Agnes Blome, WZB Berlin Kai-Uwe Müller, DIW
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- Ludo Kappel
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1 Ist Politikwandel (auch) von den Einstellungen und Präferenzen der Wähler getrieben? Eine kausale Analyse am Beispiel der reformierten Kinderbetreuung in Deutschland Agnes Blome, Berlin Kai-Uwe Müller, DIW Tagung des DVPW-Arbeitskreises Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung Aktivierend investiv prädistributiv: Neue Paradigmen in der Sozialpolitik(forschung) 27 & , Universität Kassel
2 2 Institutioneller Hintergrund Kinderbetreuung gehört zum Bereich der Öffentlichen Fürsorge und damit fällt sie unter die konkurrierende Gesetzgebung -> der Bund hat Vorrang Aber: es handelt sich um Rahmenregelungen, die die konkrete Ausgestaltung den Ländern überlassen ( Ausführungsgesetz ) Gruppengröße, Personalschlüssel, Qualifikation der Mitarbeiter, Öffnungszeiten Finanzierungsformen: Objekt- vs. Subjektförderung/Mischfinanzierung Höhe der Kostenbeteiligung der Eltern, Staffelung der Beiträge
3 3 U3-Kinderbetreuungsquoten, ,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0, Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Deutschland Statistisches Bundesamt, verschiedene Jahrgänge
4 4 Forschungsfrage Wieso unterscheiden sich die Bundesländer bei der Bereitstellung von Betreuungsplätzen für die unter 3- Jährigen?
5 5 Forschungsstand Länderunterschiede kaum Gegenstand politikwissenschaftlicher Forschung trotz ihrer teils weitreichenden Gestaltungsspielräume. Ausnahmen: Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme (Bertelsmann Stiftung), Local Governance (DJI 2009): Gelingensbedingungen Finanzierungsverfahren: Wandel von der angebots- zur nachfrageseitigen Finanzierung (Stoy 2015) Höhe der Elternbeiträge: Varianz zwischen den Kommunen (Goerres & Tepe 2012)
6 6 Erklärungsansätze Funktionalismus: sozio-demografische (Alterung) & -ökonomische Faktoren (Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskraft) Akteure: Parteiendifferenz (linke Parteien) & substantielle Repräsentation (Frauen), Verbände, Institutionen: Pfadabhängigkeiten (ausgebautes System) Ideen: Kultur & Normen (progressive Einstellungen, Diskurse)
7 7 Forschungsfragen Wieso unterscheiden sich die Bundesländer bei der Bereitstellung von Betreuungsplätzen für die unter 3- Jährigen? Sind die Unterschiede zwischen und ist der Politikwandel innerhalb der Länder (auch) von den Einstellungen und Präferenzen der Wähler getrieben?
8 8 Empirischer Ansatz Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit und Kinderbetreuung, Kinderbetreuungsquoten, Intervenierende Variablen - Individuelle Charakteristika der Wählerschaft - sozio-ökonomischer/demographischer Kontext - politischer Kontext
9 9 Methode (1): Einstellungen messen & aggregieren Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit und Kinderbetreuung, Veränderung der Kinderbetreuungsquoten (1) Zustimmung zur Aussage Eine erwerbstätige Mutter kann eine ebenso warme und stabile Beziehung zu ihrem Kind aufbauen wie eine Mutter, die nicht erwerbstätig ist Daten: ALLBUS, verschiedene Jahre
10 10 Methode (2): Einstellungen zerlegen Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit Veränderung der Kinderbetreuungsquoten 1. Zusammensetzung der Wählerschaft: Alter, Geschlecht, Familienstand, Anzahl der Kinder, Erwerbsstatus, Bildung, Konfession & Religiosität, Parteimitgliedschaft 2. bereinigte Einstellungen: länderspezifische Einstellungen unter konstant gehaltenen individuellen Charakteristika Daten: ALLBUS, Wellen
11 11 Methode (3): Verknüpfung Einstellungen und policy-veränderungen Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit 1. Zusammensetzung der Wählerschaft auf Länderebene 2. bereinigte länderspezifische Einstellungen Veränderung der Kinderbetreuungsquoten Intervenierende Variablen -sozioökonomischer/demographischer Kontext: Populationsgröße, Bevölkerungsdichte, BIP/Kopf, Frauen- Erwerbsquote, Frauen- Arbeitslosenquote -Politischer Kontext: SPD-Ministerpräs. -Allgemeine Zeittrends Daten: ALLBUS, Wellen ;
12 12 Ergebnisse: deskriptive Statistiken Einstellungen Erwerbstätige Mutter kann eine ebenso warme und stabile Beziehung haben Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Bayern Saarland Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Sources: ALLBUS; own calculations.
13 13 Ergebnisse: kausale Analyse Fixed effects regression, dependent variable: childcare rates, Contemp. Lag 1 Lag 2 Lag 3 Coeff. S.E. 1 Coeff. S.E. 1 Coeff. S.E. 1 Coeff. S.E. 1 Attitudes Net attitudes ** *** * 9.35 Composition of electorate * Control variables Population size/ GDP/capita ** * Women s employment rate Employment density SPD prime minister Time effects ** ** ** ** *** *** *** *** *** *** *** *** *** 5.04 Constant Number of observations Notes: 1-White/Huber robust standard errors; *** significant at 1% level; ** significant at 5% level; * significant at 10% level. Sources: ALLBUS, Childcare statistics from DJI and Federal Statistical Office of Germany, own collection and calculations.
14 14 Zusammenfassung & Diskussion Wir analysieren den Zusammenhang zwischen den (Veränderungen der) Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit und den (Veränderungen der) Kinderbetreuungsquoten auf Bundeslandebene, um die Frage zu beantworten: Beeinflussen Einstellungen die Entwicklung (sozial)politischer Maßnahmen? Ja, es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen Einstellungen der Bürger*innen und der Entwicklung von Sozialpolitik
15 15 Zusammenfassung & Diskussion Weiterer Forschungsbedarf: - Weiterentwicklung des Einstellungsindikators (mehrere Dimensionen integrieren, Robustheit testen/erhöhen) - Ggf. weitere Kontrollvariablen, v.a. auf der politischen Ebene, z.b. Frauenanteil in den Länderparlamenten, weibliche Minister, andere?
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