Gehirn und Aggression Aggressives Verhalten beim Menschen aus neurowissenschaftlicher Perspektive

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1 Gehirn und Aggression Aggressives Verhalten beim Menschen aus neurowissenschaftlicher Perspektive Ulrike M. Krämer Universität zu Lübeck Definition Aggression ist jegliches Verhalten, das darauf abzielt, jemandem gegen dessen Willen Schaden zuzufügen. Baron & Richardson (1994) 1

2 Aggression Ziel: Sicherung oder Erwerb von Ressourcen, Nahrung, Partnern Aggression Motiviert durch Frustration, Provokation, Ärger 2

3 Subtypen Instrumentelle, kontrollierte Aggression Kaltblütig Psychopathie Impulsive, reaktive Aggression Reaktion auf Provokation, Frustration affektiv Aggression 3

4 Neurowissenschaften Was sind die relevanten Hirnregionen für aggressives Verhalten und Regulation von Aggression? Welche Neurotransmitter modulieren aggressives Verhalten? Was sind Hirnkorrelate von pathologischer Aggression und interindividuellen Unterschieden in normaler Aggression? Genetik Antisoziales Verhalten als Folge von Interaktionen bestimmter Gene und Umweltbedingungen LOW MAO-A HIGH MAO-A Caspi et al.,

5 Tiermodell Soziale Hinweisreize lösen Aggression über Achse Amygdala-Hypothalamus- Periaquäduktales Grau aus Visuelle und auditive soziale Signale Reguliert bei Primaten durch orbitofrontalen Kortex Aggressives Verhalten aus: Nelson & Trainor, 2007 Phineas P. Gage ( ) 5

6 The equilibrium or balance, so to speak, between his intellectual faculties and animal propensities, seems to have been destroyed. He is fitful, irreverent, indulging at times in the grossest profanity (which was not previously his custom), manifesting but little deference for his fellows, impatient of restraint or advice when it conflicts with his desires, at times pertinaciously obstinate, yet capricious and vacillating, devising many plans of future operations, which are no sooner arranged than they are abandoned in turn for others appearing more feasible. [ ] In this regard his mind was radically changed, so decidedly that his friends and acquaintances said he was "no longer Gage". Harlow, 1868 Läsionsstudien OFC wichtig für Emotionen und Belohnungsverarbeitung Patienten mit OFC-Läsionen zeigen Persönlichkeitsveränderungen Defizite im Sozialverhalten Affektveränderungen Defizite in Entscheidungsfindung 6

7 Läsionsstudien OFC-Läsionen aus frühester Kindheit Unangepasstes Sozialverhalten gewalttätiges, kriminelles Verhalten Defizite in sozialen und moralischen Entscheidungen Eingeschränkter Erwerb moralischer und sozialer Konventionen Anderson et al., Nature Neuroscience, 1999 Elektroenzephalographie (EEG) zur Verfügung gestellt von: RT Knight 7

8 Magnetresonanztomographie Anatomie Funktion Bildgebung Reaktion auf emotionale Stimuli Reaktion auf Provokation Zusammenhang mit Aggression? J Cogn Neurosci

9 Bildgebung Aktivität im anterioren Gyrus cinguli nach Provokation hängt mit Persönlichkeitsunterschieden in Aggressivität und selbstberichtetem Ärger zusammen. ACC Aktivität Denson et al., J Cogn Neurosci 2009 ACC Aktivität Aggressivität Ärger Messung von Aggression im EEG oder MRT-Labor? 9

10 Paradigma Taylor Aggressionsparadigma (1967) Verloren Wahl: 2 Zeit Gegner 1 Persönlichkeitsunterschiede 10

11 EEG Eigenschaftsaggressivität niedrig hoch aggressives Verhalten hoch niedrig Krämer et al., J Cog Neurosci, 2008 Reaktive Aggression Emotionale Reaktion Vermeidung Furcht Ärger Annäherung Welche Verhaltenstendenz durch einen Stimulus aktiviert wird, sollte von der emotionalen Reaktion der Person abhängen. 11

12 Schreckreflex Koch, 1999 Furchtpotenzierung Verstärkung vom Schreckreflex durch emotionalen Kontext 12

13 Hypothesen Aggressives Verhalten hängt von emotionaler Reaktion auf Provokation ab Emotionale Reaktion auf Provokation variiert mit Unterschieden in der Furchtpotenzierung Vermittelt über welche Hirnregionen? fmrt Ergebnisse Zusammenhang der FP Unterschiede mit neuronaler Antwort auf Provokation (Regressionsanalyse) 1 cuneus 2 precuneus 3 mpfc 4 TPJ 5 SFG 6 IFG p <.05 FDR-corr., cluster threshold 20 voxels 13

14 Provokation niedrig hoch FP niedrig FP hoch FP niedrig FP hoch Probanden mit höherer Tendenz, auf Bedrohung mit Furcht zu reagieren, zeigen unter Provokation geringere Aktivität in Hirnregionen. Aktivität in TPJ, Precuneus und mpfc wird in Aufgaben gefunden, die soziale Kognition erfordern - Zuschreiben von Intentionen und Gefühlen - Vorhersage des Verhaltens anderer - mentalizing (Sebastian et al., 2012; Krämer et al., 2010; Hooker et al., 2008) Sebastian et al.,

15 Zusammenfassung Forschungsfragen und -methoden in Neurowissenschaften Bedeutung des orbitofrontalen Kortex für Sozialverhalten Neuronale Grundlagen von interindividuellen Unterschieden in aggressivem Verhalten Danke an Thomas F. Münte Frederike Beyer Sarah Büttner DFG 15

16 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 16