PROJEKTSKIZZE ZUM AUFBAU VON NETZWERKEN FÜR PSYCHISCH ERKRANKTE ELTERN UND IHRE KINDER IN MÜNCHEN
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- Samuel Vogel
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1 PROJEKTSKIZZE ZUM AUFBAU VON NETZWERKEN FÜR PSYCHISCH ERKRANKTE ELTERN UND IHRE KINDER IN MÜNCHEN erstellt von der Koordination für Psychiatrie und Suchthilfe der Landeshauptstadt München auf der Grundlage der Handlungsempfehlungen der Initiativgruppe Münchner Netzwerk für Familien mit psychisch erkrankten Müttern/Vätern AUSGANGSSITUATION: In den letzten Jahren ist eine zunehmende Sensibilisierung für die Thematik Kinder und Jugendliche als Angehörige psychisch kranker Eltern festzustellen sowohl in der psychiatrischen Versorgung als auch in der Jugendhilfe. Diese wachsende Aufmerksamkeit wurde ausgelöst durch Alltagserfahrungen vor allem der Betroffenen, Tagungen, regionale Fortbildungen, Fortschreibung des SGB VIII etc. In München hat sich eine Initiativgruppe zu diesem Thema gebildet, die inzwischen den Status eines Unterarbeitskreises der Stadt-PSAG hat und an der EntscheidungsträgerInnen der relevanten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie sowie Psychiatrie-Erfahrene mitgewirkt haben. Bei der Überlegung, wie entsprechende Hilfen entwickelt werden können, war zunächst zu klären, ob neue Projekte oder Einrichtungen notwendig sind oder die bestehenden Strukturen auf die Bedürfnisse von Kindern und Eltern ausgerichtet werden sollen. Die Entscheidung der Initiativgruppe: Es sollen mehr Hilfen in bestehenden Strukturen etabliert werden; Spezialeinrichtungen sind nur dann sinnvoll, wenn der Bedarf belegt ist und bestehende Angebote ausgeschöpft sind. Die Initiativgruppe beschreibt im Folgenden die Handlungsfelder, die in München bearbeitet werden sollen und welche Hilfen etabliert werden sollen. Allen vorgeschlagenen Maßnahmen liegt die Auffassung zugrunde, dass Kinder und Jugendliche in gleichem Maße im Focus der Aufmerksamkeit stehen wie ihre psychisch kranken Eltern. Vier wesentliche Handlungsfelder wurden beschrieben: 1. Entwicklung eines regionalen Netzwerks 2. Entwicklung und Implementierung von Standards für die konkrete Kooperation 3. Entwicklung von konkreten Angeboten für betroffene Kinder, ihre Eltern und die Familien als Ganzes 4. Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Fachkräfte, Lehrkräfte etc. sowie Öffentlichkeitsarbeit zum Thema
2 Vorgehen zu Handlungsfeld 1: Entwicklung eines regionalen Netzwerks: Teilziel 1: Verbesserung der Kommmunikation über die Versorgung und die Hilfsangebote in München Zielgruppe: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinder- und Erfassung und Aktualisierung der Übersicht über Behandlungs- und Hilfs- Angebote nachhaltige Bereitstellung dieser System-Informationen AnsprechpartnerInnen auf der Ebene der Fachkräfte Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinder- und Teilziel 2: Aufbau eines verbindlichen regionalen Netzwerkes zur Kooperation Zielgruppe: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinder- und Aufbau und Implementierung eines Netzwerks für die Stadt München, unter der Berücksichtigung der regionalen Anbindung an die stationären psychiatrischen Einrichtungen der bestehenden Versorgungsgebiete und sonstiger regionaler Zuständigkeiten Entwicklung und Abschluss eines Kooperationsvertrages, in denen Verantwortlichkeiten, Interventionsbereiche und Entscheidungswege deutlich fixiert sind Einbindung aller Einrichtungen in der Region, die signifikant zur Sicherung der Situation der Kinder und ihrer Eltern beitragen Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinderund Teilziel 3: Bestands- und Bedarfserhebung in der Region Zielgruppe: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige, Leistungsträger Ermittlung der Zahl psychisch erkrankter Eltern/-teile bzw. betroffener Kinder in den Einrichtungen des regionalen Netzwerks Ermittlung des Bedarfs an fehlenden oder nicht ausreichend angepassten Hilfen für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe, Gesundheitshilfen, Kinder- und
3 Vorgehen zu Handlungsfeld 2: Entwicklung und Implementierung von Standards für die konkrete Kooperation Teilziel 1: Entwicklung eines verbindlichen Fragebogens bei Aufnahme psychisch erkrankter Eltern im stationären und ambulanten Setting zur Situation der Kinder Zielgruppe: Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie Erstellung eines Fragebogens mit den relevanten Information zur Familiensituation und zur Versorgung der betroffenen Kinder Verbindliche Einführung für stationäre und ambulante Einrichtungen Bestandteil der schriftlichem Kooperationsverträge des Netzwerkes Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendamt (bei Erarbeitung) Teilziel 2: Frühzeitige Kontaktaufnahme zu ambulanten Diensten bei stationärem Aufenthalt Zielgruppe: Familien, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt ist während des Klinikaufenthaltes sollte ein Elterngespräch gemeinsam mit einer ambulanten Einrichtung geführt werden zur Abklärung, Koordination und Einleitung des familiären Hilfebedarfs aufgrund der Erkrankung Verantwortlich: Sozialdienst der Klinik, ambulante psychiatrische Einrichtungen, Jugendhilfe Teilziel 3: Risikoeinschätzung beteiligter Kinder Zielgruppe: Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe Entwicklung und Einführung einer standardisierten Checkliste zur Risikoeinschätzung Klärung der Zusammenarbeit von Erwachsenenpsychiatrie mit der Jugendhilfe und anderen Hilfseinrichtungen für Kinder Verantwortlich: Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe
4 Vorgehen zu Handlungsfeld 3: Entwicklung von konkreten Angeboten für betroffene Kinder, ihre Eltern und die Familien als Ganzes Teilziel 1: Bereitstellung zielgruppengerechter Informationen Zielgruppe: Kinder und Jugendliche in verschiedenen Altersgruppen, Eltern Adaption bestehender und Entwicklung fehlender altersangemessener Informationsmaterialien über psychische Erkrankungen und den Umgang mit ihnen Bereitstellung der Materialien in allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und der Erwachsenenpsychiatrie Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Jugendhilfe Teilziel 2: Entwicklung ressourcenorientierter Gruppenangebote Zielgruppe: Kinder und Jugendliche psychisch erkrankter Eltern Entwicklung oder Adaption von Gruppenangeboten für Kinder und Jugendliche Klärung der Finanzierungsmöglichkeiten für diese Angebote Verantwortlich: Jugendhilfe, Erwachsenenpsychiatrie Teilziel 3: Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, um sie altersgerecht über die Erkrankung informieren und beraten zu können Zielgruppe: Kinder und Jugendliche Benennung verbindlicher AnsprechpartnerInnen in allen beteiligten Institutionen Verantwortlich: Sozialpsychiatrische Dienste, Einrichtungen der Jugendhilfe, Erwachsenenpsychiatrie Teilziel 4: Begleitende Hilfen in Form von Familien- / Paargesprächen sowie Elterngruppen und Eltern-Kind-Gruppen Zielgruppe: Familien, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt ist Informationen zur Enttabuisierung der Erkrankung Erarbeitung von Kriseninterventionsstrategien, z. B. eines individuellen Plans zum Vorgehen in Krisen Stärkung der Erziehungskompetenz Umgang mit der Erkrankung im Familiensystem Verantwortlich: Ambulante psychiatrische Dienste, Erziehungsberatungen, normale Eltern-Kind-Gruppen, Ambulante Erziehungshilfen Teilziel 5: Aufbau einer HelferInnengruppe für familienentlastende Hilfen Zielgruppe: Familien mit psychisch erkrankten Eltern(-teilen) Unterstützung bei Kinderbetreuung, Alltagsorganisation Aufrechterhalten des Kontaktes zur Familie und zum Kind auch bei Fremdunterbringung/stationärer Behandlung Verantwortlich: Ehrenamtliche HelferInnen, Jugendhilfe (Organisation), freie Träger
5 Teilziel 6: Ausbau des Patenschaftsprojektes Zielgruppe: Kinder und Jugendliche mit psychisch erkrankten Eltern(teilen) Freizeitgestaltung und Kontaktangebote für Kinder und Jugendliche Aufrechterhalten des Kontaktes auch bei Fremdunterbringung Evtl. Aufnahme des Kindes bzw. Jugendlichen in die eigene Familie bei stationärer Behandlung der Eltern Übernahme des Patenschaftsprojektes des SKF in die Regelförderung Verantwortlich: Ehrenamtliche, Jugendhilfe, Freie Träger
6 Vorgehen zu Handlungsfeld 4: Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Fachkräfte, Lehrkräfte etc. sowie Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Teilziel 1: Entwicklung von Unterrichtsangeboten Zielgruppe: Kinder und Jugendliche an Schulen Information über psychische Erkrankungen Information über Behandlung und andere Hilfen Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch Kranker Verantwortlich: Erwachsenenpsychiatrie, Basta ev, Schulreferat, freie Träger Teilziel 2: Fortbildungen zum Thema Kinder und Jugendliche psychisch erkrankter Eltern und zum Thema Psychische Erkrankung, ihre Behandlung und Hilfsangebote Zielgruppe: ErzieherInnen, Lehrkräfte, Bezirkssozialarbeit, Sozialpädagogische Familienhilfen, Hebammen, weitere Betreuungseinrichtungen und Fachkräfte Information über psychische Erkrankungen Information über Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf Kinder als Angehörige Information über Behandlung und andere Hilfen Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch Kranker Verantwortlich: Beratungsstellen für Kinder und Erwachsene, Erwachsenenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Träger von Fortbildungsmaßnahmen AUSBLICK: Die Umsetzung der genannten Teilziele in den jeweiligen Handlungsfeldern bedingt eine intensive Projektphase, in der das Netzwerk aufgebaut und die Hilfen etabliert werden sollen. Die geplanten Kooperationsnetzwerke und die vorzuhaltenden Hilfen sind auf Nachhaltigkeit anzulegen. Die Erfahrungen mit Netzwerken und Kooperationen zwischen den verschiedenen beteiligten Hilfssystemen zeigen, dass eine langfristig koordinierende Struktur entwickelt werden muss, um die erzielten Erfolge zu sichern und auszubauen sowie neuen Anforderungen z.b. der Entwicklung präventiver Maßnahmen - anzupassen. Wie diese koordinierende Struktur aussehen sollte, kann erst nach Abschluss der Projektphase von allen Beteiligten gemeinsam festgestellt werden. Diese Projektskizze zum Aufbau von Netzwerken für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder in München wurde erstellt von der Koordination für Psychiatrie und Suchhilfe der Landeshauptstadt München auf der Grundlage der Handlungsempfehlungen der Initiativgruppe Münchner Netzwerk für Familien mit psychisch erkrankten Müttern/Vätern
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