Der Weg in die Zinsfalle
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- Nadine Dressler
- vor 8 Jahren
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2 Der Weg in die Zinsfalle tenen Länder deutlich. Hierbei ist anzumerken, dass die EZB im Gegensatz zu anderen Zentralbanken nicht systematisch Staatsanleihen von Mitgliedsstaaten aufgekauft hat und die Bilanzsumme der EZB seit dem Höhepunkt der Euro-Krise tatsächlich wieder gesunken ist. Allerdings kündigte die EZB an, dass sie ab Oktober 2014 besicherte Anleihen und später auch Kreditverbriefungen in beträchtlichem Umfang kaufen wolle. Das potenzielle Volumen wurde mit bis zu einer Billion Euro beziffert und wird zu einer entsprechenden Ausweitung der EZB-Bilanz führen. Ferner kündigte Mario Draghi weitere»unkonventionelle Maßnahmen«an, sollte dies erforderlich erscheinen. 2 Entwicklung Zinsen 10-jähriger Staatsanleihen in Deutschland, Spanien und Italien vom bis zum Die dramatische Ausweitung der Bilanzen durch die internationalen Notenbanken infolge der Finanzkrise ist nicht zu übersehen. In den USA, aber auch in Großbritannien und in Japan wurde diese dazu genutzt, im großen Umfang Staatsanleihen zu kaufen und somit direkt die jeweiligen Staaten zu finanzieren. Die US-Notenbank hält beispielsweise infolge der massiven QE-Programme mittlerweile 2.461,6 Mrd. US-Dollar in US-Staatsanleihen und ist somit zum größten Gläubiger der USA gewor- 18
3 Nullzinspolitik und Quantitative Easing der Zentralbanken den, gefolgt von China und Japan, 3 die zusammen einen etwa gleich großen Anteil der Gesamtschulden halten wie die US-Notenbank. Der zweite große Posten in der Bilanz der US-Notenbank sind Kreditverbriefungen mit einem Volumen von 1.717,9 Mrd. US- Dollar. 4 Die Bilanzsumme der US-Notenbank hat sich aufgrund der QE-Programme seit dem Höhepunkt der Finanzkrise fast verfünffacht. Das Programm zum Aufkauf von US-Staatsanleihen und Kreditverbriefungen ist offiziell im Oktober 2014 ausgelaufen zumindest vorerst. Bilanz der US-Notenbank (Fed) vom bis zum Gleichzeitig beschloss die japanische Zentralbank Ende Oktober 2014, ihr Aufkaufprogramm für japanische Staatsanleihen von ursprünglich 60 Billionen Yen auf zukünftig 80 Billionen Yen jährlich auszuweiten. Dies entspricht in etwa 570 Milliarden Euro und damit etwa dem doppelten des jährlich neu ausgegebenen Volumens an japanischen Staatsanleihen. Zusätzlich wird die japanische Zentralbank weiter Aktien kaufen. 5 Diese Zahlen machen deutlich, in welch großem Ausmaß die Zentralbanken auf den internationalen Kapitalmärkten intervenieren. Damit steigt die Gefahr der Fehlallokation von Kapital bzw. der Verzerrung von Vermö- 19
4 Der Weg in die Zinsfalle genspreisen. Tatsächlich warnen auch die Notenbanken selbst vor möglichen Vermögenspreisblasen aufgrund der niedrigen Zinsen. Im Finanzmarktstabilitätsbericht 2013 der Deutschen Bundesbank heißt es hierzu:»mit zunehmender Dauer des Niedrigzinsumfelds verschiebt sich das Verhältnis von Nutzen und Kosten. Die Risiken aus anhaltend niedrigen Zinsen für die Finanzstabilität nehmen zu. An den internationalen Finanzmärkten steigt die Gefahr, dass die Suche nach Rendite unter Inkaufnahme erhöhter Risiken zu Übertreibungen führt. Je mehr sich die Märkte in ihrer Risikobewertung an die aktuell außerordentlichen finanziellen Bedingungen gewöhnen, umso höher dürften die Kosten ausfallen, wenn sich die Zinsen und Refinanzierungsbedingungen normalisieren.«6 1.4 Fazit Das einfache Beispiel der Barwertberechnung aus diesem Kapitel zeigt, welchen Einfluss Zinsbewegungen auf den Wert einer Anlage haben können. Ob es in Zukunft zu einem Anstieg der Zinsen oder einer Normalisierung der Zinsen wie die Bundesbank schreibt kommen sollte, liegt weitgehend im Bereich der Spekulation. Eines ist jedoch sicher: Das Umfeld fallender Zinsen, wie in den vergangenen gut 30 Jahren, kann und wird sich in dieser Form nicht unbegrenzt fortsetzen, denn ein Rückgang der Umlaufrendite von über 11,3 Prozent p.a. auf 0,6 Prozent p.a. wird sich nicht noch einmal wiederholen. Wir müssen also feststellen, dass der Rückenwind der letzten gut 30 Jahre in dieser Form nicht mehr vorhanden ist und das die massive Einflussnahme der Zentralbanken möglicherweise neue Risiken heraufbeschwört. Die Anlageergebnisse der vergangenen Jahre können vor diesem Hintergrund auf keinen Fall fortgeschrieben werden. Es ist zwingend erforderlich, sich mit den Konsequenzen des Niedrigzinsumfeldes auseinanderzusetzen. In den folgenden Kapiteln werden die Auswirkungen der Zinsfalle auf die einzelnen Anlageklassen betrachtet. 20
5 2. Staatsanleihen in der Zinsfalle Dieses Kapitel wirft zunächst einen Blick zurück auf die historische Entwicklung der Kapitalmarktzinsen und die daraus resultierenden Erträge von Staatsanleihen hoher Bonität. Anschließend wird die aktuelle Situation für den Anleiheninvestor an der Entwicklung einer beispielhaften Staatsanleihe veranschaulicht. Es wird nicht nur gezeigt, welches zukünftige Ertragspotenzial das Segment der Staatsanleihen hoher Bonität bietet, sondern auch, wie sich verschiedene Szenarien zur Veränderung des Zinsniveaus auf die Anleihenkurse auswirken würden. Zum Abschluss des Kapitels werden verschiedene Möglichkeiten betrachtet, die Marktteilnehmer auf der Suche nach einer Verbesserung des Ertragspotenzials innerhalb des Anlageuniversums der Staatsanleihen grundsätzlich nutzen können. Die Darstellungen in diesem Kapitel beziehen sich auf US-amerikanische bzw. deutsche Staatsanleihen hoher Bonität. Alle Beispielrechnungen erfolgen prognosefrei. Wie bereits im Vorwort erwähnt, ist eine Aussage zur zukünftigen Entwicklung der Kapitalmarktzinsen nicht das Ziel dieses Buches. Ziel ist es vielmehr, unabhängig von Prognosen zur weiteren Zinsentwicklung zu zeigen, dass die hohen Renditen an den Anleihenmärkten der Vergangenheit angehören und das Risiko schmerzlicher Kursverluste zunimmt. Die Ausführungen sollen dazu anregen, die Rendite-Risiko- Perspektiven rentenorientierter Anlagen intensiv zu überdenken und sich die niedrigen Ertragserwartungen von direkt gekauften Anleihen, aber auch von rentenorientierten Investmentfonds vor Augen zu führen. 2.1 Historische Zinsentwicklung Der Kapitalmarktzins stellt den Preis dar, den Schuldner für die Leihe von Geld über einen bestimmten Zeitraum an die Gläubiger bzw. Verleiher 21
6 Staatsanleihen in der Zinsfalle zahlen müssen. Wie alle Güter unterliegt auch der Preis für Geld im Laufe der Zeit Veränderungen. In einer Phase eines mäßigen Geldangebots ist der vom Leihenden an den Verleihenden zu zahlende Zins hoch. In Zeiten hoher Liquidität wird der Gläubiger vom Geldsuchenden nur einen geringen Zins verlangen können. Neben dem Ausmaß des Geldangebots hat in der Regel auch die Höhe der Inflationsrate einen Einfluss auf die Zinshöhe, da der Verleiher einen Ausgleich für den Kaufkraftverlust des Geldes über den festgelegten Zeitraum verlangt. Im Folgenden soll die historische Zinsentwicklung anhand der Referenzmärkte US-amerikanischer bzw. deutscher Staatsanleihen veranschaulicht werden. Zinsentwicklung in den USA Die nachfolgende Grafik visualisiert die Entwicklung des Zinssatzes für US-amerikanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren in den letzten 50 Jahren. Die Zinsentwicklung 10-jähriger US-Staatsanleihen in den letzten 50 Jahren 22
Der Weg in die Zinsfalle
Der Weg in die Zinsfalle ernannt wurde, erhöhte die US-Notenbank die Leitzinsen auf bis zu 20 Prozent, um die Inflation einzudämmen. Die Verzinsung 10-jährger US-Staatsanleihen erreichte in diesem Umfeld
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