relative Verteilung der Eignungen in den Übertrittsgutachen der staatlichen und staatlich anerkannten Grundschulen Eignung für das Gymnasium
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- Alma Hoch
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1 Schluss mit den Schubladen! Grüne belegen große regionale Unterschiede bei Bildungschancen in Bayern Pressekonferenz mit Thomas Gehring, MdL, bildungspolitischer Sprecher Zehntausende Viertklässler in Bayern erhalten an diesem Montag ihr Übertrittszeugnis. Der Unterschied von einer Zehntelnote in den Fächern Mathematik, Deutsch und Heimat- und Sachunterricht bestimmt, auf welche Schule ein Kind wechseln darf. Mit 2,33 gibt es grünes Licht fürs Gymnasium, mit 2,66 für die Realschule. Alle anderen besuchen ab Klasse fünf die Mittelschule. Eine Entscheidung über den weiteren Bildungsverlauf und prägend für die Zukunft. Schon in der dritten Klasse setzt sich der Gedanke an den weiteren Schulweg in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler fest. Die Auswahl hat enorme Bedeutung für den künftigen Bildungsweg der Kinder - und sie belastet nicht nur sie, sondern auch die Eltern und Lehrkräfte. Eine Untersuchung der Julius-Maximilians Universität Würzburg kommt zu dem Ergebnis, dass die bindenden Übertrittszeugnise in Bayern zu einer besonders hohen Stressbelastung der Grundschülerinnen und Grundschüler führen. Die GrundschullehrerInnen müssen bei der Schullaufbahnempfehlung jedes Mal einen Spagat bewältigen, der ihnen von einem selektiven Schulsystem aufgezwungen wird. Die CSU-Staatsregierung weist immer darauf, dass mit dem Übertrittverfahren die geeignete Schulart für jedes Kind gewählt wird. Die Kriterien, die hinter der vermeintlich objektiven Note stecken, wer in welcher Schul-Schublade landet sind höchst fragwürdig. Jede Studie belegt aufs Neue, dass wie in keinem anderen Bundesland die Bildungschancen in Bayern stark abhängig sind von sozialer Herkunft und Wohnort. Ein Blick auf die regionale Verteilung der Notenschnitte macht auf jeden Fall deutlich, dass die Eignung für das Gymnasium und für die anderen Schularten in Bayern regional höchst unterschiedlich ausgeprägt ist. (Antwort der Staatsregierung auf Anfrage zum Plenum) 1
2 Region relative Verteilung der Eignungen in den Übertrittsgutachen der staatlichen und staatlich anerkannten Grundschulen Eignung für die Mittelschule Eignung für die Realschule Eignung für das Gymnasium Bayern 31,6 % 16,6 % 51,8 % Oberbayern 28,5 % 15,9 % 55,6 % Niederbayern 35,3 % 17,1 % 47,6 % Oberpfalz 34,7 % 16,7 % 48,6 % Oberfranken 33,8 % 15,7 % 50,5 % Mittelfranken 31,4 % 16,6 % 52,0 % Unterfranken 34,5 % 17,4 % 48,1 % Schwaben 32,1 % 17,8 % 50,1 % Verteilung der Eignungen in den Übertrittsgutachten für den Übertritt zum Schuljahr 2014/15 Denn wenn die CSU selbst daran glaubt, dann sind die Kinder in Niederbayern etwa, weniger begabt als die in Oberbayern, denn in Niederbayern erreichen 47,6% die Eignung fürs Gymnasium, während es in Oberbayern 55,6% tun und dies jedes Jahr aufs Neue. Noch frappierender wird der Unterschied, wenn man sich die Verteilung der auf lokaler Ebene anschaut. Die höchste Gymnasialeignung ist mit 71,2 in München Land zu finden, die geringste in Hof/Stadt 37,3. Der Glaubensdreisatz der CSU Notengerecht = begabungsgerecht = leistungsgerecht wird mit diesen Zahlen ad absurdum geführt. Sag mir wo du wohnst, und ich sag dir, was du wirst Dass der Bildungserfolg für Kinder und Jugendliche in Bayern besonders von ihrem Wohn- und Lebensmittelpunkt abhängig ist, wurde längst immer wieder in die bildungspolitische Diskussion eingebracht. Mit dem aktuellen Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung (12/2014) ist es jedoch erstmals möglich die feinen regionalen Unterschiede konkret nachzuvollziehen. Erstmals untersuchte der Chancenspiegel nicht nur die Länderebene, sondern auch die Kreise und kreisfreien Städte. Das Ergebnis: Die Bildungschancen sind auf der kommunalen Ebene höchst ungleich verteilt. In den gemessenen Bereichen Integrationskraft und Durchlässigkeit zählt Bayern damit zu den Ländern, die am schlechtesten Abschneiden. 2
3 Offenkundig wird nun, dass die Bildungschancen auf kommunaler Ebene sehr ungleich verteilt sind. Besorgniserregend ist für uns Grüne dabei, dass SchülerInnen je nach Wohnort auf höchst unterschiedliche Chancen treffen. Fazit: Schullandschaft in Bayern höchst unausgewogen keine gleichen Lebensverhältnisse in Bayern Aus der Studie (Seite 65 ff.) geht hervor, dass es nur in den kreisfreien Städte Bamberg, Coburg und Erlangen ein ausgewogenes Verhältnis von Schulen ohne zu Schulen mit Hochschulreifeoption Verhältnis vorzufinden ist. Demgegenüber gibt es in 75 der insgesamt 96 Kreise im Verhältnis mehr als doppelt so viele Schulen, an denen nicht die Möglichkeit besteht, eine Hochschulreife zu erwerben. In den Landkreisen Bamberg und Schweinfurt sind keine Gymnasien vorhanden. Dafür ist der Anteil an Gymnasien in der kreisfreien Stadt Bamberg überdurchschnittlich hoch. 3
4 Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass auch Fälle auftreten, in denen kein Übergang zum Gymnasium vorkommen kann, weil dort kein Gymnasialangebot vorgehalten wird. Brisant: 14 neue Gymnasien sind in den letzten zehn Jahren in Bayern errichtet worden, weitere 4 werden in den nächsten fünf Jahren folgen, keines davon liegt im nördlichen Bayern, wie Landtagsvizepräsidentin Gote in einer schriftlichen Anfrage (17/2359) an die Staatsregierung erfuhr. Fazit: Die Aufteilung der Schülerinnen und Schüler nach der vierten Klassen mittels der verbindlichen Übertrittszeugnisse erzeugt großen Druck und stellt eine Belastung für Kinder, Eltern und Grundschulen dar und geschieht nach scheinobjektiven Kriterien. Entscheidet sind vielmehr sozialer Hintergrund der Familien, regionale Herkunft und schulisches Angebot vor Ort. Die propagierte Vorstellung einer leistungsgerechten Zuteilung der Schülerinnen und Schüler auf die für sie geeignete Schularten nach landesweiten gleichen Kriterien ist ad absurdum geführt. 4
5 Grüne Forderungen Ersatz der verbindlichen Grundschulempfehlung und der verpflichtenden Vorgabe eines bestimmten Notendurchschnitts durch eine qualifizierte Beratung der Eltern und ein freies Elternwahlrecht (verankert im BayEUG) Lernentwicklungsgespräche auch für die vierte Klasse. Endlich ist es auch ab diesem Schuljahr in Bayern möglich, dass Grundschulen Lernentwicklungsgespräche zum Halbjahr führen können anstatt Noten zu verteilen. Jetzt müssen wir klären, wie die individuelle Leistungsmessung und -bewertung auf die vierte Klasse oder gar auf andere Schularten und Jahrgänge ausgedehnt werden kann. Denn es macht wenig Sinn, in den ersten drei Jahrgängen sinnvoll pädagogisch zu arbeiten, dann aber mit Blick auf den Übertritt in der vierten Klasse wieder auf Lernen im Gleichschritt zu setzen. Die Ermöglichung neuer Schulformen(Gemeinschaftsschulen) mit einer differenzierten Förderung nach Klasse vier in der Schule ist gerade in Regionen mit unzureichendem Schulangebot und angesichts des demographischen Wandels dringend geboten, um die Bildungsgerechtigkeit in Bayern sowohl sozial als auch regional zu verbessern. München, 4. Mai 2015 Thomas Gehring, bildungspolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag 5
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