VDE/IEEE-Tagung Meeting the Growing Demand for Engineers and Their Educators Pressegespräch Freitag, 9. November 2007, 13 Uhr, Sheraton München
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- Etta Adenauer
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1 VDE/IEEE-Tagung Meeting the Growing Demand for Engineers and Their Educators Pressegespräch Freitag, 9. November 2007, 13 Uhr, Sheraton München Statement VDE-Präsident Prof. Josef A. Nossek ca. 7 Minuten 1
2 Sehr geehrte Damen und Herren, die gemeinsame Fachtagung von IEEE und VDE und ihr Thema sind ein deutlicher Beleg dafür, dass der Mangel an Ingenieuren ein internationales Problem ist. Mehr noch: Wir haben es mit einer globalen Herausforderung zu tun. Ich spreche hier vor allem von den Ingenieuren der Elektrotechnik und Informationstechnik. Diese innovativen Schlüsselbranchen haben für Wachstum und Entwicklung, für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit besonderes Gewicht. Der weltweite Bedarf an qualifizierten Ingenieuren nicht nur unserer Branche wächst. Die globale Kommunikationsgesellschaft ist wissens- und das heißt wesentlich ingenieursgetrieben. Im weltweiten Wettbewerb um gute Ingenieure konkurriert jeder mit jedem. Besonders bei Spitzenkräften haben wir es mit Brain Circulation zu tun. Diese Gruppe hat die Wahl, wo sie arbeiten und forschen will und sie hat hohe Ansprüche an die Arbeitsbedingungen einschließlich finanzieller Aspekte, aber auch an das Umfeld. So haben die Faktoren Urbanität, Liberalität und Toleranz wesentliche Bedeutung für High Potentials. Deutschland muss die Bedingungen für die kreative Klasse deutlich verbessern, sonst schaden wir uns selbst. Es ist ja kein Zufall und auch nicht nur der Sprache geschuldet, dass beispielsweise indische Ingenieure bevorzugt in die USA gehen. Dort haben sie eine Lebensperspektive, hier nur begrenztes Aufenthaltsrecht. In diesem Zusammenhang begrüßt der VDE, dass die sog. Vorrangprüfung u. a. bei Ingenieuren der Elektrotechnik weggefallen ist. Die globale Dimension der Ingenieursfrage zeigt sich nicht nur darin, dass auch die USA und Japan ihren Bedarf an Ingenieuren aus eigenen Ressourcen derzeit so wenig decken können wie Europa. Dass in Deutschland derzeit mehr Elektroingenieure aus dem Berufsleben ausscheiden als Nachwuchs von den Unis und FHs kommt, kommt als demographischer Faktor erschwerend hinzu. 2
3 Meine Damen und Herren, wir brauchen wie jedes Land eine eigene Ingenieurbasis. Der Ingenieurmangel gefährdet den Technologiestandort Deutschland. Wirtschaft und Wissenschaft wissen das. Der Öffentlichkeit ist das noch nicht klar genug. Ich nenne einige zentrale Ursachen für diesen Mangel. Wo müssen wir ansetzen bzw. unsere Anstrengungen intensivieren? An erster Stelle stehen gesellschaftliche Akzeptanz, das naturwissenschaftlich-technische Verständnis und Interessen von Kindern und Jugendlichen sowie die Qualität der Schulen. Der Nachwuchs kennt vom Fernsehen Ärzte und Anwälte, aber keine Ingenieure; die kommen in Soap Operas nicht vor. Das Kontrastprogramm von VDE und vielen Mitstreitern zur Aufklärung und Nachwuchsgewinnung erreicht zwar ebenfalls viele Jugendliche, aber nicht die Einschaltquoten der Soaps. Erfreulicherweise haben wir es heute nicht mehr mit Technikfeindlichkeit zu tun. Kinder und Jugendliche sind im Gegenteil von PCs und Mobilkommunikation fasziniert. Diese Faszination müssen wir auf die Frage Wie funktioniert das? ausweiten. Gute Ingenieurausbildung beginnt in der Schule. Es ist besorgniserregend, dass laut einer VDE-Befragung 80 % der Hochschullehrer bei Erstsemestern zunehmende Defizite beobachten, vor allem in Mathematik und Physik. Dieses Pisa-Syndrom gefährdet die Qualität der Hochschulbildung. Wenn dennoch bisher die Unternehmen den Absolventen ein sehr gutes Zeugnis ausstellen, spricht das für eine hoch anerkennenswerte Leistung der Hochschulen und der Hochschullehrer. Damit das so bleibt, brauchen wir genügend qualifizierten Nachwuchs auch für Forschung und Lehre an den Hochschulen. Sie trifft der Ingenieurmangel nicht weniger gravierend als die Wirtschaft. Wir müssen für genügend gute Professoren sorgen! Sie sind eine Voraussetzung für das Funktionieren des Gesamtsystems. 3
4 Die Zahl der Frauen in unserem Metier ist noch viel zu gering. Zwar freut sich der VDE über inzwischen weibliche Mitglieder waren es erst 396. Aber nicht einmal ein Zehntel der Studierenden im Fach Elektrotechnik ist weiblich. Ein weiterer Ansatzpunkt für eine Steigerung der Absolventenzahlen ist die Reduzierung der viel zu hohen Abbrecherquote. Auf die aktuelle Ingenieurausbildung wird gleich Herr Professor Gerlach eingehen. Nur so viel vorab: Generell sind die Hochschulabsolventen mit ihrer ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung zufrieden. Knapp 70 Prozent beurteilten ihr Studium im Hinblick auf die Berufsvorbereitung als "gut" oder "sehr gut". Knapp 80 Prozent bewerten "anwendungsbezogenes Können" und rund 60 Prozent "Soft Skills", Fremdsprachen sowie Methoden- und Systemkompetenz als sehr wichtig für ihr Berufsleben. Der fachliche Teil der Ausbildung ist damit nach wie vor die entscheidende Voraussetzung, insbesondere für eine Tätigkeit im F&E-Bereich. Und hier schaffen die Hochschulen eine gute Basis für den Berufsstart.. Neben der Begeisterung für Technik müssen wir dem potenziellen Nachwuchs auch vermitteln, wie attraktiv der Beruf des Ingenieurs ist ideell und materiell. Ingenieure steigen im Schnitt mit einem Jahreseinkommen zwischen und Euro in das Berufsleben ein (Quelle Jobtrends 2006/2007 Staufenbiel). Die VDE-Studie zeigt zugleich ein hohes Maß an Zufriedenheit der Young Professionals. So schätzen fast 80 % ihre Karriereaussichten am aktuellen Arbeitsplatz als gut bis sehr gut ein und 85 % bewerten die Berufsaussichten von Ingenieuren der Elektro- und Informationstechnik gegenüber anderen Abschlüssen als eher besser. 78 % der Jungingenieure schrieben weniger als 10 Bewerbungen, rund die Hälfte hatte bereits nach ein bis zwei Vorstellungsgesprächen eine Anstellung. 4
5 Bemerkenswert ist die Einschätzung des gesellschaftlichen Umfelds für Innovationen: Mehr als drei Viertel der Young Professionals geben Deutschland hier die Noten gut oder sehr gut. 38 % halten das deutsche Umfeld für das innovationsfreundlichste weltweit. 36 % nennen die USA, China 3 %. Trotz der positiven Sicht auf Deutschland sind 90 % der YP daran interessiert, zumindest zeitweise im Ausland zu arbeiten. Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie in einer Zusammenfassung in der Pressemappe. Der Mangel an Ingenieuren kostet die deutsche Wirtschaft jährlich rund 3,5 Milliarden Euro Wertschöpfung. Umso bedenklicher, dass die Zahl der Studienanfänger 2006 gesunken ist, in der Elektrotechnik um 10,9 % auf rund Das müssen wir ändern. Trotz aller Schwierigkeiten bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingen kann. Schließlich haben wir den Elektroingenieur sogar erfunden: nächsten Freitag feiert die TU Darmstadt die Gründung des weltweit ersten Lehrstuhls für Elektrotechnik vor 125 Jahren. Wir gratulieren. Vielen Dank. 5
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