Unterstützung von Familien mit psychisch kranken Eltern in Basel Erfolgsfaktoren und Stolpersteine
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- Erich Holst
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1 Unterstützung von Familien mit psychisch kranken Eltern in Basel Erfolgsfaktoren und Stolpersteine Workshop-Tagung Kinder psychisch kranker Eltern Alain Di Gallo 1
2 Risikofaktoren Genetik Krankheits- und symptombedingte Einschränkungen Beziehung Soziale Umwelt (Armut, Wohnverhältnisse, Bildungsstand, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung, allein erziehende Eltern) 2
3 Welche Faktoren beeinflussen, ob psychisch belastete Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil Hilfe erhalten? Hefti S., Kölch M., Di Gallo A. Stierli R., Roth. B., Schmid M. 3
4 Fragestellung Mit wem sprechen die Eltern über ihre Sorgen? Welche Unterstützungsangebote für ihre Kinder und für die Erziehung sind den Eltern in der Region Basel bekannt? Welche dieser Angebote nutzen sie? Welche Angebote erachten sie als besonders hilfreich? Welche Gründe halten die Eltern davon ab, Unterstützungsangebote zu nutzen? Welche Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob Kinder psychisch kranker Eltern, die selbst psychische Auffälligkeiten zeigen, Unterstützung erhalten? 4
5 Methodik: Stichprobe 101 psychisch kranke Elternteile mit Kindern im Alter von 4-18 Jahren, die sich in der Nordwestschweiz in ambulanter oder stationärer psychiatrischer Behandlung befanden 59 Mütter, 42 Väter Häufigste Diagnosen: Affektive Störungen > Suchterkrankungen > Externalisierende Störungen > Psychosen Mittleres Alter der Kinder: 10 Jahre 24 Kinder lebten zum Untersuchungszeitpunkt nicht beim psychisch kranken Elternteil 5
6 Methodik: Instrumente Selbst entwickelter Fragebogen Angaben zu den Eltern und zum Kind Finanzielle Lebenssituation Angaben zu Kenntnis und Nutzung von Hilfsangeboten Child Behavior Checklist: Verhaltensauffälligkeiten des Kindes Inventar zur Erfassung der Lebensqualität des Kindes Brief Symptom Inventory: Psychische Belastung des Elternteils Parental Stress Scale: Belastung durch die Elternschaft 6
7 Methodik: Durchführung Die Probanden in ambulanter Behandlung erhielten die Fragebögen vom Therapeuten, füllten sie selbständig aus und schickten sie anonym an die Studienzentrale. Probanden, die hospitalisiert waren, füllten die Fragebögen in der Klinik aus. Bei Bedarf erhielten sie dabei Unterstützung. Alle Daten zu den Kindern wurden im Fremdurteil durch den psychisch kranken Elternteil erfasst. Probanden mit mehreren Kindern beurteilten das jüngste Kind. 7
8 Ergebnisse Mit wem sprechen die Eltern über ihre Sorgen? eigene Verwandte ErwachsenenpychiaterIn Hausarzt/behandelnder Arzt 46.5 Lehrpersonen/KingergärtnerInnen 38.6 Kinderarzt KJD, KESB Mitarbeiter von Beratungsstellen Kinder- und JugendpsychiaterIn Mit wem haben Eltern über ihre Sorgen gesprochen in % 8
9 Ergebnisse Welche Unterstützungsangebote für ihre Kinder und für die Erziehung sind den Eltern in der Region Basel bekannt? Welche dieser Angebote nutzen sie? Kinderkrippe/-tagesheim/Tagesmutter Pflegefamilie Patenfamilie Kinder- und Jugendheim Stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie Ambulante Kinder- und Jugendpsychiatrie (Sozialpädagogische) Familienhilfe Beratungsangebote in Anspruch genommen in % Angebote bekannt in % 9
10 Ergebnisse Welche Angebote erachten die Eltern als besonders hilfreich? amb./stat. Psychiatrische Behandlung der Eltern 51 Familie, Partner, Verwandte, Freunde 35 Kinderbetreuung 16 Behörden (KESB, Beistand) Psychiatrische/psychologische Unterstützung Kind Unterstützung zu Hause Keine Hausarzt, Medikation finanzielle Unterstützung Wichtigste Unterstützung in % 10
11 Ergebnisse Welche Gründe halten die Eltern davon ab, Unterstützungsangebote zu nutzen? Angebot war unbekannt 44.5 zu hohe Kosten Angst von den Kindern getrennt zu werden Angst vor Vorurteilen Angst vor Bevormundung durch Behörde Angst nicht verstanden zu werden Zeitmangel Termine Vergessen sprachliche Schwierigkeiten Angebote nicht in Anspruch genommen in % 11
12 Ergebnisse Welche Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob Kinder, die psychische Auffälligkeiten zeigen, Unterstützung erhalten? Einzig der elterliche Stress erwies sich als signifikanter Prädiktor. Auffällige Kinder von Eltern mit hohem Stress erhielten seltener psychiatrische Hilfe. Die psychische Belastung der Eltern sowie die finanzielle Situation der Familie hatten hingegen keinen Einfluss auf die Inanspruchnahme psychiatrischer Hilfe für die Kinder. 12
13 Fazit Allgemeine Unterstützungsangebote sind vielen Eltern bekannt. Die Wahrnehmung spezifischer Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern ist hingegen ungenügend. Obwohl ein Bedürfnis besteht, erreichen sie viele Familien nicht. Fehlende Kenntnis, zu hohe Kosten sowie Angst, von den Kindern getrennt zu werden und vor Vorurteilen sind die häufigsten Gründe, weshalb die bestehenden Angebote nicht genutzt werden. Für eine Verbesserung der Erreichbarkeit sind die von den psychisch kranken Eltern genannten wichtigsten Ansprechpersonen von Bedeutung: Hausärzte, Psychiater, Kinderärzte und Lehrpersonen. Die Angehörigen der betroffenen Familien bedürfen einer niederschwelligen Anlaufstelle. 13
14 Fazit Nicht die eigene Erkrankung und Armut halten die Eltern davon ab, Unterstützung für ihre psychisch auffälligen Kinder in Anspruch zu nehmen, sondern die Belastungen durch die Elternschaft. Die Angehörigen der betroffenen Familien bedürfen einer niederschwelligen Anlaufstelle. Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie und generell alle «Players» müssen eng(er) und verbindlich(er) zusammenarbeiten. Nicht die Eltern allein und nicht die Kinder allein. Die Eltern-Kind- Beziehung sollte im Fokus stehen. 14
15 Limiten Das Kollektiv ist klein. Unterschiede zwischen verschiedenen Krankheitsbildern oder dem Schweregrad konnten z.b. nicht beurteilt werden. Nur der betroffene Elternteil wurde befragt. Die Kinder, die/der (gesunde?) PartnerIn und andere Angehörige wurden nicht einbezogen und ihr möglicher Einfluss bleibt unbeantwortet. Der Einfluss der Anzahl der Kinder auf das Stresserleben der Eltern wurde nicht untersucht. 15
16 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 16
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