Drogentotengedenktag in München
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- Britta Neumann
- vor 7 Jahren
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1 Drogentotengedenktag in München Münchner Suchthilfeträger fordern konkrete Maßnahmen, um die Anzahl der Drogentoten zu reduzieren München, 16. Juli 2014 Die Anzahl der Drogentoten nimmt in München weiter zu. 65 Drogentote wurden seit dem letzten Drogentotengedenktag im Juli 2013 verzeichnet und die Tendenz im Vergleich zum Vorjahr ist weiterhin steigend. Unter dem Motto Leben akzeptieren Sterben verhindern ist ihnen und allen anderen verstorbenen Drogenabhängigen am 21. Juli zum vierzehnten Mal der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige gewidmet. Die Münchner Träger Condrobs, extra e. V., Prop, Getaway München e.v. und die Münchner Aids-Hilfe e.v. organisieren die Gedenkfeier in München erneut gemeinsam. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Christine Strobl findet von 11 bis 14 Uhr am Münchner Sendlinger-Tor-Platz eine Veranstaltung mit vielen interessanten Beiträgen statt. Ziel ist es, die MünchnerInnen sowie Politik und Verwaltung der Landeshauptstadt für das Thema Drogentod zu sensibilisieren und außerdem konkrete Anforderungen an die künftige Drogen- und Präventionspolitik zu adressieren. Umfassende Information und Hilfsangebote Nach dem Grußwort von Josef Gallas von der Suchtkoordinationsstelle vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München haben die BesucherInnen des Drogentotengedenktags die Möglichkeit, sich an den Ständen über die umfangreichen Hilfsangebote der Münchner Suchthilfe- Einrichtungen zu informieren musikalische Begleitung durch Münchner Bands sowie eine Lesung runden die Veranstaltung ab. Um Uhr werden die Vornamen der Münchner Drogentoten des letzten Jahres verlesen in einer anschließenden Gedenkminute wird an sie erinnert. Die Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist essentiell, die Ausgrenzung von Drogenabhängigen immer noch hoch. Wir sehen in Drogenkonsumenten in erster Linie eigenständige Persönlichkeiten mit einem Recht auf Selbstbestimmung. Deshalb akzeptieren wir sie in ihrer momentanen Lebensgestaltung, selbst Seite 1 von 6
2 wenn sie ihren Drogenkonsum nicht aufgeben wollen, sagt Jörg Gerstenberg, in der Geschäftsleitung von Prop zuständig für das Qualitätsmanagement. In vier Vorträgen wird auf die Schwierigkeiten, die es im Sinne einer Erweiterung der Hilfeangebote zu überwinden gilt, eingegangen. Kriminalisierung gefährdet Menschenleben Mario Simeunovic, Vorstand der Münchner Aids-Hilfe e.v., betont in seinem Vortrag die fehlende Substitution in bayerischen Justizvollzuganstalten. Mit einer Substitutionsbehandlung suchtkranker Häftlinge können Rückfälle in die illegale Sucht verhindert werden. Stabile Substitution während der Haftzeit unterstützt des Weiteren die Resozialisierung nach der Haft. Die unsichere rechtliche Situation der Substitutionsärzte und eine fehlende Einsicht in medizinische Erkenntnisse von Seiten der Politik bremsen bislang die Möglichkeiten für Therapieerfolge in den Haftanstalten. Nach wie vor werden vor allem die Drogengebraucher bekämpft, nicht ihre chronische Erkrankung. Kriminalisierung begünstigt riskantes Verhalten und nimmt immer wieder einen tödlichen Ausgang. Ein fachgerechter Umgang insbesondere in der Haft schließt die Vergaben von sterilen Spritzen und einen ungehinderten Zugang zu medizinisch angezeigter Substitution ein. Wenn DrogenkonsumentInnen in der Haft krank werden, weil Hilfen (Spritzentausch) unterbleiben, konterkariert das den Resozialisierungsauftrag. In bayerischen Haftanstalten ist ein Umdenken überfällig, Möglichkeiten zum kontrollierten Konsum fehlen in Bayern gänzlich", erklärt Mario Simeunovic. Tod und Vergessen Jörg Gerstenberg, in der Geschäftsleitung von Prop e. V., geht in seiner Rede auf die Schnelllebigkeit unserer Zeit ein und plädiert für mehr Achtsamkeit und Sensibilität gegenüber DrogenkonsumentInnen sowohl in der Politik als auch in unserer Gesellschaft. Seite 2 von 6
3 Spezielle Schutzräume für Mädchen und Frauen Frauenspezifische Suchtarbeit ist notwendig, weil sich Frauen im Hinblick auf ihre Lebenslage und die daraus resultierenden Probleme, die Ursachen ihrer Sucht, Konsummuster und die Suchtmittel grundsätzlich von Männern unterscheiden. Hinzu kommt, dass suchtabhängige Frauen oft Gewalt erlebt haben. Suchtkranke Mädchen und Frauen benötigen daher einen ganz besonderen Schutzraum. Über die Bedeutung der Suchtarbeit mit Mädchen und Frauen sowie über die aktuell fehlenden Schutzräume für Mädchen und Frauen referiert Konstantina Papadimitriou von extra e.v. Bedeutung von Drogenkonsumräumen Klaus Fuhrmann, Bereichs-Geschäftsführer Angebote für Ältere und niedrigschwellige Hilfen von Condrobs, bezieht Stellung zur steigenden Anzahl von Drogentoten. In den meisten Regierungsbezirken Bayerns und besonders in den Städten München und Nürnberg kam es im vergangenen Jahr zu einem Anstieg (213 Fälle) um zehn Prozent entgegen dem Trend in anderen Bundesländern. Drogenkonsumräume können Drogentodesfälle deutlich reduzieren und Infektionen vermeiden, so Klaus Fuhrmann. Weniger KonsumentInnen infizieren sich mit chronischen Erkrankungen wie Hepatitis und HIV. Drogentod an Langzeitfolgen wird dadurch verringert. Außerdem ist eine Kontaktaufnahme zu den KonsumentInnen, die bisher nicht erreicht wurden, möglich. Seit 20 Jahren werden Konsumräume in Deutschland erfolgreich betrieben daher sollten sie auch in Bayern erlaubt werden. Spezialisierte Hilfen für KonsumentInnen von Research Chemicals Berichte über massive psychotische Zustände Verfolgungswahn, Gewaltausbrüche, Verlust der zeitlichen und räumlichen Orientierung sowie absurde Bewegungsmuster nach intravenösem Konsum von Research Chemicals haben stark zugenommen. Auch körperlich scheint der intravenöse Konsum schwerwiegende Folgen zu haben (schwere Abszesse, Versagen verschiedener innerer Organe). Nach einer Umfrage in den Münchner Kontaktläden von Condrobs (August 2014, 102 Befragte) ist die Konsumform zu 60 Prozent Seite 3 von 6
4 intravenös (Badesalze über 70 Prozent!), fast 50 Prozent der KlientInnen wissen nicht, welche Substanz sie genau konsumiert haben. Jüngere KonsumentInnen konsumieren jedoch (zunächst noch) anders weitgehend im Umfeld der Partyszene, nasal und oral. Es gibt einen regen Erfahrungsaustausch über einzelne Stoffe und ihre Wirkungen im Internet. Kontakt zum Hilfesystem besteht dagegen meist nicht. Speziell für diese Zielgruppe ist Drugchecking eine sinnvolle Maßnahme, um qualitativ und quantitativ die illegalen Substanzen zu analysieren und somit zu kontrollieren und um überhaupt einen Kontakt zu dieser bisher kaum erreichbaren Zielgruppe herzustellen. Rechtlich ist Drugchecking in Deutschland grundsätzlich möglich, es gibt bisher aber noch keine userfreundliche Umsetzung dieser Drogentestprogramme, führt Klaus Fuhrmann aus. Die Bewegung auf dem Weg zur festen Institution Der erste Drogentotengedenktag fand am 21. Juli 1998 in Gladbeck statt initiiert von der Mutter des vier Jahre zuvor verstorbenen Ingo Marten. Seitdem wächst die Veranstaltung kontinuierlich: 2010 beteiligten sich schon mehr als 60 deutsche Städte. Und auch international finden an diesem Tag inzwischen zahlreiche Aktionen statt. Bekannte PolitikerInnen übernehmen jeweils die Schirmherrschaft. Es ist schön zu sehen, dass der Drogentotengedenktag eine immer größere Bewegung wird, so Klaus Fuhrmann. Seit 1990 sind in Deutschland mehr als Menschen durch den Konsum illegaler Drogen gestorben. Aufklärende Veranstaltungen wie diese können die Zahl der Todesfälle reduzieren und haben darüber hinaus eine signifikante präventive Wirkung. Über die Münchner Aids-Hilfe Im Aids-Hilfe-Haus in der Lindwurmstraße bieten heute fast 150 ehrenamtliche und über 60 hauptamtliche Mitarbeiter bedürfnisgerechte Hilfsangebote, die von Information und Beratung über Betreuung und Pflege bis zu Wohnen und Beschäftigung reichen. Die Münchner Aids-Hilfe betreut und berät HIV-Positive in der Justizvollzugsanstalt Bernau, leistet Präventionsarbeit in weiteren JVAs und engagiert sich für die Substitution von Gefangenen. Des weiteren betreibt sie vier Präventionsautomaten, wo Spritzen und Kondome zu kaufen sind. Die Automaten befinden sich am Goetheplatz, am Stiglmaierplatz, am U-Bahnhof Dülferstraße und beim PEP in Neuperlach. Weitere Informationen unter Seite 4 von 6
5 Über extra e. V. extra e.v. - Suchthilfe für Frauen und Angehörige - existiert seit über 15 Jahren als gemeinnütziger Verein. Die Spezialberatungsstelle extra-ambulant in der Corneliusstraße 2 gibt es schon seit Sie ist Anlaufstelle für suchtmittelgefährdete, -abhängige und substituierte Frauen und Mädchen. Die Angebote richten sich an alle Frauen, Mädchen und deren Angehörige unabhängig von kultureller und sozialer Herkunft, Alter, Religion, Weltanschauung, Behinderung oder sexueller Identität. In der Einrichtung werden Betroffene sowie Angehörige anonym und auf ihre individuellen Bedürfnisse und Anliegen bezogen beraten. Die Kinder der KlientInnen werden durch eine Dipl.-Pädagogin professionell begleitet und betreut. Darüber hinaus bietet extra-ambulant regelmäßige Gruppenangebote (Workshops, Fortbildungen sowie feste Gruppen) an. Jeden Dienstag zwischen und Uhr findet eine offene Sprechstunde statt auch ohne vorherige Terminabsprache. Weitere Informationen unter Über Prop e.v. Mit rund 225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet Prop in 20 Einrichtungen in und um München seit über 43 Jahren ein umfassendes Angebot in den Bereichen Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie an. Bei Prop steht der Mensch im Mittelpunkt. Ziel ist es, jeden Klienten individuell in die richtige Maßnahme zu begleiten. Der Verein unterstützt suchtgefährdete Jugendliche mit innovativen Präventionsprojekten wie FreD, HaLT oder Power- Peers sowie durch betriebliche Suchtprävention. In den Beratungsstellen finden Menschen in schwierigen Lebenssituationen kompetente Ansprechpartner. Auch Akuthilfe ist uns wichtig. Der Drogennotdienst ist ein niedrigschwelliges Angebot der Überlebenshilfe mit einer Notschlafstelle, einem Kontaktladen und einer 24-Stundenberatungsstelle. In den stationären Therapieeinrichtungen unterstützen multiprofessionelle Teams Drogen- und Alkoholabhängige kompetent und engagiert auf dem Weg in ein suchtfreies Leben. Nachsorge und Wiedereingliederung werden bei Prop groß geschrieben. Unsere Abv Arbeitsberatung und -vermittlung hilft bei allen Schritten ins Berufsleben. Weitere Informationen unter Über Getaway e.v. Getaway München e.v. ist noch ein sehr junger, engagierter Verein. Gegründet 2009 sind alle Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich tätig. Getaway ist in ganz Deutschland sowie in Österreich mit einem überzeugenden neuen Projekt in der Drogenprävention an Schulen aktiv. Außerdem veranstaltet der Verein regelmäßige Vorträge in der JVA München. Der Verein bietet innovative Projekte, wie die "Freie-Denker_innen-Runde" für Abhängige, die den Betroffenen neue Denkansätze und Perspektiven aufzeigt, eine Angehörigengruppe für Frauen und nicht zuletzt das Buchprojekt Geschlossene Gesellschaft, das Menschen, die mit dem Thema Drogen konfrontiert waren oder sind, eine Stimme verleiht. Getaway München e.v. ist weder politisch noch religiös orientiert, sondern bestrebt, eine Drogenaufklärung von Mensch zu Mensch und von Herz zu Herz zu erreichen. Weil es uns selbst am Herzen liegt. Weitere Informationen unter Über Condrobs Condrobs ist mit über 40 Einrichtungen und einer Beschäftigungs GmbH einer der größten überkonfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. Jährlich begleitet die Organisation mit rund 550 MitarbeiterInnen mehr als Hilfesuchende. Seit mehr als 40 Jahren verfolgt Condrobs ein Ziel: mit individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmten Angeboten Menschen eine Brücke in ein selbstbestimmtes, gesundes Leben zu bauen. Ob Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, minderjährige Flüchtlinge, Frauen, Männer, Angehörige oder ältere Menschen die Hilfen von Condrobs sind im Lauf der Jahrzehnte stetig gewachsen. Konzentrierte man sich anfangs rein auf die Prävention und die Hilfen für Suchtgefährdete und -kranke, ist Condrobs heute ebenso in der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, der psychiatrischen Versorgung sowie im Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich aktiv. Ein besonderes Anliegen des Vereins sind Präventions- und Hilfsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie die Unterstützung von Betrieben bei der Gesundheitsförderung. Weitere Informationen unter Zeichen. Abdruck honorarfrei. Beleg erbeten. Seite 5 von 6
6 Weitere Informationen für die Presse gibt es bei: Prop e.v. Vanessa Irles-Garcia Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement Zuständig für Pressearbeit Geschäftsstelle Landwehrstraße München 089 / / vanessa.irles-garcia@prop-ev.de Seite 6 von 6
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