Vierter Jahresbericht der Regionalen Schulberatungsstelle für den Kreis Steinfurt

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1 Vierter Jahresbericht der Regionalen Schulberatungsstelle für den Kreis Steinfurt 1

2 Sehr geehrte Damen und Herren, der Bericht über die Aktivitäten der Regionalen Schulberatungsstelle (RSB) für den Kreis Steinfurt im Schuljahr 2011/2012 macht deutlich, wie sehr sich das Angebot an schulpsychologischer Unterstützung für die Schulen im Kreis Steinfurt erweitert hat. Bei seit drei Jahren etwa gleichbleibender Beratungsintensität im Bereich der Individualberatung wurde im letzten Jahr das Angebot an Fortbildungsund Supervisionsmaßnahmen mehr als verdoppelt. Derzeit bietet die RSB elf Fortbildungen für Lehrkräfte zu verschiedenen Themen und vier Informationsabende für Eltern an. Im Schuljahr 2011/2012 wurde die Anzahl der regelmäßig stattfinden Supervisionsgruppen auf zehn erhöht. Eine wichtige Veränderung ist die Erreichbarkeit der RSB in Situationen, in denen das allgemeine Schulleben nachhaltig gestört ist. Seit April 2012 hat die RSB eine Krisentelefonnummer. Im Notfall können die Schulleiter einen Schulpsychologen auf diesem Weg schnell erreichen. All diese schulpsychologischen Unterstützungen sind nur möglich, weil sich die Personalsituation in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert hat. Derzeit arbeiten in der RSB fünf Schulpsychologinnen und ein Schulpsychologe auf fünf Stellen. Im Frühjahr 2013 wird das Team der RSB um eine weitere Person auf einer halben Stelle verstärkt werden. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und danken Ihnen herzlich für Ihr Interesse. Barbara Thomas-Klosterkamp Leiterin des Schul-, Kultur- und Sportamtes des Kreises Steinfurt Paul Mangel Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Steinfurt 2 3

3 Die Arbeit im Schuljahr 2011/2012 Unterrichtssteuerung Gewaltprävention Beratung in der Schule Wie im letzten Jahresbericht angekündigt hat die RSB ihr Fortbildungsangebot für Schulen deutlich erweitert. Die RSB bietet den Lehrerinnen und Lehrern Fortbildungen zu den vier Themenschwerpunkten Unterrichtsentwicklung, -steuerung, Gewaltprävention und Beratung in der Schule an. Wir unterstützen die Schulen auch gern bei der Gestaltung von Elternabenden durch Vorträge zu ausgewählten Themen. All diese Angebote sind auf der Internetseite der RSB zu finden ( Unterrichtsentwicklung Die Vermeidung der Entstehung von schwierigen schulischen Entwicklungen im Grundschulbereich ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der RSB ein besonderes Anliegen. Studien zeigen, dass gerade eine hohe Qualität des Anfangsunterrichts ein wesentlicher Resilienzfaktor gegen die Entstehung einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche ist. Die Fortbildungsangebote der RSB (Nicht) Lesen und Schreiben können und (Nicht) Rechnen können unterstützen die Grundschullehrkräfte dabei, Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens im Anfangsunterricht frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um den negativen Folgen für die weitere Persönlichkeitsentwicklung und Schullaufbahn des Kindes vorzubeugen. Es wurden dabei über 100 Lehrkräfte geschult. Wie die Hattie-Studie 1 gezeigt hat, stellt ein gutes Classroom-Management auf Grund der Sicherstellung eines reibungslosen und störungsfreien Unterrichts einen sehr bedeutsamen lernförderlichen Faktor dar. Unaufmerksamkeit, Verweigerung der Mitarbeit und Unterrichtsstörungen sind wesentliche Risikofaktoren für den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler. Lese-Rechtschreib- und Rechenschwierigkeiten sind häufig die Folgen unkonzentrierten Arbeitens in der Schule. Die Entwicklung einer guten Konzentrationsfähigkeit ist im besonderen Maße davon abhängig, wie ausdauernd sie in der alltäglichen Lehr-Lernsituation trainiert wird. Neben fachlichen und didaktisch-methodischen Kompetenzen ist vor allem die Fähigkeit, eine Lerngruppe so zu führen, dass möglichst intensiv gelernt wird, von entscheidender Bedeutung. Schulpsychologen hospitieren nicht selten in Klassen, in denen nicht gestört wird und Lehrer, Schülerinnen und Schüler mit viel Engagement und Freude arbeiten. Das Fortbildungsangebot der RSB Wer schreit hat Unrecht und Predigen hilft auch nichts. Was dann? wurde im letzten Schuljahr sehr häufig nachgefragt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Lehrkräfte in ihrer Unterrichtssteuerungskompetenz weiter zu stärken. Die beiden neuen Angebote Kein Bock auf Lernen Selbständigkeit, ein oft nicht erreichtes Ziel und Lehrercoaching sind ergänzende schulpsychologische Angebote in diesem Bereich. Aggression und Gewalt sind für viele Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler belastender als alle anderen Faktoren am Arbeitsplatz Schule. Neben Unterrichtsstörungen ist Mobbing der häufigste schulische Störfaktor, der auf Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte erhebliche negative psychische Folgen haben kann. Mobbing ist nur wirkungsvoll zu verhindern wenn alle in der Schule Tätigen wachsam sind und konsequent und kompetent handeln. Mobbing? Nicht an unserer Schule! ist eine ganztägige Fortbildungsveranstaltung, die Lehrkräfte unterstützt, den Kampf gegen diese Form der Gewalt gemeinsam, abgestimmt und durchdacht anzugehen. Diese Fortbildung wurde im Schuljahr 2011/2012 viermal durchgeführt. Die Aufgaben von Eltern und Lehrkräften im Bereich der Erziehung und Bildung der Kinder sind stark voneinander abhängig. Gerade bei gegenseitiger Unterstützung und einer guten Zusammenarbeit ist eine optimale Entwicklung des Kindes möglich. Dem Elterngespräch in der Schule kommt vor allem bei Kindern mit Schwierigkeiten in der Schule eine ganz besondere Bedeutung zu. Ihr Sohn stört immer wieder den Unterricht! Ein solcher Gesprächseinstieg ist wenig geeignet, eine gute Kooperation, die zur Lösung der Schwierigkeiten unabdingbar ist, zu entwickeln. Elterngespräche stellen für viele Lehrkräfte eine große emotionale Herausforderung dar und bereiten oft Unbehagen. In der von der RSB seit Mai 2012 angebotenen Fortbildung Grundlagen erfolgreicher Gesprächsführung werden Gesprächstechniken vermittelt, die die Kommunikation in der Schule, z.b. zwischen Lehrkräften und Eltern, erfolgreicher werden lassen. Obwohl Lehrkräfte mit vielen Kollegen und Kolleginnen in einem Gebäude arbeiten sind sie häufig isoliert. Gegenseitige Unterstützung erfolgt meist nur als spontane Reaktion, nicht als organisierte Erscheinung. Das neue Angebot der RSB Kollegiale Fallberatung Zusammen geht`s besser soll Lehrkräfte inspirieren und befähigen, die Unterstützung ihres Teams zu nutzen. Im Januar 2012 wurde die dritte einjährige Weiterbildung zur Beratungslehrkraft erfolgreich abgeschlossen. An den zehn ganztägigen Veranstaltungen in diesem Schuljahr wurden die Beratungslehrer unter anderem zu den Themen ADHS, Schulabsentismus und Beratung in Krisensituationen qualifiziert. 1 Hattie, J.A.C. (2009). Visible learning. A synthesis of over 800 meta.analyses relating to achievement. 4 Oxon: Routledge 5

4 Elternabende Individualberatung Krisenintervention Gremienarbeit Im Schuljahr 2011/2012 wurden die Angebote für Eltern von Schülerinnen und Schülern der Grund- und Sekundarschulen zu dem Thema der Unterstützung bei den Hausaufgaben ergänzt durch die beiden Themen Übergang vom Kindergarten in die Schule und Übergang von der Grund- zur weiterführenden Schule. Insgesamt wurden im Schuljahr 2011/2012 die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RSB zu neun Elternabenden eingeladen. Supervision Im Schuljahr 2011/2012 wurden zusätzliche Supervisionsgruppen gegründet. Insgesamt wurden 66 Supervisionssitzungen mit Lehrkräften, Schulleitungen, Schulsozialarbeitern und Beratungslehrkräften durchgeführt. In der Verteilung der schulpsychologischen Arbeit lag der Arbeitsbereich der Individualberatung mit ca. 70 % auch in diesem Jahr noch deutlich vor den Arbeitsbereichen der Systemberatung und der Krisenintervention. Die Anmeldezahlen waren in diesem Schuljahr mit denen des vorherigen Schuljahrs vergleichbar. Der Anteil von gemeinsamen Anmeldungen von Eltern und Lehrern lag wiederum deutlich über 5. Ebenso wurden erneut die meisten Beratungsgespräche in den Schulen gemeinsam mit Eltern und Lehrkräften geführt. Auch bei den anderen statistischen Kennwerten zeigten sich wenige Veränderungen. So lag z.b. der Schwerpunkt der Anmeldungen wie schon in den drei vorherigen Schuljahren mit über 50 % im Grundschulbereich. Im Berichtsjahr 2011/2012 konnte die in den Vorjahren erfolgte zeitnahe Beratung leider nicht ganz gewährleistet werden. Dieses ist dem Umstand geschuldet, dass die RSB ihre Bemühungen in der Systemberatung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verstärkt hat. Dennoch erfolgte in über 6 der Anmeldungen innerhalb von 14 Tagen das Erstgespräch. Im Schuljahr 2011/2012 kam es erfreulicherweise nur zu zwei Kriseneinsätzen. Einer dieser beiden schulischen Notsituationen erforderte jedoch einen sehr intensiven schulpsychologischen Einsatz. So waren an mehreren Tagen zwei bis drei Schulpsychologen in der Schule vor Ort im Einsatz. Das seit April 2012 eingerichtete Krisentelefon war an die Schulzeit von h täglich geschaltet und wurde von den Schulen sehr gut angenommen. Im Zeitraum von April bis Juli 2012 erreichten uns acht Anrufe. In den meisten Fällen handelte es sich um eine Gewalt- oder eine Suizidandrohung durch eine Schülerin oder einen Schüler. Die schnelle telefonische Beratung wurde von den jeweiligen Schulleiterinnen und Schulleitern als sehr entlastend erlebt. Der von der Schulberatungsstelle geleitete Arbeitskreis des Regionalen Bildungsnetzwerkes Gewaltprävention und Krisenintervention hat im Schuljahr 2011/2012 den Grundschulen zwei Fortbildungen zu den Themen Notfallpädagogik und Umgang mit Tod und Trauer in der Grundschule angeboten. Beide Fortbildungsvorträge wurden jeweils in Burgsteinfurt und in Ibbenbüren durchgeführt. Für eine enge Vernetzung der schulpsychologischen Arbeit mit anderen psychosozialen Institutionen waren die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der RSB im Berichtszeitraum in verschiedenen Gremien oder Arbeitskreisen vertreten: Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Regionalen Schulberatungsstellen und der Schulpsychologischen Beratungsstellen im Regierungsbezirk Münster Arbeitskreis Kommunale Schulpsychologie beim Städtetag NRW Treffen der Regionalgruppe Krise der Bezirksregierung Münster Kooperationstreffen mit den sechs Erziehungsberatungsstellen, Kinderschutzbund in Rheine und der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Mathias-Spitals in Rheine Arbeitskreis Kooperation Schule Jugendhilfe (AK 3) des Regionalen Bildungsnetzwerkes Arbeitskreis Gewaltprävention/Krisenintervention (AK 4) des Regionalen Bildungsnetzwerkes Netzwerk Krisenintervention Ibbenbüren Arbeitskreis Schutz vor Gewalt gegen Kinder und Jugendliche Deutscher Kinderschutzbund in Rheine Darüber hinaus war die RSB in verschiedenen Ausschüssen vertreten und hat an mehreren Arbeitstreffen im Kreis Steinfurt teilgenommen. 6 7

5 Anmeldezahlen Wartezeiten % % Gemeinsame Anmeldung - Elternanmeldung % 13% 1 Beratungsleistungen / -kontakte 0 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 keine Wartezeit bis 2 bis 4 bis 8 über 8 Berat. Fälle / Schule Elternanmeldung % Gemeinsame Anmeldung % Gespr. i.d.rsb % Berat. Gespr. i.d.schule % Altenberge (21) Nordwalde (14) Hörstel (30) Steinfurt (55) Wettringen (9) Horstmar (3) Lengerich (28) Neuenkirchen (15) Greven (24) Rheine (64) Hopsten (11) Laer (2) Emsdetten (24) Westerkappeln (1) Tecklenburg (8) Ochtrup (9) Ibbenbüren (25) Ladbergen (1) Mettingen (7) Recke (5) Saerbeck (1) Metelen (1) Lotte (2) Lienen (1) 0,5 0,5 0,5 0,3 0,9 0,7 1,2 1 1,3 1,8 1,6 1,6 2 2,5 2,4 2,2 2,2 3, ,8 4,3 4,7 7 Geschlecht der beratenen Schüler Besuchte Schulformen der beratenen Schüler in % GS HS RS FöS Gym Ges Berufs Mädchen 26% Jungen % 15% 1 5% 9% 3%

6 Beratungsanlässe nach Kategorien Besuchte Klassenstufen in % Schulverteilung seit Schuljahr 2011 / 2012 Schullaufbahnberatung 17 18% 16% 15% 16% Schwierigkeiten im System Schule Verhalten und psych. Situation Lernen % 6% % 5% 6% Kl. 0 Kl. 1 Kl. 2 Kl. 3 Kl. 4 Kl. 5 Kl. 6 Kl. 7 Kl. 8 Kl. 9 Kl. 10 Kl. 11 Kl. 12 Hörstel Hopsten Recke Mettingen Westerkappeln Lotte Ochtrup Neuenkirchen Wettringen Rheine Ibbenbüren Tecklenburg Symptome - Schuljahr 2011/12 in % (Mehrfachnennungen möglich, max. 3) 1 13% % 8% 13% Metelen Nordwalde Horstmar Burgsteinfurt Steinfurt Borghorst Laer Emsdetten Altenberge Saerbeck Greven Ladbergen Lengerich Lienen 6% 5% 3% 3% Frau Fischer Frau Gans-Eichler Frau Schultheiß Herr Mangel 10 11

7 Kontakt Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Steinfurt Münsterstraße Rheine Tel.: / Fax: / regionale-schulberatungsstelle@kreis-steinfurt.de Internet: