Nähe und Distanz. Sagen wir DU oder SIE? Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS)

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Nähe und Distanz. Sagen wir DU oder SIE? Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS)"

Transkript

1 Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) Das weltweite Netz der deutschen Sprache Nr. 89 (I/2021) 2, [D] Sagen wir DU oder SIE? Nähe und Distanz Du kannst Du zu mir sagen. So beginnen entweder Freundschaften oder launige Sketche. Die Ansprache, mit der wir uns begegnen, prägt die Situation, die eigene Haltung, aber auch die Einstellung dem Anderen gegenüber. Ein höfliches Sie hält auf Abstand, wird von vielen Menschen als respektvoll erachtet kann aber auch eine potenzierte Beleidigung in Form von Sie Arsch! zeigen. Ein verfrühtes Du hingegen kann eine aufkommende freundschaftliche Ebene im Keim ersticken. In Deutschland ist das Sie immer noch gern gesehen, vor allem bei denen, die es so gelernt haben. Das Sozialisierungsumfeld prägt die Wahrnehmung, sagt Moritz Freiherr Knigge, der als Buchautor und Redner Vorträge über das harmonische Miteinander hält. Ein Du sei nicht per se respektlos gemeint die Ansprache habe sich in den letzten Jahrzehnten verschoben, auch vor dem Hintergrund der sozialen Medien. Ad absurdum wird sie geführt, wenn in einem Geschäft eine Verkäuferin ihre Kollegin anspricht mit: Du, Frau Schmidt, sag mal, was kosten denn die Socken? Der Verein Deutsche Sprache wirft in dieser Ausgabe einen Blick auf die verschiedenen Aspekte, die das Duzen und Siezen mit sich bringt nicht nur aus Sicht des Senders, sondern auch aus der des Empfängers. Denn oft scheitert es an den verschiedenen Ebenen, auf denen sich beide befinden, und das sorgt für mehr Missverständnisse als nötig. Für kein Missverständnis sorgt hoffentlich der kleingeschriebene Text direkt in der Mitte der Sprachnachrichten. Der deutschiranische Dichter SAID hat dramatische Zeiten erlebt: Studium in München, Rückkehr nach Teheran nach der Islamischen Revolution, wieder zurück nach Deutschland, weil das neue Regime nicht weniger autoritär war als das alte. Kinderbücher, Lyrik, Prosa seiner Schaffensvielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Wie viele Lyriker wählt er die Kleinschreibung für seine Texte. Wir schätzen uns sehr glücklich, einen Autor seines Kalibers in den Sprachnachrichten vorstellen zu dürfen. Offenheit und Toleranz: Moritz Freiherr Knigge im Gespräch 3 Sportliches Du : Moderator Waldemar Hartmann über Direktheit und Ehrlichkeit in der Welt des Sports 4 Glänzende Wörter: Gert Ueding zeigt, wie das Lesen die Welt verändert 10 Freund der deutschen Sprache: Ein Nachruf auf John le Carré 12 Mund-Nase-Schutz reicht nicht aus: Bastian Sick erklärt Zusammensetzungen von Substantiven 19 Carola Rackete Statt Kapitänin ist sie lieber Kapitän und kann das gut begründen. Seite 7 Dietrich Grönemeyer Für den Mediziner und Publizisten sind Genderregeln nur noch peinlich. Seite 9 SAID Der deutsch-iranische Schriftsteller veröffentlicht in den Sprachnachrichten seinen Essay zur entstehung der poesie. Seite 16

2 AKTUELL 2 Na sowas! Duden rudert zurück Der Duden gendert zumindest in seiner Online-Ausgabe will er Berufs- und Personenbezeichnungen in der männlichen und weiblichen Form benennen; in einem ersten Interview hieß es seitens der Duden-Redaktion, das generische Maskulinum sei noch nie geschlechtsneutral gewesen. Gegen diesen ideologischen Vorstoß hat der Verein Deutsche Sprache einen vielbeachteten Aufruf gestartet (siehe S. 9). In einem neueren Interview schlägt Dr. Kathrin Kunkel-Razum plötzlich leisere Töne an. Der Gesellschaft für deutsche Sprache sagte sie, die Resonanz auf diese Änderung habe dazu geführt, dass man sich überlegt, ob man das auf unserer Seite klarer darstellen kann, wie die Verwendung erfolgt. Darüber beraten wir schon seit zwei Wochen seit ungefähr der Zeit, seit der der VDS mit seinem Duden-Aufruf Prominente, aber auch Menschen aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Schichten dazu bewegt hat, sich gegen den Duden zu positionieren. Auch die Idee, einen Begriff mit einem Hinweis zu versehen, dass dieser Begriff auch geschlechterübergreifend verstanden werden kann, werde geprüft, so Kunkel-Razum. Damit vollführt der Duden aus Sicht des VDS eine 180-Grad-Wendung. Habe er davor noch selbstgerecht Kritiker als unwissend dargestellt, scheint er jetzt gemerkt zu haben, wie stark der Gegenwind seitens der Sprachgemeinschaft ist, die Gendersprache weder beim Bäcker, noch im Supermarkt, noch in der Autowerkstatt nutzt. SN Deutsch in der EU Offener Brief an Ursula von der Leyen Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (l.) und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission. Foto: Enzo/EU Nach dem Brexit werden wieder Stimmen laut, die sich fragen, ob Englisch als Verkehrssprache der EU dienen soll. Schließlich spricht nach dem Austritt der Briten kein Land mehr Englisch als Muttersprache. Dazu könnten viele Abgeordnete des EU-Parlaments Englisch weder besonders gut verstehen noch aussprechen. Das führe in der Außenwahrnehmung zur Be lustigung, die Arbeit der Abgeordneten trete in den Hintergrund. Der französische Staatssekretär Clément Beaune setzt sich für eine sprachliche Vielfalt ein diese habe in den vergangenen Jahren großen Schaden genommen. Beaune plädierte nicht explizit für eine Rückkehr des Französischen als Lingua franca. Er machte aber auch keinen Vorschlag, in welcher Verkehrssprache sich die Vertreter der 27 Mitgliedstaaten sonst unterhalten sollten, schreibt Daniel Steinvorth in seiner Kolumne in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). An Deutsch, die meistgesprochene Muttersprache innerhalb der EU, dürfte Beaune wohl kaum gedacht haben. Auch Prof. Roland Duhamel, 2. Vorsitzender des VDS, spricht sich dafür aus, Englisch als Verkehrssprache zu überdenken. SN DER VORSITZENDE MEINT Liebe Sprachfreunde, was haben Gloria von Thurn und Taxis, Dieter Nuhr, der Philosoph Peter Sloterdijk, die Unternehmer Johannes Kärcher (ja, der mit dem Hochdruckreiniger) und Werner Kieser, Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse oder der Kurienkardinal Walter Brandmüller aus Rom gemeinsam? Sie alle unterstützen öffentlich den Aufruf des VDS ( gegen die geplante Zwangs-Sexualisierung unserer Muttersprache durch die Duden-Redaktion. Mieter: Substantiv, maskulin männliche Person, die etwas gemietet hat. So ist es seit einigen Wochen auf den Netzseiten des Dudens nachzulesen. Frauen könnten demnach keine Mieter sein. Damit verletzt der Duden eine der nützlichsten Regeln der deutschen Grammatik und widerspricht dem Bundesgerichtshof, der in einem letztinstanzlichen Urteil vom März 2018 festgehalten hat, dass eine Sparkasse mit dem Wort Kunde sowohl männliche als weibliche wie sonstwie geschlechtlich orientierte Kontoinhaber anreden darf. Die Beschwerde einer sich dadurch diskriminiert fühlenden Frau wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen. Die selbstherrliche Entscheidung des Dudens ist derart einschneidend und verheerend für das deutsche Sprachgerüst, dass sich quasi aus dem Stand eine breite Koalition quer durch alle gesellschaftlichen Schichten dagegen ausgebildet hat. Ich habe einmal zufällig hundert der inzwischen über Unterzeichner unseres Aufrufs herausgesucht und die Berufe notiert: Architektin, Ärztin, Bibliothekarin, Dachdeckergeselle, Flugkapitän, Fotograf, Germanistin, Geschäftsführer, IT-Administrator, Kaufmann, Kreuzfahrtdirektorin, Lehrer, Lehrerin, Lektor, Lektorin, Pastor, Physiotherapeutin, Professor, Regierungsdirektor, Richter, Schüler, Sozialarbeiter, Studentin, Übersetzer, Verlegerin, Das Sein bestimmt das Bewusstsein und nicht umgekehrt. Webdesigner, Zahnarzt, Zöllner, Zugbegleiter, neben vielen angeben, die nur Angestellte oder Fachkraft angeben, plus einem gehörigen Anteil Rentner, der aber dem Anteil in der Bevölkerung entspricht, und einer Reihe von Unterzeichnern ohne Berufsangaben. Auf keinen Fall also nur Männer, und auf keinen Fall nur alte weiße Männer, wie immer wieder gerne und falsch von forschen Jungfeministen unterstellt. Offenbar hat man beim Duden mit diesem Widerstand nicht gerechnet, denn man rudert bereits leicht zurück, siehe diese Seite oben links. Verheerend sind seine Eingriffe deshalb, weil damit ein großer Vorteil der deutschen wie vieler anderer indogermanischer Sprachen willkürlich zerschlagen wird, dass es nämlich in vielen grammatischen Begriffsklassen sogenannte unmarkierte Kategorien gibt. Bei den Zeiten ist es die Gegenwart: Ich liebe meine Frau. Damit ist keinesfalls gemeint, ich liebte sie nur jetzt; ich kann sie auch gestern geliebt haben und morgen weiter lieben. Das Präsens schließt andere Zeiten nicht automatisch aus, es ist unmarkiert. Wenn ich dagegen sage ich liebte meine Frau, dann liebe ich sie möglicherweise heute nicht mehr. Im Jargon der Linguistik: das Imperfekt ist markiert. Bei Personenbezeichnungen sind Wörter mit einem der davor meist unmarkiert. Weil auch Männern ein der vorangestellt ist, heißt das oft aber falsch auch generisches Maskulinum. Warum sagen wir nicht geschlechtsfrei dazu. Der Bäcker backt das Brot. Das kann ein Mann, eine Frau oder ein Transsexueller sein. Wenn ich dagegen sage: die Bäckerin hat mir für meine Brötchen 0,50 zu viel berechnet, dann ist die Person wohl eine Frau. Dass Personenbezeichnungen im Maskulinum über einen großen Foto: Jürgen Huhn Teil der Menschheitsgeschichte tatsächlich oftmals Männer meinten, ist ein Artefakt der Genetik, und kann sich auch bald ändern. Bei dem bekannten Spruch Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker denken vielleicht die meisten heute schon an Frauen. Und der Putzteufel war historisch sogar fast immer eine Frau. Das wäre doch mal eine Aufgabe für unsere Feministen und Feministinnen: die realen Verhältnisse derart umgestalten, dass man künftig bei dem Putzteufel auch an Männer denkt. Da hätten sie sogar den VDS auf ihrer Seite. Hier bin ich einmal im Leben ein Marxist: Das Sein bestimmt das Bewusstsein und nicht umgekehrt. Vielleicht sieht das eines Tages auch die feministische Linguistik ein. Mit halbwegs zuversichtlichen Grüßen, Ihr

3 3 IM GESPRÄCH Moritz Freiherr Knigge Tolerant mit dem Handeln Anderer sein Ein vorschnelles Du kann schon mal darüber entscheiden, wie ein Gespräch zwischen zwei unbekannten Menschen weitergeht. Das Sie ist in deutschsprachigen Ländern die Anrede, mit der man sich am häufigsten begegnet, wenn man sich privat nicht kennt. Moritz Freiherr Knigge hält Vorträge über das harmonische Miteinander. Herr Knigge, wir beide kennen uns ja nur über zwei kurze Vorgespräche zu diesem Interview wenn ich Sie jetzt frage: Mensch, Moritz, wie war denn heute dein Tag? wie begeistert wären Sie? Puuuh ich wäre auf keinen Fall geschockt. Ich würde mich eher fragen: Woher kennen wir uns, wir müssten uns doch schon mal getroffen haben. Ich habe nämlich ein wahnsinnig schlechtes Personen- und Namensgedächtnis. Für uns beide ist das Sie also das Normale Was ist denn normal, wer legt das fest? Wenn Sie das jetzt so sagen, ist für Sie das Sie gängig, für andere ist es das Du. Es gibt keine klare Regel dazu. Was macht denn das Sie, was das Du nicht macht? Das Sie hält eine verbale Distanz in der Kommunikation, und das ist meiner Ansicht nach recht wichtig, weil das Du ganz klassisch Freunden, Menschen, die einem nahe stehen, vorbehalten ist. Die Zeiten haben sich aber geändert, es wird mehr geduzt. Wenn ich aber jemanden nicht kenne, dann weiß ich ja nicht, ob ich zu dem eine Nähe haben will oder nicht. Wie viel Nähe sollte ich denn zulassen im Erstkontakt mit jemandem? Das kann ich nicht vorgeben, das ist eine Gefühlssache, das müssen Sie selbst erspüren. Ich glaube, es ist wichtig, sich erst mal bewusst zu machen, dass diese beiden kleinen Worte eine Menge mit Menschen machen. Von daher rate ich immer, wenn man das nicht so genau weiß, das Sie zu benutzen, weil man damit am wenigsten falsch machen kann. Wenn ich jemanden sieze, der aber gerne geduzt werden möchte, glaube ich nicht, dass er sich angegriffen fühlt, sondern er wird wahrscheinlich sagen: Ach, wollen wir uns nicht duzen? Aber wenn ich jemanden duze, für den das Sie ganz wichtig ist, dann passiert es sehr schnell, dass er auf Distanz geht, weil er sich bedrängt fühlt. Was mache ich denn, wenn ich ungefragt geduzt werde? Das kommt auf die Situation an. Generell versuche ich, gelassen zu bleiben, meist sieze ich einfach zurück. Früher, als ich noch in Clubs gegangen bin, wurde sich dort immer geduzt, auch jetzt unter jungen Erwachsenen käme niemand auf die Idee, sich zu siezen. Das kommt dann erst etwas später, wenn man im Berufsleben ist. Also ist es ein Stück weit eine Altersfrage Es ist vor allem eine Erziehungsfrage, es kommt auf das Umfeld an, wie man sozialisiert wird; und eine Altersfrage ist es auch, weil wir uns natürlich in den letzten Jahrzehnten auch verändert haben. Sprache hat sich verändert, Gesellschaft hat sich verändert. Es wird bei weitem mehr geduzt als noch vor 50 Jahren. Leute, die heute über 70 sind, sind in einem anderen Umfeld sozialisiert worden. In diesem Bereich ist es häufiger so, dass den Menschen das Sie noch besonders wichtig ist, weil sie es von früh auf so gelernt haben. Aber Sprache und Verhalten ändern sich auch, und ich würde jeden darauf hinweisen wollen, dass das Du in den meisten Fällen überhaupt nicht respektlos gemeint ist. Im Berufsleben könnte es auch ein Hindernis sein, wenn ich an ernste Themen wie Mobbing oder Gehaltsverhandlungen denke. Das kann es sein, weil über ein Du oft die professionelle Distanz fehlt. Über eine vermeintliche Es wird bei weitem mehr geduzt als noch vor 50 Jahren. Nähe, die ein Du mit sich bringt, verändert sich die Kommunikation. Als bei einem Discounter das Du eingeführt wurde und auf den Namensschildern der Verkäufer der Vorname stehen sollte, haben sich die Verkäufer dagegen gewehrt, weil sie sagten, die Kunden würden so jegliche Distanz zu ihnen verlieren. Dafür habe ich ein gewisses Verständnis. Geht es denn auch wieder zurück also vom Du zum Sie? Das ist tatsächlich eher die Ausnahme, aber das passiert. Und tatsächlich habe ich das in Beratungen auch schon mal empfohlen. Sehen wir uns ein Unternehmen an, in dem sich in einer Abteilung alle duzen und einer von denen wird befördert und ist plötzlich Chef der anderen: Wenn dann jemand Neues eingestellt wird, und sich plötzlich nicht mehr alle mit dem Chef duzen, dann kann das schwierig sein bei Entscheidungen, es könnte dem neuen Chef Parteilichkeit vorgeworfen werden und das könnte dann zu Konflikten führen. Jetzt leben wir ja in modernen Zeiten, in sozialen Medien wird meistens geduzt aber auch dort gibt es immer wieder Menschen, die darauf bestehen, gesiezt zu werden. Wie sehr muss man darauf eingehen? Erstmal finde ich es schade, dass Menschen da so drauf reagieren. Aber es ist eben beobachtbar, dass sich dort das Du durchgesetzt hat. Ich würde darauf freundlich antworten und sagen, dass es einen breiten Konsens darüber gibt, dass in den sozialen Medien geduzt wird, um Verständnis bitten. Aber es wird so sein, dass man es nicht allen Menschen recht machen kann, es wird immer welche geben, die dagegen schießen. In anderen Ländern wird das Du und Sie ja ganz anders gesehen: Die Schweden duzen sich, das Englische kennt nur das you, Der Familienname Knigge ist ein Synonym für gutes Benehmen. Moritz Freiherr Knigge, Jahrgang 1968, steht als Buchautor und Vortragsredner für Höflichkeit und Wertschätzung. Aufgewachsen auf Rittergut Bredenbeck wie sein Urahn Adolph Freiherr Knigge hat er eines gelernt: Ohne Handkuss kommt man gut durchs Leben. Ohne offene Arme nicht. Sein Motto: Wertschätzung ist Wertschöpfung. Foto: Dennis Stobbe im Französischen hingegen gibt es einen Unterschied wie bei uns. Wie soll man im Ausland damit umgehen? In den meisten Fällen muss man das gar nicht ernst nehmen. Wenn man die Sprache nicht kennt, besteht auch keine Gefahr, sich falsch auszudrücken. Man sollte einfach überall freundlich und wertschätzend miteinander umgehen, den Menschen zugewandt sein. Wenn man geschäftlich unterwegs ist, würde ich raten, sich mit solchen Themen zu beschäftigen, um es möglichst richtig zu machen. Ist das vielleicht ein typisch deutsches Problem, dass so viel Wert auf diese Unterscheidung gelegt wird? Wir nehmen fast immer Maß an unseren eigenen Wahrheiten und daran, wie wir etwas selbst gelernt haben. Das halten wir für richtig, so bewerten wir dann auch. Wenn konservative Leute nach Amerika kommen, dann sind sie vermutlich erst mal total verdutzt, dass sich da alle mit Vornamen anreden, das finden sie vielleicht anmaßend. Sie sollten dann eher mal auf die Kultur der anderen eingehen und nicht so hart sein. Ich rufe Menschen immer dazu auf, tolerant mit dem Handeln anderer zu sein. Ihr Tipp für ein harmonisches Miteinander? Eine der Grundregeln ist immer, zu versuchen, überlegt zu handeln, sich klar zu sein, dass man Fehler macht und das Handeln anderer nicht zu hart zu bewerten, offen zu sein und sich selbst zu wünschen, dass der andere genauso ist dann würde eine Menge besser werden. Eine Grundlage für guten Umgang ist ein gewisser Grad von Gelassenheit. Das Interview führte Dorota Wilke.

4 DU ODER SIE 4 Von wegen Duz-Maschine Ein ehrliches Du ist dem Moderator Waldi Hartmann lieber als ein geheucheltes Sie Herzlich, ehrlich und humorvoll diese Eigenschaften haben Waldemar Hartmann über Jahrzehnte in seiner Zeit als Sportreporter begleitet. Waldi, wie ihn die meisten nennen, ist ein typischer Bayer, der sein Herz auf der Zunge trägt. In seinen Interviews blitzt immer wieder der Schelm durch seine Professionalität, seine Hartnäckigkeit, auch unangenehme Fragen zu stellen, sind dennoch nicht davon beeinflusst. Eine Besonderheit bleibt aber bei vielen seiner Zuschauer bis heute hängen: Er hat die meisten seiner Gesprächspartner geduzt. Das sei aber nicht ungewöhnlich, sagt er: Ich kenne die ja auch schon lange, hab sie lange begleitet. Natürlich duzt man sich da. Und unter Fußballern ist das Du eh gang und gäbe, sagt Waldi, ich hab nur selten mal Trainer gesehen, die von ihren Spielern gesiezt werden wollten und die waren eher älteren Datums. Den Hackl Schorsch siezen? Quatsch! Das Sie für ihn gar nicht das große Thema, das immer daraus gemacht wurde. Das Du ist einfach seine Welt, die Welt der Sportler, in der er sich bewegt. Vor allem bei den Wintersportarten, also bitte. Wenn ich den Hackl Schorsch da vor der Kamera siezen würde, der würde mir eine Tablette geben wollen, so würde er sich wundern. Die Welt ist klein. Die meisten deutschen Wintersportler kommen aus Bayern oder Baden- Württemberg. Man kennt sich. Seit Jahren. Dann vor der Kamera zu siezen, obwohl wir privat per Du sind, das wäre geheuchelt. Weißbier-Waldi Dennoch: Aktiv jeden duzen, der ihm begegnet, kommt für Waldi nicht in Frage: Ich war mal zusammen mit Dirk Nowitzki in der Sportschau, den hab ich selbstverständlich gesiezt, den kannte ich vorher ja gar nicht. Auch sein Idol Fritz Walter war für ihn per Sie: Erst am Ende eines Interviews sagte er zu mir: Ich bin der Fritz. Er der Held meiner Kindheit. Deswegen ärgert er sich auch über seinen vermeintlichen Spitznamen, die Duz-Maschine. Das war die Überschrift eines großen Artikels in der Süddeutschen Zeitung. Und das wurde dann überall nachgeplappert. Aber das sei er nicht. Das klingt nach einem Roboter. Aber ich bin aus Fleisch und Neues Mitglied im VDS: Waldemar Hartmann Wer sich für Sport interessiert, kommt an Waldemar Hartmann nicht vorbei. Waldi, wie er gemeinhin genannt wird, war jahrzehntelang Sportreporter, hat über Fußball, Basketball bis hin zu den Wintersportarten alles kommentiert und kannte so ziemlich jeden in der Sportszene. Beim Bayerischen Rundfunk leitete er die Sportredaktion, und auch heute ist der Sportmoderator beliebter Gast in verschiedenen Fernsehformaten. Seit September 2020 ist Waldi Mitglied im VDS. Ich kenne Walter Krämer eigentlich schon seit Jahren aber sein Beitrag neulich im Cicero zur Gendersprache hat mich sehr beeindruckt, sagt er. Ich habe vier Jahre in Berlin gewohnt und dort den Anfang dieser Gender-Sprachbewegung mitbekommen. Ich halte das für einen solchen Unsinn, also bin ich Mitglied geworden. Haben wir denn sonst keine anderen Sorgen auf der Welt? Und schmunzelnd fügt er hinzu: Und die Gender-Aufkleber hab ich auch schon fleißig verteilt. SN Das Du ist bei Waldi und den Sportlern, die er seit langem kennt, über Jahre entstanden daher duzt er sie auch vor der Kamera. Fremde einfach so duzen würde er nicht. Foto: privat Blut. Da kennt man mich schon eher unter dem Namen Weißbier- Waldi, schmunzelt er. Das Vertrauen muss da sein, die Harmonie auf vielen Ebenen. Auch für einen Waldi Hartmann ist das Du kein Selbstläufer. Wobei das für die Position gilt, auf der er selbst sich befindet: Wenn mich jemand auf der Straße anspricht und mich duzt, dann ist das völlig in Ordnung, es stört mich nicht. Es ist mir einfach scheißegal, sagt Waldi mit der ihm eigenen Direktheit, mehr Ehrlichkeit im Umgang miteinander, das wäre viel befreiender. Dorota Wilke In Schweden sagt man grundsätzlich du Anredeformen in Unternehmen ein kleines Stimmungsbild Unternehmen egal ob deutsche oder internationale haben in den letzten Jahren die Ansprache an den Kunden häufig verändert. Viele sind zum Du übergegangen, einige haben das Sie beibehalten, wieder andere nutzen eine Mischform, indem sie zum Beispiel bei der Erstansprache zwar siezen, die Bestandskunden jedoch duzen. Wir haben bei einigen Firmen ein Stimmungsbild eingeholt. Bei IKEA Deutschland haben wir uns vor einigen Jahren entschieden, unsere Kunden in der Außenkommunikation mit du anzusprechen. Der Gedanke dazu liegt in unserer Herkunft als schwedisches Unternehmen begründet in Schweden sagt man grundsätzlich du. Wir duzen unsere Kunden in Deutschland jedoch im direkten Kontakt nicht von Anfang an. Wenn ein Kunde also ein deutsches IKEA Einrichtungshaus betritt und einen Mitarbeiter anspricht, wird er zunächst gesiezt, da wir wissen, dass die Menschen in Deutschland die erste persönliche Ansprache per Sie in der Regel als höflicher empfinden. Kim Steuerwald, Corporate Communications IKEA Seitens des BMW Marketings benutzen wir unterschiedliche Formen der Ansprache. Geht es um Themen, die die BMW Group behandeln, siezen wir, auch bei gendergerechter Ansprache. Bei der Marke BMW sieht es anders aus. Hier duzen wir sowohl bei der Ansprache von Maschine zu Mensch, bei den Social-Media- Kanälen und bei informelleren persönlichen Kontakten, zum Beispiel wenn es sich um ein BMW- Fahrertraining handelt. Ansonsten bleiben wir beim Sie. Cypselus von Frankenberg, BMW Lifestyle- und Markenkommunikation Wir haben uns 2020 für eine Duzkultur entschieden. Wichtig dabei war es uns in werblicher und somit nicht in geschäftlicher Form zu duzen. Im regulären und persönlichen Schriftverkehr siezen wir noch immer. Diese Unterscheidung sind wir gegangen, weil wir eine direkte und menschliche Kommunikation bevorzugen. Für Werbung und Aushänge eignet sie sich bestens, da sich unsere Kunden direkt angesprochen fühlen. Auch mit der Du-Form gehen wir respektvoll mit unseren Kunden um und sind für sie da - nur eben zeitgemäß. Dominik Neugebauer, Pressesprecher VBW Bauen und Wohnen GmbH Als Corporate Brand hat Bayer viele Zielgruppen. Bei der Frage, ob wir duzen oder siezen, kommt es darauf an, mit wem wir wann und in welchem Kontext kommunizieren. Es gibt auch Fälle, in denen wir duzen, und Sprachen, in denen es die Unterscheidung zwischen duzen und siezen nicht gibt. Tino Andresen, Bayer AG Corporate Media Relations

5 5 DU ODER SIE Unangenehme Vertrautheit Du oder Sie wie hält es der VDS? Es symbolisiert ein Stück weit Distanz, aber auch Achtung vor dem Gegenüber. Das Sie ist die Form, in der sich in Deutschland die meisten Menschen begrüßen, wenn sie sich nicht kennen. Das Du hingegen suggeriert Vertrautheit, man teilt es mit der Familie und Freunden. Seit einiger Zeit ist das Du allerdings immer häufiger zu hören und zu lesen. Portale wie Netflix duzen, aber auch eher traditionelle Unternehmen wie die Telekom nutzen das Du zur Ansprache des Kunden. Für viele ist diese Vertrautheit unangenehm. In den sozialen Medien hat sich ebenfalls das Du eingebürgert. Hier, mit deutlich jüngeren Nutzern, ist die Welt ein ganzes Stück weit zusammengerückt. Man duzt sich, auch wenn man sich nicht kennt. In Kommentarspalten tauchen nur vereinzelt Stimmen von Nutzern auf, die gesiezt werden wollen meistens werden sie mit Häme überzogen, ihnen wird der Wunsch nach dem Sie abgesprochen. Der VDS geht einen Mittelweg. In unseren herkömmlichen Kommunikationswegen mit den Mitgliedern nutzen wir das Sie. In den Sprachnachrichten, auf der Internetseite und in den Briefen bedienen wir uns dieser Form, weil wir die Formalität schätzen, die das Sie mit sich bringt. In den sozialen Medien haben wir uns für das Du entschieden, erklärt Dorota Wilke, Pressesprecherin des VDS: Das Du hat sich bei Facebook, Instagram und Co. eingebürgert. Die Nutzer sehen sich als gleichrangig an, das Du ist keine Abwertung, sondern einfach eine veränderte Form der Anrede. Diesem Konsens trägt der VDS Rechnung denn die zielgruppengerechte Ansprache ist wichtig, um einen stabilen Kontakt zum Nutzer zu wahren. Selbstverständlich duzen wir aber nicht stupide und aus Prinzip, wenn uns jemand eine Privatnachricht schreibt und das Sie nutzt. Das Du betrifft lediglich die direkte Ansprache in der Kommunikation auf den betreffenden Seiten, erklärt Wilke. SN Abwartende Distanz Gestern trank ich Kaffee vor dem Eingang eines Supermarktes. An den selbstöffnenden Glastüren klebten die obligatorischen provisorischen Coronaschilder auf denen stand: Bitte haltet 1,5 Meter Abstand! und Deine Gesundheit liegt uns am Herzen. Hört sich irgendwie nett an, aber ich fragte mich doch: Warum duzt mich der Supermarkt? Die Supermarktleitung erstellt eine Nähe, die mir widerstrebt: Mit dem Du wird eine Ebene erzeugt, die intimer ist, als sie sein sollte. Ich kenne niemanden von dem Markt, dem es zusteht, mich zu duzen. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass Fremde mich siezen. Denn damit war immer das Gefühl verbunden, erwachsen und alt zu sein. Nun, da ich beides bin, bestehe ich auf dieser Form der Anrede, auch, weil ich eine abwartende Distanz zu Fremden sehr zu schätzen weiß. Denn wie heißt es so schön: Ob ich Sie Arschloch oder Du Arschloch sage, macht einen Unterschied (Michael Kastner im Handelsblatt). Das Du macht eine Beziehung verbindlicher, verringert die Distanz und erschwert Kritik. Ich möchte gern selbst entscheiden, ob ich diese Nähe will. Das Du sickert seit Jahren in die Gesellschaft, während das förmliche Sie oft schon im ersten Kennenlernen wie ein drückender Schuh abgestreift wird. In den 1960er und 1970er Jahren gab es in Schweden die sogenannte Du- Reform, die das Du zur gängigen Anrede in der schwedischen Gesellschaft machte. Man schreibt die Reform dem damaligen Direktor der nationalen Gesundheits- und Sozialbehörde zu. Bror Rexed erlaubte seinen Angestellen 1967, ihn zu duzen. In dem 1978 erschienenen Buch den moderna döden (Auf Deutsch: Der moderne Tod - Vom Ende der Humanität, Gemini Verlag 2001) wird auf diese Reform eingegangen. Der Moderator eines fiktiven Symposiums von Politikern, Wissenschaftlern und Theologen sagt: [...] das hat die Lenkbarkeit ungeheuer erleichtert. Endlich konnten wir mit unseren Direktiven den Menschen auf den Leib rücken, in die Häuser und Schlafzimmer gehen und unsere Wünsche diktieren. In dem Symposium wurde darüber gesprochen, wie man den Alten des Landes nahebringen kann, dass ihr Tod besser für die Gesellschaft sei, als ihr Leben. Man ist sich einig, dass das mit Du leichter zu vermitteln ist, als mit einer förmlichen Anrede. Bewusst oder unbewusst, das Du wirkt. Denn Aufforderungen mit Du lassen Mutters Schelte im Ohr erklingen und bringen das gehorsame Kind in uns zum Reagieren: Was hast du gemacht? Du sollst doch nicht? Du musst. Vielleicht ließe sich auch die Trotzreaktion erwachsener Menschen auf solche Maßnahmen damit erklären. Wenn sie wie Kinder behandelt werden, reagieren sie auch auf dieser Ebene. Dann ist das Du wie eine elterliche Umarmung, auf die man eigentlich keinen Bock mehr hat. Juliane Uhl Ein Hoch auf das Sie Anredeformen als juristischer Sachverhalt // Von Klaus-Eckhard Walker Ist es eine strafbare Beleidigung? Ein Duzen kann hier entscheidend sein. Am 1. September 2020 hat das Amtsgericht Rastatt einen 57-jährigen Abfallentsorger wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen à 15 Euro, also 300 Euro, verurteilt. Der Mann hatte auf einer wegen Corona geschlossenen Sammelstelle Gartenabfälle entladen, wurde vom zuständigen Ortsvorsteher deshalb zur Rede gestellt und hatte auf dessen Androhung, ihm einen Bußgeldbescheid ins Haus zu schicken, geantwortet: Du kannst Dir Deine Post in den Arsch stecken. Das war teuer. Wer auf eine plumpe Grobheit ein abschätziges Du setzt, macht sich unter Umständen wegen Beleidigung strafbar. In der Höflichkeitsform ( Sie können sich Ihre Post ) wäre die plumpe Grobheit wohl straflos geblieben, weil es ihr an der notwendigen Geringschätzung des Gegenüber gefehlt hätte. Ob im vorliegenden Fall ein bayerischer Migrationshintergrund vorhanden war, wonach zugunsten des Angeklagten zumindest strafmildernde Umstände hätten greifen können, ließen die berichterstattenden Medien offen; denn das Gericht scheint ohnedies der Auffassung gewesen zu sein, dass die inkriminierte Äußerung bereits als solche wie im benachbarten Mutterland der Diplomatensprache inakzeptabel ist und ihre Strafe verdiente. Der wegweisenden amtsrichterlichen Entscheidung ist daher nur zuzustimmen. Ein Hoch auf das Sie! Aber wie ist es in Zukunft um das Zauberwort Sie und damit um den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land bestellt, wenn aktuell rd Kita-Kinder in Familien leben, in denen vorrangig nicht Deutsch gesprochen wird und Ihnen damit der Sinn für unser gepflegtes Sie abhandenkommt oder gar nicht erst beigebracht wird? Kann ich mich als Normalbürger auf den Rastatter Amtsrichter berufen, wenn wie neulich im Außenbereich des Bistro Schiffstraße 4 in Rastatt geschehen ein Zugewanderter, hoch aggressiv und wild gestikulierend, in meine Richtung zeigt und mehrfach schreit: Du hast kein Recht, unseren Döner zu essen.? Die gestellte Frage nach dem Eigentum bzw. der Urheberschaft am Döner an sich beiseite lassend dachte ich, meinen (!) Döner ungerührt weiter mampfend, bei mir, was hätte ich mich wie ein Ortsvorsteher gefreut, wenn mich der junge Herr gefragt hätte, ob er mich duzen darf Der heutige Rechtsanwalt und Autor Klaus-Eckhard Walker war von 1991 bis 2007 Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Rastatt; wegen seines konsequenten Eintretens für die deutsche Sprache ist er seit 2006 Ehrenmitglied des VDS.

6 DU ODER SIE 6 Eine Umfrage auf dem Facebook-Kanal des VDS Du oder Sie? Der eine mag die professionelle Distanz, der andere hat sich an das Du gewöhnt. Vor allem in den sozialen Netzwerken ist das Du die übliche Anredeform auch der VDS nutzt es bei Twitter, Facebook und Instagram. Bei Facebook haben wir vor einiger Zeit gefragt: Welche Anrede nutzt Ihr in den sozialen Medien? Ein paar der Antworten drucken wir exemplarisch ab.

7 7 GENDERSPRACHE Gendere mich nicht Bekannte Frauen lehnen Genderformen ab Sichtbarmachung! Darum geht es Verfechtern der Gendersprache, wenn man sie nach dem konkreten Grund für die Nutzung von Sternchen, Unterstrichen und anderen Zeichen fragt, die aktuell im Umlauf sind. Dass die meisten Frauen sich auch ohne diese Zeichen für sichtbar halten wie gleich drei Umfragen in den letzten zwei Jahren gezeigt haben wird dabei gerne mal unter den Teppich gekehrt. Scharfzüngig, charmant, gnadenlos: Monika Gruber Foto: PR/Tibor Bozi Über 60 Prozent der Frauen haben bei einer Umfrage des VDS im Frühjahr 2019 gesagt, eine gendergerechte Sprache sei ihnen nicht wichtig. Eine Umfrage der Welt am Sonntag hat nur ein Jahr später im Mai 2020 ähnliche Ergebnisse geliefert: 52 Prozent der befragten Frauen lehnten Gendersternchen, Unterstriche und ähnliche Konstruktionen ab. Jetzt kann man durchaus auf die Idee kommen, dass diese anonyme Masse keine treibende Kraft sei. Umso erstaunlicher ist, dass es viele Beispiele prominenter Frauen gibt, die das Gendern aktiv ablehnen. So hat zum Beispiel die bayerische Kabarettistin Monika Gruber in der Sendung Nuhr im Ersten im Herbst ganz selbstverständlich von sich gesagt: Ich bin ein Bayer. Selbstbewusst und natürlich stellte sie ihre Herkunft in den Vordergrund, nicht ihr Geschlecht. Ich mag Kapitän lieber Auch Carola Rackete, die Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet hat, lehnt das Gendern ihrer Berufsbezeichnung ab. Die FAZ berichtete im Oktober über das Erscheinen ihres Buches und erklärte: Carola Rackete, Kapitän der Sea-Watch 3 (und nur als solcher will sie bezeichnet werden, nicht als Kapitänin, wie man oft liest) [ ]. Rackete selbst hat sich sogar persönlich zu ihrer Selbstwahrnehmung geäußert, als sie dem Portal Deutsch Perfekt, einem Portal der Zeitschrift Zeit Sprachen sagte: Das Wort Kapitänin gibt es zwar offiziell, aber ich mag Kapitän lieber und nenne mich auch so. Ich finde, das Rettete Menschenleben auf See: Carola Rackete Foto: Wagner/Sea-Watch klingt besser. Diese Würde beanspruchen auch die Soldatinnen der Bundeswehr. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hatte jüngst ins Gespräch gebracht, Dienstgrade zu gendern. Feldwebelin oder Bootsfrau wurden in den Medien genannt. Die Frauen der Truppe wurden offenbar nicht gefragt, sie positionierten sich trotzdem. Das Bundeswehrjournal zitierte aus einem internen Newsletter Stabsfeldwebel Christiane Ernst- Zettl: In der Truppe stoßen diese neueren Überlegungen zur Einführung weiblicher Dienstgrade zum jetzigen Zeitpunkt auf wenig Anklang, die Bundeswehr habe dringendere Probleme. Außerdem verwies Ernst-Zettel auf praktische Aspekte der vermeintlich gendergerechten Sprache: Solle beispielsweise ein höherer Dienstgrad sagen Die beste Soldatin in meiner Einheit ist meine Hauptfrau? Zudem werde Anstoß genommen an möglichen Verweiblichungen wie Hauptmännin. I m an actor. I can play anything. Dabei ist der souveräne Umgang mit einer männlichen Ansprache an das eigene weibliche Geschlecht kein Vorrecht deutscher prominenter Frauen. Die Schauspielerinnen Cate Blanchett und Whoopie Goldberg lehnen die Bezeichnung Der kleine Unterschied Gleich und Gleich gesellt sich gern. Aber gleich ist nicht völlig gleich. Ein kleiner Unterschied besteht. Und der löst Reize aus für zärtliche Annäherung. Die Folge? Babys niedlich, im Wesen gleich, aber mit sichtbarem kleinen Unterschied. Aus den Kleinkindern werden Schulkinder, mit zunehmendem Alter gern als Schüler bezeichnet. Ungeachtet des kleinen Unterschieds werden sie in gleicher Weise geschult. Folglich sind sie trotz eines kleinen Unterschieds gleichermaßen Schüler, des Landes stolzer Nachwuchs. Einwände: Schüler sind doch nicht Gleiche unter Gleichen! Auch wenn sie harmonieren, besteht doch der kleine Unterschied! Der ist anzuzeigen! Ja hervorzuheben, um Benachteiligung auszuschließen! Herkömmlichen Bezeichnungen wie Schüler fehlt, das ist nachdrücklich zu bemängeln, ein Merkmal zur Kennzeichnung des kleinen Unterschieds! Die Folge? Es wird angeordnet, patriarchalisch anmutende Personenbezeichnungen um zwei oder fünf Buchstaben zu erweitern; in oder innen sind anzupinnen. Beginnend bei Schüler bis hin zu Rentner, ganz gleich ob Streber oder Faulenzer, ob während des Lebenslaufs Sieger oder Verlierer, egal, was ein Mensch denkt oder tut, ob er rackert oder ruht tritt ein kleiner Unterschied zutage, ist sofort zu handeln und eines der Genderzeichen anzubandeln. Na und? Die Symbole für vermeintlich sprachliche Korrektheit verbreiten sich rasant, gewinnen Oberhand, obwohl sie, statt gleichzustellen, das Geschlecht erhellen. Hinweise auf den kleinen Unterschied können Schmeicheleien und dennoch wohltuend sein. Gelobt sei sprachliches Wohlverhalten. Sprachliche Gleichmacherei aber ist kein Ausgleich für unzulänglich abgesicherte Gleichberechtigung. Gleichstellung lässt sich nicht herbeireden. Es gilt, sie herbeizuführen für Babys, Kinder, Menschen, Lebewesen allüberall. Frieder Spitzner Cate Blanchett hält Schauspielerin für abwertend Foto: Joan Hernandez Mir actress für sich ab. Blanchett stellte auf einer Pressekonferenz beim Filmfestival in Venedig 2020 klar: Ich habe mich selbst immer schon als Schauspieler bezeichnet. Ich gehöre zu der Generation, in der das Wort Schauspielerin fast immer in einem abwertenden Sinn verwendet wurde. Whoopie Goldberg weist Genderverteidiger auf ihre ganz eigene Weise in die Schranken: An actress can only play a woman. I m an actor, I can play anything. ( Eine Schauspielerin kann immer nur eine Frau spielen. Ich bin ein Schauspieler. Ich kann alles spielen. ) Dorota Wilke

8 GENDERSPRACHE 8 Das ZDF antwortet auf die Beschwerde des VDS In der Ausgabe 88 der Sprachnachrichten haben wir über unsere Beschwerde an den ZDF-Fernsehrat berichtet, der für die Inhalte des Fernsehsenders 3sat zuständig ist. Auf dem Instagram-Kanal von 3sat gab es ein kurzes Video, das mit Gendersternchen untertitelt war, obwohl die Interviewpartnerin bei Personenbezeichnungen das generische Maskulinum genutzt hat. Der VDS sah darin einen eklatanten Verstoß gegen die journalistische Ethik, da die Aussagen der Protagonistin verfälscht wurden. Der Intendant des ZDF, Dr. Thomas Bellut, hat dazu Stellung genommen. Seinen Brief drucken wir hier in voller Länge ab. Sehr geehrte Frau Wilke, vielen Dank für Ihre vom 12. November 2020, in dem Sie den Social-Media-Beitrag vom 11. November Reden wir über Identität Anne-Sophie Monrad der Kulturzeit auf dem 3sat- Instagram-Kanal ansprechen. Die Fernsehratsvorsitzende hat Ihre Eingabe gem. 21 Abs. 2 der ZDF- Satzung (Beschwerdeordnung) an mich zur Prüfung weitergeleitet. Gerne möchte ich Ihnen hiermit antworten und Sie zugleich darüber informieren, dass die Fernsehratsvorsitzende eine Kopie dieses Schreibens zur Kenntnis erhält. Konkret kritisieren Sie, dass in der Untertitelung des Beitrags Gendersternchen verwendet wurden, die im O-Ton der Protagonistin nicht auftauchen. In der Regel untertiteln wir Social-Media-Videos, da diese auf Plattformen wie Facebook oder Instagram häufig mobil und ohne Ton genutzt werden. Dabei werden untertitelte O-Töne manchmal paraphrasiert, wenn sie wortwörtlich zu lang sind. Eine Sinnentstellung darf dabei selbstverständlich nicht vorliegen. Im Fall des Beitrags mit Anne-Sophie Monrad hat sich die Redaktion entschieden, die wörtlichen Nennungen im Untertitel zu gendern, da die Autorin des Beitrags nach dem Interview davon ausgehen konnte, dass gendergerechte Sprache auch für Frau Monrad ein Anliegen ist und sie sich durch das Gendersternchen nicht falsch zitiert fühlen würde. Nachträglich hat Frau Monrad das der Redaktion auch bestätigt. Es ist jedoch richtig, dass an dieser Stelle die Untertitel nicht das wörtlich Gesagte wiedergeben. Die Redaktion Kulturzeit hat Ihre Beschwerde zum Anlass genommen, intern nochmals kritisch über die Untertitelung und das Gendern in O-Tönen zu diskutieren und die Richtlinien angepasst. Künftig wird in den Social-Media- Beiträgen im Kommentar-Text weiterhin gegendert, beim untertitelten Zitat aber nicht, es sein denn, die oder der Befragte verwendet selbst die gendergerechte Sprache. Ich danke Ihnen, sehr geehrte Frau Wilke, für die kritische Begleitung unserer Sendungen. In der Hoffnung, Ihre Bedenken mit meinen Ausführungen ausgeräumt zu haben, würde ich mich freuen, wenn Sie dem ZDF-Programm auch weiterhin als interessierte und kritische Zuschauerin erhalten bleiben. Mit freundlichen Grüßen Dr. Thomas Bellut Von Jochen Schaaf Als Kinder lernen wir von unseren Eltern, dass man über erwachsene Frauen, vor allem wenn sie anwesend sind, nur als Damen spricht. Für junge, unverheiratete Frauen gibt es die höfliche Anrede Fräulein, welche ja ursprünglich dem adeligen Fräulein vorbehalten war, sich aber im Zuge der Emanzipierung des Bürgertums ab dem 18. Jahrhundert allgemein als respektvolle Anrede für junge (unverheiratete) Frauen durchgesetzt hat. (Vgl. Fausts Anrede in der Szene Straße zu Beginn der Gelehrtentragödie). Auch wenn junge Feministinnen es nicht hören wollen, so gibt es heute noch unverheiratete ältere Damen, die darauf bestehen, mit Fräulein angeredet zu werden. Namensschilder an den Türen in Seniorenheimen unterscheiden streng zwischen Frau Müller und Fräulein Schmitz. Daneben gibt es Die Joffer, das Fräulein im Luxemburgischen das nette Fräulein am Schalter, im Restaurant und an vielen Stellen im Alltag, eine durchaus erfreuliche Erscheinung im Gegensatz zu den bierernsten, humorlosen Gendersternchen, die keinerlei Empathie zeigen, dagegen aber vorbildlich den Oberlehrer herauskehren. Parallelen dazu sehen wir im Französischen, das ja lange die Sprache der höheren Gesellschaft in Europa war, wo ja ebenfalls zwischen Madame und Mademoiselle/Demoiselle unterschieden wird. In Luxemburg zeigt sich die geographische Mittelstellung des Landes auch im Sprachlichen, wo traditionell ältere und jüngere weibliche Damen respektvoll als Madame bzw. Joffer angeredet werden, wobei man bei Letzterer unschwer die Verwandtschaft zur deutschen Jungfer erkennt. Während sich die Jungfer -Vokabel in dieser Bedeutung nur noch im Bereich der deutschen Literatursprache findet, werden in Luxemburg beispielsweise Schülerinnen durchaus vom Lehrer noch als Joffer (+ Nachname) angeredet. Auch gibt es die Joffer als Kindergärtnerin oder die Schouljoffer, die Grundschullehrerin. Ähnlich wie das Moselfränkische verfügt die luxemburgische Sprache auch über zwei Personalpronomen für das weibliche Geschlecht: In der dritten Person Singular lauten sie sie und hatt, was im Deutschen nur unzulänglich mit es übersetzt werden kann. Hatt sage ich, wenn ich über meine eigene Frau oder über Freundinnen, besser nicht, wenn ich über meine Mutter oder Oma spreche. Rede ich dagegen von weiblichen Verwandten meines Gegenübers, werde ich sicherlich das höfliche sie verwenden. Was nun die französische Lehnbezeichnung Madame anbelangt, so gehört es ebenfalls zum feinen Takt in Luxemburg, wenn ich über die Gattin oder Verwandte einer von mir angeredeten Person spreche, diese stets als Madame zu titulieren, während ich meine eigene Frau meng Fra nenne. Hier gibt es zwar mittlerweile soziologische und räumlich bedingte Varianten, doch ist diese Unterscheidung im Gebrauch des Luxemburgischen noch immer weit verbreitet. Hier eine Kostprobe in Luxemburger Rechtschreibung, die auch für Bayern oder Hamburger verständlich sein sollte: Menger Fra geet et gudd. Hatt/ Sie (als Variante) ass doheem. D Mamm (Mutter) vun der Madame Pütz ass krank, sie leit am Spidol Auch in Deutschland spricht man ja mitunter in gebildeten Kreisen noch von der Gattin oder Frau Gemahlin meines Gegenübers oder von Ihrem Herrn Vater, Ihrer Frau Mutter, von Ihrem Herrn Bruder oder Ihrer Frau Schwester. Leider wird die Großschreibung der Personalpronomen der zweiten Person Singular und Plural in Briefen heute häufig nicht mehr an allen Grundschulen gelehrt. Wie gut aber, dass es solche Feinheiten gibt, denn sie zeigen den Grad der Zivilisierung, Nuancierung und Differenzierung einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft. Die Gendersprache, die auch schon aus Deutschland nach Luxemburg überschwappt, will uns dagegen wieder in finstere totalitäre Zeiten zurückführen. Robert Schuman, Theodor Fontane, Victor Hugo, François Mitterand oder Helmut Schmidt, um nur einige zu nennen, würden sich im Grabe umdrehen.

9 9 GENDERSPRACHE Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden Ein Aufruf des VDS und einige Reaktionen darauf Mieter. Das kann nur ein Mann sein. Das meint zumindest der Duden und hat angekündigt, mehr als Personen- und Berufsbezeichnungen auf seiner Internetseite in der weiblichen und männlichen Form anzugeben. Das generische Maskulinum sei nie geschlechtsneutral gewesen, heißt es von der Duden-Redaktion. Wie der Duden darauf kommt, die deutsche Grammatik umzuschreiben, das ist mir ein Rätsel, sagt Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS). Er hat daher einen Aufruf gestartet, um den Bestrebungen der Duden- Redaktion entgegenzutreten. Die Unterstützerliste kann sich sehen lassen: Journalisten, Autoren, Wissenschaftler sind vertreten, aber auch Unternehmer und Musiker. Egal ob der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die Unternehmerin Gloria Fürstin Thurn und Taxis oder der Arzt und Autor Prof. Dietrich Grönemeyer sie alle sprechen sich gegen den Umbau der deutschen Sprache durch den Duden aus. Insgesamt haben sich mehr als 100 prominente Erstunterzeichner dem Aufruf angeschlossen; innerhalb von nur einer Woche sind mehr als Unterschriften zusammengekommen und das aus aller Welt. Der Duden betreibt eine problematische Zwangs-Sexualisierung, die in der deutschen Sprache so nicht vorgesehen ist, sagt Krämer, das biologische Geschlecht (Sexus) ist nicht mit dem grammatikalischen Geschlecht (Genus) gleichzusetzen. Der Engel ist geschlechtslos, der Scherzkeks kann auch eine Frau sein. Noch absurder wird das Vorgehen bei der Betrachtung des Plurals: Die Ärztekammer vertritt Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen, ebenso wie das Finanzamt Geld vom Steuerzahler einzieht unabhängig vom Geschlecht. Die konkrete Ansprache einer Person ist dennoch selbstverständlich Ärztin oder Lehrerin. Indem er diese Grundsätze missachtet, ist der Duden auf dem Weg, seine Rolle als Standard-Referenzwerk für das Deutsche aufzugeben, stellt Krämer klar. Indem er Sprache nicht mehr nur widerspiegelt, sondern sie aktiv verändert, widerspricht er seinen eigenen Grundsätzen. Der Duden sollte daher in Zukunft sensibler und behutsamer mit der deutschen Sprache umgehen, und sich auf seine ursprünglichen Ziele besinnen, nämlich Sprache zu beund nicht vorzuschreiben sonst setzt er seinen Ruf als Standardwerk aufs Spiel. Der Duden wisse um seine Verantwortung als Wörterbuch und nutze diese aus, um seinen Lesern eine falsche Realität vorzugaukeln. Der VDS fordert daher alle Behörden, Universitäten und Bildungsministerien des deutschen Sprachgebiets auf, das Wörterbuch aus dem Hause Duden bei Fortgang dieser Sexualisierungspläne nicht mehr als Empfehlung anzugeben. Unterschreiben ist hier möglich: SN Stimmen zur Duden-Kontroverse Für mich sieht es so aus, als wolle der Duden seine Position als führendes deutsches Wörterbuch für politische Ziele missbrauchen, und bei so etwas schrillen bei mir immer die Alarmglocken. Bastian Sick Bestsellerautor, Journalist und Kolumnist Der Vorstoß des Dudens ist eine absurde Verzerrung und künstliche Verkomplizierung deutscher Sprachtexte. Prof. Dr. Dr. Petra Netter Universitäts-Professorin (Psychologie und Sportwissenschaft) Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Redaktion beim Duden wirklich meint, der Gender-Quatsch sei sprachwissenschaftlich oder logisch. Dr. Christian Hardinghaus Sachbuchautor, Romancier und Kolumnist Es geht nicht um Inklusion von Geschlechtern, sondern um Exklusion von Meinungsabweichlern. Dem ist entgegenzuwirken! Dieter Nuhr Kabarettist Gendersprache ist in Wahrheit ein Sprachraub, um jene zum Schweigen zu bringen, die noch wagen, ihre Gedanken frei zu formulieren. Birgit Kelle, Buchautorin, Journalistin und Publizistin Dieses weltanschauliche Elitenprojekt des Sprachgenderns zerstört allen selbstverständlich-entspannten Umgang mit der deutschen Sprache. Dr. Paul-Hermann Gruner Künstler, Autor, Journalist Das ist eines Hauses mit dieser Tradition nicht würdig. Der Duden betreibt damit Sprachpolitik und missbraucht seine dominante Stellung in der deutschen Öffentlichkeit. Dr. Tomas Kubelik Germanist, Mathematiker und Sachbuchautor Was soll das?! Haben wir nicht andere Probleme als die deutsche Sprache mit einer vermeintlichen Geschlechterungerechtigkeit zu befreien? Corona, Kriege, Hunger und Armut gilt es zu überwinden! Die Debatte um neue Sprachformen, um ihre Verweiblichung, sorry, Verfraulichung ist da nicht mehr als eine Peinlichkeit, nicht einmal ein Nebenkriegsschauplatz. Nur eine Ablenkung von den vielen Problemen, mit denen wir sonst nicht fertig werden. Das erzeugt Stress, Frust und Unmut gegenüber den politischen Entscheidern. Oder müsste ich jetzt politische Entscheider*innen schreiben? Soll es in Zukunft: Max Mustermann, die Hebamme oder der Hebamme*r heißen? Wollen wir wirklich anfangen, zu stottern wie die Moderator*innen im Fernsehen und Radio, und dabei in immer weitere sprachliche Verstrickungen und Sprachverwirrungen geraten? Dürfen wir noch jeder sagen, wenn in der Aussage jeder hat Angst vor Corona, Kriegen oder Klimakatastrophen doch jeder Mensch gemeint ist. Oder wird es zukünftig etwa jede Mensch*in heißen oder Der Mediziner Dietrich Grönemeyer ist Vorsitzender des Wissenschaftsforums Ruhr. der Leiche, wenn es sich um einen verstorbenen Mann handelt? Die ganze Welt würde über Deutschland, das bei Corona-Impfungen oder Schnelltest-Analysen und in digitaler Vernetzung noch viel zu tun hat, den Kopf schütteln. Vermutlich werden sie sich weigern, ihre Übersetzungslexika, ihre deutschen Schulbücher und online-programme, Ihre Amtsdokumente zu reformieren und neu herauszugeben. Warum denn auch? Stottern macht krank, lachen heilt! Mein Titel, Ansprache und Zitierung sind und bleiben Herr Professor oder Herr Doktor sowie Moderator und Autor. Ich habe Angst vor Diktaturen, auch vor SprachdiktatorInnen! Dietrich Grönemeyer Foto: Nimmesgern/laif

10 DEUTSCH IM WANDEL 10 Das Glänzen der Wörter Lesen schafft und verändert unsere Welt // Von Gert Ueding Glänzen sie wirklich, die Wörter? Wie kommen sie eigentlich ins Spiel unserer Wahrnehmung und was bewirken sie da? Einer der ersten, der sich seine eigenen und weit vorausschauenden Gedanken darüber gemacht hat, war ein gewisser Gorgias von Leontinoi aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Dem breiteren Publikum ist er aus einem berühmten Dialog Platons bekannt geworden, der ihn freilich auf etwas billige Weise ins Zwielicht setzte. Wenn der Mensch Dinge erkennt, fragte jener frühe griechische Redner und Philosoph, wie kann er sie einem andern verdeutlichen? Denn was man sah, wie sollte man dies durch Rede aussprechen? [ ] Wie nämlich auch das Sehen nicht Laute erkennt, so auch hört das Gehör keine Farben sondern Laute. Und es spricht, wer spricht aber nicht eine Farbe und auch kein Ding. Ohne Zweifel, gesprochene und erst recht geschriebene Wörter erfassen, das ist keine so einfache Tätigkeit wie das Sehen und auch dieses ist schon ein komplizierter Vorgang, den ein später Gorgias-Leser mit der Sprachschöpfung in ein genaueres Verhältnis gesetzt hat. Bei Worten, so resümierte Friedrich Nietzsche, komme es gar nie auf die Wahrheit an, denn, so seine lapidare Begründung, ein von einem Gegenstand angeregter Nervenreiz wird zuerst übertragen in ein Bild! Erste Metapher. Das Bild wieder nachgeformt in einen Laut! Zweite Metapher. An anderer Stelle noch deutlicher: Nicht die Dinge treten ins Bewusstsein, sondern die Art, wie wir zu ihnen stehen. Oder mit anderen Worten: unsere Meinung über sie. Das klingt einfach und enthält doch schon die wichtigsten Überlegungen, denen auch die moderne Leserforschung nichts Wesentliches hat hinzufügen können. Wenn wir lesen, öffnen uns die Wörter den Eintritt in eine vorher unsichtbare virtuelle Welt, die wir jetzt auch sehen können mit dem inneren Auge, wie wir sagen, weil dabei Hirnzentren tätig werden, die auch sonst für die optische Wahrnehmung zuständig sind. Wir übersetzen den Text gewissermaßen zurück in die sichtbare Körperlichkeit, von der er metaphorisch übertragen wurde, und bringen derart in der Vorstellung auch unsere eigene Meinung zur Geltung. Lesen schafft Leben Wenn auf diese Weise die Wörter zu glänzen beginnen, wenn wir, wie man sagt, von unserer Lektüre gefesselt sind, wird Lesen zu einer besonderen Erfahrung, die zur Lebenserfahrung hinzutritt, unsere Meinungen relativiert und uns eigene Möglichkeiten entdecken lässt, reichere Perspektiven eröffnet, von denen wir uns bislang nichts haben träumen lassen. Wir werden nicht als Leser geboren, müssen abstrakte Schriftzeichen lernen, sie in Lautwerte und dann gesprochene Worte übersetzen und schließlich erkennen, was der Text sagen will. Auch das versteht sich nicht von selber, wir brauchen einen Schlüssel, eine Art Code, um den Sinn eines Zeitungsartikels, eines Romans, eines philosophischen Traktats, erst recht eines Gedichts zu erfassen. Haben wir diesen Schlüssel nicht, verstehen wir nicht. Auch wenn wir uns über diesen komplexen Vorgang klar werden wollen, betreten wir schon antiken Boden. Die kontrollierte Lektüre gehörte seit dem 6. Jahrhundert, als die orale mit der schriftlichen Kultur ergänzt wurde, zu den Bildungszielen der Griechen und war schon zwei Jahrhunderte später fest im Unterrichtswesen etabliert. Man schulte die Lesefähigkeit nicht etwa an dem, was wir heute Gebrauchstexte nennen, sondern an den Meistern der eigenen Sprache, den Dichtern. Sie standen bereits in einem oft Jahrhunderte in seinem Grundbestand festen Lektüre-Kanon. Rede- und Lese- Unterricht orientierten sich an einem sprachlichen Niveau, wie es uns kaum noch vorstellbar ist. Die in der Lektüre imaginär erlebte Welt stand derart in festem Austausch mit der Lebenswelt der Leser. Man redete und schrieb die gleiche Sprache, man verstand sich. Der Konsens hielt weit über zweitausend Jahre, Walter Jens hat auf seine Wirksamkeit noch im 19. Jahrhundert hingewiesen: Ein scheinbar befremdlicher, in Wahrheit plausibler Gedanke: das Pantheon des 19. Jahrhunderts, bevölkert von Männern, zwischen denen es im Raum der Politik keine Gemeinsamkeit gab, deren Lehren sich diametral unterschieden, und alle hatten genau die gleiche Bildung genossen, alle die gleichen Texte gelesen: Das gab ihnen die Möglichkeit, sich einander noch in schroffster Gegnerschaft auf gemeinsamer Basis verständlich zu machen. Wer nicht lesen kann, kann auch nicht kommunizieren Lesefähigkeit und kommunikative Fähigkeit bedingen einander und wir erleben in unserer unmittelbaren Gegenwart die Folgen, wenn beide auseinanderfallen. Das Gespräch funktioniert dann nur noch unter den Anhängern der eigenen Parteiungen und ideologischen Cliquen, nicht mehr über deren Grenzen hinweg. Der gemeinsame Waagbalken, die gemeinsame Richtscheit (so hieß Kanon ursprünglich) fehlt. Die Folgen zersplittern noch das Alltagsgespräch und zwischen den Generationen gähnt Sprachlosigkeit, denn sogar das letzte Gemeinsame, die eigene Sprache beginnt sich aufzulösen. Die Spuren reichen weit zurück. Das Deutsche ist eine herrliche Sprache für Poesie [ ], aber sehr prosaisch in der Unterhaltung, bemerkte vor 200 Jahren Madame de Staël in ihrem berühmten Buch über Deutschland und berichtete, wie Schriftsprache und mündlicher Gebrauch auseinanderklaffen. Dazu kommt eine Eigenheit, die auch die französische Schriftstellerin schon bemängelte, nämlich den typisch deutschen Mangel an Vorurteilen zu ihren [also der Deutschen eigenen] Gunsten. Wie soll man andere von der Differenziertheit, Schönheit und welterschließenden Kraft der eigenen Sprache überzeugen, wenn deren Qualität einem gleichgültig ist und wenn man sie, wo möglich, durch ein anglizistisch durchsetztes Kauderwelsch vertauscht, das wiederum nur die eigene Klientel versteht? Goethes Faust drängte es, die Bibel in mein geliebtes Deutsch zu übertragen, und mehr als eineinhalb Jahrhunderte, bis zur Reichsgründung 1870, galt den Deutschen immerhin der Sprachpatriotismus als eine Art Unterpfand der ersehnten staatlichen Einheit. Davon ist kaum etwas geblieben. Noch nie haben Schriftsteller so schludrig geschrieben, haben Politiker seichter und formelhafter geredet, ist die deutsche Sprache und Literatur an deutschen Schulen mehr vernachlässigt worden als heute von der Sprache in Werbung, Internetforen und Jugendjargon ganz zu schweigen. Besonders die Franzosen kämpfen noch gegen den Sprachimperialismus des Englischen, ihr Stolz auf die eigene Sprach- und Redekultur widersteht weiterhin der Einschüchterung durch Modernität. Sollen sie etwa, auf Madame de Staëls Lob hin, mit dem Deutschen eine Sprache lernen, die man in Deutschland nicht einmal den Immigranten so recht zumuten will und deren wissenschaftliche Haushofmeister auf ihren Tagungen im eigenen Lande neben Englisch immer auch [!] Deutsch gestatten? Und die Germanisten schließlich, die so gerne ihre Marginalisierung an den Universitäten beklagen, sind selber Teil der Misere. Denn diese Wissenschaft von der deutschen Literatur und Sprache, die gerade wieder einer neuen, der neokolonialistischen Mode hinterherläuft, sich in törichten Genderdiskussionen verliert und immer noch ganze Halden belangloser, mit Recht so heißender Sekundärliteratur produziert, hat längst den Kontakt zum Publikum verloren. Das wird nicht nur mit verbilligtem Wissen abgespeist und mit Gedanken, als kämen sie aus Onkel Toms Hütte, sondern auch um die umstürzende Erfahrung gebracht, sich im Leseerlebnis zu verlieren, um sich selber in anderer Gestalt, bereichert, verwandelt, entgegenzukommen. Bücher als Weltveränderer Denn eben das ist der Wörter tiefster Glanz. Was ich damit meine: Es gibt Bücher, die unsere Lebenswelt transzendieren, ein Weltmodell schaffen, in das wir einziehen und in das wir mit wiederholter Lektüre immer wieder zurückkehren können. Bei ihnen wird Lesen Wandern, auch Aus-

11 11 DEUTSCH IM WANDEL wandern oder, je nach Perspektive, auch Einwandern. Zum Abschluss seiner Meerfahrt mit Don Quijote, der metaphorischen Übertragung seiner Jungfernfahrt über den Atlantik im Frühjahr 1934, erscheint Thomas Mann ein vieldeutiges Traumbild. Mir träumte von Don Quijote, er war es selbst, und ich sprach mit ihm. Wie wohl die Wirklichkeit, wenn sie einem entgegentritt, sich unterscheidet von der Vorstellung, die man sich von ihr gemacht hat, so sah er etwas anders aus als auf den Abbildungen: Er hatte einen dicken, buschigen Schnurrbart, eine hohe, fliehende Stirn und unter ebenfalls buschigen Brauen graue, fast blinde Augen. Er nannte sich nicht den Ritter von den Löwen, sondern Zarathustra. Er war, wie ich ihn nun persönlich vor mir hatte, so zart und höflich, dass ich mit unbeschreiblicher Rührung der Worte gedachte, die ich gestern über ihn gelesen: Denn als Don Quijote Alonso Quixano der Gute schlechtweg hieß, und auch, als er Don Quijote von la Mancha war, war er immer von sanfter Gemütsart und von liebenswürdigem Umgange, weshalb er nicht nur in seinem Hause, sondern auch von allen seinen Bekannten geliebt wurde. Schmerz, Liebe, Erbarmen und grenzenlose Verehrung erfüllten mich ganz und gar, während diese Kennzeichnung sich mir verwirklichte, und träumerisch schwingen sie noch in mir in dieser Ankunftsstunde. Wir haben hier den Glücksfall vor uns, dass ein großer Dichter uns am eigenen Beispiel zeigt, was Lesen in Wahrheit heißen kann wenn wir es denn nicht zur Zerstreuung oder bloßen Information vernutzen. Von allen literarischen Formen ist die Authentizitäts- Suggestion beim Tagebuch am stärksten. Es zeigt die gewesene Gegenwart in Momentaufnahmen, der Reiz der Unmittelbarkeit und des zweckfreien Selbstgesprächs, psychologische Neugier und die Unabhängigkeit vom Publikum gehören zu seinen üblichen Kennzeichen. Dass Thomas Mann ausgerechnet die Dauer einer Meeresreise wählte, um jene Begegnung mit dem Ritter von der traurigen Gestalt inmitten aller anderen Geschehnisse zu dokumentieren, gewinnt damit einen tieferen Sinn, der diesem Kenner und Sammler mythischer Stoffe und Denkweisen vertraut war. Meerfahrt bedeutet Lebens- und Weltfahrt und das Lesen eine Initiationsreise zu sich selber. Das Tagebuch aber fungiert als Metapher für eine Lebenschronik, so dass die ausgezeichnete Wirksamkeit, die Don Quijote darin zugemessen wird, uns einen wichtigen Schlüssel zum Leben seines Autors in die Hand gibt. Auch dürfen wir vermuten, dass Wenn wir lesen, öffnen uns die Wörter den Eintritt in eine vorher unsichtbare virtuelle Welt. Zum Lesen gehört neben der Neugier und Entdeckerfreude auch gelegentlich eine gehörige Portion Mut: Man weiß ja nie, wer einem da in welcher Gestalt entgegenkommt. Lesendes Mädchen von Gustav Adolph Hennig MdbK Leipzig der merkwürdige Traum in der Ankunftsnacht dann ein Spiegel besonderer Selbsterfahrung sein wird. Welches Buch auch immer Thomas Mann in seiner Lektüre besonders auszeichnete, jedesmal erzählt er davon als von einem Stück seiner eigenen Geschichte. Zum Lesen, und das entdeckt bald auch jeder andere, der sich tief ins Buch versenkt, gehört neben Neugier und Entdeckerfreude auch gelegentlich eine gehörige Portion Mut: Man weiß nie, wer einem da in welcher Gestalt entgegenkommt. Das Beispiel des Lesers Thomas Mann ist hochgegriffen, aber keineswegs unerreichbar. Jedem steht diese Tür offen. In seinem autobiographischen Roman Anton Reiser (1785) erzählt Karl Philipp Moritz, dass sein Vater ein abgesagter Feind von allen Romanen war und deren Lektüre im Hause eigentlich verboten, dass er aber dennoch mit Hilfe der Mutter unter anderem Tausend und eine Nacht und die Insel Felsenburg [ ] mit unersättlicher Begierde verschlang. Dies waren einige der süßesten Stunden in seinem Leben. Ein Leseglück mit weitreichenden Folgen; nicht ohne Grund bemerkte Arno Schmidt: Eine Sonderstellung nimmt die folgenschwere Erste Lektüre ein: schlimmer als die erste Liebe! Anton Reiser hat es erlebt: Die Erzählung von der Insel Felsenburg tat auf Anton eine sehr starke Wirkung, denn nun gingen eine Zeitlang seine Ideen auf nichts Geringeres, als einmal eine große Rolle in der Welt zu spielen, und erst einen kleinen, dann immer größern Zirkel von Menschen um sich her zu ziehen, von welchem er der Mittelpunkt wäre [ ]. Moritz, dessen Kindheit alles andere als vielversprechend war, stammte aus plebejischen Verhältnissen, doch las er sich hinauf, wurde Lehrer an einem Berliner Elitegymnasium, dann Professor gar, gründete eine Lesegesellschaft und wurde ein erfolgreicher Schriftsteller. Er ist wie ein jüngerer Bruder von mir, von derselben Art [ ], schrieb Goethe Frau von Stein, nachdem er ihn in Rom kennengelernt hatte. Lesenkönnen ist keine fixe Fähigkeit. Warum das so ist, hat Nietzsche am Modell seiner zwei Metaphern erläutert: Der Leser muss den Weg der Sprachwerdung über zwei Stufen zurückverfolgen, gleichsam nachproduzieren, um zur gemeinten Sache vorzudringen und sie zu sehen. Visuelle Erlebnisse, wie wir sie aus den Bildmedien kennen, entlasten von dieser Mühe, dafür werden sie nur in seltenen Fällen so zum inneren Eigentum, wie dies den Wörtern, den Sätzen, dem literarischen Kunstwerk gelingt. Dazu bedarf es der Übung. Lesen heißt, sich ein Leben lang zum Leser hin entwickeln, man kann es vervollkommnen - aber leider auch verlernen. Der Fall, den man oft zu hören bekommt, dass jemand sorgfältig seine Bibliothek zusammenstellt, um die Bücher dann zu lesen, wenn er, beruflich entlastet, in Rente oder Pension geschickt, die Muße dazu habe, ist ein Warnzeichen: Der späte Griff zum Buch scheitert zumeist. Ein Blick in die Bücher beweist es: Die Lesezeichen oder andere Gebrauchsspuren kommen selten über die ersten zwanzig, dreißig Seiten hinaus. Nein: schnell fertig ist man auch beim Lesen nicht mit dem Wort. Lesen ist eine Lernfahrt besonderer Art, aber ebenso ein Aufzug der schönsten Gespräche mit interessanten, oft sogar bedeutenden Menschen - so Arno Schmidt, der Vielleser unter unseren modernen Klassikern, dem das phantastisch erhöhte Lebensgefühl des Lesenden! zur Kraftquelle seines gesamten Werks wurde. Der Autor ist VDS-Mitglied und auch Mitglied der Jury für die Schlagzeile des Jahres. Von 1988 bis zu seiner Pensionierung 2009 war er als Nachfolger von Walter Jens an der Eberhard- Karls-Universität Tübingen Inhaber des bislang einzigen Lehrstuhls für Rhetorik in Deutschland.

12 DEUTSCH IM WANDEL 12 Ein Gentleman und Freund der deutschen Sprache Zum Tod von John le Carré // Von Oliver Baer Bayrisch Ich bin ein Bayer. Die Kabarettistin Monika Gruber bei Nuhr im Ersten Problem gelöst Außerdem löst sich das Problem gerade ohnehin von selbst, weil unsere Jugendlichen Artikel für überschätzt halten. Die sagen einfach Ey, juckt. Ey isch geh Arzt. Dieter Nuhr in eben dieser Sendung Elitär Nicht alles ist Sprache und Symbolik. Da ist auch noch die Realität! Die gerät in diesen akademischen Debatten ums Gendern so manches Mal in Vergessenheit. Diese Art von Sprachpolitik ist reichlich elitär. Alice Schwarzer in der WELT Deutsch-österreichische Initiative Machen wir uns nichts vor: Die Anglisierung Europas war und ist eine deutsch-österreichische Initiative. Wenn das wenigstens bekannt wäre: Es würde ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Prof. Dr. Roland Duhamel, 2. Vorsitzender des VDS Beifall von der falschen Seite Die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite ist nicht nur überflüssig. Sie ist ein Charakteristikum totalitären Denkens. Hans-Magnus Enzensberger Umerziehung und Manipulation Der krampfhafte Versuch, uns das Gendersternchen aufzuzwingen, scheitert hörbar, sobald Moderatorinnen und Moderatoren den Dörrstern artikulieren wollen. Es klingt penetrant nach Umerziehung und Manipulation. Helmut Markwort, erster Chefredakteur des Focus Schnell was hinschmieren Deutsch ist eine total präzise Sprache, unheimlich genau und da kannst du nicht mal so auf die Schnelle irgendwas hinschmieren. Da fliegst du sofort auf. Adel Tawil, Sänger Voraussetzung der Freiheit Unbeschwertes Sprechen ist Voraussetzung grundrechtlicher Freiheit wie staatlicher Demokratie. Paul Kirchhoff: Beherzte Freiheit (2018) Was mag deutsche Leser berühren, wenn ein englischer Autor, noch dazu von Spionageromanen, nun gestorben ist? Dass diese in 43 Sprachen übersetzt wurden? Dass er Adjektive am liebsten wegließ? Dass ihn nicht bekümmerte, ob seine Bücher als Thriller oder als Werke der Literatur gelten? Ihn reize die angemessene Verbindung mit seinen Lesern, erklärte er in einem Interview. Sein Ausdrucksmittel war der Ton eines neugierigen, gebildeten Gesprächspartners, eines Mannes, der wie er verriet sich selbst zum Gentleman machte, also eines Menschen, der sich über seine Fehler keine Illusionen erlaubte. Die Personen seiner Geschichten sind weder Helden noch antiheldische Karikaturen. Spannend wird für deutsche Leser, zumal solche, die da etwas nachzuholen hätten, wie David Cornwell, alias John le Carré, zu einem untypischen Gentleman wurde, ohne den Anflug lässiger Hochnäsigkeit gegenüber allen, die das unverzeihliche Pech haben, nicht gentle zu sein. Erschöpfte sich der deutsche Wortschatz seiner Mitschüler 1941 auf Achtung und Händehoch!, gab es für Cornwell einen Lehrer am Internat, der dem verstörten Jungen ein anderes Deutschland spiegelte und Heine und Mörike zitierte. Für den Jungen wurde Kultur zum Gegenbild seiner Herkunft, die von einem hochstaplerischen Vater geprägt war. Als Sechzehnjähriger in die Schweiz verschlagen, schrieb er sich an der Universität Bern ein. Am germanistischen Seminar beteiligte er sich mit staunendem Zuhören. Schließlich nahm ihn sein besorgter Professor ins Gebet. Cornwell erklärte seine Anwesenheit damit, dass er gewissermaßen ein Flüchtling aus England sei. Dann solle er mal bei ihm weitermachen, entschied der Professor. In Bern muss er sein vorzügliches Deutsch erworben haben, auch hier unter Aufsicht eines älteren, diesmal weiblichen Mentors. Dass er eine Zeit lang für den britischen Geheimdienst tätig war, versorgte ihn mit Stoff für die Lebenswelt der Gestalten in seinen Romanen. Hätte ihn das Segeln begeistert, wären seine Geschichten im Seglermilieu angesiedelt, erklärte er in einem seiner späten Interviews (man findet sie auf DVDs von Verfilmungen seiner Bücher und auf Youtube). Aus seinem Milieu entstanden Geschichten über Lebensläufe von Seelen, die uns bekannt vorkommen, Romane auch für Leser, die sich sonst nie an einem Thriller vergreifen. So gut einige auch verfilmt wurden, den ganzen Genuss bieten die Bücher. Für zweisprachige Leser, die sich etwas zutrauen, gibt es darüber hinaus etwas zu entdecken, das den meisten seiner von Fremdsprachen verstörten englischen Leser verborgen bleibt. In manchen Formulierungen schimmert durch, dass der Autor der Feinheiten des Deutschen mächtig ist, in Redewendungen, in der Syntax, in der Wortwahl. Nichts, was dem Puristen als Germanismus aufstoßen müsste, aber da wird das Englische mitunter wie unversehens gegen den Strich gekämmt. In Vorträgen und Interviews ist David Cornwell oft als bester Freund der deutschen Sprache und Kultur aufgetreten. Immer wieder hat er junge Leute aufgefordert Deutsch zu lernen. Die Hinwendung zur Fremdsprache beschere einen Gewinn geistiger Offenheit, den Gewinn einer zweiten Seele. Ein lebenslang erlebbarer Reiz liege darin, genau zu sein, zumal bei den Schattierungen von anscheinend gleichen Bedeutungen der Wörter. Oft gebe es das passende Wort nicht, also auf zur Suche nach einer angemessenen Umformulierung auch John le Carré, 1931 geboren, studierte in Bern und Oxford. Er unterrichtete in Eton, bevor er während des Kalten Krieges für den britischen Geheimdienst arbeitete. Fast sechzig Jahre war dann das Schreiben sein Beruf. Mehrere seiner Bücher wurden erfolgreich verfilmt wurde der prominenteste deutschsprechende Schriftsteller Großbritanniens mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Er lebte in London und Cornwall. Am 12. Dezember 2020 ist John le Carré verstorben. Foto: Krimidoedel/Wikimedia ganzer Absätze! Im Übrigen falle, wer sich so bemüht, nicht auf den verführerischen Sprachgebrauch von Narzissten herein. Für diese ist eine klare Sprache, eine leuchtende, vernunftgetränkte Sprache eine existentielle Bedrohung, ein Angriff auf das Zentrum ihrer Vernebelungen, Widersprüche und Lügen. Ohne klare Sprache gebe es keine Norm für die Wahrheit. Ihre Bewahrer in dieser verrückten Zeit, sagte Cornwell, seien zumal die Lehrer, denen die Genauigkeit, die Tiefe und Schönheit der Sprache am Herzen liegt. Indem sie Deutsch lehren, indem sie zu verstehen helfen, was deutsche Kultur ist, helfen sie die Debatte um Europa zu zivilisieren. Dieser David Cornwell ist nun gestorben, als John le Carré lebt er fort. Wer nun etwas nachholen möchte, beginnt am besten mit der Karla-Trilogie, den drei großen Romanen mit dem bebrillten, dicklichen George Smiley, in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung.

13 13 SEITE FÜR DIALEKTE Die Dialektseite in den Sprachnachrichten soll auch die Dialektdichtung berücksichtigen, was natürlich angesichts des Umfangs, der Zahl der Akteure und der historischen Tiefe dieser sprachlichen Kunstrichtung ein Vorhaben mit großen Lücken sein muss. Wir drucken hier zwei Texte zur Aussprache von Ortsnamen ab. Bayerische Ortsnamen im Hörfunk Von Josef Bayer Ein genaueres Hineinhören in den immer wieder hoch gepriesenen und beliebten Nachrichtensender B5 aktuell des Bayerischen Rundfunks mit täglich um die Hörer in Bayern, Slogan Einfach besser informiert, ist sehr zu empfehlen. Es fördert nämlich in immer kürzeren Zeitabständen immer mehr Irritierendes zutage. Alle Hörer müssen und das kann niemandem verborgen geblieben sein inzwischen mit dem Gendergerechtigkeits-Gaga vertraut sein, das ihnen zumindest in einem Teil der Sendungen täglich bis zur Schmerzgrenze um die Ohren gehauen wird. Was viele aber vielleicht noch nicht bemerkt haben, ist die Schlampigkeit und Ignoranz, mit der auf B5 aktuell sonst noch mit der deutschen Sprache umgegangen wird, und zwar mit den bayerischen Ortsnamen. Das Exerzierfeld sind die Verkehrsdurchsagen. FALL 1. Die oberpfälzische Stadt Nabburg kommt aus verkehrstechnisch-geographischen Gründen oft in Verkehrsdurchsagen vor. Ich vernehme in diesen Durchsagen seit vielen Jahren eine Aussprache, der zufolge es sich nicht um eine Zusammensetzung aus Naab (ein Fluss) und Burg (eine mittelalterliche Befestigung) handelt, sondern, abzuleiten aus der Artikulation der beiden zusammenstoßenden b- Konsonanten, um eine einfache lexikalische Einheit wie etwa in den Verben blubbern, knabbern, sabbern, in dem Substantiv Krabbe oder in den Eigennamen (Ernst) Abbe, (Christian Dietrich) Grabbe. Wenn zwischen Naab und Burg eine Wortgrenze ist, dann wird nämlich einem phonologischen Gesetz des Deutschen zufolge das erste b durch die sogenannte Auslautverhärtung zu einem erklingenden p. Also ist die Aussprache Nap.burg. Wer das Wort kennt, weiß das natürlich ohne linguistische Kenntnisse. Der Raddampfer wird dank dieses Gesetzes zu Rat.dampfer aber niemals zu Ra/ dd/ampfer wie in Knaddel-Daddel. Und die Süddeutsche Zeitung wird nicht zur Sü/dd/eutschen. Auf B5 aktuell jedoch immer wieder Na/bb/urg. FALL 2. Wer im Auto ein Navigationsgerät hat, könnte schon einmal bemerkt haben, dass Ortsnamen, deren korrekte Aussprache den meisten Hörern klar sein dürfte, von der synthetisierten Stimme manchmal inkorrekt wiedergegeben werden. Auffällig wird das, wenn zusammengesetzte Wörter falsch segmentiert werden. So hört man in Regensburg Durchsagen wie Biegen Sie rechts ab in die Donaus Taufer Straße. Der gemeinte Ort ist Donaustauf, also in Silbenstruktur do.nau.stauf, und die Straße ist natürlich die Donaustaufer Straße mit der Wortgrenze zwischen Donau und Staufer. Kein Problem, handelt es sich doch um eine maschinelle Übersetzung einer Reihe von Graphemen in eine Reihe von Phonemen. Bei einem Warum Styrum nicht Styrum ist Wer irgendwo heimisch ist, der weiß, wie die Orte in seiner Umgebung heißen. Sobald jemand etwas anders und damit für einheimische Ohren falsch ausspricht, hört das Ohr genauer hin und stolpert akustisch. Besonders unangenehm wird es, wenn im Radio, zum Beispiel bei den Verkehrsmeldungen, eine Ausfahrt falsch ausgesprochen wird. Dabei gibt es für eine falsche Aussprache meist eine Erklärung, sagt Dorota Wilke, Pressesprecherin des VDS und seit über 20 Jahren auch beim Radio tätig. Vor allem bei überregionalen Sendern, egal ob öffentlichrechtlich oder privat, arbeiteten nur in den wenigsten Fällen Journalisten aus dem Sende gebiet. Die meisten kämen aus anderen Ecken Deutschlands und müssten sich erst im Sendegebiet zurechtfinden. Dazu gehört es auch, sich Es wäre den Versuch einer Überprüfung wert, ob die Sprecherinnen und Sprecher ähnliche Probleme auch mit der Aussprache anglo-amerikanischer Namen haben. Eigenheiten der Aussprache von Orten und Gegenden anzueignen. Meist würden Namen so ausgesprochen, wie man sie von der üblichen Grammatik her kennt. Als Beispiel sei Mülheim-Styrum genannt. Das y wird normalerweise als ü ausgesprochen. Die Mülheimer nennen ihren Stadtteil jedoch Stiehrum, also ausgesprochen wie Stiel. Auch die Stadt Konstanz würde häufig falsch ausgesprochen; das st würden Fremde wie in Ast sprechen, Einheimische sprechen es als scht aus, so wie in Strafe. Früher sei es außerdem gang und gäbe gewesen, Aussprachewörterbücher in den Redaktionen zu haben, vor allem im Sport, da in den Fußball- und Eishockey- Mannschaften viele ausländische Spieler zu finden sind. Das ist leider mittlerweile eher die Ausnahme geworden. SN Die Mülheimer nennen ihren Stadtteil Stiehrum. Foto: Claudia Salwik Wunderwerk der Ingenieurskunst dürfen ja mal ein paar Ortsnamen daneben gehen. Anders sollte es aber aussehen, wenn es zur Aussprache von Ortsnamen durch menschliche Rundfunksprecher und -sprecherinnen kommt. Aber weit gefehlt! Es zeichnet sich nämlich auch bei denen ein Trend hin zur Qualität der Automatendurchsage ab. Ich konnte es kaum fassen, als ich neulich aus dem Munde einer Nachrichtensprecherin vernahm, dass es einen Unfall vor Regens Tauf, silbisch also re.gens.tauf, gegeben habe. Der Ortsname Regenstauf inklusive seiner Verbundenheit mit dem Flussnamen Regen scheint also Profis, die nichts anderes zu tun haben, als Verkehrsstaus anzusagen, unbekannt zu sein. Warum dann nicht ein Call-Center in Manila einschalten? Fremder könnten Regenstauf und der Regen den dortigen Sprechern auch nicht sein. Wir verharren natürlich inzwischen schon gespannt auf den bald eintretenden Verkehrs Tau. FALL 3. Am hörte man auf B5 aktuell in mehreren Verkehrsdurchsagen hintereinander die Erwähnung des Ortes Germeringen. Nein, es war kein Versprecher. Man hörte es mehrmals. So einen Ort gibt es aber nicht. Jedenfalls kann der phonetisch ähnlich klingende Ort Germaringen, der im Allgäu liegt, hier keine Rolle gespielt haben. Die Rede war von Germering bei München. Der Sprecherin des Bayerischen Rundfunks ist also die Stadt Germering mit Einwohnern, ganz nahe am Westrand von München, immerhin ehemaliger Wohnort der Schlagerstars Chris Howland und Gus Backus, kein Begriff, oder der genaue Name der Stadt ist ihr schlichtweg wurscht. Man gewöhne sich also an Germeringen oder gerne auch Germingen oder Germelfingen. Es wäre den Versuch einer Überprüfung wert, ob die Sprecherinnen und Sprecher beim BR ähnliche Probleme auch mit der Aussprache anglo-amerikanischer Namen haben: /tukson/ statt /tu:son/ für Tucson oder /tshhikago/ statt /schikago/ für Chicago. Ich befürchte fast, sie würden sich da mehr anstrengen als bei den bayerischen Ortsnamen. Josef Bayer ist Sprachwissenschaftler und lehrte bis 2016 Allgemeine Linguistik an der Universität Konstanz.

14 INTERVIEW 14 Wir stellen heute den deutsch-iranischen Dichter SAID vor, einen der bedeutendsten Lyriker der Gegenwart in deutscher Sprache. Auf den Seiten 16 und 17 folgt sein Essay zur entstehung der poesie, dessen Abdruck er freundlicherweise gestattet hat. Flüstern gegen die Wölfe SAID unter diesem Pseudonym veröffentlicht ein ganz besonderer deutsch-iranischer Schriftsteller seine Bücher. Im Alter von 17 Jahren begann er 1965 in München ein Studium der Politikwissenschaft, wollte anschließend aber nicht in den Iran zurückkehren: Schah Mohammad Reza Pahlavi hatte mit Hilfe der USA ein autoritäres Regime errichtet und ließ die Opposition durch den Geheimdienst unterdrücken. SAID war zu dieser Zeit nur ein einziges Mal seiner Mutter begegnet: Als Dreizehnjähriger sah er in einem Zimmer fünf Frauen auf dem Teppich sitzen; eine erhob sich, als er im Türrahmen stand, umarmte ihn und weinte; ihr Gesicht konnte er nicht sehen. Die Trennung und die Lücke haben ihn beschäftigt; zwei seiner Bücher nehmen das Thema auf: Landschaften einer fernen Mutter und Selbstbildnis für eine ferne Mutter. In diesem Buch sagt er: Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ein Visum nötiger war als eine Mutter. Die Islamische Revolution, angeführt von Ruhollah Chomeini, führte zum Sturz des Schahs, der im Januar 1979 das Land verließ. Mit großen Hoffnungen und Erwartungen kehrte SAID nach Teheran zurück, bekam aber bald zu spüren, dass jetzt das total theokratische Regime nicht weniger autoritär war und sich desselben suppressiven Apparats bediente. Ihm blieb wieder nur eine Wahl: sein Heimatland zu verlassen; und so kehrte er nach Deutschland zurück. Seither lebt und arbeitet er in München: seit 55 Jahren im Exil, mittlerweile mit deutscher Staatsangehörigkeit. Was ihn vom durchschnittlichen Asylanten vor allem unterscheidet auch sonst ist nichts durchschnittlich an ihm, ist sein Umgang mit der Sprache. Wenn er eine Ersatzheimat gefunden hat, dann in der deutschen Sprache, die ihm als Werkzeug und Medium dient. SAID schreibt Lyrik, Essays, Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ein Visum nötiger war als eine Mutter. Reportagen, Hörspiele, auch einige Kinderbücher. Inzwischen ist er einer der bedeutendsten Lyriker der Gegenwart in deutscher Sprache. Er hat bisher 14 Literaturprei - se und Auszeichnungen erhalten. Manche vor allem für sein schriftstellerisches Werk, andere auch für sein starkes Engagement für die Opfer politischer Verfolgung. Unter den Ehrungen ist der Literaturpreis der Landeshauptstadt München, der auf Initiative Thomas Manns 1928 begründet wurde; unter den Preisträgern sind Hans Carossa, Gertrud von le Fort, Erich Kästner, Lion Feuchtwanger, Uwe Timm und Carl Amery. SAID erhielt weitere Auszeichnungen: den Civis-Hörfunkpreis, die Hermann-Kesten-Medaille des PEN-Zentrums Deutschland, den Heidelberger Preis Literatur im Exil. Dabei war auch der hoch dotierte Adelbert-von-Chamisso- Preis, der Autoren nichtdeutscher Sprachherkunft für ihre Werke in deutscher Sprache auszeichnet. Beispiele: Rafik Schami, György Dalos, Ilija Trijanow, Imre Kertész, Catalin Florescu, Ilma Rakusa, Harald Weinrich, Asfa-Wossen Asserate und zweimal SAID. Unter den Erwählten der Goethe-Medaille, bei der die weltweite Kultur-Elite versammelt ist, findet sich SAID, ebenfalls beim Friedrich-Rückert-Preis. Er war auch Stipendiat der Villa Aurora, der 1995 gegründeten Künstlerresidenz, dem deutschen Kulturdenkmal des Exils in der Lion Feuchtwanger während seines amerikanischen Exils gelebt hatte. Sie befindet sich in Pacific Palisades im Westen von Los Angeles, unweit des Hauses am San Remo Drive, in dem Thomas Mann mit seiner Familie von 1942 bis 1952 lebte und das seit 2018 als transatlantische Begegnungsstätte dient ähnlich wie die Villa Aurora. Dass SAID das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, ist kaum eine Überraschung. SAID ist in der deutschen Kulturszene durch den Gedankenaustausch mit anderen Schriftstellern gut vernetzt; er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, war einige Jahre Vizepräsident und von 2000 bis 2002 Präsident der Schriftstellervereinigung (unter seinen Vorgängern waren Dolf Sternberger, Heinrich Böll und Walter Jens). PEN steht für Poets, Essayists, Novelists und ist in etwa 150 Ländern aktiv. Der Verband engagiert sich für die Rechte von Autoren besonders in Ländern, in denen Unterdrückung und Folter drohen und die kreative Arbeit unmöglich machen; 1995 bis 1996 war SAID Beauftragter des Writers in Prison Committee. SAID, 1947 in Teheran geboren, lebt in München und wurde unter anderem mit der Goethe-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Foto: Goran Basic/NZZ Viele seiner Freunde wurden in Iran verhaftet, manche gefoltert und viele hingerichtet; das protokolliert er in seinem Buch Der lange Arm der Mullahs in Gesprächen, Briefen und Berichten, die auch ein Bild von dem Menschen vermitteln, der sich hinter dem Pseudonym SAID verbirgt. Auf die Frage: Der Name Said ließe sich vielleicht übersetzen als der Glückliche wäre das eine Diagnose oder ein Wunsch? antwortete er kürzlich am Telefon nach einer kleinen Pause: eher ein Wunsch. Sein neuestes Buch, das in diesen Tagen erscheint, trägt den Titel: Flüstern gegen die Wölfe. Max Behland SAID schrieb Lyrik, Prosa, Kinderbücher und Hörspiele. Hier eine kleine Auswahl: Liebesgedichte. (München 1989); wo ich sterbe ist meine fremde. Gedichte (München 1994); Der lange Arm der Mullahs. Notizen aus meinem Exil (München 1995); Sei Nacht zu mir (München 1998); Dieses Tier, das es nicht gibt. Ein Bestiarium (München 1999); Landschaften einer fernen Mutter. (München 2001); Außenhaut Binnenträume. Neue Gedichte. (München 2002); In Deutschland leben. (München 2004); Ich und der Islam. Prosa. (München 2005); Das Rot lächelt, das Blau schweigt. Geschichten über Bilder. (München 2006); Psalmen. (München 2007); Der Engel und die Taube. (München 2008); Das Haus, das uns bewohnt. (München 2009); Ruf zurück die Vögel. (München 2010); Das Niemandsland ist unseres (München 2010); Parlando mit le phung. (Göttingen 2013); Auf der Suche nach dem Licht. (Würzburg 2016); Vom Wort zum Haus. Gedichte. (Aachen 2018); September in Varna. Gedichte. (Tübingen 2019); ich, jesus von nazareth. (Würzburg 2020); flüstern gegen die wölfe. (Tübingen 2021) Kinderbücher: Es war einmal eine Blume (1998); Clara, ein Märchen mit Bildern (2001); Mukulele (2007); Ein Brief an Simba (2011); Schneebären lügen nie (2013) Hörspiele: Wo ich sterbe, ist meine Fremde (SFB 1981); Ich und der Schah (SFB 1982); Die Beichte des Ayatollah (BR 1984); Landschaften einer fernen Mutter (NDR, SWF 1996); Sir Alfred exterritorial (SWF 1997); Friedrich Hölderlin empfängt niemanden mehr (SWR 2001) SAID wählt die allgemeine Kleinschreibung wie traditionell viele Lyriker. Er knüpft damit auch an die Tradition an: Die Brüder Grimm schrieben grundsätzlich Substantive klein, etwa Jakob Grimm in seinem Vorwort zum Deutschen Wörterbuch oder der Deutschen Mythologie. Auch germanistische Fachzeitschriften bevorzugten die Kleinschreibung.

15 15 INTERVIEW Gespräch mit SAID Durch Poesie wird man einsamer Sie schreiben überwiegend Gedichte, Lyrik. Welchen Vorzug hat für Sie die Poesie gegenüber den anderen Literaturgattungen, Drama und Prosa? Gedichte entstehen aus einer Notwendigkeit, sie kommen, stechen und gehen. Sie lassen den Leser allein mit der Wirkung. Das Wort des Dichters ist zuweilen unzeitgemäß. Gedichte lassen sich viel Zeit, bis sie ankommen; sie haben es nicht eilig, denn sie sind der Aktualität nicht unbedingt verpflichtet. In der Lyrik lässt sich Rätselhaftes verbergen, Leser und Zuhörer sind stärker gefordert, mitzudenken, mitzufühlen; ist es das, was Sie an der Poesie reizt? Ein Gedicht entsteht durch ein Wort, eine Redewendung, ein Bild, ein Geräusch und selten durch einen Gedanken. Die Partikel könnten von weit hergereist sein, tief vergraben im Gedächtnis. Wann sie heraussprudeln, weiß der Autor selten. Die Wörter kommen dann hinzu, in einer Anordnung, die dem Autor erst einmal nicht bewusst ist. Hernach kommt die Kontrolle durch den Kopf. Sie schreiben Lyrik in deutscher Sprache. Ist der Kristallisationskern, aus dem sich bei Ihnen ein Gedicht entwickelt, persisch oder deutsch? Und schreiben Sie auch in Ihrer Muttersprache Farsi? Es sind zwei Flüsse, die durch meinen Körper fließen. Wann ich meinen Durst aus welchem Fluss stille, weiß ich nicht. Zuweilen sind die Bilder iranisch, schreibt man über mich. Aber ich habe keine Kontrolle darüber. Ich schreibe nicht auf Farsi, aber ich spreche diese Sprache gern und höre sie noch lieber. Bis heute ist es so: Wenn man mich unsanft weckt, reagiere ich auf persisch; bin ich krank oder traurig, lese ich nur persische Bücher. Die Struktur der beiden Sprachen ist sehr verschieden, auch wenn beide indogermanisch sind. Das Persische schlendert daher und lässt sich Zeit; das Deutsche geht gezielt auf die Sache zu mit einem Verb. Hier ist das Verb das Zentrum der Sprache. Der Deutsche hungert, der Iraner trägt Hunger. Nein, ich schreibe nur deutsch. Als ich begonnen habe zu schreiben, war mir die iranische Öffentlichkeit bereits versperrt, dank meiner politischen Tätigkeit. Warum können so wenige Menschen mit Lyrik etwas anfangen? Vielleicht weil sie diese Begegnung fürchten, denn dann müssen sie sich mit ihrem Ego treffen, nackt. Sehr wenige Menschen sind dazu bereit. Ausnahmen werden von Madame Histoire bestimmt. Bei den ersten Demonstrationen in Deutsch ist die Sprache meiner Freiheit. Berlin gegen die Treuhand trugen die Arbeiter ein Transparent mit der Zeile von Paul Celan: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Sie leben in Deutschland im Exil und können sich frei über Ihr Heimatland äußern. Hört Ihnen Ihr Heimatland zu? Sehr selten, naturgemäß diejenigen, die Deutsch lesen und verstehen können. Zuweilen hätte ich es gern, dass 80 Millionen Iraner auch Deutsch sprechen. Man wird Lyriker, um gegen die Einsamkeit zu kämpfen, und durch Poesie wird man einsamer. Was richtet das Exil in einem Menschen an? Kann er im zweiten Land in der anderen Sprache auch eine Heimat finden? Finden Sie Asyl in der deutschen? Deutsch ist die Sprache meiner Freiheit. Diese Sprache schenkt mir die Möglichkeit, mich frei zu äußern. Die Fremdsprache bietet mir eine Heimstätte an, die die Heimat nicht ersetzt und nicht ersetzen will. Aus dem Grund könnte ich heute die deutsche Sprache nie verlassen. Manche Schriftsteller haben ihre Muttersprache verlassen und sind in einer anderen große exophone Dichter geworden Joseph Conrad, Wladimir Nabokov, Joseph Brodsky, Chinua Achebe. Was war Ihr Motiv zum Sprachwechsel? Als ich meinte, ich müsste etwas sagen, war der Zugang zur iranischen Verlagswelt bereits gesperrt, meine politischen Gedanken und Äußerungen waren unerwünscht. Im eigenen Land war ich zum Schweigen verurteilt. Ich drehte mich um und ging zur deutschen Sprache zu Fuß. Aus dieser Demut ist eine Liebesaffäre entstanden. Sie wurden nicht nur deutscher Schriftsteller, Sie waren auch Präsident des deutschen PEN- Zentrums. Als Präsident des PEN konnte ich viel bewegen. Wir haben in der Zeit einigen Autoren geholfen, die inhaftiert waren. Manche haben wir dank des Auswärtigen Amtes nach Deutschland geholt, medizinisch versorgt (auch wenn die Wunden der Folterungen nie geschlossen werden). Manch anderen haben wir Hilfe zukommen lassen. Als ich einmal die Schwester eines gefangenen Autors gebeten habe, die Summe von 100 Mark für ihn entgegenzunehmen, brach sie in Tränen aus. Mit dem Geld kann mein Bruder drei Monate lang sich ein ordentliches Essen ins Gefängnis kommen lassen. Nicht nur Ihr Essay in dieser Ausgabe lässt erkennen, dass Sie die deutsche Literatur und vor allem die Lyrik sehr genau kennen. Was schätzen Sie daran besonders? Ich bin ein dankbarer Leser der deutschen Literatur. Ich schätze ihre Vielfalt, die Präzision der Sprache, aber besonders den Mut, dorthin zu gehen, wo es wehtut. Zugleich haben deutsche Autoren nie die Weltliteratur um einmal Goethe zu erwähnen aus den Augen verloren. Glauben Sie, dass es Affinitäten zwischen Sprachen und Inhalten gibt; dass sich manches in deutscher Sprache besser und manches schlechter sagen lässt als in anderen Sprachen? Die Sprache und der Inhalt haben eine Wechselwirkung miteinander. Zuweilen verweigert die Sprache das Sujet. Wehe dem Autor, der das nicht spürt, er wird banal und austauschbar. Ein Beschluss allein ist noch immer keine Qualität. Sie beschreiben in Ihren Notizen aus dem Exil Der lange Arm der Mullahs Massenhinrichtungen und Folterungen, auch die Ihrer Freunde. Fühlen Sie sich hierzulande wirklich sicher? Ich erlaube mir, mich frei zu politischen Themen über Iran zu äußern. Immer wieder bekomme ich eine Reaktion aus Iran, nicht oft. Und ich bin überzeugt, dass der iranische Geheimdienst zu geschickt ist, um mich etwas spüren zu lassen. Gelegentlich jedoch gibt es auch Warnsignale, als wären sie tatsächlich noch nötig. Der Exilierte lebt mit Paranoia um nicht zu sagen von ihr. Sie haben anscheinend keine besondere Affinität zu einer einzelnen Religion, zu welcher auch immer. Trotzdem haben Sie eine Sammlung von Psalmen geschrieben und den tief beeindruckenden Text Ich, Jesus von Nazareth wie verträgt sich das miteinander? Es hat mich sehr viel gekostet, meine Religiosität gegen die islamische Revolution zu verteidigen, die so viele Freunde eliminiert hat. Wenn es mir gelungen ist, dann dank der religionsfreien Erziehung in der Familie und dank der Zeit der frühen Jugend, in der viele Religionen nebeneinander lebten. Gerade weil ich keine Religion ausübe, habe ich nie meinen Respekt vor Religionen verloren. Heutzutage mutieren Enttäuschung und Empörung weltweit zur Gewalt. Bei Ihnen scheint es kein Gen für den Hass zu geben. Dient Ihnen die Lyrik als Schutz gegen die Aggression? Die Poesie ist ein Schutzschild gegen den Hass, denn sie ist eine Instanz, die über der Tages- und Parteipolitik steht. Immanuel Kant hätte diese Instanz vielleicht einen inneren Gerichtshof genannt. Der Lyriker lehnt sich an die Instanz an und sucht seine Leser. Sie schreiben zur Hinrichtung eines Ministers: Das Todesurteil hieß Hochverrat, seine Vollstreckung soll mit Schüssen in die Füße angefangen und lange gedauert haben. Sie berichten, aber kommentieren nicht? Ein Schriftsteller muss dankbar sein, wenn er der Chronist der Ereignisse sein darf. Die Publizistik und zuweilen auch die Politik beschäftigen sich dann mit der Kommentierung. Der Autor lässt Raum für Betrachtungen. Die Internetseite der Deutschen Nationalbibliothek gibt schon einen Hinweis auf Ihr neues Buch flüstern gegen die wölfe, das demnächst erscheinen soll. Da ist gewiss kein Märchenbuch zu erwarten. Verraten Sie uns dazu etwas, um die Spannung zu steigern? Es handelt sich um eine Sammlung der Kurzgeschichten. Sie reflektieren Innenansichten und Außenbetrachtungen. Die Fragen stellte Max Behland.

16 SCHÖNES DEUTSCH 16 zur entstehung der poesie SAID da erhielt er eines tages einen lästigen brief. draußen blies eine heftige bora, aber die sonne schien, das meer leuchtete blau... er stieg zu den bastionen hinunter... die felsen fielen tief ins meer herab. er ging ganz in gedanken versunken auf und ab, da ihn die antwort auf den brief sehr beschäftigte. auf einmal, blieb er stehen, denn es war ihm, als ob im brausen des sturmes eine stimme ihm zugerufen hätte: wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der engel ordnungen? was ist das?, flüsterte er halblaut... was ist es, was kommt? er nahm sein notizbuch und schrieb diese worte nieder und gleich dazu noch einige andere, die sich ohne sein dazutun formten behauptet rainer maria rilke, er habe die erste zeile seiner duineser elegien durch eingebung aus der gischt bekommen. die erste zeile eines gedichtes eine gabe gottes? derselbe rilke schrieb um 1903, während seiner zeit als sekretär auguste rodins, er habe beim meister gelernt, das geheimnis der künstlerischen schöpfung hieße: travaille toujours, travaille toujours, travaille toujours! widerspricht sich der fremde, geboren in prag, gestorben außerhalb deutschlands mit einem flüchtlingsausweis? für herrn schäuble wäre er nur ein asylant. doch ich bin überzeugt, wäre herr minister nach valmont gepilgert, hätte ihm rilke asyl gewährt in der deutschen sprache. nein, der fremde widerspricht sich nicht. nur wer jeden tag an sich arbeitet und den dingen zuhört, die um ihn herum wachsen, bekommt dann auch sensibilität für die eingebung sei es auch eine göttliche. aus dem geplätscher der wasser, aus der stille der hohen gräser und aus dem lärm der großstadt erreicht ihn jene stimmung, jene unzählbare ergriffenheit, ohne die poesie ein nichts wäre. besten falls eine zeitungsphrase, fabriziert für eine handvoll feuilletonisten. ja, stimmung; denn die poesie ist die fortführung der musik mit anderen mitteln. ist sie doch so entstanden: aus den gesängen. erst die modernen zeiten haben die trennung verursacht zwischen dem ton und dem wort. die aufgabe der poesie aber ist, das zusammenzuführen, was die sterblichen entzweit haben. daher muß sie sich mit details befassen, mit versatzstücken, mit abfall, mit pailletten. dabei entwickelt der dichter den instinkt eines aasgeiers. er spürt die faulenden kadaver zwischen den zeilen, die sich hinter ideologien, adjektiven und sonstigem blendwerk verbarrikadieren und eliminiert sie. er will frische luft schaffen für seine worte. auf daß sie aufatmen und brauchbar werden nicht nur für ihn allein. dafür aber muß seine sprache nackt sein: ohne das gehänge des feuilletons, germanistische epitheta und das talmi der tagespresse. das gedicht ist ein barfüßiges kind, mit seinem hunger in der hand, auf der suche nach einer neuen behausung. das barfüßige kind berührt aber mit der sprache der durstenden selten die masse. es sei denn madame histoire ist wieder einmal gnädig. man denke an paul eluard. er flüchtete schon wieder das menetekel nach martinique, als die nazis sein frankreich besetzten. dort schrieb er sein gedicht freiheit : auf meine schulhefte / auf mein pult und die bäume / auf den sand auf den schnee / schreibe ich deinen namen... kein geringerer als general de gaulle, chef der französischen exilregierung in london, ordnete an, das gedicht in einer auflage von einer million zu drucken und nachts über dem besetzten frankreich abzuwerfen. ein gedicht als waffe gegen die wehrmacht? sucht hier die politik nicht zuflucht bei der poesie? dennoch, der dichter trotzt der akustischen übermacht der außenwelt, horcht in sich hinein, tappt in die stille, entblößt sich, und wartet. auf die göttliche eingebung? wird die poesie nicht mit einfachen wörtern gemacht, sachlich, faßbar? real sind wirklich nur die schatten der dinge nicht die dinge selbst, sagt gottfried benn. also doch: die poesie entsteht im zwielicht der dinge dort wachsen andere wirklichkeiten. diese sind weit mehr als die summe der geschehnisse und der betrachtungen. doch zwischen dem betrachter und seinem objekt der begierde herrscht oft ein abgrund. es schwindelt einem, wenn er hinabschaut. wohin führt dieses schwindelgefühl? zur religion oder zur poesie? oder verbindet gar der abgrund die beiden miteinander? da die poesie die dunklen ränder sucht, die wir aus den augen verloren haben, ist sie vertikal will sagen körperlich. gerät sie einmal horizontal, dann ist sie bestenfalls feuilleton nicht mehr prosa, noch kein gedicht. diese autoren, die keine abgründe kennen, können auch keinen halt mehr bieten, keinen trostraum für die verletzlichen. fortan siegt der nihilitische geist der gleichmacher, die alles erklären, um nichts zu empfinden. doch jede schöpfung ist organisch den gesetzen der vibrierung unterworfen das rätsel der welt liegt in anbetung. wer dafür kein organ hat, mutiert zum intellektuellen des fortschritts, sieht nur auf seine hände, hört auf seine handys und zieht sich zurück in den kokon der postmoderne. und wundert sich, wenn ihn dort die aggressive lesart der religionen überrascht. wo keine götter sind, herrschen die gespenster, warnte schon novalis. religionen aber sind wie vaterländer. wir können sie nur nach eigener fasson begreifen. sonst wuchern sie aus, mutieren zu einem moloch und zertrampeln alles. und wer sagt denn, daß religiöse gefühle zwangsläufig zu gehorsam führen? dem gott zur ehr, dem fürst zur wehr, schrieben die aufständischen bauern in sendling auf ihre fahne, als sie sich gegen die willkür der habsburger auflehnten mit bloßen händen und hungrigen mäulern. doch religion und zivilisation verstehen sich als missionare. die poesie, jenes barfüßige kind, aber ist primitiv sie kennt keinen zwang. sie läßt sich nicht zivilisieren und nicht bekehren. denn sie will nicht den zeitgenossen gerecht werden, sondern dem zeitgeschehen. folgerichtig kann die poesie nicht unschuldig bleiben. der dichter trägt das gedicht zwischen den zähnen auf der suche nach dem göttlichen? was aber, wenn die götter durch abwesenheit glänzen? kann die poesie ihren leeren platz durch schönheit füllen? dient man der schönheit, dient man nicht zugleich den göttern? wer sich dieser maxime hingibt, läuft gefahr, ganz ohne wahrheiten auszukommen. und was wird aus der schönheit ohne wahrheit, wenn nicht fernsehfutter?

17 17 SCHÖNES DEUTSCH das gedicht versteht sich als der übergang zwischen ahnung und wahrheit. der dichter bedient sich des scheins, um einer künftigen wahrheit zu dienen. die poesie ahnt, daß sich wahrheit und logik nicht gleichzeitig erreichen lassen. mit anderen worten: die wahrheit läßt sich nur poetisch formulieren; die logik wissenschaftlich. der dichter schreibt gedichte, um herauszubekommen, wohin es mit ihm will. er tritt eine reise an, deren ziel er nicht kennt. diese straße ist eine sprache ohne wiederkehr der ahasver rastlos. er flüchtet immerzu in die fallen der liebe, entzieht sich keiner von ihnen und fängt damit die krummen linien des lebens ein denn er will den tod partout aufheben. tode und liebe schließen sie sich aus? die einfache logik tertium non datur wird lügen gestraft; die poesie ist das tertium. beanspruchen nicht auch religionen dieses privileg für sich? haben die propheten sich nicht des öfteren als rivalen der dichter verstanden? nein, er ist nur ein dichter. er soll uns doch ein zeichen bringen, wie die früheren gesandten, konstatiert der prophet in seinem koran. (sure 21,5) doch die poesie ist ein fragiles tier, furchtsam und gewalttätig. das tier reißt löcher auf und denkt nicht daran, diese zu füllen dies überläßt es gänzlich der prosa. wenn der roman ein kompromiss mit der welt ist, so ist die poesie zu jeglicher schönheit entschlossen, um die konturen einer gegenwelt anzudeuten. wem aber sollte der dichter treu bleiben? keinem gott, keinem propheten, keinem papst nur sich selbst. dafür muß er aber die fassaden, die paläste und die strukturen verraten. und wenn seine sprache jene absurde membrane verrät, die den dichter von seinem tod trennt, dann entsteht ein zwiegespräch. was aber ist ein gedicht überhaupt? die spannung zwischen den wörtern, antwortet apollinaire. und wieder meldet sich die stille zu wort, die betrachtung kommt hinzu das wort liefert den mörtel. in den geistlichen übungen der mittelalterlichen mönche gibt es vier abschnitte: die schriftlesung, die betrachtung, das gebet, die beschauung. ein gebet kann zur betrachtung werden durch die wiederholung. woraus dann ein rhythmus entsteht. der schafft dann den nötigen raum im herzen für die versenkung. der dichter betrachtet die welt, bis er versinkt in den eigenen rhythmus. dieser trägt ihn dann fort bis zum dringenden zwischenraum. wem aber begegnet der dichter hier? den göttern, samt ihren statthaltern auf der erde? doch die poesie ist anarchisch und lehnt alle einrichtungen ab ob feuilleton oder kirche, ob germanistik oder gewerkschaft. geschrei, gebet, gedicht. aus der schwäche des gebetes, dieser chronischen krankheit der modernen zeiten, entsteht das gedicht hier wachsen bruch und stille zusammen. dann kommt die poesie mit einem ahnungslosem schritt daher wie die revolte. sie hat etwas verbotenes an sich, den geruch von einem brandstifter. sie ist subversiv und legitim zugleich und verkündet die unruhe. haben denn die propheten je anders gehandelt? da sprach er zu ihnen: aber nun, wer einen geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die tasche, und wer s nicht hat, verkaufe seinen mantel und kaufe ein schwert, verrät sich der evangelist. (lukas 22,36) ich war 14 jahre alt, als ich zum erstenmal das grab von hafiz besuchte. mein vater stieg aus dem auto, zog seine stiefel und die strümpfe aus gegen alle vorschrift der armee. als er meinen blick auffing, sagte er: mein sohn, man geht nicht zu hafiz, man pilgert dorthin. der dichter als mittelbarer nachfolger des propheten? gewiß, in der heutigen gesellschaft mit ihrem beherrschendem lärmbedarf, die den dialog weder sucht noch duldet, wirken solche beispiele der ehrerbietung vielleicht unzeitgemäß? doch wann waren denn die zeiten gemäß für die poesie? wozu dichter in dürftiger zeit?, fragt hölderlin und bereitet sich vor auf die langen jahre der einsamkeit. soll nun der dichter sich zurückziehen in seinen elfenbeinturm? soll er seine jeremiaden laut und penetrant verkünden, bis der prediger salomo selbst dem alten testament entsteigt, um ihn zu besänftigen? er braucht nur auf der lauer zu sitzen, in sich zu horchen, dann kommt rainer maria rilke und flüstert ihm ins ohr: aber das wehende höre die ununterbrochene nachricht die aus stille sich bildet. wieder die stille. wer die spuren dieser stille in den ikonen sucht, erfährt ein altes geheimnis. die künstler meist orthodoxe gottesmänner wurden eingemauert. wasser, trockenbrot und ein fenster für das licht. wenn sie dann befreit wurden, erblickte die welt die ikonen. der verzicht ist teil der schöpfung, das nötige gegengift gegen alle korrumpierung. während der überfluß meint, er müsse sich mit kunst schmücken. zum verzicht aber gesellt sich die freiheit; erst der genügsame kann unbeugsam bleiben. und die freiheit gebiert demut oder sie wird zur freizeit, gestaltet von der wirtschaft. kann sich aber die demut gegen die aufklärung behaupten, die nun um sich schlägt? aufklärung ohne demut ist nur humanitarismus. vernunft oder glaube? diese absurde frage führt zu jener entweder-oder-diagonale, die in der geschichte viel unheil angerichtet hat. wir können bestenfalls von zwei einander ergänzenden wegen sprechen. rettet uns die demut auch nicht vor dem dualismus monotheistischer religionen? die mystiker dieser religionen antworten darauf mit göttlicher vernunft. selbst pascal hat das herz als ein organ der erkenntnis verstanden. das cartesianische trennmesser zum logo der aufklärung zu deklarieren, wäre mehr als dumm; hat es doch in letzter konsequenz zu auschwitz geführt. seltsam genug, daß gerade gottesmänner der verblendung erliegen, auschwitz zu verleugnen. mitunter der präsident der islamischen republik, die sich republik gottes nennt, verleugnet das größte verbrechen der geschichte. das verletzt mich und auch die persische sprache. kann man den gott lieben und seine geschöpfe hassen? die großen, niemals werbenden götter, sagt rilke. götter ohne palast-ränke, strafbatallione gegen andersdenkende, andersgeartete, ohne inquisition und ohne ein heer bezahlter gottesbeschützer. mögen diese bald erscheinen und uns retten. vor selbstliebe und überfluß. vor der unklugen vernunft, die uns blind macht für das leid anderer und taub für das eigene gebrechen. doch das erscheinen der götter können wir nicht beschleunigen. wir müssen uns aber auf ihre rückkehr vorbereiten. schon allein deswegen, weil wir nun das zeichen ihrer flucht deuten könnten. war es denn schonung oder versuchung? nachdem wir aber moderne menschen sind, fragen wir selbstverständlich danach, was die götter kosten. das preisleistungsverhältnis muß ja stimmen. oder kosten diese gar nichts? und man kann sie einfach herunterladen wie einen pornofilm, wie eine musik aus dem internet? doch alles kostenlose hat bekanntlich einen pferdefuß. vielleicht verlangen die götter dann von uns ein gebet, damit sie in ihrer einsamkeit nicht frieren? dann ein stoßgebet von dem deutschesten aller deutschen dichter. von jenem rebellen, dessen poesie von einer religiösen musikalität bestimmt ist. hat man ihn deswegen für mehr als eine ewigkeit in einen turm versperrt? waren sich doch alle darin einig der kurfürst, der arzt, die mutter und selbst der treue freund. gebet für die unheilbaren eil, o zaudernde zeit, sie ans ungereimte zu führen, anders belehrest du sie nie, wie verständig sie sind. eile, verderbe sie ganz, und führ ans furchtbare nichts sie, anders glauben sie dir nie, wie verdorben sie sind. diese toren bekehren sich nie, wenn ihnen nicht schwindelt, diese sich nie, wenn sie verwesung nicht sehn. FRIEDRICH HÖLDERLIN

18 DEUTSCH IM WANDEL 18 Warum ein Mund-Nase-Schutz nicht ausreichend ist Von Bastian Sick Eine Leserin wollte kürzlich von mir wissen, wieso es»mund-nasen-schutz«heiße. Jeder Mensch habe doch nur eine Nase. Müsse es daher nicht eigentlich»mund-nase- Schutz«heißen? Eine interessante Frage, die mir nicht zum ersten Mal gestellt wurde. So wurde ich früher schon von einem anderen Leser gefragt, warum der HNO-Arzt eigentlich»hals-nasen-ohren- Arzt«genannt werde. Bei Ohren sei der Plural klar, denn davon habe jeder Mensch zwei. Aber Nasen doch nur eine. Sei daher nicht die Bezeichnung»Hals- Nase-Ohren-Arzt«zutreffender? Und wenn man schon alles in den Plural setze, warum dann nicht auch den Hals? Ein»Hälse- Nasen-Ohren-Arzt«klingt natürlich drollig, doch in Wahrheit geht es gar nicht um Einzahl oder Mehrzahl, sondern um die Regeln der Zusammensetzung. Für die Grammatik spielt es nämlich keine Rolle, wie viele Nasen der Arzt vor sich hat. Er ist ein Spezialist für den Hals, die Nase und die Ohren, und das wird in der Zusammensetzung zum»hals-nasen-ohren-arzt«, weil zweisilbige Hauptwörter, die auf ein unbetontes»e«enden, bei Zusammensetzungen immer ein»n«erhalten. Das sieht man zum Beispiel bei der Mühle, die in Zusammensetzungen immer zu»mühlen-«wird, ob nun beim Mühlen flügel, beim Mühlenbach oder beim Mühlendamm. Und es dreht sich dabei immer nur um eine Mühle, eine Mehrzahl wird durch das»n«also nicht ausgedrückt. Ein anderes Beispiel liefert die Sonne. In unserem System gibt es nur eine Sonne, daher kann bei Zusammensetzungen wie Sonnenlicht und Sonnenschein nicht von mehreren Sonnen die Rede sein. Gerade deshalb behauptete mal ein Leser, dass es eigentlich doch»sonnebrille«und»sonne schirm«heißen müssen, da man sich auf der Erde doch nicht gegen mehrere Sonnen bebrillen und beschirmen müsse. Wie viele Nasen der Arzt vor sich hat das spielt für die Grammatik keine Rolle: Deutschlands bekanntester Sprach experte schreibt hier für die Sprach nachrichten. Und streng genommen sei unser System auch kein Sonnensystem, sondern nur ein Sonnesystem. Doch auch hier lautet die Erklärung: Es hat nichts mit Einzahl oder Mehrzahl zu tun, sondern mit den Regeln der Zusammensetzung, und die Sonne erhält genau wie die Mühle und die Nase bei Zusammensetzungen ein»n«, weil alle zweisilbigen Hauptwörter, die auf ein unbetontes»-e«enden, ein solches»n«bekommen. Man nennt es auch ein Fugen-n, so wie es bei anderen Wörtern ein Fugen-s gibt: Aus»Arbeit«und»Platz«wird der»arbeitsplatz«, aus»regierung«und»chef«wird»regierungschef«. Es geht der Grammatik also nur darum, eine Fuge zu füllen, damit man s besser sprechen kann. So wird das Fest der Freude zum»freudenfest«und der Becher für die Asche zum»aschenbecher«, auch wenn man das»n«nicht überall mitspricht und ein Hesse vielleicht nur»asche bäscha«sagt. Freilich gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel das Sägemehl, das eigentlich Sägenmehl heißen müsste. Aber»n«vor»m«spricht sich nicht gut, daher ist es weggefallen. In Köln habe ich mal ein Graffito gesehen, das mich zum Lachen brachte. Dort stand:» geht n Zyklop zum Augearzt.«Klar, der Zyklop hat nur ein Auge, und dennoch gelten für ihn dieselben grammatischen Regeln wie für alle anderen, sodass auch er nur zum Augenarzt gehen kann. Russischer Sport ohne Anglizismen Nomen est omen Fotografiert von Karl-Hermann Hett aus Hildesheim. Wenn Ihnen ähnliche Übereinstimmungen begegnen: knipsen und Bild an die Sprachnachrichten-Redaktion. Wir drucken ab jetzt in dieser Rubrik jeweils ein Fundstück ab. Auf diese Idee sind auch schon andere gekommen, aber mittelfristig machen wir daraus ein Buch. Anglizismen nerven auch in Russland. Vor allem im Sport ist es offenbar unmöglich, Neues mit vertrauten Vokabeln der eigenen Sprache zu sagen eine Eigenart, die auch in der deutschen Sportberichterstattung bekannt ist. Der russische Sportsender Match TV soll nun für mehr russische Begriffe in der Berichterstattung sorgen. Seine Kommentatoren sollen ohne Anglizismen auskommen. So sollen Begriffe wie Loser, Playoff, Coach, Performance oder Derby künftig ins Russische übersetzt werden. Seitens der Reporter gibt es Kritik: Dies sei eine Bevormundung und Einmischung in ihre Arbeit. Die Chefproduzentin von Match TV, Tina Kandelaki, Beim Sportsender Match TV sollen die Kommentatoren künftig auf englische Begriffe verzichten. betonte, es handele sich hierbei um Empfehlungen. Sollte dennoch ein englisches Wort durchrutschen, drohten keine Strafen. SN

19 19 DEUTSCH IM WANDEL BAERENTATZE Der Unterschied zwischen weil und obwohl Es gilt Probleme zu lösen, sie stellen uns wichtige, dringende, auch verschiebbare Aufgaben. Bei allen kann nützen oder schaden, wie wir uns ausdrücken. Darüber hinaus gibt es aufgebauschte Probleme, zum Beispiel das Gendern, da steht die Sprache im Mittelpunkt. Wo sie nicht hingehört. Von Oliver Baer Die Sprache dient als Boxring für einen Kampf, der mit sprachlichen Mitteln nur verlängerbar, nicht zu beenden ist. In Wirklichkeit wird die Sprache gegendert, weil sie grammatisch falsch ist. Nicht obwohl. Diese überraschende Erkenntnis bot Professor Marietta Auer dieser Tage in einem Leserbrief der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Bild des Hutes auf einem Pfahl (den in Schillers Wilhelm Tell der Untertan des Landvogtes Gessler zu grüßen hat) lässt uns die Widersinnigkeit verstehen: Das Gendern ist ein Fetisch. Es geht nicht um den Hut, der fungiert als Platzhalter. Es geht um die Unterwerfung. Wer nicht grüßt, ist aufmüpfig. Wer nicht gendert, dem wird die Nase gerümpft, oder beispielsweise die Bachelorarbeit verrissen, jedenfalls sind seine Kinder zum Geburtstag nicht willkommen. Dipl.-Ing. Oliver Baer ist Publizist. Sein Buch Von Babylon nach Globylon ist im IFB Verlag Deutsche Sprache erschienen. Alle sprachwissenschaftlichen Argumente gegen die Beliebigkeit und die grammatische Regelwidrigkeit des Genderns verfangen nicht. Sämtliche Erläuterungen sind so beliebig wie unerheblich, sie verfehlen das Thema. Mit Absicht auf der einen Seite, aus Versehen auf der anderen. Nach der Logik der Genderbewegten sind Sprachbesorgte kulturell rückständig, nämlich Männer. Frauen, die ihnen zustimmen, sind offenbar Unterdrückte, die es zu befreien gilt. Hier wird ein Kniff der PR- Experten angewandt, er wurde von Errol Flynn, seinerzeit ein sogenannter Weiberheld (W-Wort!), so formuliert: Schreiben Sie, was Sie wollen - Hauptsache mein Name ist richtig geschrieben. Jede, aber auch jede Äußerung dient der weiteren Aufblähung des Themas, sie nützt dem, der öffentlich meistgenannt ist. Möglicherweise war Flynn in Wahrheit ein netter Kerl, ein Frauenversteher und Schattenparker. Seiner Karriere diente der üble Ruf, den ihm die Medien gratis besorgten. Das Schema hat etwas teuflisch Geniales. Es fördert ins Unermessliche die Geltung derer, die an diesem Rad mitdrehen. Wer noch N-, M- oder Z-Wörter verwendet, und sei es in Zitaten, In Schillers Wilhelm Tell lässt Landvogt Gessler seinen Hut auf eine Stange stecken und verlangt von jeden, diesen Hut zu grüßen, wenn sie vorbeikommen. Für seine Weigerung wurde Tell scharf bestraft. ist zweifellos ein R-Mensch. So wie in anderen Milieus Wörter mit A oder K, mit C oder P mit höhnischem Grinsen quittiert werden. Sogar das schöne Wort Querdenken wird man bald kaum noch äußern wollen. Aber der ach so böse Volksmund erfindet immer neue Wörter, die darf man dann auch verpönen. Ganze Scharen von überforderten Bürgern lassen sich vom Kern des jeweils Wichtigen ablenken, etwa beim Rassismus. Für welches Land der Erde ist nachweisbar, dass er nachgelassen hätte, seit es ihn sprachlich nicht mehr geben darf? In den USA, aus denen wir uns hierzulande besonders gern belehren lassen, blüht der Rassismus. Abgesehen davon, dass wir die Probleme so nicht lösen: Wem ist damit gedient, dass wir die Sprache opfern? Dass wir sie noch abstrakter, noch zäher verständlich machen, weil wir sie mit unterschwelligen Bedeutungen aufladen, die zu vermeiden immer schwieriger wird? Zurück zum Eingangsbeispiel, dem Gendern. Nele Pollatschek schrieb kürzlich, ihr komme es vor, als sei Deutschland besessen von Genitalien. Dass jemand das Amt des Kanzlers innehat, ist offenbar untrennbar mit dem Hinweis auf das Geschlecht der Person verknüpft was ungefähr so bedeutsam ist wie ihre Frisur. Pollatschek hat recht: Wer Gleichheit will, muss sie herstellen, nicht nur darüber reden. Das gilt für alle Fragen, bei denen die Sprache für Ersatzlösungen herhalten muss, die nichts Brauchbares bewirken. Wer schreibt die meisten Leserbriefe? In vielen Zeitungen und Zeitschriften gehören Leserbriefe zu den meistgelesenen Texten. Deshalb hat ein anonymer Spender eine Wochenend- Kulturreise nach Wien für den fleißigsten VDS- Leserbriefschreiber ausgelobt. Der Leserbrief muss zwischen 1. April 2020 und 30. März 2021 in einem Druckmedium erschienen sein und einen Bezug zur deutschen Sprache haben. Belegexemplare bitte an die VDS-Geschäftsstelle. Die zehn fleißigsten Leserbriefschreiber werden in den Sprachnachrichten mit Auszügen ihrer Texte vorgestellt und erhalten wahlweise ein Exemplar unserer Bücher Edelsteine oder Sternstunden. Was könnte nur der Anlass für diesen Werbespruch gewesen sein? Das Wort Lebens mittel ist für die Lastwagen des Großhändlers EGV AG (einstmals Eier und Geflügel Verkauf ) aus Unna anscheinend zu lang. Foto: Peter Hahne

20 DEUTSCH IM WANDEL 20 Kein Anti-Aging für Parmesan! oder Gute Frische, schlechte Frische // von Dagmar Schmauks Das Adjektiv frisch zeigt schön, dass sogar die Bedeutung schlichter Wörter schillern kann. Bei Lebensmitteln ist Frische ein besonders wichtiges Qualitätsmerkmal. Dies gilt für pflanzliche Produkte (pflückfrische Erdbeeren, erntefrische Haselnüsse), für tierische (nestfrische Eier, schlachtfrische Schweineleber, fangfrische Sardinen), und für die weitere Verarbeitung (röstfrischer Kaffee, ofenfrisches Brot, frisch gepresster Orangensaft). Typische Gegenbeispiele sind welker Salat, altbackene Brötchen und abgestandenes Bier sowie im Extremfall angefaulte Kartoffeln und Gammelfleisch. Frische ist jedoch nicht ausnahmslos optimal, so wird Fleisch erst durch Abhängen für Menschen genießbar. Weitere wohlbekannte Qualitätsaussagen sind 48 Monate gereifter Parmesan und im Eichenfass gereifter Rotwein. Bei Lebewesen bedeutet frisch oft nur jung. Menschen zeigen Jugendfrische oder wollen diese durch eine Frischzellenkur wiedererlangen, während die Wildschweinbache frischt und dann ihre Frischlinge säugt. Weitere Übertragungen beschreiben Naturphänomene (quellfrisches Wasser, frisch gefallener Schnee) und Artefakte (prägefrische Münzen, druckfrische Bücher). Ganz ähnlich bezeichnet frisch frühe Phasen eines Prozesses (morgen-, tau-, frühlingsfrisch) oder Zustandes (frisch getraut, frisch geschieden, frisch entlassen). Werbetexter lieben solche Zusammenhänge und beschreiben den Duft eines Weichspülers als aprilfrisch. Diebe kann man auf frischer Tat ertappen, während frisch gestrichen vor dem leichtsinnigen Befingern einer Oberfläche warnt. Noch spezieller geht es um die Sauberkeit des eigenen Körpers (minzfrischer Atem) oder des Haushaltes (frisch geputzt, frisch gewaschen, frisch gebügelt, frisch bezogenes Bett). Symbolisch aufgeladen gehört hierher sogar die jungfräuliche Reinheit, etwa im hortus conclusus mit einem Einhorn an der Seite. Deutlich profaner ist jemand morgens schon frisch Adj.,unverbraucht, neu, vital, auch,kühl, ahd. frisc (um 1000), mhd. vrisch, (mit Metathese) mnd. versch, vers, varsch, mnl. versc, varsc, vorsc, nl. vers (nl. fris stammt aus dem Nhd.), aengl. fersc (,salzlos, ungesalzen ). Die Etymologie ist nicht geklärt. Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer) frisch wie ein Fisch im Wasser, hat ein Gedicht noch frisch im Gedächtnis, sieht Schulfreunde in alter Frische wieder und redet frisch von der Leber weg. Sollte die Frische durch Stress geschwunden sein, so wirkt ein Getränk oder Nickerchen erfrischend, während erfrischender Humor meistens nützlich ist. Als Sonderfall schließlich bedeutet frisch nur kühl, etwa bei der frischen Brise und wenn man jemanden an die frische Luft setzt. Die Beziehung zwischen Jugend und Frische ist so eng, dass Turnvater Jahn seinen berühmten Wahlspruch Frisch, fromm, fröhlich, frei prägen konnte. Griffige Lebensregeln widersprechen einander aber bekanntlich, so steht dem zupackenden Spruch Frisch gewagt ist halb gewonnen etwa der bedachtsamere Erst grübeln, dann dübeln gegenüber. Und genau wie beim lange gereiften Parmesan ist Frische auch im sozialen Bereich keineswegs immer wünschenswert. Wer frisch von der Schule oder der Universität kommt, ist natürlich noch unerfahren (unreif, grün hinter den Ohren!) und bedarf geduldiger Unterstützung. Deutlich abwertend hingegen ist der Vorwurf Du bist ja nicht ganz frisch (in der Birne)! Drei bemerkenswerte Wendungen sollen diesen Text beschließen. Das Waldfrische Buchenholz (Reklameschild bei Potsdam) werden ahnungslose Stadtmenschen erst verstehen, wenn sie die Scheite frohgemut in ihren Kachelofen stopfen. Vielleicht ist der Schwager des Händlers ja Anstreicher und zückt schon sein Auftragsbuch? Und soll ich Zappelfrische Forellen (Speisekarte in Ulm) eigenhändig in den Fischhimmel schicken, oder nur feige auf den ausgewählten Beckenbewohner zeigen? Die Schlagzeile Frischer Wind für die Strompreisbremse (FAZ , S. 17) schließlich lädt zu langem Grübeln ein. Bremsen sollen Bewegungen verlangsamen wie kann man dabei die Windkraft nutzen? Vielleicht mit einem Segel den Gegenwind auffangen? Fragen über Fragen, also frisch ans Werk! W Spaß und Lernerfolg garantiert! Abwechslungsreich und humorvoll führt Sie Bestsellerautor Bastian Sick durch den Irrgarten der deutschen Sprache. ATesten Sie Ihr Wissen! Gewerkschaftlicher Gender-Unfug Wie die Kirchen leiden die M Gewerkschaften unter Mitgliederschwund. Ihre Führer suchen wie die der Kirchen die Ursache dafür nicht in eigenen Versäumnissen und Strukturdefiziten, sondern wollen sich durch strikte Anpassung an den Zeitgeist und seine momentanen Moden retten. Auch eine Gewerkschaft mit großen Traditionen, die IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) praktiziert jetzt in ihrem Mitgliedermagazin Kompakt den albernen, die Sprache verbiegenden Gendersternchen-Unsinn, wie es in einem Leserbrief von Horst Gerhard Hess heißt. Ihm antwortet die Redaktion fröhlich, man habe halt gute Gründe, denn man setze sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein und wolle alle Mitglieder gleich welchen Geschlechts gleichwertig ansprechen. Schlimmer geht s immer. Man wüsste gern, was der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, der vor seiner Zeit als Hauptamtlicher immerhin sechs Jahre Laborant in einem Großbetrieb war und der die realen Probleme der Arbeiter und Angestellten nicht nur vom Hören sagen kennt, zu diesem Unfug meint. Ein sachkundiges Urteil kann er sich im übrigen einholen von Friedrich Forssman, einem der führenden Typographen Deutschlands. Der hat u. a. das monumentale Werk Zettel s Traum von Arno Schmidt gestaltet und warnt, man gäbe auf Jahrzehnte hinaus die Sprache als etwas Gemeinsames, Einigendes auf, wenn man nach moralischideologischen Erwägungen die Grammatik verforme. Rolf Stolz

21 21 VDS-INTERN Umtriebig im Netz Der VDS bei Facebook, Instagram und Twitter Der Verein Deutsche Sprache ist ein Verein voller verstaubter Traditionen das ist zumindest das, was häufig in der öffentlichen Wahrnehmung ankommt. Dabei ist der VDS längst nicht mehr der Altherrenverein, als der er gerne dargestellt wird. Über die Jahre hat er sich vor allem digital neu aufgestellt. Die Sprachnachrichten, die gedruckte Zeitschrift, die vier mal im Jahr erscheint, sind das bewährte Medium, das sich mit den verschiedenen Merkmalen der Sprache beschäftigt; doch die sozialen Medien laufen parallel und bedienen schneller und vor allem andere Themenbereiche, die in den Sprachnachrichten nicht unbedingt perfekt platziert wären. Vor allem kurze, humoreske Beiträge sind bei Facebook besser aufgehoben, eignen sich eher zum schnellen Konsumieren, sagt Dorota Wilke, Pressesprecherin des VDS, die die verschiedenen Kanäle der sozialen Medien betreut. Die harten Themen, mit denen sich der VDS beschäftigt, gehen dabei trotzdem nicht unter sie werden nur aufgelockert. Ähnlich funktioniert der VDS- Instagram-Kanal: Hier werden hauptsächlich Fotos präsentiert entweder selbst aufgenommen oder von den Abonnenten des Kanals zugeschickt. Das kann ein verquerer Anglizismus sein, aber auch eine besonders schöne Werbung. Wo es passt, werden kurze Videos hochgeladen, wie zum Beispiel ein Rückblick auf den 20. Tag der deutschen Sprache in Schleiz oder ein Hintergrundvideo, welches zeigt, was in der Geschäftsstelle des VDS passiert, wenn die neuen Sprachnachrichten versandt werden. Das Besondere bei Instagram: Diese Inhalte können auch in die sogenannte Story geschickt werden, eine Applikation, die für 24 Stunden verfügbar ist und jedem, der den VDS abonniert hat, direkt angezeigt wird. So sind wir also regelmäßig prominent in der Hauptleiste unserer Abonnenten zu sehen und bieten ihnen unsere neuesten Inhalte direkt an, ohne dass sie erst unseren Kanal aufrufen müssen, sagt Wilke. Für besonders schnell zu streuende Inhalte greift der VDS auf den Kurznachrichtendienst Twitter zurück. Hier können Das Zwitscher- Konto wächst: Innerhalb von einem Jahr hat sich die Zahl der Twitter- Leser vervierfacht. in maximal 280 Zeichen Texte und Links, aber auch Fotos oder Videos gepostet werden. Die Verbreitung der Inhalte, der sogenannten Postings, passiert hauptsächlich über das Teilen, wenn also unser Posting von jemand anderem übernommen wird. Sämtliche seiner Abonnenten sehen es, so streuen sich Informationen exponentiell, und jeder kann auf diese Postings reagieren, zum Beispiel per Kommentar oder einen Klick auf ein Like, also eine Zustimmung. Innerhalb von einem Jahr hat sich die Zahl der Follower, also der Nutzer, die dem VDS bei Twitter folgen, vervierfacht, so Wilke: Das zeigt: Unsere Themen, vor allem die Haltung gegen das Gendern, bewegen viele Menschen. Sie teilen sie, sie teilen sich uns mit und sie werden selbst aktiv, indem sie dort kommentieren, wo wir den bedenklichen Umgang mit der deutschen Sprache anprangern. SN Kennen Sie eigentlich schon UNSEREN INFOBRIEF? Jede Woche gibt es Neuigkeiten zum Thema Sprache. Weil aber das Internet sehr groß und die Informationsflut darin schier unermesslich ist, macht sich der VDS jede Woche daran, die spannendsten und wichtigsten Informationen zu suchen. Es ist alles mit dabei: Von der Hirnforschung bei Primaten, die auf die Sprachverarbeitung beim Menschen schließen lassen, über internationale Sprachinseln, die zeigen, wie mannigfaltig die Welt der Sprachen ist, bis hin zu aktuellen Entwicklungen der deutschen Sprache. Dazu gibt der Sprachwissenschaftler Prof. Horst Haider Munske in einem kurzen Essay einen Einblick in verschiedene sprachliche Besonderheiten, wie zum Beispiel die Herkunft des Wortes impfen. Der Infobrief wird einmal pro Woche per verschickt; die Anmeldung dafür geht einfach über unsere Internetseite im Bereich Presse und Medien Infobrief. Einfach den QR-Code ein lesen und Gefällt mir anklicken.

22 LESERBRIEFE 22 Polemik und Humor Als langjährige Leserin der Sprachnachrichten kann ich nur sagen, dass sowohl die Leitartikel als auch die anderen Beiträge des VDS-Vorsitzenden oft mit HUMOR gewürzt sind, der die (meiner Meinung nach nötige) Polemik ausgleicht. Speziell mit dem Wort Genderwahn kann man als vernünftiger Mensch nur konform gehen. Ich jedenfalls tue es und unterstütze weiterhin mit meinem neuen, nun ZWEISPRACHIGEN Blog mit.marenberg.com die so nötige Sprachvielfalt in Europa und damit die Sprachnachrichten! Marén Berg, Paris Schwäbisch und Gendern Schön, dass die Sprachnachrichten IV/2020 die Dialekte aufgegriffen und die Verbindung zum Gendern gezogen haben. Wenn ich mit meiner Mutter spreche (Schwäbin), spielen diese akademischen Übungen des Genderns überhaupt keine Rolle. Sie weiß nicht einmal, dass es diese Übungen gibt. Oder nehmen sie einen SPD-Ortsverein: Wenn dort jemand das Gendern vergisst und daraufhin von der akademischen Elite gerügt wird, verliert die SPD den Bezug zu ihrer Basis. Gelungen ist auch das Interview mit dem Mohrenkopf, unverkrampft und ehrlich. Es heißt, man solle Menschen nicht aufgrund ihres Aussehens in eine Schublade stecken. Das ist richtig. Ich kann aber nur empfehlen, Menschen, deren Familien vermutlich nicht schon immer in Deutschland lebten, trotzdem auf ihre Herkunft anzusprechen. Wenn ich zum Beispiel mit Taxifahrern ins Gespräch komme, frage ich oft, woher sie ursprünglich stammen. Sie glauben gar nicht, wie viel sie dann zu erzählen haben. Ein Taxifahrer türkischer Herkunft hatte mir einmal eine Vorlesung zu Linguistik gehalten, über die türkische Sprache, die bis zu den Uiguren reicht. Ein Perser erzählte mir von tollen Landschaften im Iran. Unterschiede sind nicht schlimm, weder innerdeutsch in Bezug auf Dialekte noch weltweit. Prof. Dr. Boris Augurzky, Essen Schwäbisch und Stottern Zu den SN 88 möchte ich meine kleine Geschichte beisteuern. Heute hörte ich, jeder 8. Schüler habe eine Sprachstörung. Ich selbst konnte auch nicht korrekt sprechen. Vom 5. bis zum 30. Lebensjahr habe ich schwer gestottert, bis ich in einem phoniatrischen Labor auf Bauchatmung umstellte. Gegen Stottern hilft auch Singen, aber weil ich nicht hörenswert singen konnte, habe ich Schwäbisch nachgeahmt. Ich habe dabei richtig geatmet und dann vier Wochen betont langsam gesprochen. Und bald hatte ich das Stottern ganz überwunden. Das Nachsprechen eines Dialekts ist vielleicht ein Tipp für Logopäden. Gerd Behrens, Königsee Wir freuen uns über Kritik und Lob, über letzteres natürlich mehr. Leider können wir nicht alle Leserbriefe abdrucken, müssen oft auch kürzen. Dafür bitten wir um Verständnis. Schreiben Sie bitte an Die Vorständin Was tue ich, wenn der Vorstand eines Unternehmens eine Frau ist? Neuerdings habe ich schon das lächerliche Wort Vorständin gehört, aber diese Frau ist auch ein Mitglied des Vorstandes und damit geschlechtslos. Ich könnte sagen oder schreiben: Das Mitglied des Vorstandes, Frau Obermeier, hielt die Eröffnungsansprache. Dann ist Frau Obermeier sächlich, männlich und weiblich. Oder: Die Aushilfskraft an der Kasse, die gestern im Supermarkt eingestellt wurde, ist ein Student. Der wäre weiblich und männlich. Wer hier die Gender- Ausdrucksweise anwenden will, wird rasch erkennen, wie sinnlos diese ist. Jörn Teuber, Hamburg und die Vaterin Hier ein Beitrag meiner Enkelin (2 Jahre, 10 Monate) zum Thema Gendern (SN 88, S. 2): Das Mädchen sitzt auf dem Schoß meines Sohnes und verfolgt meine Unterhaltung mit ihrem Vater. Thema ist dessen Freund, der jetzt Vater eines Jungen geworden ist. Plötzlich richtet die Kleine sich auf und fragt: Und wo ist die Vaterin? Ulrike Bremer-Hübler, Hannover Vorübergehende Mode? Es gibt Ausflüge in fremde Sprachen, die der Freund der deutschen Sprache mit Unbehagen zur Kenntnis nimmt. Manche neuen Begriffe haben aber den Vorteil, kurz und präzise zu sein. Die Gendersprache besitzt keinen solchen Vorteil (SN 88, S. 2). Sie verwirrt, ja, verkompliziert jeden Sachverhalt und ist sprachlich obendrein oft falsch. Außerdem sattelt sie auf die dienende Funktion der Sprache noch eine politische Botschaft. Ihre Befürworter versuchen, diesen Krampf auch noch pseudomoralisch aufmöbeln. Der vorläufige Gipfel der Sprachverhunzung ist der gesprochene Rülpserstern. Schön, dass auch diese Mode irgendwann vorübergehen wird. Peter Collier, Rimpar-Maidbron Die Zeit läuft weiter In Ihrer Ausgabe IV/2020 las ich die Leserbriefe zum Einfluss der englischen Sprache. Lange Zeit habe ich mich auch darüber empört. Dann wurde mir bewusst, dass wir sehr viele Begriffe aus dem Lateinischen und auch aus dem Französischen, sogar aus dem Türkischen (Kiosk) schon seit Generationen in unserer Sprache haben. Sie erscheinen uns Deutsch. Unseren Immigranten, die Deutsch lernen, ist es ziemlich egal, ob das für sie neue Wort Englisch oder Deutsch ist. Das gleiche stelle ich bei meinen Enkelkindern (8 12 Jahre alt) fest. Die Zeit läuft weiter, Sprache wandelt sich. Ist es relevant, dass ein Zentrum (lateinisch) heutzutage Center heißt? Christa Sonntag-Eisenberg, Kassel Mohren 1 Eine bessere Realsatire kann man sich schwerlich ausdenken ( Hallo, hier spricht der Mohrenkopf, SN 88, S. 3). Wie jede gute Satire entlarvt sie Hochmut, Aufgeblasenheit, Dummheit. Hochmoralische Leute erschnüffeln Rassismus in einem Kieler Restaurant, weil es Zum Mohrenkopf heißt. Sie entlarven sich selbst als Rassisten, weil sie einem Schwarzen nicht zutrauen ein Restaurant zu führen. Gesunder Menschenverstand und trockener Mutterwitz liegen ganz auf Seiten von Andrew Onuegbu, dem Restaurantbesitzer, und die politisch Überkorrekten stehen als Deppen da. Herrlich! Günter Herrmann, Heilbronn Mohren 2 Die Annahme, ein Mohr sei ein Schwarzer, ist ein deutsches Missverständnis (SN 88, S. 3, 16). Die Mohren, deutsch korrekt Mauren, sind die Bewohner des Maghreb, also Nordwestafrikas, und mitnichten schwarz. Schon die Römer gebrauchten das Wort maurus, spanisch el moro, italienisch il moro. Dazu gibt es noch ein zweites deutsches Missverständnis: Die Deutschen nannten die Mauren, die um 700 Spanien eroberten, Araber, wohl weil sie Muslime waren. Die Spanier aber wussten schon immer, es waren los moros. Ich kenne nicht den Grund für dieses Missverständnis. Vielleicht waren die Deutschen am Ende des 18. Jahrhunderts noch völlig unwissend über die Welt südlich von Frankreich. Gustav Kuhn, Neustadt in Holstein Die Bach In Hermann Simons Lebenserinnerungen las ich die Bach (SN 88, S. 8). Mir fiel ein, dass auch im Sächsischen das Geschlecht des Wortes Bach durchaus variieren kann: der Bach, die Bach. Als Kinder waren wir oft an der Bach, spielten aber auch im Bach. Ob das nur für Chemnitz und das Erzgebirge gilt, kann ich nicht beurteilen. Marco Hammer, Grüna Ach du lieber Gott! Peter Hahne pocht darauf, dass Gott ein Vater ist (SN 88, S. 10). Als Theologe müsste er aber wissen, dass Gott im germanischen Sprachraum keinen Artikel hat. Auch das hebräische Wort Jahwe hat keinen Artikel, weder einen männlichen noch einen weiblichen, sondern bedeutet einfach Ich bin da. Wir Menschen können von Gott immer nur in Bildern sprechen, und unsere Vorstellungen von Gott können zutreffen und gleichzeitig nicht zutreffen. Gott bin ich und nicht Mann (Hos 11,9), so steht es im Alten Testament. Das Neue Testament verwendet weibliche Gottesbilder: Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt (Mt 23,37). Genau das möchte die Katholische Studierende Jugend mit dem Sternchen bei Gott* ausdrücken: Seht die Weite der Gottesbilder, bleibt nicht festgefahrenen Vorstellungen verhaftet! Der Alte Fritz hat einmal gesagt, jeder solle nach seiner Façon selig werden. Das ist hier keine gute Empfehlung. Ich halte mich an ein viel wichtigeres Wort: Liebet einander! Das wird Peter Hahne doch auch kennen. Dipl. theol. Magnus Lux, Schonungen Kein Problem Vielen Dank an Sibylle Pot d or und ihren Artikel Über Basisdemokratie und Terror in der Sprache (SN 88, S. 15). Sie erwähnt darin die Linguistin Luise Pusch und deren Vorhaben, die Grammatikregeln auf basisdemokratischem Wege zu ändern. Unter Basisdemokratie versteht Frau Pusch offensichtlich etwas völlig anderes als ich ich kann mich an keine Abstimmung hierzu erinnern. Aber wir sollten das dringend nachholen. Eine parallel durchgeführte Befragung bei der nächsten Bundestagswahl würde sich dafür anbieten. Ich brauche als Frau weder Fürsprecher vom Schlage einer Frau Pusch, noch eine frauenfreundliche Sprache, die einfach nur lächerlich ist. In meinem Arbeitsalltag sieht es so aus: Auf meinem Klinikschild steht Ärztin, und im Rettungsdienst trage ich auch weiterhin mein Rückenschild Notarzt spazieren. Wo ist das Problem? Susanne A. Rinkler, Ludwigsburg Kein Genderunfug in der DDR Ich habe das Gefühl, diese linke Kampagne für eine sogenannte Sprachgerechtigkeit schadet den Frauen mehr, als dass sie nützt. Ich bin eine emanzipierte Frau mit Tochter, Mann und Beruf und mache zur Hälfte den Haushalt; die andere Hälfte hat mein Mann übernommen. Ich bin aber keine Emanze und möchte nicht allein durchs Leben gehen, sondern mit einem Mann. In der DDR hatten Frauen, die etwas konnten, automatisch auch Ansehen in der Gesellschaft und im Beruf. Diese Genderdebatte ist ein Problem aus den alten Bundesländern, so etwas kannten wir nicht. Sie nervt und ist peinlich. Uta König, Leipzig

23 23 LESERBRIEFE Historische Parallele Das generische Maskulinum muss unbedingt erhalten bleiben nicht nur damit Frau Merkel auch unter männlichen Politikern die Nummer 1 ist (SN 88, S. 15). Mich erinnert die Machtergreifung der unzufriedenen Frauen an unselige Zeiten, als den Menschen eine neue Begrüßungskultur aufgenötigt wurde. Statt des verbindlichen Grüß Gott oder Guten Morgen mussten sie ihre Verehrung des amtierenden Reichskanzlers bekunden. Wer nicht mitmachte, konnte sein Examen und die Karriere an den Nagel hängen. Genau wie heute nur umgekehrt. Lucia Tentrop, Berlin Verletzender Spott Den Eintrag Nomen est omen mit dem Aufruf, ähnliche Fundstücke mitzuteilen, habe ich mit Befremden zur Kenntnis genommen (SN 88, S. 19). Es ist nicht angebracht, sich über Namen, die zum Spott einladen, tatsächlich lustig zu machen. Das empfinde ich als verletzend. Es missachtet doch ein grundlegendes Persönlichkeitsrecht, zumal in dem abgedruckten Beispiel sogar der Wohnort mitgeteilt wird. Ich kannte einen Architekten namens Giebel, ein harmloses Beispiel, und doch wäre eine Aufnahme in Ihre Sammlung ungehörig. Vielleicht überdenken Sie Ihren Plan noch einmal. Renate Decke-Cornill, Bremen Sprachliche Selbstabschaffung I Man kann Paul Herman Gruner dankbar sein für seine Darstellung des derzeitigen Zustandes der deutschen Sprache (SN 88, S. 26). Wie es um die deutsche Sprache steht, wird gerade in Zeiten der andauernden Pandemie klar. Das betrifft die Menge der neuen Wörter oder Wortschöpfungen und deren geradezu gebetsmühlenartigen Wiederholungen. Es wird kaum der Versuch gemacht, deutsche Wörter zu finden und sie zumindest alternativ zu verwenden. Ich denke zum Beispiel an den englischen Ausdruck statement, den die Medien anstelle der verfügbaren, auch präziseren deutschen Wörter benutzen: Anmerkung, Aussage, Äußerung, Bekanntmachung, Beurteilung, Bescheid, Darstellung, Erklärung und so fort. Bedauerlicherweise gebraucht überwiegend die schreibende oder sprechende Zunft das Wort statement. Also jene, die sich gerade einer vorbildlichen Verwendung der deutschen Sprache verpflichtet fühlen sollten. Uwe Carlson, Erkerode Sprachliche Selbstabschaffung II Gruner nennt umfassend und treffend die Gründe, die zum Niedergang des Deutschen in der eigenen Sprachgemeinde führten (SN 88, S. 20). Jedoch schwingt bei ihm, wie auch bei den übrigen Autoren der SN, Hoffnungsschimmer mit, das Schicksal unserer Sprachkultur könne noch gewendet werden. Für mich hingegen geht kein Weg an der bitteren Erkenntnis vorbei, dass wir den Kampf gegen Denglisch und Englisch verloren haben. Von der Wirtschaft, den Medien und auch der Politik brechen Anglizismen tsunamigleich über uns herein leider nicht nur als vorübergehende Erscheinung. Ich selber halte es wie Leser Gruhle und versuche, meine Macht als Kunde auszuüben, indem ich den gender-besessenen oder anglisierenden Sprachverderbern kündige (S. 24). Und wenn ich auf die Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verzichte, kann ich die Einschaltquote senken. Albrecht Meyer, Koblenz Esel Zu dem Leserbrief Erinnert an Esel (SN 88, S. 24) möchte ich sagen: Schon toll, wofür der gute Esel alles herhalten muss. Dem Schreiber und nicht nur dem empfehle ich das Neue Lexikon der populären Irrtümer von Walter Krämer. Darin steht auf S. 92 etwas über unser Lieblingstier. Mit einem freundlichen Iah aus der Eselstadt Unna. Klaus Thorwarth, Unna Konjunktiv Der Leserbrief von Professor Reichel (SN 88, S. 25) kann noch wie folgt ergänzt werden: Die Konjunktive 1 und 2 haben keinen Zeitaspekt. In der berichteten (indirekten) Rede, die ja etwas Vergangenes erläutert, steht der (zeitlose) Konjunktiv 1. Da dieser von den Präsensformen abgeleitet ist, ist er bei allen Verben nur in der 3. Person Singular immer verschieden von deren Präsensform: habe, mache, lebe, sei, könne. Es ist daher nicht korrekt, in der 3. Person Singular eine Form des Konjunktivs 2 zu verwenden. Volker Morstadt, Freiburg im Breisgau und Komma Es ist wirklich ein Genuss, Ihr Heft zu lesen: Endlich mal Texte, wo nicht ständig Wortfetischismus mit m/w/d betrieben wird und man in Anglizismen ersäuft. Da habe ich aber eine Frage: Ich erinnere mich an eine Kommaregel, wonach zwei Hauptsätze innerhalb eines Satzgefüges durch ein Komma getrennt werden sollen auch wenn der zweite Hauptsatz mit und oder einem anderen Bindewort beginnt. Nun lese ich ständig in Zeitungen, Büchern und Briefen Sätze vom Typus: Der Winter kam und es fiel Schnee. Ich würde da ein Komma setzen. Bitte erklären Sie mir die Regel. Irene Hahn-Hökh, Ammerbuch Anmerkung: Nach den reformierten Rechtschreibregeln kann vor dem zweiten Hauptsatz das Komma vor und wegfallen. Es kann jedoch gesetzt werden, um die Gliederung des Satzgefüges zu verdeutlichen. Anreden in der Bahn Man versucht derzeit unsere Sprache auf alle möglichen Arten zu beschädigen und auszuhöhlen. Die dumme Duzerei gehört dazu. Ich möchte deshalb dem Leser Lothar Kädtler zustimmen, der die zunehmende unhöfliche Duzerei von Firmen anprangert (SN 88, S. 25). Das muss sich kein Kunde gefallen lassen. Ich wurde kürzlich von einer Firma durchweg geduzt, bei der ich etwas bestellt hatte. Dagegen verwahrte ich mich, erhielt aber nur nichtssagende automatische Antworten. Am Telefon lange Warteschleifen bis sich endlich ein menschliches Wesen meldete, eine Dame. Ich fragte sie, was sie sagen würde, wenn zum Beispiel in der Bahn ihr ein Fremder gegenübersäße, der sie einfach duzt. Ob sie das nicht als aufdringliche Annäherung oder plumpe Anmache empfinden würde. Das schien ihr irgendwie einzuleuchten. Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf Aktenzeichen Danke für die Aufnahme meines Leserbriefs zum generischen Maskulinum in SN 4/2020. Leider hat die Redaktion die Fundstellen beider Entscheidungen (BGH + BVerfG) gestrichen. Auf diese kam es mir aber als essentiell an, um vor allem Juristen unter den Lesern einen schnellen Zugang für die eigene Meinungsbildung zu ermöglichen. Deshalb bitte ich darum, die Fundstellen in den nächsten SN zu veröffentlichen. Prof. Dr. Heinz Albert Friehe, Braunschweig Die Beschlüsse sind zu finden unter BVerfG-Beschluss vom 26. Mai BvR 1074/18 und BGH-Urteil vom 13. März 2018 VI ZR 143/17. Digitalisierung I Dem Zwischenruf stimme ich zu (SN 88, S, 35). Die Kinder in den Unterstufen der Schulen können nicht schreiben, und die Eltern lassen das zu. Die Politiker wuseln über die Themen Digitalisierung und Armut. Um den Kindern der unteren Schulklassen die deutsche Schriftsprache beizubringen, benötigt man keinen PC, sondern Übung und Kontrolle. Die Kinder müssen schreiben und sprechen. Christian Dulitz, Guben Digitalisierung II Seit Monaten wird in den Medien und in der Politik euphorisch über digitale Bildung schwadroniert. Die kann es aber gar nicht geben. Warum? Weil Bildung nur im Kopf stattfindet! Ob Schiefertafel mit Griffel, ob Papier und Bleistift, Schreibmaschine, Taschenrechner oder PC mit seinem Zubehör Sie alle sind nur technische Hilfsmittel. Die Leitlinie beim Aufbau und bei der Durchführung der Lernprozesse aber war, ist und bleibt die Didaktik. Sie ist der Koch im geschlossenen Bildungsprozess, und die Methodik ist der Kellner. Moderne Bildungspropheten in Politik, Medien und kommerziellen Bildungseinrichtungen umtanzen wie Hohepriester das moderne Goldene Kalb namens Digitale Bildung. Es werden hierdurch nur weitere Generationen von Tastentippern, Rechenknechten und Sprechblasenakteuren produziert. Der sich bereits vollziehende Abstieg Deutschlands als ehemals hochgradige Bildungsnation mit globaler Bedeutung wird beschleunigt. Sorgen Sie bitte mit dafür, dass dieser Abwärtstrend sich wendet. Und zwar mit der Allgemeinbildung, die Voraussetzung ist auch für den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und sozialen Standort Deutschlands. Prof. Eckhard Rueckl, Bodenwerder Allgemeine Briefe an den VDS Arbeiten im Keller Corona-Diktatur und Rückführungspatenschaften sind die Unwörter des Jahres Das letztere ist mir während des gesamten Jahres nicht begegnet. Die Auswahl zeigt auch, dass die Entscheidung über das Unwort des Jahres aus rein politischen Gesichtspunkten getroffen wird. Meiner Meinung nach müsste das Unwort 2020 Homeoffice sein. Das Wort verschleiert konsequent, was damit gemeint ist, nämlich dass der Arbeitnehmer selbst sehen muss, wie und wo er zu einem Arbeitsplatz kommt. Heimbüro als wörtliche deutsche Übersetzung ist deshalb falsch oder irreführend. Denn gemeint ist weder ein klar definierter Ort wie die eigene Wohnung, noch ein Arbeitsplatz oder ein Büro. Das Homeoffice kann überall auf der Welt sein. Meine beiden Söhne arbeiten seit März im Keller, denn sie haben keinen ungestörten Platz in der Wohnung. Waltraud Anna Plieninger, Baden-Baden Täuschende Umschreibungen Horst-Haider Munske schreibt im Infobrief vom 18. Dezember 2020 unter der Rubrik Unser Deutsch über fremdsprachliche Ersatzwörter für das Unaussprechliche. Diese Umschreibung von Tatsachen, die uns unangenehm berühren, ist nicht auf Deutschland beschränkt. Schon vor etlichen Jahren wurde in Frankreich von Amts wegen das Wort aveugle mit der Bedeutung blind durch non voyant ersetzt, also nicht sehend. Es soll damit sprachlich eine heile Welt vorgegaukelt werden. Hinzu kommt, dass man sich mit dem Gebrauch von Wörtern aus fremden Sprachen aus der Masse herauszuheben gedenkt. Eike Blum, Remscheid

24 VDS INTERN 24 VDS-Mitglieder einmal anders Eva-Charlotte Katzer Die Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Eva-Charlotte Katzer. Noch bis zum letzten Jahr kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie hielt sie regelmäßig Tanz-, Musik- und Gedichtvorstellungen ab; meist in Altenheimen, oft aber auch auf kleinen Bühnen rund um ihre heutige Heimatstadt Esslingen am Neckar (Baden-Württemberg). Die 94 Jahre sieht und hört man Eva-Charlotte Katzer nicht an. Die Musik hält sie jung, auch heute noch spielt sie regelmäßig auf ihrem Klavier. Dabei war der Weg dahin eher schwer. Katzer kommt aus Breslau, die meisten Klavierlehrer, die ihre Mutter engagierte, lehnte sie ab. Erst spät, mit elf oder zwölf Jahren, fand sie eine Musikschule, die sie begeisterte. Zu einer Konzertpianistin wollte sie es gar nicht bringen, aber sie wollte Freude haben an den Noten und den Melodien. Ostfront? Für dieses Regime setze ich mein Leben nicht aufs Spiel! Zu dieser Zeit, 1942, war der Krieg bereits in vollem Gange. Katzer und ihre Familie waren Gegner des Regimes. Als sie in die Berufswelt starten und Sekretärin werden wollte, stand sie vor einem Problem: Bevor man eine Ausbildung starten konnte, musste man in den Arbeitsdienst oder ins Pflichtjahr. Und der damals 16-jährigen Eva-Charlotte Katzer war bewusst: Ich wollte auf keinen Fall zum Arbeitsdienst. Uns war allen klar, dass es dann an die Ostfront ging. Und ich hab damals zu meiner Mutti gesagt: Ich setze für dieses Regime mein Leben nicht aufs Spiel. Also schrieb ich mich an der Kirchenmusikschule in Breslau ein denn wer in einem kirchlichen Dienst war, musste nicht zum Arbeitsdienst. Dort blieb sie allerdings nicht lange der Krieg kam näher, und schon nach einem halben Jahr musste die Familie ihre Heimat verlassen und flüchten. Geschlafen wurde in Gemeinschaftsunterkünften, die hygienischen Zustände waren meist katastrophal aber dennoch schaffte es die junge Frau, über ihr Musik-Hobby immer mit offenen Armen empfangen zu werden: Ich ging immer direkt in die Kirchen und fragte, ob sie jemanden brauchen, der Orgel spielen oder Musikunterricht geben kann dabei habe ich ja selbst gerade mal ein Semester studiert, sagt sie lächelnd. Aber dieses offensive Anbieten der eigenen Fähigkeit hat stets geholfen. Kirche als Überlebensstrategie Über Pfaffenhofen kam sie nach Esslingen, wo sie an der Kirchenmusikschule aufgenommen wurde. Aber eine Arbeit habe ich danach nicht bekommen, sagt Katzer traurig, noch ein anderer Absolvent und ich blieben übrig die einzigen beiden Flüchtlinge; alle anderen bekamen eine Stelle. Der Makel der Flucht 94 und kein Stück leise Eva-Charlotte Katzer spielt auch heute noch regelmäßig mit Leidenschaft Klavier. Foto: Tom Weller blieb. So lerne sie das, was sie ursprünglich machen wollte: Sekretärin zuerst war sie bei der amerikanischen Militärverwaltung, dann beim Lehrstuhl für Philosophie, wo sie bis zur Rente 25 Jahre lang blieb. Die Liebe zur Musik lebte sie nebenbei und als sie nach ihrem Berufsleben wieder mehr Zeit hatte, nahm die Musik auch wieder mehr Raum in ihrem Leben ein. So spielte sie in Altenheimen die Melodien, die die Bewohner aus ihrer Jugend kannten. Vor allem die Musik von Michael Jary hatte es ihr angetan. Die Musik von damals wurde ja meist unter den Teppich gekehrt. Dabei gab es auch schöne Filme mit schöner Unterhaltungsmusik die Leute waren froh, dass sie das mal wieder hörten. Über ihren Erfolg vor dem älteren Publikum ist Eva-Charlotte Katzer selbst überrascht: Das hätte ich nie für möglich gehalten und vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen, wenn ich das eher entdeckt hätte. Dorota Wilke Gedeihlicher Umgang Sprache verbindet. Oder auch nicht. Schon immer galt Ludwig Wittgensteins Beobachtung: Je schwächer das Argument, desto stärker die Worte. Heute mit dem Unterschied, dass gleich alle Welt teilhat an der Inbrunst, mit der abweichende Ansichten digital zermalmt werden. Wir übersehen, dass Verständigung auch ohne Internet schon schwer genug ist. Briefe der Versicherungen soll keiner verstehen, und die aus dem Finanzamt werden offenbar auf Uranus verfasst. Dann und wann dämmert uns, Sprache ist kein ideales Werkzeug. Nur sind alle anderen Mittel auch nicht besser geeignet. Vielsagende Blicke, spontane Umarmung, ratloses Schweigen, gerümpfte Nase, wütendes Brüllen? Es liegt nicht am Hammer, wenn wir uns den Daumen blau hauen. Das Problem sind wir, die mit der Sprache umgehen, als wären wir alleine in der Werkstatt: Mund auf, schon geht s los, Twitter an, und schon erbrochen. Als hätten wir in dieser schwierigen Zeit nicht genug Sorgen, die das Klima trüben. Um die Existenz, die Gesundheit, die Kinder, sowie um bedrohte Bürgermeister, Abgeordnete, Frauen. Was können wir tun? Öfter mal den Mund halten, wäre eine Lösung. Uns weniger ernst nehmen. Die Sprache wie eine köstliche Soße bereiten. Auf den Dialekt zurückgreifen, Hausmannskost darf gepfeffert sein. Oder wir suchen zwischen dem Sie und dem Du nach Nuancen, die uns gemeinsam voranbringen. Appelle zum Nettsein verfangen nicht, aber wer es verstanden hat, kann getrost mit gutem Beispiel vorangehen. Einfach erst mal überlegen, bevor man losbrüllt: Ist das wutgeborene Wort durch ein zorniges ersetzbar? Das zornige durch ein in Wärme gehülltes Wort der Nachsicht? Vor der Sprache kommt die Haltung, an der kann jeder arbeiten. Dann die Wortwahl. Anschließend der Bau von Sätzen, die nicht spalten, sondern verbinden. Noch einmal Wittgenstein: Im Hinblick auf seine eigenen Ansichten ist jedermann konservativ. Mag sein, aber etwas dazuzulernen, notfalls vom Gegner, geht auch, macht sogar Freude. Oliver Baer

25 25 VDS INTERN Helmut Obst 80 Die regelmäßigen Besucher der VDS-Delegiertenversammlungen erinnern sich noch an seinen fulminanten Festvortrag in Halle Vermutlich muss man so wie Helmut Obst Theologe sein, um derart eindringlich darzutun, warum die Sprache so unablässlich zum wahren Menschensein dazugehört. Der Ort des Vortrags war dem Redner angemessen - Helmut Obst ist seit dem Jahr 2003 Vorsitzender und seit 2018 Ehrenvorsitzender des Kuratoriums der weltberühmten, in Halle ansässigen Franckeschen Stiftungen und hat nach der Wende maßgeblich, lange Zeit auch als Direktor und stellvertretender Direktor, an deren Wiederaufbau mitgewirkt. Auch die korporative Mitgliedschaft der Franckeschen Stiftungen im VDS geht auf Helmut Obst zurück. Aber auch unabhängig von den Franckeschen Stiftungen ist Helmut Obst der Stadt Halle seit seinem Theologiestudium eng verbunden; hier wirkte er von 1978 bis zu seiner Emeritierung 2006 zunächst als ordentlicher Professor für Ökumenik und Allgemeine Religionsgeschichte, dann ab 1992 als Professor neuen Rechts für Ökumenik, Konfessionskunde und Religionswissenschaft, und hat durch zahlreiche Publikationen den einschlägigen Vakante Regionen Der Verein Deutsche Sprache ist eine Graswurzelbewegung: Er lebt und stirbt mit den vielfältigen Aktionen von Tausenden von Sprachfreunden vor Ort. Diese können sich auf der Ebene von Postleitregionen zusammenschließen. Der Leiter/die Leiterin einer Region und möglicherweise weitere Delegierte vertreten die Mitglieder auch auf unserer jährlichen Bundesdelegiertenversammlung. Wissensstand vermehrt. Viel gelesen wird etwa sein Buch Reinkarnation. Weltgeschichte einer Idee (C. H. Beck 2009). Prof. Dr. Helmut Obst 2010 würdigte die Bundesrepublik Deutschland diese Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Wer weiß, vielleicht war sogar seine Hand im Spiel, als Oberbürgermeister Bernd Wiegand 2011 als einer von zahlreichen prominenten deutschen Politikern Mitglied des VDS geworden ist. Wie auch immer, wir wünschen Helmut Obst noch viele Jahre fruchtbaren Wirkens in dieser schönen Stadt. Walter Krämer In den folgenden Regionen Deutschlands wird noch eine Person zur Organisation der Regionalarbeit gesucht: 02, 46, 83, 94 Bei Interesse am besten in der VDS-Geschäftsstelle oder auch direkt bei mir persönlich melden: walterk@statistik. tu-dortmund.de, Telefon Ihr Vereinsvorsitzender Walter Krämer Sprachnachrichten im Wartezimmer Foto: VDS Überdurchschnittlich viele VDS-Mitglieder sind Ärzte, Anwälte oder in Büros tätig, wo Menschen in Wartezimmern gerne etwas lesen. Wie wär s, wenn Sie dort unsere Sprachnachrichten auslegten? Wer es nicht schafft, die Zeitschrift im Wartezimmer zu Ende zu lesen, darf sie gerne mit nach Hause nehmen oder an Interessierte weitergeben. Ein Anruf in der VDS-Geschäftsstelle ( ) genügt, dann schicken wir Ihnen fünf zusätzliche Exemplare. Preise für Deutschschüler Anfang Februar veranstaltete der VDS-Elfenbeinküste eine Preisverleihung für die besten Deutschschüler im ersten Semester. Ausgezeichnet wurden 18 Preisträger. Auf dem Programm standen außerdem Kabarett, Chor und ein Vortrag mit dem Thema Warum Deutsch lernen?, berichtet Regionalleiter Franck Adam Kakou. Foto: VDS Elfenbeinküste Neues aus der Geschäftsstelle Deutsche Sprachtage in Dortmund Die Pandemie-Entwicklung ist noch immer unklar. Wir halten trotzdem an dem Termin für die Deutschen Sprachtage in Dortmund vom 2. bis 5. September 2021 fest. Die offizielle Einladung erfolgt in der Ausgabe 90 der Sprachnachrichten, die im Mai erscheint. Dann stellen wir auch das Programm ausführlich vor. Die Bildungsfahrt ist am Donnerstag, den 2. September 2021 geplant. Die Delegiertenversammlung (mit Vorstandswahl) findet am 4. September 2021 in den Dortmunder Westfalenhallen statt. Neu in der Geschäftstelle: Rigo Neumann Seit Dezember 2020 gibt es ein neues Gesicht in der Geschäftsstelle des VDS. Rigo Neumann verstärkt das Team als Kulturmanager. Er erarbeitet neue und anregende Angebote für die Mitglieder des Vereins, organisiert AGs, Kurzseminare (z. B. für Rhethorik) und ist der Ansprechpartner für die Jüngeren im VDS. Darüber hinaus plant er Medien- und Videoformate, die demnächst zum Beispiel als Fortbildung dienen können. Mein Ziel ist es, Rigo Neumann dass die Mitglieder enger zusammenrücken Foto: privat und ein lebendiges Vereinsleben gefördert wird, so Neumann. Privat ist er vor allem künstlerisch unterwegs. Musik ist seine Passion. Ich produziere Musik in meinem Heimstudio, spiele Gitarre, komponiere Jingles, aber auch orchestrale Musik, zum Beispiel für Videospiele. Kontakt: rigo.neumann@vds-ev.de Erreichbarkeit in Zeiten der Pandemie Corona hat auch die Geschäftsstelle des VDS fest im Griff. In den einzelnen Räumen wurden die Abstände zwischen den Arbeitsplätzen deutlich vergrößert, einige Kollegen mussten umziehen, damit nicht zu viele Menschen in einem Raum sitzen, und die Handdesinfektion am Eingang ist unser neuer, bester Freund. Die Arbeitsschutzmaßnahmen bedeuten aber auch, dass wir einige unserer Mitarbeiter von zu Hause arbeiten lassen. Viele der Dinge, die es zu erledigen gibt, können auch in den heimischen vier Wänden abgearbeitet werden. Nicht jeder ist zu jeder Zeit vor Ort in der Geschäftsstelle. Das heißt aber auch: Es kann sein, dass Sie uns nicht sofort bei Anfragen erreichen. Die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter geht vor da können einige Anfragen dann auch mal eine Weile liegen bleiben. Seien Sie versichert: Sie werden nicht vergessen, auch wenn wir telefonisch nicht immer sofort persönlich rangehen. Wer eine Frage hat oder sich mit einem Anliegen an uns wenden möchte, schreibt am besten eine an info@vds-ev.de diese Adresse wird laufend abgerufen, die Mails werden direkt an den betreffenden Ansprechpartner weitergeleitet.

26 BÜCHER 26 Moderne Hexenjagd Die Erzählung entwickelt sich ohne nennenswerte Handlung - aus Gesprächen und Selbstreflexionen, mündet schließlich in ein gesellschaftspolitisches Plädoyer. Die schon betagte Charlotte Winter trifft bei einer zufälligen Begegnung auf Artur Lanz, einen unauffälligen Mann in mittleren Jahren. Die Verbindung von Vor- und Nachnamen, erklärt Lanz, sei eine Idee seiner Mutter gewesen. Sie wollte als Lebensmotto die Erinnerung an König Artus, seine Tafelrunde und den Ritter Lancelot wecken. Das Heldische, bekennt Lanz, sei in seinem Leben allerdings nicht so recht wahr geworden. Der seltsame Name passt zu einem Problem, um das Charlottes Gedanken längst kreisen. Was bedeutet denn für das Bild des Mannes unserer Tage noch das Ideal des Helden? Des Helden nicht als Krieger, sondern als Ausdruck von Mut, Treue und Zivilcourage! Sind diese früher dem Männlichen zugeschriebenen Charakterzüge angesichts der Frauenemanzipation zum Muster des postheroischen Mannes umgemodelt worden? Winter spricht von Entmachtung und gewinnt den Eindruck, dass Lanz diesem zeitgemäßen Modell ausgezeichnet entspricht. Aber wie sie sich am Ende täuscht! Charlotte Winter wird von Lanz unversehens als Ratgeberin in einen Konflikt an seinem Arbeitsplatz hineingezogen. Er arbeitet an einem physikalischen Institut, das einen Schutzanstrich für die Flügel von Windkraftanlagen entwickelt, damit die Vögel dort nicht mehr zerschellen. Eine Idee mit merklichem Augenzwinkern, mit der die Autorin uns unserer Phantasie überlässt. Gerald Hauschildt, Kollege und Freund, hat in einer privaten Äußerung auf Facebook eine unbedachte Äußerung getan, ihm passe die ganze Richtung nicht, sie führe ins Grüne Reich. Eine sehr grüne Kollegin entdeckt den Spruch und erzwingt eine Runde mit Kollegen und Institutsleiter. Hauschildt soll sich von seiner Kampfparole distanzieren. Ein rechter Politiker habe sie sich bereits zu Eigen gemacht. Franziska Schwarz drängt Hauschildt politisch in die rechte Ecke. In ihrem Sprachgebrauch heißt rechts offensichtlich rechtsradikal. Der Institutsleiter weist darauf hin, dass die Situation für sein Institut interessenschädlich sei. Hauschildt räumt ein, dass seine Wendung unglücklich gewesen sei, wehrt sich aber gegen eine politische Abstempelung. In einer späteren Runde, wo fast alle sich heraushalten, zeigt Artur unerwarteten Mut. Er ergreift zu seiner eigenen und der Kollegen Überraschung ungestüm Partei für seinen Freund und die persönliche Meinungsfreiheit. Später erfährt Charlotte Winter per Postkarte vom unerwarteten Ausgang der Sache. In ihrem Roman lässt Monika Maron unverkennbar Charlotte Winter für sich sprechen. Sie stellt politische Eiferer und Denunzianten ironisch-satirisch an den Pranger, denn diese versuchen in einer modernen Hexenjagd all jene zu unterdrücken, die nicht ihrer alleinseligmachenden Meinung sind. Denken wir an die Verweigerung jeglichen Diskurses bis zur Verhinderung von Auftritten ( Cancel Culture ) oder an die sprachpolizeilichen Versuche durch Genderregeln in Verwaltungen und Hochschulen! Das absurde Beispiel einer Lyrikerin amüsiert Maron besonders. Sie war übrigens nicht zufällig Mit-Initiatorin des erfolgreichen VDS-Aufrufs gegen den Unfug des Genderns vom Jahre Kurt Gawlitta Monika Maron: Artur Lanz. Roman, 224 Seiten, S. Fischer ISBN ,00 Hamburger Sprechgewohnheiten Ja, das ist die Frage, wie spricht man denn in Hamburg? Im Mittelalter war von Brügge bis Königsberg Niederdeutsch die Standardsprache nicht nur der Hanse, sondern Volkssprache. Niederdeutsch ist noch heute die einzige Regionalsprache in Deutschland, wird wieder in Schulen gelehrt und ist mit Fritz Reuters Werken auch Sprache der Literatur. Davon ist heute im Hamburger Sprachgebrauch nicht mehr viel übrig geblieben, im Prinzip spricht man hochdeutsch gemischt mit ortstypischen und niederdeutschen Ausdrücken und diese findet man in diesem Büchlein (fast) alle wieder. Vorweg möchte ich bemerken, dass es sich hier um ein lesenswertes Büchlein nicht nur für Hamburger handelt. Wer weiß schon, wie in den alphabetisch geordneten Wörtern und Begriffen unter W zu lesen steht: Wucht in Tüten ist neben Frech wie Oskar vermutlich der berühmteste Schnack aus dem scheinbar unerschöpflichen Repertoire des Straßenhändlers Fritz Krüger ( ), besser bekannt als Oskar vom Pferdemarkt. Es folgt über eine halbe Seite mit Krügers witzigen Aussprüchen. In diesem Büchlein werden Hamburger Begriffe eben nicht nur übersetzt, sondern oft mit Hintergrundinformationen beschrieben. Aalsuppe muss nicht unbedingt mit Aal serviert werden und mehr als eine Seite ist der Beschreibung von Hummel Hummel mors, mors gewidmet. Viele Fotos und Karikaturen lockern den Text auf. Als Rostocker war ich oft in Hamburg. Eine Bekannte vom Kiez in Altona trällerte gerne das Lied An de Eck steiht n Jung mit n Tüddelband und ich suchte natürlich als erstes nach Tüddelband. Es war unter T zu finden zusammen mit zwei Versen des Liedes samt Refrain. Auch das Wort vertüdelt ist vorhanden, es stammt, wie viele andere, aus dem Niederdeutschen und diese sind auch außerhalb von Hamburg an Ost- und Nordsee zu finden. Beispiele sind keinein für niemand oder Kiek mol wedder in, das auch am Ausgang einer Rostocker Kneipe steht. Diese Beispiele zeigen, wie ausführlich Daniel Tilgner die Sprachgewohnheiten der Hamburger beschreibt. Sachkundig und sorgfältig hat er recherchiert und humorvoll die Ergebnisse davon wiedergegeben. Ein empfehlenswertes Büchlein ist dabei entstanden. Dieter Rasch Daniel Tilgner: So snackt Hamburg. 252 Seiten, Verlag Ellert & Richter, Hamburg ISBN , 12,00 Unaufgeregte Kultur Dieter Huthmacher machte sich als Mundartinterpret, Chansonnier, Texter, Kabarettist, Karikaturist und bildender Künstler einen Namen. Er kultiviert nun schon seit 50 Jahren die Kunst der leisen Töne in allerbester Liedermacher-Tradition. Hermann Josef Roth Wortartistik Wortakrobatik Wortinszenierungen 124 Seiten. 13,50 Euro. ISBN NEUERSCHEINUNG Dieses Buch befasst sich mit dem spielerischen Gebrauch origineller Wörter der Deutschen Sprache. Alle sollen durch die interessanten, flexiblen und oft erheiternden Wortspielereien angeregt werden, selbst weitere Beispiele für den Reichtum der Deutschen Sprache zu finden, sie in ihren Wortschatz zu integrieren und so ihren Sprachschatz zu erweitern. Zu der beeindruckenden Garde der im VDS vertretenen deutschen Kabarettisten und Liedermacher gehört auch das Pforz heimer Multitalent Dieter Huthmacher. Als vielfach ausgezeichneter Mundartdichter, Karikaturist und Sänger steht er für die badische Art der modernen Daseinsbewältigung. Auch seine aktuelle CD mit Liedern und Texten aus dem Ländle feiert diese unaufgeregte Kultur des,leben und Lebenlassens (zugleich Titel von Stück Nummer 8), für die man diese Weltengegend schätzt. Sozusagen eine,mandarinenschnitte (so heißt Stück Nummer 9) für Freunde der entspannten Unterhaltung. Walter Krämer Dieter Huthmacher: Alles wird gut. Audio-CD. Doppelfant, Pforzheim 2020, 15,00

27 27 BÜCHER Corona, du Rüsselklette Auf dem Titelbild schiebt ein einsamer Reisender seinen Koffer durch eine gespenstisch leere Halle des Frankfurter Flughafens ein Foto aus der Serie Ohne Worte von Anne Meurer, die von März bis Mai in Frankfurt am Main entstanden ist und eigentlich ein eigenes Kapitel des Buches darstellen. Herausgegeben hat es der Schriftsteller Paul Hermann Gruner, und es ist wohl eine der ersten Veröffentlichungen, die das Thema Corona literarisch verarbeitet viele weitere werden noch folgen. Aber CO-RO-NA erschien bereits im August 2020, zu einer Zeit also, als man in Deutschland noch hoffte, das Gröbste nach den ersten Einschränkungen im Frühjahr hinter sich zu haben. Die Sammlung enthält Texte von 19 Autoren, die sich dem Thema Corona aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Textsorten nähern. Lyrische Formen, Fiktion und Realität, Glossen, Tagebucheinträge und Essay wechseln sich ab. In einer Kurzgeschichte von Ralf Schwob erzählt ein (falscher) Polizist von seinen Erfahrungen beim Durchsetzen der Ausgangsbeschränkungen. Die Literaturwissenschaftlerin Corona Schmiele, die hoffte, ihr Vorname würde sie vor einer Infektion bewahren, schildert in Tagebucheinträgen ihren Krankheitsverlauf. Aus einer ganz anderen Richtung nähert sich der (streitlustige) Essay Die andere Pandemie von Paul Hermann Gruner dem Thema Corona: die während der Pandemie über die deutsche Sprachgemeinschaft hereinbrechende Flut englischer Wörter, die wieder einmal gezeigt habe, dass das Deutsche von vielen Muttersprachlern geradezu peinlichst gemieden wird. Der Text war bereits in der Ausgabe 88 der Sprachnachrichten (S. 20 f.) zu lesen. Ein Deutschkurs der Alice-Eleonoren- Schule in Darmstadt hat das Theaterstück Mutter Coronas Courage in Anlehnung an das ähnlich betitelte Schauspiel von Bertold Brecht beigesteuert und Frank Schuster findet endlich die richtigen Worte, um das Virus zu Helmut Glück verfluchen: Du Missgeschöpf, Du Kopffüßler, Du Tentakelteufel, Du Rüsselklette. Das Buch ist ein eindrucksvolles Zeitdokument, dessen eigentliche Bedeutung vielleicht erst richtig erkannt wird, wenn wir von der Pandemie in der Rückschau sprechen können. Holger Klatte CO-RO-NA. 19 Autorenbeiträge zu COVID Reaktionen auf eine Pandemie. Mit Beiträgen von Eric Barnert, Peter Benz, Stefan Benz, Fritz Deppert, Marina D Oro, Alex Dreppec, Barbara Höhfeld, Paul Hermann Gruner, Bruno Laberthier, Eberhard Malwitz, Marc Mandel, Anna Meuer, Corona Schmiele, Frank Schuster, Ralf Schwob, Iris Welker-Sturm, Barbara Zeizinger, Dorit Zinn und Hans Zippert. Mit Fotografien von Anna Meurer. Hrsg. v. Paul Hermann Gruner. Justus von Liebig Verlag, Darmstadt Seiten, ISBN ,80 Nicht lustig Auf meinem Gabentisch fand sich an Weihnachten auch das neue Buch von Birgit Kelle: Noch normal? Das lässt sich gendern!, das sich ebenso wie ihr Erfolgshit Gendergaga mit der Genderbewegung beschäftigt, doch diesmal hat sie den ideologischen Wurzeln dieser so gar nicht lustigen Bewegung nachgespürt. Birgit Kelle stellt dabei den Antagonismus des modernen Feminismus heraus, der sich auf Nebenkriegsschauplätze bei gleichzeitiger Verleugnung echter Probleme beschränkt. Die vielbeschworene Gendervielfalt ist jetzt Minderheitenvielfalt und Diskriminierungsvielfalt. Kinder werden zusehends zum Spielball einer Bewegung, die erst die Ehe für alle und nun folgerichtig Kinder für alle fordert. Selbsterziehende Eltern sind der natürliche Feind der Genderbewegung. Und immer wieder die Forderung, Sprache solle gerechter werden, alle sollen sich abgebildet fühlen können. Das Partizip I im Deutschen und seine Karriere als Sexusmarker Mit einer Einleitung von Rüdiger Harnisch. 60 S., 8,00 Euro. ISBN Birgit Kelle, Jahrgang 1975, publiziert als freie Journalistin und Autorin. In der deutschen Medienlandschaft und in diversen Parlamenten ist sie gefragte Expertin in den Themenkomplexen Gender sowie Frauenund Familienpolitik. In der Reihe der Schriften der Stiftung Deutsche Sprache ist der mittlerweile vierte Band erschienen: Helmut Glück widmet sich einem Gegenstand der deutschen Grammatik, der in den Debatten über eine Gendersprache eine große Rolle spielt: dem Partizip I. Foto: Kerstin Pukall/M-VG Doch kommen wir zum Kern. Gendersprache ist nicht witzig, es reicht nicht, von Genderunfug, Verhunzung der Sprache oder Gendergaga zu reden. Das wäre eine Verniedlichung einer nahezu totalitären Bewegung, die die Menschen nicht in die Freiheit, sondern in den Zwang führt. ( ) Gendersprache ist in Wirklichkeit keine Sprache, sondern eine Haltung, die manche demonstrativ vor sich hertragen und nun als Bekenntnis von anderen einfordern unter Androhung gesellschaftlicher Exkommunikation, wenn man sich sträubt. Was können wir tun? Aktiv werden, sagt Birgit Kelle: Wenn ich als Mutter nicht möchte, dass meine Kinder gendergerechte Sprache sprechen oder schreiben sollen, dann muss ich aktiv werden, wenn der Elternbrief kommt, in dem mit Gendersternchen über den LuL und SuS informiert wird. Niemand kann sich aus seiner persönlichen Verantwortung stehlen. Birgit Kelle hat mit ihrem neuesten Buch Noch normal? Das lässt sich gendern! einen neuen Klassiker geschaffen, der unbedingt empfehlenswert ist. Allein die akribisch aufgelisteten und exakt beschriebenen Facetten des Genderirrsinns, die alle einem großen Ziel dienen, sind eine unschätzbare Hilfe. Schön auch ihr sachlicher, von einem sympathischen Hintergrundhumor durchwobener Sprachstil, der die Lektüre spannend und leicht macht. Regine Stephan Birgit Kelle: Noch normal? Das lässt sich gendern! Gender-Politik ist das Problem, nicht die Lösung. Finanz-Buch-Verlag München Seiten, ISBN , 19,99 Momentaufnahmen der Seele Natureindrücke und Gefühle sind konstitutiv für die menschliche Lebenswelt. Die Organistin, Konzertsängerin und Lyrikerin Christel Mey, gibt diesen in ihrem illustrierten Gedichtband Aus dem Herzen geboren eine sprachliche Gestalt. Ähnlich wie sich Naturerfahrungen und Gefühle intuitiv aufdrängen, wohnt auch der Sprache Meys etwas Spontanes und Flüchtiges inne. Ergänzt werden viele der Gedichte von Bildwerken der Autorin, welche in Verbindung von Sprache und bildlicher Darstellung eine neue und ganz eigene Deutungsebene erschließen. So werden Affekte nicht nur zu Sprache, sondern auch zu Farbe und Form, die ein Ein- und Ausatmen der Seele der Autorin darstellen. Dabei laden die über 90 Gedichte des Bandes mit ihrer sprachlichen Entschleunigung und spontanen Assoziationen zur inneren Einkehr ein. Frank Reimer Christel Mey: Aus dem Herzen geboren ; Top Life Wegweiser Verlag, Wien Seiten, ISBN , 14,90

28 BÜCHER 28 Gedanken und Erinnerungen Im September 2018, zwei Jahre nach seinem 90. Geburtstag, erschien Günther de Bruyns letztes Werk mit dem Titel Der 90. Geburtstag - Ein ländliches Idyll. Zehn Jahre zuvor, zu de Bruyns 80. Geburtstag, hatte Angela Merkel auf einer großen Gala gerade jungen Menschen empfohlen, diesen Schriftsteller zu lesen, damit sie sich ein realistisches Bild vom Alltagsleben in der DDR machen können. Wie dem von Leonhardt Leydenfrost, einem alten Mann, der ihr Großvater sein könnte und, oberflächlich betrachtet, ganz der gute Großvater aus dem Bilderbuch ist. Doch er will sein Gehirn nicht mit dem Lösen von Kreuzworträtseln trainieren, sondern der gefürchteten Demenz, die er Verblödung nennt, entgehen, in dem er durch angestrengtes Überlegen die Ansichten seiner Schwester Hedwig Leydenfrost widerlegt. Deren 90. Geburtstag soll gefeiert werden. Hedy, so lässt sie sich schreiben, da ihr Hedi zu treudeutsch klingt, war erst nach der Wende in ihre ostdeutsche Heimat zurückgekehrt. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der in der DDR geblieben war, hatte sie sich der Politik als radikale Wortführerin der außerparlamentarischen Opposition mit Haut und Haaren verschrieben. Aber der Ruhm war verblasst und Hedy hätte ihren Geburtstag lieber im kleinen Kreis gefeiert. Doch der Einfall ihrer Pflegetochter, sich am Ende ihres Lebens noch einmal politisch zu engagieren, in dem sie ihre Gäste um eine Spende für die Flüchtlinge bittet, lässt sie umstimmen. Unter Schwierigkeiten wird ein Verein gegründet. Sieben Mitglieder sind schwer zu finden, denn die Dorfbewohner halten nichts von dieser Aktion. Es wird also kein ländliches Idyll geben, und der Bus mit den Flüchtlingen trifft auch nicht ein, weil sich diese weigern, in das abgelegene brandenburgische Dorf zu fahren. Aber das erfährt die Jubilarin schon nicht mehr. Es ist es nicht unbedingt die Geschichte, die fesselt, es ist der brillante Erzählstil, der das Lesen dieses Romans zu einem literarischen Vergnügen macht. Der eigentliche Protagonist ist Leonhardt Leydenfrost, ein pensionierter Bibliothekar, der vermutlich de Bruyns Charakterzüge trägt. In kurzen prägnanten Rückblicken erinnert er sich. Bereits als Zehnjähriger wird unheilvoll in sein Leben eingegriffen und er in eine Uniform gezwängt. Das Marschieren und Gehorchenmüssen bestimmen seine Jugend. In der DDR hält er sich raus aus der Politik, denn wer sich auf Politik einlässt, wird entweder charakterlich verbogen, oder er kommt, zumindest moralisch, in ihr um. Politik vertrage sich mit Anständigkeit und Gerechtigkeit nur in seltenen Glücksfällen. Jetzt versteht er die Welt nicht mehr, das kumpelhafte Hallo, das sich immer mehr einbürgert, die vielen Anglizismen in der deutschen Sprache ( Location Scout ) und besonders die Sprachverrenkungen der Gender-Vertreter. Mit Logik darfst du den Sprachreglern nicht kommen, da bist du gleich unten durch. Angesagt sind Linientreue, die man heute Korrektheit nennt. Logik oder gar Sprachbewusstsein gelten dagegen nichts. Auch die Armen Verführten versteht er nicht, die den sonnigen Süden verlassen hatten, um im kalten Wohlstandsland zu hunderten in Kasernen und Turnhallen vegetieren zu müssen. Mit dieser Ansicht könnte er, wie Monika Maron, in die Ecke ganz rechts außen gestellt werden, und im Buch übernimmt das Günter de Bruyn ( ) erzählt in Der neunzigste Geburtstag eine bewegende Geschichte aus der deutschen Gegenwart, über das Leiden an der Politik und den Wert unserer Erinnerung. Foto: Poklekowski/S. Fischer Claudia Grünlich, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Hedys Partei und natürlich auch zur Geburtstagsfeier eingeladen. Diese wittert bei solchen Äußerungen einen Rassisten und fühlte sich verpflichtet, dem alten Herrn klarzumachen, was heutzutage unter Kulturen und Heimat zu verstehen sei. Heimat sei an demokratische Verhältnisse, nicht aber an Örtlichkeiten gebunden und von Kultur könnte man nur reden wenn, auch die Willkommenskultur in ihr enthalten sei. Doch Leonhardt Leydenfrost ist der festen Meinung, dass die Welt erst zur Ruhe kommt, wenn jeder zu Hause bleibt. Er ist immer zu Hause geblieben, aber nun mit fast 90 auch noch nicht zum Sterben bereit. Er ist noch neugierig auf die Ergebnisse der nächsten Bundestagswahl, zeigt Vorfreude auf manche neuerscheinende gute Dichtung und einen Ärger über die fortschreitende Verschandelung seines geliebten Deutsch. Und er wollte warten auf einen ersten Anschein von Rückbesinnung, um am Grabe die Hoffnung aufpflanzen zu können. Das war Günter de Bruyn nicht vergönnt. Im Oktober vergangenen Jahres ist der Schriftsteller gestorben. Christina Seidel Günter de Bruyn: Der neunzigste Geburtstag. Verlag S. Fischer, Frankfurt 2018, gebunden, 272 Seiten. ISBN ,00 Zwei Romane, ein Buch Rolf Stolz ist ein vielseitiger Schriftsteller, der Gedichte, Romane, Kurzgeschichten und Essays verfasst. Einen wichtigen Teil seines Œuvres bildet die Münchhausen-Trilogie. Ihr dritter Band, der in jüngster Vergangenheit spielende realistische Roman Mannheim: Frontkämpfer, wird im Band 8 seiner Werke zusammen mit dem historisch-phantastischen Roman Das Blutmeer, Die Treppe aus Glas unter dem Obertitel Die Rettbaren veröffentlicht. In einem teils expressiven, dann wieder höchst volkstümlichen, oft auch erotisierenden Erzählstil führt Stolz in Mannheim: Frontkämpfer den Leser durch die Handlung. Vieles lässt den Leser im Ungewissen, lebt vom Verschweigen. Was sich dem Leser nicht von Anfang an erschließt, macht ihn neugierig. Held des Buches ist Raith, der sich irgendwie durch das Leben schlägt, auf der Suche nach dem großen Erfolg. Er begegnet in einer türkischen DönerundPizzabude in Mannheim Fatma, einer jungen Türkin mit nachtschwarzen und tiefdunklen moorkuhligen Mohrenaugen. Dort sind auch zwei Türken, von denen ihn einer mit dem Satz Der Gürtel ist verdreht, um 90 Grad anspricht also mit anscheinend nicht für ihn bestimmten Codeworten. Raith verlässt sein Appartement und findet Unterschlupf bei seiner Freundin Carla. Als selbsternannter Ermittler verfolgt er die ihm verdächtig erscheinenden Türken, aber auch diese kommen ihm auf die Spur. Der Jäger wird zum Gejagten. Fortan schlingert Raith von einer Malaise in die andere, pendelt zwischen drei Frauen hin und her: Carla, Karin und Fatma. Nur Carla bleibt bei ihm die beiden anderen verschwinden spurlos aus seinem Leben. Weil er sich von ihm Hilfe verspricht, lädt Raith seinen alten Kumpan Kammo, einen Kriminalhauptkommissar, zu einer gemeinsamen Bergtour mit Carla ein. Als aber Kammo sich an Carla heranmacht, wird er von Raith erschlagen. Unter Mithilfe seiner Freundin wirft er Kammo, dessen Tod als Unfall oder Selbstmord erscheint, in die Tiefe und verschwindet unerkannt vom Tatort. Zwar findet er nicht heraus, was mit den Türken ist, aber auch die bekommen ihn nicht zu fassen. Allerdings wird er einige Tage später ob absichtlich, bleibt offen von einem Pkw angefahren, während er eine Straße überquert. Mit dem Rettungshubschrauber wird er abtransportiert. Ein gänzlich anderes Thema greift der zweite Roman Das Blutmeer, Die Treppe aus Glas auf. Er spielt in Spanien der Wende zur Neuzeit - teils 1540 unter dem Kaiser Karl V., teils 37 Jahre später. Es ist die Geschichte des Pablo de la Vuelta, der als alter Mann, Jahrzehnte rückblickend, schildert, wie er sich als 14-Jähriger drei Rittern als Page anschloss. Die drei Kavaliere, Don Juan, Don Francisco und Don Hernando, arm wie Kirchenmäuse, ziehen aus, auf der Suche nach den Sieben Städten von Cipolla, in denen fast alles Gold ist. Es ist zugleich eine Odyssee und eine Donquichotterie. Voller Bewunderung beobachtet Pablo, wie sich die Ritter mit unerwarteten Hindernissen auf ihrer schier endlosen Wanderung auseinandersetzen müssen, um, scheinbar am Ziel, doch noch zu scheitern. Fraglich bleibt, warum der Mannheim - Roman den Abschluss einer Münchhausen-Trilogie bildet. Dem Baron gelang es bekanntlich, sich aus jeder misslichen Lage zu befreien die Protagonisten des Romans hingegen scheitern auf ähnliche Weise wie die drei Kavaliere und ihr Page im Blutmeer. Aber es ist das Abenteuerliche, auch im scheinbar Alltäglichen, das an Münchhausen erinnert. Die Helden hätten durchaus anders handeln können. Wären sie dann rettbar gewesen? Die Suche nach einer Antwort mag den Leser zu einer eigenen phantastischen Odyssee verleiten. Evert Everts Rolf Stolz: Die Rettbaren. Romane Zwei. Werke, Band 8. Mit einem Vorwort von Franz Heinz. Edition Bärenklau, Oberkrämer 2020, 355 Seiten, ISBN ,90

29 29 BÜCHER Prominente Eigenarten Sonette haben es Alexander Mühlen angetan und so ist auch sein aktuelles Buch Prominentenmischung eine Sonettsammlung. Diesmal hat er sich Prominente vorgenommen. Boris Becker, Beethoven, Günter Grass sie alle bekommen lyrisch ihr Fett weg, manchmal ironisch, manchmal liebevoll. Auch die Neuauflage des Duden wird gewürdigt: Shutdown, Covid gefährdet nicht nur Bluter; Viel Frischluft, kein Elektroscooter; Fridays for future, wir zieh n raus zum Batteln. Ein kleiner Wermutstropfen ist das Lektorat: An einigen Stellen ist die Interpunktion falsch gesetzt, an anderen stehen Großbuchstaben, wo das Wort eigentlich klein geschrieben wird. Wer darüber hinwegsieht, den erwartet aber eine kurzweilige Mischung prominenter Begebenheiten und Eigenarten. Dorota Wilke Alexander Mühlen: Prominentenmischung. Sonette im Kurschatten. Kid Verlag, Bonn 2020, 136 Seiten, ISBN , 12,00 20 JAHRE SPRACHNACHRICHTEN Aus der Empörung über zu viele Anglizismen in der deutschen Sprache entstand über viele Jahre die zeitgemäße Sprachkritik. Die Vierteljahreszeitschrift Sprachnachrichten war dabei das Forum, in dem sich die unterschiedlichen Strömungen und Anspielungen spiegelten. Alle 125 ausgewählten Beiträge sind auch heute noch erhellend und lesenswert. Ein Buch für alle Menschen, die sich für unsere Sprache interessieren. Lösung und Gewinner Beim Rätsel der neun deutschen Wörter, um die uns die Welt (SN 88) beneidet fragten wir nach etwas, das es an der See in rauen Mengen gibt. Das Lösungswort lautete: SCHLUSS. Hier kommen die Lösungswörter: 1. Weltschmerz, 2. Backpfeifengesicht, 3. Erbsenzähler, 4. Vergangenheitsbewältigung, 5. Torschlusspanik, 6. Fremdschämen, 7. Zugzwang, 8. Luftschloss, 9. Treppenwitz Wiard Raveling (Hrsg.) Wege zur zeitgemäßen Sprachkritik 125 Texte aus 20 Jahren Sprachnachrichten 430 Seiten, 22,00 Euro ISBN Das sind die Gewinner des Rätsels: Hartmut Böhme (Bamberg), Dr. Sabine Hommelhoff (Erlangen), Andreas Stein (Leinfelden-Echterdingen), Hans Leßke (Lübbecke), Anna- Barbara von Bülow (Bonn), Beate Projahn (Magdeburg), Willibald Raabe (Wittingen), Helga Duffner (Dülmen), Dr. Klaus Schlüter (Laatzen) und Rainer Gerhardt (Weimar). Herzlichen Glückwunsch! LESEFREUDE PUR Josef Kraus und Walter Krämer (Hrsg.) Sternstunden Große Texte deutscher Sprache 466 Seiten. Leinen gebunden. 24,90 Euro. ISBN Ohne ihre Sprache wären die Deutschen nicht das Volk der Dichter und Denker. Die deutsche Sprache mit ihrem riesigen, ausdrucksstarken Wort- Schatz, ihrer ganz eigenen Grammatik, ihrem ganz eigenen Satzbau, ihrer ganz eigenen Rechtschreibung war und ist das Denk-Zeug ihrer großen Sprecher und Schreiber, mit dem sie gewaltige Werke der Dichtkunst und der wissen schaftlichen Erkenntnis geschaffen haben und noch heute schaffen. Ein wahrer Himmel tut sich auf. ( ) Faszinierend ist es, ja geradezu spannend, die Entwicklung der deutschen Sprache zu verfolgen. Fuldaer Zeitung UNSER ERFOLGSBUCH Max Behland, Walter Krämer und Reiner Pogarell (Hrsg.) Edelsteine 121 Sternstunden deutscher Sprache vom Nibelungenlied bis Einstein, von Mozart bis Loriot 3. Auflage. 653 Seiten. Leinen gebunden. 24,90 Euro. ISBN Insgesamt ein dickes, lohnendes Buch für Sprachfreunde und solche, die es werden wollen. Westfalenpost Liebhaber der deutschen Sprache sollten es in ihrer Bibliothek besitzen. Die berufsbildende Schule DAS BUCH, DAS WISSEN VERMITTELT Menno Aden Die Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen und Entdeckungen Ein Lesebuch über 800 Jahre Innovation aus deutschen Landen 628 Seiten. 29,90 Euro. ISBN Wann gelang die erste telegrafische Nachrichtenübertragung? Wie hieß der erste funktionstüchtige Rechner? Warum zählt Martin Luther zu den Erfindern der modernen Schulpflicht? Wie trug das Holz modell einer Ohrmuschel aus dem Physikunterricht zur Erfindung des Telefons bei? Das Buch ist ein großer Wurf und notwendig. Deutsche Sprachwelt IN VORBEREITUNG: Achim Elfers (Hrsg.): Der Anglizismen-Index Deutsch statt Denglisch ca. 380 Seiten. 16,00 Euro. ISBN Unter dem Namen VDS-Anglizismenliste entstand 2002 erstmals der jährlich erscheinende Anglizismen-Index. Wir freuen uns auf die 20. Ausgabe IFB VERLAG DEUTSCHE SPRACHE Schulze-Delitzsch-Straße 40, Paderborn info@ifb-verlag.de; Telefon

30 RÄTSEL 30 Rätsel der Lieder Der Reichtum deutschsprachiger Musik ist ungeheuer groß. Daher wollen wir uns nicht mit einem Rätsel begnügen zu viele wunderbare Lieder blieben unberücksichtigt. Versuchen Sie die Fragen zu beantworten und tragen Sie die Lösung in die entsprechenden Kästchen ein. Bitte verwenden Sie Umlaute und Esszett wie normale Buchstaben. Um es Ihnen etwas leichter zu machen, haben wir jeweils einen Buchstaben vorgegeben D L I H ẞ N C B Z W A T U K S Y D E U V 1. In der ersten Oper, die nicht nur sprachlich, sondern auch thematisch deutsch war, versprachen singende Menschen, einem anderen Menschen etwas zu winden, das auch veilchenblaue Seide enthält. Versprochen wurden zudem Glück und Liebesfreude. Carl Maria Freiherr von Weber schrieb 1820 die Melodie, 1817 verfasste Johann Friedrich Kind den Text. Der zu windende Gegenstand heißt wurde von dem Liedermacher Reinhard Mey eigentlich ein gesungener Aufruf zum Umsturz der bestehenden politischen Verhältnisse erwartet. Stattdessen gab es dieses abgehobene Lied, in dem sich Jacke auf Luftaufsichtsbaracke reimt. 3. Da Joseph von Eichendorff einmal unglücklich verliebt war, schrieb er ein schönes Gedicht. Das machen Dichter gelegentlich. Schön war es, dass einige Jahre später der Komponist Friedrich Glück eine wunderbare Melodie dazu schuf. Nun war das Kunstwerk perfekt. Es ist tieftraurig, ohne große Hoffnung auf Besserung. Untreue und Materialbruch spielen darin eine große Rolle. Es hat verschiedene Namen, oft heißt es so wie es anfängt. 4. Von Zeit zu Zeit waren die deutschsprachigen Menschen der Meinung, nicht mehr in ihrer Sprache singen zu dürfen. Stattdessen sollte zeitbedingt Latein, Französisch, Italienisch oder Englisch gesungen werden. Als fast alle Deutschen meinten, Englisch sei die einzige singbare Sprache, trat ein Kellner und Schlagzeuger aus dem Münsterland auf und zeigte, wie gut man auf Deutsch guten Rock machen kann. 5. Das Land war selig. Ein junges hübsches Mädchen gewann 1982 den ersten Grand Prix de la Chanson für Deutschland. Hübsch brav spielte sie auf der Gitarre ein Lied von Ralph Siegel. Das Lied war friedlich, freundlich, wirklich hübsch. Ist es immer noch 6. Vielleicht die Ostpreußenhymne schlechthin. Ein Lied für die Ewigkeit, obwohl textlich und melodisch recht viele Menschen daran herumgewerkt haben. Obwohl es ausgerechnet um die Huldigung einer Pfarrerstochter geht, die in einer Brauerei aufgewachsen ist. 7. Es gab eine englischsprachige Version des Liedes, doch die deutschsprachige Version schaffte es auf Platz 1 der US-Charts. Es geht darin um eine zweistellige Anzahl aufgeblähter Objekte, die zu einer kriegerischen Auseinandersetzung führten. 8. Soldaten können töten und sterben. Wenn sie Glück haben, wird zu ihrer Beerdigung das gesuchte Lied gesungen. Es ist ergreifend, weshalb es unterschiedlichste politische Systeme überlebt hat. Die Reime knirschen und hoppeln, obwohl Ludwig Uhland den Text geschrieben hat. Die Melodie Friedrich Silchers macht das alles wieder gut. 9. Nana Mouskouri sang 1961 diesen Text über sprechende Blumen mit Herkunftsangabe zu einer griechelnden Volksliedmelodie. Der deutsche Text konnte immerhin ein Jahr später auch in den USA große Erfolge feiern, die melodische Griechentümelei gehört seither zur deutschen Musikkultur. 10. So auch hier. Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar tranken 1974 durchaus sentimental im Ruhrgebiet ein Getränk, das damals in Deutschland noch nicht so bekannt war. Bekannt war aber schon der Mann, der diese Szene besang. Das Lied wurde einer seiner größten Knüller. Es heißt 11. Solch wunderbare Worte: Winterstürme wichen dem Wonnemond, in mildem Lichte leuchtet der Lenz; auf linden Lüften leicht und lieblich, Wunder webend er sich wiegt; durch Wald und Auen, weit geöffnet lacht sein Aug : aus sel ger

31 31 ZUM SCHLUSS ZWISCHENRUF Tatsächlich macht tatsächlich einen Sinn Von Matthias Stiehler Sprache ist Leben. Das heißt, wenn wir auf das gesprochene Wort achten, auf Neuerungen und Moden, dann können wir etwas über das gegenwärtige Leben lernen. Und ich, der ich Theologe und psychologischer Berater bin, interessiere mich für das, was in den neuen Moden an seelischer Befindlichkeit zum Ausdruck kommt. Denn wie all unser Handeln bringt auch die Sprache nicht nur das bewusst Gewollte hervor, sondern ebenso das Vor- und das Unbewusste also das, was eigentlich damit gemeint ist. Gegenwärtig ist der inflationäre Gebrauch des gar nicht so neuen Adverbs tatsächlich festzustellen. Auffällig ist, dass der Gebrauch in den meisten Fällen inhaltlich wenig Sinn macht. Folgenden Dialog hörte ich vor ein paar Tagen bei einer Kennenlernsendung im Fernsehen: Was bist Du von Beruf? Ich bin tatsächlich Elektriker. Das Wort tatsächlich in diesem kleinen Dialog wäre passend gewesen, wenn der Fragende sein Gegenüber bei Elektrikerarbeiten gesehen und Zweifel an seiner Eignung gehabt hätte. Doch bei einem Kennenlernen und der allgemeinen Neugier auf die Tätigkeit des Gegenübers ist das Wort tatsächlich für den Inhalt irrelevant. Warum also wurde es dennoch verwendet? Tatsächlich ist ein Wort, das im entschiedenen Bestätigen einer Tatsache diese noch einmal besonders hervorhebt und über jeden Zweifel stellen möchte. Der Zweifel egal ob er real besteht oder nur vermutet wird ist demnach die vorausgehende Bedingung, die dem Wort tatsächlich Bedeutung verleiht. Wenn wir nun aber dieses Wort in Zusammenhängen vorfinden, in denen zwischen den Gesprächspartnern gar keine Zweifel bestehen, dann können wir dies nur als eine Botschaft verstehen, die sich gar nicht an das Gegenüber wendet. Es geht vielmehr um eigene Zweifel oder bereits früher stattgefundene Erfahrungen mit Zweifeln, auf die mit diesem Wort reagiert wird. Vielleicht hat es der Mann in unserem Beispiel gegen alle Erwartungen seines sozialen Umfeldes geschafft, Elektriker zu werden. Das hat nichts mit der vorausgegangenen Frage zu tun, könnte aber immerhin das weitere Gespräch entfachen, wenn sein Gegenüber über den eigentümlichen Gebrauch des Wortes tatsächlich stolpert. Vor diesem Hintergrund ist der mittlerweile inflationäre Gebrauch des Adverbs tatsächlich interessant. Da geht es nicht mehr um ein einzelnes Erlebnis. Vielmehr äußert sich eine allgemeine Unsicherheit, die zudem gesellschaftliche Relevanz besitzt. Es ist, als würden die einfachen Aussagen und die schlichten Worte nicht mehr reichen, als gebe es eine unbestimmte Befürchtung, dass einem nicht mehr geglaubt wird. Die bestehenden Tatsachen sind unsicher geworden. Es ist eine Beschwörung, die beruhigen und Sicherheit geben soll. Mir fällt in letzter Zeit zunehmend Werbung auf, die ebenfalls mit Suggestion arbeitet: Du bist in Ordnung, so wie Du bist, so wie Du handelst, so wie Du lebst. Da Werbung Produkte durch das Spiel mit Sehnsüchten, also mit tief empfundenen Defiziten, verkaufen möchte, verweisen solche Aussagen auf einen verbreiteten Mangel an Selbstsicherheit. Offensichtlich erleben sich viele Menschen in unserer Gesellschaft in tiefen Selbstzweifeln gefangen. Ich fühle mich an Kinder erinnert, die durch einen dunklen Wald laufen und versuchen, sich selbst zu beruhigen. Über die Ursachen muss geredet werden. Sie sind gesellschaftlich relevant. Das führt jedoch an dieser Stelle zu weit. Wichtig ist zu erkennen, dass Sprache mehr offenbart als vielleicht bewusst gewollt ist. Wir sollten daher dem, was uns an sprachlichen Moden begegnet, aufmerksam zuhören und können so auch das entdecken, was damit eigentlich versteckt oder weggeredet werden soll. Die Rubrik ZWISCHENRUF gibt VDS-Mitgliedern Raum für Meinungen und Kommentare zum aktuellen Vereins- und Sprachgeschehen, die sich nicht unmittelbar auf Artikel in den Sprachnachrichten beziehen und deshalb für die Sparte Leserbriefe ungeeignet, aber dennoch von Interesse sind. Über die Aufnahme entscheidet die SN-Redaktion. Sie behält sich auch vor, Texte zu kürzen. Ein Zwischenruf sollte nicht länger als Zeichen sein. Vöglein Sange süss er tönt, holde Düfte haucht er aus. Dieses Lied mit seiner wunderbaren Melodie erklang zuerst 1870 in München in dieser Oper. 12. Sozialkritik durch Schlagertexte? Im Jahr 1974? Um Gottes Willen! Es kann klappen, wenn der Interpret Udo Jürgens heißt. Der Text stammt von Michael Kunze und beschreibt die Menschen einer Wohneinheit. 13. Wenn die Zuhörer richtig gut in Laune sind, rufen sie an einer bestimmten Stelle Hölle, Hölle, Hölle, wenig später dann Fühle, Fühle, Fühle. Das Lied ist der reine 14. Endlich ist der Winter vorbei. Da muss man vorsichtig in der Nähe von Bäumen sein, denn die schlagen aus. Es entsteht eine Sehnsucht nach der weiten, weiten Welt und nach unprobiertem Wein. 15. Der Wald sagt nichts. Das ist auch richtig, denn er weiß ja auch nichts. Die stolzen Menschen wissen etwas mehr, aber gar nicht viel. Dinge, die nicht sichtbar sind, werden von ihnen angezweifelt, ja verlacht. Das ist aber dumm, denn auch der Halbmond ist ja ein runder Mond, obwohl nur ein Teil zu sehen ist. Aber die Sternlein sind hell und klar und der weiße Nebel ist wunderbar. Das ist wichtig. Und wichtig ist auch, dass unser kranker Nachbar gut schläft. Auch ihr sollt gut schlafen. Matthias Claudius schuf dieses ergreifende Lied. 16. Merkwürdige Kausalitäten: Das Funktionieren aller kleineren Wasserquellen zwingt zur Flüssigkeitsaufnahme. Das Verbot, nahestehende und geschätzte Menschen anrufen zu dürfen, lässt die Möglichkeit des Anwinkens offen. In einem der gesuchten Lösungswörter versteckt sich die besonders in Nordamerika gebräuchliche Bezeichnung für einen Viehhirten. Das gesuchte Lösungswort ist: Schicken Sie uns das Lösungswort mit Ihrer vollständigen Anschrift bis zum 20. April 2021 per E-Post oder Post karte an: IFB Verlag Deutsche Sprache, Schulze-Delitzsch-Straße 40, Paderborn, Dieses Mal gibt es zu gewinnen: Wiard Raveling. Die englische Sprache einst, jetzt und demnächst Dank Friedrich Silcher eines der wunderbarsten Schmachtlieder überhaupt. 17. Anton Wilhelm von Zuccalmaglio hat wohl dieses Lied gemacht, 1840 wurde es veröffentlicht. Seither wurde es an unzähligen Lagerfeuern zum Beispiel der Wandervogelbewegung hingebungsvoll gesungen. Vielleicht das Lied der deutschen Lande schlechthin. Wesentlich handelt es von einem Treffen unter einer Baumsorte zu einer bestimmten Zeit. 18. Das Lied war ein Skandal. Eine Dänin sang in deutscher Sprache einen fröhlichen Abgesang auf das deutsche Spießbürgertum. Nicht der Bundesbahnbeamte mit der schönen Pension sollte das künftige Glück der Sängerin herstellen, sondern ein Viehtreiber aus Übersee. Diesem wurde aus unerfindlichen Gründen unterstellt, besonders gut küssen zu können. 19. Ihre Stimme ist großartig. Das war sie auch schon, als sie sich in englischer Sprache um weltweite Anerkennung bemühte erschien ein Album, das alle Verkaufserwartungen übertraf. Dreifachplatin. Die Lieder darauf sind in deutscher Sprache gesungen. Der Titel des Albums ist das, was Deutsch für die Sängerin ist 20. Warum die deutschsprachigen Menschen zu Geburtstagen ständig eine Version des blöden Happy Birthday to you singen ist unbegreiflich, haben sie doch das ungleich schönere Lied, das sich auch gut als Kanon singen lässt. Es fasst besser als sein englischtümelnder Mitbewerber das zusammen, was man den Jubilaren wünscht. Lösung und Gewinner finden Sie auf Seite 29.

32 32 32 PERLEN DES LOKALJOURNALISMUS Kinder, Kinder SPRACHBILDER Muss das bei der Entführung nicht furchtbar gescheppert haben mit den vielen Instrumenten? Bitte jetzt kein Kopfkino. KEIN Kopfkino! Also, dass man Menschen immer nur auf ihre Äußerlichkeiten reduzieren muss Aus: Ralf Heinemann/Jörg Homering-Elsner: Zentralfriedhof wie ausgestorben (Perlen des Lokaljournalismus, Band 2), Heyne-Verlag ANZEIGE Diesen Aufkleber gibt es von der VDS- Geschäfts stelle. Schicken Sie uns einen frankierten Rückumschlag und wir füllen ihn GRATIS auf, so weit das Porto reicht. VDS-Mitglied Jürgen Nalbach möchte eine gut erhaltene 17-bändige Ausgabe von Brockhaus Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1901 an jemanden verschenken versehen mit vielen Karten, Grafiken, Stichen, teilweise in Farbe. Der Empfänger müsste aber ein begründetes Interesse daran haben. Bitte an (Stichwort: Brockhaus) schreiben. IMPRESSUM Die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2021; Redaktionsschluss: 16. April 2021 Herausgeber: Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) Postfach , Dortmund Telefon , Fax Leserbriefe an Andere Nachrichten an IBAN: DE ; BIC: GENODEM1DOR Druck: Lensing Druck GmbH & Co. KG, Dortmund Auflage: Exemplare Redaktion dieser Ausgabe: Prof. Dr. Walter Krämer (V. i. S. d. P.), Dorota Wilke, Dr. Holger Klatte (CvD), Dr. Gerd Schrammen, Oliver Baer Die Personenbezeichnungen gelten für jedes Geschlecht, sogar für die Männer. Namentlich gekennzeichnete Artikel können die Meinung der Redaktion wiedergeben. Oder auch nicht. Gesamtprojektleitung: Walter Krämer Gestaltung/Satz: Jens Luniak; Die Sprachnachrichten gibt es auch an Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen. Die Redaktion kann keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilddateien übernehmen. Bitte schicken Sie uns nur Berichte von überregionalem Interesse und bitte in digitaler Form. Wir behalten uns vor, Texte redaktionell zu bearbeiten, vor allem zu kürzen.

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische amerikanischen Amt an An andere anderen anderer anderes

Mehr

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit:

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit: der die und in den 5 von zu das mit sich 10 des auf für ist im 15 dem nicht ein Die eine 20 als auch es an werden 25 aus er hat daß sie 30 nach wird bei einer Der 35 um am sind noch wie 40 einem über einen

Mehr

1 / 12 ICH UND DIE FREMDSPRACHEN. Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse (Luxemburg) Februar - März 2007

1 / 12 ICH UND DIE FREMDSPRACHEN. Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse (Luxemburg) Februar - März 2007 1 / 12 Projet soutenu par la Direction générale de l Education et de la Culture, dans le cadre du Programme Socrates ICH UND DIE FREMDSPRACHEN Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse

Mehr

Begrüßungsrede zum Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Hanns-Seidel-Stiftung aus Anlass des 2. Ökumenischen Kirchentages

Begrüßungsrede zum Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Hanns-Seidel-Stiftung aus Anlass des 2. Ökumenischen Kirchentages Hans-Gert Pöttering Begrüßungsrede zum Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Hanns-Seidel-Stiftung aus Anlass des 2. Ökumenischen Kirchentages Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am

Mehr

FRAUENSTIMME (fiktive Klientin): Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann mit dem Kollegen nicht mehr reden und arbeiten.

FRAUENSTIMME (fiktive Klientin): Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann mit dem Kollegen nicht mehr reden und arbeiten. KONFLIKTE LÖSEN IM BÜRO Wenn es am Arbeitsplatz Konflikte gibt, leiden oft nicht nur die betroffenen Personen darunter, sondern auch andere Kollegen. Die Stimmung ist schlecht und manche Mitarbeiter verlassen

Mehr

MEDIEN: WOFÜR SIND SIE GUT?

MEDIEN: WOFÜR SIND SIE GUT? Nr. 1490 Freitag, 2. März 2018 MEDIEN: WOFÜR SIND SIE GUT? Willkommen, liebe Leserinnen und Leser! Wir sind die 4A der NMS Grundsteingasse 48 und schreiben euch aus der Demokratiewerkstatt. Wir sind heute

Mehr

DIESER TEXT: Dieser Text ist in leichter Sprache. Das können alle besser verstehen. Weil der Text so einfach ist. Und so kurz.

DIESER TEXT: Dieser Text ist in leichter Sprache. Das können alle besser verstehen. Weil der Text so einfach ist. Und so kurz. DIESER TEXT: Dieser Text ist in leichter Sprache. Das können alle besser verstehen. Weil der Text so einfach ist. Und so kurz. Damit es leicht bleibt ändern wir Dinge: Wir schreiben oft Politiker. Und

Mehr

Wie Sie taktvoll begrüßen 13

Wie Sie taktvoll begrüßen 13 Wie Sie taktvoll begrüßen 13 Dazu müssen Sie den Stuhl zurückschieben ohne ihn Ihrem Bekannten oder gar Frau Y in den Unterleib zu stoßen: Also springen Sie nicht hektisch auf. Schieben Sie auch nicht

Mehr

Gnade sei mit euch Der vorgeschlagene Predigttext dieses Sonntags steht im 1. Johannesbrief im 4. Kapitel.

Gnade sei mit euch Der vorgeschlagene Predigttext dieses Sonntags steht im 1. Johannesbrief im 4. Kapitel. Gnade sei mit euch Der vorgeschlagene Predigttext dieses Sonntags steht im 1. Johannesbrief im 4. Kapitel. Der Apostel schreibt: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und

Mehr

Ob Hufe oder Flossen, Hygiene nach dem Toilettengang bleibt obligatorisch

Ob Hufe oder Flossen, Hygiene nach dem Toilettengang bleibt obligatorisch Ob Hufe oder Flossen, Hygiene nach dem Toilettengang bleibt obligatorisch Ob jemand ein Mann oder eine Frau ist, oder sein will oder ein Zentaur, ein Einhorn oder eine Meerjungfrau soll jede*r immer noch

Mehr

7 Mystische Veränderungen durch Selbsthypnose

7 Mystische Veränderungen durch Selbsthypnose 7 Mystische Veränderungen durch Selbsthypnose Teil 4 : Selbstliebe und Selbstbewusstsein Wie hört sich das für Dich an? Mir kommen direkt die alten Sprüche in den Sinn. Allen voran: Eigenlob stinkt! Riechst

Mehr

Eine goldene Kamera für Dunja Hayali

Eine goldene Kamera für Dunja Hayali Eine goldene Kamera für Dunja Hayali Dunja Hayali ist beim Fernsehen. Der Name wird so aus-gesprochen: Dun ja Hai ja li Sie ist Fernseh-Moderatorin. Das bedeutet: Sie macht eine Fernseh- Sendung. Die Fernseh-Sendung

Mehr

Kinder-Knigge. Hello. Grüezi Buon Giorno. Mire Dita Guten Tag. Bon Jour. Bom Dia. Dobar Dan. Merhaba. Name

Kinder-Knigge. Hello. Grüezi Buon Giorno. Mire Dita Guten Tag. Bon Jour. Bom Dia. Dobar Dan. Merhaba. Name Hello Mire Dita Guten Tag Bom Dia Grüezi Buon Giorno Name Bon Jour Dobar Dan Merhaba Gutes Benehmen ist für das Zusammenleben sehr wichtig. Mit guten Umgangsformen kommt man in der Gesellschaft gut zurecht

Mehr

https://www.arnsberg.de/zukunft-alter/projekte/opaparazzi/kostproben.php

https://www.arnsberg.de/zukunft-alter/projekte/opaparazzi/kostproben.php Ein Vermächtnis an die Jugend! Marita Gerwin Der Arnsberger Künstler Rudolf Olm stellte sich vor einiger Zeit den Fragen der Jugendlichen aus dem Mariengymnasium im Rahmen des landesweiten Projektes Junge

Mehr

Gerda, Ex-Christin, Litauen

Gerda, Ex-Christin, Litauen Gerda, Ex-Christin, Litauen ] أملاين German [ Deutsch - Gerda Übersetzer: Eine Gruppe von Übersetzern 1434-2013 جريدا هرصاهية سابقا يلتواهيا»باللغة األملاهية«جريدا ترمجة: جمموعة من املرتمجني 1434-2013

Mehr

Barrieren müssen fallen überall!

Barrieren müssen fallen überall! Barrieren müssen fallen überall! Eine Rede von Katrin Werner zum Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz vom 12. Mai 2016 Übersetzt in Leichte Sprache Sehr geehrte Frau Präsidentin. Sehr geehrte Damen und Herren.

Mehr

Über den Autor: Dein Ziel ist es, deinen Ex-Partner zurückzugewinnen, ich helfe dir dabei! Webseite: daniel-caballero.de

Über den Autor: Dein Ziel ist es, deinen Ex-Partner zurückzugewinnen, ich helfe dir dabei! Webseite: daniel-caballero.de Über den Autor: Mein Name ist Daniel H. Caballero, ich bin seit über 6 Jahren Motivations- und Beziehungscoach und helfe Menschen den Partner fürs leben zu finden, die Beziehung zu retten, den Ex-Partner

Mehr

SPD. UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Menschen-Rechte für behinderte Frauen, Männer und Kinder auf der ganzen Welt

SPD. UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Menschen-Rechte für behinderte Frauen, Männer und Kinder auf der ganzen Welt SPD UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Menschen-Rechte für behinderte Frauen, Männer und Kinder auf der ganzen Welt Liebe Leserin, lieber Leser, Was verbinden Sie mit dem Wort

Mehr

Anstatt einen Menschen wirklich und richtig kennenzulernen, verlieben sich viele lieber in die Oberflächlichkeit.

Anstatt einen Menschen wirklich und richtig kennenzulernen, verlieben sich viele lieber in die Oberflächlichkeit. Das Geheimnis Anstatt einen Menschen wirklich und richtig kennenzulernen, verlieben sich viele lieber in die Oberflächlichkeit. Die Oberflächlichkeit eines Menschen zu lieben ist leicht, ihm die Maske

Mehr

Meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute hier im Namen der Frankfurt School of Finance und Management begrüßen zu dürfen.

Meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute hier im Namen der Frankfurt School of Finance und Management begrüßen zu dürfen. Meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute hier im Namen der Frankfurt School of Finance und Management begrüßen zu dürfen. Manch einer wird sich vielleicht fragen: Was hat eigentlich die Frankfurt

Mehr

Einleitung. Warum ich dich duze

Einleitung. Warum ich dich duze Einleitung Warum ich dich duze Der eine oder andere mag vielleicht Probleme damit haben, wenn ich ihm als Leser so nah auf die Pelle rücke und statt dem höflichen Sie sofort zum Du komme. Aber stellen

Mehr

De Oratore über den Redner

De Oratore über den Redner CoachingBrief 05/2016 De Oratore über den Redner Eine gute Rede muss laut Cicero delectare, movere et docere, also unterhalten, berühren und informieren. Diese Grundsätze bilden auch heute noch die Eckpfeiler

Mehr

Der erste Teil. Ein Interview (I) mit Frank (F) aus Coesfeld Aufgaben

Der erste Teil. Ein Interview (I) mit Frank (F) aus Coesfeld Aufgaben Der erste Teil 1.Was ist die Flaschenpost? Kreuze an. a) Eine Getränkelieferung b) Eine leere Flasche mit einem Dokument ohne Adresse und ins Wasser geworfen. c) Eine wasserdichte Verpackung für Postlieferung

Mehr

Version 8. Juli 2015 Völlige Freude 1. Völlige Freude durch Gehorsam und Bruderliebe

Version 8. Juli 2015 Völlige Freude 1. Völlige Freude durch Gehorsam und Bruderliebe www.biblische-lehre-wm.de Version 8. Juli 2015 Völlige Freude 1. Völlige Freude durch Gehorsam und Bruderliebe Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr

Mehr

WIR SIND VON MEDIEN UMGEBEN

WIR SIND VON MEDIEN UMGEBEN Nr. 1563 Mittwoch, 14. November 2018 WIR SIND VON MEDIEN UMGEBEN Hallo, wir sind die 4A der NMS Saxen. Wir waren heute in der Demokratiewerkstatt in Wien. Die Inhalte des heutigen Tages drehten sich rund

Mehr

Sag mir: wie ist Gott? Gott hilf mir, ich brauche dich Ich habe Angst vor Krankheit, wer hilft mir?

Sag mir: wie ist Gott? Gott hilf mir, ich brauche dich Ich habe Angst vor Krankheit, wer hilft mir? Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde! Ich kann mir Gott nicht vorstellen, ich habe ihn noch nie

Mehr

36 Fragen zum Verlieben

36 Fragen zum Verlieben 36 Fragen zum Verlieben Die Fragen sind in drei Teile unterteilt und steigern sich langsam. Teil 1: Fragen zum Verlieben 1 Wenn du die Wahl hättest, wen würdest du als Gast zum Abendessen haben wollen?

Mehr

Interview mit Raul Krauthausen

Interview mit Raul Krauthausen Interview mit Raul Krauthausen Stellen Sie sich bitte kurz vor. Mein Name ist Raul Krauthausen. Und ich komme aus Berlin. Wie sind Sie Inklusions-Aktivist geworden? Inklusion bedeutet: Alle Menschen können

Mehr

Ist 1:0=1? Ein Brief - und eine Antwort 1

Ist 1:0=1? Ein Brief - und eine Antwort 1 Hartmut Spiegel Ist 1:0=1? Ein Brief - und eine Antwort 1 " Sehr geehrter Prof. Dr. Hartmut Spiegel! 28.2.1992 Ich heiße Nicole Richter und bin 11 Jahre. Ich gehe in die 5. Klasse. In der Mathematik finde

Mehr

Reden und streiten miteinander Kommunikation und Konflikte in der Familie

Reden und streiten miteinander Kommunikation und Konflikte in der Familie Reden und streiten miteinander Kommunikation und Konflikte in der Familie Aktives Zuhören 1. Aufmerksam zuhören Nonverbal zeigen: Ich höre dir zu. Deine Äusserungen interessieren mich. Augenhöhe (bei Kindern),

Mehr

Geschäfts-Ordnung für den Behinderten-Beirat der Stadt Fulda - Übersetzt in Leichte Sprache -

Geschäfts-Ordnung für den Behinderten-Beirat der Stadt Fulda - Übersetzt in Leichte Sprache - Geschäfts-Ordnung für den Behinderten-Beirat der Stadt Fulda - Übersetzt in Leichte Sprache - Was steht auf welcher Seite? Ein paar Infos zum Text... 2 Paragraf 1: Welche Gesetze gelten für die Mitglieder

Mehr

Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015)

Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015) Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, erst kommt das Leben, und

Mehr

photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN ... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Kerstin Hack

photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN ... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Kerstin Hack photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN Kerstin Hack... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Nähe fördern Wie kann man zwischen Menschen Nähe fördern? Diese Frage beschäftigte den

Mehr

Online-Anhang. Fragebogen. Beispiel Netzwerkkarten

Online-Anhang. Fragebogen. Beispiel Netzwerkkarten Ruth Schwarzenböck: Integration, Identität und Sport im Migrationskontext. Wirkungsmöglichkeiten pädagogischer Sportangebote am Beispiel der Straßenfußball-Liga buntkicktgut Online-Anhang Fragebogen Beispiel

Mehr

Guten Abend! Wie geht es Euch?

Guten Abend! Wie geht es Euch? Guten Abend! Wie geht es Euch? Guten Abend! Wie geht es Dir? Kommunikationsmodelle. Ziel dabei ist es, die Zusammenhänge, Ebenen und Prozesse der Kommunikation möglichst einfach und in kleinerem Rahmen

Mehr

Die Prüf-Gruppe für leichte Sprache

Die Prüf-Gruppe für leichte Sprache Mitarbeiten am QM-System: Die Prüf-Gruppe für leichte Sprache bei der Lebenshilfe Passau Was heißt QM-System? Zum QM-System gehört vieles: Das meiste geht die Wohnheim-Leiterinnen und die Mitarbeiter etwas

Mehr

Als meine Tochter sehr klein war, hatte ich ein ganz interessantes Erlebnis mit ihr.

Als meine Tochter sehr klein war, hatte ich ein ganz interessantes Erlebnis mit ihr. 1 Predigt Du bist gut (4. und letzter Gottesdienst in der Predigtreihe Aufatmen ) am 28. April 2013 nur im AGD Als meine Tochter sehr klein war, hatte ich ein ganz interessantes Erlebnis mit ihr. Ich war

Mehr

Identität als Kinder Gottes Christian Hagen

Identität als Kinder Gottes Christian Hagen 1 Liebe Gemeinde, Das Thema Angst begegnet uns immer wieder. Es stellt sich die Frage bei vielen: Wie sollten wir uns nicht fürchten vor dem, was vor uns liegt? Es gibt doch allen Grund, Angst zu haben

Mehr

Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung-

Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung- Code: N13 Geschlecht: Frau D (Anfang 30, Immobilienverwalterin) Institution: FZMK, offenen Krabbelgruppe Datum: 10.03.2011 nach der Gruppe -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Mehr

Nr Dienstag, 19. Dezember 2017 VERNETZT

Nr Dienstag, 19. Dezember 2017 VERNETZT Nr. 1454 Dienstag, 19. Dezember 2017 VERNETZT Servus Leute, wir sind die 3A der NMS Kauergasse und die beste Klasse, die man sich vorstellen kann. Wir besuchten heute die Demokratiewerkstatt. Am Anfang

Mehr

WIR UND DIE MEDIENWELT

WIR UND DIE MEDIENWELT Nr. 1132 Mittwoch, 20. Mai 2015 WIR UND DIE MEDIENWELT Shukran (14) Liebe Leserinnen und Leser! Wir sind die Klasse 4B der NMS 1 Lambach (Oberösterreich) und gerade auf Wienwoche. Heute haben wir die Demokratiewerkstatt

Mehr

15 Tipps. Wie du dein Selbstvertrauen aufbaust und stark bist.

15 Tipps. Wie du dein Selbstvertrauen aufbaust und stark bist. 15 Tipps Wie du dein Selbstvertrauen aufbaust und stark bist Hallo und herzlich willkommen Schön, dass du dein Selbstvertrauen aufbauen willst. Selbstbewusste Frauen haben es definitiv leichter im Leben.

Mehr

Schwule, lesbische oder andere (ungewöhnliche) Beziehungen, werden nicht von allen Menschen toleriert und meistens unwissend verurteilt.

Schwule, lesbische oder andere (ungewöhnliche) Beziehungen, werden nicht von allen Menschen toleriert und meistens unwissend verurteilt. Ein interessantes Thema in der heutigen Gesellschaft. Schwule, lesbische oder andere (ungewöhnliche) Beziehungen, werden nicht von allen Menschen toleriert und meistens unwissend verurteilt. Wir wollen

Mehr

Social Media Guidelines. Leitfaden für die Nutzung Sozialer Medien für Mitarbeiter der Volksbank eg

Social Media Guidelines. Leitfaden für die Nutzung Sozialer Medien für Mitarbeiter der Volksbank eg Social Media Guidelines Seesen, 28.10.2016 Leitfaden für die Nutzung Sozialer Medien für Mitarbeiter der Social Media hält mehr und mehr Einzug in unseren Alltag und das Privatleben eines jeden Nutzers

Mehr

Irmgard Badura. Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am

Irmgard Badura. Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am Irmgard Badura Grußwort Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am 25.05.20 Autor Irmgard Badura Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung Veranstaltung

Mehr

AB 9 Interview mit der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper

AB 9 Interview mit der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper Mechthild, was ist das eigentlich: Trauern? Trauern heißt, traurig zu sein. Traurig sein zu können und zu dürfen, auch. Und Trauern heißt, weinen zu können, reden zu können, zu schreiben, wütend sein zu

Mehr

Predigt zu Johannes 14, 12-31

Predigt zu Johannes 14, 12-31 Predigt zu Johannes 14, 12-31 Liebe Gemeinde, das Motto der heute beginnenden Allianzgebetswoche lautet Zeugen sein! Weltweit kommen Christen zusammen, um zu beten und um damit ja auch zu bezeugen, dass

Mehr

Arbeitsblätter. zu Tina gehört dazu

Arbeitsblätter. zu Tina gehört dazu Arbeitsblätter zu Tina gehört dazu 1. Kapitel: Das ist Tina Kennst Du Tina? Welche Aussagen über Tina sind richtig und welche falsch? Kreuze an! richtig falsch Tina ist eine fröhliche junge Frau. Tina

Mehr

Deutsch? Ganz einfach!

Deutsch? Ganz einfach! Deutsch? Ganz einfach! Viele Menschen mit geistigem Handicap können lesen. Aber diese Menschen können schwere Texte nicht verstehen. Darum gibt es die Leichte Sprache. Texte in Leichter Sprache versteht

Mehr

MEDIEN MACHEN MEINUNGEN

MEDIEN MACHEN MEINUNGEN Nr. 1223 Mittwoch, 10. Februar 2016 MEDIEN MACHEN MEINUNGEN Hallo, wir sind die Klasse 3D der WMS Kleine Sperlgasse 2a. Wir möchten euch einen kurzen Überblick geben, worüber wir heute berichten! Die Themen

Mehr

Weinfelder. Predigt. Von Gott eingesetzt. Oktober 2013 Nr Jeremia 1,4-8

Weinfelder. Predigt. Von Gott eingesetzt. Oktober 2013 Nr Jeremia 1,4-8 Weinfelder Oktober 2013 Nr. 747 Predigt Von Gott eingesetzt Jeremia 1,4-8 von Pfr. Johannes Bodmer am 13. Oktober 2013 Jeremia 1,4-8: Das Wort des Herrn erging an mich, er sagte zu mir:»noch bevor ich

Mehr

Eine gute Präsentation ist die halbe Miete. Wir haben Ihnen ein paar Tipps aus unserer Erfahrung zusammengestellt.

Eine gute Präsentation ist die halbe Miete. Wir haben Ihnen ein paar Tipps aus unserer Erfahrung zusammengestellt. 03 Projektpräsentation Focus Eine gute Präsentation ist die halbe Miete. Wir haben Ihnen ein paar Tipps aus unserer Erfahrung zusammengestellt. meta 01 Medien GmbH office@meta.at meta 01 Medien GmbH Mariahilferstrasse

Mehr

TOP Tipps & Übungen für sich-nicht-trauen Schreiber

TOP Tipps & Übungen für sich-nicht-trauen Schreiber TOP Tipps & Übungen für sich-nicht-trauen Schreiber Aloha, Schreibst Du bereits? Dann ist ja gut. Das freut mich und ich freue mich von Dir zu lesen! Möchtest Du so gerne schreiben, aber schreibst noch

Mehr

DW: DEUTSCH LERNEN / DEUTSCH XXL / DEUTSCH IM FOKUS / SPRACHBAR

DW: DEUTSCH LERNEN / DEUTSCH XXL / DEUTSCH IM FOKUS / SPRACHBAR DW: DEUTSCH LERNEN / DEUTSCH XXL / DEUTSCH IM FOKUS / SPRACHBAR SPRACHBAR Verstehen wir uns? Was Frauen sagen und meinen, ist für Männer oft nicht klar. Und Frauen verstehen angeblich die Laute eines Buckelwals

Mehr

Leseprobe. Positiv formulieren. Positiv formulieren

Leseprobe. Positiv formulieren. Positiv formulieren Positiv formulieren Welche Wirkung hat Positiv formulieren? Durch den bewussten Einsatz von positiven Formulierungen, können Sie Ziele schneller und leichter erreichen. Wenn Sie positiv formulieren, werden

Mehr

Weil es meine Mutter will. Weil ich mit Gott über Mauern springen kann. Weil ich nicht mehr weiter weiss. Weil ich Jesus lieb habe

Weil es meine Mutter will. Weil ich mit Gott über Mauern springen kann. Weil ich nicht mehr weiter weiss. Weil ich Jesus lieb habe Weil es meine Mutter will Tja, ist das wirklich eine gute Motivation? Willst du es nicht auch selber? Weil ich mit Gott über Mauern springen kann Da hast du recht! Gott ist nichts unmöglich Bleibe stehen,

Mehr

spaßeshalber begonnen Und nun hat ES sich verselbständigt bedingungslose Zustimmung es ist immer noch gleich Eigentlich mache ich gar nichts mehr.

spaßeshalber begonnen Und nun hat ES sich verselbständigt bedingungslose Zustimmung es ist immer noch gleich Eigentlich mache ich gar nichts mehr. Lieber Werner, mein ganzes bisheriges Leben war auch ich immer auf der Suche. Fragen wie : " Wo gehe ich hin, welches ist das Richtige Leben für mich, was ist überhaupt das Leben, wann werde ich Zufriedenheit

Mehr

Was ich an dir liebe, Sohn

Was ich an dir liebe, Sohn Was ich an dir liebe, Sohn Für, meinen wunderbaren Sohn Lieber, auch wenn es dich nun schon Jahre in meinem Leben gibt, sehe ich dich manchmal immer noch staunend an und denke mir: du Wunder, du großartiges,

Mehr

Rainer Schmidt Predigt zu Mk. 10, 46-52

Rainer Schmidt Predigt zu Mk. 10, 46-52 Rainer Schmidt Predigt zu Mk. 10, 46-52 Gehalten bei dem Eröffnungsgottesdienst in leichter Sprache des 31. DEKT am 06. Juni 2007, 17.30h im kleinen Saal des Gürzenich. Zum Verständnis: Pastor Rainer Schmidt

Mehr

Umfrage von KISS Hamburg

Umfrage von KISS Hamburg Umfrage von KISS Hamburg Umfrage von KISS Hamburg Darum geht es: Selbsthilfe-Gruppen in Hamburg. Machen Sie mit: Ihre Meinung ist wichtig. Wer ist KISS Hamburg? KISS ist zuständig für Selbsthilfe-Gruppen

Mehr

MEDIEN IN EINER DEMOKRATIE

MEDIEN IN EINER DEMOKRATIE Nr. 1042 Mittwoch, 05. November 2014 MEDIEN IN EINER DEMOKRATIE Rachela (14), Jessica (15) und Zeynep (14) Wir sind SchülerInnen der FMS Dr. Albert-Geßmann-Gasse 21 und gehen in die F8. In unserer Zeitung

Mehr

Hallo. Herbst! Heilen mit Pilzen Die Botschaft der Bienen Das Geheimnis der Schisandra. und. 5. Jahrgang Ausgabe 3 - September 2017 Kostenfrei

Hallo. Herbst! Heilen mit Pilzen Die Botschaft der Bienen Das Geheimnis der Schisandra. und. 5. Jahrgang Ausgabe 3 - September 2017 Kostenfrei und Hallo Herbst! Heilen mit Pilzen Die Botschaft der Bienen Das Geheimnis der Schisandra Mandala designed by Freepik 5. Jahrgang Ausgabe 3 - September 2017 Kostenfrei Ihr Kind ist medial - und nun? 24

Mehr

auf stehen aus aus sehen backen bald beginnen bei beide bekannt bekommen benutzen besonders besser best bestellen besuchen

auf stehen aus aus sehen backen bald beginnen bei beide bekannt bekommen benutzen besonders besser best bestellen besuchen der Abend auf stehen aber der August acht aus ähnlich das Ausland allein aus sehen alle das Auto als das Bad alt backen an der Bahnhof andere bald ändern der Baum der Anfang beginnen an fangen bei an kommen

Mehr

Der pädagogische Umgang mit Konflikten. Prof. Dr. Cornelia Wustmann Leuphana Universität Lüneburg

Der pädagogische Umgang mit Konflikten. Prof. Dr. Cornelia Wustmann Leuphana Universität Lüneburg Der pädagogische Umgang mit Konflikten Prof. Dr. Cornelia Wustmann Leuphana Universität Lüneburg Einleitende Überlegungen 1. Es geht um Konflikte, die sich aus unterschiedlichen Wertvorstellungen ergeben.

Mehr

Radio D Folge 12. Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese. Erkennungsmelodie des RSK

Radio D Folge 12. Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese. Erkennungsmelodie des RSK Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese Radio D Folge 12 Erkennungsmelodie des RSK Titelmusik Radio D Paula (mit unterlegter Titelmusik) Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer. Herzlich willkommen

Mehr

MEDIEN ALS TRANSPORTMITTEL FÜR INFORMATIONEN

MEDIEN ALS TRANSPORTMITTEL FÜR INFORMATIONEN Nr. 1390 Mittwoch, 07. Juni 2017 MEDIEN ALS TRANSPORTMITTEL FÜR INFORMATIONEN Hallo liebe Leserinnen und Leser! Wir sind die Klassen 4a und 4b der VS Siegendorf und heute in der Demokratiewerkstatt. Das

Mehr

HGM Hubert Grass Ministries

HGM Hubert Grass Ministries HGM Hubert Grass Ministries Partnerletter 12/14 Gott hat dir bereits alles geschenkt. Was erwartest du von Gott, was soll er für dich tun? Brauchst du Heilung? Bist du in finanzieller Not? Hast du zwischenmenschliche

Mehr

Richtiges Benehmen Zeitgemäße Umgangsformen

Richtiges Benehmen Zeitgemäße Umgangsformen B a r b a r a K l e b Richtiges Benehmen Zeitgemäße Umgangsformen e r 15 Gutes Benehmen was ist das? Gutes Benehmen erleichtert den Umgang miteinander. Dabei geht es nicht um altmodische Regeln, die steif

Mehr

A,4 Persönliches sich Mitteilen in der Gegenwart des Herrn (Schritt 4 und 5)

A,4 Persönliches sich Mitteilen in der Gegenwart des Herrn (Schritt 4 und 5) A: Bibel teilen A,4 Persönliches sich Mitteilen in der Gegenwart des Herrn (Schritt 4 und 5) Zur Vorbereitung: - Bibeln für alle Teilnehmer - Für alle Teilnehmer Karten mit den 7 Schritten - Geschmückter

Mehr

Gnade sei mit euch und Friede, von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.

Gnade sei mit euch und Friede, von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen. 1 Predigt zu Johannes 1, 43-51 Gnade sei mit euch und Friede, von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen. Komm! Komm mit! Komm und sieh! Wie oft haben wir das schon gehört. Jemand macht etwas

Mehr

Der Hör-Weg zur Reformation.

Der Hör-Weg zur Reformation. Der Hör-Weg zur Reformation. In Leichter Sprache Teil 5: Zwiebeln schneiden ist wie Gottes-Dienst! Das Heft soll jeder gut verstehen. Deshalb schreiben wir nur die männliche Form. Zum Beispiel: Der Hörer.

Mehr

Das Leben ist erschienen Predigt über 1. Johannes 1,1-4. Weihnachten 2011

Das Leben ist erschienen Predigt über 1. Johannes 1,1-4. Weihnachten 2011 Das Leben ist erschienen Predigt über 1. Johannes 1,1-4 Weihnachten 2011 1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände

Mehr

Der Hör-Weg zur Reformation.

Der Hör-Weg zur Reformation. Der Hör-Weg zur Reformation. In Leichter Sprache Teil 4: Herrlich ist dämlich! Das Heft soll jeder gut verstehen. Deshalb schreiben wir nur die männliche Form. Zum Beispiel: Der Hörer. Es gibt aber auch

Mehr

Predigt im Gottesdienst mit Taufen am , Uhr in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht

Predigt im Gottesdienst mit Taufen am , Uhr in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht 1 Predigt im Gottesdienst mit Taufen am 20.1.19, 10.30 Uhr in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht Liebe Gemeinde, wer ist eigentlich ein Christ? Darauf gibt es ganz unterschiedliche Antworten.

Mehr

Predigt Ökumenischer Gottesdienst anlässlich des DFB-Pokalfinales, Gedächtniskirche Berlin, , Kirchenpräsident Dr.

Predigt Ökumenischer Gottesdienst anlässlich des DFB-Pokalfinales, Gedächtniskirche Berlin, , Kirchenpräsident Dr. Predigt Ökumenischer Gottesdienst anlässlich des DFB-Pokalfinales, Gedächtniskirche Berlin, 30.05.2015, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt

Mehr

GLAUBEN SIE NICHT ALLES, WAS SIE SEHEN!

GLAUBEN SIE NICHT ALLES, WAS SIE SEHEN! Nr. 914 Samstag, 07. Dezember 2013 GLAUBEN SIE NICHT ALLES, WAS SIE SEHEN! Flora (8), Zoe (11) Hallo! Die Zeitung, die Sie gerade in der Hand halten, wurde von einem Team von Schülerinnen und Schülern

Mehr

Und auf eben dieser Seinsebene mit der Liebe in dir in Kontakt zu kommen, darum soll es nun gehen.

Und auf eben dieser Seinsebene mit der Liebe in dir in Kontakt zu kommen, darum soll es nun gehen. seiten 1 Einleitung Gerade Liebesbeziehungen sind oftmals von viel seelischem Schmerz begleitet, vor allem, wenn der Partner nicht so ist, wie wir uns ihn wünschen oder wir uns von ihm nicht so angenommen

Mehr

Von den Forderungen der Freiheit. Mascherode,

Von den Forderungen der Freiheit. Mascherode, Von den Forderungen der Freiheit Mascherode, 16.8.2015 Und siehe, einer trat zu Jesus und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? 17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du

Mehr

1.n.Tr.; ; 1.Joh.4,16b-21. Text lesen. Liebe Gemeinde,

1.n.Tr.; ; 1.Joh.4,16b-21. Text lesen. Liebe Gemeinde, 1 1.n.Tr.; 29.5.2016; 1.Joh.4,16b-21 Text lesen Liebe Gemeinde, Gott ist die Liebe. Luther drückt das schön aus: Im Abgrund seiner göttlichen Natur ist nichts anderes als ein Feuer und Brunst, die heißt:

Mehr

UNSERE WELT UND DIE MEDIEN

UNSERE WELT UND DIE MEDIEN Nr. 1102 Mittwoch, 18. März 2015 UNSERE WELT UND DIE MEDIEN Stefan (10) Hallo, liebe Leserinnen und Leser! Wir sind die 4A der Volksschule Hadersdorf, sind 9 bis 10 Jahre alt und besuchen die Demokratiewerkstatt.

Mehr

VIELFALT BRAUCHT UNS ALLE

VIELFALT BRAUCHT UNS ALLE Nr. 1590 Donnerstag, 20. Dezember 2018 VIELFALT BRAUCHT UNS ALLE Guten Tag, wir sind die 2C Klasse der NMS Brüsslgasse. Wir waren heute in der Demokratiewerkstatt und hier haben wir eine Zeitung gemacht.

Mehr

Der ultimative Guide für Online-Reviews

Der ultimative Guide für Online-Reviews Der ultimative Guide für Online-Reviews Einführung Bewertungsplattformen und Social Media beeinflussen heutzutage das Kaufverhalten von den meisten von uns. Leute glauben Empfehlungen von anderen, selbst

Mehr

Mit allen Sinnen wahrnehmen

Mit allen Sinnen wahrnehmen Mit allen Sinnen wahrnehmen Alles was unser Gehirn verarbeitet, nehmen wir durch unsere fünf Sinne wahr. Der größte Teil davon wird unbewusst erfasst es ist kaum nachvollziehbar, welcher Teil aus welcher

Mehr

Konfirmation 10. Juni 2012 Richterswil Gegensätze Mt 5,3-10

Konfirmation 10. Juni 2012 Richterswil Gegensätze Mt 5,3-10 Konfirmation 10. Juni 2012 Richterswil Gegensätze Mt 5,3-10 Liebe Konfirmandinnen u. Konfirmanden, liebe Festgemeinde, Gegensätze ziehen sich an sagt ein Sprichwort, meist wenn zwei sehr unterschiedliche

Mehr

Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung-

Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung- Code: N11 Geschlecht: Frau, ca. 30 Jahre alt mit ihrem Sohn Institution: FZ DAS HAUS, Teilnehmerin FuN Baby Datum: 17.06.2010 -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Mehr

Am Anfang begegnet es uns auf der S. 4 oben, in dem, was die graue Frau sagt.

Am Anfang begegnet es uns auf der S. 4 oben, in dem, was die graue Frau sagt. S. 4 Das gottesdienstliche WIR Jedes Jahr ist es wieder neu interessant, wie die Frauen die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes beteiligen. Sei es durch Stille in der sie aufgefordert sind, etwas

Mehr

Die Text-Rechte liegen bei den Autoren und beim Ev. Rundfunkreferat NRW. Verwendung nur zum privaten Gebrauch!

Die Text-Rechte liegen bei den Autoren und beim Ev. Rundfunkreferat NRW. Verwendung nur zum privaten Gebrauch! Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR - Kaiserswerther Straße 450-40474 Düsseldorf TELEFON: 0211-41 55 81-0 - FAX: 0211-41 55 81-20 E-MAIL: buero@rundfunkreferat-nrw.de INTERNET: www.kirche-im-wdr.de

Mehr

Ästhetik ist die Theorie der ästhetischen Erfahrung, der ästhetischen Gegenstände und der ästhetischen Eigenschaften.

Ästhetik ist die Theorie der ästhetischen Erfahrung, der ästhetischen Gegenstände und der ästhetischen Eigenschaften. 16 I. Was ist philosophische Ästhetik? instrumente. Die Erkenntnis ästhetischer Qualitäten ist nur eine unter vielen möglichen Anwendungen dieses Instruments. In diesem Sinn ist die Charakterisierung von

Mehr

Bremen wählt. Die Bürgerschafts-Wahl 2011 in Bremen

Bremen wählt. Die Bürgerschafts-Wahl 2011 in Bremen Bremen wählt Die Bürgerschafts-Wahl 2011 in Bremen Seite 2 Was steht auf welcher Seite? Was steht in diesem Heft?... 4 Das neue Wahl-Recht... 5 Die Bürgerschafts-Wahl 2011 in Bremen... 6 Die Parteien in

Mehr

Was sind die 5 LERNTYPEN? Das ist der olfaktorische Lerntyp. Du findest sie manchmal in der Gastronomie und Kosmetik. Sie sind aber selten.

Was sind die 5 LERNTYPEN? Das ist der olfaktorische Lerntyp. Du findest sie manchmal in der Gastronomie und Kosmetik. Sie sind aber selten. Je mehr du über deine Kunden weisst, desto kundenorientierter kannst du handeln. Die 5 Lerntypen geben dir Hinweise über die Denkweise deiner Kunden. Was sind die 5 LERNTYPEN? 5 LERNTYPEN Kinästhetisch

Mehr

Römer 14, Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir

Römer 14, Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir Römer 14, 7-9 7 Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir

Mehr

Gott redet indirekt zu mir (PP Start mit F5) > Folie 1: Gott redet indirekt zu mir

Gott redet indirekt zu mir (PP Start mit F5) > Folie 1: Gott redet indirekt zu mir (PP Start mit F5) > Folie 1: Interessantes Buch zur Reihe: Auf Gottes Stimme hören und mich führen lassen. Gottes leise Stimme hören, Bill Hybels (viele praktische Beispiele). Erfahrungsberichte gesucht:

Mehr

Bibelleseplan. Geschwätz

Bibelleseplan. Geschwätz Bibelleseplan Geschwätz Einleitung Dauer: 7 Tage Die Worte, die wir benutzen, haben eine unbeschreibliche Macht, aufzubauen oder niederzureißen. Geschwätz ist besonders giftig. Welche Rolle spielen also

Mehr

WIR BERICHTEN: MEDIEN IN DER DEMOKRATIE

WIR BERICHTEN: MEDIEN IN DER DEMOKRATIE Nr. 1403 Mittwoch, 27. September 2017 WIR BERICHTEN: MEDIEN IN DER DEMOKRATIE Hallo, wir sind die 4A der NMS Markt Hartmannsdorf. In unserer Wien-Woche besuchten wir die Demokratiewerkstatt und berichten

Mehr

!!! Mein Gespräch mit dem Arzt

!!! Mein Gespräch mit dem Arzt Ist es Ihnen schon einmal so ergangen, dass Sie nach einem Arzttermin enttäuscht waren, weil Sie einiges nicht richtig verstanden haben? Oder hatten Sie eine besondere Frage auf dem Herzen, die Sie nicht

Mehr

Sprachbar Begleitmaterialien

Sprachbar Begleitmaterialien Nichts ist beständig Das Weltklima, die katholische Kirche, das spätmittelalterliche Kaufmannswesen, altgriechische Philosophen und deutsche Kurorte. Das alles hat eigentlich nichts miteinander zu tun.

Mehr