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- Paul Hartmann
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1 Demokratie lernen: Familie und Zusammenleben Bettina Peterli und Natalie Nüesch Kreuzlingen, Juni 2006 Quelle: Bilder google
2 Inhaltsverzeichnis Einleitung Interview mit Eltern (persönliches Gespräch) Interviews mit Kindern/Jugendlichen (persönliches Gespräch) Interview mit Anwalt (per ) Schlusswort / Fazit Einleitung Wir haben uns mit den Themen Zusammenleben, Familie, Erwartungen an Töchter und Söhne, Kindererziehung, Sorgerecht und Sexualität beschäftigt. Interviews mit Eltern Wir wollten wissen, ob und wo es Unterschiede der Geschlechter gibt, ob die Eltern ihre Töchter anders behandeln als ihre Söhne und welche Ansprüche sie an ihre Kinder haben. Wie alt sind Ihre Söhne/Töchter? Familie Maier *: Söhne: 10,12, und 15 Jahre, Tochter: 16 Jahre Familie Müller *: Söhne: 4, 8, und 11 Jahre, Tochter: 13 Jahre Familie Salzer *: Töchter: 6 und 15 Jahre. *Name wurde geändert. Was haben Sie für Erwartungen an ihre Töchter und Söhne? Familie Meier: Dass sie zufriedene Erwachsene werden, die ihr Leben gerne haben. Familie Müller: Guter Umgang unter den Geschwistern, gegenseitige Hilfe, Mithilfe im Haushalt, kleine Ämtli erledigen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit,Respekt gegenüber Eltern, Erwachsenen, Lehrpersonen und gutes Benehmen und Manieren.
3 Familie Salzer: Ich habe die Erwartung, dass sie einmal glücklich und zufrieden mitihrem Leben sind. Im Moment lautet die Erwartung: Anständig miteinander durch die Pubertät zu kommen. Gibt es Unterschiede zwischen den Erwartungen an Töchter/Söhne? Familie Meier: Ja, die gibt es. Meine Söhne dürfen z. B. länger in den Ausgang als meine Tochter obwohl sie jünger sind. Ich finde, da muss bei Mädchen einfach besser aufpassen und strenger sein. Familie: Müller: Nein, bis jetzt gibt es keine Unterschiede. Familie Salzer: Weiss ich nicht. Was bereitet Ihnen im Moment am meisten Sorgen mit Ihren Kindern? Familie Meier: Dass sie gute Freunde finden. Familie Müller: Im Moment liegt alles im normalen Bereich. Familie Salzer: Berufliche Ausrichtung und Schuleintritt. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Sexualität? Familie Meier: Ja sicher. Familie Müller: Ja. Familie Salzer: Ja. Gibt es noch gemeinsame Aktivitäten innerhalb der Familie? Familie Meier: Ja, schon, Seifenkistenfahren, Skifahren, Spazieren gehen, ins Kino gehen, Schlittschuhlaufen und vieles mehr. Familie Müller: Ja. z.b. gemeinsamer Veloausflug, Schwimmen, Wandern, versch. Anlässe/ Veranstaltungen besuchen, Spieleabend. Familie Salzer: Ja. Spiele, Besuche, Spaziergänge, Ferien, Rituale wie Weihnachten, Geburtstage Auf was legen Sie am meisten Wert bei der Erziehung? Familie Meier: Auf soziale Kompetenz. Familie Müller: Wir legen Wert auf Selbständigkeit, Stärke, stark
4 genug sein, um "Nein" zusagen ( Drogen, Alkohol etc..), gutes Gesprächsklima und Umgang innerhalb der Familie und natürlich auch anderswo, gutes, soziales Umfeld/Freunde/Hobbies, gezielte Zeiten festsetzen z. B. beim Fernsehen. In der heutigen, schnelllebigen Zeit mit "Fast Food" legen wir auch Wert auf eine gesunde Ernährung, die nicht nur aus Cola und Pommes besteht. Familie Salzer: Respektvoller Umgang miteinander, im Gespräch bleiben. Fragen an Kinder und Jugendliche Nun wollten wir uns die andere Seite anhören und vergleichen, ob die Kinder gleiche oder ähnliche Ansichten haben wie die Eltern. 1.Wie alt bist du? Lukas*: 16 Jahre (Junge) Sabrina*: 16 Jahre (Mädchen) Nadine*: 15 Jahre (Mädchen) Timo*: 15 Jahre (Junge) *Namen wurden geändert 2.Welche Erwartungen haben deine Eltern an dich? Lukas: Dass ich brav meine Hausarbeiten mache und Verantwortung gegenüber meiner Umwelt übernehme. Natürlich soll ich familieninternen Regeln einhalten. Das ist zum Beispiel, dass wir Ordnung halten und nichts herumliegen lassen. Wenn ich gute Noten in der Schule habe, darf ich abends länger weggehen. Sabrina: Dass ich eine gute Ausbildung und mein Leben im Griff habe. Nadine: Dass ich einen Beruf erlerne, ein eigenes Leben aufbaue und dass ich dabei meinen gesunden Menschenverstand nutze. Timo: Dass ich die Schule beendige, brav und anständig bin. Unterscheiden sich die Erwartungen von denen deines Bruders/ deiner Schwester? Lukas: Nein, meine Eltern machen da keine grossen Unterschiede zwischen mir und meinen Geschwistern.
5 Sabrina: Nein, sie haben an beide die gleichen Erwartungen. Nadine: Ich habe keine Geschwister. Timo: Nein. 3.Was denkst du bereitet deinen Eltern im Moment am meisten Sorgen um dich? Dass ich zu wenig mit ihnen rede. Wahrscheinlich, dass ich immer erwachsener werde und meine eigenen Wege gehe. Dass sie mich meinen eigenen Weg gehen lassen müssen, dass ich mich von ihnen löse. Ich weiss es nicht, aber ich glaube nicht, dass ich ihnen grosse Sorgen bereite. 4.Sprechen deine Eltern mit dir über Sexualität? Ja. Wir sind direkt zueinander und können offen über solche 'Tabu-Themen' sprechen. Ja, meine Eltern sprechen offen mit mir über Sexualität, doch ich persönlich spreche lieber nur mit meiner Mutter darüber. Ja, ich kann mit ihnen über alles reden. Früher als ich noch kleiner war, habe ich ihnen manchmal Fragen gestellt, aber jetzt nicht mehr. 5.Gibt es noch gemeinsame Aktivitäten innerhalb der Familie? Weniger mit der ganzen Familie, sondern nur ich und meine Geschwister. Nur am Wochenende unternimmt die ganze Familie etwas gemeinsam. Wir essen noch gemeinsam, doch die Wege trennen sich immer mehr. Ja, und die sollte es auch immer geben. Selten. Manchmal besuchen wir zusammen die Grosseltern oder andere Verwandte, aber sonstige Ausflüge, zum Beispiel an Wochenenden, gibt es kaum mehr.
6 Befragung einer Fachperson Zum Thema Sorgerecht haben wir einen Anwalt befragt um herauszufinden, welche Gesetze bei einer Scheidung gelten und ob der Vater oder die Mutter das Sorgerecht bekommt. Wer erhält normalerweise das Sorgerecht bei einer Scheidung, der Vater oder die Mutter? Warum wird der Vater oder die Mutter bevorzugt? Kann man das Sorgerecht auch teilen? Das Sorgerecht bei einer Scheidung erhält grundsätzlich derjenige, der das Kindeswohl am besten sicherstellen kann. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass die Zuteilung der alleinigen elterlichen Sorge an die Frau und Mutter immer noch klar überwiegt. Gemäss des Statistischen Jahrbuch der Schweiz 2005, herausgegeben vom Bundesamt für Statistik, galt für das Jahr 1999: bei insgesamt Kindern, die von Scheidungen betroffen waren, wurden der Mutter zugeteilt (also rund 89%). Im Jahr 2003 sodann wurden bei insgesamt Kindern deren 8744 der Mutter zugeteilt (also immer noch rund 68%). Hat sich dies in den letzten Jahren geändert? Einer der Gründe für diese Reduktion des Prozentsatzes nun ist, dass das schweizerische Zivilgesetzbuch seit dem Jahr 2000 die gemeinsame elterliche Sorge kennt. Im Jahr 2003 wurden denn auch rund 27% der betroffenen Kinder (vgl. oben) in der gemeinsamen elterlichen Sorge belassen. Der Dreisatz ergibt damit, dass auch 2003 lediglich rund 5% der Scheidungskinder dem Vater (allein) zugewiesen wurden. Dazu muss man zusätzlich wissen, dass die gemeinsame elterliche Sorge nur angeordnet werden kann, wenn beide Elternteile damit einverstanden sind. Weigert sich etwa die Mutter, so muss das Gericht dem einen oder anderen Elternteil die alleinige Sorge zusprechen. Kriterium ist dann wie erwähnt das Kindeswohl (theoretisch) und praktisch die so genannte bisherige Aufgabenteilung in der Ehe (und weil auch heute noch weit überwiegend
7 Frauen und Mütter zuhause bleiben und Kinder betreuen, allenfalls neben einem Teilzeitjob, führt dies zur oben erwähnten "Bevorzugung" der Mütter). Was sind die Hauptgründe für Ehestreit und Scheidung? Hauptgründe für Ehestreit und Scheidung gibt es nicht: erfahrungsgemäss kommt schlicht und einfach alles mögliche, bunt gemischt, vor: von Auseinanderleben über Vertrauensbrüche, Krankheiten, neues Verlieben... Ab welchem Alter können Kinder selbst entscheiden bei wem sie leben wollen? Kinder müssen nach neuem Scheidungsrecht (also seit 2000) grundsätzlich durch das Gericht befragt werden (wo sie leben wollen, wie es ihnen grundsätzlich geht, welche weitergehenden Wünsche in Bezug auf die Scheidung sie haben usw.). In der Praxis werden Kinder ab rund 6 Jahren befragt. Die Meinungsäusserung der Kinder fliesst dann in den Entscheid des Gerichts ein. Im rechtlichen Sinne selbst "entscheiden" dürfen Kinder aber nicht - bis sie volljährig, also 18 Jahre alt sind. Schlusswort / Fazit Für uns war es eine interessante Erfahrung, zu sehen welche verschiedenen Meinungen es zum Thema Familie und Zusammenleben gibt und wie sich die Erwartungen an Töchter und Söhne voneinander unterscheiden. Bei der Auswahl der Eltern haben wir auf die Anzahl ihrer Kinder geachtet und auf das Geschlecht ihrer Kinder: Wichtig war uns, dass die Familienkonstellation möglichst verschieden war, damit wir Vergleiche und Schlüsse ziehen konnten. Bei den Jugendlichen haben wir berücksichtigt, dass wir jeweils zwei Mädchen und zwei Jungen interviewt haben. Wir schlussfolgern aus unserer Arbeit, dass die Unterschiede nicht sehr gross sind und auch die Erwartungen der Eltern an ihre Töchter und Söhne gleich sind. Jedoch glauben wir, dass sie vielleicht nicht ganz ehrlich waren und sich möglicherweise selbst nicht eingestehen, dass sie ihre Töchter anders als ihre Söhne behandeln. Was wir anders hätten machen können wäre zum Beispiel eine etwas genauere Befragung gewesen. Auch hätten wir unsere Arbeit mehr ausbauen können. Das Zeitmanagement hatten wir ziemlich gut im Griff und konnten alles zeitgemäss und rechtzeitig erledigen. Auch die Aufteilung der Arbeit gelang uns gut, wir hatten beide unsere eigenen Aufgaben, haben aber auch zusammen gearbeitet.
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