Finanzierung der Hochschulen in Deutschland
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- Lennart Frei
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1 Finanzierung der Hochschulen in Deutschland Hochschulpolitischen Arbeitskreises im DGB-Bezirk Niedersachsen Bremen Sachsen-Anhalt Hannover, 11. Mai 2012 Frank Dölle
2 Arbeitsschwerpunkte Im Finanzierungsbereich: Beratung von Hochschulen und Ministerien bei der Entwicklung und Umsetzung von Finanzierungsverfahren (kennzahlengestützt, ZLV) und Controllingsystemen Evaluation leistungsbezogener Finanzierungsverfahren Staat - Hochschule Untersuchung der Effekte im Kontext von Hochschulökonomie und Hochschulsteuerung 2
3 Inhalt 1. Hochschulfinanzierung in Deutschland: Überblick und Rahmenbedingungen 2. Verfahren der Hochschulfinanzierung in den Ländern - Grundbudgets und Leistungsbudgets 3. Anforderungen in den Hochschulen 3
4 Hochschulfinanzierung im föderalen System Drittmittel (öfftl./priv.) Dynamische Rahmenbedingungen Hochschulautonomie Studiengebühren Globalhaushalte Hochschulpakt 2020 Leistungsfinanzierung Exzellenzinitiative 4
5 Hochschulfinanzierung im föderalen System Öffentliche Ausgaben für Hochschulen nach Körperschaftsgruppen (Mrd. Euro) ,8 14,5 1,9 15,3 1,8 16,6 2,1 17,2 2,4 17,8 2,6 18,7 2,7 19,6 2,8 3,4 20,0 19,9 Länder 10 Bund vorl. Ist 2010 vorl. Ist 2010 Soll 2011 Soll Quelle: Statistisches Bundesamt, Bildungsfinanzbericht
6 Finanzierungsquellen der Hochschulen Einnahmen, Hochschulen (ohne Medizinische Einr./Gesundheitswiss.) Mrd. Euro prozentuale Aufteilung Statistisches Bundesamt, FS 11, R
7 Finanzierungsstruktur - Folgerungen Wachstum bei den Drittmitteln geht nicht ausreichendem Wachstum der Grundmittel einher forschungsbezogen: real: Gesamtbudget für Forschung trotz DrM- Wachstums seit 1995 in etwa konstant zunehmender Einfluss von DrM-Gebern auf Forschungsthemen Verteilung der Grundmittel durch Leistungsbudget auch an Drittmittel gekoppelt lehrbezogen: DrM-Wachstum ohne Einfluss, Grundmittel Lehre insbesondere vor Hintergrund Bolognareform nicht ausreichend gewachsen Grundmittelwachstum muss zum Fächerspektrum passen HS-Infrastruktur auf ausreichendes Wachstum der Grundmittel angewiesen 7
8 Änderungen der Personalstruktur (1) Anteil des drittmittelfinanzierten hwkp (ohne Prof.) am hwkp (ohne Prof.) insgesamt (in Prozent) , , , ,5 27,2 17,6 34,7 28, ,5 27,3 19,4 36,3 30,4 15,5 38,1 34,9 23, Datenquelle: Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes/ HoF Wittenberg 8
9 Änderungen der Personalstruktur (2) Anteil des befristeten hwkp (ohne Prof.) am hwkp (ohne Prof.) insgesamt (in Prozent) ,5 65,5 74,3 68,6 70,3 69,4 65,2 76, , ,3 73, ,1 48,8 61,1 51, ,3 44, Datenquelle: Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes/ HoF Wittenberg 9
10 Exzellenzinitiative 2010 Verteilung nach Ländern T T Gesamtvolumen 2010: 394 Mio Euro T T T T T 0 T BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH Quelle: GWK Finanzströme im Jahr 2010 Überarbeitete Fassung 10
11 Fachbezogene Kosten nach Abschlussarten und Hochschultypen Jährliche Gesamtkosten und Lehrkosten je Studierenden in HIS-AKL, LM und SM, ohne Bewirtschaftungs- und Flächenkosten Bachelor Master Bachelor Master Bachelor Master Bachelor Master Informatik Wirtschaftswissenschaften Hochschulen Universitäten Hochschulen Universitäten Zahlen Hochschulen von 2009 Universitäten von
12 Erhebung von Studiengebühren in den Ländern SoSe 2006 WiSe 2007/08 WiSe 2011/12 12
13 Veränderung der Steuerungsformen in Richtung NPM Staatliche Regulierung Zielbezogene Außensteuerung Wettbewerb Hierarchische Selbststeuerung Akademische Selbstorganisation Lange 2005, Schimank
14 Typen von Finanzierungsmodellen 2010 Kriterienbasierte Grundfinanzierung plus formelbasiertes Leistungsbudget Anderweitig bestimmte und mehrjährig zugesagte Grundfinanzierung plus formelbasiertes Leistungsbudget Anderweitig bestimmte und einjährig zugesagte Grundfinanzierung plus formelbasiertes Leistungsbudget Anderweitig bestimmte und mehrjährig zugesagte Grundfinanzierung ohne formelbasiertes Leistungsbudget 14
15 Grundbudgetierung Ziele Legitimation der Mittelzuweisung bei Grundsicherung Finanzielle Grundsicherung der Hochschulen Transparenz und Objektivität Hinwendung Produkthaushalten Merkmale Heterogenität Systematik: Ein versus mehrere Parameter Nachfrageorientiert (Studierendenzahlen, Auslastung), Outputorientiert (Absolventenzahlen), Inputorientiert (Zahl der Professuren) Verhandlung bleibt weiterhin ein zentrales Element bei der Ermittlung von Grundbudgets Grundausstattung für Forschung über lehrbezogene Leistungsgrößen mitverteilt (Parallelitätsannahme) 15
16 Beispiel: Hessen Indikator Preisfestlegung Steuerungsansatz Berechnungsmodus Entwicklungsperspektiven Soll-Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit (Leistungszahl), diese wird für einen mehrjährigen Zeitraum zwischen Land und Hochschule vereinbart Leistungszahl x fächerspezifischer Clusterpreis Ist-Daten-basiert (Ableitung über Kostenträgerrechnung) Abweichung der Ist-Studierendenzahlen von den vereinbarten Sollzahlen bleiben innerhalb eines 10%-Korridors budgetneutral; bei Unterschreitung von mehr als 10% erfolgt Preisabschlag (nur bezogen auf Differenz) Künftig soll nur noch die Ist-Zahl der Studierenden (Dreijahresdurchschnitt) maßgeblich sein (anstelle vereinbarter Leistungszahl) 16
17 Beispiel: Brandenburg Indikatoren Berechnungsmodus Preisfestlegung Weitere Merkmale Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit Anzahl der Professuren Indikatoren x clusterspezifische Kostennormwerte für Studierende und Professuren Kostennormwert je Professur, daraus abgeleitet Kostennormwert je Studierendem Je nach Fächercluster werden unterschiedlich hohe Anteile des Grundbudgets nach der Zahl der Professuren bzw. der Studierenden verteilt: Geistes- und Sozialwissenschaften 25% : 75% MINT 40% : 60% 17
18 Leistungsbudgetierung: Modellmerkmale Ziele Merkmale Wettbewerblicher Anreizrahmen, damit: Steigerung von Effizienz und Leistung Legitimation für Verteilungsentscheidungen; daher: Verteilung anhand von Kennzahlen Ansatz: Teile der (vertraglichen) Grundmittel der Hochschulen anhand von Leistungskennzahlen zwischen den Hochschulen umverteilt Folge: Budgetdeckelung, Umverteilung erfolgt im geschlossenen System, wechselseitige Abhängigkeit Gewinner/Verlierer Zugewinn-/Verlustrisiko bezieht sich i.d.r. nicht auf kompletten LOM-Anteil; Umverteilungsvolumen liegt zumeist unterhalb von 1% (bezogen auf die staatlichen Grundmittel insgesamt) 18
19 Anteile der Leistungsbudgets an den staatlichen Haushaltsmitteln 2010 >20%: Berlin, Rheinland- Pfalz, Thüringen 0%: Bremen 1, Sachsen- Anhalt 2, Saarland 3 3 Länder 3 Länder 3 Länder 7 Länder >0-5%: Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein >5-20%: Hamburg, Baden- Württemberg, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen 1) Bremen: LOM-Modell vorhanden, seit 2008 ausgesetzt 2) LOM-Einführung in Sachsen-Anhalt in ) Saarland: Indikatoren in ZLV blau: Länder mit Grundbudgetierungsmodell 19
20 Leistungsbudgetierung: Modellmerkmale In acht Ländern konkurrieren Hochschulen verschiedener Hochschularten direkt um Mittel aus dem Verteilungsbudget, die Modelle der übrigen Länder sind nach HS-Arten getrennt Lehrbezogene Kennzahlen sind in allen Modellen enthalten und haben zumeist das stärkste Gewicht (Ausnahme bei Ländern mit Drei-Säulen-Budgetierung) Weitere Leistungsbereiche: Forschung (immer), Gleichstellung (1 Ausnahme), Internationalität (3 Ausnahmen) 20
21 Übliche Leistungskennzahlen Lehre Forschung Gleichstellung Internationalität Künstlerische Entwicklung Absolventen, Erfolgsquote Studierende in der RSZ, Auslastungsquote Regelstudienzeitquote (Anteil der Studierenden in RSZ an allen Studierenden) Studienanfänger Drittmittel Promotionen (Universitäten) Publikationen nur in einem Land (Berlin) Frauenanteile Studierende/Absolventen/Promotionen Frauenanteile am wiss. Personal Lehrbezogen: Ausländische Studierender, ins Ausland gehende Studierende Forschung: Alexander-von-Humboldt-Stipendiat/innen, internationale Kooperationsprojekte Präsentationen Preise/Auszeichnungen 21
22 Leistungsbudgets: Beurteilung Zentrales Problem: Keine echten Preismodelle mit Zugewinnmöglichkeiten, sondern Umverteilung im geschlossenen System unter Bedingungen der Unterfinanzierung Komplexe Verrechnungswege schränken Transparenz und damit Anreizeffekte ein Stark quantitative Ausrichtung ( Tonnenideologie ), keine Kennzahlen für Qualität Konzeptionelle Abstimmung von Grund-, Leistungs- und Innovationsbudget ist wichtige Erfolgsvoraussetzung Entwicklung leistungsbezogener Finanzierungsverfahren erfolgt oft isoliert; insbesondere Berichtswesen und Kompetenzverteilung sind ebenso entscheidend für das Erreichen von Anreizeffekten wie die inhaltliche Ausgestaltung der Formelfinanzierung 22
23 Hochschulrechnungswesen und Finanzmanagement Ist Rechnung Abwicklung des Zahlungsverkehrs Steuerung Planrechnung Spezifika an Hochschulen Beispiele Einnahmen Ausgaben Rechnung Cash Management Liquiditätsplanung Investitionsplanung BgA Finanzbuchhaltung (einschl. Kreditoren/ Debitoren Verwaltung) Treasury Vermögens und Beteiligungsmanagement Risikomanagement Drittmittelverwaltung Kosten Leistungs Rechnung Interne Budgetierung Budgetkontrolle Wirtschaftsplanung Studiengebühren Monitoring / Reporting Kostencontrolling Evaluation der Leistungsfähigkeit (ggf. mittels Benchmarking) Bedarfsanmeldung Budgetverhandlungen intern und mit dem Land 23
24 Hochschulrechnungswesen und Finanzmanagement Ist Rechnung Abwicklung des Zahlungsverkehrs Steuerung Liquiditätsplanung Planrechnung Spezifika an Hochschulen Beispiele BgA Finanzbuchhaltung (einschl. Kreditoren/ Debitoren Verwaltung) Kosten Leistungs Rechnung management Budgetierung Budgetkontrolle Studiengebühren Drittmittelverwaltung Berücksichtigung Interne Wirtschaftsplanung Einnahmen Cash Investitionsplanung Ausgaben Rechnung Eingebunden Management in einer Strategische Treasury der Hochschulleitung Vermögens und Risikomanagement unter Beteiligungs Monitoring / Reporting der Ziele des Landes Kostencontrolling Evaluation der Leistungsfähigkeit (ggf. mittels Benchmarking) Bedarfsanmeldung Budgetverhandlungen intern und mit dem Land 24
25 Zusammenfassung 2 Leistungsbudgets: Verteilmodelle suboptimal, aber oft notwendiges Ergebnis wegen Budgetbeschränkungen Vielen Dank! Tendenz zu komplexen Lösungen; Einfachheit als Vorzug (Aufwand, Transparenz, Grobsteuerung) Entwicklung leistungsbezogener Finanzierungsverfahren erfolgt oft isoliert; insbesondere Berichtswesen und Kompetenzverteilung sind ebenso entscheidend für das Erreichen von Anreizeffekten wie die inhaltliche Ausgestaltung der Formelfinanzierung 25
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