Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht
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- Margarete Heidrich
- vor 8 Jahren
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1 Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht Studienfach Gastuniversität Gastland Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr Monat/Jahr) Public Policy and Management Universitetet i Bergen Norwegen 08 /12 12 /12 1) Vorbereitung des Auslandsaufenthalts In meinem Studiengang ist ein Auslandssemester nicht verpflichtend vorgesehen. Aus diesem Grund habe ich es entgegen der meisten Erasmusstudierenden nicht in meinem Bachelorstudium belegt, da dies terminlich schwierig geworden wäre. Ich habe mich daher entschieden ein Erasmus-Semester im dritten Mastersemester zu machen. Diese Entscheidung hatte aus meiner Sicht sowohl Vor-als auch Nachteile. Vorteil ist die Möglichkeit fachlich mehr abdecken zu können. Die Strukturen sind bekannt und man gewöhnt sich schnell ein. Nachteilig ist die doch etwas begrenzte (anrechenbare!) Kursauswahl. Die Vorbereitung des Erasmus-Semesters war durch das Beratungsangebot des AAA sehr strukturiert. Die Kooperationen mit europäischen Universitäten im Bereich Verwaltungs- und Politikwissenschaften sind recht umfangreich und die Informationen und Erfahrungsberichte leicht zugänglich. Durch die verschiedenen Informationsangebote des AAA während der Bewerbungszeit konnte ich alle bürokratischen Hürden bewältigen. Die Zusammenarbeit zwischen dem an der Fakultät ansässigen Erasmus-Koordinator und dem AAA war allerdings eher konfus und manchmal widersprüchlich. Viele Informationen doppelten sich und eine einheitliche Anlaufstelle wäre sinnvoller. Die Kommunikation mit der Universität Bergen verlief von Anfang an sehr gut. Die Uni legt sehr viel Wert auf die Betreuung ausländischer Studenten und schickte rechtzeitig alle Informationen per Mail oder Post. Auch bei individuellen Fragen waren die Ansprechpartner immer sehr höflich, kompetent und schnell. Die Veranstaltungen des AAA unmittelbar vor dem Auslandsaufenthalt sind sehr zu empfehlen, da dort nochmal alle wichtigen Tipps zusammengefasst werden. Man sollte sich schon vor der Abreise notieren welche Dokumente benötigt werden und wichtige Adressen notieren oder speichern.
2 2) Studium an der Gastuniversität Das Studium an der Universität Bergen macht sehr viel Spaß und ist sehr gut organisiert. Alle Abläufe scheinen mehrmals durchgespielt worden zu sein und die zentrale Steuerung vereinfacht vieles. Allerdings gilt das nur für den normalen Studenten, der in den standardisierten Abläufen vorgesehen ist. Sobald irgendwelche Besonderheiten auftauchen (z.b. besondere Studienprogramme, Wechsel von Kursen) wird es oft kompliziert. Mir blieben solche Probleme erspart, habe aber von Kommilitonen erfahren, dass dies teilweise sehr viele Behördengänge erforderlich machte. Das Studium insgesamt war sehr angenehm und vom Aufbau und Ablauf sehr ähnlich dem deutschen System. Vorlesungen werden von den Professoren meist anhand von Präsentationen oder Folien und mit begleitender Literatur gehalten. Die Lektüre ist dabei sehr relevant und wird von norwegischen Studenten sehr viel intensiver gelesen als ich es in Potsdam gewöhnt war. Die Dozenten orientierten sich in ihren Vorlesungen oft sehr stark an der Literatur. Das Angebot an englischsprachigen Kursen war deutlich vielfältiger als in meiner Heimatuni. Oft war die Qualität der studentischen Beiträge jedoch eher durchschnittlich. Die Seminare verliefen ebenfalls sehr ähnlich wie in Potsdam. Es gibt meist Inputvorträge durch Dozenten und Studenten und anschließende Diskussionen in der großen Runde. Die Ansprüche an die Studenten sind dabei mit denen in Potsdam vergleichbar. Die Literatur ist oft etwas umfangreicher. Auch hier fand eine starke Anlehnung an die Literatur statt. Ich habe neben 3 englischsprachigen Vorlesungen/Seminaren noch einen Sprachkurs belegt, um die norwegische Sprache kennenzulernen. Dieser Kurs hat sehr viel Spaß gemacht und hilft enorm bei den täglichen Kontakten. Für Deutsche ist es zumindest bis zu einem bestimmten Level sehr einfach norwegisch zu lernen. Die Sprache ähnelt sehr dem Deutschen. Alle Kurse endeten mit einer Prüfung (Hausarbeit/Klausur). Die Klausuren sind ungewöhnlich lang in Norwegen, meist 4-6 Stunden. Die Anforderungen sind recht hoch und da man sehr viel schreiben muss, sollte man sich intensiv darauf vorbereiten. In Seminaren werden meist während des Semesters Referate gehalten. Im Norwegischkurs gab es zusätzlich eine mündliche Prüfung, die allerdings sehr angenehm locker ablief. Die recht umfangreichen Prüfungsleistungen sind durch die
3 sehr hohe Punktzahl gerechtfertigt. Jeder meiner Kurse brachte 15 LP (ECTS) und somit reichte der Norwegischkurs und eine weitere Veranstaltung aus, um die von ERASMUS geforderten Leistungen zu erbringen. Es ist allerdings jederzeit möglich in anderen Kursen zusätzlich ohne Prüfung teilzunehmen. Die Betreuung durch die Dozenten war vorbildlich. Sie waren immer offen für Fragen und haben immer versucht anfallende Probleme zu lösen. Des Weiteren sind die Norweger insgesamt sehr höflich und zuvorkommend. Die technische Ausstattung der Seminarräume und Vorlesungssäle war sehr gut. Überall gab es Beamer, Projektoren und Steckdosen an den Plätzen. 3) Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden Da ich mein Auslandssemester im Sommer begonnen habe (August 2012) wollte ich gern noch vor dem offiziellen Semesterstart die Stadt Bergen und die Menschen außerhalb der Uni kennenlernen und bin daher bereits am 02. August nach Bergen geflogen. Es gibt in Norwegen (wie auch in vielen anderen europäischen Staaten) keine Winter- und Sommersemester wie in Potsdam, sondern Frühlings- und Herbstsemester. Das Frühlingssemester beginnt Anfang Januar und endet im April/Mai. Das Herbstsemester beginnt Ende August und endet kurz vor Weihnachten. Da die Erzählungen über das Bergener Wetter von ständigen Regenschauern bis hin zu wochenlangen Dauerregen reichten, wollte ich zumindest noch einige Wochen norwegischen Sommer erleben. Ich kann gleich beruhigen: Das Wetter in Bergen hat zu Unrecht einen so schlechten Ruf. Es regnet oft aber nicht ständig und es gibt auch viele sehr sonnige und warme Tage. Besonders an diesen sonnigen Tagen blüht die Stadt auf und alle Menschen gehen nach draußen, wandern, bummeln und treffen sich in den Parks. Die Norweger (insbesondere die Studenten) sind dabei sehr aufgeschlossen und besonders an sonnigen Tagen ist es ein Leichtes Norweger in der Stadt, in den unzähligen Cafés und Bars kennen zu lernen. Insbesondere studentische Einrichtungen sind empfehlenswert, da sie deutlich preiswerter sind. Auch der Kontakt in den Seminaren fiel mir sehr leicht. Auffällig war es, dass in Bergen sehr viele andere deutschsprachige Studenten waren. Man könnte dies teilweise auch als negativen Punkt auffassen, da so der Anreiz englisch oder norwegisch zu sprechen natürlich geringer ist.
4 4) Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt Es ist sehr angenehm in Norwegen zu studieren, da sowohl die norwegische Sprache leicht zu erlernen, als auch der Anteil an Englisch im Alltag sehr hoch ist. Sehr viele Kurse werden in englischer Sprache angeboten und mit dem üblichen C1- Niveau ist man dort auf der sicheren Seite. Jeder Erasmusstudent hat bereits im Vorhinein die Möglichkeit sich für einen kostenlosen Norwegischkurs anzumelden und bekommt bei termingerechter Anmeldung auch garantiert einen Platz. Dabei gibt es verschiedene Niveaustufen. Angefangen bei einem Einsteigerkurs mit 4 SWS bis hin zu Kursen mit erhöhtem Pensum mit 8 SWS. Ich habe mich für die goldene Mitte entschieden und hatte 6 SWS Norwegisch pro Woche. Dies kann ich auch jedem so weiterempfehlen. Nach Abschluss dieses Kurses ist mein Norwegisch zwar noch sehr ausbaufähig, aber es war mir gegen Ende des Semesters schon recht gut möglich einfache Gespräche mit Norwegern im Alltag zu führen. 5) Wohn- und Lebenssituation Dieser Bereich ist wohl der spannendste für jeden Erasmus-Anwärter, so war es jedenfalls bei mir. Die Uni Bergen informiert ausländische Studenten im Vorfeld sehr ausführlich über die Lebenssituation, Kosten, Wohnung etc. in Bergen. In den Unterlagen der Uni wurde beschrieben, dass ein monatliches Budget von 1000 incl. Miete nötig sei. Dies hörte sich für mich relativ hoch an. Aber tatsächlich verbrauchte auch ich durchschnittlich 800 bis 1000 im Monat. Dies liegt vor allem daran, dass die Lebenserhaltungskosten in Norwegen deutlich höher liegen als in Deutschland (natürlich abhängig vom Wohnort in Deutschland- wenn man aus München kommt, ist der Unterschied wohl weitaus geringer). Lebensmittel in den Supermärkten sind deutlich teurer. Es gibt dort mehrere Supermarktketten, die teilweise sehr unterschiedliche Preise haben. Für den kleinen Geldbeutel kann ich Rema 1000 empfehlen. Im Vergleich war es dort billiger, aber immer noch etwa doppelt so teuer wie in Berlin. Auffällig war, dass sich Vergleichen sehr lohnen kann. Fast jeder Laden hatte Produkte, die in anderen Läden deutlich teurer waren. Angebote sollte man also unbedingt beachten. Des Weiteren empfehle ich kleinere Gemüseläden die meist von Türken oder Asiaten betrieben werden. Dort gibt es viele Dinge (nicht nur Gemüse und Obst) zu einem deutlich geringeren Preis. Die Qualität war dabei meist gut. Kleidung, Elektroartikel und Baubedarf sind im Vergleich nicht ganz so teuer, allerdings meist auch nicht billiger als in Deutschland.
5 Der Bereich Wohnsituation hat in Bergen einen sehr großen Vorteil. Jeder Erasmusstudent hat den Anspruch auf einen Wohnheimplatz in und um Bergen (bei rechtzeitiger Anmeldung). Bei der Bewerbung können dafür Wünsche angegeben werden. Das größte Wohnheim in dem die meisten ausländischen Studenten leben, heißt Fantoft. Hier gibt es die günstigsten Wohnungen (ab ca. 280 ), allerdings rate ich davon ab. Ich habe in einem kleinen Wohnheim nahe dem Zentrum gewohnt. Dies war deutlich teurer (etwa 480 ). Fantoft hat jedoch einige Nachteile: 1. Fantoft liegt relativ weit außerhalb von Bergen. Man braucht etwa 30 Minuten mit der Straßenbahn in die City (ein Semesterticket kostet knapp 300 ) 2. Die Ausstattung und Wohnqualität ist dort sehr unterdurchschnittlich. Ich war mehrmals dort zu Besuch. Es ist sehr alt, unsaniert und wirkt dreckig. Viele Freunde von mir wohnten dort und waren fast alle unzufrieden. 3. Durch die hohe Anzahl ausländischer Studenten ist es dort immer sehr laut. Feueralarme sind dort Alltag. 4. Der Kontakt zu einheimischen Studenten ist dort fast unmöglich, da dort fast nur Ausländer leben. Vorteilhaft erschien mir dort nur das soziale Leben, da es natürlich nahezu jeden Abend Partys gab. Aber die kann man auch besuchen, wenn man wo anders wohnt. Mein Wohnheim war sehr schön, ruhig und beherbergte viele Norweger und nur wenige Ausländer. Dies war sehr angenehm. Die Betreuung durch das Studentenwerk ist dort sehr gut. Es gab Spieleabende, Grillpartys, Weihnachtsfeiern, Mottopartys etc. Die Zimmer waren gut ausgestattet und sauber. Lediglich die Lüftung und Heizung war etwas problematisch, da es immer etwas zu kalt in den Zimmern war. 6) Rückblick Man sollte sich bevor man nach Norwegen fährt unbedingt eine Kreditkarte zulegen, die im Ausland kostenlos ist. In Norwegen kann man alles mit Kreditkarte bezahlen. Auch die Überweisung der Miete erfolgt über Kreditkarte und wird ohne diese kompliziert.
6 Des Weiteren sollte man auf die eher kurzen Bibliothekszeiten achten. Die Öffnungszeiten reichen dort nur von 9 bis 19 Uhr. Dies ist für viele eine Umstellung. Die Ausstattung der Bibliotheken ist allerdings sehr gut (Arbeitsplätze, Computer, Literatur). Die Anschaffung eines Bahn-und Bustickets lohnt sich meist, auch wenn es relativ teuer ist. Bergen ist sehr lang gezogen und man kommt mit dem Ticket sehr weit. Alternativ kann man sich etwa für den gleichen Preis ein gebrauchtes Fahrrad kaufen, allerdings empfiehlt sich dann regenfeste Kleidung (die sollte man allerdings sowieso dabei haben!) Ein Bankkonto in Bergen ist für ein halbes Jahr nicht zwingend notwendig, bei längerem Aufenthalt aber sinnvoll. Gerade wenn man dort arbeiten möchte, muss mein ein norwegisches Konto vorweisen! 7) Sonstige Hinweise Die Norweger sind sehr nett und hilfsbereit. Wenn man Probleme hat, sollte man sie ansprechen und fragen. Man bekommt immer Hilfe. Dies gilt nicht nur im Unileben, sondern auch außerhalb. Beispielsweise sind sie sehr flexibel wenn mal das Geld knapp wird und man die Miete erst ein Monat später zahlen kann. Einfach anschreiben und nachfragen. Das alles ist oft auch sehr unbürokratisch lösbar.
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