Unterstützte Kommunikation
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- Gerd Kranz
- vor 7 Jahren
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1 Unterstützte Leitlinien für die Einführung und Umsetzung in Den Menschen zum Reden zu bringen, heißt, ihm die Freiheit zu geben. (in Anlehnung an Karl Jaspers) von der Leitungskonferenz am in Geltung gesetzt Mitglieder des Arbeitskreises: Christine Goltz, Dagmar Hessel, Johannes Möllers, Stefan Nierychlo, Martin Woltering, Brigitte Wüpping
2 Bereich Stiftung Seite: 2 von 9 Leitlinien für die Umsetzung Unterstützter in der Stiftung 1. Einleitung bedeutet Teilhabe am Leben. Es ist das Grundbedürfnis eines jeden Menschen als Person wahrgenommen zu werden, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten, sich auszutauschen und sich mit seinen Wünschen und Ideen ins Alltagsleben einzubringen. Daraus erschließt sich ein Grundrecht für jeden Menschen auf. Menschen kommunizieren in der Regel und zu einem großen Teil mit der Hilfe der Lautsprache. Sprachlich eingeschränkte Personen in befinden sich leicht in Gefahr, in soziale Isolation zu geraten oder in ihren eigenen Willensäußerungen übergangen zu werden. Durch den Einsatz Unterstützter eröffnen sich für diesen Personenkreis neue und andere Möglichkeiten sich mitzuteilen und auszutauschen, sich als Person einzubringen, den Alltag aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Die Stiftung bietet Menschen mit Behinderungen ein differenziertes Angebot an Betreuungs- und Förderangeboten und versteht sich als Lern-, Arbeits- und Lebensraum für Menschen mit Behinderung. Es ist daher Auftrag der Stiftung auch gerade nicht sprechenden oder in ihren sprachlichen Fähigkeiten eingeschränkten Betreuten mit Hilfe unterstützter die Möglichkeit zu bieten, ihre Entwicklung zu unterstützen und sie in ihrer Selbstbestimmung zu fördern und sie zu größtmöglicher Selbstverwirklichung zu führen. Diese Stärkung eigener Möglichkeiten verringert Frustrationserfahrungen im Alltag und kann schwierige Betreuungssituationen entschärfen und möglicherweise zu einem Abbau von Verhaltensauffälligkeiten beitragen. Den Personen, die mit Vorerfahrungen in Unterstützter in die Stiftung kommen, besteht geradezu eine Verpflichtung gegenüber, mit ihnen entsprechend nach ihren Fähigkeiten zu kommunizieren und sie, auf ihren Kenntnisstand aufbauend, weiter zu fördern. 1.1 Zielsetzung Zur Einführung und Umsetzung Unterstützter in der Stiftung wollen die Leitlinien Ideen und Anregungen vermitteln Orientierungspunkte für die Praxis geben eine Hilfestellung sein, um eine Haltung zur Unterstützten zu entwickeln konkrete Voraussetzungen für die Einführung, Anwendung benennen die Notwendigkeit von der Bestimmung von Verantwortlichkeiten betonen Öffentlichkeitsarbeit für die Stiftung leisten. 1.2 Definition Unterstützte ist der Oberbegriff für Maßnahmen zur Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten von Menschen, die nicht oder kaum über Lautsprache verfügen und nur mit einem vertrauten Personenkreis kommunizieren können. Unterstützte ist ein Prozess der, in dem die Lautsprache durch verschiedene Hilfsmittel und Methoden ersetzt und/oder ergänzt wird. Dabei lassen sich die bereits vorhandenen Ausdrucksmöglichkeiten erweitern. Das bedeutet auch, das die Entwicklung der Lautsprache durch Unterstützte nicht gehemmt, sondern zusätzlich angeregt und gefördert werden kann. Unterstützte soll möglichst früh angebahnt werden und den Menschen durch sein Leben begleiten. In der Unterstützten wird unterschieden zwischen Körpereigenen sformen Augenbewegung Laute Gestik Mimik.docx Stand:
3 Bereich Stiftung Seite: 3 von 9 Gebärden Externen shilfen Nichtelektronische shilfen ( Gegenstände, Fotos, Bildsymbole, sbücher etc. ) Elektronische Hilfsmittel ( elektronisches Spielzeug, einfache Tasten mit Sprachausgabe, symbolorientierte Geräte, schriftzeichenorientierte Geräte ). 1.3 Grundlagen Unterstützte ist nicht durch eine Theorie oder durch eine wissenschaftliche Grundlegung zu beschreiben, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass sie multidisziplinär ist. Ihren Erklärungszusammenhang zieht sie aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Der zentrale heilpädagogische Auftrag der Unterstützten besteht darin, dass entwicklungsförderliche Interaktionen und ssituationen geschaffen werden, damit der unterstützt kommunizierenden Person neue kommunikative Handlungsmöglichkeiten eröffnet werden und Entwicklungsprozesse geschehen können. ( vgl. Lage, D. UK und ihre theoretischen Bezugssysteme, S. 49 in Boenisch, J., Otto K. (Hrsg), Leben im Dialog, Karlsruhe 2005 ). Wurde in der Vergangenheit Unterstützte nur für körperbehinderte Menschen mit gutem Sprachverständnis angewandt und später auf geistig behinderte Menschen mit gutem Sprachverständnis erweitert, geht die aktuelle Fachdiskussion heute davon aus, dass für die Anwendung von Unterstützter keine Eingangsvoraussetzungen notwendig sind. Allerdings erschweren körperliche und geistige Beeinträchtigungen das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit der serweiterung. Die Auswirkungen Unterstützter lassen sich wie folgt klassifizieren: (fast) sichere Auswirkungen: - Verbesserung der Lautsprache ( falls ansatzweise vorhanden ) - mehr Äußerungen - mehr eigeninitiierte Äußerungen - mehr Selbstbewusstsein mögliche Auswirkungen: - weniger negative Gefühle wegen stärkere Vorhersagbarkeit der Umwelt - Gefühle ausdrücken können, dadurch weniger aggressive oder depressive Reaktionen - Statuserhöhung - weniger Konflikte, da problematisches Verhalten durch ersetzt werden kann denkbare Auswirkungen: - Erleichterung der kognitiven Erfassung der Umwelt wegen Unterstützung der Begriffsbildung und weil gezieltes Fragen möglich ist - Unterstützung des episodischen und biographischen Gedächtnisses - Systemische Effekte durch Statusänderung (vgl. Bober/Rüster Unterstützte, , Einführung, Stuttgart) Sprache wird fast immer aus der Sicht von sprechenden und hörenden Menschen als Lautsprache beschrieben. Das orale Dogma führt dazu, dass andere Systeme nicht als Sprachen anerkannt und alle behinderten Menschen auf die Lautsprache verpflichtet werden. ( vgl. Gangkofer, Lautsprache und alternative, in Behindertenpädagogik, Heft 3, 1992, S. 235 ) Unterstützte bedeutet demgegenüber eine veränderte Sichtweise, nämlich: - die Abkehr von der Fixierung auf die Lautsprache - die Anerkennung der Bedeutung nichtsprachlicher - die Anerkennung anderer symbolischer Systeme als Sprachen. ( a.a.o. S. 239 ).docx Stand:
4 Bereich Stiftung Seite: 4 von 9 Bei dieser Aussage steht nicht die Herabsetzung der Bedeutung der Lautsprache im Vordergrund, sondern vielmehr die Gleichgewichtung alternativer sformen. In der Entwicklungspsychologie geht man davon aus, dass Sprache und Denken sich gegenseitig beeinflussen. Hierbei kommt der Sprache eine Doppelfunktion zu. Sie bietet ein System von Symbolen, das dem Menschen ermöglicht, die Wirklichkeit zu erfassen, gleichzeitig vervielfältigt Sprache die Potenzen des Denkens in Umfang und Geschwindigkeit. Dieses innere oder äußere Symbolsystem scheint für das Denken von großer Notwendigkeit zu sein. Dieses Symbolsystem muss aber nicht (Laut)Sprache sein, sondern kann eine alternative sform umfassen. ( a.a.o. S. 243 ) Als Resümee aus diesen Grundlagen lässt sich ableiten, dass der Ansatz der Unterstützten sich aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Gebieten heraus entwickelt hat und weiter entwickelt. Letztendlich geht es um die Erweiterung und Entwicklung der sozialen, emotionalen, geistigen und kognitiven Fähigkeiten behinderter Menschen und um die Anerkennung der Tatsache, dass mehr ist als Sprache. Dies erleichtert und fördert die Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben. Im Rahmen von Ein- und Aufbaukursen Unterstützter werden die notwendigen Kenntnisse über neurophysiologische Grundlagen der Sprachentwicklung vermittelt. 2. Unterstützte in der Praxis Unterstützte im Bereich Werkstatt anhand eines Praxisbeispiels Vor 2 Jahren wechselte B.D. den Wohnbereich von Gescher nach Coesfeld und bekam kurzfristig einen Arbeitsplatz in der Marienburg. Zu dieser Zeit war mir nur bekannt, dass er ein sympathischer Mann sein soll, was sich auch schnell bestätigte. B. hatte sich gut und schnell eingelebt und wollte uns die ganzen Neuerungen in der Wohngruppe und in der Freizeit gerne mitteilen. Da B. sich verbal nicht mitteilen kann, war das sehr schwierig zu verstehen. Zuvor hatte ich an der Fortbildung Unterstützte teilgenommen, weil ich darin auch für andere Beschäftigte in meiner Arbeitsgruppe eine Möglichkeit sah, sich über Hilfsmittel leichter verständlich zu machen. Da ich in der Arbeitsgruppe zur Zeit eine Praktikantin aus dem Bereich Ergotherapie hatte, die auch Kenntnisse in UK besaß, waren wir schon zu zweit, die darin eine Chance für B.D. sahen, seine Mitteilungsbereitschaft verständlicher zu gestalten. Wenn man diesen Schritt geht, sollten auch Lebensbereiche der nicht sprechenden Person mit einbezogen werden. In einem gemeinsamen Teamgespräch (Wohngruppe/ Arbeitsgruppe/ Psychologin/ Logopädin) einigten wir uns auf die Symbolsprache von Boardmaker. Dieses Computerprogramm wird im Kindergarten und in der Schule von schon angewandt und somit von der Logopädin empfohlen. Durch sie sind wir auch an alle Symbole gekommen. Nun galt es, die wichtigsten Symbole für B. in einem DIN A6 Ringbuch auszuschneiden, aufzukleben und zu laminieren, welches zur shilfe stets mitgeführt werden sollte. Hierbei zeigte sich jedoch in der Praxis, dass eine gute Diagnostik oder der Austausch mit Personen, die Erfahrungen haben, fehlte. Das Buch enthielt zu viele Symbole, die zu klein kopiert waren und es zeigte sich, dass Fotos von Personen aus B. Umfeld fehlten. B. benutzte dieses Buch sehr wenig, es war seinen Bedürfnissen nicht genügend angepasst. Die Praktikantin hatte ihr Praktikum beendet und der Tagesablauf der Wohngruppe ließ eine intensivere Beschäftigung auch nicht zu. Neue Praktikantin, neues Glück. Da wir noch keinen Zugang zum Computerprogramm hatten, haben wir einfach alle Symbole größer kopiert, 60% der alten Symbole, die B. nicht benutzte herausgenommen und mit ihm zusammen intensiv das neue Buch bestückt. Die Seiten wurden verdickt, da B. nur den linken Arm benutzen kann und auch alle wichtigen Personen kamen jetzt als Foto mit ins Buch. B. trägt es jetzt immer bei sich und benutzt es regelmäßig. Highlights waren zum Beispiel, als er sich mit dessen Hilfe zu seinem 40. Geburtstag Spiegeleier zum Brunchen bestellte oder sich mit Unterstützung der Symbole eine neue Sonnenbrille zu Weihnachten wünschte. Als B s Zimmer in der Wohngruppe umgestellt wurde, signalisierte er in der Arbeitsgruppe, dass er neue Symbole brauchte, wie ein Sofa und ein Etagenbett..docx Stand:
5 Bereich Stiftung Seite: 5 von 9 Als er in der Arbeitsgruppe eine Armlehne für den rechten Arm bekam, musste ich ihm zu dem Symbol Stuhl die Armlehne malen. So erweitert B. selbstständig und situativ seinen Wortschatz. So zeigt sich auch mit allen Umständen - B. speichelt zum Beispiel stark - dass das sbuch ungefähr jährlich erneuert werden müsste. Das PC-Programm, auf das wir inzwischen auch Zugriff haben, wird dies mit der Zeit vereinfachen. Des Weiteren gibt es in unserer Arbeitsgruppe eine Anwesenheitsübersicht mit Fotos. Eine Sonnenblume ist das Symbol für Anwesenheit, ein Strandhaus für Urlaub, ein Krankenwagen für Krankheit und ein Ball für Erwachsenenbildung und Sport. Die Fotos der Personen in unserer Arbeitsgruppe können nun leicht dementsprechend angebracht werden. Dies bringt Sicherheit und Struktur ins tägliche Gruppengeschehen. Für tägliche Bedürfnisse hängt in unserer Gruppe eine Leiste mit Fotos wie Taschentüchern, Zewa, Glas, Tasse, WC-Zeichen, Kaffee, Cola usw. Jetzt holen sich auch Beschäftigte zum Beispiel etwas zu Trinken, die sonst selbstständig nicht die Möglichkeit hätten. Ich habe auch Fotos von allen Kollegen gemacht und schicke bewusst nonverbale Personen damit auf Botengänge, um die Integration und die Orientierung der Personen zu fördern bzw. zu erhalten. Hierbei werden sie gerne von anderen Beschäftigten unterstützt. Auch bei den Beschäftigten hat sich schnell ein Interesse für UK entwickelt. In diesem Sommer stand ein Zeltwochenende vom Freizeitbereich an. Person x, die sprechen und zeichnen kann, wusste dass B. auch mitfährt und kam auf die tolle Idee, für B. ein Zelt zu malen, mit welchem er erzählen konnte, dass auch B. an diesem Zeltwochenende teilnimmt. Und so teilt B. heute seinen Mitmenschen Vieles von sich mit, von dem wir sonst nur geraten hätten. (Dagmar Hessel, Werkstätten, Abt. Coesfeld) 2.3 Unterstützte im Bereich Wohnen anhand eines Praxisbeispiels 30 Minuten in der Woche Extra und wir verstehen uns noch besser... Stellen sie sich vor, sie verstehen zwar sehr viel an verbaler Sprache, es ist ihnen aber nicht möglich zu äußern, dass sie jetzt nicht die Spülmaschine ausräumen wollen, weil sie z.b. unglaublichen Durst haben. So erging es einem jetzt 13jähriger Jungen, der seit Anfang 2004 in wohnt. Frustrationen waren vorprogrammiert und als Folge starke Anspannung und Verhaltensauffälligkeiten - die viel Zeit und Geld kosteten. So konnte es sein, dass er z.b. Kleidung, Teller und Tischdecken aus dem Fenster warf. Wenn M. auf die Toilette ging, musste er eng begleitet werden, damit seine Kleidung nicht in der Toilette verschwand... und manchmal war er doch schneller. Heute stellt es kein Problem mehr da, M. im Aufenthaltsraum alleine zu lassen, und auch den Toilettengang führt er selbstständig aus. Ein Kollege erzählte mir, dass M. letztens alleine den Essenwagen weggebracht hat. Das sind doch Momente, die wir an unserer Arbeit lieben. Oder? Natürlich wird es in unserem Alltag immer schwieriger, Menschen mit einer Behinderung zu fördern. Das Personal wird weniger und die Bürotätigkeiten nehmen auch zu. Aber die Gebärdensprache half dabei, weniger Frustration bei M. entstehen zu lassen, und wohl auch deswegen sind seine Verhaltensauffälligkeiten seltener geworden. Anfangs lernte M. eine Gebärde pro Woche. Im Laufe der Zeit zeigte es sich, dass M. auch schneller lernen konnte. Zur Zeit verfügt er über ca. 50 Gebärden. Der Zeitaufwand pro Woche betrug etwa 20 bis 30 Minuten. Die jeweilige Gebärde wurde in einem Arbeitsordner zusammen mit einem Symbol des entsprechenden Wortes dargestellt und gesammelt, was vor allem auch wichtig für die Einbeziehung der anderen Kollegen des Erzieherteams in die Arbeit war, die sich über den Ordner auf dem Laufenden halten konnten. Das Lernen von Gebärden macht für M. ja nur dann Sinn, wenn seine wichtigsten Bezugspersonen ihn auch verstehen. Daher war es von zentraler Bedeutung, das gesamte Team bei der Arbeit mitzunehmen, auch um sicher zu stellen, dass die Gebärdensprache im Alltag von M. gefordert wurde, und er nicht wieder in undifferenziertes Zeigen und Lautieren zurückfiel. Dazu wurde auch in jedem Teamgespräch eine kurze Einweisung der Kollegen in die neuen Gebärden durchgeführt. Zudem sind Die Gebärden der Woche immer aktuell im Dienstzimmer ausgehängt. Auch die Koordination mit seinem zweiten wichtigen Lebensbereich, der Schule, war eine wichtige Aufgabe. Insbesondere war hier darauf zu achten, dass in den verschiedenen Bereichen dieselben Gebärden verwendet wurden. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass alle Beteiligten (Eltern, Betreuer, Lehrer, Logopäden und WG-Mitglieder) profitieren. M. war es jetzt möglich, seine Bedürfnisse zu konkretisieren. Ich erinnere mich an eine Situation, dass M. nach Käse verlangte. Käse war nicht an unserem Tisch, und so fragte.docx Stand:
6 Bereich Stiftung Seite: 6 von 9 er mit Hilfe der passenden Gebärde am Nachbartisch Bitte Käse, und ein anderer junger Mann aus der WG reichte den Käse herüber, so dass klar war, dass er die Gebärde verstanden hatte. So konnte ich im Verlauf des Projektes vermehrt beobachten, dass Mitbewohner mit lernten und ganz nebenbei neue Möglichkeiten der erwarben. Falls sie jetzt Motivation verspüren Gebärden zu erlernen, scheuen sie sich nicht mich anzurufen. Ich würde mich freuen. (Marion Hartz, Mitarbeiterin in der berufsbegleitenden Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin) 3. Voraussetzungen und Anregungen zur Einführung und Umsetzung In allen Bereichen der Stiftung bestehen zwischenmenschliche Kontakte, die von Wertschätzung und Achtung geprägt sind. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Menschen sich verstehen wollen und können. Die Abläufe im Alltag mit Betreuten sind oftmals sehr gut eingespielt, so dass auch die miteinander sehr gut funktionieren kann ( Man kennt sich gut und versteht sich daher auch ). Langjährige und vielleicht auch eingefahrene Strukturen bergen aber die Gefahr, dass Menschen mit eingeschränkten Äußerungsmöglichkeiten Abläufe nur schwer beeinflussen und verändern können und sich bei den Betreuern folgende Haltung herausbildet ich weiß schon, was du willst. Die Abhängigkeit der zu begleitenden Personen festigt und verstärkt sich in der Folge. Daher muss es Maxime jedes Handelns sein, den zu Betreuenden möglichst gut in seinen Bedürfnissen und Interessen zu verstehen und ihm immer wieder auch die Möglichkeit zu geben, sich verändern und neu entscheiden zu dürfen. Das Konzept der Unterstützten bietet hier Chancen, transparenter und erfolgreicher zu gestalten, immer in dem Wissen, dass perfekte eine Utopie ist. Folgende Voraussetzungen und Anregungen für die Einführung von Unterstützer in der Stiftung sollen hier genannt sein: Grundlagenwissen und Qualifizierung Damit eine gemeinsame Vorstellung von gelingender entstehen kann, ist es unumgänglich, dass Grundlagenwissen zum Thema und Unterstützte vorhanden ist. In Fortbildungen und internen Qualifizierungen kann Wissen vermittelt und ein gemeinsames Verständnis erarbeitet werden. Zertifikatskurse nach ISAAC-Standard führen zu einer Verständigung darüber, was unter Unterstützter und allgemeiner unter (gelingender) verstanden wird. Zeit Ein wichtiger Faktor in der Arbeit mit Unterstützter ist die Zeit. Ein Mensch mit Bedarf an Unterstützter benötigt in der Regel ein Vielfaches an Zeit, um sich zu äußern. Will der einzelne Mitarbeiter ihn verstehen, bedarf es also nicht nur der oftmals zeitaufwändigen Vorbereitung der ssituation (Medien erstellen, s. o.), sondern auch die an sich dauert erheblich länger als unter normalen Umständen. Man stelle sich z. B. eine stark körperbehinderte Person vor, die mittels Ja-Nein Gesten entscheidet, was sie zum Frühstück essen möchte. Zeitdruck und Hektik verstärken in solchen Situationen die Schwierigkeiten des unterstützt Sprechenden. Personelle Ressourcen Wo mehr Zeit in alltägliche Abläufe investiert werden muss, steigen auch die Anforderungan an die personellen Ressourcen. Während ein Mitarbeiter z. B. im Bereich Wohnen sich einer Person intensiv zuwendet, um ihr Aufmerksamkeit und Geduld entgegenzubringen, um sie unterstützt kommunizierend verstehen zu können, müssen die weiteren Aufgabenbereiche auf andere Personen verteilt werden. Ein engerer Betreuungsschlüssel kann die Folge sein, wenn die intensivere Zuwendung nicht auf Kosten anderer Bewohner gehen soll. Hier muss jedoch auch festgestellt werden, dass eine größere Selbstbestimmung in kommunikativen Situationen auf lange Sicht auch mit einer Entlastung der Mitarbeiter einhergehen kann: Spannungen und Verhaltensprobleme werden abgebaut, der Bewohner untereinander wird erleichtert, so dass sich enge Betreuungsphasen evtl. verringern und Ressourcen frei werden können..docx Stand:
7 Bereich Stiftung Seite: 7 von 9 Medien und Hilfsmittel Unterstützte verlangt einen nicht geringen Einsatz an medialen Ressourcen. Gelingt die nicht mit körpereigenen Möglichkeiten (Gesten, Mimik, Gebärden), so werden externe Hilfen notwendig. Diese reicht von der Verständigung durch Gegenstände, Fotos und Symbolbilder bis hin zur Nutzung komplizierter Computer mit Sprachausgabe. Die Versorgung der einzelnen Person mit einer ihren Fähigkeiten entsprechenden shilfe ist vom jeweiligen Versicherungsträger, in der Regel durch die Krankenkassen, zu übernehmen. Darüber hinaus ist es aber von großem Vorteil, wenn die Einrichtung über einen Fundus an Geräten verfügt, mit dessen Hilfe unumständlich und direkt eine passende Hilfsmittelversorgung erprobt und abgeklärt werden kann. Weiterhin ist hier auch die UKpedia zu nennen. Hier können die Mitarbeiter im Intranet auf einen Grundwortschatz an Symbolen und Gebärden zugreifen. Grundlage für diese Sammlungen sind die Symbole des Pictoselector-Programms bzw. die Deutsche Gebärdensprache (DGS), weitestgehend in der Ausarbeitung von Karin Kestner. Ebenfalls sind in der UKpedia weitere Medien und Materialien zur UK abgelegt. Im Zuge der Einführung der UKpedia sind alle Gruppen und Arbeitsbereiche mit Netzwerk-Computern, Druckern und Laminiergeräten ausgestattet worden bzw. steht an der Anmeldung ein Farbdrucker und ein Laminiergerät zur Verfügung. Folgekosten durch Papier-, Druckerpatronen- und Laminierfolienverbrauch werden über die Bereiche abgerechnet. Bereichsübergreifende Kooperation und Vernetzung In einer großen Einrichtung muss das Thema Unterstützte gut koordiniert werden. Aus den vier Bereichen Wohnen, WfbM, E.u.L.e. und Schule sind daher Personen benannt, die im UK-Netzwerk der Stiftung für Verknüpfung, Austausch und die gemeinsame Weiterentwicklung des Themas UK zuständig sind. Wichtigstes Ziel des UK-Netzwerkes ist es, die vorhandenen Fähigkeiten und Materialien der unterstützt sprechenden Personen zu sichern. Notwendig ist das besonders dort, wo Überschneidungen von Lebensbereichen vorhanden sind oder Wechsel von Bereichen und Zuständigkeiten erfolgen. Innerhalb der einzelnen Bereiche sind Unterstrukturen eingerichtet worden, in denen UK-Beauftragte für die Weitergabe von Informationen und Vereinbarungen aus dem Netzwerk sowie für Rückmeldungen aus den Bereichen an das Netzwerk verantwortlich sind. Verantwortlichkeiten und Verbindlichkeiten In den Bereichen werden konkrete Verbindlichkeiten und Verantwortlichkeiten geklärt und Personen für die Einhaltung und Umsetzung benannt. Koordinierung und fachliche Beratung Unterstützte in einer großen Einrichtung mit unterschiedlichen Bereichen benötigt eine Stelle der Koordination und der fachlichen Beratung, die als Anlaufstelle bei Fragen, Austausch, Diagnostik und bereichsübergreifenden Absprachen fungiert. So wird die Einrichtung einer Stelle als spädagoge nach ISAAC Standard befürwortet. Diese Funktion können auch MitarbeiterInnen als besondere Multiplikatoren aus einzelnen Bereichen übernehmen, die in ihrem Bereich benannt und verantwortlich sind für die Umsetzung und Arbeit mit Unterstützter. Sie haben beratende und anleitende Funktion ihren Kollegen gegenüber und treiben die Weiterentwicklung der Unterstützten gemeinsam in einem regelmäßig arbeitenden Fachzirkel voran. Räumliche Gestaltung Das Gelände und Räumlichkeiten werden mit Symbolen aus dem Programm Pictoselector ausgestattet. und beschriftet. Die Ausführung vor Ort wird in den Bereichs- und Abteilungskonferenzen beschlossen und die Verantwortung für die Umsetzung festgelegt..docx Stand:
8 Bereich Stiftung Seite: 8 von 9 4. Erhebungsbogen In einem speziellen Bogen, der die in einzelnen Bereichen von verwendeten Betreuungsdokumenten ergänzt, werden Fähigkeiten und Vereinbarungen zur festgehalten und Entwicklungen vermerkt. Name: Stammnummer: Geburtsdatum: Erhebungsdatum: Erstellt von: 1. Verbale Äußerungen keine Laute ohne Bedeutung Laute/Einzelwörter mit Bedeutung massive Einschränkung der Verständlichkeit trotz vergleichbar gutem Sprachverständnis andere: 2. Körpereigene sformen zeigen eigene Gestik und Mimik normierte Gesten: Deutsche Gebärdensprache Makaton Schau doch meine Hände an GUK andere: körpereigene sformen 3. Externe Hilfsmittel zur Fotos: Personen Gegenstände andere: Symbole: Boardmaker in Farbe: Boardmaker in schwarz/weiß: Realgegenstände andere: Mitteilungsheft Sprachausgabegerät: keine.docx Stand:
9 Bereich Stiftung Seite: 9 von 9 4. Sprachverständnis konkret-anschaulicher Bereich abstrakt ungeklärt Anmerkungen: 5. sanlässe ( z.b. bevorzugte Themen ) 6. Absprachen zur weiteren Förderung und Entwicklung Weitere Aussagen zur, Fähigkeiten und Förderung sind beschrieben in:.docx Stand:
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