Studienkolleg Coburg Sommersemester 2010 Feststellungsprüfung Deutsch, Kurs 93WW, Dozent Metzler NAME: THEMA: GENERATION PRAKTIKUM
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1 Studienkolleg Coburg Sommersemester 2010 Feststellungsprüfung Deutsch, Kurs 93WW, Dozent Metzler NAME: Aufgabenteil Leseverstehen / Wissenschaftssprachliche Strukturen Arbeitszeit: 90 Minuten THEMA: GENERATION PRAKTIKUM
2 LESEVERSTEHEN / TEXT Generation Praktikum Mythos oder Wahrheit? Was ist dran an dem Mythos der Generation Praktikum? Auf der einen Seite wird über den Fachkräfte- und Akademikermangel geklagt, andererseits häufen sich Berichte über junge, hochqualifizierte Hochschulabsolventen, die von Unternehmen regelrecht ausgebeutet werden und große Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben. Eine Studie des HIS zeigt: Bei Langzeitpraktikanten handelt es sich um Ausnahmen, aber es gibt eindeutige Unterschiede in Hinblick auf die Studienfächer. Praktika sind für den Berufseinstieg zwar unverzichtbar, aber sie gehören grundsätzlich in das Studium. Ein Blick in die Untersuchungsergebnisse einer Absolventenstudie des HIS macht eines ganz deutlich: Die Generation Praktikum ist alles andere als ein Massenphänomen. Die Praktikantenquote von Uni- Abgängern hängt stark vom absolvierten Studiengang ab. Während nur drei Prozent der Informatikund Ingenieurabsolventen im Anschluss an ihr Studium ein Praktikum absolvieren, sind es bei den Geisteswissenschaftlern acht Prozent und bei Sozial- und Politikwissenschaftlern hohe 28 Prozent. Allerdings bleibt nur ein verschwindend geringer Anteil länger als sechs Monate Praktikant. Zwar lassen sich insbesondere in den Bereichen Medien und Kultur immer wieder Beispiele finden, wo Absolventen deutlich länger als Praktikant tätig sind. Doch eine "Horde von Dauerpraktikanten", die sich über einen längeren Zeitraum von einem Praktikum zum nächsten hangelt, gibt es in dieser Form nicht. Statistisch untermauern lässt sich die viel zitierte ausgebeutete Generation Praktikum jedenfalls nicht. Selbst Absolventen von am Arbeitsmarkt weniger stark nachgefragten Studiengängen finden nach einer gewissen Zeit fast ausnahmslos den Weg in den regulären Arbeitsmarkt. Untersuchungen des HIS zufolge haben etwa 97 Prozent aller Uni-Abgänger fünf Jahre nach ihrem Studienabschluss einen Job. Zehn Jahre nach dem Uni-Abschluss sind es sogar 99 Prozent, die entweder in einem klassischen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis stehen, als freier Mitarbeiter tätig sind oder selbstständig sind. Ein Beispiel: Was früher "die Sekretärin" war, ist heute die "Assistentin der Geschäftsführung" - mit einem deutlich erweiterten Aufgaben- und Verantwortungsbereich. "Die Tippse" von heute koordiniert Termine und arbeitet aktiv in Projekten mit. Sie bereitet Präsentationen vor und bringt sich mit ihrer Sachkenntnis inhaltlich ein. Das erfordert ganz andere Kompetenzen und Qualifikationen. Diese werden im Studium erworben. Akademiker werden daher den Ansprüchen der Unternehmen in aller Regel deutlich besser gerecht als geringer Qualifizierte - und finden somit mittel- bis langfristig so gut wie immer einen Job. Und das unabhängig vom gewählten Studiengang und unabhängig von der konjunkturellen Lage zum Zeitpunkt des Eintritts in den Arbeitsmarkt, wie die Daten des HIS belegen. Bei der gesamten Diskussion um die Generation Praktikum und billige Arbeitskräfte ist aber grundsätzlich zwischen Praktika während des Studiums und Praktika nach dem Studium zu unterscheiden. Praktika werden für einen Teil der Hochschulabsolventen auch in Zukunft eine Brücke in den Arbeitsmarkt bilden. Und unzählige Firmen werden in Zukunft auf die Mitarbeit von Praktikanten angewiesen sein. Dennoch gehören Praktika aus vier wesentlichen Gründen ins Studium und nicht an den Anschluss: Wer im Studium durch Praktika bereits Berufsleben-Luft geschnuppert hat, wird von den Firmen, die Stellen ausgeschrieben haben, in der Regel bevorzugt. Etwa 40 Prozent aller Jobs werden über persönliche Kontakte vergeben. Durch Praktika während des Studiums können Studenten bereits Kontakte aufbauen und haben für die Zeit nach dem Abschluss schon einen Fuß in die Tür eines Unternehmens gesetzt. Unternehmen besetzen freie Stellen oft lieber mit Personen, die sie schon kennen - und umgekehrt 2
3 bleiben Praktikanten lieber da, wo sie schon sind. Dadurch verringert sich für beide Seiten das Risiko von Fehlentscheidungen bei der Einstellung. Außerdem hilft ein Praktikum auch immer, sich im fast unübersehbaren Berufsfeld zu orientieren. Praktika zeigen, welche Berufsbilder und Tätigkeiten jemandem liegen und für welche man sich nicht oder weniger eignet. So lassen sich entsprechende Studienschwerpunkte rechtzeitig auswählen, und man kann das Know- How für den anvisierten Bereich aufbauen, so dass der Berufseinstieg leichter fällt. Mit diesen Sondierungen erst nach dem Studium anzufangen, könnte zu spät sein. Wichtig ist das vor allem für Geisteswissenschaftler, die mit ihrem Abschlüssen oft überall und nirgends arbeiten können und gar nicht genau wissen, was sie später beruflich machen wollen und machen können. Eine gewisse Sucharbeitslosigkeit über mehrere Monate nach dem Studium ist völlig normal, in einer konjunkturellen Schwächephase gilt das umso mehr. Doch aus Angst vor Lücken im Lebenslauf greifen Absolventen oft vorschnell auf Praktika zurück. Dabei gibt es durchaus Alternativen wie Zeitverträge, befristete Arbeitsverhältnisse oder die freie Mitarbeit. Diese Jobs sind zum einen besser bezahlt als Praktika und qualifizieren oft auch besser für den späteren Beruf. Die Tätigkeiten sollten aber möglichst in Bereichen angesiedelt sein, die einen Bezug zur angestrebten Branche haben. Diese Art von Praxiserfahrungen wirken in den Augen von Personalverantwortlichen der Unternehmen überzeugender, als wenn ein Bewerber nach seinem Uni- Abschluss trotz dreier Praktika noch immer auf Jobsuche ist. Online-Magazin European Circle, LESEVERSTEHEN/WISSENSCHAFTSSPRACHLICHE STRUKTUREN - AUFGABEN 1. Stehen folgende Informationen sinngemäß im Text? Wenn ja, bitte genaue Zeilenangaben! 8P Auch wenn es insbesondere von Unternehmern und von offizieller Seite bestritten wird, sieht die Realität doch anders aus: Immer weniger Hochschulabsolventen finden nach dem Studium einen festen Arbeitsplatz und versuchen über Praktikumsstellen in das Berufsleben zu finden. Selbstverständlich versuchen Hochschulabsolventen so genannte Lücken, wie sie durch eine längere Suche nach der passenden Arbeitsstelle entstehen könnten, im Lebenslauf zu vermeiden. Zu diesem Zweck bieten sich Praktika geradezu an. In der Regel dauert es fünf Jahre, bis Hochschulabsolventen einen festen Arbeitsplatz gefunden haben. Da das Studium der Geisteswissenschaften nicht auf ein klares Berufsprofil hinausläuft, empfiehlt sich in diesem Fall ein Praktikum zur beruflichen Orientierung. 3
4 2. Akademiker werden heute in Berufsfeldern eingesetzt, für die früher ein Studium nicht Voraussetzung war. 3P a) Warum? b) Kennen Sie noch andere Beispiele als das im Text genannte? 3. Inwiefern korrigiert die HIS-Studie den Mythos von der Generation Praktikum? 3P 4. Ergänzen Sie die Satzanfänge im Sinne des Textes! 8P Von der oft beklagten Ausbeutung hochqualifizierter Hochschulabsolventen durch Unternehmen, die diese als Praktikanten einstellen, kann insofern keine Rede sein, Da 28 Prozent der Sozial- und Politikwissenschaftler nach dem Studium ein Praktikum absolvieren, kann angenommen werden, Je mehr absolvierte Praktika die Unterlagen von Bewerbern aufweisen, Im Gegensatz zum oft beklagten Phänomen Generation Praktikum zeigt die diesbezügliche HIS-Studie, 4
5 5. Fassen Sie die Gründe, warum ein Praktikum während des Studiums geleistet werden soll (Zeile 40 bis 51), in Stichpunkten zusammen! (Spiegelstriche, Nominalisierung!) 8P 6. Formulieren Sie die nachfolgende Stichwortliste in einen zusammenhängenden Text! (Verbalisierung!) 8P Praktika werden normalerweise während des Studiums geleistet. Praktika können aber auch nach dem Studium sinnvoll sein. Hier einige Argumente: - sinnvolle Überbrückung längerer Sucharbeitslosigkeit - Türöffner-Funktion in den Arbeitsmarkt - variable Option für Unternehmen in konjunkturellen Schwächephasen - Klärung des Berufswunsches und des beruflichen Anforderungsprofils 7. Transformieren Sie die unterstrichenen Satzteile oder Sätze in der angegebenen Weise! 10P Möchte man eines der vorgeschriebenen Praktika im Studium absolvieren, ist es immer wichtig, die Vorgaben der eigenen Prüfungsordnung der Hochschule zu beachten. PASSIV Die Praktika wurden allerdings im Zuge der neuen Abschlüsse Bachelor und Master im Vergleich zu den Diplomstudiengängen stark verkürzt. AKTIV 5
6 Bei Praktika, die mehr als ein Jahr dauern können, streitet man sich bereits seit längerem darum, welche Bezahlung für welchen Zeitraum angemessen ist. PARTIZIP In den Praktikumsverträgen finden sich Bestimmungen darüber, welche Arbeiten im Verlaufe eines Praktikums verrichtet werden müssen und in welchen Bereichen der Praktikant nicht eingesetzt werden darf. MODALVERBERSATZ Bei einem seriösen Praktikum schließt das Unternehmen mit dem Praktikanten immer einen entsprechenden Vertrag ab. RELATIVSATZ 9. Setzen Sie in die Lücken des Textes a) die passenden Verbformen ( ) b) die richtigen Konjunktionen, Präpositionen, Pronomen ( _ ) 12P Verwenden Sie die folgenden Verben: einsteigen anbieten bekommen eingestehen abfahren bewerben abschließen knüpfen annehmen finden reisen klappen erwarten liegen _ Betriebswirtschaftslehre studiert, findet sicher leicht einen Job, glaubte Andreas Sczeponik ganz optimistisch. Er selbst hatte vor dem Studium sogar noch eine Lehre angefangen, als Hotelkaufmann. Als er dann sein BWL-Studium, hoffte er, direkt _ Arbeitsleben. Doch es lief alles viel schwieriger als. Man Andreas Praktika, aber keine feste Anstellung, er sich viele Male. Andreas notgedrungen befristete Stellen - 6
7 in einer Unternehmensberatung und in einer Lebensmittelfirma. Danach er wieder Absagen und begann, _ selbst zu zweifeln. Schließlich Andreas sechs Monate durch Indien, sein Geburtsland. Hier arbeitete sein Vater lange Zeit Unternehmer. Daher hoffte Andreas, dass sich hier neue Chancen für _ ergeben würden. Doch auch in Indien es nicht mit einer Stelle. Zurück in Deutschland suchte Andreas weiter _ Jobs. Sein Studium mittlerweile sieben Jahre zurück. Dennoch wollte er sich nicht, dass der Zug. Die nächsten Semester rücken nach, die jungen Leute bewerben sich frisch von der Universität, und Andreas kam es mehr und mehr so vor, _ er sich auf dem Abstellgleis befinden würde. _ das zu verhindern, suchte Andreas schließlich in der Gastronomie. Und Arbeit in einem Schwabinger Café - als Kellner. _ sich die Erwartungen, die er einmal an sein Studium, wohl noch irgendwann erfüllen werden? GESAMT: 60 Punkte 7
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