Wer spielt was? Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen Ergebnisse der KFN-Schülerbefragung 2005
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- Christel Hofmeister
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1 Wer spielt was? Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen Ergebnisse der KFN-Schülerbefragung 2005 Thomas Mößle Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen Sonntag Schule Fernsehen / Video / DVD Hausaufgaben mit Kindern draußen gespielt mit Erwachsenen etwas gemacht Lesen mit Kindern drinnen gespielt Sport Computerspielen Musik Schultag Viertklässler Minuten pro Tag Abb. 1: Das Zeitbudget eines Viert- bzw. Neuntklässlers. 294 Hintergrund Der Alltag von Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen wird neben dem Zeitaufwand für die Schule maßgeblich von Mediennutzung und Spielaktivitäten bestimmt (Abbildung 1). Dabei nimmt die Fernseh-, Video- und DVD-Nutzung einen zentralen Platz ein: Im Durchschnitt gaben die Schülerinnen und Schüler an, an ganz normalen Schultagen insgesamt 91 Minuten eines dieser Medien zu nutzen. An Wochenenden beläuft sich die Nutzungszeit sogar auf 133 Minuten. Beim Spielen von Computer- und Video spielen, das an Schultagen von den befragten Schülerinnen und Schülern rund eine halbe Stunde betrieben wird, fällt vor allem die nahezu Verdoppelung der Spielzeit am Sonntag auf. Im Durchschnitt werden dann 57 Minuten gespielt. Schule Fernsehen / Video / DVD mit Freunden getroffen Hausaufgaben Internet Computerspielen Sport (inkl. Verein) Lesen Musik gemacht Konzert, Kino, Disko, Kneipe etc. Nebenjob Neuntklässler Minuten pro Tag Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse unterscheiden sich in ihrer Freizeitgestaltung gegenüber den Viertklässlern vor allem durch ein vielseitigeres Menü an verschiedenen Freizeittätigkeiten und deutlich höhere Nutzungszeiten elektronischer Medien. Sowohl das Computerspielen als auch Fernsehen, Video und DVD schauen nehmen einen deutlich breiteren Raum ein als noch bei den Viertklässlern. Als ein neues relevantes elektronisches Medium kommt für diese Altersgruppe das Internet hinzu, das an Schultagen immerhin fast eine Stunde genutzt wird und an Wochenenden sogar 1 Minuten. Deutlich höher fallen die Fernsehnutzungs- und Computerspielzeiten der Neuntklässler aus. Mit 136 Minuten an einem Schultag liegen sie rund eine Dreiviertelstunde über der täglichen Fernsehzeit der Grundschüler (91 Minuten) und mit durchschnittlich 55 Minuten Computerspielzeit an einem Schultag immerhin 25 Minuten über der Computerspielzeit der Viertklässler. Rahmendaten der KFN-Schülerbefragung 2005 Auf Initiative von Prof. Dr. Christian Pfeiffer (KFN) und Prof. Dr. Peter Wetzels (Universität Hamburg) wurden zum ersten Mal 199 Schülerbefragungen durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) durchgeführt, um von den polizeilichen Kriminalstatis tiken unabhängige Informationen über das Ausmaß an Jugendgewalt zu erhalten. Später 14
2 wurden zusätzlich weitere inhaltliche Schwerpunkte mit aufgenommen. In der Schülerbefragung 2005, in der Kinder und Jugendliche zu ihrer Mediennutzung, ihrer Familie, ihrem schulischen Umfeld und ihrem Freizeitverhalten befragt wurden, war es die Frage, welche Rolle die Medien in diesem Beziehungsgeflecht spielen und mit welchen Entwicklungen besonders intensiver Medienkonsum einhergeht. Geldgeber der Studie, die in elf westdeutschen Städten und Landkreisen durchgeführt wurde, waren die beteiligten Kommunen, die Volkswagen Stiftung, die Landesmedienanstalten aus Nord rhein-westfalen und Niedersachsen sowie das KFN. Die zentralen Ergebnisse zum Schwerpunkt Medien sind in dem Buch Bildschirmmedien im Alltag von Kindern und Jugendlichen: Problematische Mediennutzungsmuster und ihr Zusammenhang mit Schulleistungen und Aggressivität [1], das im Nomos-Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Stichprobe Es wurden Schülerinnen und Schüler aus zehn verschiedenen Städten und Regionen Westdeutschlands befragt: München, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Kassel, Dortmund, Oldenburg, Wallenhorst/ Belm und Lehrte sowie die Landkreise Peine und Soltau-Fallingbostel. Vollerhebungen wurden durchgeführt in: Schwäbisch Gmünd (4. und 9. Klasse), Soltau-Fallingbostel (4. und 9. Klasse), Wallenhorst/ Belm (4. Klasse), Lehrte (9. Klasse), Kassel (9. Klasse), Oldenburg (9. Klasse), Landkreis Peine (9. Klasse). In den Regionen, in denen keine Vollerhebung möglich war, wurde die zu befragende Stichprobe in Schulklassen geclustert nach einem Zufallsverfahren ausgewählt. Die Angaben der Schülerinnen und Schüler sind für alle Untersuchungsregionen repräsentativ. Bei den Viertklässlern ergab sich eine Stichprobengröße von Schülerinnen und Schülern in insgesamt 303 Klassen, bei den Neuntklässlern von Schülerinnen und Schülern in 65 Klassen. Ergebnisse Die Erhebungsgebiete unterscheiden sich im Hinblick auf mehrere soziale Indikatoren (Tabelle 1): Der Migrantenanteil schwankt ganz erheblich zwischen den einzelnen Regionen. In den größeren Städten liegt er teilweise bei deutlich über 30 % (Stuttgart 40,2 % in der 4. Klasse). In den vergleichsweise dünn besiedelten niedersächsischen Landkreisen Soltau-Fallingbostel und Peine oder auch in Wallenhorst/Belm liegt er zwischen 10 und rund 14 %. Kinder in eher ländlich geprägten Gebieten haben eher seltener kein eigenes Zimmer, Kinder in Großstädten müssen demgegenüber häufiger ihr Zimmer mit Geschwistern teilen. In Stuttgart und Dortmund gilt dies für über 40 % der Kinder und 22, % respektive 20,0 % der Jugendlichen. Bezüglich der elterlichen Arbeitslosigkeit entspricht die Rangfolge der Städte dem nach den offiziellen Daten zu erwartenden Bild: In Dortmund (17 % 9. Klasse) und Kassel (15,6 % 9. Klasse) gibt es die meisten von Arbeitslosigkeit betroffenen Familien; München, die beiden niedersächsischen Gemeinden Belm und Wallenhorst sowie Stutt gart weisen geringe Quoten auf. Elternhäuser mit geringerem kulturellem Kapital sind vor allem in Dortmund, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart zu beobachten. In Wallenhorst/Belm und München sind eher geringe Niveaus niedriger Bildung zu verzeichnen. Die meisten Eltern mit Abitur bzw. abgeschlossenem Studium leben in München (56,1 % 4. Klasse), die wenigsten im Landkreis Soltau-Fallingbostel (23,6 % 4. Klasse). Durchführung der Befragungen Die Befragungen fanden während des Schulunterrichts im Klassenverbund statt. In den vierten Klassen wurden die Kinder von Anfang bis zum Ende von einem Interviewer durch den 16-seitigen Fragebogen geführt. Alle Fragen und Antwortmöglichkeiten wurden laut vorgelesen, zusätzlich wurde die entsprechende Seite mittels eines Overheadprojektors an die Wand projiziert. Die Neuntklässler konnten nach einer kurzen Einführung durch den Interviewer den 27-seitigen Fragebogen selbstständig ausfüllen. Der Interviewer stand während der gesamten Bearbeitungszeit für Fragen der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung (durchschnittliche Bearbeitungszeit: 9. Klasse 93 Minuten, 4. Klasse 3 Minuten). Erhebung der Medienzeiten Aufgrund der Überlegung, dass eine reine Erfassung täglicher oder wöchentlicher Durchschnittsmedienzeiten mittels eines Fragebogens nur zu groben Schätzungen mit einer großen Fehleranfälligkeit führen würde, wurde allen Befragungsteilnehmern ein Zeitplan für den gestrigen Tag vorgelegt (Abbildung 2). Auf diesem konnten sie markieren, inwiefern sie bestimmte Tätigkeiten (z. B. in der Schule gewesen, Video oder DVD geschaut, mit anderen Kindern draußen gespielt, mit anderen Kindern drinnen gespielt, Sport gemacht außerhalb der Schule, mit Eltern oder anderen Erwachsenen Tab. 1: Stichprobenbeschreibung nach Jahrgangsstufe Alter in Jahren Geschlecht (Anteil männlich) Herkunft (Anteil ausländisch) Kein eigenes Zimmer Arbeitslosigkeit Bildung der Eltern gering hoch Status (Anteil unterprivilegiert) 1 4. Klasse 10,31 49,9 % 21,6 % 24,5 % 9,4 % 22,3 % 33, % 1,1 % 9. Klasse 15,11 49, % 26,4 % 14,0 % 12,0 % 20,1 % 46,7 % 17, % 1 Aus den drei Kriterien niedriger Bildungsgrad im Elternhaus, kein eigenes Zimmer und Arbeitslosigkeit der Eltern wurde eine Statusvariable gebildet, um unterprivilegierte Kinder und Jugendliche identifizieren zu können. 15
3 Mediennutzungsdauer Welcher Tag ist heute? Bitte kreuze an! Heute ist Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Was hast du gestern alles gemacht? Zeichne das in die große Tabelle ein! Beispiel: Wenn du gestern von bis und von bis spazieren gegangen bist, dann musst du das folgendermaßen einzeichnen: Tätigkeit Spazieren gegangen Bitte trage nun ein, wann du gestern folgende Dinge getan hast! Tätigkeit Spazieren gegangen Für die Schule gelernt oder Hausaufgaben gemacht Computer- oder Videospiele gespielt Musik gemacht oder in der Musikstunde gewesen Zu Hause gelesen (z. B. Buch, Zeitschrift, Comic) Fernsehen geschaut Video oder DVD gesehen Mit anderen Kindern draußen gespielt Sport gemacht außerhalb der Schule Mit Eltern oder anderen Erwachsenen etwas gemacht 7 Wenn du etwas nicht getan hast, dann mache einfach keinen Strich! 7 Vormittag Nachmittag Abend Vormittag Nachmittag Abend Abb. 2: Erfassung der Mediennutzungsdauer im Fragebogen mittels der Zeitplanmethode. etwas gemacht) am Tag vor der Befragung ausgeübt hatten. Dabei konnten sich zwei Tätigkeiten auch überlappen (z. B. Fernsehen und mit Freunden treffen). Medienausstattung Betrachtet man die Medienausstattung von Kindern und Jugendlichen, zeigt sich zunächst ein deutlicher Geschlechterunterschied. Bereits 3,1 % der 10-jährigen Jungen und nur 15,6 % der 10-jährigen Mädchen gaben an, in ihrem Kinderzimmer eine Spielkonsole zu besitzen. Aber auch beim eigenen Fernseher (41, % zu 30,5 %) oder Computer (40,5 % zu 31,7 %) dominieren klar die Jungen. Mehr als zwei Drittel der befragten Jungen (6,9 %) neunter Klassen berichten, einen eigenen Fernseher zu besitzen, bei den Mädchen sind es 60, %. Dabei ist der Geschlechterunterschied beim Fernsehbesitz der Jugendlichen noch am wenigsten ausgeprägt und hat sich im Vergleich zu den Daten der Viertklässler sogar verringert. Beim Besitz eines Computers bzw. einer Spielkonsole sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern größer geworden als bei den Viertklässlern. Rund ein Viertel der Mädchen (24, %) gibt an, eine Spielkonsole im Zimmer zu haben, und etwas weniger als die Hälfte (4,1 %) besitzt einen Computer. Hingegen berichten 55,1 % der Jungen, dass sie über eine eigene Konsole verfügen können, mehr als zwei Drittel (67,9 %) haben einen Computer. Bei Betrachtung der städtischen Befragungsgebiete Nord- bzw. Süddeutschlands zeigt sich vor allem beim Fernsehbesitz im Kinderzimmer ein deutlicher Ausstattungsvorsprung der norddeutschen im Vergleich zu den süddeutschen Kindern (42 % zu 27 %). Erwartungsgemäß ergibt sich der größte Unterschied, wenn wir nach dem Bildungshintergrund im Elternhaus differenzieren. Hat mindestens ein Elternteil Abitur oder ein Studium absolviert, verfügen nur 11,3 % der Kinder über eine Spielkonsole und 16 % über einen eigenen Fernseher. Haben aber beide Eltern die Hauptschule besucht, besitzen ihre Kinder zu 43 % eine Spielkonsole und zu 57 % einen Fernseher. Vor diesem Hintergrund sind auch 16
4 Ein hochinteres santes Kapitel Medizin geschichte! Stefan Engel LEUCHTET S LANGE NOCH ZURÜCK Erinnerungen und Betrachtungen eines Mediziners NEU : Die Erinnerungen und Betrachtungen des Kinderarztes Stefan Engel. Stefan Engel leuchtet s lange noch zurück Erinnerunge :03:3 Überall im Buchhandel oder bestellen Sie bei: SVK-GmbH Abtlg. VA/Kirchheim-Verlag Postfach Stuttgart Tel / Fax / svk.de Bitte senden Sie mir Exemplar(e) leuchtet s lange noch zurück (Stefan Engel) 1. Auflage 200, à 19,90 Euro, zzgl. Versandkosten, ISBN Name Straße Telefon PLZ/Ort Datum/Unterschrift Ich bin damit einverstanden, dass mich der Kirchheim-Verlag über seine neuen Bücher informiert
5 die Befunde zu interpretieren, wenn nach dem ethnischen Hintergrund differenziert wird. Während von den Kindern mit Migrationshintergrund mehr als die Hälfte in ihrem Zimmer einen Fernseher (Spielkonsole 43,5 %) besitzt, ist dies bei einheimisch deutschen Kindern nur bei knapp einem Drittel der Fall (Spielkonsole 22,3 %). Nutzungszeiten Mit der Verfügbarkeit des eigenen Mediengerätes im Kinderzimmer steigt die tägliche Konsumdauer erwartungskonform deutlich an. So geht der Besitz eines eigenen Fernsehgerätes oder auch einer Mädchen Jungen 1. Die Sims (9,0 %) 2. Need for Speed (,7 %) 3. FIFA (Football) (7,3 %) 4. Grand Theft Auto (GTA) (5,7 %) 5. Pokemon (3,4 %) 6. Löwenzahn (3,2 %) 7. Harry Potter (3,0 %). Age of Empires (2, %) 9. Spongebob (2,5 %) 10. Solitär (2,3 %), 5,5 12,7 21,9 11,6 Viertklässler 0 64,6 60,3 2,4 5,2 91,3 94,5 7,3 7,1,4 35,4 39, Prozent ( %) 17,6 14, eigenen Spielkonsole im Zimmer mit einer deutlich intensiveren Nutzung des entsprechenden Mediums einher. Kinder ohne eigenen Fernseher sehen an Schultagen rund 70 Minuten fern, Kinder mit einem eigenen Gerät dagegen 124 Minuten. Am Wochenende wächst der Unterschied auf 101 zu 15 Minuten an. Eine eigene Spielkonsole bedeutet bei 10-Jährigen an Schultagen eine Erhöhung der Spielzeit von 20 Minuten auf über 50 Minuten, am Wochenende von 104 auf 191 Minuten. Bei den Jugendlichen der neunten Klasse erhöht sich die Medienzeit durch die eigene Spielkonsole oder den eigenen Fernseher im Zimmer 1. Die Sims (16,2 %) 2. Need for Speed (14,4 %) 3. Counter Strike (14,0 %) 4. Grand Theft Auto (GTA) (10,6 %) 5. FIFA (,3 %) 6. Solitär (6,0 %) 7. Warcraft (4,4 %). Half Life (3,3 %) 9. Fußball Manager (2,7 %) 10. Call of Duty (2,6 %) 11. World of Warcraft (1,7 %) Neuntklässler Abb. 3: Lieblingscomputerspiele der Kinder und Jugendlichen getrennt nach Geschlecht (nur Einzeltitel, Angaben in Prozent). (Links: Die Sims 2 Apartment Life, rechts: World Of Warcraft) 24,2 17,2 6, 7,1 6,1 6,3 5,6 91,3 94 4, , 2, 93,2 92,9 93,9 93,7 94,4, Prozent ( %) 6 95,6 sowohl an freien Tagen wie auch an Schultagen etwa um den Faktor 1,4 bis 1,. Der größte Unterschied in den Medienzeiten ergibt sich wiederum beim Vergleich von Kindern aus bildungsfernen und bildungsnahen Familien. 10-jährige Kinder aus bildungsfernen Familien verbringen mit fast drei Stunden pro Schultag 9 Minuten mehr mit Fernsehen, Videofilmen und Computerspielen als Kinder aus bildungsnahen Familien. Am Wochenende steigt dieser Unterschied sogar auf 15 Minuten an (263 zu 105 Minuten). Nutzungsinhalte Über eigene Mediengeräte verfügen zu können, beeinflusst aber nicht nur deren Nutzungszeit, sondern auch die konsumierten Inhalte. Viertklässler, die einen eigenen Fernseher besitzen, schauen im Vergleich zu denen ohne eigenes Gerät doppelt so häufig Filme, die erst ab 16 Jahren freigegeben sind oder keine Jugendfreigabe erhalten haben (32,5 % zu 16,3 %). Noch deutlicher zeigen sich die entsprechenden Unterschiede bei den Computerspielen. Viertklässler mit eigener Spielkonsole im Kinderzimmer nutzen Spiele, die von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ab 16 Jahren freigegeben wurden (USK-16), 2,3-mal und Spiele, die keine Jugendfreigabe erhalten haben (USK-1), 2,-mal häufiger als Viertklässler ohne eigene Konsole. Besonders große Divergenzen ergeben sich wiederum, wenn nach dem Bildungshintergrund der Eltern unterschieden wird. So wurde z. B. die häufige Nutzung von USK-1-Spielen von Kindern aus Elternhäusern mit geringem Bildungsniveau -mal so oft angegeben wie von der Vergleichsgruppe mit hohem Bildungsniveau der Eltern. Wer spielt nun also was? Gefragt nach ihren Lieblingsspielen auf Computer, stationärer (z. B. Xbox oder Playstation) oder auch tragbarer Spielkonsole (z. B. Gameboy), zeigte sich, dass bei den befragten Viertklässlern die Spielreihe Die Sims am beliebtesten ist (Abbildung 3). Insbesondere Mädchen dieser Altersgruppe finden sich unter den Anhän- 1
6 Wesentliches für die Praxis... Unter der Woche beträgt die tägliche Mediennutzungszeit (Fernsehen, Video, Computer- und Konsolenspiele) von Kindern rund zwei Stunden. Bei Jugendlichen beläuft sie sich inklusive der Nutzung des Internets auf rund vier Stunden. Am Wochenende erhöhen sich die Mediennutzungszeiten bei beiden Gruppen um ein Drittel. Jungen nutzen Medien deutlich länger und häufiger als Mädchen. Besonders augenfällig wird dies bei der Nutzung von Computer- und Konsolenspielen. Hier fallen Jungen auch durch die weitaus intensivere Nutzung nicht altersgerechter Computerspiele mit Gewaltinhalten auf. Eigene Mediengeräte im Kinderzimmer (Fernseher, PC oder Spielkonsole) erhöhen die Fernseh- und Computerspielzeiten von Kindern deutlich. So nutzen Kinder mit eigener Spielkonsole im Zimmer fast doppelt so viel Videospiele (Faktor 1,) wie der Altersschnitt. Bei Grundschulkindern aus bildungsfernen Schichten ist der Medienkonsum im Vergleich zu Kindern aus hoch gebildeten Elternhäusern um den Faktor 2,3 erhöht. Unter den männlichen Neuntklässlern haben mehr als 0 % mindestens einmal ein Computerspiel ohne Jugendfreigabe gespielt, rund 14 % gaben ein solches Spiel als ihr Lieblingsspiel an. gern dieser Familiensimulation. Auf den nächsten beiden Plätzen folgen mit dem Rennspiel Need for Speed und dem Fußballspiel FIFA klassische Jungen-Spiele. Nach Einschätzungen der USK sind alle diese Spiele für Viertklässler nach Jugendschutzgesichtspunkten unbedenklich, lediglich eine der Need-for-Speed-Folgen, Most Wanted, ist erst ab dem Alter von zwölf Jahren freigegeben. Aus Sicht des Jugendschutzes höchst bedenklich ist allerdings das Spiel an der vierten Stelle der Liste der zehn beliebtesten Computerspiele dieser Altersgruppe: Die Serie GTA ist fast ausschließlich erst ab 16 Jahren freigegeben, und das in diesem Jahr erschienene GTA IV hat aufgrund seiner Gewaltdarstellungen sogar keine Jugendfreigabe erhalten. In diesem Action-Adventure mit Autorenn-Anteilen ist der Spieler Mitglied einer Straßengang, die gegen andere Gangs und korrupte Polizisten kämpft. Vom Autodiebstahl bis zum Auftragsmord müssen verschiedenste Missionen erfüllt werden. Auch die häufige Nennung von Age of Empires durch Schüler der vierten Klasse steht im Widerspruch zu den Altersempfehlungen der USK, die dieses Spiel erst ab zwölf Jahren freigibt. Als einziges Lernspiel hat es die Löwenzahn-Reihe unter die ersten zehn Spiele geschafft. Wie bei den Viertklässlern liegt auch bei Schülern und Schülerinnen der neunten Klassen die Spielreihe Die Sims klar an Nummer eins, was in dieser Altersgruppe ebenfalls durch ihre starke Beliebtheit bei den Mädchen bedingt ist (Abbildung 3). Mit Need for Speed und GTA sind zwei weitere Spiele unter den ersten vier Nennungen, die bereits bei den Viertklässlern dort zu finden waren. Analog zur Befragung der vierten Klassen gibt es auch bei diesen beiden Spielen deutliche Unterschiede nach dem Geschlecht der Schüler. Letztlich erreicht mit dem Spiel Solitär lediglich ein weiteres Spiel, das deutlich häufiger von Mädchen gespielt wird, eine Platzierung unter den Top 10, alle anderen Spiele werden klar von Jungen präferiert. Insgesamt finden sich vier Spiele unter den zehn beliebtesten Spielen, die von der USK ab 16 Jahren freigegeben worden sind oder aber keine Jugendfreigabe erhalten haben, drei First-Person-Shooter und das oben beschriebene GTA. Neu hinzugekommen ist zu den Top 4, im Vergleich zur vierten Klasse, der wohl bekannteste Titel aus dem Shooter-Genre, Counter Strike, welches ganz eindeutig von den Jungen bevorzugt wird. Betrachtet man sich diese Spielevorlieben der Kinder und Jugendlichen etwas genauer nach Gesichtspunkten des Jugendschutzes, so zeigt sich, dass etwas mehr als jeder fünfte Junge im Alter von zehn Jahren (21,3 %; Mädchen: 3,0 %) zum Zeitpunkt der Befragung ein Spiel spielte, das erst ab dem Alter von 16 bzw. 1 Jahren freigegeben ist. Bereits jeder zweite Junge (50,1 %; Mädchen: 16,7 %) gab auf die Frage Wie häufig spielst du Computerund Videospiele, für die du noch nicht alt genug bist? an, bereits eigene Erfahrungen ( spiele ich oft, spiele ich ab und zu oder habe ich nur ein paar Mal gespielt ) mit solchen Spielen zu haben. Ähnliches ist auch für die befragten Neuntklässler zu beobachten. Unter den Neuntklässlern haben 6,2 % (Jungen: 93,7 %) schon einmal ein Spiel ab 16 Jahren und 53,5 % (Jungen: 2,1 %) ein Spiel, das keine Jugendfreigabe erhalten hat, gespielt. 14,1 % aller befragten Neuntklässler (Jungen 25,9 %) spielte zum Befragungszeitpunkt ein Spiel ohne Jugendfreigabe. Literatur 1. Mößle T, Kleimann M, Rehbein FO (2007) Bildschirmmedien im Alltag von Kindern und Jugendlichen: Problematische Mediennutzungsmuster und ihr Zusammenhang mit Schulleistungen und Aggressivität. Nomos, Baden-Baden Korrespondenzadresse Dr. Thomas Mößle Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen Lützerodestraße Hannover Tel.: / Fax: / moessle@kfn.uni-hannover.de 21
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