der Kostenoptimierung. 104 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

105 Literatur KEMPKENS, K.; STALLJOHANN, G.; PATZELT, S. und BERK, A. (2015): Untersuchungen zum Einsatz eines hydrothermisch behandelten Gemisches aus einheimischen Körnerleguminosen in der ökologischen Ferkelaufzucht. Schlussbericht. ( Stand: ) MEYER, A. und VOGT, W. (2016): Welche Leistungen sind mit Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen in der Schweinemast zu erzielen? Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung 12./ , Fulda PRIEPKE, A.; DRESCHEL, H.; HACKL, W. und HENNIG, U. (2004): Einsatz von Blauen Lupinen in der Schweinemast. Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung. 24./ , Fulda SCHOLZ, T.; STALLJOHANN, G. und NORDA, C. (2016): Einsatz von Ackerbohnen in der Schweinemast zur Reduzierung des Verbrauchs an Sojaextraktionsschrotfutter. Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung, 12./ , Fulda WEBER, M. (2011): Körnerleguminosen als Futtermittel in der Schweineernährung im Vergleich. ( Schwein-WEB.pdf?PHPSESSID = 55d17276e660e51ce669bfd6b73bc8d8, Stand: ) WEBER, M. und PREISSINGER, W. (2014): Rapsextraktionsschrot in der Sauen- und Ferkelfütterung. UFOP-Praxisinformation, 1. Auflage. Berlin: UFOP WEBER, M.; PREISSINGER, W.; WEISS, J. und SCHÖNE, F. (2016a): Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung. UFOP-Praxisinformation. 2. Auflage. Berlin: UFOP WEBER, M.; PREISSINGER, W. und BELLOF, G. (2016b): Ackerbohnen, Futtererbsen und Blaue Süßlupinen in der Schweinefütterung. UFOP-Praxisinformation. 1. Auflage. Berlin: UFOP WEISS, J. und QUANZ, G. (2004): Blaue Süßlupinen in der Schweine- und Lämmermast. In: Veredelungsproduktion, 3, WEISS, J. und SCHÖNE, F. (2008): Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung. UFOP-Praxisinformation. 1. Auflage. Berlin: UFOP Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

106 Entwicklung der Kosten in der Milchviehfütterung Development of expenses in dairy feeding Jana Harms Abstract: The profitability of milk production is most affected by feeding management. Almost 40 % of the costs for the production of milk are feed costs. By continually improving roughage quality, optimizing the ration design and feeding control, by improving health monitoring as well as keeping and management, the dairy herds of the reference farms of the Mecklenburg-Vorpommern Research Centre for Agriculture and Fisheries have been able to improve their productive life while simultaneously increasing daily milk production. Hohe Leistungen bei längerer Nutzungsdauer Die Leistungen der Milchkühe von Referenzbetrieben der LFA lagen inkl. verworfene Milch und Kälbermilch in 2015/16 bei rund kg. Somit konnten knapp kg ECM je Kuh an die Molkereien abgeliefert werden (Abb. 1) Abb. 1: Entwicklung der Milchleistungen in den Referenzbetrieben (kg abgelieferte ECM/Kuh, Jahr) Bedeutsam für die Wirtschaftlichkeit ist jedoch auch eine lange Nutzungsdauer der Tiere. Die Milchviehbestände der Referenzbetriebe erreichten eine Milchleistung je Lebenstag von durchschnittlich 16,4 kg. Grundlage war die Steigerung der täglichen Milchleistung und die Verlängerung der Nutzungsdauer auf 35,4 Monate, wodurch eine Lebensleistung von knapp kg (Abb. 2) erzielt wurde. Diese Leistungen sind das Ergebnis eines besseren Gesundheitsmonitorings, einer intensiveren Fütterungskontrolle, qualitativ hochwertigen Grundfutters, Rationsoptimierung und eines optimierten Fütterungs- und Haltungsmanagements. Nutzungsdauer (Monate/abgegangene Kuh) Lebensleistung (kg/abgegangene Kuh) Nutzungsdauer (Monate) Lebensleistung (kg) Abb. 2: Entwicklung der Lebensleistung und Nutzungsdauer der Milchkühe von Referenzbetrieben der LFA MV 106 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

107 Rationsgestaltung in der Milchviehhaltung Das Ergebnis dieser Anstrengungen war die Verbesserung der Trockenmasseaufnahme von Jahr zu Jahr. Grundlage dafür war eine den Leistungen entsprechende energetisch ausgewogene Rationsgestaltung (Abb. 3). Tendenziell beruhte die Steigerung der Trockenmasseaufnahme sowohl auf höheren Grundfutteraufnahmen als auch auf höheren Kraftfuttergaben. kg TM je Kuh und Tag 25,00 20,00 15,00 10,00 5,00 0,00 2,84 2,58 2,71 2,66 2,92 2,98 2,80 2,96 2,65 3,19 7,41 8,09 8,22 8,08 8,16 5,35 4,98 5,04 5,79 5, Fett, glukoplastische Verbindungen 2 Soja- und Rapsextraktionsschrot 3 Getreide, Körnermais, Trockenschnitzel 4 Betriebsmischungen nach Rezeptur basierend auf Grundfutterqualitäten 5 Pülpe, Treber, Zuckerrüben gemust, Zuckerrübenpressschnitzelsilage Zusatzfutter 1 MLF Protein 2 MLF Energie 3 MLF Energie/Protein 4 Mineral konzentriertes GF 5 Weide Stroh Silomais Heu Anwelksilage Abb. 3: Entwicklung der Rationsgestaltung der Milchviehfütterung Bei Umrechnung der Energie der eingesetzten konzentrierten Grundfuttermittel, wie Pressschnitzel, Biertreber und Pülpe, sowie Kraft- und Zusatzfuttermittel in ein Kraftfutteräquivalent (KFÄ) des Milchleistungsfutters 20/4 zeigt sich jedoch, dass der Einsatz dieser Futtermittel je Kilogramm abgeliefertes ECM gesunken ist (Abb. 4) Abb. 4: Entwicklung des Kraftfutteräquivalenteinsatzes (Energiestufe IV) je abgeliefertes Kilogramm ECM Entwicklung des Proteinfuttermitteleinsatzes Die Hauptkomponenten bei den Proteinfuttermitteln waren Soja- und Rapsextraktionsschrot, wobei ein leicht sinkender Einsatz von Rapsextraktionsschrot zugunsten von Erbse und Lupine in 2015 und 2016 zu verzeichnen war (Abb. 5). Mit 0,14 und 0,09 kg je dt ECM sind dies nur geringe Rückgänge. Jedoch wurde durch das Angebot der Molkereien, höhere Milchpreise für eine Soja freie Fütterung zu zahlen, ein anderer Trend erwartet. Innerhalb des Referenzbetriebsnetzes stellte kein Betrieb in 2015/16 vollständig auf Soja freie Fütterung um. Der Einsatz einheimischer Proteinfuttermittel, wie Erbsen und Lupinen, begann 2015, wobei ein Ausgleich der schlechteren Proteinqualität durch höhere Sojaschrotmengen erfolgte. Unterstützt wurde diese Vorgehensweise durch sinkende Einkaufspreise für Sojaextraktionsschrot. Auch der Einsatz geschützter Proteinfuttermittel stieg in den letzten beiden Jahren tendenziell an (0,31 kg je dt ECM). Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

108 12 Harnstoff Proteinkomponenten (kg TM je dt ECM) ,91 3,58 4,19 4,25 5,07 5,74 6,19 5,86 5,16 5, Sojaschalen Erbsen Lupine Wisanraps/Rapass Sojaschrot Rapsextraktionsschrot Bioprofin Abb. 5: Entwicklung des Proteinfuttermitteleinsatzes Entwicklung des Einsatzes energiebetonter Kraftfuttermittel Bei der Gruppe der energiebetonten Kraftfuttermittel steht der Einsatz des im Betrieb erzeugten Futtergetreides an erster Stelle (Abb. 6). Der Zukauf von Maisschrot variiert in den Jahren stark und steht in Verbindung mit der Möglichkeit, Feuchtmais zu produzieren. In der Regel ist das nur in ertragsstarken Jahren des Silomaisanbaus möglich. Im Auswertungsjahr 2015/16 war ein sehr hoher Maiseinsatz zu verzeichnen. Dieser war erforderlich, da Pressschnitzel nicht ausreichend verfügbar waren. Energie betonte Futtermittel (kg TM Futter je dt ECM) ,90 1,93 0,09 1,21 1,16 0,62 1,76 1,86 0,78 0,85 1,28 1,09 4,79 0,77 0,74 5,13 4,06 4,64 4, Melasse Körnermais Feuchtmais Trockenschnitzel Optilac, Transitflocken Getreide MLF Energie Abb. 6: Entwicklung des Einsatzes Energie betonter Kraftfuttermittel Entwicklung des Einsatzes konzentrierter Grundfuttermittel Der Einsatz konzentrierter Grundfuttermittel wie Treber, Pülpe und Pressschnitzel ist deutlich rückläufig. Ursachen sind auf der einen Seite die schwankende Verfügbarkeit, insbesondere bei den Pressschnitzeln (Abb. 7). 2,0 konzentriertes Grundfuttermittel (kg TM/dt ECM) 1,5 1,0 0,5 0,0 1,41 0,86 0,92 0,37 0, Treber Rübenmus Pülpe Pressschnitzel Abb. 7: Entwicklung des Einsatzes konzentrierter Grundfuttermittel 108 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

109 Aber auch hohe Futterverluste und zusätzlicher Arbeitszeitbedarf für das Auf- und Abdecken der Silos sowie für die Beseitigung der Schmutz- und Schimmelnester veranlassten die Landwirte, vor allem auf Treber und Pülpe zu verzichten. In wenigen Betrieben kommt die Zuckerrübe entweder frisch, gemust und in einer Lagune konserviert oder als Silage in Kombination mit Silomais zum Einsatz. Energie- und Proteinlieferung aus dem Grundfutter Einsatzmengen und Kombination der Kraftfuttermittel hängen in erster Linie von den Inhaltsstoffen und Qualitäten der Silagen ab, von den Futtermittelpreisen und von der Verfügbarkeit konzentrierten Grundfutters, insbesondere der Pressschnitzelsilage. Die durchschnittlichen Energiegehalte der Grassilagen waren mit 6,2 MJ NEL je kg TM im letzten Auswertungsjahr am höchsten (Abb. 8). In Zusammenhang mit der hohen Energiekonzentration der Maissilagen bilden diese Grundfutterkomponenten die Grundlage für hohe Trockenmasseaufnahmen. 6,02 6,60 6,03 6,66 5,95 6,66 6,15 6,89 6,18 6,74 Abb. 8: Entwicklung der Energiekonzentration in den Mais- und Grassilagen (MJ NEL/kg TM) Geringe Rohproteingehalte in den Grassilagen der Ernte 2015 (Einsatz in 2016) in Kombination mit moderaten Sojaextraktionsschrotpreisen führten unter anderem zu dessen um 0,82 kg je dt ECM höheren Einsatz (Abb. 9) Abb. 9: Entwicklung des Rohproteingehaltes in den Mais- und Grassilagen (g/kg TM) Die Entwicklung der Futterkosten Kostenentwicklung Kraftfuttermittel Die Kosten für den Zukauf der meisten Kraftfuttermittel werden durch langfristige Kontrakte beeinflusst. Rapsschrot wurde in 2013 zu einem Preis von rund 25 je dt eingekauft, in allen anderen Vergleichsjahren lag dieser um 22 je dt. Maisschrot wurde tendenziell immer günstiger, in 2016 konnten die Referenzbetriebe dieses für 19,12 je dt zukaufen. Im Betrieb produziertes Getreide wurde mit Marktpreisen für Futtermittel bewertet. Da diese in den letzten Jahren zurückgingen, kam dies den Milchviehhaltern zu gute. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

110 Auch Trockenschnitzel konnten in den letzten beiden Jahren um rund 2 je Dezitonne günstiger eingekauft werden (Abb. 10). Einkaufspreise ( je dt OS) ,55 39,41 36,08 34,97 33, Weizen Roggen Sojaschrot Maisschrot Rapsextraktionsschrot Trockenschnitzel Abb. 10: Entwicklung der Einkaufs- bzw. Kontraktpreise für ausgewählte Kraftfuttermittel Entwicklung des Mineralfutteraufwandes Generell ist in den Referenzbetrieben ein hoher Aufwand für die Versorgung der Milchkühe mit Mineralfutterstoffen festzustellen. Zu dieser Gruppe von Futtermitteln gehören die Mineralstoffmischungen, Kalk, Viehsalz, saure Salze und Natriumbikarbonat. Der empfohlene Richtwert von 250 g je Tier und Tag wird in allen Jahren deutlich überschritten (Abb. 11). Mineralstoffmischungen sind, je nach Zusammensetzung, sehr teuer. So kostete im letzten Auswertungszeitraum die Kombination aus den aufgezählten Futterzusatzstoffen rund 69 je Dezitonne. Dementsprechend hoch sind die Aufwendungen je Kuh und Jahr ,40 59,58 59,22 67,48 68, g/kuh, Tag /Kuh, Jahr Abb. 11: Mineralfutteraufwand je Kuh und Tag und je Kuh und Jahr Die Energiekosten der Ration Tendenziell konnten die Aufwendungen zur Bereitstellung der Energie aus dem Grundfutter gesenkt werden (Abb. 12). Ct je 10 MJ NEL ,68 29,63 28,43 26,97 26,64 38,86 44,46 38,58 37,58 38,49 21,19 19,62 20,97 20,28 18, Grundfutter Kraft- und Zusatzfutter TMR Abb. 12: Entwicklung der Futtermittelkosten bezogen auf die Energieeinheit MJ NEL 110 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

111 Mit 38 und 39 Ct je 10 MJ NEL sind die Kosten für die Bereitstellung des Kraftfutters sowie der Mineral- und Futterzusatzstoffe deutlich höher als die Energiekosten aus dem Grundfutter. Extrem hohe Einkaufspreise für Sojaextraktionsschrot, die im Mittel der Betriebe in 2013 über 39 je Dezitonne betrugen, bewirkten, dass die Kraftfuttermischungen mit 44,46 Ct je 10 MJ NEL die höchsten Kosten je Energieeinheit im Betrachtungszeitraum aufwiesen. Entwicklung der Futterkosten je Kilogramm Milch Rationsgestaltung, Grundfutterkosten und deren Qualitäten, Einkaufspreise für Leistungsfutter und nicht zuletzt die vermarktete Milchmenge je Kuh führten zu sinkenden Futterkosten in den Referenzbetrieben (Abb. 13). Dennoch entfallen rund 40 % der Produktionskosten auf die Bereitstellung des Futters, sodass für die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit dieses Betriebszweiges weitere Potenziale erschlossen werden müssen. 15,41 15,93 15,42 14,83 14, Abb. 13: Entwicklung der Futterkosten in Cent je Kilogramm abgelieferte ECM (Ct je kg ECM) Potenziale in der Milchkuhfütterung Futterreste Mit dem Restfutter werden je nach Art und Menge der Rationskomponenten Kraft- und Grundfutterkosten zwischen 0,10 und 0,18 Ct je Kilogramm ECM und Prozentpunkt kompostiert. Anzustreben ist eine maximale Restfuttermenge für Transit- und hochleistende Kühe von 5 %, für Vorbereiter 2 %. Altmelker und Trockensteher dürfen nicht hungern, aber Restfutter sollte nicht anfallen. Optimierung der Mineralstofffütterung Die Verringerung der bislang üblichen Mineralstoffmengen auf ein Maximum von 250 g je Tag könnte die Futterkosten um 0,52 bis 1,17 Cent je Kilogramm ECM verringern. Um den optimalen Bedarf zu ermitteln, sind Angaben der Gehalte an Mineralstoffen im Grundfutter zwingend erforderlich, die dann wiederum konsequent in der Rationsplanung Berücksichtigung finden müssen. Grundfutterqualitäten Mit mehr als 30 dt Kraftfutteräquivalent je Kuh und Jahr ist der Aufwand dieser Futterkomponenten immer noch sehr hoch. Mit höheren Energie- und Proteingehalten vor allem in den Grassilagen kann dieser Aufwand weiter reduziert werden. Ziel muss es sein, hohe Trockenmasseaufnahmen zu sichern. Zusammenfassung Die Referenzbetriebe der LFA MV zeigten, dass es durch stetige Verbesserungen der Grundfutterqualitäten, Optimierung der Rationsgestaltung und Fütterungskontrolle, besseres Gesundheitsmonitoring, Haltung und Management die Nutzungsdauer bei gleichzeitig steigenden täglichen Milchleistungen verlängert werden kann. Sie konnten bei steigenden Milchleistungen den Kraftfutterverbrauch senken, welches zur Reduzierung der Futterkosten je Kilogramm ECM führte. Trotzdem bestehen Potenziale, vor allem in der noch sehr hohen Mineralstoffversorgung, weiterhin in der Senkung des Kraftfutteraufwandes und auch im Fütterungsmanagement. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

112 Entwicklung der Kosten in der Jungrinderfütterung Development of expenses in young cattle feeding Jana Harms Abstract: Providing robust and fertile heifers is aim of the rearing of young cattle. They are expected to achieve high milk yields in the longest possible useful life. The rearing of a heifer takes more than two years and costs on average the reference farms of the Mecklenburg-Vorpommern Research Centre for Agriculture and Fisheries 1,753. Feeding accounted for approximately 51 % of the production costs. Heifers are the finishers of roughage, because more than 80 % of the required feed energy for growth and pregnancy is provided by roughage. Bedeutung der Jungrinderaufzucht Ziel der Jungrinderaufzucht ist die Bereitstellung von vitalen und fruchtbaren Färsen, die in der produktiven Phase mit einer möglichst langen Nutzungsdauer eine hohe Leistung erzielen. Die Referenzbetriebe der LFA MV konnten in einem Zeitraum von fünf Jahren das Erstkalbealter um ein halbes Jahr verkürzen. Es betrug in 2016 nur noch 25,3 Monate. Die Verringerung des Erstkalbealters war durch Verbesserungen der Haltung, des Managements und vor allem der Versorgung in den ersten Lebenswochen möglich. Ziel der Landwirte war es auch, die Kosten der Aufzucht zu reduzieren. Mit Verbesserung der Aufzuchtergebnisse zeigte sich, dass diese Tiere in ihrem produktiven Leben nicht nur leistungsfähiger sind, sondern auch länger leben. In Bezug zu den gesamten Produktionskosten entfallen 51 % auf die Fütterung. Färsen sind die Grundfutterveredler in der Milchproduktion, denn zu mehr als 80 % stammt die gefütterte Energiemenge zur Aufzucht einer Färse aus dem Grundfutter und die Jungrinder verbrauchen einen erheblichen Anteil der produzierten Grassilage in einem Milchviehbetrieb. Entwicklung der Rationsgestaltung Im Durchschnitt der Betriebe wurden tägliche Trockenmasseaufnahmen zwischen 6,4 und 6,9 kg je Tier des Durchschnittsbestandes festgestellt, wobei der Anstieg des Einsatzes von Gras- und Ganzpflanzensilagen zulasten der Weidehaltung besonders auffällt (Abb. 1). 0,95 0,47 1,31 0,68 0,83 0,29 0,28 0,29 0,32 0,26 1,32 1,98 1,22 1,34 1,60 0,27 0,26 0,41 0,26 0,34 3,66 3,60 2,60 2,86 3, Zusatz Weide Stroh Pressschnitzelsilage Protein Silomais Mineral MAT konz. KF KAF Heu Feuchtmais Energie Grassilage Abb. 1: Entwicklung der Rationsgestaltung in Kilogramm Trockenmasse je Tier und Tag 112 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

113 Die Gründe für den Weideverzicht waren: hohe Trittverluste, hoher Arbeitsaufwand für den Transport bei Auf- und Abtrieb der Tiere, unkontrolliertes Wachstum, oft wurden negative Zuwachsleistungen festgestellt, hoher Kosten- und Arbeitsaufwand für Parasitenbehandlungen, Weidemanagement mit Fütterungs- und Gesundheitskontrollen ist arbeitsintensiv. Positiv zu bewerten ist die Verringerung der Fütterung von Maissilage. Damit werden Ackerflächen für den Marktfruchtbau freigesetzt. Die Trockenmasseaufnahme aus dem Grundfutter schwankt zwischen 5,5 kg und 6,1 kg je Tier und Tag ohne Tendenz. Protein- und energiebetonte Kraftfuttermittel wurden zu fast gleichen Anteilen eingesetzt. Eine Ausnahme bildet das Jahr In diesem wurde deutlich weniger Silomais eingesetzt. Somit musste der fehlende Energiebeitrag aus dem Silomais ausgeglichen werden, was zum größten Teil über den höheren Einsatz von im Betrieb erzeugtem Getreide geschah. Der Kraftfuttereinsatz Der Kraftfuttereinsatz war in allen untersuchten Jahren sehr hoch, jedoch in den letzten zwei Jahren tendenziell sinkend (Abb. 2) Im Durchschnitt wurden vom 2. Lebenstag bis Beginn Vorbereitungsfütterung rund ein Kilogramm Kraftfutteräquivalent (KFÄ) je Tier und Tag gefüttert. In die Umrechnung in ein Kraftfutteräquivalent gingen alle energiehaltigen Kraftfuttermittel, konzentriertes Grundfutter, wie Treber, Pressschnitzel und Pülpe, und auch der Milchaustauscher ein Abb. 2: Entwicklung des Einsatzes von Kraftfutter und konzentriertem Grundfutter bis zum hochtragenden Rind (umgerechnet in g Kraftfutteräquivalent je Tier und Tag) Körnermais kommt in der Jungrinderfütterung kaum zum Einsatz, dafür aber in den meisten Jahren Feuchtmais (konzentriertes Grundfutter), was in den Betrieben selbst produziert wird. Die Fütterung von Rapsextraktionsschrot ist tendenziell sinkend, jedoch in 2012 vergleichsweise hoch, da der Rohproteingehalt der Grassilagen im Mittel nur 154 g/kg TM betrug. Über höhere Rapsextraktionsschrotgaben sollte ein Ausgleich des möglicherweise fehlenden Rohproteins erreicht werden. Weitere einheimische Proteinlieferanten wie Erbsen und Lupinen wurden kaum eingesetzt (Abb. 3). Der Rohproteingehalt in den Rationen betrug in 2012 und %, in den darauffolgenden Jahren 15 %. Die Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie gehen jedoch nicht über 13 % in der gesamten Aufzuchtperiode hinaus. Eine über diesen Bedarf hinausgehende Proteinversorgung ist umweltrelevant, wenn sie aber aus Grassilagen oder dem Weideverzehr stammen, kaum zu verhindern. Ein Vergleich der Jahre zeigt Schwankungen in der Energieversorgung der Jungrinder, weist jedoch auf eine hohe Fütterungsintensität in der gesamten Aufzucht hin (Abb. 4). Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

114 0,15 0,15 0,12 0,33 0,11 0,21 0,18 0,17 0,12 0,18 0,19 0,15 0,19 0,19 0,16 0,22 0,25 0,20 0,17 0,35 0,16 0,24 0,14 0,16 0, Sojaextraktionsschrot Rapsextraktionsschrot Körnermais Kälberaufzuchtfutter und Milchleistungsfutter Getreide konz. Grundfutter Abb. 3: Zusammensetzung der Kraftfuttermischung über alle Betriebe (kg OS je Tier und Tag) Abb. 4: Entwicklung der Energieversorgung (MJ ME je Tier und Tag) Entwicklung der Futterkosten Der Aufwand für Grundfutter (kalkulatorisches Ergebnis) wird durch Produktionskosten, Art und Menge des eingesetzten Futters und die Nutzungskosten für den entgangenen Nutzen des Silomaisanbaus bestimmt. Je Tier des Bestandes schwanken die Grundfutterkosten zwischen 313 und 354 (Abb. 5). Im Betrieb erzeugtes Getreide wurde zu Marktpreisen bewertet, Feuchtmais geht wie das Grundfutter mit den Erzeugungskosten in die Berechnung ein. Tendenziell sinkt der Aufwand für den Zukauf von Kraft- und Mineralfutter sowie konzentriertem Grundfutter wie z. B. Zuckerrübenpressschnitzel Grundfutter Kraftfutter Abb. 5: Entwicklung der Futterkosten (Euro je Tier des Bestandes) 114 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

115 Beim Vergleich der Futterenergiekosten des Grundfutters wird deutlich, dass in 2012 und 2013 die Aufwendungen niedriger sind (Abb. 6). Grund ist der höhere Anteil an günstigerem Weidefutter, der in den letzten Jahren deutlich geringer wird bildet eine Ausnahme. Hier wirken hohe Maiserträge bei fast gleichen Aufwendungen wie in den Jahren zuvor Kosten reduzierend Kraftfutter Grundfutter Grundfutter inkl. Nutzungskosten inkl. NK Abb. 6: Entwicklung der Futterkosten in Cent je 10 MJ NEL Potenziale Die Futteraufnahmemenge korreliert positiv mit dem Energiegehalt, jedoch negativ mit dem Fasergehalt des Futters. Nach neueren Untersuchungen von LOSAND und BLUM (2016) und FISCHER (2015) ist das Futteraufnahmevermögen der Jungrinder deutlich höher als in den Beratungsempfehlungen angesetzt. Wie gezeigt, reagieren die Betriebe bei sinkenden Futteraufnahmen schnell mit höheren Kraftfuttergaben, ohne die Ursachen schlechten Futterverzehrs aufzudecken. Um einer Verfettung der Tiere entgegenzuhalten, wird auch bei Tieren über einem Jahr Proteinfutter eingesetzt. Der Effekt ist, dass relativ viel Energie zur Entsorgung der nicht benötigten Aminosäuren eingesetzt werden muss. Diese Energie steht demzufolge nicht zum Fettansatz zur Verfügung. Eine Kostenreduzierung ist durch Nutzung des Prinzips der maximalen Faseraufnahme von ca. 500 g Rohfaser bzw. 1 kg andfom je 100 kg Lebendgewicht vor allem bei Tieren 350 kg LM zu erreichen, da eine Optimierung nach Energiebedarf und Ausschöpfung des Faseraufnahmevermögens zur Senkung der Kraftfutternutzung führt. Kraftfutter kann gegen gute, den Anforderungen der Tiere entsprechende Gras- evtl. auch Maissilage ausgetauscht werden. Voraussetzung ist, dass die maximale Grundfutteraufnahme durch schmackhafte Silagen gesichert wird. Das Einsparpotenzial liegt hier bei 12 bis 30 je Tier des Bestandes und Jahr. Die Reduzierung des Silomaisanteils in der Ration hat zur Folge, dass diese Flächen für eine Erweiterung des Marktfruchtanbaues zur Verfügung stehen. Allerdings steigen die Futterkosten, da Grassilage mit knapp 16 je dt TM wesentlich teurer ist als Silomais mit knapp 10 je dt TM. Um ausreichend hochwertige Grassilage zur Verfügung zu stellen, sind weitere Intensivierungsmaßnahmen auf dem Grünland erforderlich. Nur diese können mit höheren Erträgen und besseren Qualitäten den Silomais ersetzen. Die Weidehaltung ist das günstigste Fütterungsverfahren. Sie hat sowohl positive Effekte auf Klauen- und Gliedmaßengesundheit (TRILK und MÜNCH, 2009) als auch auf die Konditionierung der Rinder. Zu empfehlen ist diese insbesondere für tragende Jungrinder. Die Voraussetzungen dafür sind ein gutes Weidemanagement und BCS-Noten bei Weideauftrieb nicht über 3,25 (LOSAND, 2007). Die Proteinversorgung in der Jungrinderaufzucht sollte auf 13 % abgesenkt werden. Kommt der Proteinüberschuss aus Kraftfuttermitteln, sollten diese aus der Ration genommen werden. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

116 Zusammenfassung Im Betrachtungszeitraum 2012 bzw erreichten die Referenzbetriebe ein durchschnittliches Erstkalbealter von 26 bzw. 25 Monaten. Die Qualität der Aufzucht war der Grundstein für steigende Lebensleistungen und längere Nutzungsdauer der Tiere, wobei die wesentlichste Belastungsprobe die erste Abkalbung und die darauf folgende Laktation ist. Die Fütterung der Jungrinder zeichnet sich durch eine vorrangig durch Grassilagen betonte Fütterung aus. An Hand der Daten des Referenzbetriebsnetzes zeigte sich eine Erhöhung der Anteile Gras- bzw. Ganzpflanzensilage in der Ration zu Lasten der Weidehaltung. Diese Vorgehensweise war das Ergebnis von Bestrebungen einer sicheren Versorgung der Tiere. Aber auch aus Kostengründen sollte, wenn Weidepotenzial vorhanden ist, dieses genutzt und gepflegt werden gerade für Jungrinder, da Weidehaltung die Robustheit der Jungkühe aus Sicht der Abkalbung sowie der Klauen- und Gliedmaßengesundheit fördert. Höhere und gleichmäßigere Energielieferung durch ganzjährige Grassilagefütterung ermöglichte eine Verringerung des Silomaisanteils in der Ration. Mit rund einem Kilogramm Kraftfutteräquivalent je Tier und Tag besteht in der Reduzierung des Kraftfutteranteils bei gleichzeitig steigendem Grundfutteranteil das größte Einsparpotenzial, wobei dies nur durch bessere Verzehreigenschaften der Silagen möglich ist und auch nur dann, wenn das hohe Grobfutteraufnahmevermögen der Jungrinder ausgenutzt wird. Literatur LOSAND, B. und BLUM, E. (2016): Auswertungen zur Futteraufnahme von weiblichen Jungrindern zur Reproduktion in der Praxis. Vortrag zum 16. Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung. 12./13. April 2016 in Fulda; Beiträge der Veranstaltung, FISCHER, B. (2015): Untersuchungsergebnisse zur Futteraufnahme von Jungrindern im Vergleich zu Normangaben; Vortrag der Veranstaltung des Arbeitskreises Futter und Tierfütterung Aktuelle Informationen für die Fütterungsberatung, , Bernburg LOSAND, B. (2007): Ableitung optimaler Aufzuchtstrategien für weibliche Jungrinder hinsichtlich Aufzuchtintensität, Aufzuchtkosten, Fruchtbarkeit und Milchleistung unter den Bedingungen in MV; Forschungsbericht. ( TRILK, J. und MÜNCH, K. (2009): Abschlussbericht Stall- im Vergleich zu Freiland- und Weidehaltung von Jungrindern als Einflussfaktor auf Leistung und Gesundheit in der Aufzucht und späteren Laktation; Land Brandenburg, Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz 116 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

117 Verfahrensvergleich gezogener versus selbstfahrender Futtermischwagen Process comparison between pendant and self-propelled forage feeders Jana Harms Abstract: Feeding costs are determined not only by the expenses for the feed, but also by the feeding method. Large dairy herds are mainly fed a total mixed ration. The assembly, the mixing of the ration components, the transport and the distribution of the rations can be carried out with a pendant as well as with a self-propelled forage feeders. The process costs between the systems are not very different. This was demonstrated by a process comparison between pendant and self-propelled forage feeders in two farms. Verfahren der Futtervorlage Die Milchkühe in Mecklenburg-Vorpommern erhalten zum größten Teil ihr Futter in Form einer Totalen Mischration (TMR), in Betrieben mit automatischen Melksystemen in Form einer Teil-TMR. Diese Art der Futtervorlage hat für mittlere und große Tierbestände Vorteile im Arbeitszeitbedarf, denn es ist möglich, dass der gesamte Tierbestand von ein bis zwei Arbeitskräften in Schichtbetrieb versorgt wird. Moderne und leistungsfähige Maschinen ermöglichen eine optimale Arbeitsplatzgestaltung, sodass schwere körperliche Arbeiten weitestgehend vermieden werden können. Wichtiges Argument für die Einführung der Totalen Mischration war die Möglichkeit der leistungsgerechten Gruppierung der Tiere. Diese Art der Futtervorlage bietet ausgeglichene Fütterungsbedingungen, da eine gleichmäßige Zusammensetzung der Ration über einen langen Zeitraum möglich ist und dem sensiblen Vormagenbereich immer gleiche biochemische Bedingungen gewährt werden. Die technische Umsetzung kann sowohl durch einen selbstfahrenden Futtermischwagen als auch durch ein gezogenes System erfolgen. Vor- und Nachteile der Verfahren Die Vorteile des Selbstfahrers bestehen vor allem darin, dass die viele Komponenten in unterschiedlichen Mengen sehr genau und schnell eingefräst werden können. Dabei muss die Arbeitskraft selten den Arbeitsplatz wechseln. Dies spart Zeit, die Unfallgefahr durch das Wechseln auf die andere Maschine sinkt und die Gelenke des Fütterers werden geschont. Ein weiterer Vorteil des Selbstfahrers ist, dass mit relativ hoher Geschwindigkeit weite Wege mit nur einer Maschine und einer Arbeitskraft bewältigt werden. Feste und saubere Anschnittflächen durch das gleichmäßige Abfräsen des Silostockes minimieren die Gefahr der Nacherwärmung. Allerdings erzielen gute Siloschneidzangen ähnlich gute Ergebnisse (Abb. 1). Abb. 1: Glatt abgefräste Oberflächen im Silomaisstock (links) vs. mit Schaufel und Zange entnommene Maissilage (rechts) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

118 Durch die Möglichkeit der präzisen Entnahmemenge sind die Futterverluste bei der Rationszubereitung sehr gering. Das gezogene Verfahren ist in diesem Punkt deutlich im Nachteil, jedoch sind versierte Futterfahrer in der Lage, die erforderlichen Futtermengen abzuschätzen, sodass auch beim gezogenen Verfahren geringe Futterverluste zu verzeichnen sind. Die größten Nachteile des Selbstfahrers sind seine hohen Investitionskosten und der schnelle Verschleiß. In der Regel müssen, wenn nicht eine teure Generalüberholung vorangegangen ist, diese Maschinen nach bis Betriebsstunden ersetzt werden. Da das Verfahren nur auf dieser einen Maschine beruht, ist es wichtig, einen guten Service vor Ort zu haben, der bei Ausfall relativ schnell eine Ersatzmaschine zur Verfügung stellen kann. Zu beachten ist, dass die Silohöhen der maximalen Einstellung des Fräsarmes angepasst werden. In Bezug auf die Entnahmehöhen ist das gezogene Verfahren vorteilhafter, da die Telelader über variablere Hublängen verfügen. Eingeschränkt wird dies jedoch, wenn die Mais- und Grassilageentnahme mit dem Radlader vorgenommen wird, denn die Länge dieses Armes ist starr. Vorteil des gezogenen Systems ist, dass die Maschine zum Befüllen des Futtermischwagens, also Telelader, Teleradlader oder auch ein Radlader zu anderen Arbeiten herangezogen werden kann. Praxisvergleich In zwei Praxisbetrieben wurden die Verfahren einer Arbeitszeitmessung unterzogen, die einen ganzen Tag einmal im Sommer und einmal im Winter stattfanden. Die Verfahren wurden in Arbeitselemente unterteilt. Die erforderliche Zeit für die einzelnen Arbeitselemente wurde mithilfe der Software MEZA 8.0 der Firma Drigus GmbH in Form der Fortschrittszeitmessung festgestellt. Die zurückgelegten Wege wurden mit einem Spagettidiagramm aufgezeichnet und im Nachhinein ausgemessen. Die geladenen Futtermengen wurden während der Messung direkt am Futtermischwagen abgelesen. Betrieb Selbstfahrer Der beobachtete Futterfahrer war Mitte zwanzig und zeichnete sich durch seinen sehr umsichtigen Umgang mit der Maschine aus. Dennoch erledigte er die einzelnen Arbeitsschritte zügig. Der Selbstfahrer verfügt über ein Fassungsvolumen von 16 m 3, ein beidseitiges Austragband und ist mit einem 175 PS starken Motor ausgerüstet. Er versorgte 542 Großvieheinheiten. Die Ration der Milchkühe bestand aus Gras- und Maissilage, Zuckerrübenpressschnitzel, Getreide, Mineralstoffen und einem Prämix aus Stroh, Rapsextraktionsschrot sowie einer auf die Inhaltsstoffe des Grundfutters ausgerichteten Kraftfuttermischung. Zur Anfertigung des Prämix wird vorrangig der Selbstfahrer (Abb. 2) genutzt, wobei für das Zusammenschieben der Mischung sowie das Holen und Wegbringen flüssiger Futtermittel und Mineralstoffe ein Hoflader erforderlich war. Das Prämix wird für mehrere Tage angefertigt und geht in die folgenden Arbeitszeitberechnungen anteilig mit der Tagesmenge ein. Im Mittel der Messungen wurden fast 16 t Futter je Tag geladen und verteilt. Dabei legte der Futtermischwagen eine Strecke von rund 6 km im Sommer und 10 km im Winter zurück. Grund der relativ großen Differenz war die Lage der Silos (Abb. 3). Abb. 2: Abb. 3: Selbstfahrender Futtermischwagen Selbstfahrer beim Einfräsen von Maissilage (links) und Zuckerrübenpressschnitzel (rechts) 118 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

119 Betrieb gezogener Futtermischwagen Ein routinierter Fütterer, Mitte dreißig mit präzise ausgeführten Arbeitsabläufen bediente sowohl den Schlepper vor einem 22 m 3 gezogenen Futtermischwagen als auch einen 130 PS Radlader mit Schaufel und Silozange (Abb. 4). Abb. 4: Gezogener Futtermischwagen mit 110 PS Schlepper (links); Befüllen des Futtermischwagens mithilfe eines 130 PS Radladers (rechts) Im Durchschnitt der Messungen wurden je Tag knapp 14 t Futter geladen und gemischt, wobei Gras- und Maissilage die Hauptbestandteile waren. Diese lagerten in stallnahen Silos, sodass die Fahrtwege sowohl des Radladers als auch des Futtermischwagengespanns kurz waren. Die Kraftfutterkomponenten Soja-, Rapsextraktionsschrot sowie Maisschrot wurden aus Kraftfuttersilos direkt in den Futtermischwagen eingefüllt. Zuckerrübentrockenschnitzel lagerten unter Dach genauso wie das Mineralfutter. Beides wurde per Hand in die Schaufel des Radladers gefüllt und anschließend in den Futtermischwagen geschüttet. Ergebnisse der Arbeitszeitmessung Die Arbeitszeitanalysen wurden als Fortschrittszeitmessung mit der Unterteilung in Arbeitselemente durchgeführt. Eine Ausnahme bildet die Mischung des Prämixes. Alle bei der Herstellung der Mischung aufgenommenen Arbeitselemente wurden zusammengefasst (Tab. 1). Die Erfassung der Arbeitszeiten der einzelnen Elemente erfolgt grundsätzlich in 1/100 Minuten (HM). Für den abschließenden ökonomischen Vergleich fand eine Umrechnung des Arbeitszeitbedarfes in Arbeitskraftminuten statt, welcher sich dann auf die geladene Tonne Futter bezieht. Der Vergleich zeigt, dass der Betrieb mit dem gezogenen Futtermischwagen (FMW) etwas weniger Zeit in Anspruch nimmt als der Selbstfahrer. Ursachen für den Unterschied waren: längere Wege für den Selbstfahrer, Anfertigung der Prämixvormischung, die zwar anteilig umgelegt wurde, aber dennoch einen hohen Arbeitszeitaufwand erforderte, Unterschiede im Personalbereich. Die Arbeitskraft, die den Selbstfahrer fuhr, war äußerst umsichtig, gerade in der Wintermessung. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

Futterqualität beurteilen - Reserven auf dem Grünland erschließen. 10. Seminar Futterproduktion

Futterqualität beurteilen - Reserven auf dem Grünland erschließen. 10. Seminar Futterproduktion 10. Seminar Futterproduktion Futterqualität beurteilen - Reserven auf dem Grünland erschließen Dr. Heidi Jänicke Institut für Tierproduktion Dummerstorf 2. März 2016 Futterqualität - Merkmalskomplex Sensorik

Mehr

Kleegrassilagen in Ökobetrieben Futterwert, Mineralstoffgehalt und Gärqualität

Kleegrassilagen in Ökobetrieben Futterwert, Mineralstoffgehalt und Gärqualität Kleegrassilagen in Ökobetrieben Futterwert, Mineralstoffgehalt und Gärqualität Fragestellungen: Wie hoch sind die Mineralstoff- und Spurenelementgehalte? Welcher Futterwert und welche Gärqualität wurden

Mehr

Grünland für die Milchproduktion effektiver nutzen?

Grünland für die Milchproduktion effektiver nutzen? 17. Raminer Futterbautag Grünland für die Milchproduktion effektiver nutzen? Dr. Heidi Jänicke Institut für Tierproduktion Dummerstorf 12. Oktober 2016 Grünland für die Milchproduktion Mit verschiedenen

Mehr

Maissilage 2009 geht s noch besser? Die Maissilageernte 2009 zeigte eine gute Qualität. Bei sehr hoch gewachsenen Beständen führte dies aber

Maissilage 2009 geht s noch besser? Die Maissilageernte 2009 zeigte eine gute Qualität. Bei sehr hoch gewachsenen Beständen führte dies aber Maissilage 2009 geht s noch besser? Die Maissilageernte 2009 zeigte eine gute Qualität. Bei sehr hoch gewachsenen Beständen führte dies aber teilweise zu mehr Masse auf Kosten von Energie. Der Silomais

Mehr

Grassilagen 2016: Große Qualitätsschwankungen

Grassilagen 2016: Große Qualitätsschwankungen Grassilagen 2016: Große Qualitätsschwankungen Dr. Jürgen Weiß, Kassel Dieses Jahr war durch sehr unterschiedliche regionale Witterungsverhältnisse geprägt, was sich auch auf die Grassilagequalitäten ausgewirkt

Mehr

Grassilagen 2013 deutliche Unterschiede zu den Vorjahren

Grassilagen 2013 deutliche Unterschiede zu den Vorjahren 1 Grassilagen 2013 deutliche Unterschiede zu den Vorjahren Rund 2800 Futterproben vom ersten und 1800 Proben von Folgeschnitten zeigen große Unterschiede nicht nur zwischen oberen und unteren n, sondern

Mehr

2012 mit guter Grassilage Kraftfutter sparen

2012 mit guter Grassilage Kraftfutter sparen 1 2012 mit guter Grassilage Kraftfutter sparen Auch 2012 wurden wieder gute Grassilage-Qualitäten erreicht; allerdings nicht in allen Teilen Bayerns. Rund 2300 Proben aus dem ersten und 2100 Proben aus

Mehr

Energiegehalt und Einflussgrößen der Energieschätzgleichung für Grassilagen

Energiegehalt und Einflussgrößen der Energieschätzgleichung für Grassilagen Energiegehalt und Einflussgrößen der Energieschätzgleichung für Grassilagen Neuerung: Ab 2008 wurde bei der LUFA NRW eine neue Energieschätzgleichung für Grassilagen eingesetzt. Neben Rohasche und Rohprotein

Mehr

Prüfung von Rapsextraktionsschrot

Prüfung von Rapsextraktionsschrot Prüfung von Rapsextraktionsschrot In den DLG-Futterwerttabellen für Wiederkäuer werden beim Rapsextraktionsschrot unterschiedliche Qualitäten aufgeführt. Unterschieden wird in 00-Qualitäten und in alte

Mehr

14. Raminer Futterbautag 9. Oktober 2013 Passende Silagen gezielt erzeugen

14. Raminer Futterbautag 9. Oktober 2013 Passende Silagen gezielt erzeugen 14. Raminer Futterbautag 9. Oktober 2013 Bernd Losand Mittelwerte sind nur Mittelwerte auch in diesem Jahr! - Untersuchungsergebnisse der LUFA Rostock - Kennwert Einheit 2012 2013 1 S. 2012 1.Schnitt von

Mehr

Grassilagen 2017: Trotz schwieriger Witterungsbedingungen zufriedenstellende Qualitäten

Grassilagen 2017: Trotz schwieriger Witterungsbedingungen zufriedenstellende Qualitäten Grassilagen 2017: Trotz schwieriger Witterungsbedingungen zufriedenstellende Qualitäten Dr. Jürgen Weiß, Kassel Berater und Praktiker sind sich einig: Hohe Milchleistungen sind nur auf der Basis bester

Mehr

Maissilage 2017 Energie aus dem Grobfutter!

Maissilage 2017 Energie aus dem Grobfutter! Maissilage 2017 Energie aus dem Grobfutter! Die Auswertung der ersten 1200 am LKV-Labor in Grub untersuchten Proben der Maissilage 2017 zeigt hohe Fett-, Zucker- und Stärkegehalte. Die diesjährige Maissilage

Mehr

Untersuchungsbericht zur energetischen Grundfutterbewertung in Thüringen mit neuen Schätzgleichungen

Untersuchungsbericht zur energetischen Grundfutterbewertung in Thüringen mit neuen Schätzgleichungen Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Untersuchungsbericht zur energetischen Grundfutterbewertung in Thüringen mit neuen Schätzgleichungen Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und

Mehr

Grundfutter hat höchste Bedeutung in der Milchviehfütterung

Grundfutter hat höchste Bedeutung in der Milchviehfütterung Grundfutter hat höchste Bedeutung in der Milchviehfütterung Eigenbestandsbesamertagung Ing. Mag. (FH) Peter Frank Fachbereich Tier, Feld, Bio Übersicht Grassilage und Heuqualität in Tirol 2015 Wo liegen

Mehr

35,9 34,4 34,9 35, Rohprotein 7,8 (% der T) (4,2-13,8) 7,3 8,0 7,7 8,1 < 9 nxp 135 (g/kg T) ( )

35,9 34,4 34,9 35, Rohprotein 7,8 (% der T) (4,2-13,8) 7,3 8,0 7,7 8,1 < 9 nxp 135 (g/kg T) ( ) Auswertung zu den Maissilagequalitäten 2015 Maissilage stellt in vielen rindviehhaltenden Betrieben neben Grassilage das wichtigste Grundfutter für die Fütterung dar. Allgemein weist Maissilage einen höheren

Mehr

Grobfutterqualität: Bedeutung, Anforderungen, Folgerungen

Grobfutterqualität: Bedeutung, Anforderungen, Folgerungen DLG Grünlandtag 2007; Arnstadt Grobfutterqualität: t: Bedeutung, Anforderungen, Folgerungen Dr. Martin Pries Referent für Wiederkäuerfütterung Zukaufspreise, lose frei Hof ab 3 t, in Euro/t, Region Westfalen-Lippe

Mehr

Futterwert der Gras- und Maissilagen Der Grobfutterindex Der Kornzerkleinerungsgrad (CSPS)

Futterwert der Gras- und Maissilagen Der Grobfutterindex Der Kornzerkleinerungsgrad (CSPS) Futterwert der Gras- und Maissilagen Der Grobfutterindex Der Kornzerkleinerungsgrad (CSPS) Dr. Wolfram Richardt, 16. Oktober 2018 19.10.2018 wolfram.richardt@lks-mbh.com 1 Mögliche Folgen von Trockenheitsschäden

Mehr

Geprüfte Milchleistungsfutter

Geprüfte Milchleistungsfutter Riswicker Ergebnisse: Energetische Futterwertprüfung, Jahresüberblick 2011 1 Übersicht 1: Geprüfte Futter in 2011 Anzahl Handelsfuttermittel Mischfutter für Kühe (52) und Schafe (4) 56 Futter aus RiswickerVersuchen

Mehr

Grünprodukte 2011 - Luzerne bringt gute Eiweißergebnisse

Grünprodukte 2011 - Luzerne bringt gute Eiweißergebnisse 1 Grünprodukte 2011 - Luzerne bringt gute Eiweißergebnisse Im Erntejahr 2011 wurden bis Ende Oktober aus Bayern rund 280 Proben von Kleegras-, Luzerne-, Luzernegrassilagen, Heu- und Graskobs zur Untersuchung

Mehr

Festulolium in Ansaatmischungen für Grünland

Festulolium in Ansaatmischungen für Grünland Festulolium in Ansaatmischungen für Grünland H. Jänicke 1, H. Czyz 2, T. Kitczak 2, M. Bury 2 und A. Sarnowski 2 1 Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern, Institut

Mehr

Mais in der Rinderfütterung

Mais in der Rinderfütterung Seite 1 von 9 Mais in der Rinderfütterung Aufgabe 1 Fügen Sie in der Darstellung zur Verdaulichkeit der Maispflanze die folgenden, fehlenden Angaben an der richtigen Stelle ein: Restpflanze, Spindel, Blatt,

Mehr

Projekt Futterwert von High Sugar Gras Laufzeit: Martin Pries, Clara Berendonk, Klaus Hünting, Silke Beintmann, Claudia Verhülsdonk

Projekt Futterwert von High Sugar Gras Laufzeit: Martin Pries, Clara Berendonk, Klaus Hünting, Silke Beintmann, Claudia Verhülsdonk Projekt Futterwert von High Sugar Gras Laufzeit: 2007-2012 Martin Pries, Clara Berendonk, Klaus Hünting, Silke Beintmann, Claudia Verhülsdonk Fokus Riswick 2011 Hypothese: High Sugar Gras ist wegen des

Mehr

Ansprüche der Milchviehhaltung an das Grundfutter vom Grünland

Ansprüche der Milchviehhaltung an das Grundfutter vom Grünland 22. Allgäuer Grünlandtag, 11.07.2008 Ansprüche der Milchviehhaltung an das Grundfutter vom Grünland Dr. Hubert Spiekers LfL, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Grub Grünland für Milchkühe

Mehr

Silohirseversuche 2015 und 2016

Silohirseversuche 2015 und 2016 Silohirseversuche 2 und 216 Versuchsziel: In den letzten Jahren verursachte der westliche Maiswurzelbohrer nicht nur bei Körnermais sondern in den kühleren Regionen der Steiermark auch beim Silomais zum

Mehr

Auswertung zu den Grassilagequalitäten 2015

Auswertung zu den Grassilagequalitäten 2015 Auswertung zu den Grassilagequalitäten 2015 Die Grassilage ist neben der Maissilage das wichtigste Grundfutter in der Rindviehhaltung. Aus ökonomischen und physiologischen Gründen wird eine möglichst hohe

Mehr

Grundfutteranalysen verstehen

Grundfutteranalysen verstehen Grundfutteranalysen verstehen Grassilage, Maissilage, Heu Beratungsstelle Rinderproduktion Stand: 2016-10 Inhaltsverzeichnis Futtermittel untersuchen lassen... 3 Grassilage und Kleegrassilage... 4 Maissilage...

Mehr

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft. Maissilage 2018 die Spannweite ist groß

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft. Maissilage 2018 die Spannweite ist groß Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Maissilage 2018 die Spannweite ist groß 21.11.2018 Die Auswertung der ersten knapp 2500 im LKV-Labor Grub untersuchten

Mehr

Mineralstoffgehalte in Silagen Michael Egert LUFA Nord-West, Institut für Futtermittel, Oldenburg

Mineralstoffgehalte in Silagen Michael Egert LUFA Nord-West, Institut für Futtermittel, Oldenburg Mineralstoffgehalte in Silagen Michael Egert LUFA Nord-West, Institut für Futtermittel, Oldenburg Einleitung Die Grassilage ist neben der Maissilage das wichtigste Grundfutter in der Rindviehhaltung. Aus

Mehr

Silohirse - Sortenversuche Hafendorf

Silohirse - Sortenversuche Hafendorf Silohirse - Sortenversuche Hafendorf 216-217 Versuchsziel: In den letzten Jahren verursachte der westliche Maiswurzelbohrer nicht nur bei Körnermais sondern in den kühleren Regionen der Steiermark auch

Mehr

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Viel Eiweiß und wenig Verschmutzung! 23.10.2018 Gut 400 Futterproben von Kleegrassilagen, Grascobs, Heu, Luzerne-

Mehr

Welche Faktoren sind für die Qualität unserer Grassilagen entscheidend?

Welche Faktoren sind für die Qualität unserer Grassilagen entscheidend? Welche Faktoren sind für die Qualität unserer Grassilagen entscheidend? Prof. Dr. F. Weißbach Elmenhorst Qualitätsanforderungen Grassilagen müssen: Für den jeweiligen Verwendungszweck ausreichend hohe

Mehr

Rohfaser ADF org Zucker ME NEL Ca P % g/kg TM MJ/kg TM g/kg TM MW 91,3 88,7 106,7-3,0 298,7 370,0 95,5 8,5 4,9 6,8 1,9

Rohfaser ADF org Zucker ME NEL Ca P % g/kg TM MJ/kg TM g/kg TM MW 91,3 88,7 106,7-3,0 298,7 370,0 95,5 8,5 4,9 6,8 1,9 Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) - Rinderhaltung Aulendorf- Fütterung von Hochleistungskühen mit FFH-Grünland

Mehr

Schätzung des Energiegehaltes in Grasprodukten Bericht zum Stand neuer Ableitungen

Schätzung des Energiegehaltes in Grasprodukten Bericht zum Stand neuer Ableitungen Schätzung des Energiegehaltes in Grasprodukten Bericht zum Stand neuer Ableitungen B. Losand 1, M. Pries 2, Annette Menke 2, E. Tholen 3,L. Gruber 4, F. Hertwig 5, T. Jilg 6, H. Kluth 7, H. Spiekers 8,

Mehr

Ertrag und Qualität vom Grünland. Wie? 14. Raminer Futterbautag. Einflussfaktoren auf

Ertrag und Qualität vom Grünland. Wie? 14. Raminer Futterbautag. Einflussfaktoren auf 14. Raminer Futterbautag Ertrag und Qualität vom Grünland Wie? Dr. Heidi Jänicke Institut für Tierproduktion Dummerstorf 9. Oktober 2013 Einflussfaktoren auf Ertrag und Qualität vom Grünland Witterung

Mehr

Gärqualität von Grassilage über die Düngung beeinflussen?

Gärqualität von Grassilage über die Düngung beeinflussen? Gärqualität von Grassilage über die Düngung beeinflussen? Am Niederrhein gewinnt Ammoniumsulfat-Lösung (ASL) als Stickstoffdünger nicht nur für Getreide, sondern vermehrt auch für Grünlandflächen zunehmend

Mehr

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen mit Landwirtschaftsschule Fachzentrum Rinderhaltung Pfarrkirchen Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018 Ausgabe 04. Mai 2018 Der erste Schnitt

Mehr

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen mit Landwirtschaftsschule Fachzentrum Rinderhaltung Pfarrkirchen Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2018 Ausgabe 09. Mai 2018 Da staubt s! Aber

Mehr

Topsilagen kein Hexenwerk! Dr. Sabine Rahn

Topsilagen kein Hexenwerk! Dr. Sabine Rahn Topsilagen kein Hexenwerk! Dr. Sabine Rahn Bausteine für eine hohe Milch- / Mastleistung Milchleistung LWK Niedersachsen Seite 2 Diskutiert wird oft nur über die Spitze des Eisberges. Nur war das nicht

Mehr

11. Seminar Futterproduktion

11. Seminar Futterproduktion 11. Seminar Futterproduktion 2. März 2017 in Todendorf Anforderungen an Ernte und Silierung von Silomais für eine optimale Fütterungswirkung Bernd Losand Einflussgrößen auf die Ernte- und Konservierungsentscheidungen

Mehr

Mehr Protein von der eigenen Fläche ernten

Mehr Protein von der eigenen Fläche ernten Mehr Protein von der eigenen Fläche ernten Seit Jahren werden am DLR Eifel zentral für Rheinland-Pfalz und das Saarland die Grundfutterqualitäten ausgewertet. Das Ergebnis: die Energiegehalte in den Grassilagen

Mehr

Thüringer Landesanstalt. für Landwirtschaft, Standpunkt. zur. Silagequalität. Thüringer Ministerium. Naturschutz und Umwelt

Thüringer Landesanstalt. für Landwirtschaft, Standpunkt. zur. Silagequalität. Thüringer Ministerium. Naturschutz und Umwelt Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Standpunkt zur Silagequalität Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt Besuchen Sie uns auch im Internet: www.tll.de/ainfo Impressum 1.

Mehr

Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im 1. Aufwuchs 2011 von Dauergrünland und Ackergras

Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im 1. Aufwuchs 2011 von Dauergrünland und Ackergras Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im. Aufwuchs 20 von Dauergrünland und Ackergras Bearbeitung: Dr. Clara Berendonk Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Landwirtschaftszentrum Haus Riswick -

Mehr

Qualitätsfutter aus Gras. Hinweise zur Grünlandbewirtschaftung

Qualitätsfutter aus Gras. Hinweise zur Grünlandbewirtschaftung Qualitätsfutter aus Gras Hinweise zur Grünlandbewirtschaftung Erhaltung von Dauergrünland in Sachsen - Anhalt Veränderung des Dauergrünlandanteils an der LN DGL ha LN ha DGL-Anteil % Veränderung % 2003

Mehr

Mais kann auch mit Zuckerrübe - Mischsilierung von Silomais und Zuckerrüben, Verfahrensbeschreibung und Futterwert

Mais kann auch mit Zuckerrübe - Mischsilierung von Silomais und Zuckerrüben, Verfahrensbeschreibung und Futterwert Mais kann auch mit Zuckerrübe - Mischsilierung von Silomais und Zuckerrüben, Verfahrensbeschreibung und Futterwert Fotos: Priepke Antje Priepke, Bernd Losand, Jana Harms 16. Dummerstorfer Seminar Futter

Mehr

Beurteilung von Futterqualitätskenngrößen und deren Verbesserungsansätze Gliederung:

Beurteilung von Futterqualitätskenngrößen und deren Verbesserungsansätze Gliederung: Beurteilung von Futterqualitätskenngrößen und deren Verbesserungsansätze Gliederung: Futterwert 1 Trockenmassegehalt o Grassilage. 2 o Maissilage. 3 Rohproteingehalt o Grassilage. 4 o Maissilage. 4 Rohfasergehalt

Mehr

Silierung von Sojabohnen-GPS Wolkertshofen, den

Silierung von Sojabohnen-GPS Wolkertshofen, den Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Silierung von Sojabohnen-GPS Wolkertshofen, den 12.09.2017 1Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft 2Abteilung Qualitätssicherung und Untersuchungswesen

Mehr

Wie viel Energie steckt im Rapskuchen?

Wie viel Energie steckt im Rapskuchen? Wie viel Energie steckt im Rapskuchen? Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick wurde in Zusammenarbeit mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, Hofgut Neumühle und dem DLR Westpfalz eine Verdaulichkeitsmessung

Mehr

Vergleichender Mischfuttertest 85/2017. Milchleistungsfutter II, III und IV. Rindermastfutter II. Oktober bis Dezember 2017 aus den Regionen

Vergleichender Mischfuttertest 85/2017. Milchleistungsfutter II, III und IV. Rindermastfutter II. Oktober bis Dezember 2017 aus den Regionen Vergleichender Mischfuttertest 85/2017 Milchleistungsfutter II, III und IV Rindermastfutter II Oktober bis Dezember 2017 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Tabelle A: Prüfung der Inhaltstoffe

Mehr

Tierphysiologische Anforderungen an die Silagequalität

Tierphysiologische Anforderungen an die Silagequalität Tierphysiologische Anforderungen an die Silagequalität (nutrional requirements in silage quality) Dr. agr. H. Spiekers, LfL, Institut für Tiernährung und Futterwirtschaft, Grub Kurzfassung: Die Anforderungen

Mehr

Fütterung von Hochleistungskühen unter ökologischen Bedingungen. Silke Dunkel Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft

Fütterung von Hochleistungskühen unter ökologischen Bedingungen. Silke Dunkel Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Fütterung von Hochleistungskühen unter ökologischen Bedingungen Silke Dunkel Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft ÖKO-Verordnung Verordnung (EWG) NR. 2092/91 des Rates vom 2. Juni 1991 über den ökologischen

Mehr

Energiegehalte in den Grassilagen stagnieren, Proteingehalte sinken

Energiegehalte in den Grassilagen stagnieren, Proteingehalte sinken Energiegehalte in den Grassilagen stagnieren, Proteingehalte sinken Dr. Thomas Priesmann, DLR Eifel, email: thomas.priesmann@dlr.rlp.de Dr. Thomas Priesmann und Raimund Fisch vom DLR Eifel erläutern den

Mehr

Neue Bewertung von Gras- und Maisprodukten. Bernd Losand und Frank Hertwig

Neue Bewertung von Gras- und Maisprodukten. Bernd Losand und Frank Hertwig Neue Bewertung von Gras- und Maisprodukten Bernd Losand und Frank Hertwig Warum neue Energieschätzgleichungen? 1 Grobfutter (Gras- und Silomais) Kritik an der Rohfaser als Beschreiber der Gerüstsubstanzen

Mehr

Tabelle 1: Erhaltungsbedarf und Leistungsbedarf der Milchkühe. Lebendgewicht Rohproteinbedarf je Tag Energiebedarf je Tag

Tabelle 1: Erhaltungsbedarf und Leistungsbedarf der Milchkühe. Lebendgewicht Rohproteinbedarf je Tag Energiebedarf je Tag Mit MILLIWIN eine erfolgreiche Milchviehfütterung möglich machen Für eine erfolgreiche Milchviehfütterung sind Rationsberechnungen die Basis, um langfristig hohe Milchleistungen bei Aufrechterhaltung von

Mehr

,1 26,9 3, ,1 28,5 3, ,3 33,2 3, ,6 33,1 3,6 Mittelwert ,8 30,4 3,5

,1 26,9 3, ,1 28,5 3, ,3 33,2 3, ,6 33,1 3,6 Mittelwert ,8 30,4 3,5 Bestimmung der Verdaulichkeit von Mischrationen bei variierendem Ernährungsniveau 1 Tabelle 1: Zusammensetzung der TMR Komponenten Anteil, % bezogen auf TM Grassilage, 7B, 2004 45,0 Maissilage 2S, 2004

Mehr

Rohfasergehalte auf tiefem Niveau, Ackergras abgeerntet

Rohfasergehalte auf tiefem Niveau, Ackergras abgeerntet Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 3. Mitteilung Rohfasergehalte auf tiefem Niveau, Ackergras abgeerntet In der Woche zum Zeitpunkt der Probenahme am 04. Mai herrschten weiterhin niedrige Temperaturen,

Mehr

8 Sicherheit der Analysenqualität bei Gras- und Maissilage

8 Sicherheit der Analysenqualität bei Gras- und Maissilage 8 Sicherheit der Analysenqualität bei Gras- und Maissilage H. Spiekers 1, M. Pries 2, T. Ettle 1, J. Danier 3, H. Schenkel 4 1 Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung und

Mehr

Saisonale Nährstoffdynamik und. Veränderung der Futterqualität. auf einem Kalkmagerrasen. Heidi Weber

Saisonale Nährstoffdynamik und. Veränderung der Futterqualität. auf einem Kalkmagerrasen. Heidi Weber Saisonale Nährstoffdynamik und Veränderung der Futterqualität auf einem Kalkmagerrasen Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsökologie Heidi Weber Mai 2009 I Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut

Mehr

Ertragszuwächse und Ernte in Sichtweite

Ertragszuwächse und Ernte in Sichtweite 07.05.18 Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2018. Mitteilung Ertragszuwächse und Ernte in Sichtweite Um Milchvieh in einer grasbetonten Ration leistungsgerecht zu versorgen, werden in den Grasaufwüchsen

Mehr

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2017

Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2017 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen mit Landwirtschaftsschule Fachzentrum Rinderhaltung Pfarrkirchen Info-Brief Trendreport 1. Schnitt 2017 Ausgabe April 2017 Der erste Weidelgrasschnitt

Mehr

Mais in der Rinderfütterung

Mais in der Rinderfütterung Seite 1 von 10 Mais in der Rinderfütterung Aufgabe 1 Fügen Sie in der Darstellung zur Verdaulichkeit der Maispfl anze die folgenden, fehlenden Angaben an der richtigen Stelle ein: Restpflanze, Spindel,

Mehr

Reifeprüfung Grünland, erster Schnitt, siebte und letzte Mitteilung Ernte abgeschlossen, auch Heu eingefahren

Reifeprüfung Grünland, erster Schnitt, siebte und letzte Mitteilung Ernte abgeschlossen, auch Heu eingefahren Reifeprüfung Grünland, erster Schnitt, siebte und letzte Mitteilung Ernte abgeschlossen, auch Heu eingefahren Da die Grasernte bereits in der Vorwoche zum Großteil abgeschlossen war und teilweise bereits

Mehr

Futterwert-Untersuchung Grassilage Mineralstoffe 1 Schnitt

Futterwert-Untersuchung Grassilage Mineralstoffe 1 Schnitt Futterwert-Untersuchung Grassilage Mineralstoffe 1 Schnitt Binnenhaven 5 NL - 6709 PD Wageningen T Probenahme: Jan van Leeuwen: T Kundenservice: +49 (0)700 00 00 2544 F +31 (0)88 876 1011 E kundenservice@blgg.agroxpertus.de

Mehr

Futterqualität und Ertrag von extensiv bewirtschaftetem Grünland

Futterqualität und Ertrag von extensiv bewirtschaftetem Grünland Futterqualität und Ertrag von extensiv bewirtschaftetem Grünland Dr. Frank Hertwig und Dr. Reinhard Priebe Brandenburg Referat 43, Ackerbau und Grünland 14641 Paulinenaue 3.11.29 Anwendungsumfang der Maßnahmen

Mehr

Biogas aus Gras wir stehen noch am Anfang

Biogas aus Gras wir stehen noch am Anfang Biogas aus Gras wir stehen noch am Anfang Dr. Antje Priepke und Dr. Heidi Jänicke, LFA MV, IfT Dummerstorf, 7. Seminar Futterproduktion 1. März 2012 Hintergrund Mais = bedeutsamste Biogaskultur zunehmend

Mehr

Rindermastfutter II aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen

Rindermastfutter II aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen 09/013 Rindermastfutter II aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen J. Wegner und Dr. K.-H. Grünewald Rindermastmischfutter werden als Ergänzungsfutter für unterschiedliche Grundfutterrationen

Mehr

Sekundärwand Zellumen

Sekundärwand Zellumen Kohlenhydrate Kohlenhydrate in Pressschnitzeln Pressschnitzel bestehen überwiegend aus den Zellwand- oder Gerüstkohlenhydraten Pektin, Hemicellulose und Cellulose, wobei die anteilig jeweils etwas ein

Mehr

Starkes Nord-Süd-Gefälle beim Graswachstum

Starkes Nord-Süd-Gefälle beim Graswachstum Reifeprüfung Grünland 1. Schnitt 2014 1. Mitteilung Starkes Nord-Süd-Gefälle beim Graswachstum Die Wirtschaftlichkeit der Rindviehhaltung wird ganz wesentlich von der Qualität des Grundfutters bestimmt.

Mehr

Gras- und Maissilage die Essentials

Gras- und Maissilage die Essentials HHH-Workshop 7. April 2016 Beurteilung von Milchviehrationen Futtermittel & Co Gras- und Maissilage die Essentials Maren Feldmann Klinik für Rinder Tierärztliche Hochschule Hannover Rindergesundheitsdienst

Mehr

Erläuterungen zur Bewertung von Rinderfutter

Erläuterungen zur Bewertung von Rinderfutter Erläuterungen zur Bewertung von Rinderfutter In die Prüfung einbezogen werden Milchleistungsfutter, Rindermastfutter bzw. Kälberaufzuchtfutter unterschiedlicher Typen. Eine grobe Gliederung der Futter

Mehr

Spitzenqualität nur bei frühem Schnitt Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im 1. Aufwuchs von Dauergrünland und Feldfutter 2006

Spitzenqualität nur bei frühem Schnitt Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im 1. Aufwuchs von Dauergrünland und Feldfutter 2006 Spitzenqualität nur bei frühem Schnitt Hinweise zur Ermittlung der Schnittreife im. Aufwuchs von Dauergrünland und Feldfutter 2006 Bearbeitung: Dr. Clara Berendonk, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Mehr

Untersuchungen zum Einsatz von Siliermitteln zur Erhöhung der aeroben Stabilität von Pressschnitzelsilagen

Untersuchungen zum Einsatz von Siliermitteln zur Erhöhung der aeroben Stabilität von Pressschnitzelsilagen Untersuchungen zum Einsatz von Siliermitteln zur Erhöhung der aeroben Stabilität von Pressschnitzelsilagen H. Scholz,, Bernburg T. Engelhard, L. Helm, G. Andert, LLFG Iden S. Winter, N. Kuhlmann, LLFG

Mehr

Vergleichender Mischfuttertest Nr. 6 3 /15 Milchleistungsfutter I, II, III und IV aus B ayern und Baden- Württemberg

Vergleichender Mischfuttertest Nr. 6 3 /15 Milchleistungsfutter I, II, III und IV aus B ayern und Baden- Württemberg Vergleichender Mischfuttertest Nr. 6 3 /15 Milchleistungsfutter I, II, III und IV aus B ayern und Baden- Württemberg Der Verein Futtermitteltest (VFT), eine gemeinsame Einrichtung der Bauernverbände, der

Mehr

Nährwerte und Konservierung von Powermaissilage

Nährwerte und Konservierung von Powermaissilage Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope Nährwerte und Konservierung von silage Yves Arrigo Ueli Wyss 28. September 2016 www.agroscope.ch I gutes Essen, gesunde Umwelt

Mehr

Vergleichender Mischfuttertest 31/2016. Milchleistungsfutter II, III und IV. April bis Juni 2016 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland

Vergleichender Mischfuttertest 31/2016. Milchleistungsfutter II, III und IV. April bis Juni 2016 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Vergleichender Mischfuttertest 31/2016 Milchleistungsfutter II, III und IV April bis Juni 2016 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Tabelle A: Prüfung der Inhaltstoffe und Einhaltung der

Mehr

Wissenschaftstagung der LfL Agrarforschung hat Zukunft Arbeitskreis 4: Grünland effizient und nachhaltig bewirtschaften

Wissenschaftstagung der LfL Agrarforschung hat Zukunft Arbeitskreis 4: Grünland effizient und nachhaltig bewirtschaften Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Wissenschaftstagung der LfL Agrarforschung hat Zukunft Arbeitskreis 4: Grünland effizient und nachhaltig bewirtschaften Effiziente Futterwirtschaft auf Betriebsebene

Mehr

Einfluss pflanzenbaulicher Maßnahmen auf den Ertrag und den Futterwert von Silomais

Einfluss pflanzenbaulicher Maßnahmen auf den Ertrag und den Futterwert von Silomais Einfluss pflanzenbaulicher Maßnahmen auf den Ertrag und den Futterwert von Silomais DAI K.-H. Wellenbrock, Dr. F. Hertwig Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Referat Ackerbau

Mehr

Getreidequalitäten 2017

Getreidequalitäten 2017 Getreidequalitäten 2017 Dr. Jürgen Weiß, Kassel Laut Statistik ist der hofeigene Getreideeinsatz im Wirtschaftsjahr 2015/16 mit 14,7 Millionen Tonnen auf 58 % der Gesamtverfütterung von Getreide angestiegen.

Mehr

Sinn und Nutzen von Futtermitteluntersuchungen Analysemöglichkeiten im Futtermittellabor Rosenau der Landwirtschaftskammer Niederösterreich

Sinn und Nutzen von Futtermitteluntersuchungen Analysemöglichkeiten im Futtermittellabor Rosenau der Landwirtschaftskammer Niederösterreich Sinn und Nutzen von Futtermitteluntersuchungen Analysemöglichkeiten im Futtermittellabor Rosenau der Landwirtschaftskammer Niederösterreich Laborleiter DI Gerald Stögmüller Inhalt Herausforderungen in

Mehr

Erfahrungen mit dem Einsatz von Luzerne in der Milchviehfütterung. Jules Vermunt Berghof GbR Wölferlingen (Westerwald)

Erfahrungen mit dem Einsatz von Luzerne in der Milchviehfütterung. Jules Vermunt Berghof GbR Wölferlingen (Westerwald) Erfahrungen mit dem Einsatz von Luzerne in der Milchviehfütterung Jules Vermunt Berghof GbR Wölferlingen (Westerwald) Gliederung Persönliche Vorstellung Vorstellung Betrieb Fütterung Milchkühe Luzerneanbau

Mehr

Tipps für Herstellung von Top Silage, Silagebeurteilung, Häufige Probleme und deren Ursachen

Tipps für Herstellung von Top Silage, Silagebeurteilung, Häufige Probleme und deren Ursachen Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope Tipps für Herstellung von Top Silage, Silagebeurteilung, Häufige Probleme und deren Ursachen Ueli Wyss Silierstrategien für

Mehr

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft 15.07.2015 Versuchsbericht über die Prüfung zum Einfluss der Umgebungstemperatur auf die Gärqualität und aerobe

Mehr

Höchste Grundfutterqualität ist kein Kinderspiel jedoch lohnenswert! Inhalt

Höchste Grundfutterqualität ist kein Kinderspiel jedoch lohnenswert! Inhalt Höchste Grundfutterqualität ist kein Kinderspiel jedoch lohnenswert! BLGG AgroXpertus Karen Oerlemans Inhalt BLGG AgroXpertus Proteinbeurteilung Zellwände Energiebeurteilung Silagemanager 1 BLGG AgroXpertus

Mehr

Erhaltung von leistungsstarken Grünlandbeständen

Erhaltung von leistungsstarken Grünlandbeständen Erhaltung von leistungsstarken Grünlandbeständen Probleme auf dem Grünland Niedrige Erträge Futterqualität Energiedichte zu gering! Narbenzusammensetzung unbefriedigend Vorgehensweise zur Grünlandverbesserung?

Mehr

Vergleichender Mischfuttertest 02/2018. Milchleistungsfutter II, III und IV. Januar bis März 2018 aus den Regionen

Vergleichender Mischfuttertest 02/2018. Milchleistungsfutter II, III und IV. Januar bis März 2018 aus den Regionen Vergleichender Mischfuttertest 02/2018 Milchleistungsfutter II, III und IV Januar bis März 2018 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Tabelle A: Prüfung der Inhaltsstoffe und Einhaltung

Mehr

Beim BM Euroline 12/16 pell. von Ceravis Karstädt und beim 20/4 Robot M pell. Der Ceravis Rendsburg wurden Energieüberschreitungen mit 7,8 statt 7,4

Beim BM Euroline 12/16 pell. von Ceravis Karstädt und beim 20/4 Robot M pell. Der Ceravis Rendsburg wurden Energieüberschreitungen mit 7,8 statt 7,4 V e r g l e i c h e n d e r M i s c h f u t t e r t e s t N r. 5 9 / 1 7 M i l c h l e i s t u n g s f u t t e r I, I I, I I I u n d I V a u s M e c k l e n b u r g - V o r p o m m e r n u n d B r a n

Mehr

sicherlich nicht außer Acht gelassen werden sollten. Bei einer realistischen Deklaration hätte der Landwirt gegebenenfalls die Möglichkeit, die

sicherlich nicht außer Acht gelassen werden sollten. Bei einer realistischen Deklaration hätte der Landwirt gegebenenfalls die Möglichkeit, die V e r g l e i c h e n d e r M i s c h f u t t e r t e s t N r. 3 1 / 1 7 M i l c h l e i s t u n g s f u t t e r I I, I I I u n d I V R i n d e r m a s t f u t t e r I I a u s M e c k l e n b u r g - V

Mehr

Berechnung der Weideleistung

Berechnung der Weideleistung Berechnung der Weideleistung Bearbeitung: Dr. Clara Berendonk und Anne Verhoeven Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick Elsenpaß 5, 47533 Kleve

Mehr

Vergleichender Mischfuttertest 91/2016. Milchleistungsfutter II, III und IV. Rindermastfutter II. Oktober bis Dezember 2016 aus den Regionen

Vergleichender Mischfuttertest 91/2016. Milchleistungsfutter II, III und IV. Rindermastfutter II. Oktober bis Dezember 2016 aus den Regionen Vergleichender Mischfuttertest 91/2016 Milchleistungsfutter II, III und IV Rindermastfutter II Oktober bis Dezember 2016 aus den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland Tabelle A: Prüfung der Inhaltstoffe

Mehr

Soja-Tagung Soja im Spannungsfeld von Anbau, Politik und Wirtschaft

Soja-Tagung Soja im Spannungsfeld von Anbau, Politik und Wirtschaft Soja im Spannungsfeld von Anbau, Politik und Wirtschaft - Beachtenswertes beim Einsatz betriebseigener Leguminosen in der Geflügelfütterung- Rastatt, den 7.12.2017 Grundlagen zu den Ansprüchen an die Nährstoffversorgung

Mehr

Futterwert 2005 von Weizen, Gerste und Triticale Dr. H. Lindermayer, LfL- ITE 2

Futterwert 2005 von Weizen, Gerste und Triticale Dr. H. Lindermayer, LfL- ITE 2 Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft ITE 2 - Schweinefütterung 06.12.2005 Futterwert 2005 von Weizen, Gerste und Triticale Dr. H. Lindermayer, LfL- ITE 2 Die

Mehr

Nachhaltige Landwirtschaft mit. Ihre landwirtschaftliche Genossenschaft für Tierzucht und Beratung in Lux

Nachhaltige Landwirtschaft mit. Ihre landwirtschaftliche Genossenschaft für Tierzucht und Beratung in Lux Nachhaltige Landwirtschaft mit Ihre landwirtschaftliche Genossenschaft für Tierzucht und Beratung in Luxemburg ibtes Ertrags-undQualitätsunterschiedeaufGrundder Düngung? GrundfutteranalysenimLAKU-Gebiet

Mehr

Grundbegriffe des Futterwertes

Grundbegriffe des Futterwertes Grundbegriffe des Futterwertes Grundbegriffe des Futterwertes Um die Fütterung optimal gestalten zu können, sind folgende Voraussetzungen notwendig: Kenntnisse über die Verdaulichkeit des Futters Kenntnisse

Mehr

MUTTERKUH und KALB. Fütterung. Beratungsstelle für Rinderproduktion OÖ

MUTTERKUH und KALB. Fütterung. Beratungsstelle für Rinderproduktion OÖ MUTTERKUH und KALB Fütterung Beratungsstelle für Rinderproduktion OÖ Fütterung der Mutterkuh In der Mutterkuhhaltung ist es wichtig, dass die Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommt. Im Rahmen einer entsprechenden

Mehr

Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt Mitteilung. Ackergras abgeerntet

Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt Mitteilung. Ackergras abgeerntet 14.05.18 Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2018 4. Mitteilung Ackergras abgeerntet Mit dieser Ausgabe enden die Meldungen für das Ackergras. Nicht nur vor Mais, sondern landesweit ist der 1. Schnitt im

Mehr

Innovationsforschung zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung Schätzung des Proteinwertes von Getreideschlempen europäischer Herkunft

Innovationsforschung zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung Schätzung des Proteinwertes von Getreideschlempen europäischer Herkunft Innovationsforschung zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung Schätzung des Proteinwertes von Getreideschlempen europäischer Herkunft Christian Böttger, Karl-Heinz Südekum Universität Bonn Hohenheim,

Mehr

Ein Verfahren zur Auswertung von Verdauungsversuchen mit Beifutter am Beispiel von Getreidetrockenschlempe

Ein Verfahren zur Auswertung von Verdauungsversuchen mit Beifutter am Beispiel von Getreidetrockenschlempe 1 Ein Verfahren zur Auswertung von Verdauungsversuchen mit Beifutter am Beispiel von Getreidetrockenschlempe K. Rutzmoser, A. Obermaier (ITE Grub 1 ), M. Urdl und L. Gruber (HBLFA Raumberg-Gumpenstein)

Mehr

Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung von Milchleistungsfutter der letzten 5 Jahre davon Deklaration (Anzahl Futter)

Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung von Milchleistungsfutter der letzten 5 Jahre davon Deklaration (Anzahl Futter) Übersicht 1: Geprüfte Futter in 2008 Futter Anzahl Mischfutter für Kühe, Mastrinder, Kälber und Schafe 60 Versuchskraftfutter (Kühe, Kälber) 5 TMR-Versuchsfutter 5 getrocknete Weizenschlempe 1 behandelter

Mehr

Weitere Untersuchungen zum Futterwert und zur Fütterung von Roggenpressschlempe bei Wiederkäuern Bernburg, Dr. H.-J.

Weitere Untersuchungen zum Futterwert und zur Fütterung von Roggenpressschlempe bei Wiederkäuern Bernburg, Dr. H.-J. Weitere Untersuchungen zum Futterwert und zur Fütterung von Roggenpressschlempe bei Wiederkäuern Bernburg, 05.06.2007 Dr. H.-J. Alert Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Rohnährstoffgehalte der

Mehr

Getreide-Futterwerte 2015

Getreide-Futterwerte 2015 Getreide-Futterwerte 2015 Für eine gezielte Fütterung und die Optimierung von hofeigenen Mischfuttermitteln für Ferkel, Sauen oder Mastschweine ist es unerlässlich, die Inhaltsstoffe des zu verfütternden

Mehr