Anrede, kein Thema hat uns in den letzten Wochen und Monaten mehr bewegt soll der überaus bekannte, geschätzte und geliebte ehemalige

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1 Anrede, kein Thema hat uns in den letzten Wochen und Monaten mehr bewegt soll der überaus bekannte, geschätzte und geliebte ehemalige Oberbürgermeister Dr. Helmuth liebevoll genannt Ami Hörstmann die ihm zu Ehren gewidmete Straßenbezeichnung einbüßen oder besser nicht? Der Bürger auf der Straße versteht die Welt nicht mehr habt ihr im Rat denn nichts Besseres zu tun wofür dieser aufwändige Zeit- und auch Geldeinsatz. Lasst doch die Vergangenheit endlich einmal ruhen und kümmert Euch um die wahren Probleme unserer Stadt, z.b., dass immer mehr Menschen sich kein Mittagessen mehr leisten können und die Celler Tafel täglich neue hilfesuchende Menschen dazubekommt. In der Tat, auch mir als Fraktionsvorsitzenden der Fraktion der Wählergemeinschaft Celle hat die Frage der Straßenumbenennungen Helmut Hörstmann und gleichermaßen Agnes Miegel und Hanna Fuess schlaflose Nächte bereitet, insbesondere, da die Akzeptanz der sich öffentlich zu Wort meldenden B&B überwiegend pro Nichtumbenennung und lasst es doch endlich mal gut sein lautete. Aber was ist wirklich gut, was ist mit den vielen B&B, die sich nicht zu Wort gemeldet haben? Was ist zu tun, was ist die Wahrheit, welche Wahrheit und wessen Wahrheit ist die Richtige? Als Entscheidungshilfe erscheint ein kurzer Rückblick hilfreich: Ex OB Dr. h.c. Martin Biermann forderte 2007 in einer viel beachteten Rede: Aber wir dürfen auch Fragen stellen. War es wirklich so, dass man in dieser Diktatur nur überleben konnte, wenn man dem Zeitgeist folgte und den NS-Diktatoren zu Willen war? Gibt es nicht genügend herausragende Beispiele, dass sich viel anders verhielten? Sie haben dem Zeitgeist widerstanden, sind

2 aufrechten Ganges auch durch diese schwere Zeit gegangen, haben ihre christlichen Grundwerte nicht verraten. Straßenbenennung wirken eben weit in die Zukunft hinein. Die Ehrenbürgerwürde endet mit dem Tod des Betroffenen, aber Straßenbenennungen entfalten ehrende Wirkung auch viele Jahrzehnte, meistens Jahrhunderte. Dort sollten strenge Maßstäbe angelegt werden Es ist deshalb gut und so halten wir es ja fast überwiegend auch mindestens eine Zeitraum von 10 Jahren nach dem Tode verstreichen zu lassen, bevor wir Persönlichkeiten in dieser Form ehren. Die Nähe zum Betroffenen, das ihn persönlich gekannt und geschätzt haben, die subjektive Empfindung birgt für eine objektive Betrachtung, eine distanzierte, ganzheitliche Beurteilung unübersehbare Gefahren. Die Nähe kann Vorteil, kann aber auch ein schwerwiegender Nachteil sein. Nachdem in kurzer Zeit gleich 2 Bürgern dieser Stadt, Ernst Meyer und Kurt Blanke, die Ehrenbeweise durch Straßenbenennungen aberkannt werden mussten, beauftragte Dr. Biermann anschließend den renommierten Historiker Dr. Berhard Stebel aus Hannover, eine Untersuchung über Straßennamen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus zu verfassen. Unser seinerzeitiger OB wollte offensichtlich endlich sozusagen reinen Tisch und Nägel mit Köpfen in Celle machen, um in Naziunrecht verstrickten Menschen die Ehrenbekundung durch Straßenbenennung abzuerkennen. OB Mende setzte diese Arbeit dankenswerterweise fort, nahm das Strebel-Gutachten entgegen und setzte nach VA-Beschluss eine fürwahr namhafte hochkarätig besetzte Bewertungskommission

3 ein. Diese tagte 3x und kam überein, nach einer Vielzahl von über 40 Einzelfallprüfungen lediglich in 3 Fällen die besagten 3 Straßen umzubenennen. Wie kamen sie letztendlich zu dieser Empfehlung: Professor Ipsen erklärte den Kernansatz für die Beurteilung und führte aus: Eine Ehrung durch Straßenbenennung bedeutet, dass das Gemeinwesen sich für alle Zukunft vor der betreffenden Person verneigt. Folgerichtig geht es nicht um die Diskreditierung oder eine zweite Entnazifizierung, sondern einzig um die Frage, ob ein solches Gedenken für die Zukunft gerechtfertigt wäre. Die Kommission hatte nicht die Aufgabe, strafbare Handlungen nachzuweisen oder Schuldvorwürfe im juristischen Sinne zu betreiben, dies würde sie sich nicht anmaßen. Strafbarkeit und Schuld seien daher verfehlte Begriffe. Vielmehr ginge es um die Frage nach dem Vorbildcharakter. Professor Thamer unterstrich anschließend: Es geht nicht um die Beurteilung einer Biographie sondern um die Beurteilung einer Biographie als Vorbild. Folgerichtig ist festzuhalten: Die Verdienste Dr. Helmuth Hörstmanns, die er selbstverständlich erworben hat und die heute überwiegend gesehen werden und auch die der beiden Damen Miegel und Fuess sind das eine Respekt vor den Lebensleistungen dieser 3 Personen. Aber vor dem Hintergrund des verbrecherischen Nazi-Systems, dessen Geschichte sich niemals wiederholen darf, ging es der Kommission so weist es das Protokoll der entscheidenden 3.ten Sitzung der Bewertungskommission eindeutig nachlesbar aus im Wesentlichen um eine deutliche Wiedergutmachung und nach außen erkennbare innere Umkehr dieser Personen nach der NSZeit,

4 und zwar durch Wort und Tat. Als Ergebnis konnte bzw. musste abschließend nur für 3 der in Rede stehenden Persönlichkeiten ein solch negativer Befund herausgearbeitet werden und so steht zu lesen: -Agnes Miegel galt als Gallionsfigur der Rechtsextemen, die sich nie von ihrer Haltung ggü. dem Nationalsozialismus distanziert hat. -Hanna Fuess hat sich nie vom NS-Gedankengut distanziert, sondern in ihrer Sammlung von Erlebnisberichten weiterhin NSPropaganda- Journalismus betrieben. -Helmuth Hörstmann hat als Obersturmführer im Zentrum des NS-Machtapparates gestanden und nach dem Krieg keine Einsicht gezeigt, sondern versucht, sein Verhalten zu beschönigen, so dass sein Fall von den hier diskutierten der gravierendste ist. Die Ratsmitglieder und die Fraktion der Wählergemeinschaft werden vor diesem Hintergrund in der nun bald folgenden Abstimmung eine Entscheidung treffen, ja treffen müssen. Umso schwerer, weil als Menschen, die nicht in dieser Zeit gelebt haben. Freien Wähler und damit auch die Mitglieder der Fraktion der Wählergemeinschaft Celle kennen für sich und ihre demokratische Arbeit keinen Fraktionszwang. Ihre Mitglieder sind somit allein ihrem Gewissen zum Wohle der B&B unserer Stadt verpflichtet und tragen Gesamtverantwortung. Ich bin der festen Überzeugung, dass im Lichte meiner getroffenen Feststellungen und der meiner geschätzten Vorredner aus den anderen 5 Ratsfraktionen eine gute Entscheidung für das positive Ansehen unserer Stadt Celle und damit für das Ansehen aller B&B unserer Stadt getroffen werden wird.

5 Der begangene Celler Weg der Aufarbeitung der NSVergangenheit anhand von Straßennamen ist richtig und wichtig und von Bedeutung weit über die Grenzen von Celle hinaus